Monate: Februar 2022

Ein denk-würdiger Rosenmontag…

Normalerweise bin ich nicht sentimental. Aber diesen Tag werde ich so schnell nicht vergessen. Ich war am Rosenmontag 2022 in Köln, der Tag, an dem zum ersten Mal statt Rosenmontagszug eine Friedensdemo stattfand. Hier ein paar Eindrücke, verbunden nur mit wenigen Worten. Ich muss euch das einfach zeigen. Es war herrlichstes Wetter, und für einen Rheinländer ist es immer wieder ein Erlebnis, den Kölner Dom in seiner ganzen Pracht und Herrlichkeit vor sich zu sehen. In der Stadt: gähnende Leere,  kaum Autos, nur Menschen, die zur Demo strömten. Die Strassen daneben: leer Und es war still, sehr sehr still   Vor 77 Jahren sah es in Köln so aus. Das zeigt dieses Bild, das neben dem Dom hängt und an dem man vorbei muss, wenn man vom Hauptbahnhof in die Stadt geht. Dabei kommen einem Bilder in den Kopf, die man aktuell aus der Ukraine sieht. Wir hatten 77 Jahre Frieden… Hoffentlich bleibt das so.     Jeder auf der Demo geht mit dem Thema Putin und Krieg anders um:     Da steht: kein …

Brief eines Schweinehalters an Robert Habeck

Diesen erschütternden Hilferuf eines Schweinehalters erhielt ich am Sonntag. Bitte weiterleiten an politische Entscheidungsträger. Die Zeit läuft bald ab.  Sehr geehrter Herr Habeck,                             25.02.2022 ich möchte Ihnen nun mitteilen, dass wir ab nächster Woche keine liquiden Mittel mehr haben um Futter zu kaufen. Der Futtermittellieferant ist nicht mehr bereit weitere Rechnungen ausstehen zu lassen. Das vorhandene Futter reicht noch für 2 Wochen. Fazit: Wenn wir bis dahin kein Geld aus der Überbrückungshilfe III (zumindest eine Abschlagszahlung) haben, können die Zuchtsauen nicht mehr gefüttert werden! Kleine Ferkel und trächtige Tiere dürfen gesetzlich nicht geschlachtet werden! Dies bedeutet, dass wir die Tiere nottöten (was nicht gestattet ist) oder verhungern lassen – was grausam, aber die unvermeidliche Konsequenz wäre. Am 16. Oktober 2021 hatten wir ordnungsgemäß einen Antrag auf Überbrückungshilfe III gestellt (Überbrückungshilfe III UBH3R – 851236 ) und seitdem nur bürokratische Entschuldigungen gehört – für jede weitere Entwicklung auf unseren Betrieb tragen Sie und ihre Mitarbeiter alleinig die Verantwortung! Wenn wir seit Monaten darüber streiten, ob der ASP-bedingte Anteil nun 4, 5 oder 8 Prozent ist, und …

Bio-Blase oder Modell für alle?

Der Begriff “Bio-Blase” stammt nicht von mir, sondern von Urs Niggli, den man häufig auch als “Bio-Papst” bezeichnet, weil er bis zu seiner Pensionierung das FiBL geleitet hat. In diesem Interview finden sich einige sehr bemerkenswerte Sätze für einen Vertreter des Bio-Landbaus https://m.faz.net/aktuell/wissen/gentechnik-und-oekoanbau-agrarwissenschaftler-im-interview-17779173.html Hier einige Auszüge: Herr Niggli, Sie gelten als wissenschaftlicher Vordenker des Biolandbaus. Was würde einen größeren Nachhaltigkeitseffekt erzielen: Sollte man den weltweit kleinflächigen Biolandbau umfangreich fördern oder lieber die konventionelle Landwirtschaft in kleinerem Maßstab verändern, die weltweit über 98 Prozent der Anbaufläche betrifft? In Europa und weltweit ist der Biolandbau nur eine Nische. Die wichtige Herausforderung ist, wie man die konventionelle Landwirtschaft sehr viel nachhaltiger machen kann. Wir können nicht in der Bioblase vor uns her träumen und glücklich sein! Stellt man ganz auf Biolandbau um, geht die Produktivität stark zurück. Dann müsste man viel mehr Lebensmittel importieren und damit Umweltwirkungen in andere Länder exportieren. Ökolandbau allein kann die Welt also nicht ernähren? Nein. Es wäre nur möglich, wenn sich der Konsum global vollständig ändert, was aber kein landwirtschaftliches Problem, sondern eine …

Tyrannenmord im Raiffeisenmarkt

Ich habe den Blog LandLebenBlog zufällig gefunden und sofort abonniert. Die  wunderbar geschriebenen Texte stammen von einer Berlinerin, die als Journalistin im Odenwald “gelandet” ist. So wie sie schreibt, scheint Sie das Leben auf dem Land liebgewonnen zu haben. Was mir besonders gefällt: ihre wirklich tolle Sprache. Den nachfolgenden Text muss ich einfach weitergeben: https://landlebenblog.org/2022/02/25/banalitaeten/?utm_source=mailpoet&utm_medium=email&utm_campaign=subscriber-firstname-or-default-leser_1 Ich hoffe, der Text gefällt. Und den (heimlichen) Gedanken mit dem “Tyrannenmord” hatte der ein oder andere vielleicht auch schon.

Solidarische Landwirtschaft – von der Vision in die Realität

Ab und zu habe ich auch mal mit dem Gedanken gespielt, unseren Betrieb zu einer SoLaWi (Solidarische Landwirtschaft) zu machen. Ganz in der Nähe, in Krefeld, gibt es einen Hof, der das schon seit langem macht und über den die Rheinische Post hier berichtet: https://rp-epaper.s4p-iapps.com/artikel/1091623/21451871 Einige Auszüge aus dem Artikel: „Wir hatten relativ viele Kündigungen in diesem Jahr. Das hat mich zunächst schockiert.” Für Motté ist es schade, dass die Solawi weithin als Vergnügen für Besserverdiener angesehen wird. „Wir sind schon eine Blase. Das zeigt sich in mehreren Bereichen” Der Betrieb hat Mühe, die Liste, die für einen rentablen Betrieb notwendig sind, in diesem Jahr 2022 voll zu bekommen.Lesen Sie mal, was die Gründe sind. Es gibt in Deutschland derzeit 393 SoLaWis, in NRW gerade mal 38. https://www.solidarische-landwirtschaft.org/solawis-finden/auflistung/solawis      

Der Krieg

Der Angriff Russlands auf die Ukraine dürfte heute morgen wohl jeden von uns geschockt haben. Putin macht, was er sagt. Ob es bei der Besetzung der Ukraine bleibt oder ob er weitere Pläne hat: niemand weiß es. Wir haben eine völlig neue Situation. Das gilt auch für unsere Lebensmittel. Dazu einige erste – subjektive – Einschätzungen, die mir heute morgen durch den Kopf gehen. Welche Auswirkungen hat der Krieg auf die Versorgung mit Lebensmitteln? In den letzten Monaten war die Situation schon angespannt. Negative Witterungseinflüsse, hohe Düngemittelpreise und auch politische Einflüsse ließen die Preise für Agrarrohstoffe auf breiter Front ansteigen. In dieser Nacht (23./24. Feb.) stiegen an der Börse in Chicago (CBot) die Preise für Weizen und Soja weiter stark an. Auch an der Matif ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen. https://www.kaack-terminhandel.de/de/cbot-weizen.html https://www.kaack-terminhandel.de/de/cbot-sojabohnen.html Zukünftige Börsennotierungen von 300 €/t bei Weizen und 900 €/t bei Raps für die neue Ernte erscheinen nicht unwahrscheinlich, auch eine weitere Steigerung ist möglich. (Panikkäufe). Russland und Ukraine sind große Exporteure von Getreide und Ölfrüchten (Soja, Raps, Sonnenblumen) und es …

Die “Fleisch-Wasser-Lüge” – ein Podcast

Hört sich reisserisch an, oder? Normalerweise mag ich solche Überschriften ja nicht, aber im Falle des Wasserverbrauchs von Nutztieren stimmt es mit der Lüge sogar. https://www.florianschwinn.de/wordpress/ffe06-die-fleisch-wasser-luege/ Doch stelle ich mir die Frage, ob es eine bewusste Lüge ist oder nur Unkenntnis. Und gegen Unkenntnis kann der Menschheit geholfen werden. So wie im obigen Podcast von Florian Schwinn, der im Gespräch mit Demeter-Bauer Dieter Euler locker und verständlich erzählt, warum das mit den 15.000 Liter pro Kilo Rindfleisch einfach nicht stimmen kann. Aber das haben Sie vermutlich schon immer geahnt. Dann können Sie den Podcast ja weiterempfehlen. (auf den blauen Button klicken, dann beginnt der Podcast)     Foto: Dieter Euler Wer den Text nachlesen will, hier der Link: https://krass-und-konkret.de/klima-umwelt/die-fleisch-wasser-luege/ https://www.florianschwinn.de/wordpress/ffe06-die-fleisch-wasser-luege/

Werden Sie Soja-Forscher!

Das steht auf der Homepage: “Wissenschaft trifft Praxisbezug: Die Initiative “1000 Gärten” ist ein Gemeinschaftsprojekt der Landessaatzuchtanstalt der Universität Hohenheim und des Tofu-Herstellers Taifun GmbH. Unterstützt wird es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.” https://www.1000gaerten.de/startseite Und darum geht es: “Wenn Soja bei uns heimisch werden soll, brauchen wir dafür neue, besser an unser Klima angepasste Sorten. Sojapflanzen lieben Wärme – aber welche Sorten gedeihen in welchen Regionen Deutschlands am besten? Welche Sorten bringen auch bei kühlerem Wetter noch guten Ertrag? Und aus welchen entsteht der beste Tofu? Diese Fragen sind nicht im Labor zu beantworten. Auch nicht so einfach auf einem Versuchsfeld der Universität. Für die Antworten braucht es die Erfahrungen vieler Menschen, in den verschiedensten Gärten und Regionen. Wenn Sie in Ihrem Garten auf 5qm Soja aussäen und uns Ihre Beobachtungen mitteilen, tragen Sie dazu bei, den Sojaanbau in der Zukunft ökologischer und vielfältiger zu machen.” Und hier kann man mitmachen. https://www.1000gaerten.de/das-experiment/infos-zum-mitmachen Es braucht nur ein paar Quadratmeter und Freude an der Sache. Übrigens: das Bild oben ist bei uns im Garten entstanden…

Was sind wirkliche Probleme?

Seit gestern ist die Welt anders geworden. Viele Menschen, so auch ich, haben Sorgen, dass die Entwicklung in der Ukraine kein gutes Ende nimmt. Und dann habe ich noch die Pressemeldung des BMEL von gestern, 21.02.2022 gelesen… https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2022/22-oezdemir-agrarrat-bruessel.html Die Themen des Agrarrates laut Pressemitteilung des BMEL Initiative für “Faires Einkommen für Landwirte” Austausch zu illegalem Welpenhandel und entwaldungsfreie Lieferketten Seit Wochen aus dem BMEL kein Wort zur Situation der schweinehaltenden Betriebe in Deutschland. Wo ist Özdemir?  

Was frisst eine Raupe?

Nein, es geht nicht um das Lebewesen, sondern um die Pistenraupen, die jetzt im Winter in den Skigebieten eingesetzt werden. Da hat es mich interessiert, was so eine Pistenraupe an Sprit verbraucht. “Die 2.000 Pistenraupen, die in Österreich unterwegs sind, verbrauchen pro Jahr rund 30 Millionen Liter Diesel. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 40.000 Tonnen.” https://tirol.orf.at/stories/3129641/ Bei 30 Liter pro Stunde “frisst” so eine Raupe bis zu 60.000 l im Jahr. Sie haben rund 400 PS und kosten etwa 350.000 €. https://www.autobild.de/artikel/kaessbohrer-pistenbully-600-fahrbericht-3821713.html Ich gönne jedem seinen Wintersport. Wer aber meint, die Bauern bezüglich des Klimawandels auf die Anklagebank setzen zu können, sollte sich bewusst sein, dass diese Form des Sportes in mehrfacher Hinsicht äußerst problematisch ist. Für die Regionen, in denen der Sport ausgeübt wird, ist es allerdings oft die einzige Möglichkeit, ein vernünftiges Einkommen zu erzielen. Es bleibt: ein Zielkonflikt.