Bauer Willi
Kommentare 41

Milch(-vertrag) macht Männer (und Frauen) munter…

Ich muss zugeben, dass ich im Milchmarkt nicht zuhause bin. Als Zuckerrüben-Anbauer kenne ich jedoch die Verträge, in denen sowohl die Menge als auch die Preisableitung (bzw. ein fester Preis) fixiert ist.  Beides wurde im Einvernehmen zwischen Anbauerverbänden und Zuckerunternehmen festgelegt und funktioniert – im Wesentlichen – seit vielen Jahren gut.

Im Milchmarkt funktioniert einiges anderes und nun werden neue Ansätze diskutiert.

Hier Pro und Contra zum Artikel 148

https://www.dlg.org/de/mitgliedschaft/newsletter-archiv/2024/17/rettet-die-einfuehrung-von-artikel-148-gmo-den-milchmarkt

(Aufrufe 1.592 gesamt, 3 heute)

41 Kommentare

  1. Smarti sagt

    Menschen, die “Ihre Landwirte” retten wollen wählen grün, weil die sind ja für Landwirtschaft und helfen auch den Kleinen, sind gegen Massentierhaltung und industrielle Landwirtschaft. Aua.
    Tierfreunde, die “Ihre Natur” retten wollen wählen grün, weil die schützen ja die Rabenkrähen, Wölfe und… dass diese Tiere sind stark vermehren ohne Gegenspieler und die ganze Tierwelt leer räumen haben sie nicht auf dem Schirm. Aua
    Wildpflanzenfreunde, die “Ihre Moore, Wälder und Wiesen” unterstützen wollen, wählen grün, weil die ja die ganze Welt retten. Aua
    Zusammenfassung: viele grüne Wähler, viel Aua.

    11
  2. Smarti sagt

    Man kann ja auch seinen Milchpreis über die Börse absichern. Das ist kein spekulieren, sondern nur ein gleichbleibender Grundpreis zur Absicherung, die Molkerei bietet das an. Soweit ich weiss, wird das kaum angenommen, weil bisher der spontane Preis noch “zu gut” war.
    Schon ein bis zwei Prozent mehr oder weniger Milch auf dem Markt machen Schwankungen im Milchpreis von vielen Cent. Was dann im Monat einen vierstelligen Unterschied bedeutet.
    Der hohe Milchpreis vom letzten Jahr kam dadurch zu Stande, dass kaum mehr “freie Milch” auf dem Markt zu kaufen war. Sooo viel Überproduktion ist da nicht mehr. Schliesslich war der Milchpreis überraschend lange so hoch…

    4
  3. Hans Gresshöner,Landwirt sagt

    Landwirtschaft kombiniert mit Aktienbörse läuft ganz gut.
    Da ich nicht reich werden will,habe ich keine Zuckerrüben.
    Meinen bescheidenen Weizen stabilisiere ich gerade mit Canabisaktien,anstatt CCC (Chlorcolinchlorid) ,läuft.

    4
  4. Arnold Krämer sagt

    Der § 148 wird das Problem der Milchviehhalter nicht lösen.
    Das Problem ist letztlich
    a) (immer noch) die strukturelle Überproduktion, die es den Kunden der Milchbauern (Molkereien und danach LEH und danach Endverbraucher) leicht macht, ökonomischen Druck durch Überangebot aus dem inner- und außereuropäischen Ausland nach unten zum „Restgeldempfänger“ Landwirt (Danke für den Ausdruck, Herr Bröcker) weiterzugeben,
    b) indem in der Wertschöpfungskette einfach „Nein“ gesagt wird. Der Endverbraucher sagt „Nein“, weil er immer weniger Geld in der Tasche hat und der Verzehr von Milch und Milchprodukten politisch und medial mit unterschiedlichen Begründungen problematisiert wird.

    Um wieviel anders sieht das z. B. beim Hähnchenfleisch oder bei Industrie- und Speisekartoffeln aus. Hier konnten z.B. die steigenden Produktionskosten 2022 dagegen an Handel und Endverbraucher überwälzt werden.
    Wer sich die Hauptzweige der landwirtschaftlichen Viehhaltung unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten anschaut, muss konstatieren, dass (abgesehen von wenigen Ausnahmen) in der Wertschöpfungskette Milch/Rindfleisch am wenigsten „Musik“ drin war und ist. Bei den Schweinen war es so la,la,la, (aktuell kommen allerdings fast alle Landwirte auf ihre Kosten) und immer vollkostendeckend konnten die Produzenten von Masthähnchen arbeiten.
    Der Milchsektor hat auch darunter zu leiden, dass lange Zeit über die Marktordnungen der Preis für Milch massiv gestützt wurde. Dasselbe kannte man bei den Stärkekartoffeln, die Teil der Getreidemarktordnung waren. Jetzt haben die Betriebe immer noch mit den Nachwehen staatlicher Subventionierung dieser Bereiche zu kämpfen.
    Nur ganz nebenbei: Für Speisekartoffeln hat es nie eine EU- Marktordnung gegeben. Für Eier und Geflügelfleisch sind die EU-Marktordnungen nie preisstützend und -stabilisierend gewesen.
    Das sollte den Verbandsfunktionären eigentlich zu denken geben, wenn sie nach dem Staat rufen. Der Markt ist gerechter, wenn ein sinnvoller Außenschutz dafür sorgt, dass sehr hohe (überhöhte?) Ansprüche in der Produktionstechnik nicht durch Drittlandsimporte unterlaufen werden.

    16
    • Heinrich sagt

      Danke Herr Krämer für diese zutreffende Beschreibung. Als Ergänzung, für mich waren immer die Eckdaten pro Arbeitskrft 80 Kühe, mit zunehmender Mechanisierung bis 100 Kühe je Arbeitskraft möglich, die begrenzenden Faktoren beim Betrieblichen Wachstum im Futterbau und damit der begrenzende Faktor in der Stückkostenreduzierung in Europa. Die Verhältnisse in Neuseeland (Weltmarktpreis bestimmend) sind ganz andere.

      10
      • Arnold Krämer sagt

        Mit Melkroboter und konsequenter Auslagerung von Arbeiten der Außenwirtschaft haben sich viele familienbäuerliche Milchviehbetriebe mit Laufstallhaltung noch einmal ökonomisch Luft verschafft. Die Milchviehhalter sind, was den technischen Fortschritt angeht, teilweise “verspätete” Bauern. Man kann nur hoffen, dass Ihnen das, was sie erreicht haben, nicht politisch kaputt gemacht wird, so wie das z.B. in der Schweinehaltung der Fall ist.
        Das Problem der Betriebe mit noch (ganzjähriger) Anbindehaltung ist allerdings praktisch nicht mehr zu lösen.

        5
        • Smarti sagt

          Herr Krämer, bei den hohen Strom- und Wasserkosten und den gestiegenen Kosten für Ersatzteile muss ein Roboter schon ganz schön viel melken.

          5
          • Arnold Krämer sagt

            Die Kosten sind nicht ganz niedrig, das stimmt. Aber man muss dann auch nicht mehr auf etwa 1 Stunde genau morgens und abends pünktlich sein und 365 Tage funktionieren.

            4
            • Ostbauer sagt

              Problem sind nicht nur die Kosten, sondern vor allem der Service.
              Im Nordwesten sieht das ja noch anders aus. Hier in der nordöstlichen Pampa hab ich schon Schwierigkeiten für die normale Melktechnik einen Techniker zu bekommen. Unser sammelt die Aufträge bis es für beide Seiten erträglich ist.150 km Anfahrt!
              Robotertechniker die doppelte Strecke.Wer soll da noch ruhig schlafen, wenn morgens nichts mehr geht?

              10
              • Inga sagt

                Das läuft ja dann auf die Problematik da hinsichtlich der DDR zurück.

                Soll sich das die Politik mal durch den Kopf gehen lassen.

                3
                • Smarti sagt

                  Inga, ein fleissiger Landwirt in einem Handwerkerberuf ist sehr viel lukrativer (Lohnnebenkosten) als ein Landwirt auf seinem Hof. Auch kann man den Arbeitnehmer viel besser kontrollieren als jemand, der “selbständig” – unkontrolliert kann man ja nicht sagen – sein Ding durchzieht.

                  6
          • evo.... sagt

            Strom und Wärme (fürs Wasser) macht man -zumindest teilweise- mit Solar auf dem Dach.

            1
  5. Thomas Bröcker sagt

    Ich habe mit der Milcherzeugung und Verarbeitung nichts zu tun, sehe aber das grundsätzliche Problem der Risikoverteilung und das Gefühls, als Erzeuger als “Restgeldempfänger” am Ende der Kette zu stehen durchaus.
    Das Dilemma entsteht, wenn sich ungleiche Partner gegenüber stehen. Das Missverhältnis von vier Entscheidern auf der Abnehmerseite gegenüber den Verarbeitern (90 – 100 “Anbieter”) ist schon mal ein ungünstiger Faktor bei Preisverhandlungen. Die Abnehmerseite (LEH) hat hier eindeutig eine Machtfülle, die ALLES konterkariert – weil irgendein EU-Land, oder auch nicht EU-Land findet sich schon, das billiger “kann”. Und selbst wenn es nur als Druckmittel fungiert, kommt der Preisdruck nur von dort. Das ist auch logisch, da es dort immer darum geht den Kunden über niedrige(re) Preise bei den “Leitprodukten” (dazu gehören die Milcherzeugnisse) einzufangen. Genossenschaften haben wiederum eine Übermacht gegenüber ihren Lieferanten – auch wenn diese in Teilen Mitglieder/Miteigentümer sind. Die Genossenschaften sind als selbständige Wirtschaftseinheiten aber auch dazu verdammt, bei Strafe des Untergangs, die Kostensteigerungen einzupreisen. Das geht auf Grund der oben geschilderten Machtverhältnisse aber immer besser nach “unten” (Erzeugerebene) als nach oben (Abnehmerebene).
    Bislang konnte vieles auf der Erzeugerebene durch Wachstum (Betriebsgröße und/oder Milchleistung) abgefangen werden. Hier sind aber die Wachstumsgrenzen weitgehend erreicht zumal auch auf Erzeugerebene Effekte durch Stückkostensenkung kaum noch möglich sind. Das gilt im übrigen im Obst (die Branche in der ich tätig bin) genauso.
    Ich denke, das ist ein Dilemma, das nicht aufzulösen geht, da so etwas nur in zollgeschützten Nationalgrenzen möglich ist. Diese Grenzen sind oberhalb der Erzeugerebene längst gesprengt und das hat halt seine erwartbaren Auswirkungen auf Erzeuger an der Grenze ihrer Wachstumsmöglichkeiten. Daher auch der Druck von Seiten des BDM bei deren Mitgliedsbetrieben schon auf Grund der Größe und Struktur der Marktdruck am stärksten wahrgenommen wird.
    Es wird , wie auch im Obst keine Lösungen geben, die irgendwelche Strukturen zementieren können, maximal eine Zeitlang in Nischen. Aber auch die werden dann meist schnell kopiert, okkupiert und überschwemmt.
    Es ist wohl die allgemeine Krise des Wachstums, welches nur noch im “kopferten” Überbau stattfindet, während die materielle Erzeugung überall an ihre Grenzen stößt.

    “No Country for Old men” ist mein derzeitiges Lebensgefühl im übertragenen Sinne manchmal.

    14
  6. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Ich bin auch ZR-Anbauer. – Auf welchen Böden baut man Zuckerrüben an!?

    In den Gäulagen konnte man von 10 Hektar Zuckerrüben komfortabel leben dereinst. Jetzt, da die Wetterphänomene auch vor solchen Regionen nicht Halt machen, bildet sich diese Gegebenheit unter Umständen etwas anders ab.

    Wo dividiert sich der ZR-Anbau u. die Milchproduktion extrem auseinander!?

    -ZR nur auf den besten Standorten, die immer gut tragen, sofern man das Säen nicht vergisst.
    -Der Milchproduzent muss wie viele Tage in der Wochen arbeiten, damit die Milch fließt.
    -Wo gibt es Zuckerfabriken, wo Molkereien!? – Beantwortet diese Frage nicht sehr vieles!?

    Fazit: Hier stellt sich im eigentlichen generell die Frage nicht wirklich, wer die allseits ausbeutbareren Lemminge sind…!?

    15
  7. Werner Knödler sagt

    wer heute in der Landwirtschaft existieren will muss sich im klaren
    darüber sein das er in aller Regel nur das bekommt was was ihm seine
    Abnehmer übrig lassen .
    Auch wird die Politik nicht mehr Willens sein für faire Markt Zugänge
    zu sorgen.
    Staatliche Eingriffe zur Marktsteuerung sind ab zu lehnen , sie wurden
    in den letzten Jahrzehnten schon gegen die Bauern eingesetzt .
    Wer in der Landwirtschaft bleiben will muss sich dem
    Wildwest Kapitalismus stellen .

    Ich entschuldige mich für meinen Pessimismus

    17
    • Smarti sagt

      Herr Knödler, das ist kein Pessimismus sondern die Realität. Dafür brauchen Sie sich nicht zu entschuldigen.

      9
  8. Mark sagt

    Das Ansinnen des BDM, über ein bürokratisches Vertragswesen die Stellung der Milcherzeuger zu verbessern und mehr Milchgeld zu generieren ist schlicht hirnrissig. Der Milchmarkt funktioniert nur über Angebot und Nachfrage, das sollten die Milchbauern endlich kapieren. Das dies funktioniert, haben die 60cent Milchpreise letztes Jahr gezeigt. Über Verträge lässt sich der Markt nicht aushebeln, da hätte es die 60 cent auch nie gegeben!!

    15
    • Smarti sagt

      Das sehe ich eben so. Denkbar ist auch, dass die kleineren Molkereien und Genossenschaften dadurch nochmals zusätzliche Probleme kriegen (nebst stark gestiegenen Verpackungs- und Energiekosten, dem Lieferkettengesetz und CO2-Abgaben) und bald hinwerfen.
      Ein Herr Müller geht ja jetzt schon ins Ausland und verkauft trotzdem seine Ware in Deutschland. Was juckt den die deutschen Bauern ?

      10
    • Eifelbauer sagt

      Noch’n Gedicht :

      Es bot der arme Trödlersmann
      dem Grafen ein Gemälde an,
      das zeigte farbig,froh und frisch
      zwei Gläser Milch auf einem Tisch.
      Der das gemalt war namenlos,
      das Bild dagegen rahmenlos.
      Da sprach der Graf zum Trödlersmann:
      “Was fang’ ich ohne Rahmen an?
      Der Rahmen ist das A und O
      bei diesem Machwerk sowieso !
      Und dann der Preis ganz unerhört!
      Soviel sind zwei Glas Milch nicht wert !
      Und ausserdem fehlt ,wie ich sag’
      der Rahmen – also Guten Tag!”
      Da packte unser Trödlersmann
      das Bild ein und sprach traurig dann:
      “Wie doch’s Interesse gleich erlahmt
      an Milch – ist sie wie hier entrahmt !”

      und wieder von Heinz Erhardt

      und heute fügt man oft hinzu:
      Hauptsache Milch nicht von der Kuh !

      6
  9. Reinhard Seevers sagt

    Ich prognostizieren, dass die Molkereien sich die Partner demnächst nach Leifermenge und logistischer Vorzüglichkeit aussuchen werden.
    Damit ist die Milcherzeugung mittelfristig in den Mittelgebirgslagen wohl tot.
    Schulterzuck!

    11
  10. Sonja Dengler sagt

    Die Geschichte der Menschheit zeigt: dort wo der Staat “reguliert”, will er abhängig machen und vor allem vorschreiben. Das ist das Gegenteil von freier Marktwirtschaft, die sich als gut bewährt hat – und staatliches Vorschreiben ist noch immer schief gegangen. Wo die Regierung sich anmaßt, in Verhandlungen einzugreifen, hört es sich zunächst gut an, aber es dauerte nie lange: und dann leidet das ganze Volk.

    18
    • Markus Kempen sagt

      Die freie Marktwirtschaft hat dazu geführt das die meisten inhabergeführten Bäckereien, Metzgereien, Lebensmittelläden usw. aufgehört haben und wenige große Ketten einen Großteil des Marktes bedienen. Ganz einfach weil die Großen “billiger” können und das setzt sich in der Marktwirtschaft nun mal durch. Das gleiche wird in der Landwirtschaft passieren – keine Betrieb mehr mit 20 Kühen, sondern 200, besser 2000 Kühe. Wer freie Marktwirtschaft fordert, sollte nicht die Grünen für das “Höfesterben” verantwortlich machen. Das Verbot der Anbindehaltung wird die kleinen Betriebe mit Anbindehaltung nicht “ruinieren” – das schafften schon die großen Betriebe die billiger produzieren und von den Molkerien (Staffelpreise) besser bezahlt werden (bevor die Übergangsfrist abgelaufen ist).

      10
      • Sonja Dengler sagt

        Mittlere und kleinere Betriebe schließen, weil sie keinen Nachfolger und kein Fachpersonal finden.
        Dass die Großen so groß wurden hat nichts mit freier Marktwirtschaft zu tun, sondern ist zurückzuführen auf bestechliche Politiker und ein Lobbyistentum, das immer schlimmere Auswüchse zeigt.
        Das Urproblem von Bauern kommt durch die Abhängigkeit der Subventionen und das werden die sicherlich irgendwann beenden, weil es eben nur am Anfang und nur scheinbar “frei” machte – jetzt würgt es sie.
        Die Bauern werden diese Krise von allen Berufsgruppen am besten verstehen, auch das zeigt die Geschichte – und das ist für die Bauern erfreulich. Und sehr wohl ist das Höfesterben durch die Regierung verursacht. Bei der Wahrheit bleibe: das täte Ihnen gut.

        14
        • Frank sagt

          “Dass die Großen so groß wurden hat nichts mit freier Marktwirtschaft zu tun, sondern ist zurückzuführen auf bestechliche Politiker und ein Lobbyistentum, das immer schlimmere Auswüchse zeigt.”

          Ist das etwa ernst gemeint? Ich frage, weil es ziemlicher Unsinn ist.
          Skaleneffekte und Konzentrationsvorteile wirken in einem gemeinsamen Markt ganz ohne Bestechung und Lobby.
          Wer das nicht versteht, der geht ganz einfach unter, egal was er vom Bauerntum romantisiert.
          Gegen Quantitätsvorteile kann man nur eigene Qualitäten setzen, bezahlwillige Kundschaft vorausgesetzt. Das sieht es allerdings eher übel aus, “Bio” geht auch den billigsten Weg und die “Manufactum-Welt” braucht nicht so viele Bauern.

          8
      • Smarti sagt

        Herr Kempen, ein Betriebsleiter mit ( immer noch ! ) Anbindehaltung weiss schon seit sehr vielen Jahren, dass er der Letzte in seiner Familie mit Milchvieh ist. Diese Betriebe “sterben” nicht, weil jemand anderes 100 oder 200 Milchkühe hat!
        Im Gegenteil: nur wenn die Molkerei gut kostendeckend die Milch abholen kann, nimmt sie die Milch der auslaufenden Betriebe “aus Nostalgie und Fairness” noch mit. Diese meist älteren Landwirte halten an ihren Kühen fest, weil es deren Lebensinhalt ist. Nochmals 0,5 bis 2 Mio. Euro investieren konnten sie aber nicht, die Bank macht ab einem gewissen Alter ohne gesicherte Nachfolge wahrscheinlich auch nicht mehr mit.
        Sind nicht mindestens ein paar (in Ihren Augen Grossbetriebe) auf dem Weg, werden die Milchtankwagen nicht mehr fahren.

        11
        • Frank sagt

          “Diese Betriebe “sterben” nicht, weil jemand anderes 100 oder 200 Milchkühe hat!”

          Die sind in der Realität doch schon gestorben und leben nur noch auf dem Gnadenweg in der von Ihnen beschriebenen Nische von “aus Nostalgie und Fairness”, die generiert wird am Rande des Geschäfts der Größeren. Das ist wie leben durch “containern”, das können in einem reichen System immer ein paar, eine echte Lebensgrundlage ist es nicht.

          4
      • Smarti sagt

        20 Kühe im Anbindestall: zu zweit melken, misten teils von Hand, füttern mit Mischwagen und Kraftfutter von Hand mit Schippe. Einstreuen mit Stroh oder Sägemehl. Kühe morgens raus treiben und Abends holen, an die Plätze schicken und anbinden.
        “Ihre” 20 Kühe geben mehr Arbeit als 60 Laufstallkühe, sind öfters krank ( im Winter zu wenig Bewegung ) und die Arbeit ist sehr viel gefährlicher zwischen den Tieren. Denn wenn Kühe nicht weichen können, dann kriegen sie eher Angst und wehren sich mit gezieltem ausschlagen oder Kopfnüssen. Eine Laufstallkuh geht einfach weg und gut ist, im Melkstand steht sie eng und gesichert. Das sind Welten. 20 Kühe im Laufstall: da würde das Saubermachen vom Melkstand mehr Strom und Arbeitszeit fressen als das melken… das wäre wie mit dem Auto vom Bett ins Bad am Morgen… kann man machen, ist aber teuer.

        11
        • Bauer Willi sagt

          @Smarti
          Sehe ich auch so. Und habe ich bei Besuchen im Allgäu und Südtirol auch mit eigenen Augen gesehen. Das Problem wird aber sein, dass mit der Aufgabe der Betriebe mit der Zeit auch eine Veränderung der Landschaft einhergeht. Das könnte sich langfristig auch auf den Tourismus auswirken.

          8
          • Smarti sagt

            Bauer Willi, auch im Schwarzwald ( dem Einzugsgebiet der Schwarzwaldmilch ) gibt es noch etwa 500 solcher Anbindehaltungen. Das war vor 2-3 Jahren noch jeder 2.te Milchviehbetrieb mit etwa einem Viertel der Milchmenge.
            Wenn bei diesen Betriebe jetzt vielleicht bald einmal ihre Milch nicht mehr abgeholt wird (weil man sie nicht mehr im Handel verkaufen darf), dann fehlen einige Prozent Milchmenge und dies treibt den Preis hoch.
            Da Politiker dies schon bemerkt haben, senken “Ernährungswissenschaftler” in ihren Empfehlungen die Anzahl der täglich benötigten Milchportionen. Selbstversorgungsgrad stimmt wieder, Problem gelöst.

            6
            • Arnold Krämer sagt

              Wer hat da versagt?
              1. Die Beratung, die ökonomische Grundzusammenhänge nicht vermittelt hat?
              2. Das Land, das nicht schon viel früher attraktive Investionsförderung für Boxenlaufställe gestaltet hat?
              3. Die Molkereien, die nicht Mut zum Investieren gemacht hat?
              4. die Milchbauern selbst, die sich schwach geredet oder gefühlt haben?
              5. ……..

              Auch wenn die Kapitalkosten und die Arbeitskosten im Schwarzwald hoch sind, dieFlächenkosten dürften deutlich geringer sein als im Norden der Republik. Jetzt ist es schwierig, den Anschluss noch zukriegen. Wer in einen schrumpfenden Markt investiert muss wirklich schon stark sein.

              3
              • Reinhard Seevers sagt

                Wenn ich überlege, dass ich 1979 den ersten Laufstall mit gebaut habe in meiner Lehre, dann frag ich mich, wie lange Ökonomie, Wissen und Tradition sich im Dauerstreit befinden können, wenn 45 Jahre später immer noch darüber diskutiert wird.

                3
              • Smarti sagt

                Herr Krämer, die Beratung war bei uns Top, auch was Stallgrösse, Bewilligungen, Finanzierung und Förderungen anging.
                Auch die Molkerei hat seit vielen Jahren extra Leute angestellt, die zusätzliche Beratungen für den Stallumbau anbieten. Es wird seit langer Zeit auf jeder Versammlung davon gesprochen, dass die Zeit der Anbindehaltung wegen der Akzeptanz der Verbraucher abläuft.
                Vermutlich ist es die Nähe zur Schweiz, sehr viele Einheimische arbeiten ennet der Grenze und deshalb ist es hier relativ einfach, eine gut bezahlte Arbeit zu finden. Solange die Altbauern noch irgendwie können, bleiben ein paar Mädels im Stall.
                Von jemandem der aufgehört hat habe ich aber auch schon gehört, dass das Veterinäramt richtig Druck macht. Gegen die Anbindehaltung können sie (noch) nichts machen, aber bei Liegeschwielen, Sauberkeit, Klauen, Geruch im Stall…

                4
                • Werner Knödler sagt

                  und wenn die Damen vom Amt die Anbindeställe geleert haben sind die überlasteten Laufstallhalter dran.

                  Mein Rat raus aus dem System sie sollen ihr Futter bei Lula oder Putin hohlen .

                  2
  11. Frank sagt

    Der Triumph der Form über den Inhalt ist kennzeichen der Bürokratie.
    Wenn der Milchmarkt (und seine Teilnehmer) gerettet werden muss, muss man dann nicht eher über Preisgestaltung reden, als diffus über formale Vorgaben zum Vertragswerk?

    7
  12. Frikadellen piet 45 sagt

    guten Morgen Ich freue mich nachher den Artikel zu lesen und frage mich wenn Kühe aus versehen eine Fliege schlucken ist die Milch nicht mehr vegetarisch oder

    6

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert