Monate: Juli 2023

Penny: „Wahre Kosten“ – Greenwashing vom Feinsten

Ich denke, morgen, Montag sollten Sie einmal einen Penny-Markt in der Nähe besuchen. Der macht laut diverser Pressemeldungen (siehe unten) ab Montag morgen für eine Woche ein Experiment: Im Markt wird für 9 Produkte der sogenannte „wahre Preis verlangt“, der alle Umweltbelastungen monetär bewertet, die die Landwirtschaft zu verantworten haben soll. (Eine Quellenangabe, wie man zu diesen Beträgen kommt, habe ich nicht gefunden) Hier ein Auszug aus einer Meldung „Discounter Penny will ab Montag eine Woche lang auf den „wahren Preis“ aufmerksam machen. Was es damit auf sich hat? Es geht um den Betrag, der bei Berücksichtigung aller durch die Produktion verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden eigentlich berechnet werden müsste. Und der ist eben weit mehr, als das, was die Lebensmittel bisweilen kosten. Beispiel gefällig? Die 300-Gramm-Packung Maasdamer Käse etwa verteuert sich dadurch um 94 Prozent von 2,49 auf 4,84 Euro. Da kommen zum „normalen“ Preis noch versteckte Kosten in Höhe von 2,35 Euro hinzu. Die setzen sich wie folgt zusammen: 85 Cent für klimaschädliche Emissionen der Landwirtschaft wie Methan oder CO2, 76 Cent für die …

Der Gardasee trocknet aus!!??

Ich habe vor einigen Wochen schon einmal über den Wasserstand im Gardasee berichtet. Damals ging es über die Panikmache, die in den Medien verbreitet wurde, dass der Gardasee bald austrocknet. Im Titelbild der aktuelle Pegel und hinter dem Link eine Auswahl vieler anderer Jahre: https://www.gardasee.de/wasserstand Erkennen Sie auf den ersten Blick, welche Linie für das Jahr 2023 steht? Ich habe es rot markiert. Was auffällt, es gibt andere Jahre und Zeiten, in denen der Wasserstand noch deutlich niedrig war als im Jahr 2023. Die Aufregung war also unangebracht und falsch. Was ich sagen will: die Medien berichten nicht mehr über den Gardasee. Es ist ja alles normal. Über Normales wird nicht berichtet, eine Richtigstellung erfolgt auch nicht. Und hier mein Text vom Frühjahr. Die negative Berichterstatttung hat es übrigens zur Unstatistik des Monats gebracht. Sachliche Berichterstattung, bitte…    

Ernte 2023 – Du kannst nur essen, was Du erntest

Die Ernte ist für uns Bauern erst beendet, wenn das Erntegut eingefahren ist. Und da sieht es im Moment in unserer Region kritisch aus, weil wir gerade jetzt kühles und nasses Wetter haben. Hier ein Bericht aus der Praxis. Aktuell haben wir in unserem Betrieb im Rheinland die Weizenernte beendet. Der Ertrag lag im Durchschnitt der Jahre, die Qualität war deutlich unterdurchschnittlich. Etwa die Hälfte der Erntemenge erreichte Backqualität. Dort, wo wir mit der Stickstoffdüngung zurückfahren mussten, lag der Proteingehalt bei etwa 10,5 %. Damit kann dieser Weizen nur noch als Futterweizen vermarktet werden. Von unserem Weizen gehen also zwangsläufig und ungewollt  50% in den Futtertrog! Leider. Dass Futterweizen einen geringeren Erlös einbringt als Brotweizen ist auch logisch. Ohnehin sind die Preise für Weizen wegen der Exporte aus der Ukraine abgestürzt. In Verbindung mit hohen Preisen für Dünger, den wir im letzten Jahr eingekauft haben, wird es wirtschaftlich gesehen ein schlechtes Jahr. Das Jahr davor war allerdings auch sehr gut! Nun dürfen wir persönlich nicht klagen. In unserer Region stehen geschätzt noch rund 40% Weizen …

Moore vernässen

Ich verstehe nicht viel von Mooren, habe aber mitbekommen, dass die Bundesregierung das Ziel hat, Moore wieder zu vernässen, um so das Entstehen von Treibhausgasen zu verhindern. Im nachfolgenden Link wird erklärt, was genau geplant ist. Es kommen aber auch Wissenschaftler zu Wort, die Kritik am Vorgehen äußern. Sie kommen zu dem Schluss, dass es ohne die aktive Mitwirkung der Bewirtschafter – also der Landwirte – nicht gehen kann. „Man muss den Landwirten Angebote machen, damit sie mitgehen können“. Es geht auch um alternative Nutzungskonzepte, für die allerdings bisher noch der Markt fehlt. Was im Übrigen in der Diskussion um die Vernässung häufig nur am Rande erwähnt wird: auch die Eigenheime der Normalbürger werden in Mitleidenschaft gezogen werden. https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/bremen-moore-renaturierung-wasser-klima-100.html

ARD: Ein wirklich guter Beitrag – bis knapp vor Schluss

Eine faire Berichterstattung der ARD von heute, 26.7.. Bis kurz vor Schluss, als es ein Interview mit Cem Özdemir gibt. Aber auch da wirkt er diesmal etwas offener. Die Seitenhiebe gegen den politischen Gegner kann er allerdings nicht sein lassen. Trotzdem: empfehlenswerte 10 Minuten, besonders für Obstbauern! https://www.ardmediathek.de/video/mittagsmagazin/pestizide-ja-nein/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2FyZC1taXR0YWdzbWFnYXppbi85NmE2NjExMS0yN2VmLTRkNDktYWMyMi1jNWE5ZWJkMzQ4ZTk  

7 Grad kälter…

Ist es Ihnen auch aufgefallen, dass neuerdings bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit in den Nachrichten über irgendein Wetterereignis berichtet wird, das noch vo wenigen Jahren niemanden interessiert hätte? Und ganz ehrlich: mich interessiert es auch heute nicht, ob es irgendwo in Oklahoma wieder einen Wirbelsturm gegeben hat, der ein halbes Dorf verwüstet hat. Auch die Hagelschauer im Alpenvorland kann mich nicht wirklich aufregen. Beide Ereignisse gibt es seit Jahrhunderten und sie sind für die Region typisch. Allerdings werden Sie heute mehr oder weniger direkt dem Klimawandel in die Schuhe geschoben. Doch das soll nicht das Thema heute sein. Mir geht seit Tagen etwas durch den Kopf, das ich nicht mehr loswerde. Was wäre eigentlich, wenn morgen irgendwo auf den Philippinen ein Vulkan ausbricht? Nicht irgend so ein ein kleiner, nein, ein richtig großer, fetter Vulkan, den man nicht auf dem Schirm hatte. Die Aschewolke wird in bis zu 30 km Höhe geschleudert und hat nach wenigen Tagen rund um den Erdball eine dünne Schicht gebildet, die das Sonnenlicht nicht mehr so wie gewohnt durchlässt. …

Was will uns der Minister sagen?

Draußen regnet es und es ist kühl. Hier im Allgäu um 11 Uhr gerade mal 14 Grad. Da schaut man etwas Fernsehen und so auch ein Interview mit Cem Özdemir, der gerade in Brüssel weilt. https://amp.zdf.de/nachrichten/zdf-morgenmagazin/cem-oezdemir-186.html Das Interview dauert 5 Minuten. Was nehme ich aus den Antworten mit: Die Politik hat Mist gebaut, in dem sie die Exporte aus der Ukraine unkontrolliert ins Land gelassen hat. Jetzt will Özdemir, „dass die Ware in die Häfen kommt und von dort in den globalen Süden“. Özdemir wollte, dass Lebensmittel teurer werden. Durch den Mißbrauch des billigen ukrainischen Getreides sind die Preise für Agrarrohstoffe massiv eingebrochen. Das erwähnt er nicht. Der Grund dafür: siehe oben. LKW, Waggons und Schiffe müssen verplompt werden! Habe ich schon vor vier Wochen gesagt Polen, Rumänien und andere Anrainerstaaten dürfen nicht die Grenzen dicht machen. Vorschläge, wie der Mißbrauch der Warenströme verhindert werden soll, hat er nicht. Es wird im Interview nicht darüber gesprochen, dass die Preise ja auch für westliche Bauern eingebrochen sind. Von den Zahlungen der EU an die osteuropäischen Länder …

Planwirtschaft?

Dr.Daniel Stelter ist Ökonom. Jetzt unterhält er sich mit Prof.Windisch über Agrarmärkte und -politik. Sehr hörenswert, aber erst richtig interessant ab etwa der 24. Minute. https://podcasts.apple.com/de/podcast/beyond-the-obvious-der-ökonomie-podcast-von-daniel/id1561142763?i=1000620266318 Unter dem blauen Quadrat links geht es los, mit dem Schieberegler kann man vorspulen. Wie gesagt, ab da wird es richtig interessant und auch sehr lehrreich.

Gene und Patente – was man wissen muss

Ich habe mit Ludger Wess wieder ein Gespräch über moderne Züchtungsmethoden geführt. Er wiederum wollte wissen , wie ich als Landwirt mit Sorten umgehe. Wir hoffen, dass das Gespräch der Meinungsbildung dienen kann. Ludger, in Diskussionen um moderne Züchtungsmethoden wie die Genschere wird immer wieder über die Patentierung von Pflanzen gesprochen. Wie ist die Meinung der Züchter dazu? Reicht der aktuelle Sortenschutz nicht aus? Sorten können in Europa nicht patentiert werden; sie unterliegen dem Sortenschutz, selbst wenn sie einzelne patentierte Eigenschaften haben. Die Patentierung neuer Eigenschaften ist nämlich in Europa möglich, sofern sie innovativ mit technischen Methoden erzeugt wurden. Das ist aber für die Landwirte völlig unbedeutend – für sie ändert sich gar nichts. Es gilt weiterhin der normale Sortenschutz. Sie können aus ihrer Ernte Saatgut gewinnen und es erneut anbauen – auch wenn die Sorten patentierte Eigenschaften enthalten. Dafür müssen sie die im Sortenschutzrecht vorgesehene Nachbaugebühr bezahlen – das war’s. Das Sortenschutzrecht ist in Europa vorrangig. Es werden also nicht – wie verschiedentlich in Diskussionen behauptet – „Schnüffler von Monsanto“ durch die Lande ziehen und …