Bauer Willi
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Aufräumen…

Es ist die Kar-Woche. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionen Deutschlands waren die letzten Tage bei uns im Rheinland kühl, trüb und regnerisch, also irgendwie passend zu Stimmung der Karwoche. Düngung und Pflanzenschutz war nur an wenigen Stunden möglich, an eine Aussaat von Zuckerrüben oder das Pflanzen von Kartoffeln ist auch in den nächsten Tagen nicht zu denken. Was macht man an solchen dunklen Tagen? Aufräumen.

Im Dezember haben wir unsere Mutter beerdigt, die die Wohnung in Parterre bewohnte. Die Räume stehen noch so da, wie sie unsere Mutter im Dezember verlassen hat. Irgendwie fehlt uns der Antrieb, etwas daran zu ändern, zu sehr haben wir uns an den Anblick gewöhnt, wollen es bewahren.

Lediglich im Keller habe ich in den letzten Tagen denjenigen Raum in Angriff genommen, den unsere Mutter nutzte. Zwei große Kisten mit leeren Marmeladengläsern sind im Glascontainer gelandet. “Die Einmachgläser kann noch jemand gebrauchen”, meinten mehrere Frauen in meiner unmittelbaren Umgebung. Auch diverse Plastikbehältnisse wie ehemalige Margarine-Dosen oder gespülte Heringsverpackungen könnten noch zum Einfrieren gebraucht werden. Also bleiben die auch noch mal stehen.

Dann sind da im Schrank noch Ordner und Kartons mit alten Dokumenten. Rechnungen von Landmaschinen aus den sechziger Jahren mit DM-Beträgen, notarielle Urkunden vom Betrieb, Belege von der Sparkasse. Und etwas, was ich bisher noch nicht gesehen hatte: Die Entlassungsbescheinigung meines Vaters aus der Gefangenschaft aus dem Jahr 1948. Das Papier ist gelb, es zerfällt fast zwischen den Fingern. Sechs Jahre hat mein Vater verloren, drei davon im Krieg, drei Jahre in der Gefangenschaft, von der er oft erzählt hat. Und zwar nur aus der Gefangenschaft, nie vom Krieg. Heute haben wir wieder Krieg, nur 2000 Kilometer von uns entfernt.

Uns geht es gut. Wir haben Strom, wir sitzen in warmen Wohnungen, wir müssen keine Angst haben. Gestern hat meine Frau für Ostern eingekauft. Zwei große Taschen voll. Natürlich auch Schokolade für unsere Enkel. Uns geht es gut, sehr gut. Wir sind satt und wir haben allen Grund, zufrieden zu sein. Zu – frieden.

Wir haben Bekannte, die gerade aus einer großen Wohnung in eine kleine Wohnung umziehen. Auch sie müssen aufräumen. Beim Aufräumen muss man sich entscheiden, was man im Leben wirklich braucht und was einem wirklich wichtig ist.

Am Osterdienstag kommt der Sperrmüll…

P.S.: Nein, das Bild ist nicht von uns

 

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74 Kommentare

  1. Es war nicht alles schlecht was früher einmal gut war! sagt

    Könnte es sein das dieser Beitrag dazu dient das Thema Krieg mal aufzugreifen ohne das es all zu sehr auffällt? Ja, ich finde es wird viel zu wenig darüber diskutiert und man hat den Eindruck es gibt zumindest seitens vieler Politiker eine neue Kriegsbesessenheit. Zur angesprochenen Kriegsgefangenschaft passt sehr gut folgender Bericht über einen offenen Brief von Dr, Viktoria Waltz, den sie an alle Bundestagsfraktionen geschickt hat. Vielleicht sollte man sich nicht scheuen dort zahlreich nachzufragen wie sie dazu stehen. Ansonsten wird man gar nichts davon hören.

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      • Stadtmensch sagt

        Danke für den Link. So geht der O-Ton der Zeitzeugen:

        “Drei große „Lehren“ brachte mein Vater aus seinen Lebenserfahrungen während der Vor- und Nachfaschismuszeit und während der Kriegsgefangenschaft mit in die Familie und gab diese an uns, seine Kinder weiter:
        – Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus! Wehret allen Anfängen!
        – Nie wieder Krieg mit Russland! Das russische Volk ist ein Kulturvolk wie das Deutsche, es hat große Opfer an Millionen Menschen gebracht, die durch den Krieg der Deutschen Armee umgekommen sind und war die entscheidende Kraft, die den deutschen Faschismus zu Fall gebracht hat.
        – Misstraut der Politik, misstraut der Propaganda und den Medien, verschafft Euch stets ein eigenes Urteil! Wehret den Anfängen neuer Kriegsgelüste.”

        Misstraut der Propaganda!

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        • Reinhard Seevers sagt

          “Misstraut der Propaganda!’

          Jedweder, auch der vermeintlich “guten”.

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        • Arnold Krämer sagt

          Leider hat das russische Kulturvolk nicht nur gewaltige Opfer bringen müssen, um den maßlosen deutschen Angriffskrieg zurück zu schlagen. Nein, es wurde auch erheblich geschwächt und erniedrigt durch das Wüten der Kommunisten, die systematisch gegen innere Gegner und Eliten vorgegangen sind. Auch das hat Millionen von Toten und Opfern gefordert und Nachwirkungen im zwischenmenschlichen Umgang bis heute ( Auftragsmorde im Ausland, Folter an Gefangenen usw.) Und das ist es, was bei mir so zwiespältige Gefühle auslöst.

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          • Stadtmensch sagt

            Und was machen wir jetzt mit der Erkenntnis, dass im Namen einer höheren Moral oder Ordnung immer wieder grausame Kollateralschäden Inkauf genommen wurden und werden? Wollen wir daraus lernen?

            Ich bleibe dabei. Wir als “Wertewesten”, als gehorsamer Mitläufer bei der Umsetzung der Wolfowitz Doktrin, können sogenannten Fossil-Diktaturen keine Wünsche zur Einhaltung von Menschenrechten antragen. Die zwei Drittel der Weltbevölkerung, die nicht in sogenannten aufgeklärten, humanistischen Idealen verschriebenen Systemen leben, haben das Geheuchel satt:
            https://asiatimes.com/2024/03/this-is-the-way-the-west-ends/

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            • Reinhard Seevers sagt

              Wer Stefan Weidner “Jenseits des Westens” gelesen hat, der wusste es bereits vorher. 🤗

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  2. Ostbauer sagt

    Alter Vadder,
    was macht ihr denn hier am Karfreitag für ein Fass auf?
    Wollt ihr die ganze Welt aufräumen?
    Jeder hat anhand seiner Vita sicherlich andere Erfahrungen mit den Besatzungen gemacht oder wurde dadurch geprägt.
    Aufarbeitungen(bzw. Aufräumen) sind immer schwierig, egal auf welcher Seite des System`s man gestanden hat. Manchmal dauert es Generationen und Fehler sind oft vorprogrammiert.
    “Russlandsehnsucht” gibt es auch im Osten Deutschlands nicht flächendeckend; jeder hat da so seine eigenen Erfahrungen. Vielleicht versteht der “Ossi” mehr die russische “Seele”; obwohl ich die im Moment nicht verstehe.Die Erfahrungen meiner Eltern und Großeltern haben mich eben geprägt.
    Das ist die Vergangenheit und diese sollte man mit Blick auf die Zukunft nicht ganz unbetrachtet lassen. Sowas kann auch schief gehen, siehe Versailler Vertrag.
    Ich kann diesem Spruch; “Krieg ist die Fortsetzung der Politk mit anderen Mitteln” absolut nichts abgewinnen!
    Über Ursachen, Fehlverhalten der einzelnen Protagonisten kann man sicher streiten und unterschiedlicher Meinung sein, aber es rechtfertigt nie einen Angriffskrieg.
    Aufräumen kann man immer erst hinterher, meistens gelingt das nicht vollständig.
    Wollen wir hoffen, dass alle Beteiligten genügend Hirnschmalz in der Birne haben und dieses ganze Dilemma zu einem für alle ! Seiten tragbaren Ende führen!
    Auch wenn`s noch zu früh ist:
    Allen frohe Ostern.

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    • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

      Sehr gut Ostbauer, auch ich wünschte mir weit eher eine befriedende Aufgeräumtheit in unseren Herzen.

      Jesus sollte nicht umsonst für uns am Kreuze gestorben sein.

      Ein bäuerlicher Gruss in die Runde. Lässt das Osterfest in eure Herzen einziehen.

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  3. Christina sagt

    Aufräumen kann manchmal ganz schön weh tun, weil dann all die Erinnerungen wieder präsent sind, obwohl man vielleicht glaubt, bereits mit allem abgeschlossen zu haben.
    Aufräumen kann etwas Befreiendes sein, Ballast abwerfen zu dürfen, aber auch altes, längst Vergangenes oder bereits Vergessenes wieder zum Leben erwecken …
    Mein Papa ist jetzt seit fast fünf Jahren nicht mehr da; und immer noch steht in meinem
    Arbeitszimmer eine große Kiste, gefüllt mit Fotos. Aus meiner Kindheit, von meinen eigenen Kindern, aus der Zeit mit meinen Eltern und Großeltern, von unserer großen Verwandtschaft und auch von Personen, deren Gesichter mir so vertraut sind, ich aber ihren Namen nicht (mehr) weiß. Es sind nicht mehr viele Verwandte da, die ich hierzu befragen könnte …
    Was ich damit auch sagen will, ist, dass ich bisher diese Kiste kaum anrühren konnte, weil so viel Erinnerung in ihr steckt. Meine Mama ist bereits seits 20 Jahren tot, Papa hatte in all den Jahren, wo er allein zurück blieb, nichts, absolut nichts im Haus verändert. Wenn wir Papa besuchten, war alles noch so, wie es bei Mama war. Als ich notgedrungen mein
    Elternhaus ausräumen musste, kamen so viele Dinge zum Vorschein, wie z. B. ein alter
    Wehrausweis von meinem Opa, alte Schulzeugnisse und alte Schullesebücher meiner Mama und ihren Geschwistern. Ich habe vieles wegegeben, auch weil ich nicht wusste, was ich damit machen sollte oder gebrauchen kann. Wenn ich heute daran zurückdenke, gäbe
    es einige Dinge, die ich doch gerne behalten hätte, weil sie vielleicht meiner Familie wichtig waren. An vielem werde ich tatsächlich festhalten, weil sie für mich eine Bedeutung haben und immer haben werden.
    Willi hat Recht, wenn er sagt, man gewöhnt sich an den Anblick, weil man etwas Besonderes bewahren will. Und dass es uns allen gut geht, sofern wir gesund bleiben! Wir müssen nicht hungern oder frieren, und unsere Männer brauchen nicht in den Krieg ziehen. So wird es hoffentlich bleiben?! Manchmal braucht es nur wenig im Leben, Familie, Zusammenhalt, Freundschaft, Vertrauen, Liebe …
    Ich wünsche allen ein schönes Osterfest!

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  4. Ertl Elisabeth sagt

    Ich wünsche allen ein fröhliches Osterfest – mit einem Zitat von David Steindl-Rast:

    “Hoffnungen beziehen sich immer auf etwas, was man sich vorstellen kann. Aber Hoffnung ist Offenheit für Überraschung. Das Überraschende ist immer etwas, das man sich nicht vorstellen kann. Also ich kann mir nicht vorstellen, wie es in dieser verfahrenen Welt, in der wir heute leben, überhaupt weitergehen kann. Aber ich bin voll Hoffnung, dass es weitergehen wird, weil immer wieder Überraschungen kommen”

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  5. Ludwig sagt

    Aufräumen , daß ist immer eine Herausforderung. Als wir vor vielen Jahren in unser neues und kleineres Haus umgzogen sind , mußte vieles entsorgt werden. In einem großen Bauernhaus hat sich über viele Generationen sehr viel angesammelt , weil man ja auch Platz hatte. Wir haben die wichtigen Dinge mitgenommen und über die Jahre wurden die liegengebliebenen Dinge immer unwichtiger und konnten so ohne Demut entsorgt werden. Schlimmer war es später als die Politik die Schweinehaltung “fertig gemacht” hat und nach den Tieren alles raus mußte. Neuwertige Ausrüstungsgegenstände gingen auf den Schrott oder in die Entsorgung um einem neuen Geschäftsmodell Platz zu machen. Dieser Schmerz und der damit verbundene Vermögensverlust mit den fehlenden Tieren sitzt tief und hält weiter an , denn damit war ja ein halbes Leben verbunden. Diese Unzufriedenheit im laufenden politischen Umbruch müßen viele Mitbürger haben , denn die Unzufriedenheit mit der Politik in unserem Lande ist sehr groß und wird mit der Bildung vieler neuer Parteien untermauert. Genauso wie ein altes Haus abgerissen wird , stemmt sich die aktuelle Politik der Altparteien gegen die Konkurrenz der Neuen. Was sagten die 68er : Neue Leute braucht das Land ! Jetzt zeigt sich aber , daß diese neuen Leute abgewirtschaftet haben und ausgetauscht werden müßen. Damit haben die 68er nun nicht gerechnet , daß deren Zeit so schnell abgelaufen ist.

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  6. Reinhard Seevers sagt

    Aufräumen hat auch etwas mit Abschied zu tun. Deshalb fällt es vielen Menschen so schwer. Das Alter führt dazu, dass das “Aufräumen” im Umfeld zunimmt…..gefühlt wird ziemlich viel “aufgeräumt”.

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  7. Smarti sagt

    Aufräumen macht auch sehr zufrieden. Wenn eine Schmuddelecke im Hof endlich wieder besonders schön “glänzt” oder ein Kleiderschrank frisch sortiert ist. Putzen im Haus ist da mehr ein muss, wer bemerkt es schon, wenn man abstaubt oder abwäscht ? Erst wenn es ein paar Tage liegenbleibt, dann sieht man das Drama :). Zum Glück / oder leider – stört dies meine Familie kein bisschen.
    Jetzt im Frühling rennen alle immer sofort raus, sobald die Sonne scheint und freuen sich auf die Arbeit draussen in Wald und Wiesen. Gefühlt noch nie lagen so viele Bäume rum, vom Wind gefällt. Bevor die Wiesen abgeschleppt und nachgesät werden, müssen die Weg sein. Jeder Tag früher, an dem die Tiere auf die Weide können, ersparen uns viele Stunden misten und über zweihundert Euro Futterkosten, dies erzeugt bei mir immer einen gewissen Stress zwischen Anweiden und drin lassen weil es eigentlich noch zu nass ist und damit die Grasnarbe geschädigt wird.
    Weil es aber viele Kündigungen bei den Pachtweiden gab, hiess es erst mal alte Zäune abräumen und neue Zäune setzen.
    Da der Frühling bei uns aber auch die Hoch-zeit des tierischen Nachwuchses ist, muss alles besonders sorgfältig gemistet und umsorgt sein, das ist eine sehr schöne, aber auch verantwortungsvolle und daher anstrengende Aufgabe.
    Nicht zuletzt locken auch die ersten warmen Sonnenstrahlen auch wieder die Besucher und Reitkinder auf den Hof, endlich wieder leben 🙂 – vorbei die ruhige Winterzeit.

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  8. Stadtmensch sagt

    Ich mag trübe Tage! Mit ausgespülten “Fischbadewannen” und alten Sparkassenauszügen würde ich niemals wertvollen Platz verschwenden. Gefrierbeutel eigen sich glaub ich besser zum Einfrieren. Was den Krieg angeht, erscheinen mir die Deutschen mit ihren vom Todestrieb glasigen Augen als vollkommen ungeeignet für jede lebensbejahende Diskussion.
    Noch sind es ja nur die Ukrainer, die für das tief verwurzelte “Feindbild Russland” (Hannes Hofbauer) über die Klinge springen sollen. Mit Grausen warte ich auf eine kriegstüchtige Kulturindustrie, die uns dann täglich mit Landserromantik versorgt, damit wir uns für hausgemachtes Elend motivieren können. So à la Dune II…

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    • Smarti sagt

      Stadtmensch, zum Gemüse aus dem Garten oder vorgekochte Sachen einfrieren ( z.B. Gulasch, Tomatensauce) eignen sich Behälter besser, da man diese viel besser auswaschen und wieder verwenden kann. Brot und Fleisch aus Qualitätsgründen im Gefrierbeutel.
      Was ist eine kriegstüchtige Kulturindustrie ?

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    • Arnold Krämer sagt

      Zum “Feindbild Russland” möchte ich auf einen wirklich nachdenklich stimmenden Artikel in der FAZ aufmerksam machen. Leider hinter der Bezahlschranke.
      Für die “Russland-Sehnsucht”, die insbesondere in Ostdeutschland weit verbreitet ist, haben die Polen, die Balten, die Ukrainer kein Verständnis, weil den Russen immer daran gelegen war, diese jetzt (wieder) selbstständigen Nationen zu vereinnahmen, zu beherrschen. Hat ja auch “wunderbar” geklappt, zuletzt (1940) mit deutscher Unterstützung hat man Polen aufgeteilt und das Baltikum komplett ins Sowjetreich integriert.

      https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/wie-russland-denkt-der-westen-sollte-sich-mehr-sorgen-machen-19613371.html

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      • Reinhard Seevers sagt

        Herr Krämer, ich finde es etwas spookie den Ostdeutschen eine besondere Affinität gegenüber Russland zuzuweisen, schließlich war es ganz Deutschland, das sich jahrzehntelang mit billigen Rohstoffen versorgt und große Industriekooperationen gefördert hat…..alle haben profitiert und sich einen Ast gefreut.
        Russland war immer, sogar im Kalten Krieg, ein verlässlicher und gern genutzter Partner. Ich glaube, dass die Westdeutschen etwas heuchlerisch auf die Ostdeutschen blicken….immer noch.

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        • Arnold Krämer sagt

          Warum ist das gruselig, unheimlich, wenn ich von einer in der Ex-DDR stärker verbreiteten “Russland-Sehnsucht” schreibe. Das ist doch Fakt, hat doch Jessy Wellmer, die neue Tagesthemen- Moderatorin, gebürtig aus Güstrow in ihrem neuen Buch auch so beschrieben.

          Die “Russland-Sehnsucht”, die es bei sehr vielen Deutschen (auch bei mir) gibt, hat sehr viel mit der Literatur des Landes zu tun, aber rein garnichts mit billigen Rohstoffen.

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          • Reinhard Seevers sagt

            Naja, 40Jahre prägen die eine Seite russisch, die andere anglo-amerikanisch. Dennoch ist die westdeutsche Prägung gegenüber Russland vorwiegend ökonomisch konnotiert, weniger kulturell. Da kann man sich natürlich gesinnungstechnisch schneller lösen….bleibt aber in einer moralischen Verantwortung, finde ich.

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          • Christian Bothe sagt

            A.K.“Russlandsehnsucht?“Ziemlicher Quatsch! Wir in der DDR haben und mussten im Ergebnis des 2.Weltkriegs mit der Sowjetunion als Besatzungsmacht leben! Das hat beiderseits gut funktioniert und mit Gorbatschow zogen die Sowjets ab! Die Amis sind immer noch in der BRD…Auch der völkerrechtswidrige Einmarsch der Russen wird in Ost realistischer als im Westen betrachtet insbesondere warum es dazu kam. Bis dahin hat die BRD nicht schlecht mit preiswerten Rohstoffen aus Russland gewirtschaftet! Die unsinnigen Sanktionen belasten uns täglich mehr als die Russen, obwohl man damit eine ganze Nation in Haftung nimmt! Die Ukraine und Russland sollten endlich miteinander verhandeln! Das Statement vom Papst und dem SPD Fraktionschef zeigen eine klare Richtung! Ein „Diktatfrieden“ was immer das ist, ist besser wie kein Frieden für die gebeutelten Ukrainer! Anschließend noch eins: währen des Kalten Krieges hab’s mehr Sicherheit in Europa und das sehen wir Ossis insbesondere…Nun haben wir demokratische Verhältnisse,mehr Unsicherheit wie je zuvor und eine Regierung in der Grüne sich mittels Metamorphose von einer Friedenspartei zu einer Kriegspartei wandeln( Bastian und Kelly würden sich im Grab umdrehen…)!

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            • Bauer Willi sagt

              @Christian Bothe, ich habe da mehrere Fragen:
              1. Was hat in der DDR prima geklappt? War die Besatzung “schön”?
              2. Warum soll Russland und die Ukraine verhandeln? Russland will es nicht und die Ukraine auch nicht.
              3. Worüber soll verhandelt werden? Über die Anerkennung der besetzten Gebiete?

              Ein Diktatfrieden ist eine vorübergehende Waffenruhe, in der Putin sagt, was seine Bedingung ist. Und die ist die vollständige Auflösung der Ukraine und Eingliederung in den russischen Staat. Danach geht es mit den baltischen Staaten weiter. Und falls er nicht gestoppt wird, weiter mit Polen etc. etc.

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              • Thomas Bröcker sagt

                Ich halte das schlichtweg für einen schlechten Witz. Diese Armee und Russland als ganzes sind keineswegs lebensmüde. Allein die Rüstungsausgaben der USA sind mehr als 10 mal so hoch wie die Russlands. Das ist ein herbeigeredetes Gespenst der Rüstungsindustrie und ihrer Profiteure. Die Russen waren ja noch nicht einmal in der Lage Kiew zu besetzen und die (wie sie sagen) “nazistische Regierung” abzusetzen.
                Da hätte ich in Anbetracht der weltweiten Aktivitäten der USA sehr viel mehr Befürchtungen bezüglich (versehentlichen ???) Kollateralschadens im Europa westlich der ukrainischen Grenze.
                Natürlich geht am Ende nur verhandeln. Den Donbass entmilitarisieren und mit UNO-Soldaten überwachen könnte die Probleme aus der Welt schaffen. Warum soll das hier nicht gehen ? Wir lassen uns hier in eine Auseinandersetzung BRICS – Staaten versus USA hereinziehen. Europa hat berechtigt andere Interessen als die USA oder Russland, oder China. Europa muss seine Interessen vertreten und nicht ausschließlich und blind die der USA.
                Ich weiß jetzt nicht, ob das eine Ossi-Einstellung ist, teile diese aber durchaus mit vielen anderen BRD-Bürgern.

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Wie schrieb unlängst die Frankfurter Rundschau: Russland würde nie Europa angreifen…..das können sie nicht finanzieren. Wir sind so ângstlich, weil Wladimir gekonnt die mediale Klaviatur spielt. Außerdem sehe ich es wie Thomas, wir sind lediglich ein Knecht amerikanischen global- Kapitals. Zudem sehe ich keine Möglichkeit einer Einflussnahme….wir schaffen es ja nicht einmal Cem aus dem Amt zu kegeln……🤗

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                • Bauer Willi sagt

                  @T.B. und R.S.
                  Ich gehe jetzt wieder aufräumen….
                  Mir ist trotzdem bange.
                  “Nie im Leben wird Putin die Ukraine angreifen”
                  “Nie im Leben wird Trump die Wahl gewinnen”

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              • Dorftrottel sagt

                Zitat “2. Warum soll Russland und die Ukraine verhandeln?”
                Komischer Weise wird genau so etwas von Israel verlangt.
                Nachdem es überfallen wurde, seine Bürger als Geiseln genommen wurden, oder vergewaltigt und umgebracht wurden.

                Es sind nicht die Maßstäbe die einen so ankotzen, es sind die doppelten.

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                • Obstbäuerin sagt

                  Ich weiß nicht recht, worauf sie hinaus wollen, Dorftrottel. Auf keinen Fall ist zu akzeptieren, dass inzwischen für einen unschuldig ermordeten Israeli 10 palästinensische Kinder umgebracht worden sind. Wahrscheinlich sind es schon mehr, denn die Bombardierung geht ja unverdrossen weiter.

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Obstbäuerin, das Verhältnis ukrainischer Opfer (Soldaten) gegenüber den russischen soll laut dem Institut of the studies of war, bei etwa 1 zu 4 liegen…..was machen wir denn hier?
                  Ich finde es aus unserer Sicht einfältig und unangemessen, den jeweiligen Kriegsparteien Ratschläge zu geben. Evtl. sollte man den Hamas auch vorwerfen das eigene Volk als Schutzschild zu benutzen? Wer sagt ihnen das? Hören sie nach der Standpauke dann damit auf? Ganz bestimmt….🤔

                • Obstbäuerin sagt

                  Diese beiden Kriege unterscheiden sich ganz gewaltig. Während in der Ukraine viele vor dem Krieg flüchten können oder sich dem Kriegsdienst entziehen, war Gaza schon vor dem Kriegsbeginn das größte “Freiluftgefängnis”. Die Menschen können das Kriegsgebiet nicht verlassen und flüchten von einer bombardierten Ecke in die andere. Sie haben nicht genug zu essen und die medizinische Versorgung ist nahezu Null. Was für beide Kriege jedoch gleich ist: mehr Waffenlieferungen wird die Opferzahl weiter erhöhen. Deshalb muss die internationale Gemeinschaft Verhandlungsinitiativen fordern.

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              • Christian Bothe sagt

                Noch etwas vornweg, lieber B.Willi! Man sollte keine Vorurteile entwickeln, wenn man nicht dort gelebt hat! Selbiges gilt auch auch andersherum…
                1. Sie haben nicht dort gelebt, lieber Bauer Willi! Ob schön oder nicht man musste sich arrangieren ( ich hatte als VEG Chef einen guten Kontakt zur hiesigen Kommandantur, was Erntehilfe und den Jugendaustausch betraf).Auf jeden Fall war nicht alles negativ in der DDR auch wenn die Journaille es manchmal anders sieht! Möchte nur auf eine Sache eingehen, weil diese mich gerade beschäftigt( PISA).Ich denke insbesondere an die Schul – und Berufsausbildung mit anschließender Hochschulausbildung und gesicherten Arbeitsplatz.Das funktionierte auch als steuerzahlender Katholik,wenn man sich mit der Gesellschaft arrangierte und sich auf den Beruf konzentrierte. Was die LW betraf, favorisiere ich die Grossraumlandwirtschaft und industrielle Tierproduktion, die ich mitgestaltet habe.
                2.Zur Ukraine habe ich meinen Standpunkt dargelegt! Was der Papst dazu gesagt hat ist für mich richtig ohne wenn und aber! Komme gerade aus Irland zurück und viele sehen es dort ebenso…Ich frage mich manchmal, was das C…in den Parteien eigentlich bedeutet? Deshalb hat u.a.auch die AFD Oberwasser und BSW enorme Zuwächse hier im Osten!Mit dem „Diktatfrieden“ von Scholz kann Ich genauso wenig anfangen wie mit seiner Politik insgesamt( sollte mal bei Schröder vorsprechen). Zusammenfassend noch einmal: jede Gesellschaftform hat ihre Vor-und Nachteile und muss sich ständig weiter entwickeln! Gilt für Demokratien und Autokratien gleichermaßen…

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                • Bauer Willi sagt

                  C.B.
                  Ich habe lediglich Fragen gestellt. Nein, ich habe nicht in der DDR gelebt, war aber von Februar bis Oktober 1990 in den “Neuen Bundesländer” (wie sich das anhört…) in der Landwirtschaft beratend unterwegs. Von daher habe ich einen kleinen Einblick gewonnen. Das “Aufräumen” ging da ja schon los…
                  “Sich mit dem System arrangieren” musste wohl sein, wenn man nicht untergehen wollte. Und dann gab es ja in vielen Fällen den kleinen Dienstweg, mit dem vieles möglich gemacht werden konnte.
                  Ich muss trotzdem sagen: vieles, was an der DDR gelobt wird, kann ich nicht nachvollziehen. Ich verstehe es ganz einfach nicht. Vielleicht, weil ich nicht dort gelebt habe…

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                • Christian Bothe sagt

                  B. Willi: “Ich muss trotzdem sagen: vieles, was an der DDR gelobt wird, kann ich nicht nachvollziehen. Ich verstehe es ganz einfach nicht. Vielleicht, weil ich nicht dort gelebt habe…”Ist natürlich andersherum genauso…
                  Dann haben wir ja wieder einen gemeinsamen Konsens!
                  Wünsche Ihnen und der Familie ein frohes und gesegnetes Osterfest in diesen unruhigen Zeiten!
                  CB

        • Mark sagt

          Sehe ich ähnlich. Mich macht das Russlandbashing der Mainstreammedien und vorallem der vielen “Russlandexperten” und omnösen Friedens – und Konfliktforscherinnen mehr als misstrauisch.

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          • Marian E. Finger sagt

            Ein Teil des Russland-Bashings beruht sicherlich darauf, dass der Ukraine-Krieg eine wunderbare Ausrede für sehr vieles ist, was in den westlichen Ländern schon seit Jahren schief läuft. Der Krieg kommt doch sehr gelegen, um die eigenen Probleme zu vertuschen und das eigene Versagen schönzureden. Deshalb liegt offenbar auch bloß Ex- oder Oppositionspolitikern daran, den Krieg zu beenden.

            Bspw. haben die Energiepreise schon VOR dem Ukraine-Krieg gewaltig angezogen. Gestern war in Telepolis zu lesen, dass die Strompreise im 2. Hj. 2023 gegenüber dem 1. Hj. 2023 um knapp 7% gefallen sind, im Vergleich mit 2. Hj 2022 aber um 22 %, gegenüber dem 2. Hj. 2021 insgesamt sogar um 67% gestiegen sind. Bei den Strompreisen ist ein ähnlicher Verlauf auf niedrigerem Niveau angegeben. Das heißt: die Energiekrise hat schon VOR dem Ukraine-Krieg begonnen. Aber zu behaupten, dass Putin die Alleinschuld trägt, ist natürlich sehr viel bequemer.

            Die westliche Schuldenkrise reicht Jahrzehnte zurück, man findet aber immer neue Ausreden, um den Staat als Umverteilungsmechanismus für die Reichen zu rechtfertigen. Dieser Tage gilt als Ausrede der Klimawandel einerseits, seit zwei Jahren nun aber auch der Krieg. Dabei wird übertüncht, dass die Reichen in den westlichen Ländern immer reicher werden, während ein wachsender Anteil der Bevölkerung über kein Vermögen mehr verfügt. Auch wird übertüncht, dass die Milliarden von einem bürokratischen Leviathan verschlungen werden, der einerseits selbst immer mehr anwächst und andererseits immer mehr Milliarden sinnlos einfach verpulvert bzw. umverteilt. Auch da ist es doch viel einfacher zu sagen, dass nach Corona nun Putin am Wohlstandsverlust der Ärmeren schuld ist.

            Die Liste, was man alles mit Kriegsgeschrei übertünchen kann, ließe sich beliebig fortsetzen: Nicht funktionierendes Rentensystem bzw. Sozialsystem, Zerfall der Infrastruktur, ein Wohlstandsindikator (Bruttosozialprodukt), der auch deshalb steigt, weil immer mehr Leute krank gemacht werden, um mit Therapien Wirtschaftswachstum zu erzeugen, ein Bildungssystem, in dem 50% des Nachwuchses studieren, aber im Vergleich mit den Jungen aus anderen Länder nichts können und die Arbeit sowieso kaum noch als sinnerfüllend definieren, die Überflutung mit gefakten und nicht gefakten Informationen, die Spaltung der Gesellschaft, die extreme Ungleichverteilung der Vermögenswerte etc. pp.

            Gestern gab es eine Nachricht, dass Habeck nun den Aufbau einer starken Rüstungsindustrie in Deutschland propagiert. Liebe Güte, wie will man denn eine starke Rüstungsindustrie aufbauen und gleichzeitig den CO2-Ausstoß noch weiter reduzieren? Was schwebt Habeck vor? E-Panzer? E-Raketen? Ladesäulen an der Front? Durch den Krieg in der Ukraine soll bislang soviel CO2 freigesetzt worden sein, wie Belgien in einem Jahr verbraucht und wahrscheinlich ist der CO2-Verbrauch der Lieferkette, an deren Ende der Panzer steht, noch nicht mal miteingerechnet, sondern bloß der CO2-Verbrauch ab dem Moment, wo der Panzer eingesetzt wird.

            Wir sollten uns nicht nur fragen, warum Putin den Krieg begonnen hat, sondern auch, warum wir hier im Westen so wild darauf sind, ihn nicht zu beenden.

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            • Marian E. Finger sagt

              Sorry, der Anstieg um 67% bezog sich auf die Gaspreise. Die Stompreise sind gegenüber 2. Hj. 2021 um 27% gestiegen.

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            • Arnold Krämer sagt

              Der Begriff “Russland-Bashing” für Kritik u.a. an dem Machtstreben Russlands ist nach den Überfällen Russlands auf die Krim, auf die Ostukraine, für den Umgang mit Minderheiten, mit der russischen Opposition mehr als unangebracht und unangemessen.

              Sie haben aber recht, wenn es um die politische Instrumentalisierung des Ukraine-Krieges, der Corona-Krise und der Energiekrise geht. Damit wird in der Tat von vielen Versäumnissen nationaler Politik und der Inkompentenz der Regierenden abgelenkt.

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              • Mark sagt

                @ Arnold Krämer
                Russland-Bashing steht nicht “für Kritik u.a. an dem Machtstreben Russlands ist nach den Überfällen Russlands auf die Krim, auf die Ostukraine, für den Umgang mit Minderheiten, mit der russischen Opposition”, Russlan- Bashing steht für die komplette Ausblendung der (Vor-)Geschichte des Ukrainekonflikts, für die alleinige Schuldzuweisung an Russland, für die gleichzeitige Reinwaschung aller anderen, die am Konflikt beteiligt sind und die absolute Schwarzweismalerei, die betrieben wird, um alles, was der Westen so anrichtet, zu rechtfertigen!! Vielleicht wäre eine Rechereche zur Rolle einer Victoria Nuland und die Gründe, warum sie sich nun quasi aus dem Staub gemacht hat, hilfreich, um eine erweiterte Sicht auf die Sachlage zu bekommen. Allerdings, wer dies anspricht, dem wird sofort Opfer-Täter Umkehrung vorgeworfen und damit sind wir wieder beim Russland-Bashing.

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              • Marian E. Finger sagt

                Einseitig kritische Berichterstattung, also Russland-Bashing hat in unseren Medien doch Tradition. Das gab es auch schon vor den Ereignissen von 2014, bspw. hier:

                https://www.nzz.ch/schadenfreude-und-russland-bashing-ld.628173

                Ich erinnere mich noch gut daran, wie gehässig, um nicht zu sagen bösartig da teilweise gegen Russland kommentiert wurde.

                Die schwierige, weil enorm komplexe Geschichte auf “Überfälle Russlands auf die Krim, auf die Ostukraine, für den Umgang mit Minderheiten, mit der russischen Opposition” zu reduzieren, ist – nichts für ungut, Arnold Krämer – meiner Ansicht nach schon Teil des Bashings.

                Allerdings wird man der Geschichte auch nicht gerecht, wenn man sich lediglich auf die US-amerikanischen Hegemonialbestrebungen fokussiert und deswegen dem Westen die Hauptschuld gibt, wie das Daniele Ganser tut und Sahra Wagenknecht bisweilen andeutet. Auch das ist wieder eine Vereinfachung und geht in Richtung Amerika-Bashing.

                Vergleichbar gibt es in unseren Medien auch ein China-Bashing. Bspw. wurde das Ergebnis der Wahlen in Taiwan in unseren Medien unisono als “Sieg für die Demokratie” gefeiert, dabei konnte man das Ergebnis durchaus auch so interpretieren, dass doch sehr viele Taiwanesen pro China sein müssen, auf jeden Fall deutlich mehr als bei der Wahl davor.

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                • Ostbauer sagt

                  Irgendwann nach dem WK2 hatte sich die Weltgemeinschaft darauf geeinigt, Grenzen nicht mit militärischen Mitteln zu verändern! und Punkt.
                  Egal, welche Seite dagegen verstößt, es ist Unrecht.
                  Dabei spielt es auch keine Rolle, was in der Historie irgendwann mal geschehen ist; sonst macht man die Büchse der Pandora auf.(wir sind gerade dabei)

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                • Thomas Bröcker sagt

                  Das stimmt und ist auch richtig. Nur haben sich bislang die Amis ´und die Westeuropäer vorrangig nicht daran gehalten.
                  Der Krieg Russlands gegen die Ukraine ist genauso falsch wie der in Jugoslawien, Syrien, Irak, Afghanistan, Libyen. Nur war deshalb kein Europäischer oder Amerikanischer Staatslenker in den Medien ein irrationaler Autokrat. Das Wording macht letztlich den Versuch die Menschen zu verblöden aus.
                  Wir haben es auf beiden Seiten mit dem Kampf um die internationale Vorherrschaft zu tun. Nur der Westen ist nicht bereit eine multipolare Welt als neuen Status Quo anzusehen.
                  Nur sind die Superreichen Hintergrundlenker in unseren Medien eben im Osten Oligarchen und im Westen Philanthropen. Dieses gezielte Wording, an dem sich die bestbezahlten Agenturen und Think-Tanks (übersetzt “Denkpanzer”) seit Jahrzehnten abarbeiten, säht die giftige Saat des Hasses und ist gefährlich als ein einzelner Panzer oder Flugzeugträger.
                  Vor allem im Bereich des Wordings ist Abrüstung nötig.
                  Unter anderem auch dafür gehe ich seit Jahren zu Ostern auf die Straße.

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                • Arnold Krämer sagt

                  Ihre Argumentation blendet eine nach meiner Meinung wesentliche Ursache kriegerischer Auseinandersetzungen aus. Es ist die Inhomogenität der Staatsvölker, besonders gut am früheren Jugoslawien zu erkennen. Ethnische Grenzen stimmen oft nicht mit Staatsgrenzen überein und umgekehrt. Wenn Mangel verteilt werden muss, gehen sich die Menschen dann irgendwann “an die Gurgel”. Multikulti funktionierte immer nur dort gut, wo früher durch Handel relativer Reichtum vorhanden war.

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                • Marian E. Finger sagt

                  @ Arnold Krämer

                  Ein gutes Argument! Trifft auch auf viele kriegerische Auseinandersetzungen in Afrika zu.

                • Thomas Bröcker sagt

                  Aus meiner Sicht greift das zu kurz. In der Regel werden solche Differenzen gesucht, geschürt und genutzt. Insbesondere Afrika ist in den 50-iger, 60-ziger, 70-ziger und 80-ziger Jahren von den alten Kolonialmächten und den USA regelrecht paralysiert worden. In Angola, dem Kongo nur als Beispiele wurden Söldnerarmeen (z.B. UNITA) von den USA und Südafrika bezahlt um eine Entwicklung in Richtung Ostblock zu verhindern. Natürlich entwickelt das auch ein Eigenleben und Gruppen gehen wegen um die Macht konkurrierender Personen und Gruppen aufeinander los (Ruanda).
                  Im Grundsatz ist das aber auch unter starkem negativen Einfluss von “Entwicklungshilfe” entstanden.

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                • Marian E. Finger sagt

                  Kommt hinzu, dass Ländergrenzen, die ethnische Gruppen auseinanderreißen, nicht eben selten von den Kolonialmächten gezogen wurden. Und ja, Entwicklungshilfe, das ist so ein Thema für sich. Spontan fällt mir dazu derzeit als Erstes der äthiopische Präsidentenpalast ein.

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      • Stadtmensch sagt

        Warum haben die Polen nicht die gleichen Vorbehalte gegenüber Deutschland?
        Kann es sein, dass Polen (bzw. Pilsudski) bis zum 1. September 1939 im Windschatten diverser Ereignisse, eine eigene imperialistische Agenda verfolgt hat?

        “Die Aufarbeitung der eigenen Geschichte ist nicht immer angenehm. Deutschland muss zugutegehalten werden, dass da vielerorts recht gründlich gearbeitet wurde – wenn auch mit zum Teil schwer nachvollziehbaren Verzögerungen, offensichtlich zum Schutz noch lebender Nazi-Grössen. Das Gegenteil läuft zurzeit in Polen ab (und in nachgerade grauenvoller Art vor allem auch in der Ukraine). Hier wird versucht, mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln die eigene Geschichte weisszuwaschen.”

        https://www.infosperber.ch/politik/europa/so-waescht-polen-die-eigene-geschichte-weiss/

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        • Christoph aus der Stadt sagt

          @stadtmensch Das ist ein seltsamer Artikel, in dem von der schrecklichen Undankbarkeit der Polen berichtet wird, dafür dass sie von der heroischen russischen Armee unter großem Blutzoll von Nazideutschland befreit wurden. Dass die erhoffte Dankbarkeit etwas getrübt sein könnte, da die russische Armee im Zuge der “Befreiung” Polens Intelligenz gezielt liquidiert hat (z.B. Katyn), die östliche Hälfte Polens per Geheimplan mit Nazideutschland annektiert und die dortige polnische Bevölkerung gewaltsam vertrieben und teilweise nach Russland verschleppt hat, das scheint für die Autoren unerheblich zu sein. Oder – was wahrscheinlicher ist -, das zu Erwähnen ist von den Federführenden im Hintergrund untersagt.

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          • Thomas Bröcker sagt

            Die Geschichte ist etwas komplizierter als die allgemeine antirussische Stimmung propagiert.
            Nur soviel: die Gebiete , in denen es beim Hitler-Stalin-Pakt ging. waren 1920 an Polen gefallen (nachdem sie 1772 bei der “zweiten Teilung Polens” an die KUK Monarchie gefallen waren.) Es handelt sich um das hauptsächlich von Ukrainern besiedelte Ostgalizien. Polen hat mit seiner durch Frankreich gut ausgerüsteten Armee und mit personeller Unterstützung durch französische Offiziere diese Gebiete besetzt und insbesondere Lemberg von der ukrainischen Intelligenz “befreit”.
            Das Pariser Abkommen von 1019 zur Neuordnung der Gebiete des zerfallenen Habsburgerreiches hatte Ostgalizien für 25 Jahre Polen zugesprochen um dann in dieser Zeit eine Sezession durch ein Referendum der Bevölkerung zu ermöglichen. Also die Zugehörigkeit zu Polen oder der damaligen Ukraine per Volksentscheid.
            Die Kämpfe und Kriegsverbrechen waren entsprechen grausam, weil der Konflikt auf beiden Seiten so nationalistisch aufgeladen war.

            Parallelitäten zu heute sind reiner Zufall … Ironie off.

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            • Arnold Krämer sagt

              Die Osteuropäer sind wesentlich geschichtsbewusster als insbesondere die Westdeutschen. Das Erinnerungsvermögen geht oft weit zurück. Dazu gehört auch die Tatsache, dass die jetzige Ukraine (der westliche Teil) zum Königreich Polen-Litauen gehörte, bevor Polen mal für über 100 Jahre ganz von der politischen Landkarte verschwunden war.

              Einen umfassenden Einblick in die Vielfalt der Thematik “Ukraine” bietet das Buch von Franziska Davies (Hrsg):” Die Ukraine in Europa, Traum und Trauma einer Nation”

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              • Mark sagt

                Oh, Fransika Davis, jetzt wird mir einiges klar…. die Frau, die mit folgendem T-Shirt durch die russische Geschichte rennt, so einer Dame glaube ich gar nichts!

                “Wir sind die Guten und das Böse kommt von außen. Wenn man über Russland schreibt, dekretiert Franziska Davies in der Süddeutschen Zeitung wie allenfalls der Chef der vatikanischen Glaubenskongregation in Rom, dann hat es vorrangig um die „inneren Widersprüche und Dynamiken“ des Landes zu gehen, über die zu schreiben ist. Punkt. Die selbsternannte Richterin verlangt prinzipiell nach grundlegender Aufklärung über „massive Menschenrechtsverletzungen“, nicht zuletzt „an Homosexuellen in der russischen Teilrepublik Tschetschenien“. Auch sie fordert, Antworten von Wladimir Putin grundsätzlich nicht einfach stehenzulassen, sondern gleich zu kommentieren und richtigzustellen, damit der unbedarfte Leser nicht selbst zu denken braucht …”

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                • Arnold Krämer sagt

                  Davies ist Herausgeberin. Neben ihr kommen 15 weitere Autoren zu Wort.

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                • Arnold Krämer sagt

                  Wer sich so kleidet und abbilden lässt wie F.D. gehört sicherlich nicht zur Bildungselite. Autorenliste, Leseprobe in der Buchhandlung und Foto auf der Buchdeckelinnenseite vermittelten dagegen einen sehr seriösen Eindruck. Bin ich jetzt “kontaktschuldig” geworden, Mark?

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          • Stadtmensch sagt

            Werter @Christoph, meiner Meinung nach bringt es nichts, in der Geschichte zu stochern, um irgendwie eine national aufgeladene Kriegsbegeisterung zu entfachen.

            Stalin (übrigens Georgier) wollte erreichen, dass sich der Westen (Deutschland gegen Fr und GB) selbst zerfleischt und er dann als letzter lacht. Daher der Nichtangriffpakt + geheimes Zusatzprotokoll mit Nazideutschland.

            Warum das bolschewistische Sowjetrussland dann in dem Zuge die Ergebnisse des Polnisch-russichen Krieges (Curzon-Linie) wieder zurückdrehen wollte könnte mehrere Gründe gehabt haben: Puffer gegen Deutschland und Revanche für den Versuch Polens nach WK1, sein Einflussgebiet wieder auf einstige Größe auszudehnen.

            Polen hat laut dokumentierter Geschichte in der Ukraine im polnisch-ukrainischen Krieg ebenfalls “Elitendezimierung” betrieben.

            Wie soll man vergangenes Unrecht oder als Unrecht umpfundene geschichtliche Ereignisse heutzutage lösen? Wer soll Richter sein?
            Lohnt es sich, sich wieder mit Hass aufzuladen, den Staat zu sinnloser Konsumtion (Rüstung) statt sinnvoller Investition anzutreiben?

            Bis vor kurzem dachte ich noch, Deutschland hätte aus seinen diesbezüglichen, aus purer Überheblichkeit resultierenden Fehlentscheidungen gelernt, aber es ist gerade eine Generation Entscheidungsträger am Ruder, die ziemlich ungebildet erscheinen.

            Man merkts daran, dass sich eine Stracks-Zimmermann mit “Mutter Courage” auf Wahlkampftour begibt, oder am Transkript des wirren Geredes des Philosophen Habeck, der auf einem Forum, das von Wirtschafswoche, Handelsblatt, Zeit ausgerichtet wurde, Einblick in sein Denken gewährt hatte.

            Die “Feindsender” hatten das genüsslich zerlegt und konnten nachweisen, dass er wenig bis nichts weiß, keinen gerade Satz heraus bringen kann und damit das nicht allzusehr auffällt, immer mal wieder ein bedeutungsschwangeres, wissenschaftlich anmutendes, aus inneren Zirkeln stammendes Blähwort einzubauen.

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      • Obstbäuerin sagt

        Ja, gerade Balten (ebenso wie Ukrainer) haben im zweiten Weltkrieg gemeinsam mit deutschen Nazis die jüdische Bevölkerung ermordet. Nachdem sie aus der Sowjetunion ausgetreten sind, haben sie die russische Bevölkerung zu “Nichtmenschen” erklärt und so wie jetzt in der Ukraine, die russische Sprache aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Da hält sich meine Sympathie in Grenzen. Ich bin immer noch der Meinung, dass nach dem Vorbild des Saarlandes die Bevölkerung des Donbass in einer Volksabstimmung über ihre Zugehörigkeit zu Russland oder der Ukraine selbst entscheiden sollten. Ich habe aus dem Jahr 2013 ein sehr interessantes Buch gefunden:
        „Die Kunst der Niederlage“ und zitiere daraus mal einen früheren Feldherrn: “Carl von Clausewitz bemerkte in „Vom Kriege“, es gebe einen Punkt, „über den hinaus das Verharren [im Kampf] nur eine verzweiflungsvolle Torheit genannt und also von keiner Kritik gebilligt werden kann“. Womit gesagt war: Der kluge Verlierer hisst rechtzeitig die weiße Fahne.” https://www.deutschlandfunkkultur.de/vom-umgang-mit-kriegsverlierern-100.html

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        • Christian Bothe sagt

          Tolle Aussagen und der Literaturhinweis dazu, liebe Obstbäuerin und ein guter Vorschlag finde ich! ich hatte schon mal für die Krim und den Donbass eine “Hongkong” Variante ins Spiel gebracht…

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  9. Guten Morgen aus Mallorca du hast die genauen Worte meines verstorbenen Vaters bezüglich Krieg und Gefangenschaft welche dein Vater nie erwähnt hat genau so wiedergegeben wie auch ich Sie von meinem Vater gehört habe über den Krieg wurde Nie gesprochen dieses Thema war Tabu.Inge und auch ich wünschen Dir ein Frohes Osterfest LG.

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    • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

      “über den Krieg wurde Nie gesprochen”

      Mein Erzeuger hat ständig heroisch über die Zeit zwischen 39 und 45 gesprochen,er kam als einer von 3 Söhnen zurück und war bis zu seinem frühen Tod ein NAZI durch und durch.
      Auch die Grosseltern verehrten diese Zeit.
      Hier gabs mehrere grössere Betriebe,wo diese Zeit verherrlicht wurde, aber alles blieb unter der Decke.

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      • Bauer Willi sagt

        @Hans
        ich denke, es ist ein Unterschied, ob man über “die Zeit damals” spricht oder über den Alltag des Krieges als einfacher Soldat. Mein Vater hat die gesamte Zeit immer als “verlorene Zeit” geschildert. Wir haben weder bei unserem Vater noch bei meinem Schwiegervater erfahren, ob sie Menschen getötet haben. Es ist allerdings davon auszugehen und deshalb wurde über den Krieg nie gesprochen. Was ich sehr gut verstehen kann.
        Interessant ist aber, dass die Diskussion hier weniger über das Aufräumen geht…

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        • Inga sagt

          Das Gewissen muß auch aufgeräumt werden.

          Besonders das aus der Zeit.
          Die müssen schrecklices erlebt haben, sodass wir Nachfahren uns noch damit beschäftigen

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          • Obstbäuerin sagt

            Sie haben nicht nur Schreckliches erlebt, Inga. Sie haben auch Schreckliches getan.

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            • Dr. W. Ebersbach sagt

              Ja,
              so dass sie nicht mehr drüber sprechen können oder wollen,
              sie erzählen uns nichts von den Kriegstaten, sondern nur von den Erlebnissen der Gefangenschaft.

  10. Ehemaliger Forenteilnehmer sagt

    Ganz toll geschrieben. Wenn man das liest fühlt man sich selbst mitten drin in der Geschichte. Sehr gut zu Ostern passend. Danke.

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  11. Frikadellen piet 45 sagt

    guten Morgen du hast das ganze sehr gut erklärt und manchmal räum ich z.B meinen Laptop auf was ich dort aber nie löschen werde alte Bilder die sind immer toll auch noch in Jahren zu sehen aber vieles andere zum Beispiel die betriebliche Planung von vor 20 Jahren die kann weg

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