Monate: April 2021

Die Stimme des Volkes

In der Schweiz wird Demokratie anders praktiziert als in vielen anderen Ländern. Es gibt sehr viel mehr Volksabstimmungen und die Bürger können diese auch selbst initieren. Ich hatte darüber berichtet. (Experimentierfeld Schweiz) Ich habe Samuel Guggisberg gebeten, mir eine Aufzählung der letzten Landwirtschaftsinitiativen und die entsprechenden Links dazu  zu schicken. An dieser Stelle vielen Dank dafür. Ihr könnt euch mal die einzelnen Initiativen ansehen und für euch entscheiden, ob solche Verfahren in jedem Fall sinnvoll sind. Hornkuh-Initiative: November 2018 https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/20181125/det623.html Die Initiative wurde, wenn auch knapp, abgelehnt. https://hornkuh.ch/de/hornkuh-initiative  FairFood Initiative: September  2018 https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/20180923/det621.html Hier ein Ausschnitt der Initiative, die abgelehnt wurde: “Der Bund stärkt das Angebot an Lebensmitteln, die von guter Qualität und sicher sind und die umwelt- und ressourcenschonend, tierfreundlich und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt werden.” Ernährungssouveränität-Initiative: September  2018 https://www.bk.admin.ch/ch/d/pore/va/20180923/det622.html Hier ein Ausschnitt der Initiative, die abgelehnt wurde:  “Zur Umsetzung der Ernährungssouveränität fördert der Bund eine einheimische bäuerliche Landwirtschaft, die einträglich und vielfältig ist, gesunde Lebensmittel produziert und den gesellschaftlichen und ökologischen Erwartungen der Bevölkerung gerecht wird.  Er achtet auf eine Versorgung mit überwiegend …

Notfallzulassung Insektizid

Gibt es gute und böse Insektizide? Richtige und falsche Notfallzulassungen? Zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers wurde erneut eine Notfallzulassung ausgesprochen. In 2020 galt diese für den Zeitraum vom 30.4. bis 27.8., also dem relevanten Zeitraum, in dem diese Insekten auftreten können. Für 2021 gilt die Zulassung für den Zeitraum vom 21.4. bis 19.8.. Die Aufwandmenge des Insektizids beträgt 5 l/ha, es sind bis zu 4 Anwendungen pro Saison zulässig. Die Gesamtmenge ist auf 54.000 l begrenzt, was bei zwei Anwendungen für 5.400 ha ausreicht (etwa die Hälfte der Anbaufläche Bio-Kartoffeln) Wirkungsweise: Novodor® FC enthält ein Bakterien-Toxin, das nach Aufnahme durch Fraßtätigkeit den Verdauungstrakt der Kartoffelkäferlarven schädigt. Kurze Zeit nach Wirkstoffaufnahme kommt es deshalb zum Fraßstopp. Die Larven bleiben jedoch sichtbar auf dem Blatt. Nach 4-6 Tagen sterben sie ab. Novodor FC wirkt spezifisch auf einige Coleopteren-Spezies, darunter speziell auf die Larven des Kartoffelkäfers https://www.biofa-profi.de/files/content/PDF/Fachartikel_Kartoffelkaefer_2015_0515.pdf Novodor ist ein Insektizid für den ökologischen (Bio-) Kartoffelanbau. https://www.proplanta.de/agrar-nachrichten/pflanze/oekologischer-kartoffelanbau-notfallzulassung-von-novodor-fc-gegen-kartoffelkaefer_article1619086280.html Zu Notfallzulassungen schreibt das BVL: Wenn eine Gefahr für die Gesundheit und den Schutz von Kulturpflanzen nicht anders abzuwenden ist, kann das …

Der Raps, die Bienen und andere Insekten (Video)

Es ist der 26. April 2021 und unser Raps beginnt zu blühen. Deshalb hat Gunther, der Imker aus unserem Dorf, wieder seine Bienenvölker bei uns in den Raps gestellt. Das macht er seit über 10 Jahren im Frühjahr so. Das restliche Jahr über stehen seine Völker bei uns auf der Weide. Seine Nachbarn haben Angst, die Bienen könnten ihre Kinder stechen und da unser Hof etwas abseits liegt, besteht keine “Gefahr” für die Anwohner. Wenn der Raps blüht, kommen neben den Bienen leider auch andere Insekten. Zum Beispiel Kohlschotenrüssler oder Kohlschotenmücke. Diese Käfer sind bei Rapsanbauern nicht sonderlich beliebt, weil sie den Ertrag verringern. Eine Bekämpfung ist nur mit Insektiziden möglich. Wir verwenden nur bienenungefährliche Mittel und spritzen zur Sicherheit nur abends, wenn keine Bienen mehr fliegen. Unserem Imker Gunther sagen wir vorher auch Bescheid. In all den Jahren, in denen wir zusammenarbeiten (er bekommt Honig, ich bekomme Bestäubung) haben wir nie Probleme miteinander gehabt. Das ist möglich, wenn man aufeinander Rücksicht nimmt und miteinander redet. Übrigens: wisst ihr, wie der Freund der Biene Maja …

DBV-Zukunftskonzept

Am 21. April hat der Deutsche Bauernverband sein Zukunftskonzept vorgestellt. Es ist schnell zu lesen, denn der Vorschlag für eine neue Partnerschaft umfasst eine Seite. DBV_Zukunftskonzept_Eine_neue_Partnerschaft_21_April_2021(1) Erläutert wird dieses Zukunftskonzept in einer zweistündigen Online-Veranstaltung. Hier findet ihr das Video: https://www.bauernverband.de/topartikel/vorstellung-des-dbv-zukunftskonzepts Mit dabei: Joachim Rudwied, Dr. Werner Schnappauf, Albrecht von Lucke, Dr. Heike Müller, Detlev Kreye. Moderiert wird die Veranstaltung von Jutta Zeisset. Was meint ihr zu diesem Zukunftskonzept? Sollte Ernährungssicherung und Klimaschutz in´s Grundgesetz? Wie realistisch ist die Forderung nach höheren Preisen? Was mir auch aufgefallen ist: ich habe von diesem Zukunftskonzept durch Zufall erfahren. In den Medien wurde darüber nicht berichtet. An wen richtet sich also dieses Konzept? Die NGO´s haben es jedenfalls schon mit Sarkasmus kommentiert…  

Der Verlust der Heimat

Bauernproteste. Im November 2019 rund 40.000 Menschen mit tausenden Traktoren in Berlin. Dezember 2019: Agrargipfel bei der Kanzlerin mit 38 Organisationen in Berlin. Januar 2021: wieder Demos in Berlin, diesmal mehrere Tage hintereinander. Diesmal hört man kaum noch etwas davon. Systemrelevanz war gestern. Die Bundeskanzlerin und die Bundeslandwirtschaftsministerin gehören der CDU an. Diese Partei hatte viele Jahrzehnte und hat auch jetzt das Landwirtschaftsministerium inne. Zu Frau Klöckner: Ich kenne sie persönlich, ich mag sie. Als Person, ihre offene Art, den Mut, auf die Menschen auch in schwierigen Situationen zuzugehen und sich den Diskussionen zu stellen. Das alles verbunden mit einem Schuss Humor, redegewandt und, wie ich meine, in den wichtigen Themen sehr gut drin. Es ist für einen Menschen unmöglich, alles zu wissen. Keiner kann das. Und: Sie vertritt die deutschen Landwirte und deren Arbeit ausgesprochen gut in Richtung Öffentlichkeit, in Richtung Gesellschaft. Besser als jeder Verband. Sie ist medienaffin, sie weiß sich und ihre Position gut zu “verkaufen”. Im positiven Sinne. Das ist erlaubt, jeder tut das. Das ist die eine Seite Die andere …

“Ich weiß, das ich nicht weiß”

“Darf ich überhaupt aus einer vermeintlichen Autoritätsposition (da „Wissenschaftler“) über Landwirtschaft reden?” Diese Frage stellt sich ein Wissenschaftler, der über Landwirtschaft schreibt. Was an dem Artikel und am Autor zu honorieren ist, ist sein Eingeständnis (Erkenntnis), daß die Dinge nicht einfacher werden, wenn man mehr darüber weiß, bzw. mehr Zusammenhänge sieht. Also eigentlich das, worauf jeder Bauer hinweist, wenn die Superschlauen wieder mal die Agrarrettungsformel auspacken. Hier gehts zum Link: Was weiß ich schon über Landwirtschaft?

Photovoltaik und die Kuh auf dem Eis

Dieser Artikel richtet sich in erster Linie an die verantwortlichen Ministerien für Landwirtschaft, für Umwelt und  das Wirtschaftsministerium: Erneuerbare Energie ist gewünscht, um dem Klimawandel zu begegnen. Die Agrar-Photovoltaik ermöglicht es, eine Fläche zugleich landwirtschaftlich und zur Stromerzeugung zu nutzen. Oft beträgt der Flächenanteil für die Photovoltaik-Anlagen dabei nur 10%, der ganz überwiegende Teil der Fläche kann landwirtschaftlich genutzt werden. Ich hatte darüber schon berichtet. https://www.bauerwilli.com/solarstrom-oder-landwirtschaft-beides/ Landwirte erhalten eine Flächenprämie, die in Deutschland durch die Direktzahlungen-Durchführungsverordnung (DirektZahlDurchfV) geregelt ist. Eine sehr bedeutsame Frage ist nun, ob eine landwirtschaftliche Fläche aufgrund der Agrar-PVNutzung die Beihilfe-Berechtigung verliert. So regelt § 12 Abs. 3 Nr. 6 DirektZahlDurchfV, dass es sich bei Flächen, auf denen sich Anlagen zur Nutzung von solarer Strahlungsenergie befinden, um eine – im Gesamten – nicht-landwirtschaftliche Nutzung handelt. Anders als in anderen europäischen Ländern, in denen eine pro-rata-Regelung gilt. Dies führt dazu, dass in Deutschland nach der Installation von Agrar-Photovoltaik die gesamte Fläche ihre Beihilfefähigkeit verliert, selbst wenn der größte Teil (etwa 90 %) weiterhin landwirtschaftlich genutzt wird. Nun besagt die EU-Verordnung Nr. 1307/2013, dass …

Frostschäden in Europa

Heute, am 21.4. 2021 ist der Frost in der Landwirtschaft das Top-Thema bei wetteronline: https://www.wetteronline.de/wetternews/weiterhin-kalte-naechte-in-sicht-frost-schadet-obsternte-2021-04-21-do Im Artikel gibt es ein interessantes Video, in dem ein Obstbauer erklärt, warum die Beregung in Frostnächten die Obstblüte schützt. Neu war für mich, das mit fortschreitender Blüte die Empfindlichkeit für Minus-Grade immer mehr ansteigt. Doch nicht nur im Obstbau schaden die Nachtfröste. Betroffen sind auch Zuckerrüben in Deutschland, Österreich und der Schweiz, in denen frostgeschädigte Saaten neu gesät werden mussten. In Frankreich und Italien sind neben den Obstbauern auch die Weinbauern betroffen. https://www.sueddeutsche.de/panorama/frost-wein-frankreich-obst-kaeltewelle-1.5267021.  In Frankreich ist die Solidarität mit den Landwirten traditionell sehr hoch.  Auf Twitter meldet sich sogar Macron zu Wort: “Für Sie, Landwirte, die in ganz Frankreich Nacht für Nacht unermüdlich gekämpft haben, um die Früchte Ihrer Arbeit zu schützen, möchte ich Ihnen unsere volle Unterstützung in diesem Kampf sagen. Festhalten ! Wir sind an Ihrer Seite und werden es auch bleiben.” Auf so eine Solidaritätsbekundung wird man von unserer Kanzlerin lange warten. https://www.agrarzeitung.de/nachrichten/politik/frostschaeden-milliardenpaket-fuer-frankreichs-bauern-95546 Schreibt mal in die Kommentare, wie es bei euch in der Gegend aussieht. …

Wo bleibt der höhere Milchpreis???

Franz Kinker ist (Bio-)Milchbauer in einem der schönsten Teile des Allgäus. Vom Hof sieht er auf Schloss Neuschwanstein und die Alpen. Seine Ferienwohnungen stehen seit über einem Jahr leer, und auch für die kommenden Monate sind die Aussichten auf Belegung unsicher. Was sich auch leert, ist das Bankkonto. Darum hat er einen Brief an seine Molkerei geschrieben, die, wie der gesamte Lebensmitteleinzelhandel, in Corona-Zeiten gute Geschäfte gemacht hat: Sehr geehrter Milcheinkäufer mit diesem Schreiben wende ich mich an Sie, um mich bei Ihnen über den künftigen Milchpreis zu informieren und deutlich darauf hinzuweisen, dass es mit dem aktuellen Milchpreis so nicht weitergehen kann. Fakt ist, dass unsere Betriebskosten in letzter Zeit enorm gestiegen sind. Wir bezahlen für Diesel aufgrund Rohstoffsteigerungen und CO2 Steuer erheblich mehr als im Vorjahr. Die Kosten für Baumaterial sind teils um 30 % gestiegen. Kraftfutter ist teurer geworden, und die Inflation schreitet auch voran. Aufgrund der Vorgaben der Düngeverordnung sind wir gezwungen in teure Gülletechnik zu investieren. Dies sind nur einige Beispiele die verdeutlichen, dass die Kostenbelastung in der Milcherzeugung immer …

Eine TV-Reportage, ein Bio-Bauer und eine Redaktion

Um die nachfolgende Korrespondenz zu verstehen, muss man sich erst das Video ansehen und dort den Satz von Minute 1:57 bis 2:18. Dort geht es darum, dass der Sprecher sagt, das Tierfutter besser direkt in die menschliche Ernährung gehen sollte. Gezeigt wird ein Futterwagen mit Grassilage und/oder  Futtermais. https://www.hr-fernsehen.de/sendungen-a-z/alles-wissen/sendungen/welcher-fleischersatz-ist-zukunftsfaehig,video-146484.html Dieter Euler, Bio-Bauer (Demeter)  seit 1986, hat diese Aussage nicht gepasst und so hat er an die Redaktion des Hessischen Rundfunk geschrieben. Daraus entsteht ein sehr lehrreicher und unterhaltsamer Mail-Verkehr über einige Mythen (Unwahrheiten) in der Tierhaltung. Sehr geehrte Damen und Herren, lieber Thomas Ranft, gestern abend haben wir uns die Sendung “Alles Wissen” im hessischen Fernsehen angesehen. In einem der späteren Berichte haben Sie irgendwann die Frage gestellt: “Ist das eigentlich so?” Das folgende bezieht sich auf den Beitrag zum Fleischersatz: Speziell von Minute 1:57 bis 2:18 kann man den Beitrag  – unter wohlwollender Betrachtung –  als Satire bezeichnen. Es ist davon die Rede, dass der Fleischersatz aus Soja hergestellt wird und man dabei die Pflanzen direkt isst (auch bei der Herstellung des Fleischersatzes aus …