Bauer Willi
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Unsichtbare Arbeit

Wir Landwirte stossen immer mehr auf Unverständnis für das, was wir tun.  Doch das trifft nicht nur für die Landwirtschaft zu, auch andere Berufe sind aus dem Alltag unserer Mitbürger verschwunden.

Vor einigen Jahrzehnten gab es noch in jedem Dorf mindestens einen Metzger. Frühmorgens wurden vom Bauern um die Ecke die Schweine angeliefert und ins Schlachthaus getrieben. Das ging nicht geräuschlos vor sich und auch die Gerüche aus der Metzgerei waren noch einige Strassen weiter zu riechen. Ebenso war es mit der Bäckerei, aus der früh am Morgen wohltuende Düfte stiegen. Die Arbeit war sichtbar.

Am Tag konnte man Wurst und Brot im Laden vorne erwerben. Man wusste, woher die Lebensmittel kamen, ihre Herstellung gehörte zum Alltag, die Wege waren kurz.

Das hat sich grundlegend geändert. Fast alle handwerklichen Berufe sind verschwunden. Bäcker und Metzger und ihre Geschäfte sterben aus, Supermärkte haben sie verdrängt. Fleisch und Brot werden täglich angeliefert, tiefgefroren, eingeschweißt. Dass das Schnitzel mal ein lebendes Tier war, wird völlig verdrängt. Dass man dafür töten muss, auch. Die Arbeit ist unsichtbar.

Alles, was mit der Lebensmittelproduktion zu tun hat, wurde aus den Städten aufs Land verlagert. Kein Städter bekommt noch mit, wie Lebensmittel entstehen, welche Mühe und Risiken damit verbunden sind. Schlachthöfe und Backfabriken sind heute hermetisch abgeschirmt. Es gibt auch nicht viele Menschen, die an einer Führung durch ein solches Werk interessiert wären. Die Arbeit wird immer unsichtbarer.

Das, was man über die Lebensmittelproduktion weiß, stammt fast immer aus zweiter Hand. Und da es um Nahrungsmittel geht, die wir täglich zu uns nehmen müssen, um zu überleben, sind Berichte und Reportagen sehr oft eingefärbt. Bestimmte Kreise haben ein Interesse daran, zu skandalisieren. Medien, NGO und bestimmte Parteien bedienen sich gegenseitig. Wirklich sachliche Berichterstattung oder fundierte Kommentare sind selten, weil auch die Recherche immer schlechter wird. Eine WDR-Redakteurin klagte mir mal während einer Zugfahrt ihr Leid: “Früher hatten wir für eine Sendung viel mehr Zeit als heute. Und dann soll heute zusätzlich auch noch Facebook, Twitter und Instagram bedient werden. Das geht zu Lasten der Qualität und das gefällt mir selbst nicht”.

Immer weniger Menschen arbeiten in Berufen, die Werte schaffen. Immer mehr arbeiten in Dienstleistungsberufen. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. Arbeit, die laut, anstrengend und dreckig ist, wird immer mehr von ausländischen Arbeitskräften erledigt. Das ist nicht nur in der Landwirtschaft so, auch im Bauwesen und der Müllabfuhr und ganz besonders bei Pflegeberufen.

Für deutsche Politiker gilt oft der Lebenslauf: Kreißsaal –> Hörsaal –> Plenarsaal. Von den Lebenswirklichkeiten des “einfachen Volkes” bekommt der Abgeordnete nicht viel mit, zumal immer mehr Abgeordnete weder einen regulären Abschluß haben noch jemals in ihrem Beruf gearbeitet haben. Und Landwirte werden auch im Plenarsaal immer seltener. Dass ließe sich allerdings ändern.

Unsichtbare Arbeit auch in der Landwirtschaft: die Arbeit wird immer schneller erledigt. 10 Hektar Zuckerrüben sind heute in 5 Stunden gesät, man braucht keine zwei Stunden für eine Düngergabe oder eine Pflanzenschutzmaßnahme. Da braucht man auch auf dem Land schon viel Glück, um einen Bauern bei der Arbeit zu sehen. Das Titelbild stammt übrigens aus einem Heimatmuseum. Es stellt keine Idylle dar, sondern einen Zustand, den sich kein Landwirt zurückwünscht.

Warum ich das schreibe? Weil ich nach Gründen suche, warum die Landwirtschaft so in der Kritik steht. Und ich glaube, dass hat etwas damit zu tun, was ich oben beschrieben habe.

Wie man das ändern kann? Die Antworten stehen oben…

 

 

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60 Kommentare

  1. Unsere Politiker und deren Vorfahren sind überweigend nie mit körperlicher Arbeit in Berührung gekomen. Sie sind Kopfarbeiter. Das Schlimme ist, dass sie trotzdem weitreichend über Menschen wie uns bestimmen können und im Grunde kein Interesse an uns haben.

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  2. Inga sagt

    Natürlich ist früher aus Gras Getreide gezüchtet worden, ohne Konzerene.
    Das haben die schlauen und geduldigen Frauen gemacht, dazu brauchten sie auch so etwas wie Zuchtbücher.

    Na ja, Frauen haben ja Zeit, haben den ganzen Tag nichts zu tun.
    Dann gab es Bauernhöfe und die haben wohl, um nicht Inzucht auf dem Feld wachsen zu lassen, sich im Dorf untereinander das Saatgut ausgetauscht. Vielleicht gab es ein Obmann, der darauf aufgepasst hat, dass kein Schindluder getrieben wurde und daraus wurde die staatliche Saatgutanerkennung, diese Aufgabe obliegt also dem Staat.

    Die zusätzliche Aufgabe, neben Bauernhof zu bewirtschaften, die Weiterzüchtung von Planzen hat man dann an Saatzuchtfirmen abgegeben, oder die könnten deswegen erst gross werden. Nun bilden dir sich ein, die Gene patentieren zu können. Man darf sich als Bauer von niemanden abhängig machen.

  3. Lady sagt

    Möglich, dass die “Unsichtbarkeit” auch ein Punkt ist. Aber mir erscheint dieser Aspekt nicht sehr zwingend.
    Mit unsichtbarer Arbeit verbinde ich eher die Arbeit einer Frau/Mutter/ Familienmanagerin. Und das soll auch kein Vorwurf sein.
    Aber was hat sich denn für einen Stadtmenschen wirklich geändert? Da lief auch früher keine Kuh über die KÖ, bei der Prachtstraße von Köln bräuchte ich Nachhilfe. Und hier auf dem Lande ist der Bauer sichtbar wie eh und je, gelegentlich auch zu “riechen”. Das ist doch sogar manchmal das Problem, dafür ist niemand aufs Land gezogen.

    • Stadtmensch sagt

      Die schöne Arbeit ist auch für interessierte Stadtmenschen noch sichtbar. Und zwar von pöhsen manipulierenden Framing-Sendungen.

      Also zumindest bei dieser Sendung übers Brot hatte ich nicht den Eindruck, dass man “Aufrütteln” wollte: https://www.arte.tv/de/videos/080545-000-A/schoenes-neues-brot/

      Alle Sichtweisen kommen zu Wort. Entscheiden muss der geneigte Zuschauer, ob ihm diese Zustände\Entwicklungen gefallen.

      Ich persönlich verdiene meine Brötchen mit der Abschaffung der lebendigen Arbeit und finde es zugleich schlimm, dass dadurch nach und nach die entsprechende “Biodiversität”, also Nischen, in denen sich Handwerkskunst halten kann, verschwinden!

      Mein Ideal wäre, dass diese Nischen erhalten bleiben, genau so wie alles andere, was von Konzernen vereinnahmt wurde (Züchtung usw.). Das ist unser in vivo Wissens-Backup, falls wir mal ohne Konzerne und ihr durch Biopiraterie aus dem Verkehr gezogenes Wissen klar kommen müssen.

      Aber ok – wir wollen ja keine Ideale. Ideale darf nur der ökonomische Sachverstand haben.
      Und der leitet sich vor allem auf viel und billich ab. Und am besten alles zugleich ,

      • Brötchen sagt

        @Stadtmensch

        “Mein Ideal wäre, dass diese Nischen erhalten bleiben, genau so wie alles andere, was von Konzernen vereinnahmt wurde (Züchtung usw.). Das ist unser in vivo Wissens-Backup, falls wir mal ohne Konzerne und ihr durch Biopiraterie aus dem Verkehr gezogenes Wissen klar kommen müssen.”

        Du erzählst aber jetzt genau das Framing/Unwissen wieder, was ständig wiedergekaut wird und was ganz einfach nicht stimmt!

        Ich habe etwas mit Zucht zu tun und denke, dass ich da ganz tief drin stecke.
        Es ist Mythos, das die großen Konzerne, sich die Zucht unter den Nagel gerissen haben.
        Zucht ist viel zu teuer und zu aufwändig, das das kleine Betriebe machen könnten.

        Daran liegt das !

        Versuche doch mal mit Deinen 10 Hühnern oder was Du hast zu züchten.
        Dann reden wir weiter.

        Billig ergibt sich doch ganz einfach aus dem allgemeinem Wohlstand, den wir haben, der sich auch aufteilt, in Dinge, die finanziert werden müssen, um den Lebensstandard aufrecht zu erhalten, wie z.B.:

        – geordnete Müllabfuhr
        – Klärung von Abwässern
        – Versicherungsschutz
        – Straßenbau
        – öffentlicher Nachverkehr mit entsprechendem Komfort
        – TÜV, Privatautounterhalt
        – Wohnkomfort
        – Hygienestandards für Handwerker (Kühlung, Desinfektion, Verpackung, mikrobiologische Nachweispflicht, Ladeneinrichtungen, Fahrzeugausstattung)

        je mehr von dem ganzen Zeugs da oben finanziert werden muss, umso weniger bleibt für Textilien oder Nahrungsmittel.

        Die Bioverbände schwätzen zwar viel von Zucht, nutzen tun die aber die Produkte von den bösen Zuchtunternehmen.

        • Stadtmensch sagt

          “Zucht ist viel zu teuer und zu aufwändig, das das kleine Betriebe machen könnten.”

          Dann frage ich mich, wie das die letzten 9000 Jahre funktionieren konnte ohne Konzerne und Patente. Geht ja nicht darum, die Geflügelbrust auf 90% der Körpermasse zu züchten…

          Klärung von Abwässern in der Form wie wir das machen ist schon mal Mist. Kann man anders organisieren.
          TÜV + Privatauto: Kann weg! Muss weg!

          Anders wohnen anders arbeiten heißt die Devise. Zumindest in der Massenmenschhaltung. Dann muss man auch nicht mehr zu Oma Lehnchen ans andere Ende der Stadt kutschen um ihr ein paar Einkäufe zu bringen.

          Müllabfuhr: Wenn Müll entsteht läuft was schief!

          • Reinhard Seevers sagt

            Stadtmensch, was du möchtest, möchten aber 99% der Menschen nicht….watt nuu?
            Ich finde es immer ein wenig enttäuschend, wenn die Realität verdrängt oder weggewünscht wird. Machen ja viele Politiker und Parteien genauso. Bis sie dann vom Volk wieder runtergeholt werden, von ihrem Traumturm.
            Du schreibst hier im Forum, weil es dir ermöglicht wird, durch Technik, die exorbitante Schäden verursacht. Alles, was wir tun ist Externalisiert. Vom Rohstoff bis hin zur Arbeit.
            Menschen konnten sich früher direkt miteinander unterhalten, wieso heute nicht mehr? Muss die Technik, mit der wir uns unterhalten dann nicht auch weg? Fazit = Schalte aus!

            • Stadtmensch sagt

              Die Kommunikationsnetze sind eh da und leichter zu warten und zu recyclen als Abwassersysteme oder Straßen. Rechenoperation braucht auch immer weniger Energie. Wenn ein Endgerät permanent genutzt wird und nicht rumsteht wie ein Auto kann ich diesbezügliche Verschwendung nur beim Bitcoin-Schürfen oder beim Börsenkurs-Rechnen erkennen.

              Es ist meist nicht die Technik, die von Übel ist sondern deren Gebrauch für bestimmte sinnlose Zwecke. Siehe Zitat von olle Markuse..

              • Reinhard Seevers sagt

                Jaaaa, Stadtmensch, jeder redet sich seinen Bereich schön….!😀
                Zur ZHeit werden nämlich Unmengen an Netzen = Glasfaser neu gelegt. Und jedes Gerät, das nicht eingeschaltet ist, verbraucht auch keinen Strom. Und ob der Zweck, hier zu schreiben nicht ein ebenso sinnloses Ziel ist, das stelle ich mal ganz stark in Frage.

          • Brötchen sagt

            “Dann frage ich mich, wie das die letzten 9000 Jahre funktionieren konnte ohne Konzerne und Patente. Geht ja nicht darum, die Geflügelbrust auf 90% der Körpermasse zu züchten…”

            Kann ich Dir sagen.

            Zum einen gibt es die moderne Zucht erst seit der Jahrhundertwende!
            Vorher wurde nicht systematisch gezüchtet. Bzw. es gab teilweise staatl. Vorgaben für wichtige Zuchtaufgaben, wie die Pferdezucht….wurde über Gestüte, die staatl. bezahlt wurden geregelt.
            In den Dörfern gab es den Dorfbullen oder den Dorfeber, der eine gewisse Zuchtqualität sicher stellte.
            Zuchttiere hatten damals einen enormen Wert, so dass sich damit die Zucht finanzieren ließ.
            Heute will und kann das niemand mehr finanzieren.
            Arbeitskraft spielte damals finanziell nicht so eine Rolle, wie heute.

            Damals gab es z.B. extra Leute bis in die 60 ziger Jahre, die die ganzen Stallbücher geführt haben, wo alles eingetragen wurde.
            Der Zuchtinspektor, fuhr mit dem Zug über Land und hat vorher Karten geschrieben, wenn er kam.
            Ein Bauer kannte damals nur sein eigenes Dorf und hatte nie Urlaub. Ist vielleicht mal in die nächst größere Stadt und war bei einem Fest und hat ein Bier getrunken.
            Ein Knecht hat ja nur das ganze Jahr auf dem Gut gelebt und hatte so gut wie keine Freizeit oder irgendwelche anderen Zerstreuungen, die waren immer im “Dienst”.

            Wie gesagt informiere Dich was denn die Bioverbände wirklich an Zuchtarbeit leisten….Du wirst so gut wie nichts finden, außer Absichtserklärungen!
            Die nutzen alle nur die Ergebnisse großer Zuchtunternehmen.
            Weil die Zucht für ganze oder mehrere Kontinente betreiben und damit die aufwändige Zucht finanzieren können! Weil der Markt größer wird.
            Meines Wissens gibt es in der Tierzucht nur ganz wenige Patente und die sind nicht relevant, für jemand der Zucht machen will.
            Nimm das Bsp. Geschlechtsbestimmung im Ei, sowas ist für einen kleinen Zuchtbetrieb nicht zu finanzieren.

            “Geht ja nicht darum, die Geflügelbrust auf 90% der Körpermasse zu züchten…””

            Nun ja ein sehr wichtiges Teilstück sind auch die Keulen.
            Das ist Blödsinn, das 90 % Brustfleisch gezüchtet werden.
            Das hat alles was im Effektivität und Kosten zu tun.
            Das Bsp. hatte ich ja schon oft gebracht, ein Masthähnchen hat ungefähr ein Futteraufwand von 2,6 kg Futter je kg, sind grob 5 kg macht 2 Euro.(Haltungsdauer um die 40 Tage)
            Ein Zweinutzungshahn, lass ihn etwas schwerer sein sagen wir 3 Kg braucht 25 kg Futter mind. für 20 Wochen Haltungsdauer sind, 8 Euro…
            Bei 0,40 Euro Futterpreis für 1 kg Futter.
            Das Masthähnchen hat vielleicht 400 g Brustfilets und der Zweinutzungshahn 200 g. Die Keulen sind nicht so schlecht von dem Zweinutzungshahn.

            Nun könnte man das durch Zucht angleichen, indem man die Zweinutzungshühner in die Nähe der Masthähnchen bringt.
            Sowas gibt es und gab es auch, hat sich alles nicht durchgesetzt.
            Und so ist das bei den anderen Tierarten auch.

            Das sind jetzt nur ein paar Aspekte.

            Wenn Du heute Zucht in Nischen machst ist das maximal Passion und refinaziert sich nie und ist nur Geldvernichtung. Außer bei so Modetierarten wie Alpakas oder irgendwelche Moderinderrassen. Aber das geht auch nur so lange, wie die Moden halten oder der Markt gesättigt ist und es mehr Züchter gibt.
            Wagyu Rind war z.B. mal extrem selten, heute schmeißen sie Dir das hinterher….als Zuchttier. Weil das eben nur Nischen sind.
            Ich war letztens bei uns auf dem platten Land beim Rewe, da waren zwei Kühltruhen Sonderangebote…ein war Iberico Patties 30 % gesenkt, Ablaufdatum war der Tag an dem ich da war und einmal Patties Aberdeen Angus.
            Die sind das nicht los geworden….

            • Reinhard Seevers sagt

              Brötchen, der Stadtmensch denkt ähnlich wie der Herr Suhr. Die beiden denken, dass man Menschen zwingen kann, sich zu ändern, zurück in die Vergangenheit unter Beibehaltung aller Annehmlichkeiten aus dem Hier und Jetzt.
              Die Brötchen an der Tanke sind nunmal Rohlinge aus polnischer Industrieproduktion, die mit Getreide aus der Ukraine und Wasser aus Schlesien mit lettischen Händen in polnischen Anlagen hergestellt und mit polnischen LKW geliefert werden….wer will, und wer kann das ändern und wenn, warum?

              • Brötchen sagt

                Reinhard ich verdenke ihm das nicht, woher soll er das wissen!

                Auf Arte kommen ja immer so schöne Sendungen, wo über die Sachen was er so erzählt berichtet wird. Er gibt genau das wieder.

                Man darf ja nicht vergessen, damals die Knechte wurden nicht immer gut behandelt, da wäre heute ein Aufschrei ohne Ende, wenn sowas publik würde.
                Es ist ja schon ein Verbrechen, wenn die rumänischen Ernteerbeiter nicht im klimatisiertem Schloss wohnen.
                Es macht sich doch keiner die Mühe dahinter zu gucken, wie die Zusammenhänge sind, wer was macht und was das alles kostet.
                Ich bin ja auch Hobbyvermehrungszüchter, was ich mache ist reine Passion und eigentlich Geldvernichtung.
                In den Medien werden schöne Märchen erzählt, weil da immer das Gute siegt..

                • Brötchen sagt

                  Wenn man das ändern wollte, würde das Verzicht! in Größenordnungen bedeuten!

                  Verzicht auf Urlaubsreisen und andere Annehmlichkeiten, wie Sachen shoppen und Kosmetika bergeweise…

                  In den 60 zigern sind z.b. Bergsteiger in den Alpen aus dem Alpenvorland mit dem Rad 50 km angereist, auf den Gipfel gestiegen und abends wieder nach Hause gefahren.
                  Sowas machen heute vielleicht noch eine Handvoll Leute.

                • Stadtmensch sagt

                  Gibt noch Bücher:
                  Franz Rehbein: Das Leben eines Landarbeiters
                  John Berger: Sauerde
                  Hans Fallada: Bauern Bonzen Bomben
                  Stefan Zeromski: Vorfrühling

                  …endlos

                • Reinhard Seevers sagt

                  Vorgestern gab es einen wunderschönen Film über einen mongolischen Nomaden und dessen Leben. Das war Urtümlichkeit pur in einer unberührten Natur.
                  Denen wurden die Pferde von anderen Turkvölkern, andauernd gestohlen und im Wald per Axthieb getötet, das Fell abgezogen, das Fleisch abgetrennt und dann in den Städten verkauft.
                  Kein Veganismus, kein Internet, kein Influencer, keine soziale Absicherung, keine Versicherung, keine staatliche Gewalt, die ihn hinderte, sich die Lumpen vorzuknöpfen, kein festes Dach überm Kopf, keine Goretex- Kleidung….
                  aber ursprüngliche Lebendigkeit und vor allem: Freiheit!
                  So jetzt kann man sich aussuchen, welchen Entwicklungsstand man für diese Freiheit zu opfern bereit ist, oder wo wir uns denn treffen wollen, wenn Wohlstand gegen Freiheit und Weltrettung aufgewogen werden soll.

                • sonnenblume sagt

                  Wenn man was ändern wollte muss Verzicht geübt werden. Siehe Beispiele von @ Brötchen. Gut und schön. Auf der anderen Seite wird alles menschenmögliche unternommen, um den Konsum anzukurbeln. Hier werden ständig neue Arbeitsplätze geschaffen, die Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung betreffen. Ja was denn nun?

                • Stadtmensch sagt

                  “Nomaden im Klimawandel” oder “Länder menschen Abenteuer”?

                  Man will eben immer das, was man gerade nicht hat oder so.
                  Da muss es dem rundumversorgten wohlstandverwahlosten Stadtmenschen zugestanden sein, von einer Tasse Tee in einer Berghütte wenigstens zu träumen. 😉

                  @brötchen kam auch mal mit sowas an: “Das Vermächtnis der Hirtin.”.
                  Sehr beeindruckend…

                • Stadtmensch sagt

                  @sonnenblume
                  Wir fahren fast immer mit dem Rad in den Urlaub. Mit dem Zug zum Startpunkt und vom Zielpunkt mit dem Zug zurück. Schnitt so 1000km. Ein Genuss. Seit Jahrzehnten geht das so. Musst aber gut vorher planen.

                  Und man muss was aushalten. Also Menschen auf Zeltplätzen.
                  Das ist manchmal das einzige Problem…

                • Brötchen sagt

                  @ Stadtmensch

                  Ich mache auch jedes Jahr Radtouren.
                  Aber den Luxus kann ich mir nur wenige Tage leisten, da ich ja die Tiere habe, die kann ich nur wenige Tage jemand anders überlassen, weil das richtig Arbeit ist.

                  Garten sowieso wenn Erntezeit ist.

                  Du siehst , selbst was für Dich scheinbar kein Luxus ist, ist einer.
                  Du hast mich auf eine Idee gebracht, ich bräuchte auch sowas wie einen Knecht! 😉

          • Schmeckt gut sagt

            Jetzt muss ich aber laut lachen. Mann Stadtmensch, auch Züchtung hat Auflagen, die extrem schwer zu erfüllen sind. Eine Sorte durch die Sortenprüfung zu bekommen ist nicht ohne und teuer. Unbekannte Sorten und dann noch in Kleinstmengen sind nicht zu vermarkten. Vielleicht noch regional, aber mit unwirtschaftlichem Aufwand. Es sind wieder die Gesetze und VO die alles verhindern. Die neue PflanzengesundheitsVO der EU ist ein gutes Beispiel, gut gemeint, aber kaum hilfreich. Stadtmensch, ändere diese Vorschriften, dass hilft, aber nur ein wenig.

            • Inga sagt

              Ja so ist es,
              da steckt eine ganzen System und viel Arbietsplätze hinter der Sortenzulassung, sogar ien ganzes Bundesamt!

              Das gehört auch zur
              LANDWIRTSCHAFT

              die etwas bewegt, Stadtmensch,
              Das müssten alle Stdtmenschen erst verstehen, bevor sie etwas behaupten!

    • firedragon sagt

      ” … Das ist doch sogar manchmal das Problem, dafür ist niemand aufs Land gezogen. …”

      Lady, es geht ja nicht wirklich um “unsichtbar” oder “sichtbar”.
      LW wird oft eher als störend empfunden: der (extra) große Schlepper kommt einem (extra) entgegen, man muss ausweichen … die frische Wäsche hängt draußen, der LW fährt (extra) Mist/Gülle … es ist Sonntag, der Hahn kräht (extra) … der Schlepper fährt (extra) langsam auf einer (extra) schmalen Straße und man kann nicht überholen …
      Landwirtschaft ist, solange der Mensch nicht von ihr in irgendeiner Weise beeinträchtigt wird, eher “unsichtbar”, obwohl das Land durchzogen/geprägt von Landwirtschaft ist.
      Menschen ziehen auf’s Land, wegen dem Land. Aber, wie Du’s schreibst, nicht wegen der Land-Wirtschaft.
      Im Prinzip geht es darum, dass die Menschen sehen was LW macht, allerdings nicht so ganz die Zusammenhänge verstehen und LW auch niemanden (extra) ärgert.
      Und weil auch nicht mehr 70%-80% der Bevölkerung mit LW zu tun haben, sitzt auch selten jemand am Küchentisch und erklärt da schnell mal was oder macht auf Betriebsabläufe aufmerksam und die Menschen sich nicht ganz so unbedarft (am besten noch mit Ohrhöhrern) im Feld bewegen (z.Bspl.).

      Und all die (extra) “negativen” Zusammenstöße mit LW, lässt die Jugend nun auch nicht gerade einen landwirtschaftlichen Beruf ergreifen.

  4. Ludwig sagt

    Die GRÜNEN brauchten nachdem die AKW-Abschaltung klar war ein Ersatzthema um zu überleben. Dieses Ersatzthema hat eine Agentur aus der Schweiz mit der Landwirtschaft entwickelt. Die Bauern wehren sich nicht, sind schlecht organisiert und sind kaum bereit Millionen in die Werbung zu investieren. Die verlogene Stoßrichtung geht gegen die “Böse Landwirtschaft”
    allgemein , nicht gegen den Bauern nebenan, denn das könnte in der Kampagne Probleme geben. Nur so ziehen die Themen , Massentierhaltung, Trinkwassernitratprobleme usw. . Alle NGOs haben sich so mit den Grünen vereint , um gegen die Bauern , die Wirtschaft usw. zu Felde zu ziehen. Die Politik ist dann mitgelaufen um Stimmen einzufangen. Dafür opfert man gerne die Landwirtschaft , Wirtschaft und Währung , aber nimmt unter dieser Fahne auch mit der Energiewende den
    Stromblackout oder zeitliche Stromabschaltungen in Kauf. Rd. 14 Fastblackouts in den letzten zwei Jahren bestätigen das , denn außer Kraftwerksabschaltungen , statt neuer Konstantkraftwerke fällt denen ja nichts ein. Zusätzlich kam dann noch die Klimaagstmache dazu und jetzt Corona. Ein Geschenk an diese Leute um auch noch die Gesellschaft zu verändern. Gleichschaltung in den Sozialismus.

  5. Harry sagt

    Warum ? Finde die Antwort liegt ganz einfach
    Der gewöhnliche Mensch ist nicht bereit den Preis für Produkte aus der Landwirtschaft zu bezahlen welchen sie wirklich kosten
    Dadurch ist der Landwirt gezwungen alles zu optimieren und das zTeil auf Kosten der Umwelt
    Das ganze ist ein Teufelskreis
    Deshalb muss ein Umdenken her
    Das was gefordert wird ist keine öko Propaganda sondern es geht um das wie wir in Zukunft zusammen leben können- vor allem wie umweltverträglich und vor allem das Klima nicht noch schneller zum kipppunkt (irreversible) zu bringen

    • Bernhard Sulk sagt

      Solange wie Vorschulkinder glauben das braune Kühe Kakao geben, Keine Eichel oder Buchecker kennen ist das Grundwissen der Eltern doch schon nicht weit her. Das Interesse an der Landwirtschaft und deren Lebensmitteproducktion wurde früher auch in den Schulen geweckt. Wir wir feststellen müssen Sind Lehrkörper nicht in der Lage über Landwirtschaftlich Arbeitabläufe von jetzt nur mal herausgenomme die Gewinnung von Brotgetreide. Wir kaufen das Brot beim Bäcker, wo die Zutaten herkommen?

      • Reinhard Seevers sagt

        Bernhard, das Wissen war früher (wann war früher?) auch nicht besser. Im Berlin des ausgehenden 19. Jahrhunderts kannten Kinder hâufig nicht einmal den Sonnenauf, – oder Untergang, weil sie im fünften Hinterhaus wohnten.
        Heute kennen diese Kids aber ihr Smartphone aus dem ff…..ist doch auch etwas.😎

  6. Elisabeth Ertl sagt

    Es galt schon immer als Emanzipation, der Landwirtschaft zu entfliehen “Stadtluft macht frei”. Gegangen sind aber nicht nur solche, die zu einem “höheren” Leben berufen waren, sondern auch solche, die nicht in der Lage waren, sich das Leben auf dem Land zufriedenstellend zu organisieren. Und offenbar sind sie auch in der Stadt nicht in der Lage, sich das Leben dort zufriedenstellend zu organisieren. In jeder freien Minute müssen sie flüchten. Und weil sie wissen, dass sie nicht in der Lage sind, das Land so zu gestalten, wie sie es erträumen, sollen die Landmenschen das tun, nämlich eine Wildnis daraus machen, damit sie das Leben nicht mehr sehen müssen, dem sie entflohen sind.

    Das Phänomen hat ein Walliser “Phantomschmerzen” genannt. https://lebensraumwallis.ch/wp-content/uploads/2021/05/WB-15.5.2021-Das-Pha%CC%88nomen-der-Phantomschmerzen.pdf

    Es gibt auch andere. Ich kenne viele, die das Leben in der Stadt lieben, und wenn die hinaus fahren, dann nehmen sie das, was sie dort vorfinden, ohne Wertung zur Kenntnis.

    • Stadtmensch sagt

      “dass sie nicht in der Lage sind, das Land so zu gestalten, wie sie es erträumen, sollen die Landmenschen das tun, nämlich eine Wildnis daraus machen”

      Ganz genau Bergbäuerin. Historisch und aktuell weltweit ist es im Großen und Ganzen so, dass die Entwurzelten auf der Suche nach einem Auskommen freiwillig in die urbanen Slums und Agglomerationen ziehen.
      Dort angekommen können sie sich dann gegenseitig Dienstleistungen anbieten oder Schlafplätze vermieten.
      Oder schauen wir mal auf den gemeinen Stadtmenschen hierzulande. Mit etwas Glück wohnt er mit Balkon und Blumenkästen.
      Dort kann er dann gestalten bis an die Grenzen der Hausordnung oder des Mietvertrags.
      Freie Ausicht auf einen Innenhof und Straßenzüge voller “Stehzeuge”. Auch hier bräuchte er einfach nur hinzugehen und “gestalten”.

        • Stadtmensch sagt

          Sicher. Rederunden gibt es viel. Bin da auch oft dabei. Letztens wollten sie bei uns im Quartier eine “Grüne Achse” komplettieren und es fehlte noch ein Straßenzug, der perspektivisch zu einem “Shared Space” umgebaut werden sollte. Also weniger Autos mehr Aufenthaltsraum usw.

          Geld war geflossen für ein Stadtplanungsbüro, Konzept schick, Transformationsinteressierte fanden es gut, bis ein Anwohner reinplatzte und die Veranstaltung aufmischte, wo er denn dann seine Karre hinstellen solle, formulierte er er sich in Rage.

          Da war es wieder, das Volk..die 99%…die wütenden Realos
          Ist wie wenn du was pflanzt und es keimt gerade und dann kommen sie angelatscht mit ihrer Realität. Mit ihrer Wohlstandvorstellung…

          Naja, ist sowieso kein Geld da im Stadtsäckel…

          • Reinhard Seevers sagt

            “Naja, ist sowieso kein Geld da im Stadtsäckel…”

            DAS ist die eigentliche Realität. alles, wirklich alles hängt an diesem Geld. Wenn Geld zu viel da ist, wird Unsinniges erzeugt, wenn kein Geld da ist wird wenigstens keine neue Entropie erzeugt. Hätte die DDR das Geld gehabt, wären die wunderschönen ostdeutschen Altstädte allesamt weg gewesen, insofern hat Mangel auch etwas Gutes. 😎
            Stadtmensch, nutzt du eigentlich für deine Fahrradtouren ein E-Bike? 😉

            • Stadtmensch sagt

              “Stadtmensch, nutzt du eigentlich für deine Fahrradtouren ein E-Bike?”
              Mein Fahrrad ist aus dem letzten Jahrhundert. Zumindest der Rahmen.

              “Hätte die DDR das Geld gehabt, wären die wunderschönen ostdeutschen Altstädte allesamt weg gewesen”

              Du meinst, das größte Grunderzeitviertel Europas in Leipzig hätten die weggemacht? Nee, so grausam waren die nun auch wieder nicht. Gab ja genug Tabularasa-Gebiete und Schuttberge. Mit Geld wirds übrigens auch nicht besser. Siehe Köln…

              • Brötchen sagt

                “Du meinst, das größte Grunderzeitviertel Europas in Leipzig hätten die weggemacht? ”

                Das wäre die nächsten 5 Jahre zusammengefallen…Leipzig Ost auf alle Fälle. Ich war ja damals genau dort und habe die Diskussionen mitbekommen.
                Das am Waldplatz war glaube ich schon immer etwas besser erhalten.

                In den letzten Jahren gab es wieder mehr Bewußtsein für historisches Erbe und man wollte den Messebesuchern ja was bieten.
                Genau kann ich es nicht beziffern, aber bis in die 80- ziger hätte man manches weggerissen.
                Ich sollte damals in einer anderen Stadt in Sachsen eine rekonstruierte Altbauwohnung bekommen, die genau historisch wiederhergestellt wurde.
                Die DDR hatte keine Mittel, keine Maschinen, keine Baustoffe und insgesamt zu ineffektive Bauwirtschaft.
                Reinhard hat schon Recht, war so…
                Die Wende hätte jedenfalls nicht viel später kommen dürfen.

              • Reinhard Seevers sagt

                Nee Stadtmensch, Städte wie Quedlinburg, Wernigerode, Osterwieck, Erfurt, Görlitz…..

                • Brötchen sagt

                  Damals gab es in der “Provinz” einen gewissen Hass auf Berlin, weil die bevorzugt mit Baustoffen versorgt wurden und auch Bauarbeiter hingingen.

                • Stadtmensch sagt

                  @Reinhard: ja könnte sein, dass du da mehr Einblick hast als ich alter Ossi. Vielleicht wäre vieles verfallen oder abgerissen worden…
                  Im Vergleich zu sämtlicher kubistischer neumodischer Architektur empfinde ich die alten “Steinhaufen” viel angenehmer zum drin wohnen. Zumal man die auch auf Niedrigenergie getrimmt kriegt. Hängt auch viel von den Bewohnern ab, ob man viel Technik braucht damit nix kaputt geht. (wegen Lüftung usw.)

  7. Obstbäuerin sagt

    Wenn die Medien ihre Ökopropaganda nicht aufgeben, haben wir keine guten Karten. Das betrifft sowohl die anfallende Arbeit als auch die Produktionsmittel und das Umfeld samt Insekten und anderes Getier. Als eine Maßnahme für einen Ausgleich zu sorgen, wo Insekten fehlen, schlage ich vor in den landwirtschaftlich genutzten Gebieten Insekten zu sammeln (z.B. Kartoffelkäfer, Junikäfer, Gartenlaubkäfer) wo sie gehäuft auftreten und sie zur gleichmäßigen Verteilung an das Bundesumweltministerium zu schicken. Die wissen bestimmt am besten, wo welche fehlen. Gern kann sich auch Nabu und Bund beteiligen.

  8. Reinhard Seevers sagt

    So sehe ich es auch Inga. Aber alle Generationen haben ihren Kindern immer eingeimpft, dass sie es besser haben sollten. Wenn sie nun mehrheitlich eben Tätigkeiten ausüben, die wenig bis gar nichts mehr mit Handarbeit, Schweiß und Tränen zu tun haben, dann ist es auch das Ergebnis der eigenen Erziehungsziele.
    Die zu erwartende Digitalisierung wird noch mal einen richtigen Schub dahingehend geben. Immer mehr Menschen werden zerrissen zwischen den angerissenen Widersprüchen.
    Die Rückwärtsbewegung der gefühlten besseren alten Welt steht der erwarteten guten Welt durch neue Techniken gegenüber.

  9. Inga sagt

    Da haben wir doch da oben auf dem Foto die Ackerrandstreif oder Blühstreifen, wie sie bei uns die Biodiversität braucht.

    • Thomas Apfel sagt

      Genau, Inga, früher war das Mähen Sense schwingen, eine harte schweißtreibende Arbeit.
      Heute geht alles technisch, und wirklich jeder Staßengraben, Feldrain, Wegesrand wird 1 bis 2 mal im Jahr bis auf den letzten Quadratmeter rasiert. Das Ganze mit dem Fazit, dass alles im Herbst nochmal schön blüht, alle verpuppten Insekten aus Sommer und Frühjahr aber geschreddert sind. Da nützen die schönsten Blumenwiesen und Wildkräutereinsaaten nichts. Sie sind für uns schön anzusehen, ansonsten (zu mindestens mit permanenter Rasur) nutzlos.
      Zu “Sensenzeiten” wäre es Niemandem eingefallen irgendetwas zu mähen, das nicht einen unmittelbaren Nutzen hat (Futter, Getreide). Der moderne “Sensenmann” mit seinem Rasenmäher, Rasentraktor, Mulchgerät, bringt tatsächlich ziemlich flächendeckend den Tod für Insekten und Kleingetier. Diese getane Arbeit ist dann auch gut sichtbar in Form von (zu) auf- und ausgeräumten Landschaften.

      • Inga sagt

        Ja,
        wenn man keinen geländegängigen Opa hatte? Der hatte Zeit und hat das mal mit der Sense abgemäht, damit die Samen nicht ins Feld, bzw. Acker mit Kulturpflanzen flogen.
        Wir haben ja arrondierte Flächen, also alle zusammengelegt rund um den Hof.

        Der Nachbarhof, wein paar km entfernt hat das auch, trotzdem grenzen seine Flächen an unseren und noch 3 Nachbarn.

        Nun hat der in den 80igern für 20 Jahre still gelegt. Da gab es doch mal so ein Programm. Also er hat die Flächen sich selbst überlassen. Schönes Biotop!

        Auf einmal meckerten all seine Nachbarn, dass der Unkrautsamen auf deren Felder fliegen.
        Ab da hat das Amt verfügt, dass diese stillgelegten Flächen nach der Blüte abgemäht werd4en müssen. Damit keine Sämereien verteilt werden können. Na ja, Hauptsache, die Bienen hatten was davon!

        „Heute geht alles technisch, und wirklich jeder Staßengraben, Feldrain, Wegesrand wird 1 bis 2 mal im Jahr bis auf den letzten Quadratmeter rasiert.“

        Manchmal auch öfter, je nach Haus-, Stadt- oder Bahnverwaltung. Und die Kräfte mähen, wie es ihnen befohlen ist, auch wenn das Gras noch grau von der Trockenheit ist.

        „Das Ganze mit dem Fazit, dass alles im Herbst nochmal schön blüht, alle verpuppten Insekten aus Sommer und Frühjahr aber geschreddert sind“.

        Das ist ja fatal und dann sind die Bauern am Insektensterben schuld?
        Nein, so was? Da müßte man eben einen Botaniker oder Landschaftsgärtner zu Rate ziehen, oder?

        • Inga sagt

          Oder wie schwer ist der Grubber oder was das Pferd zieht, den kann es ja nicht über die Staße nach Hause ziehen, da wird der Bauer einen Wagen haben, der das Pferd auf den Acker gezogen hat und den Grubber da drauf legen, um ins Feld oder nach Hause zu kommen und da wird er eine Sense dabeigelegt haben und die Brennnesel selber nebenher schnell abgermäht haben, oder?

          Das ist auch für den Städter unsichbare Arbeit!

      • Günter sagt

        @Thomas Apfel
        Ich komme gerade von der Bergmahd, es gibt nichts schöneres.
        Auf den Wegen E-Bike Fahrer die das Sensenmähen filmen als wäre alles Show.
        So schaut die Welt heute aus. Kaum zu glauben was sich in 20 Jahren alles ändern kann

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Es freut mich sehr, dass die Bergmahd ein Highlight für dich ist, aber glaube mir, die Jubler kommen nur aus der urbanen Gesellschaft.

          Also, so ein Gerät befindet sich noch in meinem Besitz, sogar der Dengelstock mit Dengelhammer ist noch vorhanden, nur derjenige der das Gerät bedienen will, lebt nicht mehr.

          • Inga sagt

            Kannst es nicht bedienen, ehemaliger Landwirt?

            Wer weiß denn ob die Städter den Wetzstein bedienen können.

            • Thomas Apfel sagt

              Inga, das mit dem Wetzstein kriegen die schon noch hin. Schwierig wirds beim Dengelhammer. Ich habe mir das als Kind und Jugendlicher bei den alten Herren im Dorf oft angesehen und erklären lassen. So schön gediegen und gleichmäßig wie bei denen zu sehen, habe ich das nie hinbekommen. Für die, die Ender der Sechziger um die Siebzig waren, war die Sense aber auch das wichtigste Alltagsgerät. Die haben us immer mit dem Stock gedroht, wenn wir mit Lesesteinen vom Acker Weitwurf in Richtung Wiese geübt haben.

              • Reinhard Seevers sagt

                ….ja, so war das. Nach dem Dengeln hatte die Sende einen Wellenschliff…🥴

                • Ehemaliger Landwirt sagt

                  Habe mir mal einen Dengelapperat gekauft, danach war die Sense noch stumpfer.

                  Was für Gedanken hat man im Hochgebirge beim Dengeln, Sennerin?😉

            • Ehemaliger Landwirt sagt

              Inga,
              den Wetzstein kann ich noch bedienen, abwechselt, vorne, hinten, nicht nur auf einer Seite., aber ich gebe es zu, das Dengeln war nicht meine Stärke und das Mähen habe ich meinem Vater überlassen, der konnte es besser.😜

              • Inga sagt

                Ja, onnten denn nur die Opas dengeln und mähen?
                Na ja, ihre Söhne hatten ja Mähbalken.
                Eine Brennnesselecke kann ich sogar.

                Aber die Omas, die keinen Mann hatten konnten das auch, es blieb ihnen ja nichts anderes übrig.

                Und ich dachte mein Vater könnte das weniger wie mein Opa, weil er an dem linken Arm kriegsversehrt war, aber das war dann ja in allen Familien so.

  10. Wilhelm Harms sagt

    Absolut treffend hinterfragt und beantwortet.
    Bleibt nur Er- und Aufklärung der verdummten Massen in mühseliger Kleinarbeit.
    Einzelgesprächstherapie !

    @ Reinhard
    Einbildung !
    Mit guter Bildung und ein klein wenig Toleranz müsste es diesen Blog nicht geben. Ansonsten stimme ich auch dir zu.

    Arbeit sichtbar machen?
    Am WE mit dem Drescher, Grubber Güllewagen, Miststreuer einfach mal im Kriechgang an der neuen Einfamilienhaus-Siedlung fahren . . . .
    Müsdt ihr in weiter tun – die Gesprächsrunde kommt zu euch . . . .

    • Reinhard Seevers sagt

      Wilhelm, man dreht die Zeit nicht zurück. Die Arbeitsteilige Gesellschaft produziert eher noch mehr Ferne. Es ist auch regional betrachtet überall anders. In den geschlossenen Dörfern der Mittelgebirge ist das Verständnis ein anderes, als in den Streusiedlungen und Einzelhoflagen der Norddeutschen Tiefebene. In unserer Region gab es diesen Kontakt zwischen Metzgern udn Bäckern gar nicht, weil die erst im nächsten oder übernächsten größeren Dorf/Flecken oder Stadt zu finden waren.
      Je nach Lebensumfeld und Bildung hat jeder eine andere Sicht auf die Zeit und den Raum in dem er sich befand oder befindet.
      Je weiter die urbane Entwicklung voranschreitet, um so größer die Entfernung von der Basis manueller Tätigkeit der Urproduktion. Deshalb ploppen auch immer mehr städtische Initiativen auf, die ihr Gemüse selber anbauen wollen. Die Menshen spüren auch in den Städten, dass es falsch ist, wie es läuft, sie haben aber ebenso keine Antworten.
      In der neusten “Crismon” wird das Thema Stadt-Land vielschichtig beleuchtet. Da kommt auch ein Redakteur zu Wort, der sein Seelenheil in der temporären Nutzung einer Kleingartenparzelle gefunden hat.
      Ich glaube, die Chance der Landwirtschaft liegt in der Versöhnung von Stadt und Land. Wie das gehen kann, keine Ahnung.

  11. Reinhard Seevers sagt

    Sicher hat es etwas mit der Sichtbarkeit von Handarbeit zu tun. Das ist aber nur ein Grund von ganz vielen Gründen. Wenn Sichtbarkeit von Arbeit wichtig und angesehen wäre, dann hätten wir weder fehlenden Nachwuchs im Handwerk, noch in der Pflege.
    Es hat auch mit Prestige, Standesdenken, Bildung, Urbanität, Medien, Globalisierung, Verdienstmöglichkeiten, etc. zu tun.

    • firedragon sagt

      Zusätzlich spielt auch die anerzogene Sicht auf Handwerk eine Rolle.

      Wie wird einem Kind Dreck, Krankheit, Tod nahe gebracht, wie gehen Eltern mit diesen Themen um und leben es dem Kind vor. Ruhig, besonnen, erklärend, Neugier weckend oder hysterisch, ängstlich, abwertend, wegdrehend vom Geschehen? Bestes Beispiel, der Vater muss die gesamte Familie vor einer Spinne retten, glaube, das verdeutlicht die Schieflage ganz gut.

      Ich erinnere mich, als ich noch zur Grundschule ging, ging ich auf dem Schulweg an einer Metzgerei vorbei, die einmal wöchentlich ein oder zwei Großvieh schlachteten. Der Hänger stand auf der Straße, das Vieh wurde auf der Straße ausgeladen und in den Schlachtraum geführt – es war ganz normal. Es war klar, dass es getötet wurde und das Fleisch, dann irgendwann in der Auslage lag – ganz normal, ohne Ekel oder großartiger Gefühle hat man das zur Kenntnis genommen.

      Heute werde ich sogar aus dem Dunstkreis meiner Familie gefragt, wie ich Tiere schlachten lassen kann (und auch noch essen!), die ich aufgezogen habe.

      So ändern sich die Zeiten.

    • Inga sagt

      Ja, keiner soll noch mit der Hand arbeiten, weil er es von den Eltern verboten bekommt.

      Weil Schreibarbeit etwas feineres ist, denn das könnten früher nicht alle.
      Wer schreiben kann ist deswegen mehr angesehen, haben uns unsere Grosseltern vorgemacht. Deswegen will oder soll sich keiner mehr die Hände schmutzig machen und diese Dreckarbeiten geschehen in Hinterhöfen.

      Über beidem steht die Geistesarbeit.
      Die stellt nun fest, dass ein Mensch diese Kreativität und körperliche Betüchtigung zum Seelenheil braucht.

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