Monate: Juni 2024

Die Revolution findet nicht statt – Teil 2

Im ersten Teil habe ich kurz die Geschichte der Bauernproteste seit 2019 dargestellt. Mit Anthony Lee ist nun auch der dritte Stern am LsV-Himmel verglüht. In Cottbus wurde der bisherige Bauernpräsident erneut mit über 86% der wahlberechtigten Delegierten (es gibt immer noch keine Direktwahl der Mitglieder) erneut in seinem Amt bestätigt. Seit 2012 hält er das Amt inne. Nur keine Veränderung, nur keine neuen Ideen. Alles weiter wie bisher. Kein Aufbruch, keine „revolutionären“ Gedanken oder Personen. Selbst in der CDU hat man dazugelernt, und das will was heißen. Es ist ja nicht so, dass der DBV diese Personen nicht hat, sie kommen nur nicht nach oben. Immerhin gibt es im Vorstand jetzt auch eine Frau. Was für ein Fortschritt!! Wie schon im Teil 1 gesagt: wer sich anpasst, fällt nicht auf, erreicht aber auch nichts. Von proaktiven Massnahmen keine Spur, man bemüht sich – wie immer – das Schlimmste zu verhindern und läuft den politischen Entscheidungen permanent hinterher. So kommen wir Bauern nie „vor die Welle“. Eine Möglichkeit dazu hätten wir gehabt, als Herr Rukwied …

Die Revolution findet nicht statt – Teil 1

Es werden am 4. September fünf Jahre, als die Große Koalition das „Agrarpaket“ bekanntmachte. Der DBV kommentierte das damals mit den Worten „Das wird wieder vielen Betrieben die Existenz kosten“. Angesichts dieser banalen Erkenntnis (ohne jegliche Ankündigung von Konsequenzen) habe ich mich damals entschlossen, auf meinem Acker zwei grüne Kreuze aufzustellen. Es war mein stiller Protest gegen die Agrarpolitik von CDU und SPD. Wenige Tage später waren es Tausende in ganz Deutschland (später auch im Ausland) die so ihre persönliche Sorge um ihren Betrieb ausdrückten. (Mir brachte es übrigens eine „Einladung“ zu Julia Klöckner ein, die mich damals fragte, „ob ich wüsste, was ich da getan habe“.) Die Bauernverbände waren ob dieser Vielzahl von Grünen Kreuzen irritiert. Während sich der Bayrische Bauernverband spontan der Aktion anschloss, hielten sich andere zurück und äußerten sich überhaupt nicht. So auch der Vorstand des DBV in Berlin, der erkannte, dass er dabei war, die Meinungshoheit zu verlieren. Als sich dann LsV gründete, wurde es noch stiller, denn die Wucht, mit der diese Organisation sich zu Wort meldete und Proteste …

Invasive Arten: Schäden von Hunderten von Milliarden…

Landwirte sollen gute und preiswerte Lebensmittel produzieren, gleichzeitig die Biodiversität fördern und das Klima schützen. Können wir Bauern alles, aber es gibt dort Zielkonflikte. Wenn es um den Naturschutz geht, dann gefährden invasive Arten die heimische Flora und Fauna. Eine neue Studie bewertet die Schäden auf mehrere hundert Milliarden. https://www.welt.de/wissenschaft/article247288524/Eingewanderte-Tiere-Invasive-Arten-kosten-Hunderte-Milliarden-Euro-im-Jahr.html Hier ein Zitat: „Insgesamt sind vorsichtigen Schätzungen zufolge mittlerweile 37.000 gebietsfremde Arten durch das Einwirken des Menschen aus ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet in andere Regionen gebracht worden. Etwa 3500 dieser Arten richten Schäden an – sie sind die invasiven Arten. Im Jahr 2019 betrugen die wirtschaftlichen Kosten dem Bericht zufolge 423 Milliarden Dollar (392 Milliarden Euro).“ Auch bei den Essensmachern (Ackerbau, Obst- und Gemüsebau, Forstwirtschaft etc.) führen neue Arten, die die Kulturen befallen, zu großen Schäden. Nicht immer ist eine Bekämpfung möglich. Die natürlichen Gegenspieler aus den Herkunftsländer fehlen. Leider werden diese Punkte von Politik und NGO´s nur selten gesehen. Die gesamte Studie ist hier verfügbar: https://www.de-ipbes.de/de/Endgueltige-Version-des-IPBES-Assessments-ueber-invasive-gebietsfremde-Arten-und-ihre-Kontrolle-2237.html

Speck – der Kühlschrank der Ahnen

Beim Lesen dieses Artikels ist mir das Wasser im Mund zusammengelaufen und ich habe mich gleich wieder an den Urlaub im Schwarzwald oder in Südtirol erinnert. https://www.falstaff.com/de/news/der-klassiker-in-der-kueche-speck-seine-geschichte-und-herkunft? Tatsächlich war der Speck und überhaupt alles Geräucherte für unsere Vorfahren die Lebensversicherung für den Winter. Kühlschränke gab es nicht und mit dieser Methode der Haltbarmachung konnte ein energiereiches Lebensmittel über Monate verzehrt werden. Je mehr Fett umso besser war die Devise, denn die Arbeit auf den Höfen war anstrengend und erforderte viele Kalorien. „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ war einst ein Werbeslogan der CMA. Und nicht nur das: es ist auch ein Teil der Kultur. Nicht von ungefähr gibt es im deutschsprachigen Raum mehr als 1.500 Wurstsorten. https://www.der-ludwig.de/ratgeber/wurst-schinken/ Ich finde es bedauerlich, dass dieser Aspekt unserer Ernährung in der Diskussion kaum noch eine Rolle spielt.

Renaturierung für Nichtbauern

Weil das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (Renaturierungsgesetz) nicht von jedem Mitbürger so ohne weiteres verstanden wird, hat Bauer Fritz dies einmal in einem nicht-landwirtschaftlichen Beispiel erklärt. Sie führen einen gutgehenden, ganzjährigen Beherbergungsbetrieb mit 50 Betten im ländlichen Raum. Von diesen werden sie künftig 20% (= 10 Betten) nur noch im neuen „Renaturierungsmodus“ verwenden dürfen. DÜRFEN, heißt sie werden a) nicht gezwungen und b) die Zimmer werden ihnen nicht enteignet (Anmerkung zu b: Wir lernen, daß die Enteignung ursprünglich vorgesehen war. Sie wurde aber nach Verhandlung, Protesten, großen Straßendemos europaweit großzügigerweise fallen gelassen). Das Betreiben der 10 Renaturierungsbetten verlangt von ihnen, daß die Fenster und Türen in diesen Zimmern ganzjährig offen stehen, damit jegliche Natur auch wirklich Eingang finden kann. Sie dürfen die Bettwäsche nur alle 3 Monate wechseln, hingegen ist Staubsaugen und Aufwischen strengstens untersagt, weil das ja die Lebensräume der neuen Renaturierungsbewohner stören oder gar zerstören würde. Nun werden sie einwenden, daß sie befürchten, daß in diese 10 Betten bestenfalls 1 mal im Jahr für höchstens 1 Tag sich irgendein naturverbundener Gast legen …

WWF – Entlassungen

Wenn man der TAZ glauben kann (was nicht selbstverständlich ist) entlässt der WWF ein Fünftel seiner Mitarbeiter. Einer der Gründe: gesunkenes Spendenaufkommen. Kein Wunder in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. https://taz.de/20-Prozent-der-Mitarbeitenden-entlassen/!6018760/ Interessant, wie die TAZ diese Massnahme kommentiert. In der Tat ist der WWF eine nicht ganz unumstritttene Organisation, weil sie für Geld zu allen möglichen Zugeständnissen bereit ist.

Anthony Lee nicht mehr Sprecher bei LsV

Wie top agrar am 24.6.2024 meldet, scheidet Anthony Lee als Sprechet bei LsV Deutschland aus. https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/anthony-lee-verlaesst-lsv-deutschland-fuehrung-20004214.html Der neu gewählte Vorstand bedankt sich bei ihm für die engagierte Arbeit.  Die neuen Sprecher sind Claus Hochrein, Thomas Essig und Marc Bernhardt. Erste Vorsitzende ist zukünftig Jennifer Pahl. Diese Entscheidungen fielen am 8. Juni auf der Mitgliederversammlung von LsV Deutschland.

Digitalisierung – ein Paralleluniversum

Ich war auf den DLG-Feldtagen und bin von dem ein oder anderen meiner Berufskollegen anschließend gefragt worden, „wie es denn war und was es Neues gibt“. Am Donnerstag war die Zahl der Besucher überschaubar, was die Aussteller bestätigten. Ein großes Thema war „Digitalisierung“ und dazu möchte ich einen Brief veröffentlichen, den mir Thomas Muhr, Geschäftsführer und Eigentümer der Geo-Konzept GmbH geschickt hat. Dieser Brief ist deshalb bemerkenswert, weil Thomas Muhr seit langem im Geschäft ist und viele Entwicklungen in der Praxis geprägt hat. Das ist nicht verwunderlich, denn er ist und war immer auch praktischer Landwirt. Der Brief ist lesenswert und bestätigt meinen Eindruck von den DLG-Feldtagen. Guten Morgen zusammen, Am vergangenen Dienstag habe ich sehr viele von Euch/Ihnen auf den DLG-Feldtagen sprechen koennen und duerfen: Vielen Dank fuer die wertvolle Zeit, die Sie/Ihr mir und dem Gespraech gewidmet haben. Ich moechte nochmal auf diese Gespraeche zurueckkommen. Gestern hat u.a. die Agrarzeitung ueber die im Nachgang zur Studie von BITKOM in Berlin veranstaltete Konferenz „dfc24“ berichtet: https://www.agrarzeitung.de/technik/nachrichten/digital-farming-conference-wir-brauchen-ein-update-113127 Zur Studie selbst wurde zuvor hierhttps://www.agrarzeitung.de/nachrichten/wirtschaft/fast-jeder-zweite-agrarbetrieb-beschaeftigt-sich-mit-kuenstlicher-intelligenz-landwirte-interessiert-ki-113003 berichtet und …

Regelung mit Sachverstand

In der Landwirtschaftskammer NRW sind ganz offensichtlich Fachleute mit Sachverstand unterwegs. Ab sofort ist – nach Antrag – eine Anwendung von Herbiziden unter Wolfsschutzzäunen möglich. Gemeint ist das Herbizid Round up Power Flex. https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tierproduktion/herdenschutz/zaun-pflanzenschutz.htm Besonders gut finde ich die Argumentation der Landwirtschaftskammer zur Auswahl des Herbizides und warum eine manuelle Vegetationskontrolle wenig Sinn macht.