Alle Artikel in: Bauer Willi

Bin ich ein Lobbyist?

Da stellt sich erst einmal die Frage, wie Lobbyismus definiert ist. Die Bundeszentrale für politische Bildung meint dazu (etwas verkürzt), „dass es Interessensgruppen sind, die versuchen, auf politische Entscheidungune Einfluss zu nehmen“ https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17800/lobbyismus/ Ähnlich klingt das bei Wikipedia, dort findet man auch dieses bemerkenswerten Satz: „Lobbying ist ein Aspekt des öffentlichen politischen Entscheidungsprozesses in Demokratien und ist nicht per se eine unmoralische Praxis. Das Herantragen von Interessen an Entscheidungsträger gehört zum Wesensmerkmal parlamentarischer Demokratie[4] und lässt sich dem intermediären Bereich zwischen Bürger und Staat[5] zuordnen. Um Entscheidungen im Gesamtinteresse der Gesellschaft treffen zu können, müssen Politiker sich über hochkomplexe Fragestellungen und Inhalte informieren. Dabei sind sie auf gut aufbereitete Informationen und Argumente verschiedener Interessengruppen angewiesen.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Lobbyismus Doch auch auf die Gefahren wird hingewiesen. So wundert es nicht, dass der Verein „Lobbycontrol“ ein „Lobbypedia“ ins Leben gerufen und dort schreibt: „Zu einer Gefahr für die Demokratie kann Lobbyismus werden, wenn Akteure mit mehr finanziellen Mitteln deswegen auch mehr Einfluss auf politische Entscheidungen haben. So können eklatante Machtungleichgewichte entstehen. Strukturell benachteiligt sind dann etwa Umwelt-, Klima- oder …

Irrationale Ängste

Dieser Artikel der FAZ ist sehr lesenswert, weil er mit Fakten arbeitet, die die Entwicklung der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten beschreibt. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/der-wandel-in-der-landwirtschaft-110453159.html Beschrieben wird, wie die Züchtung seit Gregor Mendel und die Düngung seit der Haber-Bosch-Synthese dazu geführt haben, dass die Erträge immer weiter gestiegen sind und (bis auf Europa, wo es seit rund 20 Jahren keine Ertragssteigerungen beim Getreide mehr gibt) im Rest der Welt weiter steigen. „Diese und andere Innovationen führten dazu, dass Produktionssteigerungen zunehmend durch höhere Erträge auf der bereits beackerten Fläche erzielt wurden, sodass die Expansion in Naturräume immer weniger nötig war. Ende des 19. Jahrhunderts lag der Weizenertrag in Deutschland bei rund 1,5 Tonnen je Hektar, heute liegt er bei durchschnittlich acht Tonnen. Das verbesserte die Nahrungsverfügbarkeit und den Ernährungs- und Gesundheitszustand der Bevölkerung erheblich.“ Bei stark steigender Weltbevölkerung ist der Anteil der Hungernden weltweit seit 1960 von rund 37% auf unter 10% gesunken. Gestern wie heute ist der höchste Anteil der Hungernden in Afrika zu finden. Interessant die Aussage des Autors Matin Qaim zur Zukunft: „Eine Technologie mit …

Nur Kuh-Milch ist Milch

Der Wert der Kuhmilch ist weithin bekannt. Seit einigen Jahren ist es aber chic, alternative Produkte auf den Markt zu bringen, die sich offiziell zwar nicht „Milch“ nennen dürfen (sondern „Drink“) aber die Wenigsten halten sich daran. Für Produzenten und den Handel sind diese Milchalternativen sehr lukrativ. Wie sagte schon meine Oma: „Billig einkaufen, teuer verkaufen“ führt zu Reichtum um Wohlstand. Aber wie sieht es mit dem Nährwert dieser Alternativen aus? Dies hat eine neue Studie untersucht. https://www.agrarheute.com/management/kuhmilch-sticht-hafermilch-studie-entzaubert-ernaehrungsmythos-635082 Hier eines der Ergebnisse: (Zitat) „Keines der Produkte konnte beim Nutriscore den besten Wert A erreichen, fast die Hälfte lag im unteren Bereich (D oder E). Besonders Hafer- und Reisdrinks wiesen oft zu viel Zucker, viele Kalorien oder zahlreiche Zusatzstoffe auf.“

Neues erleben – Namibia 2026

Hallo Leute, Ich habe in den letzten Tagen mit Farm-Tours telefoniert und überlegt, wohin es im kommenden Frühjahr gehen könnte. Herausgekommen ist Namibia. Vom Termin, Dauer und Kosten wäre die Reise mit der Brasilientour vergleichbar. Die Rahmendaten: Reisedauer etwa 12 Tage, Zeitraum von Anfang Januar bis Mitte Februar, Besuch verschiedener landwirtschaftliche Betriebe in einem der trockensten Regionen der Welt: extensive Rinderhaltung, Holzkohleproduktion, Getreideanbau im Maisdreieck Namibias und natürlich Besuche zum Thema Konflikte zwischen Rindern und Raubkatzen. Dieses Mal ist auf jeden Fall auch für alle was dabei: Wir machen noch einen Abstecher an die Atlantikküste nach Swakopmund und das touristisches Highlight ist auf jeden Fall die Safari im Etosha Nationalpark, hoffentlich mit Beobachtung der Big Five. (Der Atlantik  bei Swakopmund ist übrigens eiskalt und die Temperaturen dort aufgrund des Winds auch recht frisch, was zwar angenehm ist, aber nicht zum Baden anregt.) Jetzt geht es darum, von euch unverbindlich zu erfahren, ob ihr grundsätzlich Interesse an einer solchen Tour habt. Wie gesagt, unverbindlich. Wenn ihr Interesse habt, setzt euch auf die Interessentenliste in diesem Link: …

30 € Mindestlohn…

Mich nervt die Diskussion um den Mindestlohn in der Landwirtschaft schon länger. In den Medien wird der Eindruck erweckt, dass wir Bauern unseren Saisonarbeitern aus dem benachbarten Ausland keinen gerechten Lohn zahlen wollten. Um das zu veranschaulichen, hab ich die Forderung (von wem eigentlich konkret?) deutlich übertrieben, denn die Zahl 15 € ist ebenso willkürlich gewählt wie meine 30 €. Als ich diesen Artikel geschrieben habe, galten nämlich noch die 15 € und die „Korrektur“ auf 14,60 € in zwei Jahren macht es auch nicht besser. Warum haben wir Landwirte, aber auch Gastronomen oder das Baugewerbe mit dieser Höhe ein Problem? Das ist zum ersten die absolute Steigerung, die diesmal mit rund 17% extrem hochausfällt. 40 Cent beim Verbraucherpreis aufzuschlagen, wie bei der letzten Steigerung, lässt sich noch irgendwie argumentieren. Wenn es jetzt aber um mehr als das Fünffache geht, kann diese Lohnsteigerung nicht wirklich in den Produktpreis eingebaut werden. Der Kunde kauft dann ein anderes Produkt oder wählt Importware aus einem Land, in dem der Mindestlohn deutlich niedriger ist. In der Konsequenz führt die …

Heute ist Siebenschläfer-Tag…

Die Wahrscheinlichkeit, dass das Wetter im Zeitraum rund um den Siebenschläfertag „sieben Wochen bleiben mag“ liegt bei rund 70%. Das ist für eine Bauernregel ein sehr hoher Wert, denn Bauernregeln haben meist einen regionalen Bezug und bilden nur selten eine größere Region ab. https://www.ndr.de/ratgeber/siebenschlaefer-2025-bleibt-wetter-jetzt-sieben-wochen-so,siebenschlaefer126.html Bei uns, Nähe Köln, hatten wir in den letzten Tagen rund 25 Grad C als Höchstwert. Gestern hat es 4 mm geregnet, heute morgen war es mit 16 Grad verhältnismäßig kühl und man konnte gut durchlüften. Es sollen heute maximal 23 Grad werden. Geregnet hat es heute morgen allerdings nur 500 ml auf den Quadratmeter. Das ist so gut wie nichts. Für die nächsten Tage ist kein Regen zu erwarten und es soll bis Anfang nächster Woche bis zu 37 Grad heiß werden. Wenn es so kommt, wird der Weizen, der auf den schlechten Böden schon notreif geworden ist (weiße Stellen im Feld) auch auf allen den „Schokoladen-Böden“ (wie bei uns in der Köln-Aachener Bucht) jetzt förmlich „verbrannt“ werden. Selbst wenn noch eine Restfeuchte im Boden wäre (was es nicht ist) …

Ich habe keine Ahnung…

Man sollte zugeben können, wenn man von einem Thema keine Ahnung hat. Das ist nicht schlimm, denn es gibt Menschen, die sind Experten. Ich habe keine Ahnung von der Stromerzeugung. Deshalb höre ich mir dazu ab und zu einen Podcast an. Diesen hier fand ich interessant, allerdings hat er mich nicht beruhigt. https://geladen.podigee.io/185-strommarkt Der Podcast dauert allerdings 45 Minuten, aber man kann ihn ja nebenher hören. Nach Hören des Podcast habe ich mich gefragt, ob ich (noch) in Photovoltaik investieren soll. Oder doch besser in Stromspeicher…. Für alle anderen Fälle habe ich ja unser Notstromaggregat für den Schlepper, das ausreicht, um 5 Familien mit Strom zu versorgen. Ich bin auf die Gesichter gespannt, wenn es überall dunkel ist und nur bei uns das Licht brennt…  

Drei Meldungen…

Drei Meldungen sind mir heute (24.6.) aufgefallen: Die Dieselrückvergütung wird in alter Höhe wieder eingeführt. Die Ampel-Regierung wollte sie (schrittweise) abschaffen. Für mich positiv. Die Stoffstrombilanz wird abgeschafft und damit Bürokratie abgebaut. Für mich positiv Der Bundesagrarminister will sich dafür einsetzen, dass der Mindestlohn für Saisonarbeiter gekürzt wird. Begründung: sie haben ihren Lebensmittelpunkt nicht in Deutschland. Für Berufskollegen mit hohem Anteil an Saisonarbeit (Spargel, Erdbeeren, Weinlese etc.) positiv. https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/053-agrardieselr%C3%BCckverg%C3%BCtung.html https://www.bmel.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2025/052-stoffstrombilanzverordnung.html https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/agrarmininisterin-saisonarbeiter-mindestlohn-102.html Meckern kann man natürlich immer, aber hier sollten wir anerkennen, dass einige Forderungen der Landwirtschaft angepackt und umgesetzt wurden. Und das in den ersten 100 Tagen der neuen Regierung. Ich habe den (subjektiven und persönlichen) Eindruck, dass sich – zumindest die CDU – sehr bemüht, eine praxisnahe und von Sachverstand geprägte Politik für unsere Branche zu machen.  

Drei Tage, die vieles ändern…

Am vergangenen Donnerstag sind wir mit der Fronleichnams-Prozession durch die Felder gelaufen. Alles war noch grün, alles deutete noch auf eine gute Ernte hin. Drei Tage später, Sonntag abend, wurden diese Aufnahmen gemacht. Man erkennt jetzt, nach nur drei Tagen, jeden Quadratmeter schlechtere Bodenqualität. In einem Bild taucht jetzt der Verlauf eines alten Weges auf, eventuell sogar von den Römern. Was war passiert? Noch vor 10 Tagen haben wir 10 mm Regen bekommen und ich habe gemeint, „dass jetzt nicht mehr viel passieren kann“.  Doch da sollte ich mich täuschen. Wenn es am Donnerstag noch „angenehme 27 Grad“ waren, stieg das Thermometer am Freitag auf 29, am Samstag auf 34 und am Sonntag auf rekordverdächtige 36,9 Grad Celsius an. Die Luftfeuchtigkeit lag tagsüber bei 25 bis 30%! Da brennt und trocknet alles weg. Der Weizen hat einen richtigen „Knacks“ bekommen, der auch nicht mehr rückgängig zu machen ist. Er schaltet jetzt um auf Abreife, zumal bis kommenden Donnerstag nicht mit Regenfällen zu rechnen ist. Im Oktober haben wir den Weizen gesät und eigentlich wollten wir …

Der Frust der Bauern…

Diese Reportage des NDR muss sich jeder Landwirt und auch jeder Nicht-Landwirt ansehen. Sie spricht mit Landwirten von Flensburg bis Österreich, von Groß bis klein und von Bio bis Konventionell. Es geht um Politik, um Gefühle, um Ängste und Hoffnungen. (Mich hat besonders der Teil um Familie Felßner und Animal Rebellion bewegt)  Selten habe ich eine Sendung gesehen, die so sachlich und neutral an das Thema herangeht und die die Landwirte sprechen lässt ohne allzu viel zu interpretieren. Der Zuschauer soll sich sein eigenes Urteil erlauben. Eine gute journalistische Arbeit. Teilen Sie diesen Film unbedingt mit Nachbarn und Freunden. https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL25kci5kZS9wcm9wbGFuXzE5NjM2NzQwNV9nYW56ZVNlbmR1bmc Allerdings gab es 2015, also vor rund 10 Jahren schon einmal eine Sendung mit dem Titel „Die Wut der Bauern“. https://www.fernsehserien.de/guenther-jauch/folgen/139-die-wut-der-bauern-sind-unsere-lebensmittel-zu-billig-712030 Und das hat damals der „Spiegel“ dazu geschrieben: https://www.spiegel.de/kultur/tv/guenther-jauch-talk-mit-bauer-willi-ueber-lebensmittel-in-deutschland-a-1033125.html Haben Sie den Eindruck, dass sich in den 10 Jahren etwas vom Grundsatz her geändert hat?