Monate: Juni 2021

Aldi und das billige Tierwohl

Am vergangenen Freitag teilte Aldi mit, dass sie ab 2030 nur noch Frischfleisch der Haltungsformen 3 (Aussenklima) und 4 (Bio-Standard) in ihren Märkten verkaufen wollen. Die Wege dorthin sind in dieser Presseerklärung nachzulesen: https://www.aldi-sued.de/de/newsroom/pressemitteilungen/verantwortung/2021/aldi-erklaert-umstieg-auf-haltungsformen-3-und-4.html Was ist davon zu halten? Sollte dieses Vorhaben den Landwirten gegenüber, die in der Arbeitsgruppe Schwein noch vor wenigen Tagen mit dem LEH zusammen über die Zukunft der Schweinehaltung gesprochen haben, nicht kommuniziert worden sein, so wäre dies ein Vertrauensbruch. Die weiteren Gespräche könnte man sich dann sparen Es ist ein genialer Marketing-Trick, den Aldi sich hat einfallen lassen. Und um nichts anderes geht es. Vergleichbar ist er mit der Aussage von Lidl, für Schweinefleisch 1 € mehr bezahlen zu wollen. Dies war alleine schon deshalb verlogen, weil es sich nur um einige Teilstücke handelte und gleichzeitig ähnliche Ware zum niedrigeren Preis in der gleichen Kühltheke landete. Kurze Zeit später hat Lidl “in aller Stille” diese Zusage wieder zurückgenommen mit der Bemerkung “dass der Kunde nicht mitgemacht hat“. Aldi führt die Politik vor. In einer Phase, in der der mühsame Kompromiss …

Unsichtbare Arbeit

Wir Landwirte stossen immer mehr auf Unverständnis für das, was wir tun.  Doch das trifft nicht nur für die Landwirtschaft zu, auch andere Berufe sind aus dem Alltag unserer Mitbürger verschwunden. Vor einigen Jahrzehnten gab es noch in jedem Dorf mindestens einen Metzger. Frühmorgens wurden vom Bauern um die Ecke die Schweine angeliefert und ins Schlachthaus getrieben. Das ging nicht geräuschlos vor sich und auch die Gerüche aus der Metzgerei waren noch einige Strassen weiter zu riechen. Ebenso war es mit der Bäckerei, aus der früh am Morgen wohltuende Düfte stiegen. Die Arbeit war sichtbar. Am Tag konnte man Wurst und Brot im Laden vorne erwerben. Man wusste, woher die Lebensmittel kamen, ihre Herstellung gehörte zum Alltag, die Wege waren kurz. Das hat sich grundlegend geändert. Fast alle handwerklichen Berufe sind verschwunden. Bäcker und Metzger und ihre Geschäfte sterben aus, Supermärkte haben sie verdrängt. Fleisch und Brot werden täglich angeliefert, tiefgefroren, eingeschweißt. Dass das Schnitzel mal ein lebendes Tier war, wird völlig verdrängt. Dass man dafür töten muss, auch. Die Arbeit ist unsichtbar. Alles, was …

Berlin – Insektenschutzgesetz verabschiedet

Das Agrarpaket, dass die Ursache für das Aufstellen der Grünen Kreuze war und das die Bauern auf die Strasse gebracht hat ist nun mit dem Insektenschutzgesetz durch. https://www.topagrar.com/acker/news/das-insektenschutzgesetz-ist-beschlossen-diese-regeln-gelten-jetzt-12602323.html?utm_campaign=start&utm_source=topagrar&utm_medium=referral Dagegen stimmten die gesamte Opposition und 7 Abgeordnete der CDU/CSU-Fraktion. https://www.topagrar.com/acker/insektenschutzgesetz-bekommt-nicht-alle-stimmen-der-union-im-bundestag-12602152.html?utm_campaign=start&utm_source=topagrar&utm_medium=referral Ganz ehrlich: ich bin fassungslos. Sollen wir Landwirte das kommentarlos hinnehmen? Oder ist es nicht wieder Zeit, Kreuze in den Feldern aufzustellen? Wie wäre es mit gelben Kreuzen? So wie eine gelbe Karte… In jedem Fall weiß ich jetzt, wo ich bei der Bundestagswahl im Herbst mein Kreuz nicht machen werde…

Brüssel – Einigung bei der GAP

Im sogenannten Trilog wurde in Brüssel Einigung über die Gemeinsame Agrarpolitik erzielt. So kommentieren es die landwirtschaftlichen Medien: https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/eu-agrarreform-durchbruch-im-gap-trilog-12601825.html?utm_source=Maileon&utm_medium=email&utm_campaign=2021+top+EILMELDUNG+39&utm_content=https%3A%2F%2Fwww.topagrar.com%2Fmanagement-und-politik%2Fnews%2Feu-agrarreform-durchbruch-im-gap-trilog-12601825.html Eine gute Zusammenfassung, was vereinbart wurde, findet ihr hier: https://www.agrarheute.com/politik/agrarreform-eu-unterhaendler-erzielen-offenbar-durchbruch-582725?utm_campaign=ah-mo-fr-nl&utm_source=ah-nl&utm_medium=newsletter-link&utm_term=2021-06-25 https://www.agrarzeitung.de/nachrichten/politik/gap-trilog-einigung-ueber-gruene-architektur-96385?utm_source=%2Fmeta%2Fnewsletter%2Fnewsletter&utm_medium=newsletter&utm_campaign=nl4344-abonnent&utm_term=f737146ce78cd0cf3286b76ac2692608 Ich habe es erst kurz überfliegen können. Bin deshalb gespannt auf eure Kommentare.      

Was Kanzlerin Merkel den Bauern zu sagen hat

Ich habe gestern einige Zeit den Bauerntag 2021 des DBV verfolgt. Unter dem Text das Video der Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Dauer etwa 15 Minuten) Ihre Stichpunkte: Transformation der Landwirtschaft, es kann nicht so bleiben wie es ist, Landwirte und Verbraucher müssen sich ändern, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Tierschutz und gesellschaftliche Akzeptanz, kein entweder-oder sondern sowohl als auch, offene Fragen der Finanzierung des Tierwohls, Insektenschutz (ab etwa 8:40) dafür 65 Mio. zusätzlich. Wir gewinnen nichts, wenn wir notwendige Anpassungen in die Zukunft verschieben, siehe auch Nitrat. Gemeinsame Agrarpolitik der EU, der Rahmen ist vertretbar, kleine und mittlere Betriebe werden besser gefördert, manche haben Schlimmeres befürchtet Förderung der Junglandwirt*innen, junge Menschen sollen diesen Beruf ergreifen auch um die Artenvielfalt zu erhalten Es ist ein Beruf, der Erfüllung und Chancen versprechen kann (Erneuerbare Energie, Direktvermarktung, Tourismus) Behalten Sie als Landwirte den Dialog mit der Gesellschaft im Blick. Wer 2 Stunden Zeit hat, sollte sich auch noch die anschließende politische Runde mit Laschet, Habeck, Proschka, Wissing und Backhaus ansehen. Sehr aufschlussreich! Ich persönlich habe eigentlich nur von einer Partei …

Dann schafft doch die Agrarsubventionen (und die Landwirte) ab!

Der Artikel ist nicht lang. Aber er hat es in sich und zeigt, wie der EU-Rechnungshof “rechnet”. Ich bin geschockt, wie die Menschen dort denken. https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/klima-energie-und-umwelt/eu-rechnungshof-stellt-agrarsubventionen-vernichtendes-zeugnis-aus-17400667.html Wobei: langsam wundert mich nichts mehr. Und ich habe auch bald keinen Bock mehr. Wer das Papier im Wortlaut lesen möchte: Special Report No 16/2021: Common Agricultural Policy and climate together with the Commission’s replies (europa.eu) Ein Interview mit Klaus-Heiner Lehne, Präsident des EU-Rechnungshof findet ihr hier. https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-06/klaus-heiner-lehne-eu-rechnungshof-klimaschutz-agrarpolitik Ist aber auch nicht gerade freundlich. Und viel fachliche Expertise scheint er mir auch nicht zu haben.

Projektionsfläche Landwirtschaft

Ein Gastartikel von Jürgen Donhauser über die Diskrepanz zwischen Erkenntnis und Verhalten. “Viele Gespräche in den letzten Monaten mit Kritiker der Landwirtschaft liegen hinter mir. Immer versuchte ich, sachlich Schritt für Schritt, die Vorwürfe durch Fachargumente zu relativieren oder zu entkräften. Und fast immer komme ich bei den Gesprächen mit den Kritikern an einen Punkt, in dem sie sich eigentlich eingestehen müßten: „In Ordnung, dieser Informationen hatte ich nicht und mein bisheriges Bild und Urteil war nicht vollständig und somit mein Urteil voreilig.“ Aber erlebt habe ich dieses Eingeständnis nie. Ich habe das Gefühl, meine Gesprächspartner würden damit ihr vorgefertigtes Weltbild und Feindbild Landwirtschaft sonst selbst zerstören. Und was bliebe dann? Grund genug für mich zu fragen: „Wenn es nicht die rationale Sachebene ist, was ist dann die eigentliche Motivation für ihre Kritik an der Landwirtschaft?“ Je mehr ich im Gespräch über die Lebensgeschichte und Lebensumstände der „Aktivisten“ erfahre, um so mehr wird deutlich, dass die vordergründige Kritik an der Landwirtschaft in Wirklichkeit ein nicht gelöster Konflikt in ihrem eigenen Lebensbereich ihren Ursprung hat und …

Kükentöten: Warum das Verbot Existenzen kosten kann

Markus Brormann betreibt in Rheda-Wiedenbrück mit seiner Familie eine Brüterei für Legehennen. Das Verbot des Kükentöten stellt ihn vor ein existentielles Problem. Dies schildert er in nachfolgendem Brief an die Landwirtschaftsministerin Klöckner. Sehr geehrte Frau Klöckner Ich betreibe in Rheda-Wiedenbrück/Ostwestfalen mit meiner Familie einen kleinen Brütereibetrieb. (Fassungsvermögen Vorbrut 345 00 Bruteier, Schlupf ca. 100 000 Küken pro Woche in der Spitze) Bis 2016 wurden Mastküken gebrütet, daher der Firmenname. Nach einem Salmonelleneintrag durch einen Lieferanten wurde der Brutbetrieb Ende 2016 gestoppt und aufgrund der Marktlage eines kleinen Betriebes im Massenmarkt Mastküken nicht wieder hochgefahren. Im September 2017 begannen wir dann mit dem Ausbrüten von Legeküken für verschiedene Aufzüchter. Hier schlüpfen nun Küken verschiedener Farben, ausgerichtet für Klein- und Hobbyhalter. Meine Kunden liegen in den Landkreisen Gütersloh und Paderborn, Entfernung bis maximal 25 km von der Brüterei. Die Bruteier stammen aus Ställen in 10 km Umkreis, lediglich herkömmliche braun/weiße werden von außerhalb zugekauft. Die Küken werden von meinen Kunden bis zur Legereife aufgezogen, dann an Händler im Bundesgebiet verkauft. Von diesen ab Hof, Über Tiermärkte oder …

Bericht aus den Laboren der Welt

Dass Fleisch aus dem Labor kommt, dürfte allgemein bekannt sein. Jetzt soll es auch Milch und Joghurt sein. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, sieht es für den Beruf des Landwirt nicht gut aus. https://www.foodnavigator.com/Article/2021/02/03/Better-Dairy-Alt-milk-start-up-taps-precision-fermentation-to-disrupt-dairy