Monate: Februar 2017

Lieber Karl-Heinz

Am Sonntag habe ich eine Mail von Karl-Heinz (den ich nicht persönlich kenne) bekommen, wo er mir die Frage stellt: “Für wen arbeitest du eigentlich? Für die Nahrungsmittelindustrie, den Weltmarkt oder für deine Nachbarn.” Und er geht auch noch auf ein paar andere Dinge ein. Hier meine Antwort, die wieder neue Fragen stellt. Fragen, die wir Bauern auch an Politik und Gesellschaft stellen müssen. In einem Dialog: klar in der Sprache, durchaus strittig in der Sache, aber fair im Umgang miteinander. Lieber Karl-Heinz vielen Dank für Deinen Brief. Deine Frage ist nicht leicht zu beantworten. Als mein Vater mir den Betrieb vor 35 Jahren übergeben hat, war unser Betrieb eigentlich ein Bio-Betrieb. Gut, mein Vater hat damals noch mit Quecksilber gebeizt (ist aber trotzdem sehr Jahre alt geworden) aber ansonsten wurde überwiegend mit Mist gedüngt, Vieh hatten wir genug und zwar alles, was man sich heute unter einem bäuerlichen Familienbetrieb vorstellt, Kühe, Schweine, Hühner, Enten und Gänse. Heute sind wir ein reiner Ackerbaubetrieb und arbeiten in Kooperation mit unserem Nachbarn. Um Kosten zu sparen und die Maschinen rentabel einsetzen …

Reim dich oder ich fress dich…

Wahnsinnig, wie die Bauern in den letzten Tagen gereimt haben. Und jetzt schickt uns doch mal Sprüche, in denen eure Arbeit positiv rüberkommt. So in etwa wie in der gelben Karte. Oder wie die hier (hab ich mir gerade so ausgedacht)      Mit Roboter für meine Kühe  – macht die Arbeit wenig Mühe     Und hab ich auch noch so viel Geld – spar ich mit Dünger auf dem Feld     Fahr ich mim Trecker ne grade Spur – gibt’s GPS in meiner Flur Schreibt eure Sprüche einfach in die Kommentare. Und jetzt los, es ist ja Sonntag. Euer Bauer Willi  

Fakten, Gefühle und die Bauern…

Das Wort des Jahres ist „postfaktisch“. Bemüht man Wikipedia, so ist dort der Begriff „postfaktische Politik“ erklärt und zwar so: „Postfaktische Politik ist ein politisches Denken und Handeln, bei dem Fakten nicht im Mittelpunkt stehen. Die Wahrheit einer Aussage tritt hinter den Effekt der Aussage auf die eigene Klientel zurück. In einem demokratischen Diskurs wird – gemäß dem Ideal der Aufklärung – über die zu ziehenden Schlussfolgerungen aus belegbaren Fakten gestritten. In einem postfaktischen Diskurs wird hingegen gelogen, abgelenkt oder verwässert, ohne dass dies entscheidende Relevanz für das Zielpublikum hätte. Entscheidend für die von postfaktischer Politik angesprochenen Wähler ist, ob die angebotenen Erklärungsmodelle eine Nähe zu deren Gefühlswelt haben. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Postfaktische_Politik Postfaktisch ist nicht neu Nun ist dies für mich als Bauer nichts Neues. Ob es um „verseuchtes“ Trinkwasser, um Glyphosat in Muttermilch und Bier, um die Gefahr von „Pestiziden“ oder Gentechnik geht, all diesen Botschaften sind so formuliert, dass eben der Wahrheitsgehalt der Aussage hinter dem Effekt für das eigene Klientel zurücksteht. Wenn das Zielpublikum der Aussage gefühlsmäßig zustimmt, ist das Ziel erreicht. Da kann man …

“Der Andersdenkende ist kein Idiot…

  … er hat sich nur eine andere Wirklichkeit konstruiert”. Dieser Satz stammt nicht von mir, sondern vom Psychotherapeuten Watzlawik, der sich unter anderem auch mit unterschiedlichen Formen der Wahrnehmung beschäftigte. Der obige Auszug aus einem Artikel der FAZ hat mich erst erschrocken gemacht. Er zeigt aber sehr anschaulich, wie die Wahrnehmung von außen auf die Landwirte ist. Und je länger ich darüber nachdenke, um so mehr komme ich zu der Erkenntnis, dass das Bild, das wir nach außen hin abgeben ein anderes ist als das, dass wir Landwirte von uns selbst haben. Die Aufgabe Selbstbild und Fremdbild wieder in Einklang zu bringen. Dazu gehört, sich selbst kritisch zu hinterfragen, ob all das, was wir tun, auch vermittelbar ist. Wenn das nicht der Fall sein sollte, müssen wir dann nicht auch Dinge anders tun? Das Fremdbild können wir nur beeinflussen, wenn wir selbst auf unsere Mitbürger zugehen und ihnen von unserer täglichen Arbeit erzählen. Und wenn ich “erzählen” sage, so meine ich das auch genau so. Fakten sind zwar auch wichtig, aber noch wichtiger ist es, unsere Mitmenschen auch emotional zu erreichen. …

Ministerin Hendricks entschuldigt sich…

Sehr gut Frau Hendricks. Ich denke, wir Landwirte nehmen Ihre Entschuldigung an, weil wir Ihnen jetzt abnehmen, dass Sie persönlich wirklich in einen offenen und fairen Dialog mit uns treten wollen. Klar in der Sprache aber auch durchaus strittig in der Sache. So, wie es sich für gute Demokraten gehört. Besonders für soziale Demokraten… 😉 Sehr gut auch, dass Sie den Lebensmitteleinzelhandel mit in die Verantwortung nehmen, denn der wird in der Diskussion meist vergessen. Hier die sehenswerte Videobotschaft von Frau Hendricks: Statement von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks In den letzten Tagen hat sich eine überwältigende Anzahl von Menschen bei mir zur Kampagne „Gut zur Umwelt. Gesund für alle.“ gemeldet. Ich will mich zunächst bei Ihnen allen sehr bedanken, die mich darin bestärkt haben, dass ich das so wichtige Thema „Umwelt und Landwirtschaft“ anspreche.Aber ich möchte an dieser Stelle vor allem zu Ihnen, den Landwirtinnen und Landwirten, sprechen, die vielfach mit Ablehnung und mit Empörung auf die Kampagne reagiert haben. Dass sich viele von Ihnen durch die Aufmachung der Kampagne persönlich angegriffen oder sich in ihrer …

Bauernregeln sind voll hipp!

Nach so viel Abstimmerei heute hab ich keine Lust mehr zum angestrengt nachdenken. Darum gibt es nun lockere Videos zum gucken… Video1 vom “Bochholter Landschwein”. Total lockerer Videoclip zu einem so ernsten Thema – Klasse gemacht! 🙂 Ich folge dem Trend! Bauernregeln sind voll hipp! 👍🏻 Gepostet von Bocholter Landschwein am Dienstag, 7. Februar 2017

Deine Stimme zählt!!!

Puh, das waren jetzt ein paar wilde Tage. Vielen Dank auch für die vielen Mails, die Alois und ich zum Thema “Neue Bauernregeln” bekommen haben. Wir können leider nicht alle beantworten, weil wir ja so “ganz nebenbei” auch was auf unseren Höfen tun müssen. Doch das jetzige Thema passt sehr gut und jetzt könnt ihr beweisen, wie ernst ihr es mit der Meinungsbildung meint. Ist nämlich etwas Arbeit: Die EU-Kommission hat vor wenigen Tagen eine Befragung gestartet, in der Landwirte, Bürger und Organisationen ihre Meinung zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) abgeben können. Die Möglichkeit der Teilnahme besteht bis Anfang Mai. Ich habe die Fragen beantwortet. Sie sind interessant und sehr aufschlussreich, nicht nur im Hinblick auf die möglichen Antworten der Landwirte sondern auch auf die zu erwartenden Antworten der Bürger und Organisationen. Die könnten nämlich ganz anders ausfallen als die der Landwirte. Deshalb ist deine Stimme jetzt gefragt. Die Beantwortung der Fragen dauert etwa 15 Minuten. Wenn ihr wollt, dass eure Meinung gehört wird, solltet ihr euch diese Viertelstunde Zeit nehmen. Hier der Link: https://ec.europa.eu/agriculture/consultations/cap-modernising/2017_de Und bitte nicht …

Frau Hendricks, packen wir´s an!

Positiv denken, den Konsens suchen, auch wenn es schwer fällt. Deshalb dieser Brief an Frau Hendricks: Sehr geehrter Frau Hendricks, Sie möchten ja gerne in den Dialog mit den Bauern kommen. Sie möchten sich mit uns unterhalten, wie wir die Landwirtschaft nachhaltiger und zukunftssicherer machen können und dazu noch ein gutes Einkommen erzielen. Und da habe ich jetzt einen Vorschlag bei dem Sie sich und Ihre Vorstellungen vom Ackerbau selbst verwirklichen können. Und der Vorschlag lautet so: Vor meinem Büro ist ein Feld, das zwei Hektar groß ist. Dort habe ich im Herbst Weizen eingesät. Mehr ist bisher nicht gemacht worden. Dieses Feld möchte ich gerne mit Ihnen teilen. Einen Hektar davon bewirtschafte ich. Sie bekommen den anderen Hektar, den Sie so bewirtschaften können, wie es Ihren Vorstellungen entspricht. Sie können dort düngen, oder auch nicht. Sie können dort Herbizide ausbringen, striegeln oder das Unkraut stehen lassen. Sie können Pilzkrankheiten mit Fungiziden behandeln oder auch nicht. Wenn Blattläuse kommen entscheiden Sie, was gemacht werden soll. Sie sagen mir, was gemacht werden soll und ich mache das. …