Monate: Oktober 2023

Die Politik scheitert an den eigenen Gesetzen

Das sächsische Landwirtschaftsministerium hat seinen Landwirten mitgeteilt, dass die Auszahlung der Ausgleichszahlungen nicht wie gewohnt im Dezember sondern erst im Frühjahr 2024 erfolgen kann. Grund: die Komplexizität der Gesetzgebung. Man wäre nicht in der Lage, die entsprechenden IT-Programme für die Auszahlung rechtzeitig zur Verfügung zu stellen. https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/landwirtschaft-keine-ausgleichszahlung-umweltleistung-100.html Recht deutlich wird dies von den Freien Bauern kommentiert: https://www.freiebauern.de/index.php/8-mitteilungen/473-freie-bauern-verspaetung-der-agrarsubventionen-ist-bankrotterklaerung-des-systems Die logische Konsequenz wäre, das System der Ausgleichszahlungen europaweit abzuschaffen. Ich bin sofort dabei, wenn im gleichen Zug auch der unsägliche Dokumentations- und Kontrollwahnsinn ein Ende findet (finden würde) Nachtrag: Aus einer WhatsApp-Gruppe habe ich erfahren, dass es am kommenden Mittwoch  um 9:00 Uhr eine Demo vor dem Landtag in Dresden geben soll. Bauernprotest am Mittwoch in Dresden: „Wir fordern Konsequenzen aus dem Diana-Desaster!“    

Ein Landwirt bei Markus Lanz: “Was tun mit dem Wolf?”

Wann schafft es ein Landwirt schon mal in eine größere Talkshow? Ich war 2015 in der Sonntags-Abend-Sendung “Günther Jauch”. Jetzt hat es Christian Lohmeyer zu “Markus Lanz” geschafft und die Position der Landwirtschaft sehr gut dargestellt. Es ging um das strittige und sehr emotionale Thema “Wolf”. Seine Gesprächspartnerin war eine Tierärztin und Tierpsychologin. https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-25-oktober-2023-100.html Ich könnte jetzt meine persönliche Meinung zum Diskussionsverlauf abgeben, will das aber bewusst vermeiden. Bilden Sie sich selber ein Urteil. Was ich aber bewundernswert finde, ist die (relative) Ruhe und Sachlichkeit des Gedankenaustausches, was bei diesem Thema und der persönlichen Betroffenheit von Christian nicht selbstverständlich ist. Was die Sendung aber auch zeigt: ein Ergebnis wurde nicht erzielt.

Özdemir und Rukwied im SWR-Fernsehen

Bevor es an Aktualität verloren hat: hier ein Beitrag des SWR, in dem Cem Özdemir und Joachim Rukwied gemeinsam in einer Runde sitzen. Zum Thema Landwirtschaft kommt der Moderator erst ab etwa Minute 9. https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE5NDU3MzA Lasst die Diskussion mal auf euch wirken und sagt mir dann, was ihr von der Sendung und den Diskussionsbeiträgen haltet…

Buchbesprechung: Unsere Landwirtschaft besser verstehen

Eine Buchbesprechung von Arnold Krämer Langjährige und regelmäßige Leser wie Diskutanten im Blog von Bauer Willi, die gleichzeitig auch agrarpolitisch interessiert sind, kennen seinen Namen: Dr. Hermann Onko Aeikens. Der seltene 2. Vorname gibt einen Hinweis auf seine ostfriesische Herkunft, genauer aus dem Rheiderland, einem fruchtbaren Landstrich südwestlich von Leer. Nach Agrarstudium und Staatsdienst beim Land Niedersachsen war Dr. Aeikens nach dem Fall der Mauer Abteilungsleiter, später Staatssekretär und dann Minister im Landwirtschafts- und Umweltministerium in Magdeburg, Sachsen-Anhalt (von 1990 bis 2016) und gegen Ende seiner beruflichen Laufbahn Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium unter den Ministern Schmidt (CSU) und Klöckner (CDU). Dr. Aeikens, privat wie beruflich westdeutsch sozialisiert, hat sein umfangreiches Wissen und seine jahrzehntelangen beruflichen wie privaten Erfahrungen aber in ganz Deutschland und auch zeitweise in Brüssel erworben.  Niemand sonst im agrarpolitischen Raum hat meines Erachtens einen so umfassenden Blick auf das ganze „agrarische“ Deutschland wie er. Die Zeit nach dem Eintritt in den Ruhestand Ende 2019 hat er nun genutzt, um ein „Aufklärungsbuch“ zu schreiben, das kürzlich unter dem Titel „Unsere Landwirtschaft besser verstehen-Was wir …

Regional? Nein, lieber billig aus Spanien!

Ich habe mal zwei Artikel, die ich innerhalb von wenigen Tagen zugeschickt bekommen habe, untereinander verlinkt. Im ersten Artikel geht es darum, dass ein Landwirt in Hessen sein lange geplantes Gewächshaus mit regionalen Tomaten und Gurken nicht mehr bauen wird (Auflagen, Kritik der NGO). Im zweiten Artikel eine Beschreibung, wie eine ganze Region in Spanien platt gemacht wird, damit unsere Supermärkte von dort billiges Gemüse für den deutschen Markt importieren können. Bemerkt denn niemand, dass es da einen Zusammenhang gibt? https://www.hessenschau.de/wirtschaft/landwirt-legt-plaene-fuer-riesen-gewaechshaus-in-gernsheim-auf-eis-v1,xxl-gewaechshaus-gestoppt-100.html https://www.welt.de/wissenschaft/article248083164/Landwirtschaft-Wie-fuer-deutsche-Supermaerkte-Spaniens-Natur-zerstoert-wird.html Merkt wirklich keiner, wie verlogen und doppelzüngig die “Big Four” (Edeka, Rewe, Aldi, Lidl) reden und handeln? Weil sie es können und das Kartellamt sie gewähren lässt! In der Zwischenzeit kümmert sich Cem Özdemir um Warnwesten für Hühner und sorgt sich um die Getreideexporte aus der Ukraine auf unsere Märkte.  

Zwei Systeme im Zeitraffer

Ein Lehrvideo eines Landwirten, der die Wirkung der Kreiselegge und der von Glyphosat auf dem gleichen Acker vergleicht und dies in einer Zeitrafferaufnahme wiedergibt. Kann man ja mal Menschen zeigen, denen der Unterschied nicht klar ist. Bitte das Video erst bis zum Schluss anschauen und dann erst schreiben. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren

“Veredlungstag”: Abwarten, Stillstand, Resignation… und die Nische

Arnold Krämer, im Emsland ansässig, wollte im benachbarten Kreis Cloppenburg mehr über Möglichkeiten und Wege zur Weiterentwicklung der Schweinehaltung erfahren. Was daraus wurde? Hier sein kurzer (subjektiver) Bericht: Der Veredlungstag 2023 des Deutschen Bauernverbandes (DBV) wurde am Dienstag in Cloppenburg, also mitten in der Hochburg nicht nur der deutschen Schweineproduktion, sondern auch der Geflügelhaltung und -mast durchgeführt. Trotzdem ging es thematisch ausschließlich um die Schweineproduktion und ihre Zukunftsaussichten, weil dieser Betriebszweig das größte verbandspolitische Sorgenkind des DBV ist. Das liegt vor allem daran, dass sich Medien, Politik, Gesetzgeber und Verwaltungen sich fortwährend und fast vorrangig an der Ferkelerzeugung, der Schweinemast und der Ernährung mit (Schweine-) Fleisch abarbeiten. Die Nachfrage geht stetig zurück. Gleichzeitig werden mit der Begründung „Tierwohl“ die produktionstechnischen gesetzlichen Daumenschrauben immer weiter kostensteigernd angezogen. Und der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verkündet ehrgeizige eigene Nachfrageziele beim Fleisch bezüglich der Haltungsformen, die über dem gesetzlichen Standard liegen. Nach zwei sehr schwierigen Jahren konnten die Schweinehalter im letzten Wirtschaftsjahr überdurchschnittlich gute Ergebnisse erzielen. Die aktuelle wirtschaftliche Situation steht allerdings im krassen Gegensatz zur Stimmungslage im Berufsstand. Dieser war …

Aktuell: Horrorabstimmung in Brüssel

Der nachfolgende Artikel liest sich wie ein Horroszenario. Doch ein gutes hat die Abstimmung: Sie ist nicht bindend. https://www.landundforst.de/landwirtschaft/agrarpolitik/pflanzenschutz-eu-abgeordnete-fuer-noch-drastischere-reduktion-570218 Hier eine Reaktion aus Österreich: https://www.wochenblatt-dlv.de/regionen/oesterreich/pflanzenschutzverbot-harte-kritik-eu-umweltausschuss-574573  

FAIRDI – der faire Apfel vom Bodensee

Ich habe mehrfach Urlaub am Bodensee gemacht und dort  Menschen kennengelernt, die sich sehr für den dortigen Obst- und Weinbau engagieren. Jetzt haben sie eine neue Initiative gegründet und mir nachfolgenden Text mit Bildern geschickt.  Obstbauern am Bodensee gestalten Zukunft und entwickeln Nachhaltigkeitsinitiative Weithin bekannt sind die Äpfel vom Bodensee: ob Einheimische oder Touristen – beim Gedanken an einen knackigen, saftigen Apfel läuft fast jedem das Wasser im Mund zusammen. Äpfel in höchster Qualität zu produzieren, sodass sie lecker schmecken und die Menschen mit regional produzierten Vitaminen versorgen, war schon immer das Ziel der Obstbauern am Bodensee. Gleichzeitig soll der Anbau die Umwelt schonen und fördern, er soll Anforderungen der modernen Gesellschaft erfüllen sowie wirtschaftlich für die Erzeuger sein. Um diesen Dreiklang aus ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielen zukünftig in einer stabilen Balance zu halten und den Obstbau am Bodensee so weiterzuentwickeln, hat Obstbauer Markus Maier aus Riedern, zusammen mit engagierten Kollegen, eine Nachhaltigkeitsinitiative angestoßen. Sie wird seit Ende 2021, mit Unterstützung des Ministeriums für Ländlichen Raum durch die Obstregion Bodensee e.V., dem Kompetenzzentrum Obstbau …

Jahresniederschlag (fast) erreicht

Mit den Niederschlägen der letzten Woche haben wir an unserem Standort in der Nähe von Köln mit 701 mm den durchschnittlichen Jahresniederschlag, der im Bundesgebiet 670 mm beträgt, überschritten. Für in der Nähe liegende Orte liegt das Jahresmittel bei 720 – 760 mm. https://www.dwd.de/DE/leistungen/klimadatendeutschland/mittelwerte/nieder_8110_fest_html.html?view=nasPublication&nn=16102 Es fehlt also nicht mehr viel, bis auch bei uns die ortsübliche Jahressumme erreicht ist. Die nächsten Tage soll es weiteren Niederschlag geben, allerdings nicht mehr so ergiebig wie bisher. In der Rückschau wird also 2023 ein eher nasses Jahr. Auswirkungen auf die Feldarbeit? Probleme bereitet der nasse Oberboden derzeit bei der Kartoffel-, Zuckerrüben- und Maisernte. Unterhalb von 60 cm bis etwa 100 cm ist bei uns der Boden noch trocken, was sich jetzt aber ändern wird, weil die Feuchtigkeit nach und nach in tiefere Schichten verlagert wird. An eine Aussaat von Getreide ist in unserer Region nicht zu denken. Und in den Vorjahren? 2022 war sehr trocken. Das Jahr 2021 ist ja durch die Ahr-Flut bekannt geworden und hat auch bei uns im Juli zu Rekord-Niederschlägen geführt, allerdings ohne Schäden. …