Monate: März 2024

Ostern – ein Frohes Fest

Der Gastbeitrag eines oberpfälzischen Landwirts Wer nichts mit Religion, Gott oder der Landwirtschaft am Hut hat, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen. Als Willi mich bat einen Artikel zu Ostern aus Sicht eines Landwirts zu schreiben, war ich zunächst ratlos. Erst ein Gespräch mit meinem 87-jährigen Vater brachte mich weiter. Er erzählte mir von seiner Gemütslage um die Osterzeit. Es begann mit dem Palmsonntag, den Jubeltag. Als die Menschenmenge Jesus als ihren Retter, als Messias empfingen und huldigten. Auch mein Vater wurde nach dem Krieg als Landwirt hofiert und gewürdigt, aber auch gefordert um möglichst schnell den Hunger der Bevölkerung zu stillen. Die Erwartungen waren hoch. Die EWG wurde gegründet, um die Basis für europäischen Frieden zu schaffen aber auch mit einer gemeinsamen Agrarpolitik den Hunger zu besiegen. So wurde er als Landwirt in vielen Bereichen umworben und unterstützt. Staatliche Stellen planten und berieten in Richtung Flurbereinigung, Flußbegradigung, Trockenlegungen, Düngeberatung, Leistungssteigerung. Auch die Märkte wurden reguliert. Es gab zunächst Zölle für Waren aus dem Ausland, zum Schutz der eigenen Produktion. Sogar ein Mindestpreissystem (Interventionspreis) …

Aufräumen…

Es ist die Kar-Woche. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Deutschlands waren die letzten Tage bei uns im Rheinland kühl, trüb und regnerisch, also irgendwie passend zu Stimmung der Karwoche. Düngung und Pflanzenschutz war nur an wenigen Stunden möglich, an eine Aussaat von Zuckerrüben oder das Pflanzen von Kartoffeln ist auch in den nächsten Tagen nicht zu denken. Was macht man an solchen dunklen Tagen? Aufräumen. Im Dezember haben wir unsere Mutter beerdigt, die die Wohnung in Parterre bewohnte. Die Räume stehen noch so da, wie sie unsere Mutter im Dezember verlassen hat. Irgendwie fehlt uns der Antrieb, etwas daran zu ändern, zu sehr haben wir uns an den Anblick gewöhnt, wollen es bewahren. Lediglich im Keller habe ich in den letzten Tagen denjenigen Raum in Angriff genommen, den unsere Mutter nutzte. Zwei große Kisten mit leeren Marmeladengläsern sind im Glascontainer gelandet. „Die Einmachgläser kann noch jemand gebrauchen“, meinten mehrere Frauen in meiner unmittelbaren Umgebung. Auch diverse Plastikbehältnisse wie ehemalige Margarine-Dosen oder gespülte Heringsverpackungen könnten noch zum Einfrieren gebraucht werden. Also bleiben die auch noch …

Zukunftsprogramm Pflanzenschutz…

Fast hätte ich es vergessen. Das BMEL hat am 14. März 2024 eine Meldung herausgegeben, wonach es zu einem geplanten Zukunftsprogramm Pflanzenschutz ein Beteiligungsverfahren geben soll. Hier die Meldung, von der man in den Medien nicht viel gehört hat. Ich jedenfalls nicht. https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/pflanzenbau/pflanzenschutz/zukunftsprogramm-pflanzenschutz.html Hier das Aktionsprogramm im Detail: https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Landwirtschaft/Pflanzenbau/Pflanzenschutz/diskussionsgrundlage-zukunftsprogramm-pflanzenschutz.pdf?__blob=publicationFile&v=4 Ein Auszug aus dem Papier: „Wir brauchen einen Paradigmenwechsel im Umgang mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, der Akzeptanz und Unterstützung erfordert. Wir brauchen hierfür einen breiten Konsens. Darum gestaltet das BMEL einen umfassenden Beteiligungsprozess, bei dem alle mit ihren Vorstellungen zu Wort kommen können.“ Die Idee mit dem Beteiligungsprozess finde ich gut. Schreibt in die Kommentare, was ihr von den Maßnahmen haltet, eventuell kann ich das zusammenfassen und ans Ministerium schicken. Steht ja nirgends, dass man das nicht darf…

Australische Bananen…

Woran erkennt man australische Bananen? Ganz einfach, die Krümmung ist anders herum, denn Australien ist ja auf der Südhalbkugel… 🙂 Im Ernst, bei dem nachfolgenden Link geht es um Gentechnik und Bananen. In Australien wurden Bananen zugelassen, die mittels Gentechnik so verändert wurde, dass ihr eine bestimmte Krankheit nichts anhaben kann. https://www.zdf.de/nachrichten/wissen/banane-gentechnik-forschung-australien-100.html Panamakrankheit wird es genannt, wenn der Pilz „Fusarium oxysporum TR4“ Stauden der Cavendish-Banane, der mit Abstand wichtigsten Handelssorte weltweit, absterben lässt. Bananenbauern können dann nur noch hilflos zusehen, wie ihre Plantage stirbt. Ein Gegenmittel gibt es nicht. Bis jetzt. Die Wissenschaftler haben ein Gen – das Resistenzgen RGA2 aus einer Wildbanane – in Pflanzen der Sorte Cavendish eingefügt, also aus der gleichen Art in die Kulturpflanze. Gegner der Gentechnik können jetzt Vorschläge machen, wie eine Alternative aussehen könnte.

Dürre in Deutschland?

Im Bild ist die nutzbare Feldkapazität bis in 2 Meter Tiefe in unserer Gemeinde zu sehen. In den letzten 6 Monaten (also seit dem 1. Oktober 2023) hatten wir an unserem Standort 600 mm Niederschlag. In anderen Teilen Deutschlands ist es nicht viel anders. Lediglich in Teilen Süddeutschlands und im Regenschattengebiet des Harzes ist es etwas trockener, wie der Bodenfeuchteviewer des DWD zeigt https://www.dwd.de/DE/fachnutzer/landwirtschaft/appl/bf_view/_node.html;jsessionid=654CE1696B9426C67689B63F5526E299.live21063 Wieder einmal wird aktuell die „Dürre“ von den Medien thematisiert. https://www.zeit.de/wissen/umwelt/2024-03/gesamtwasserspeicher-deutschland-duerren-niederschlag Hier ein paar Aussagen, die mich etwas ratlos zurücklassen Der sogenannte Gesamtwasserspeicher in Deutschland fasst trotz einer Erholung im vergangenen Jahr weniger Wasser als im langjährigen Vergleich. Die Angaben basieren auf Daten der Grace-Satellitenmissionen. Genau sind die Satellitendaten jedoch nicht: Laut einer GFZ-Studie vom April 2023 verlor Deutschland demnach in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt 760 Millionen Tonnen Wasser pro Jahr. Weil die Studie mehrere Auswertemethoden nutzte, kam sie auf einen deutlich niedrigeren Wasserverlust als Auswertungen von Satellitendaten, die einen dreimal höheren Verlust ermittelt hatten. Für Europa ist seit Beginn der Messungen im Jahr 2002 kein Rückgang des Gesamtwasserspeichers …

Und nun? Waren die Proteste umsonst?

Wenn ich die Pressemeldung des BMEL vom 22. März 2024 mit den Aussagen von Cem Özdemir lese, muss ich annehmen, dass er auf einem anderen Stern lebt. Man kann die Aussagen aber auch zynisch nennen oder unverschämt: „Mit dem Wachstumschancengesetz und den Entlastungen für die Landwirtschaft bringen wir unser Land voran. Der 10-Punkte-Plan der Bundesregierung ist der richtige Weg, um die deutschen Bäuerinnen und Bauern spürbar zu entlasten und zukunftsfest aufzustellen“ Hier der vollständige Text:   https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/025-wachstumschancengesetz.html Seit vielen Jahren haben wir Landwirte mit immer neuen Auflagen, Verordnungen und Gesetzen zu tun. Dabei spielt es (fast) keine Rolle, wer gerade regiert. So waren die ersten Bauernproteste im Herbst 2019 während der Großen Koalition mit einer Landwirtschaftsministerin, die von der CDU gestellt wurde. Auslöser war das „Agrarpaket“. Die Konsequenz aus den Protesten war der Agrargipfel, die Gründung der Zukunftskommission Landwirtschaft und ein umfangreiches Papier der ZKL, das von Cem Özdemir zwar gelobt, aber nicht umgesetzt wurde. 2023 haben wir Landwirte wieder protestiert. Diesmal waren der Auslöser zwei Maßnahmen, die einseitig die Landwirte finanziell belasten sollten. Eine, die …

Cannabis ja – Agrardiesel nein

Jetzt ist es amtlich: Cannabis kann kommen, die Entscheidung zur Besteuerung von Agrardiesel wird nicht zurückgenommen. https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/cannabis-bundesrat-102.html https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/bundesrat-laesst-abbau-von-agrardiesel-subventionen-passieren-a-3334b148-9fbc-4a8a-8880-60c4f69bf76b Der Deutsche Bauernverband ist mit der Entscheidung im Bundesrat nicht einverstanden und erwartet zumindest einen gleichwertigen Ausgleich an anderer Stelle. https://www.bauernverband.de/topartikel/rukwied-kampf-um-agrardiesel-noch-nicht-vorbei Stellt sich die Frage, was nun passiert. Wird sich der Bauernverband dazu auch äußern? Im Juni ist Europawahl. Die Regierungsparteien, aber auch die CDU sollten sich schon mal warm anziehen, denn die Stimmung auf den Bauernhöfen ist auf Protest gebürstet. Ich werde nach heutigem Stand der Dinge meine Stimme einer kleinen Partei geben, die christlich, liberal und konservativ ist. Und das ist nicht die AfD. Und nein, die Stimme ist nicht verloren, weil es bei der Europawahl keine 5%-Hürde gibt.

Regenerative Landwirtschaft…

Ich bin von Bekannten immer mal wieder angesprochen worden, was ich von regenerativer Landwirtschaft halte. Ganz ehrlich? Ich hatte mich bisher nicht damit beschäftigt. Nachdem ich dieses Video gesehen habe, wusste ich, dass ich regenerative Landwirtschaft praktiziere. Es hat mir nur noch niemand gesagt. Vorgestellt wird es hier von Benedikt Bösel, der in der Finanzbranche sein erstes Geld verdient hat und nun den Betrieb seiner Eltern bewirtschaftet. https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-1254188.html Und natürlich hat er auch ein Buch „Rebellen der Erde“ geschrieben. Benedikt wird gerade von den Medien regelrecht gehypt. Sein Marketing ist beispielhaft. Was haltet ihr von regenerativer Landwirtschaft? Und wie definiert ihr sie? Am Rande: Dass die Tagesschau etwas Probleme mit der Rechtschreibung hat (regnerative statt regenerative Landwirtschaft) ist dann doch irgendwie peinlich. Oder einfach nur oberflächlich…

Warum ich ein Notstromaggregat gekauft habe

Es ist ein Thema auch für Landwirte, vor allen Dingen aber für Tierhalter: RWE wird am 31. März, also in wenigen Tagen, mehrere Blöcke der Braunkohlenkraftwerke in Sichtweite unseres Hofes abschalten. https://www.welt.de/wirtschaft/article250568732/Neuen-Warnungen-zum-Trotz-RWE-schaltet-kurzfristig-fuenf-weitere-Kohlekraftwerke-ab.html Heute hat die Sonne geschienen, die Windräder drehten und trotzdem waren einige dieser Blöcke in Betrieb. Auch der Bundesrechungshof kritisiert die Abschaltung und sieht die Stromversorgung in Zukunft gefährdet. https://www.bundesrechnungshof.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2024/energiewende.html https://www.rnd.de/politik/energiewende-bundesrechnungshof-nennt-habecks-plaene-wirklichkeitsfremd-3VWTXQDNQ5FGNBOFF3GB7OFWXM.html Stromabschaltungen bestimmter Branchen oder Regionen auch über mehrere Stunden werden nicht mehr ausgeschlossen. Dies soll einen ungeordneten Blackout verhindern. Das zapfwellengetriebene Notstromaggregat sehe ich als Versicherung, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Versicherungen schließt man ja ab, damit möglichst nichts passiert. Und wenn doch, ist man gerüstet.