Monate: September 2021

Zieht euch warm an…

Ist das alles nur Panikmache oder ein realistisches Szenario? In Großbritannien jedenfalls könnte es ernst werden. https://www.n-tv.de/wirtschaft/Energiekrise-bedroht-Europas-Wirtschaft-article22812178.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE Und was ist mit Nord-Stream 2? Soll ja am Jahresende in Betrieb genommen werden. Bin eben an der Tankstelle vorbeigefahren. Wir werden wohl in diesem Jahr bei einigen Sorten noch eine Zwei vor dem Komma sehen. Mit den 5 Mark für ein Liter Benzin ist es also nicht mehr so weit. Weitere Folgen: Diesel für Trecker wird teurer, Düngemittelpreise explodieren, Pflanzenschutzmittel werden sicherlich auch teurer. Wir haben die Rübenherbizide für 2022 schon vorgekauft. Auf der Bank gibt es ja keine Zinsen.

Und was ist in 10 Jahren?

Am Abend nehme ich an einer Konferenz teil, in der ein international tätiges Unternehmen aus der Agrarbranche sieben Landwirten aus Deutschland, Großbritannien und Russland die unten stehenden Fragen stellt. Die Zuhörer sind überwiegend keine Landwirte, sondern Manager. Die Antworten sollen kurz und knapp sein und, wenn möglich, in zwei Sätzen gegeben werden. Ich wüsste gerne, wie eure Antworten aussehen. Ganz schön knifflig… 1. Was sind die größten Herausforderungen, denen sich Ihr Betrieb kurzfristig stellen muss (Zeithorizont 1-5 Jahre)? Wie sieht es langfristig aus (Zeithorizont 10-20 Jahre)? 2. Sprechen Sie mit uns über die Kosten, die Qualität, die Beschaffung und das Management von Arbeitskräften. Wie werden sich Ihrer Meinung nach die Arbeitsbedingungen im Laufe der Zeit verändern? 3. Mit welchen Problemen haben Sie bei Ihren Anbauprodukten am meisten zu kämpfen? Zum Beispiel: Fruchtbarkeit, Schädlinge, Unkrautbekämpfung, Rückstandsmanagement, Bodenfeuchtigkeit, Vegetationsperiode usw.? Bei welchen Kulturen und welchen Hauptproblemen? 4. In welchen Kategorien sehen Sie die größten Möglichkeiten zur Verbesserung der Rentabilität? Welche Kosten könnten gesenkt werden? Gibt es eine Möglichkeit, den Erntepreis zu verbessern oder den Ertrag zu steigern? …

…grün…gelb…und ?

Es ist Sonntag, 26.9.2021 um 22:00 Uhr. Die Hochrechnungen liegen sehr nahe beieinander. Die SPD liegt leicht vor der CDU und haben zusammen plus/minus 50% der Stimmen. Die Grünen sind mit rund 14% drittstärkste Partei, gefolgt von der FDP mit rund 11,5 %. Beide zusammen also noch einmal rund 25%. Macht zusammen 75%. Schließt man eine nochmalige Große Koalition aus (und davon muss man bisher ausgehen), werden Grüne und FDP den nächsten Kanzler bestimmen. Geht die FDP mit der SPD, wird dies die angestammten Wähler enttäuschen, gehen die Grünen mit der CDU wird es bei deren Wählern ähnlich sein. Sieht so aus, als wäre es eine schwierige Situation. Nun kommt sowohl von Robert Habeck als auch von Christian Lindner der Vorschlag, dass sich zunächst Gelb und Grün über Gemeinsamkeiten unterhalten,  bevor man in Gespräche mit SPD und CDU eintritt. (Ich wollte zuerst noch „Volksparteien“ schreiben, aber das passt bei diesen Zahlen nicht mehr so gut.) Beide plädieren dafür, sich nicht über Kleinigkeiten zu unterhalten sondern über die Idee, die Geschichte, die Vision, die eine Regierung …

Wahlkampf…

Heute, am 26.9. sind in Ober-Österreich Landtagswahlen. Dazu haben sich die Grünen ein einfaches und eingängiges Wahlplakat einfallen lassen. https://kurier.at/chronik/oberoesterreich/bio-oder-gift-gruenes-wahlplakat-in-ooe-sorgt-fuer-wirbel/401727972 Dass das Plakat in den Reihen der Landwirte für Aufregung sorgt, dürfte verständlich sein. Doch wie denkt der Bürger darüber? Wird eine solche Aussage einen Wähler dazu bringen, die Grünen zu wählen? Und was impliziert die Aussage noch? Ich sitze heute nachmittag im Wahllokal, kann also nicht mitdiskutieren. Heute vormittag sitze ich auf dem Trecker, weil wir in der Gemeinde einen Erntedank-Umzug mit Gottesdienst machen.

Der Ausstieg

Morgen ist Bundestagswahl. Es steht zu vermuten, dass an der Regierung Bündnis90/Die Grünen beteiligt sein werden. Dazu passt dieser Artikel. https://www.welt.de/wirtschaft/article233654275/Fleischindustrie-Umweltschuetzer-planen-Ausstieg-aus-Massenproduktion.html Auch wenn der Artikel hinter der Bezahlsperre steht, muss man kein Prophet sein um zu erahnen, dass die Tierhaltung in Deutschland keine Zukunft mehr hat. Wenn Markus Söder und Armin Laschet in der „Schlussrunde“ von ARD und ZDF auf die Frage, worauf sie wegen des Klimas verzichten, antworten, dass sie jetzt weniger Fleisch essen, wenn der Deutsche Landfrauenverband in seinem Positionspapier meint „dass Fleisch grundsätzlich nicht ungesund ist, wir aber mehr essen als uns und der Umwelt gut tut“, dürfte auch der Letzte erkannt haben, dass es sinnvoll ist, aus der Tierhaltung auszusteigen. Zuerst wird es wohl die Schweinehalter treffen, die sich mit niedrigen Preisen und deutlich gestiegenen Futterkosten auseinandersetzen müssen. Wenn dann noch die Afrikanische Schweinepest weiter Richtung Westen wandert, wird die Situation noch aussichtsloser. Alle Gespräche, an dieser Situation etwas zu ändern, sind ergebnislos verlaufen. Der Lebensmitteleinzelhandel reagiert, wie er immer reagiert: er kauft billig ein. Die Politik reagiert, wie sie immer …

Öko-Weizen 2021

Vergangene Woche wurden die Erträge und Qualitäten des Öko-Weizen für NRW, Hessen und Niedersachsen im Wochenblatt veröffentlicht. Es handelt sich um die Landessortenversuche. An den lehmigen Standorten in den Regionen Soest, Lippe und Paderborn wurde im Schnitt der letzten drei Jahre ein Ertrag von 46,6 dt/ha geerntet. Die Schwankungsbreite ging von 33,9 bis 55 dt/ha. Nimmt man alle 16 Standorte, also Hessen und Niedersachsen mit dabei, kommt man auf einen Durchschnittsertrag der letzten 3 Jahre von 53,6 dt/ha. Der Proteingehalt der empfohlenen Sorte liegt zwischen 8,0 und 11,8. Bekannte Sorten wie Chevignon und Informer kommen auf 9,4.  Der Kleber-Gehalt schwankt zwischen 10,8 und 24,3. Je höher der Kleber-Gehalt, umso voluminöser das Gebackene. Im Schnitt der letzten drei Jahre lagen die Erträge im konventionellen Anbauauf den guten Lößböden des Rheinlandes bei rund 100 dt/ha. Der Proteingehalt unseres Weizens lag – mit wenigen Ausnahmen – zwischen 12,0 und 13,8%. Zumindest in unserer Region ist das Standard. Die Weizenbilanz der EU ist derzeit angespannt: https://www.wochenblatt-dlv.de/maerkte/getreideversorgung-enge-eu-weizenbilanz-566701 Der Selbstversorgungsgrad bei Getreide liegt bei rund 100%. Würden alle Landwirte auf Bio …

Alles etwas dünn…

Gestern habe ich den ausgefüllten Wahlzettel meiner Frau zum Briefkasten gebracht. Sie gehört damit zu den über 40% der Wähler in unserer Gemeinde, die aktuell ihre Stimme per Briefwahl abgeben. Von daher kommen so manche Wahlveranstaltungen längst zu spät. Da ich im Wahlvorstand bin, werde ich erst am Wahltag selbst wählen. Wer immer noch nicht weiß, wen er wählen soll,, für den ist auch diese „Analyse“ der Tagesschau keine Hilfe. https://www.tagesschau.de/inland/btw21/wahlprogramme-landwirtschaft-101.html Mal davon abgesehen, dass die Analyse der ARD etwas dünn ist, sind es die Aussagen der Parteien auch. Wie das Ausland die Wahlveranstaltungen im Fernsehen sieht, sollte diesen treffenden Text aus der „Neuen Zürcher Zeitung“ lesen. Die NZZ wird recht zutreffend auch „Westfernsehen“ genannt, weil sie eben nicht eine politische Partei bevorzugt und bewirbt. So heißt der WDR bei uns schon seit über 20 Jahren „Rotfunk“. Selten habe ich eine so offensichtliche Positionierung des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks (und Fernsehens)  erlebt wie in diesem Jahr. Die Journalisten machen aus ihrer Sympathie für SPD und Grüne keinerlei Geheimnis mehr. Hier der lesenswerte Artikel über die „konstruierte Wirklichkeit“: …

Divide et impera – wenn Bauern sich streiten…

Vor einigen Monaten haben sich diverse Organisationen wie LsV, die Freien Bauern, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) und die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) zu Gesprächen mit dem Lebensmitteleinzelhandel zusammengefunden und über Wochen Gespräche geführt, von denen man hört, dass sie – trotz der unterschiedlichen Interessenlage – sehr konstruktiv sind. Die Gremien sind von Seiten der Landwirte meist von praktizierenden Landwirtinnen und Landwirten besetzt, die die Sachlage daher aus der eigenen Praxis sehr gut beurteilen können. Doch nun droht diesen Gesprächen das Aus. https://www.agrarzeitung.de/nachrichten/wirtschaft/faire-preise-agrardialog-vor-dem-aus-97535 Die Sachlage ist etwas unübersichtlich. Es gibt Meldungen, die sagen, dass der DBV in diesen Gremien Sitz und Stimme bekommen soll(t)e, was dieser bisher abgelehnt haben soll. Der Handelsverband Deutschland (HDE), der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) und der Deutsche Bauernverband (DBV) haben eine Koordinationsstelle eingerichtet, die angeboten hat, den Agrardialog in diese Koordinationsstelle von DBV, DRV und HDE einzubinden. https://www.agrarheute.com/politik/agrardialog-hoffnungsvolle-gespraeche-leh-drohen-abzubrechen-585494 Verwirrung herrscht wegen der Aussage, dass der BVLH, in dem der LEH auch organisiert ist, nun mitteilt, dass der Rückzug des Einzelhandels aus dem Agrardialog nicht überraschend …

50 Jahre Konzern Greenpeace – Das Geschäft mit …

Greenpeace gibt es jetzt seit 50 Jahren. Aber wie glaubhaft ist Greenpeace? Dienen die spektakulären Aktionen wirklich noch dem heeren Ziel der Weltrettung oder sind sie nur noch ein Instrument, um den Konzern in den Schlagzeilen zu halten und die Spendenbeiträge abzusichern? https://www.arte.tv/de/videos/098391-000-A/von-der-oekobewegung-zum-konzern/ Ich habe seit einiger Zeit Kontakte zu zwei „Agrarexperten“ von Greenpeace. Martin Hofstetter, mit dem ich mich lange geduzt habe, und Lasse van Aken. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass beide darauf bedacht sind, z.B. keine gemeinsamen Aktionen mit Landwirten zu machen. Das würde ihr Geschäftsmodell negativ tangieren. Dazu auch ein Kommentar von agrarheute: https://www.agrarheute.com/politik/50-jahre-greenpeace-mutigen-david-selbstverliebten-goliath-585317 Greenpeace ist ja die einzige Organisation, die die Zukunftskommission verlassen hat. Weil sie ansonsten das Schlußpapier hätten unterschreiben müssen. Was Greenpeace sehr gut kann: Kampagnen fahren, die garantiert in den Abendnachrichten vorkommen. Und immer dabei der typische Schriftzug. Da können wir Landwirte noch was lernen. Hier ein kleines Handbuch dazu: So planen Sie eine erfolgreiche Kampagne!  

Landfrauen: „Wir sollten weniger Fleisch essen“

Wenn diverse Organisationen dazu aufrufen, weniger Fleisch zu essen um das Klima zu retten, so ist das nichts Neues. Wenn dies aber der Deutsche Landfrauen-Verband tut, so ist das … ungewöhnlich… Ich muss eingestehen, dass ich das nicht mehr verstehe. Aber vielleicht lesen hier ja ein paar Landfrauen mit und können mir das erklären. https://www.landfrauen.info/aktuelles/news/artikel/landfrauen-fordern-bewussteren-fleischkonsum Hier das Positionspapier in der Langfassung: 2021_09_dlv_Position_Fleischkonsum_final(1) Unabhängig vom Inhalt finde ich den Termin etwas …unglücklich. In einer Phase, wo die Schweinehalter um die blanke Existenz kämpfen, kommt so eine Stellungnahme nicht wirklich gut an. Aber vielleicht gibt es auch dafür eine Begründung? Wenn das aber normal sein sollte, so muss ich mich fragen, ob mein Engagement für die deutsche Landwirtschaft überhaupt noch in die richtige Richtung zielt. Frau Muus von der Deutschen Landjugend hatte ja in der ZKL schon mit dem gemeinsamen Papier mit dem BUND für Überraschung gesorgt. Vielleicht ist jetzt die Zeit, aufzuhören. Oder?