Alle Artikel mit dem Schlagwort: Ökologisierung

Wir können alles!

Ende Oktober hat die EU-Kommission eine Einigung zur GAP präsentiert. Erfreut über die Ergebnisse zeigte sich Ministerin Köstinger: „Damit ist der bisherige österreichische Weg und unser Agrarmodell gesichert.“ Doch können die Bauern wirklich zufrieden sein? Wohl kaum.In ganz Europa stellten viele von ihnen in jüngster Vergangenheit grüne Kreuze auf ihre Flächen – als stiller Protest. Was hat die Landwirte dazu gebracht? Es ist die blanke Angst. Angst um die Zukunft ihrer Betriebe und ihrer Familien. Und es ist immer noch die Angst, bei den imme neuen Pakten, Deals und Strategien nicht mehr mitzukommen und schließlich den Betrieb aufgeben zu müssen. Deshalb bedarf es eines neuen Aufbruchs. Wir brauchen im wahren Sinne des Wortes eine Agrarwende! Eine Agrarwende hin zu einer Politik der Realitäten – weg von den theoretischen Phantasien urbaner Eliten. Es gibt einige Gruppierungen, die sich für etwas Besseres halten und ihre Meinung gerne zur gesellschaftlichen Meinung erklären möchten. Dafür haben sie aber keine Legitimation. Ein Grundprinzip, dass uns Landwirte leitet: Wir können alles. Wir können Nahrungsmittel, wir können Natur-, Arten- und Klimaschutz. Wir …

Sind Bauern „systemrelevant“…???

Wir, Alois und Willi, haben seit mehreren Wochen einen Text zu dem Thema „Systemrelevant“ in Vorbereitung, bei dem wir es nicht geschafft haben, in allen Dingen „auf einen Nenner“ zu kommen. Deshalb veröffentlichen wir heute und morgen unsere jeweilige Version. Hier die Version von Willi: „Die Bienen sind systemrelevant“, sprach unsere Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner. Und nimmt dies als Rechtfertigung zu handeln. Sogar gegen das – an sich – heilige Marktprinzip: „Was für Bienen schädlich ist, muss weg vom Markt.“ Der Begriff „Systemrelevanz“ wurde geprägt durch die amerikanische Finanzwirtschaft. Als systemrelevant oder too big to fail (englisch „Zu groß zum Scheitern“) werden Unternehmen bezeichnet, die eine derart bedeutende wirtschaftliche Rolle spielen, dass ihre Insolvenz vom Staat möglichst unterbunden wird. Droht diese dennoch, wird sie in der Regel mit öffentlichen Mitteln (sog. Bail-outs) abgewendet. *Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Systemrelevanz Die Bienen haben nun das geschafft, was wir Bauern auch gerne wären: Systemrelevant! Die Banken sind es schon lange. Natürlich halten sich Bauern selbstverständlich für „systemrelevant“. Schließlich erzeugen sie das lebenswichtige Essen für die Menschen, so ihre Begründung. Doch Globalisierung und …

Der unbelehrbare Verbraucher?

Zu diesem Ergebnis muss man kommen, wenn man den nachfolgenden Beitrag liest. Alle Bemühungen einer Supermarktkette in England, die Verschwendung von Lebensmitteln beim Konsumenten zu reduzieren, sind gescheitert. Jetzt wurde das Projekt erfolglos beendet. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/lebensmittelverschwendung-sainsbury-s-stoppt-projekt-15582582.html Immerhin hat es mal jemand versucht, statt nur zu reden. Ich kann die Sprechblasen  von „mehr Wertschätzung unserer Lebensmitteln“ bald nicht mehr hören. Egal von welcher politischen Partei oder den diversen Nicht-Regierungsorganisationen. Diese Sprüche sind genau so hohl wie die ständigen Absichtserklärungen für ein Schulfach Ernährung und Landwirtschaft. Und dann passiert wieder nichts. Alles was weggeworfen wird, hat einmal Kosten verursacht. Für die Arbeit, die Energie usw. Jeder weiß das. Doch wie bekommen wir das hin, dass sich etwas ändert??? Es hilft ja nicht, es ständig zu beklagen. Habt ihr neue Ideen? Welche, die auch einfach umzusetzen sind? Und wer fängt damit an? Euer Bauer Willi

Biblische Plage – und keinen interessiert`s

Ihr kennt wahrscheinlich die Erzählung aus der Bibel mit der Heuschreckenplage, die Ägypten heimsuchte. Von der Derbrüssler-Plage in Österreich habt ihr wahrscheinlich noch nicht gehört. Komischerweise interessiert die, außer natürlich die Zuckerrübenanbauer in Österreich, nämlich keinen. Dabei sind die Auswirkungen wirklich dramatisch. Mit geschätzt 10.000 Hektar ist rund ein Viertel der österreichischen Rübenanbaufläche betroffen. Die jungen Pflanzen hat der Rübenderbrüssler – trotz Beize – einfach bis auf den Stängel abgefressen. Da wächst nichts mehr nach. Totalschaden. Warum er sich so explosionsartig ausbreiten konnte, weiß keiner so richtig zu erklären. Vermutungen, dass sie aus dem Bioanbau zugewandert wären, lassen sich nicht beweisen. Und natürlich hat es auch die getroffen. Das, was derzeit als mögliche Ursache diskutiert wird, ist das Wetter. Plausibel erscheint es deshalb, weil der April (bis zu 6 Grad wärmer als normal) so warm war, dass der Käfer frühzeitig ausschwärmte und über die jungen Rübenpflanzen hergefallen ist, die nicht weitergewachsen sind. Denn besonders in Niederösterreich kommt zu der einen Plage mit den Käfern momentan noch eine weitere, ein phänomenale Trockenheit, dazu die die Leidensfähigkeit der Leute dort auch noch strapaziert. Was können die Bauern …

Roundup ohne Glyphosat

Noch mal das Thema Pflanzenschutz. Erst dachte ich, es wäre ein Aprilscherz, denn bisher war für mich Roundup der Markenname von Monsanto für Glyphosat. Doch es handelt sich nicht um einen Scherz: https://www.baldur-garten.de/produkt/Herbizide/379/Gartenzubehoer/Pflanzenschutzmittel/Herbizide-Unkrautvernichter/ROUNDUP+AC+Turbo+Unkrautfrei+ohne+Glyphosat/detail.html Oder auch hier, für die „moderne Hausfrau“. (Das ist jetzt nicht meine Wortschöpfung, beschwert euch also beim Betreiber der Seite.) https://www.moderne-hausfrau.de/p/roundup-ac-turbo-unkrautfrei-ohne-glyphosat-2-5-liter-kanister-379-129915/ Hier noch das Sicherheitsdatenblatt: https://www.baldur-garten.de/data/Sicherheitsdatenblaetter/3206_3208_3264_3211_CLP%20Roundup%20AC%20(6).pdf Das Produkt enthält 9,98 Gewichts% Essigsäure. Bei einem Preis von 27 € bzw. 29 € für 2,5 l kann sich jeder den Liter-Preis leicht selbst ausrechnen. Ein erfolgreiches Geschäftsmodell? Man wird sehen. Übrigens habe ich mal nach dem Preis von Essigsäure (60% = Essigessenz) geschaut…Gibt ja Portale, wo man so was im 20 l-Kanister bestellen kann. Vertreiber ist übrigens Scotts Celaflor, die in vielen Ländern mit Monsanto kooperiert. https://de.wikipedia.org/wiki/The_Scotts_Miracle-Gro_Company Übrigens wird seitens der Pflanzenschutzämter von der Unkrautbekämpfung mit Essigsäure (oder auch Salz) abgeraten. Logisch, denn dadurch wird auch der Boden sauer. Dürfte jetzt doch genügend Stoff für Diskussionen sein. Ich halte mich mal vornehm zurück… 🙂 Euer Bauer Willi

Ein Gesellschaftsvertrag mit der Landwirtschaft

„Gesellschaftsvertrag“. Eigentlich ein alter Begriff, der in letzter Zeit aber auch im Zusammenhang mit Landwirtschaft und Gesellschaft benutzt wird. Was ist  das Ziel eines solchen Vertrages? Wenn man sich die Texte dazu ansieht, dann soll es darum gehen, zwischen den Wünschen der Gesellschaft und der praktischen Landwirtschaft einen Konsens herzustellen. So nach dem Motto: Wir reden solange miteinander, bis wir uns einig sind, wie und unter welchen Voraussetzungen unsere Lebensmittel erzeugt werden. Beispiele für solche Ansätze findet ihr am Ende des Artikels reichlich. Nun finde ich Dialog ja gut und so ein Gesellschaftsvertrag wäre eine gute Sache für beide Seiten, damit die Kritik aneinander weniger wird. Doch ich habe da ein paar Fragen: Die Gesellschaft, wer ist das? Wer sitzt am Tisch, wenn dieser Vertrag ausgehandelt wird? Wer vertritt die diversen Gruppierungen, wer nimmt für sich in Anspruch, „die Gesellschaft“ zu vertreten? Sind das politische Parteien, sind es die Kirchen, sind es NGO´s, ist es die Wissenschaft?  Nun könnte man ja sagen, dass alle oben genannten Gruppen zu einem solchen Dialog eingeladen werden. Aber wo …

Alois, Bio-Bauer und Pflanzenkiller

Wanderer und Naturliebhaber sind oft geschockt wenn sie sehen, wie ich als Bio-Bauer in meiner Natur-Bio-Alpweide „wunderschöne gelbe Blumen“ ausreiße. Das Unverständnis darüber offenbart mir immer wieder, wie wenig sich Verbraucher mit Pflanzenschutz auskennen. Vielleicht wundern sie sich ja auch, dass ausgerechnet ich als Bio-Bauer mit so einem gefährlichen Thema wie Pflanzenschutz anfange. Wo Sie doch bestimmt bei „Bio“ die Bilder von einer heilen Welt im Kopf haben. Und bei Pflanzenschutz kommen Ihnen Bilder von Chemie und Giftspritze hoch. Dann nehme ich Sie mit zu der „schönen gelben Blume“, die ihnen die Bedeutung von Pflanzenschutz für uns Menschen ein wenig offenbaren wird. Jakobs-Kreuzkraut Bei dieser gelben Blume handelt es sich im das hochtoxische Jakobs-Kreuzkraut. Ich trage beim Ausreißen sogar bei größter Hitze Handschuhe und ein Shirt mit langen Ärmeln, weil das Gift über die bloße Haut wirkt. Ich lasse die ausgerissene Pflanze niemals auf der Weide liegen, sondern stopfe sie in einen Sack. Denn wenn die Weidetiere die trockene Pflanze fressen, ist der natürliche Bitterstoff weg, der sie sonst vom Fressen abhält. Ich nehme sie …