Bauer Willi
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Wo bleibt der höhere Milchpreis???

Franz Kinker ist (Bio-)Milchbauer in einem der schönsten Teile des Allgäus. Vom Hof sieht er auf Schloss Neuschwanstein und die Alpen. Seine Ferienwohnungen stehen seit über einem Jahr leer, und auch für die kommenden Monate sind die Aussichten auf Belegung unsicher. Was sich auch leert, ist das Bankkonto. Darum hat er einen Brief an seine Molkerei geschrieben, die, wie der gesamte Lebensmitteleinzelhandel, in Corona-Zeiten gute Geschäfte gemacht hat:

Sehr geehrter Milcheinkäufer

mit diesem Schreiben wende ich mich an Sie, um mich bei Ihnen über den künftigen Milchpreis zu informieren und deutlich darauf hinzuweisen, dass es mit dem aktuellen Milchpreis so nicht weitergehen kann.

Fakt ist, dass unsere Betriebskosten in letzter Zeit enorm gestiegen sind. Wir bezahlen für Diesel aufgrund Rohstoffsteigerungen und CO2 Steuer erheblich mehr als im Vorjahr. Die Kosten für Baumaterial sind teils um 30 % gestiegen. Kraftfutter ist teurer geworden, und die Inflation schreitet auch voran. Aufgrund der Vorgaben der Düngeverordnung sind wir gezwungen in teure Gülletechnik zu investieren.

Dies sind nur einige Beispiele die verdeutlichen, dass die Kostenbelastung in der Milcherzeugung immer höher wird. Mit einem Milchpreis, der auf der Stelle tritt, und sich kaum nach oben bewegt, geht es so für uns nicht weiter. Um wirtschaftlich zu arbeiten bräuchten wir einen Bio-Milchpreis von über 60 Cent/kg. Das sind Ergebnisse von Berechnungen, die man der Fachpresse entnehmen kann. Davon sind wir weit entfernt.

Wenn wir unsere Betriebe in die Zukunft führen und einem Nachfolger(in) die Hofübernahme schmackhaft machen wollen, dann brauchen wir einen Betrieb, der wirtschaftlich gut dasteht, und nicht nur vor sich hinvegetiert. Sonst wandern die jungen Leute ab in die Industrie. Unser Sohn, der sogar den Meisterbrief als Öko-Landwirt in der Tasche hat, ist diesen Weg schon gegangen. Und ich kann Ihnen sagen: Ich finde seine Entscheidung richtig.

Zahlen von Bioland belegen, dass der Absatz von Biomilcherzeugnissen im Jahr 2020 zum Teil im zweistelligen Prozentbereich zugenommen hat. Besonders  bei H- Milch, Quark und verschiedene Käsesorten sei die Nachfrage sehr gut gewesen. (Quelle: Allgäuer Bauernblatt vom 4.2.2021)

Diese positive Entwicklung auf dem Milchmarkt dürfte es der Molkerei erlauben, hier ein deutliches Signal für einen höheren Milchpreis zu geben und zeitnah umzusetzen.

Sonst ist auch auf dem Bio-Berghof Kinker, wie auf vielen anderen Milchviehbetrieben, der letzte Tropfen Milch irgendwann gemolken.

Grüsse vom Bauer Franz Kinker

Wenige Tage später antwortet der Einkäufer der Molkerei:

Servus Franz,

vielen Dank für Deine ausführliche Schilderung Eurer Situation.

Ich werde das gerne auch intern weiterleiten. Wir werden das uns Mögliche dazu unternehmen, unseren Biobauern-Höfen eine Zukunfts-Entwicklung zu unterstützen.

Mit freundlichen Grüßen aus der Bio-Milchstraße

Was fängt man mit einer solchen Antwort an?

 

Wer mehr über „Bauer Franz“, der auch bloggt, erfahren will:   https://agrarblogger.de/2021/04/08/franz-kinker-vom-bio-bergbauernhof/

 

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72 Kommentare

  1. Brötchen sagt

    #allesdichtmachen

    Wie sich Meinungen ändern, wenn man selbst direkt betroffen ist!

    Bemerkenswert!

  2. brouss sagt

    Eine ältere Frau erzählt mir, dass ihr Enkel (Prof. u. Dr.in- Sohn) mit 8 Jahren eine Laktose-Unverträglichkeit entwickelt hat. Der Prof. soll auch div. Unverträglichkeiten haben und ihre Tochter hat Hashimoto. Sie meint:

    „So etwas hat es doch früher nicht gegeben!“ Sie hat ihre Milch früher vom Bauern geholt und abgekocht.

    Ich denke da spielen viele Faktoren mit hinein:
    Als die Menschen anfingen Milch zu trinken, hatten sie eine Milch mit so 4,5 % Fett und 3, 5 % Eiweiß. Meine Theorie ist, dass zum verträglichen Verdauen der Milch auch ca. 4,5% Fett gehören und keine 1,5 % oder gar 0,1 %.
    Dann war das Rohmilch und nicht homogenisiert und pasteurisiert.

    Die Caseine werden wohl auch anders gewesen sein.

    Dann haben die Kühe damals wohl Gras gefressen und keinen Mais oder Getreide.

    Ich habe auch bedenken zur Futterkombination Luzerne (Klee) mit Mais. Die Leguminosen enthalten Phyto-Östrogene und verschieben deshalb das Hormonsystem der Kühe nach weiblich. Das wird auch die Milch Richtung weiblich beeinflussen.

    Der Teufel steckt im Detail.

    • Reinhard Seevers sagt

      Was das mit Milch zu tun haben soll, ist mir schleierhaft.
      Vielleicht liegt es am Trinkwasser oder an der Tapete oder am Holzschutzmittel in der Vertäfelung….oder, oder…🤔

      • Inga sagt

        Bei Laktoseintoleranz,
        Lactoseintoleranz oder Milchzuckerunverträglichkeit wird der mit der Nahrung aufgenommene Milchzucker als Folge fehlender oder verminderter
        Produktion des Verdauungsenzyms Lactase nicht oder unvollständig verdaut; daraus kann sich eine Unverträglichkeit für Milch und Milcherzeugnisse ergeben.

        Davon habe ich schon 1962 gehört. Das gab es vorher auch schon, denn die Frauen erzählen viel davon.
        Damals ist ein Baby bei uns im Kuhdorf geboren, das vertrug keine Kuhmilch.

        Ich dachte auch es hängt am Eiweiß, weil, wenn die Babys Kuhmilch bekommen, muß man die wegen dem Eiweiß mit Wasser verdünnen 2/3 zu 1/3.
        Nein, der Milchzucker ist damit gemeint.

        Ich glaube das hängt mit der Milchunverträglichkeit, das Fehlen des Verdauungsenzyms Lactase zusammen, die wir Menschen normalerweise von Natur aus haben.
        Wir haben sie und Epigenetisch abgewöhnt!

        Da treten auch noch heute viele Ausnehmen auf, die dieses Epigenetisches Phänomen- das Bilden des Verdauungsenzyms Lactase nicht mitgemacht haben.

    • Smarti sagt

      Finde mal was weiblicheres als Milch 🙂 Ich habe allerdings noch keinen Griller kennengelernt, der fragt, ob das Steak weiblich oder männlich war :). Rohe Eier sollen sehr gut für die Männlichkeit sein – dabei sind es doch die Eizellen der Henne plus Nahrung fürs Küken ?

    • Inga sagt

      Früher hatten die Kühe höchstens 3% Fett,
      Heute kann sie durch Züchtungsleistung über 4 % haben.

    • Die Rohmilch unserer Kühe erreicht auch diese Inhaltsstoffe. Unsere Kühe sind ab Mitte April durchgehend bis Mitte November auf der Weide.
      Mittlerweile kommen zwei Familien zu uns, die regelmäßig Frischmilch bei uns holen.
      Sie sagen, dass die Milch ihren Kindern einfach besser schmeckt und dass Allergien abgenommen haben. Deswegen machen sie sich auf den weiten Weg aus der Stadt zu uns aufs Land. Mich als Bauer macht das irgendwie glücklich, wenn ich merke, dass wir hier etwas Gutes bewirken können und dass es den Kindern besser geht. Vor allem freut es mich, dass ich etwas produziere, das gewünscht, wertgeschätzt und gefragt ist.

      • Reinhard Seevers sagt

        Das ist doch schön, schöne Gefühle zu haben.
        Leider ist es nicht so schön, wenn der Laden geschlossen wird, weil sich Kinder mit Keinen eingedeckt haben und der gesamte Kindergartem im Krankenhaus liegt, wie hier passiert.

        „In Rohmilch bleibt die natürliche Bakterienflora der Milch erhalten. Das bedeutet, dass auch krankmachende Keime darin enthalten sein können. Die mögliche Wirkung von nicht erhitzter Rohmilch als Mittel zur Allergievorsorge mag für manche Eltern interessant klingen; die Gesundheitsgefahr, die von roher Milch ausgehen kann, ist jedoch wesentlich höher einzustufen.“

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          In meiner Jugend war es normal, dass frische Milch beim Bauern nebenan gekauft wurde, alle haben überlebt.

          Es ist unbestritten, dass Kinder die im Stall aufgewachsen sind kaum, Allergien bekommen.

          • Reinhard Seevers sagt

            Ja Ehemaliger, ich habe auch ausschließlich Rohmilch getrunken über die letzten 55 Jahre…..darum geht es ja auch nicht. Wenn Menschen eben nicht die Immunität erlangt haben, aus welchen Gründen auch immer, dann kann es zu div. Krankheiten kommen. Und wer es sich heute noch leisten möchte, dass Menschen von außerhalb davon krank werden und diese Sache dann medial ausgeschlachtet wird, den möcht ich sehen.
            Außerdem ging es nicht um Kinder, die im Stall groß geworden sind, sondern lediglich um den Rohmilchverzehr….kleiner Unterschied oder nicht?

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Wer Rohmilch trinkt, weiß um etwaige Risiken, wenn ich mich nachher in das Auto setze, ist es auch nicht ausgeschlossen, dass ich in einen Unfall verwickelt werde.

            • Paulus sagt

              Au ha, meine Frau kauft seit Jahren nur Rohmilch bei einem belgischen Bauern, der Liter kostete vor Corona 2,30 €, bei Abholung mit eigener Kanne. Ich selbst trinke zwar keine Milch aber so mancher Rohmilchkäse steht bei mir hoch im Kurs.
              Wir werden unsere Ernährungsgewohnheiten umstellen. Mir kommen ab sofort nur noch degradierte und hoch verarbeitete LM ins Haus. Ich denke da an Veggie-Schnitzel und so.

              • Bauer Willi sagt

                @Paulus
                Ne, lass mal. Dass gegen die Rohmilch gewettert wird, ist reines Marketing. Kann man ungefähr mit der Story vergleichen, dass Säuglinge Blausucht von Nitrat im Wasser bekommen. Auf Nachfrage kann mir niemand auch nur einen einzigen Fall nennen, der in den letzten Jahren medizinisch belegt ist.

                Aber mittlerweile kann man gegen diese Rohmilch-Story nicht mehr gegenanreden. Vielleicht hätte man eine Chance, wenn man den Inzidenzwert ausrechnet….soundsoviel Infizierte durch Rohmilch auf 1 Mio. Einwohner oder so… 🙂

              • Karl Timme sagt

                Reinhard,
                „EHEC-Infektionen können auf vielfältige Art und Weise übertragen werden. Dabei handelt es sich stets um die unbeabsichtigte orale Aufnahme von Fäkalspuren, wie z.B. bei Kontakt zu Wiederkäuern oder beim Verzehr kontaminierter Lebensmittel.“

                Sagt eigentlich schon alles. Dieser Milcherzeuger steht sicherlich schon vor einer Milchsperre. Bei der heutigen engen Kontrolle der Abholungsmilch durch die Molkereinen, handelt es sich hier mit Sicherheit um einen Hygienischen Problembetrieb.
                Wenn sich hier nichts ändert brauch er auch ihre Dienstew nicht mehr.

                • Reinhard Seevers sagt

                  https://m.haz.de/amp/news/Nachrichten/Der-Norden/Uebersicht/40-Menschen-nach-Verzehr-von-Rohmilch-krank

                  Karl, wie gesagt, es gibt viele Beispiele. Es ist doch kein Spaß, wenn Betriebe dicht machen müssen oder keine Milch mehr liefern dürfen, oder ihr Name in der Zeitung auftaucht.
                  Alle Landesbehörden machen immer wieder darauf aufmerksam, dass Listerien, Campylobacter, EHEC, Salmonellen etc. in Verbindung mit Rohmilchverzehr auftreten können. Das ist auch kein Vergleich zum Nitrat….🤫

                • Brötchen sagt

                  Reinhard!

                  Sehe ich wie Du, manche sind da echt zu blauäugig.

                  Rindertuberkulose gibt es glaube ich auch noch.

                  In manchen Milchtankstellen gibt es Milch, die kommt von der Molkerei zurück.
                  Finde ich sicherer.

                  Aber gut ich trinke die ab und an, auch nicht abgekocht.

                  Ich denke ich weiß, das ein gewisses Risiko besteht und ich bin schon alt wie ne Kuh…

                • Reinhard Seevers sagt

                  Früher war es doch so, dass wenn Klein Lieschen mal bei der Großtante auf dem Bauernhof Urlaub machte und plötzlich Durchfall bekam, dann war das so, und nach ein paar Tagen war es häufig vorbei.
                  Wenn heute Kinder beim Urlaub auf dem Bauernhof krank werden dann werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, um de Ursache zu ergründen, und wenn es ganz schlecht läuft hat Mutti bei Facebook eine Warnung für diesen Betrieb eingestellt oder es kommt in den Lokalnachrichten.
                  Die Welt hat sich geändert. Ich würde jederzeit Rohmilch trinken, nur nicht auf jedem Betrieb.😎

                • Brötchen sagt

                  Reinhard dito !

                  Weil Du guckst ja auch mal hinter die Kulissen…….

                • Smarti sagt

                  Obwohl unsere ganze Familie nur Rohmilch trinkt kaufen wir für die Besucher und Ferienkinder die Milch von der Molkerei zu. Es gibt dann für alle Kinder die geliebte Schoko-Milch aus der Flasche, dann haben wir keine Diskussionen. Zusätzlich ist ein Schild auf dem Milchtank, dass die Milch vor dem Verzehr abgekocht werden muss.
                  Frauen, die schwanger werden wollen/könnten, rate ich dringend vor Rohmilch ab, z.B. wegen Q-Fieber, eigentlich eine recht häufige, harmlose Erkrankung, die aber zu Aborten bei Kuh und Mensch führt.

                • Karl Timme sagt

                  Noch eine Ergänzung zu dem Thema:

                  https://www.laves.niedersachsen.de/startseite/tiere/tiergesundheit/zoonosen/rohmilch-ein-unterschaetztes-risiko-73633.html

                  Wärend meiner aktiven Zeit habe ich mich immer für ein Bonus- Malussystem bei der Zellzahl und Keimzahl bezahlung ausgesprochen. Molkerein in der Normandie machen das schon seit Jahren.

                  Das führt bei Euter/Tiergesundheitsproblemen und bei Funktionsstörungen der Melk/Kühlanlagen
                  zu einer schnelleren Abhilfe,bei steigenden aber noch nicht Problemmatischen Zahlen.

              • Paulus sagt

                @ Seevers, aufgrund einer EHAC-Infektion sind mir bisher nur
                so ca. 50 Tote bekannt. Die hatten allerdings keine Rohmilch verzehrt sondern Sprossen von (ausgerechnet) einem Biobetrieb.
                Ist doch klar, dass der erste Blick in einem Hofladen oder auf einem Markt Richtung Hygiene geht.
                In Köln wurde mal ein Ökomarkt ins Leben gerufen. Zu Anfang waren es bestimmt 30 Stände. Die Hälfte von denen konntest du am ersten Tag schon knicken. Mittlerweile sind es wohl nur noch 3 oder 4 Stände.

      • brouss sagt

        Ich denke es ist eine Sache der Gewöhnung. Wenn die Menschen immer nur pasteurisierte Produkte essen, werden sie anfällig.

        • Inga sagt

          Klar und man darf die Stallbakterien nicht vergessen, die zur Abwehr beitragen.
          Vielleicht bekommt es die Kuh vom Gras oder Heu, denn man hat mal auf dem Heuboden diesen Positiven Staubkörner, die diese Bakterien erhält vermehrt gefunden, die für diese Abwehr verantwortlich sind. Habe ich aus Fernsehberichten erfahren.
          Wie kommt das nun in Kuheuter und Milch?

  3. Franz Müller sagt

    Der Vertrieb von Melk- Fütterungs- Entmistungsroboter boomt derzeit in ungeahnte Höhen.
    Es spiegelt also nicht die Beschreibung vom Autor wieder. Ebenso hat der Stall(um)bau im Milchviehbereich Hochkonjunktur.
    Die Automatisierungsmöglichkeit von „melken, misten, füttern“ lässt viele Familienbetriebe optimistisch in die Zukunft blicken – mit größeren Einheiten, weniger Gebundenheit, kein Fremdpersonal usw. ein auskömmliches Einkommen zu erwirtschaften.

    Natürlich müssen die nutzbaren Flächen vorhanden sein. Diese sind im Alpenvorland aus mehreren Gründen nicht mehr gegeben, ebenso die Ansprüche der Molkereien bzgl. der Milchabnahme.
    Wo Hartkäse erzeugt wird – zählt in der Regel das „Heumilchregulativ“ welches AMS und TMR-Heu Systeme ausschließt.
    Da lassen die auch nicht mit sich reden, um die Nische „Hartkäse“ nicht zu gefährden.

    60 Cent „erzieltes“ Bio Milchgeld ist in der Käsestrasse Bregenzerwald weder Zukunftsdenken noch Utopie – sondern längst Standard.

    Die Milcherzeugung ist gesamthaft in keiner Weise rückläufig, die Molkereien und der LEH können also beruhigt so weiter machen.

    Bei uns werden Ställe für 15-30 Kühe gebaut mit allem Pipapo – natürlich querfinanziert und Steuer/Covid-finanziert – aber egal…die Gewinner Verbraucher/Verarbeiter/Verkäufer stehen auf der sicheren Seite.
    Dafür sorgen die Landwirte selber…

    • Smarti sagt

      Mit 60 Cent für den Liter Milch „bezahlen“ 15-30 Kühe nie im Leben einen neuen Stall – geschweige denn eine so hohe Technisierung. Geld vom Staat gibt es für nicht zukunftsfähige Betriebe keines – und mit 20 Kühen wirst Du nur ausgelacht…bzw. kriegst Du kaum mehr eine Baubewilligung im Aussenbereich.
      Bei uns möchte ein Landwirt seine 10 Milchkühe einstellen und diese dann beim nächsten Kalb auf Mutterkühe umstellen. 20 ha Land hat er eigen, darf ( will ? ) aber nicht bauen… mal schauen ob was daraus wird.
      Landwirte mit diesen kleinen, tollen Ställen haben andere Berufe, die Geld einbringen – ich kenne da einen Tierarzt, einen Berufschullehrer, ein Baggerunternehmen und einen Ponyhof.

    • Smarti sagt

      „Heumilchregulativ“ ? Keine Melkroboter, weil Biomilchkühen bei neuen Betrieben ganztägig Weidegang angeboten werden muss ? Ansonsten ist für Anbindebetriebe ein Umbau wohl die letzte Chance, wenn sie weiter melken möchten.
      Ich frage mich aber schon, wie lange es noch dauert, bis bio auch die muttergebundene Kälberaufzucht vorschreibt… danach die Weidemast der Bullenkälber/ Bruderkalb auf dem Betrieb…. danach findet sich auch noch was. Nur der Milchpreis ändert sich kaum.

      • Franz Müller sagt

        Die Welt ist bunt, Smarti.
        Im Alpenraum von Süddeutschland, Österreich, Schweiz sind die kleinen Betriebe nach wie vor präsent. Und sie investieren, und sie leben. Zur Zeit sind die auch alle froh, ein „paar Stück Vieh“ wie ihr es nennt – im Stall zu haben. Der Alpenraum ist nicht gemacht für große Viehherden – jene wo es haben – dort zeigt sich enormer Input (Zukauf).

        Heumilchregulativ ist nicht Bio.

        Querfinanziert ist ja nicht immer schlecht. Viele Füsse wo einen Tisch tragen auch nicht.
        Der Norddeutsche Viehbauern mit Biogasanlage ist auch noch immer Bauer,
        ich würde mich nicht anmessen, ihn als Hobbyviehbauern um zubenennen…

        • Reinhard Seevers sagt

          Prinzipiell sehe ich es auch so Franz.
          Die Vielfalt der landw. Betriebsformen und-größen führen eben auch zu völlig unterschiedlichen Wahrnehmungen auf allen Seiten. Daraus leiten sich wiederum unterschiedliche Forderungen an die Politik und aus der Gesellschaft ab. Welcher Maßstab an Forderungen an die Politik, den Verarbeitern und den LEH gestellt werden, kann eben auch aus diesen Gründen nicht einvernehmlich erfolgen.
          Haupterwerb, Nebenerwerb, Zuerwerb, Hobby, alles ist möglich.
          Vertragslandwirtschaft neben Direktvermarktung, Einzelunternehmen neben GmbH und CO KG….alle müssen sich am Markt positionieren. In der Öffentlichkeit steht dann aber lediglich der Satz: Die Landwirtschaft ….will dies und das.
          Es bleibt ein komplexes Feld.

  4. Ludwig sagt

    Ob Milch- oder Schweinepreis ist ein gewollt niedriger Preis. Markt findet in diesen Segmenten kaum statt , weil bei Unterversorgung sofort importiert wird. Dann steigen unsere Preise mal kurz wieder an , aber nur eine begrenzte Zeit , um dann wieder in den Hamsterradmodus zu verfallen. Politik und LEHs sind sich da sehr einig . Deshalb gibt es immer eine Ministererlaubnis um kleinere LEHs von den Groß-LEHs aufgekauft zu werden.
    So ist dann unter politischer Kontrolle eine Monopolsituation entstanden , die man gut von der Politik beeinflussen kann. Da wäscht eine Hand die andere. Normalerweise will das Kartellamt so etwas verhindern , aber die politische Führung will billige Lebenshaltung , damit ordentlich Steuern und Abgaben bezahlt werden können. Unser Land hat die höchsten Steuern und Abgaben. CO2-Steuern und hohe Strompreise lassen doch höhere Lebenshaltungskosten überhaupt nicht zu , denn dann gehen die Leute auf die Straße. Inzwischen hat die Politik das Kassieren aber überdreht und überall kann man außer Corona immer mehr Staatsversagen erkennen. Diese Krise legt alle Defizite unseres Gemeinwesens offen. Nur mit Verwaltung , Bürokratie und Gängelung der Bürger läst sich eben kein Staat machen . Jetzt muß nur noch für 2 Tage ein Stromblackout kommen und dann hat es auch der letzte kapiert , daß hier nichts mehr klappt und keine Vorsorge auf allen Ebenen getroffen wurde. Dann ist die moralischideologische Wohlfühlpolitik am Ende.

    • Inga sagt

      Ja,
      Es ist noch nie etwas beim Bauern angekommen,
      Egal, ob die Betriebsmittel oder sonst was teurer geworden ist.
      Das hat man mit Aufstallung kompensiert.
      Die anderen haben ja ohne etwas zu investieren einfach Lohnerhöhung bekommen.
      Wachsen oder Weichen war die Devise.

      Und das geht auf Kosten der Umwelt.
      (Haben da wirklich die Bauern Schuld dran?)

      Wollen wir so weitermachen, liebe Mitbürger und Politik?

      Oder die Billigmilcherzeugung sogar im Allgäu weitermachen und sie mit Steuergelder subventionieren, damit man den Ranger für die Naturerhaltung dort spart?

      • Paulus sagt

        Inga, was bitteschön hat ein Ranger mit Naturerhaltung zu tun? Ich habe die Jungs im Nationalpark Eifel erlebt. Ganz einfach weil mich die Entwicklung des Waldes dort interessiert.
        Zu Anfang waren es wohl umgeschulte Forstwirte, sprich Waldarbeiter, die hatten
        noch Ahnung von der Natur. Mittlerweile sind es eher umgeschulte Sozialarbeiter
        und Nabu- oder sonstige Aktivisten; jedenfalls scheinen es sehr beliebte Jobs zu sein. Immerhin haben sie die gleiche Berufsbezeichnung und tragen die gleichen Hüte wie ihre kanadischen Kollegen.
        Wir brauchen dringend mehr Nationalparks, irgendwie müssen wir dieses arbeitsscheue Gesindel doch von der Straße kriegen.

        Ach so, freilaufende Wisentherden brauchen wir auch noch. Mit den 26.000 ha eines Adeligen, der sie zwecks Lustgewinns und angeblich zur Förderung des Tourismus aus Polen importierte waren sie leider nicht so ganz zufrieden. Stattdessen schälten sie bei Giersen Hubert im Schmallenberger Sauerland die Buchen. Der hatte sie schon über zwei und drei Generationen hinweg gehegt und gepflegt. Nicht die Wisente sondern die Buchen.
        Jetzt könnte ich mich noch über den Wolf auslassen – bin ja eh schon weit vom eigentlichen Thema abgewichen. Sorry!

  5. Wilhelm sagt

    Die einen bloggen und die anderen blocken !
    Hört sich gleich an ist es aber nicht – würde die Maus sagen 🤔

  6. Hier mal ein etwas positiveres Beispiel aus der Region. 10 Cent mehr für Erzeuger bei der Ammerländer Molkerei bei Weide- und Biomilch. Ist mir aufgefallen, weil an unseren Milchpackungen auf ein mal Aufkleber mit dem Hinweis darauf dran waren.
    https://www.topagrar.com/rind/news/ammerlaender-setzt-hoehere-preise-durch-12475348.html

    Hier die Selbstdarstellung dazu:
    https://www.ammerlaender.de/langingpages/milchpreis

    Man weiß natürlich nicht, ob es ankommt. Aber Anfang März war der Preis für Ammerländer Bio-Milch 1,19 €, der regionale Bio-Anbieter mit Bio-Vollmilch, den ich auch immer kaufe (hält nur nicht ganz so lang) lag bei 1,29 €/l.

    Die Crux, die man nur schwer lösen kann, weil es nicht im Verantwortungsbereich der Landwirtschaft liegt:
    Wie kommt möglichst viel der Verbraucherpreise auch bei Erzeugern an?
    Und wie bekommen Menschen wieder ein Einkommen, daß nicht schon über die Lebenshaltungskosten die Kampfpreise erzwungen werden (allein ein Kind mit nicht mal 3 €/Tag Versorgungssatz im Hartz IV Haushalt wird kaum Bio und Regional bekommen, wenn das der Mindeststandard sein sollte)?.

      • Inga sagt

        Solche Molkereien dürfen Werbung machen.

        also dann gibt diese Molkerei auch den Preis weiter!

      • Die Milch, die deutsche Milcherzeuger produzieren, erfüllt höchste Qualitätsstandards.
        Warum soll diese Milch nicht einfach einen guten, für alle Beteiligten an der Lieferkette auskömmlichen Preis haben?
        Die Ammerländer Molkerei hat, so wie zu lesen ist, selbstbewusst einfach einen höheren Preis für Premiumprodukte festgesetzt.
        Würden andere Molkereien diesem Beispiel folgen, käme der Handel nicht aus und müsste diese Erhöhung akzeptieren.
        Eine Gesellschaft sollte sich eine funktionierende, nachhaltige Nahrungsmittelversorgung leisten können. Das betrachte ich als eine sehr wichtige und elementare Grundvoraussetzung. Allein schon aus Gründen der Unabhängigkeit.

        • Reinhard Seevers sagt

          Irgendwie scheinen Sie dem Trugschluss zu unterliegen, dass Molkereien altruistische Heilsbringer sind. Warum sollten andere Mitbewerber dem Beispiel folgen?
          Verhalten Bauern sich denn so?
          Die Gesellschaft geht davon aus, das es eine nachhaltige Nahrungsmittelversorgung gibt, sie ist vielmehr von den Ängsten getrieben, dass die Erzeuger ihr Umwelt zerstören, die Tiere quälen, das Klima zerstören und sie vergiften wollen. Sie haben weder Hunger, noch Angst davor…..wir haben lediglich Luxusprobleme.
          Hunger oder zu wenig Nahrung ist, wie überall auf der Welt eine Frage des zur Verfügung stehenden Einkommens. Deshalb setzt die Regierung immer auf ausreichend Wohlstand zu Lasten der Erzeuger, ist doch logisch. Eigentlich könnte man die Volksvertreter aufgrund des bestehenden Landwirtschaftsgesetzes vor Gericht zerren…..warum wird das nicht gemacht?

  7. Thomas sagt

    Milch ist zwar nicht mein Ding.
    Freiwillige wird da doch nix an Geld Erhöhung kommen. Wer zahlt schon freiwillig mehr? Wo heute Genossenschaft oder Raiffeisen drauf steht ist schon lange der Gedanke vergessen.
    Herr Raiffeisen würde bestimmt nicht begeistert sein was mit seinem Namen für Unfug getrieben wird.

  8. Ehemaliger Landwirt sagt

    Wie jetzt,
    lohnt sich der Umstieg in das vermeintliche Paradies bereits jetzt nicht mehr,
    wo doch alle nur noch Bio kaufen wollen, wollen, wollen?

    • Ottmar Ilchmann sagt

      Hat doch mit Bio nichts zu tun, im konventionellen Bereich ist die Kostenunterdeckung mindestens ebenso hoch, hinzu kommen noch die stärkeren Preisschwankungen.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Solche Entscheidung muss ich ja nicht treffen, aber als unbeteiligter frage ich mich, warum soll der Konventionelle umstellen, wenn man bei BIO auch nichts mehr verdient?

        • Smarti sagt

          – damit es weniger Milch gibt und deshalb der Milchpreis irgendwann steigt ?
          – damit man zumindest ein Teil seiner Steuergelder in Form von Subventionen zurückholt ? wenn auch nur für 2-3 Jahre….
          – weil es bei Bio weniger Tiere sind, weniger Ackerfrüchte ( dafür mehrjährige Grasmischungen ) – also weniger Kosten und viel weniger Arbeit anfallen….
          – so als Training für den Vorruhestand… 🙂 bzw. für den Nebenerwerb…
          natürlich kann man sich Bio auch stressig machen – muss man aber nicht.

          • Reinhard Seevers sagt

            „…. weil es bei Bio weniger Tiere sind…“

            Ist das jetzt als Sarkasmus oder Satire gemeint?
            Ich kenne etliche BIOS, die haben viel mehr Tiere, als ihre konventionellen Nachbarn.

            Und das mit weniger Kosten und weniger Arbeit ist dann ein Witz oder? 🤨

            • Smarti sagt

              Auf den eigenen Hof bezogen ( mit Milchkühen, Pferdepension und Ponyhof ) stimmt es schon. Wir kaufen kein Futter mehr zu, keinen Kunstdünger und sparen auch Mais-und Weizenanbau- stattdessen Hafer mit Erbse, Luzerne und mehrjährige Grasmischungen. 50 statt 110 Kühe melken sich schneller, ( weniger Strom und Arbeitszeit ) – also insgesamt weniger Kosten…
              Haupterwerb, Nebenerwerb und Hobbys haben irgendwie heimlich die Plätze getauscht…
              Lange Zeit konnte sich mein Mann ( und die Bank ) einen halbleeren Kuhstall nicht vorstellen… aber wie lange soll man noch auf einen höheren Milchpreis hoffen ? Jetzt erwarten wir nichts mehr und lassen uns dann positiv überraschen. Bioprämien waren ganz klar nicht der Grund zur Abstockung, aber auch kein Gegenargument.

              • Reinhard Seevers sagt

                Smarti, nach deiner Lesart könnte ich auch formulieren: „Keine Landwirtschaft macht noch weniger Arbeit, hat noch weniger Kosten …“
                Individuelle Lösungen sind aber leider nicht der Maßstab für eine ganze Branche.

  9. Wolfgang sagt

    Nichts hinzuzufügen.
    Lediglich, dass die Entwicklung schon zu Zeiten der Intervention begann, als das Interventionsniveau, Zeiträume, Mengen und Reports gekürzt wurden. Und bayerische Fachpolitiker stellten sich hin und verkündeten bei der Veröffentlichung des Agrarberichts regelmäßig, wer Bauer bleiben wolle, könne das auch…

  10. Reinhard Seevers sagt

    Georg Keckl fasste das Problem bei einem Vortrag so zusammen:

    „Der „faire“ Milchpreis ist keine Zahl,
    sondern das Milchpreissystem, das
    langfristig den Besseren unter den
    Erzeugern und Verarbeitern belohnt,
    nicht den, der zuerst da war.
    Die Milch ist und wird immer zu den Betrieben, Molkereien und
    Regionen wandern, die etwas besser wirtschaften als die
    Nachbarn. Wenn der Bessere belohnt werden soll, muß auch der
    Schlechtere zum Aufgeben angehalten werden!“

    • mark sagt

      Wenn der Bessere über den Milchpreis jammert und der Schlechtere nicht aufgeben will, dann ist vielleicht der Bessere gar nicht der Bessere…

      • Inga sagt

        Man kann das nicht echt marktwirtschaftliche sehen, und mit Cola vergleichen, da hängt viel mehr dran.

    • Wenn man das Ganze aus kapitalistischer Sicht betrachtet mag das wohl stimmen. Es gibt Höfe, die sollten wirklich aufhören, weil ihnen die Zeit davongelaufen ist, oder weil der Betriebsleiter nicht in der Lage ist, diesen ordentlich zu führen.
      Ein landwirtschaftlicher Betrieb hat allerdings nicht nur eine wirtschaftliche Komponente, sondern auch eine soziale. Wir erhalten eine Kulturlandschaft und prägen das Dorfleben.
      Wenn der Schuster sein Geschäft schliessen musste, weil ein asiatischer Betrieb mit Kinderarbeit das billiger schafft, dann steht nur ein Gebäude leer. Hört ein Milchviehhalter im Oberallgäu auf, ändert sich die Bewirtschaftung der Alpen. Schaun mer halt mal, ob dann Gemeindearbeiter oder andere Angestellte die Verbuschung billiger beseitigen als Landwirte, die ihr Vieh dort oben weiden lassen.
      Dies ist nur ein Beispiel aus meinem Umfeld.

      • Reinhard Seevers sagt

        Franz, ideelle Ziele bergen immer Zielkonflikte in sich. Die Definition der Kulturlandschaft steht doch gerade zur Disposition. Und ich glaube nicht, dass mit Dorf und Kulturlandschaftsargumenten eine Milchviehhaltung regional gefestigt werden kann, es geht über den Erlös, die Existenzmöglichkeit des Einzelbetriebes.

        • Inga sagt

          Dannmuss der Einzelbetrieb wegen seiner ökologischen und auch touristischen Lage mit Steuergeldern gefördert werden
          Die Milch kann man nicht mit Cola vergleichen und die Wiesen im Allgäu und die Kuhställe dort nicht mit der Colafabrik.

      • firedragon sagt

        „Wir erhalten eine Kulturlandschaft und prägen das Dorfleben“

        Herr Kinker,
        in der heutigen Zeit ist dieser Satz kein Argument mehr pro LW, genauso wie Lebensmittelsicherheit und -qualität.
        Ist seltsam und nicht zu verstehen, ist aber leider so.

        Grüße aus einem Wohn- und Schlafdorf.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Wir erhalten eine Kulturlandschaft und sind noch für den Brandschutz zuständig, weil Tags über niemand mehr im Dorf ist.

        Die Kulturlandschaft hatte niemand auf dem Schirm, weder die Gastronomie, noch die Wohnbevölkerung.

        Bei uns im Steillagenweinbau wurde immer darauf hingewiesen, dass eines Tages wieder Ginster wächst, was ja immer mit „ihr Dauern jammert immer“ quittiert wurde.

        Jetzt wo die aufgelassenen Rebgrundstücke deutlicher zu sehen sind, macht man sich Gedanken darüber. Meiner Meinung nach, ist der Trend nicht mehr aufzuhalten. Macht nix, der Aldi hat auch Wein von Chile.

        • Reinhard Seevers sagt

          Ehemaliger, am Ende wird man euch auch noch vorwerfen, dass ihr nicht rechtzeitig auf Querterrassierung umgestellt habt und damit habt ihr wieder die Schuld …..😎
          So long!

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Die Quertrassierung gibt es auch bei uns.
            Es sind Nebenerwerbswinzer die aufhören, weil sich nicht mehr lohnt und Hauptberufliche nehmen die Flächen nicht auf. In meinem Wohnort gibt es wenige, aufgelassene Grundstücke, im Raum Baden-Baden bringen manche ihre Maschinengerechten Weinberge nicht mehr verpachtet. Die Winzersöhne verdienen ihre Groschen lieber bei Schaeffler, Bosch, oder Daimler.

      • Paulus sagt

        @ Franz Klinker, wer sagt denn, dass die derzeitige Kulturlandschaft das Optimum im Sinne der Natur darstellt? Mir kommt es immer so vor als wolltet ihr irgendeinen Zustand konservieren, aber nur im Sinne des sehr individuellen wirtschaftlichen Erfolges und Interesses.
        Einen optimalen Zustand hat es, nach meiner Auffassung, weder im Sinne der LW, noch der Industrie oder des Handwerks jemals gegeben, sonst wären Innovationen jeglicher Art schlicht überflüssig.
        Ich gehe noch viel weiter. Ihr Biobauern mit euren Almen und dem heimatlich dörflichen Gedöns seid doch in erster nur noch Folklore für die Tourismusindustrie. Wo prägt ihr denn noch das Dorfleben?

    • Inga sagt

      Ja schon,
      aber wir Milchkunden sollten auch Prioritäten auf Hinblick der Ökologie setzen.
      Vielleicht schmeckt man das auch in der Frischmilch, wenn Kühe viele Wildkräuter mitgefressen haben.

    • fingerphilosoph sagt

      Wettbewerb ergibt sich aus Qualitäts- und/oder Preisunterschieden. Kommt noch die Fähigkeit, einen Betrieb wirtschaftlich zu führen, hinzu.

      Bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen, ob Milch oder Weizen, gibt es durch die vorgegebenen Standards kaum noch Qualitätsunterschiede. Zudem werden die Produkte der verschiedenen Höfen in den Molkereien oder Genossenschaften ja zusammengeschüttet, sofern sie nicht direkt im Hofladen vermarktet werden. Ich glaube nicht, dass ich die Milch von Molkerei A von der Milch von Molkerei B unterscheiden könnte, würde ich zu einer Blindverkostung eingeladen.

      Also wird Qualität vom Produkt weg hin zu Rahmenbedingungen umdefiniert: zu Haltungsbedingungen, Tierwohl, Ernährung (Heu oder Kraftfutter), Hörner, Weidehaltung, Offenstallhaltung, wie auch immer. Die Qualität liegt also nicht mehr im Produkt selbst, sondern in der Herstellung des Produkts, also dem, was auf dem Etikett (bzw. mit der Marke) zugesichert wird.

      Der Weg geht dahin, dass auch die Rahmenbedingungen zunehmend gesetzlich vorgeschrieben werden, das heißt, dass es auch durch unterschiedliche Rahmenbedingungen immer weniger Qualitätsunterschiede und damit Wettbewerb gibt. Lapidar ausgedrückt, nähern sich klassische Tierhaltung und Bio-Tierhaltung einander immer mehr an. Das Produkt (Milch) ist sowohl, was seine direkte Qualität als auch seine Herstellung angeht, standardisiert und normiert. Sprich: Qualität ist kein Wettbewerbskriterium mehr.

      Da die Milch an Molkereien geliefert wird und von dort (verarbeitet) in den Einzelhandel kommt, gibt es auch bei den Preisunterschieden für die einzelnen Landwirte keinen Wettbewerb. Preise unterscheiden sich höchstens von Molkerei zu Molkerei oder von Aldi zu Lidl.

      Seit nunmehr 70 Jahren verringert sich die Zahl der Bauernhöfe kontinuierlich, von über 1,4 Millionen auf 250.000. Man kann also davon ausgehen, dass die Besitzer der Höfe, die bis heute überlebt haben, wissen, wie man einen Betrieb führt. Hier hat also bereits eine Selektion stattgefunden und von einigen Ausnahmen abgesehen, haben die Besten überlebt. Irgendwann kommt dieser Auwahlprozess an sein natürliches Ende, denn besser als die Besten geht ja nicht. Also kann auch hier kein echter Wettbewerb mehr stattfinden.

      Also stimmt es doch einfach nicht, was Georg Keckl in seinem Vortrag behauptet.

      • Reinhard Seevers sagt

        Doch FF, die Aussage stimmt. Sie hat lediglich eine zeitliche Begrenzung, so wie alle heute getätigten Aussagen und Vorhersagen.
        Die Aussage ist aus einem 10 Jahre alten Vortrag, ergo hat sie schon fast eine halbe Generation Bestand gehabt. Wie lange sie noch Bestand haben wird, wird man sehen.
        Prof. Isermeyer hat bereits vor 15 Jahren gesagt, dass die Milcherzeugung langfristig gen Osten abwandern wird, also Osten, nicht Ostdeutschland…
        Das kann man nun auch als Wahrheit, Spinnerei oder Weitsicht einordnen, wir scheinen aber auf dem Weg zu sein.
        Also kann man sich der Vorhersage anschließen und rechtzeitig die Kurve bekommen oder die Herausforderung annehmen. Die Annahme der Herausforderung mündet nunmal in weiterem Wachstum in Verbindung mit höherer Leistung und höherer Technisierung.
        Frage, wer sollte die Entwicklung wirklich aufhalten und mit welchen Mitteln?

      • Smarti sagt

        fingerphilosoph, danke für die Hilfe… sehe ich genau so. Spätestens wenn in einigen Jahren ( oder eher Monaten ? ) die Anbindehaltung von den LEH aus den Regalen geschmissen wird, gibt es keine veralteten Höfe mehr.
        Es werden diejenigen Betriebe „noch etwas länger überleben“, die soviel Freude an der Milchkuhhaltung haben, dass sie bereit sind einiges an
        unbezahlter Arbeitszeit und noch dazu anderweitig beschafftes Geld in den Kuhstall zu stecken…
        das sind in meiner Umgebung die Nebenerwerbsbetriebe und/oder Ferienhöfe…

    • Ottmar Ilchmann sagt

      Das ist Quatsch! Es hören nicht die Schlechteren auf, sondern die, die es noch können. Viele „Zukunftsbetriebe“ sind so verschuldet, dass nicht die Betriebsleiterfamilie bestimmt, ob und wie es weitergeht, sondern der Bankberater.

  11. Elisabeth Ertl sagt

    10 bis 20 % aller Covid-Patienten werden nie mehr arbeiten können. Die Regierung plant eine massive Kürzung der Pensionen. Die Arbeitslosigkeit wird frühestens 2023 das Vorkrisenniveau erreicht haben.
    Es wird keine allgemeine Anhebung der Lebensmittelpreise geben, wenn es gelingt durch weiteres Wachsen oder Weichen die Lebensmittelproduktion am Leben zu erhalten.

  12. Reinhard Seevers sagt

    Ist irgendwie wie „Und täglich grüßt das Murmeltier.“….Seit wann ist das Problem vorhanden -20 Jahre? Schneidhuber, Foldenhauer, Schaber, BDM, ABL, BIO…….alles für den Eimer, wenn der LEH nicht mitspielt und die Politik sich wegduckt.
    Bio gilt doch als die Errettung aus der agrarischen Misere. Wo sind denn die Heilsversprecher jetzt.
    Die Konvi-Milch erlebt gerade einen Preisanstieg um sage und schreibe 1,5Cent!

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