Bauer Willi
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Digitalisierung – ein Paralleluniversum

Ich war auf den DLG-Feldtagen und bin von dem ein oder anderen meiner Berufskollegen anschließend gefragt worden, “wie es denn war und was es Neues gibt”. Am Donnerstag war die Zahl der Besucher überschaubar, was die Aussteller bestätigten. Ein großes Thema war “Digitalisierung” und dazu möchte ich einen Brief veröffentlichen, den mir Thomas Muhr, Geschäftsführer und Eigentümer der Geo-Konzept GmbH geschickt hat. Dieser Brief ist deshalb bemerkenswert, weil Thomas Muhr seit langem im Geschäft ist und viele Entwicklungen in der Praxis geprägt hat. Das ist nicht verwunderlich, denn er ist und war immer auch praktischer Landwirt. Der Brief ist lesenswert und bestätigt meinen Eindruck von den DLG-Feldtagen.

Guten Morgen zusammen,

Am vergangenen Dienstag habe ich sehr viele von Euch/Ihnen auf den DLG-Feldtagen sprechen koennen und duerfen: Vielen Dank fuer die wertvolle Zeit, die Sie/Ihr mir und dem Gespraech gewidmet haben. Ich moechte nochmal auf diese Gespraeche zurueckkommen.

Gestern hat u.a. die Agrarzeitung ueber die im Nachgang zur Studie von BITKOM in Berlin veranstaltete Konferenz “dfc24” berichtet:

https://www.agrarzeitung.de/technik/nachrichten/digital-farming-conference-wir-brauchen-ein-update-113127

Zur Studie selbst wurde zuvor hierhttps://www.agrarzeitung.de/nachrichten/wirtschaft/fast-jeder-zweite-agrarbetrieb-beschaeftigt-sich-mit-kuenstlicher-intelligenz-landwirte-interessiert-ki-113003

berichtet und Informationen aus der Pressekonferenz anlaesslich der Veroeffentlichung finden sich u.a. hier:
https://www.bitkom.org/sites/main/files/2024-06/Bitkom-Charts-Pressekonferenz-Digitalisierung-der-Landwirtschaft.pdf

Der Eindruck, dass sich da ein (digitales) Paralleluniversum auftut, verstaerkt sich mit der Studie leider noch. Das Mantra “Digitalisierung = Nachhaltigkeit” wird weiter publikums- und politikwirksam repetiert und der Abstand zur Realitaet in der Mehrzahl der landwirtschaftlichen Betriebe koennte groesser nicht sein. Es geht schon lange nicht mehr darum, dass uns die Technologien fehlen, einen Grossteil des zweifellos möglichen Verbesserungspotenzials fuer eine nachhaltigere Produktion in der Landwirtschaft zu heben. Sieht man von bekannten Engpaessen in der digitalen Infrastruktur unseres Landes ab, dann geht es doch schlicht darum, die Engpaesse bei der Umsetzung aufzubrechen!

Daher stimme ich mit dem AZ-Bericht zur dfc24 voellig ueberein, dass wir ein Update in den Koepfen brauchen, um auch nur ein wenig mehr der in den letzten Jahren (bzw. Jahrzehnten) entwickelten Produkte und Verfahren fuer das sog. precision farming in die gaengige Praxis zu bringen. Das Update in den Koepfen muss allerdings nicht nur bei den Praktikern erfolgen, sondern vor allem bei Verbaenden, in der Verwaltung und nicht zuletzt in der Politik. Und genau diesem Ziel haben DLG und BITKOM mit der aktuellen Studie einen Baerendienst erwiesen: danach kann man doch zu leicht zur Ueberzeugung gelangen, dass man doch auf einem sehr guten Weg sei und “die Landwirte” jetzt nur noch kapieren muessten, wie wirksam die Segnungen der Digitalisierung fuer die nachhaltige Entwicklung der Betriebe und der Branche als Ganzem seien. Der Politik, einem der mutmasslichen Hauptadressaten der Studie, wird damit das Signal gesendet, dass man nicht damit aufhoeren moege, weiter tuechtig Geld zu geben – die Stossrichtung, einen echten Umbau zu initiieren, ist offenbar auch nicht im Interesse der Auftraggeber der Studie! Schade, denn hierin laege m.E. die eigentliche Chance!

Die jahrzehntelang eingefahrene “sanktionsbewehrte Agrarpolitik”, innerhalb derer neue Technologien immer zuerst nach der Kompatibilitaet mit Subventions-, Verwaltungs- und Pruefungsverfahren bewertet und dann “empfohlen” bzw. gefoerdert werden, muss endlich in eine “zielmotivierte Agrarpolitik” uebergehen. Ich halte es persoenlich fuer eine Katastrophe, dass man die nach der Protestwelle des vergangenen Winters gemachten “Zugestaendnisse” im Bereich der Umweltauflagen auch von Seiten der Landwirtschaft als Erfolg feiert. Tatsaechlich sind damit verwaltungsseitig unausgegorene und mutmasslich schwer bis gar nicht umsetzbare Bedingungen entfallen – das damit in die Oeffentlichkeit geschickte Signal wird aber als Verwaesserung hoher Qualitaets- und Umweltstandards in der Landwirtschaft gelesen! Das kann wirklich keine sinnvolle Nachricht aus Europa an die Mitbewerber auf
den Weltmaerkten sein – ganz unabhaengig davon, ob man das aus der Sicht der Landwirtschaft, der EU-Politik oder der meist stark exportorientierten Unternehmen im vor- und nachgelagerten Bereich sieht.

Ich freue mich auf Ihre/Eure Rueckmeldung und danke bereits im Voraus fuer Ihre/Eure Unterstuetzung durch eine weitere Belebung der Diskussion um das “Update in den Koepfen”, um das Verbesserungspotenzial neuer – auch, aber eben nicht ausschliesslich digitaler – Technologien fuer eine nachhaltige, sichere und damit auch wettbewerbsfaehige Lebensmittelproduktion in Deutschland und Europa.

Habt eine gute und sichere Zeit

Gruesse,
Thomas Muhr,

Geo-Konzept GmbH

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57 Kommentare

  1. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Wäre es nicht weit besser, das Informationsangebot in der landwirtschaftlichen Ausbildung innerhalb unserer „Leuchtturm”-Lehranstalten vollkommen neu zu gewichten:
    Weniger Detailwissen zum Prämienantragsmoloch – mehr Computer- u. Technikwissen rund um KI!? – Ein nachweisliches Invest in die Zukunft.

    Wir selbst setzen die Lenksysteme konsequent seit mittlerweile etwa 15 Jahren ein. Im Resümee darf ich konstatieren:

    – Diese Technik ist teuer, noch immer viel zu teuer für meine Begriffe.

    – Ein fatales agrar- u. verbandspolitisches Versäumnis, die heutigen Landwirte hinreichend vertiefend an dieser Technik auszubilden, schafft Freiräume für die Industrie, hier fortlaufend (noch) unverzichtbare „Zusatzleistungen“ abgreifen zu können. Halt du Sie dumm – ich mach‘ sie arm, der noch immer systematisch um sich greifende Leitspruch im Umfeld der gemeinen Landwirtschaft!

    Es stellt sich hier vielleicht sogar die Frage, ob man die weniger technikaffinen Landwirte in einer solchen Hilflosigkeit bewusst belässt, weil genau das(!) zusätzliches Abgreifpotential vom Bauernkonto, auf dem Silbertablett serviert, bietet!?

    Erschütternd, dass nicht wenige Landwirte kaum A-B-Linien in einer Geraden fahren können und dann ist schon Schluss, den Prämienantrag am Schreibtisch vermag man allerdings im Schlafe rauf- und runterbeten zu können. Wachsen Natural- und Gelderträge unserer Höfe also nahezu ausschließlich auf den Flimmerbildschirmen!?

    – Ich bin der festen Überzeugung, dass jeder Landwirt, der KI einsetzt, unter gesundheitlichen Aspekten gesehen, länger und gesünder ackern kann.

    Wer heute ein Voranschreiten von KI in der Landwirtschaft für verzichtbare Luxusproblemchen hält, hat den Zahn der Zeit nicht erkannt. Der Weg vom heutigen Monsterschlepper hin zu einer weit smarteren Technik, die auch unserer Flora und Fauna zugute kommt, lässt augenscheinlich leider viele Horrorszenarien in nicht wenigen Bauernköpfen abspulen. Es dürfte jedoch unbestritten sein, dass jeder Bauernkörper, der nicht 8 Stunden und mehr den Schüttelbewegungen auf seinem „Schlepper-Kamel“ ausgesetzt ist über lange zeitliche Verläufe hinweg, das bessere Knochenstützgerüst im Alter haben wird…

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    • Reinhard Seevers sagt

      WW, ich glaube, dass die Technik und deren Einsatz sich auf spezialisierte Lohnunternehmer begrenzen wird, was m.M nach ja auch logisch erscheint. Die teure Technik inkl. der updates, der Weiterentwicklung und des Services werden, wie schon bei den Melkrobotern, externalisiert; die Bezahlung erfolgt durch den BAUERN. Der nächste Schritt ist dann die Übernahme der Betriebe durch Investoren in Verbindung mit Spezis im KI-Bereich…..🤘😎

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      • Arnold Krämer sagt

        Ich beobachte etwas anderes, Herr Seevers!
        Im Kreis Emsland (flächenmäßig der viertgrößte und größer als das Saarland) bewirtschaften etwa 15% der Landwirte mit durchschnittlich rund 180 ha bereits über 50% der Antragsfläche. Diese Zahlen stimmen zwar nicht mit den amtlichen Statistiken überein, weil zahlreiche Familien im familiären Verbund mehrere Einzelbetriebe bewirtschaften, ist aber so!
        Diese Familien sind meist (natürlich nicht alle) wirtschaftlich sehr stark über die Viehhhaltung, Biogas oder wenige rentable Ackerbaubetriebszweige (Mais und Getreide mit insgesamt 70% Anteil gehören nicht unbedingt dazu). Diese Familien konkurriert kein Lohnunternehmer weg, auch wenn dieser die Technik für die Außenwirtschaft besitzt, aber nicht das Kapital und Know how für die Viehhaltung. Außerdem sind die Pachtpreise mit durchschnittlich 1000 €/ha viel zu hoch und können nur durch die Quersubvention aus eben Viehhaltung und Energiegewinnung erwirtschaftett werden. Und die Lohnunternehmer haben in der Regel kaum Eigentumsflächen. Das wird auch in Ostniedersachsen so sein.

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        • Reinhard Seevers sagt

          Herr Krämer, wie immer ist es regional komplett unterschiedlich. Ich meinte auch nicht, dass der Lohnunternehmer den landw. Betrieb wegkonkurrieren wird, sondern, dass nach der technologischen Aufrüstung und Etablierung der spezialisierten Lohnunternehmen die Übernahme der landw. Betriebe (aufgrund vielfältiger Gründe) durch Investoren die mittelfristige Ausrichtung sein wird.
          Da es weiterhin uninteressante Investitionslagen geben wird, wird sich die Spreu vom Weizen wohl aufgrund der Lage im Raum oder nach den Bodenqualitäten richten.

      • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

        Je mehr im eigenen Betrieb outgesourct wird, um so geringer der eigenbetriebliche Gewinn und damit der Anfang vom Ende vorprogrammiert.

        Herr Seevers, nicht die Grossen fressen die Kleinen, sondern weit eher die Schnellen die Langsamen… – So neu ist das nicht, oder!?

        Wer war vorwiegend mit den hofeigenen “Einfamilienhäuschen” im Winter auf den Straßen!? Viele Verbraucher haben sich gerade daran extrem gestoßen.

        Um effektiv mit GPS arbeiten zu können, brauche ich keinen Highend-Schleppergiganten, die Technik muss ICH beherrschen und nicht die Technik mich. Sonst geht’s mir wie Willi und irgendwann schalte ich vollkommen entnervt ab….

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        • Arnold Krämer sagt

          uWw
          “Je mehr im eigenen Betrieb outgesourct wird, um so geringer der eigenbetriebliche Gewinn und damit der Anfang vom Ende vorprogrammiert.”

          Diese Sichtweise ist einfach zu statisch und berücksichtigt nicht die Tatsache, dass das Einkommen eines landwirtschaftlichen Familienbetriebes nicht nur aus Bodenrente, sondern auch aus Eigenkapitalverzinsung und Arbeitskraftentlohnung besteht.

          Wer z.B. die Mischfutterherstellung auslagert, die Reinigung und Desinfektion von Ställen nach dem Aussstallen an Fremdfirmen vergibt, die Selektion von Kartoffeln in der Eigenvermehrung von niederländischen Spezialisten machen lässt, macht alles richtig, wenn er selbst genügend PRODUKTIVE Arbeit behält oder durch Kapazitätswachstum schafft.

          Wer auf seinem Betrieb versteckt arbeitslos ist, keine ca. 2400 Stunden im Jahr produktiv arbeitet, kann in aller Regel kein ausreichendes Einkommen aus der Landwirtschaft erzielen.
          Wenn genügend andere Einkunftsquellen da sind und die Ansprüche niedrig, ist aber vieles möglich.

          Anfang vom Ende eines Familienbetriebes ist immer, wenn
          a) keinHofnachfolger da ist
          b) keine Familie gegründet wird

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        • Reinhard Seevers sagt

          WW, wir haben doch eine extrem diverse Agrarbranche und die vielfältigsten Wirtschafts-Formen. Die meisten Milchviehbetriebe lassen die Grünlandbewirtschaftung extern erledigen, die Maisaussaat und das Einsilieren ebenso. Getreide einsäen und ernten ist ebenfalls häufig vergeben…entscheidend ist doch, welche Rohstoffe am Ende in welcher Form vermarktet werden können.
          Wenn der bürokratische Nachweis für z.B. die Bodenbeprobung, das Düngen, und den Pflanzenschutz nur noch mit digitaler Nachweistechnik möglich sein wird, dann werden sich die meisten Betriebe einen Spezialisten suchen, der die Arbeit macht.
          Und ja, Größe ist bis heute ein Maßstab der agrarischen Entwicklung. Die Betriebsgrößen steigen weiterhin und die Tierzahl pro Betrieb ebenfalls. Ob das nachhaltig ist sei dahin gestellt, dennoch ist es so.
          Wir haben Regionen, da sind die Schläge 15m breit und 1,5km lang, Schläge in denen ein Dutzend Toteislöcher drin sind und noch zehn Windkraftanlagen draufstehen, zus. noch drei Hochspannungsmasten gewachsen sind. Alles hat seine Gründe und pauschal ist Landwirtschaft nicht zu deuten, So neu ist das nicht, oder?

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          • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

            Herr Seevers, natürlich kann man sich zu Tode wurschteln und Geld open end unters Volk bringen. Wenn aber erst einmal die eigene Hausbank die Schotten dicht macht ist Feierabend.

            Landwirtschaft ist kein Ponyhof, keine Heidi-Almwiesen-Leidenschaft, Landwirtschaft ist ein knüppelhartes Geschäft, wo unterm Strich schwarze Zahlen geschrieben werden müssen, um dauerhaft überleben zu können.

            Gerade Landwirte sind eine Vielzahl von unterschiedlichsten Einzelkämpfern, …schlussendlich steuert man sein Ziel individuell über den eigenen Weg.

            Der Erfolg des Familienbauernhofes ist vom Können des Betriebsleiters abhängig, …und da spielt die Größe nicht die maßgeblichste Rolle. Wenn erst einmal die eigene Schuldenlast erdrückt, bleiben nur sehr wenige Freiräume.

            Ich weiß von was ich spreche, ich habe überhaupt keine Fremdverschuldung in meinen Bilanzen und fühle mich damit gerade zum aktuellen Zeitpunkt viel wohler als andere.

            Sie können mich jetzt nicht vom Gegenteil überzeugen, dass das unter ökonomischen Gesichtspunkten Schwachsinn ist.

            Ein sehr kluger Steuerberater einer Wirtschaftstreuhand in BaWü warnte einmal davor, einen Schlepper nur unter steuerlichen Gesichtspunkten zu kaufen, und schon gar nicht gleich mehrere Nummern überdimensioniert.
            Recht hatte er, schauen Sie sich doch einmal den Fuhrpark auf so manchen Höfen an…

            Ist verzichtbar, um auf dem neuesten Stand der Technik zu sein!

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            • Reinhard Seevers sagt

              “Ich weiß von was ich spreche, ich habe überhaupt keine Fremdverschuldung in meinen Bilanzen und fühle mich damit gerade zum aktuellen Zeitpunkt viel wohler als andere.

              Sie können mich jetzt nicht vom Gegenteil überzeugen, dass das unter ökonomischen Gesichtspunkten Schwachsinn ist.”

              Wieso sollte ich das wollen? Woher wissen Sie, wie sich andere fühlen? 🤗

              • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

                ….weil ich mit anderen Kollegen kommuniziere !?

                (Verlieren Sie sich nicht wieder in die übliche Rechthaberei)

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            • Arnold Krämer sagt

              1. Es macht Sinn, zwischen Verschuldung und Fremdkapitalfinanzierung zu unterscheiden.
              2. Ein Unternehmen kann sehr stabil sein, kein Fremdkapital, aber völlig unrentabel wirtschaften. Dann entspricht man in etwa dem Habeckschen Ideal. Man ist nicht insolvent, hört aber einfach auf zu produzieren.

              Jeder wählt seinen Weg: Unternehmen sind selbstgebastelte Abenteuerspielplätze.

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              • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

                …und Sie kennen mich – wissen über meinen “Abenteuerspielplatz” bestens Bescheid!? Schenkelklopfer…

                Brother Arnold is watching me…🤣

                Können Sie mit QGis, mit dem öffentlich zugänglichen Kartenexplorer umgehen, mit Google Earth mit seinen unendlichen Möglichkeiten, die vierte Drohnentechnikgeneration fliegt dem Schlepper bereits nach, etc.pp..
                Wer die Vorteile einer solchen Analyse für die Arbeitsoptimierung nicht erfasst, der ist vielleicht schon etwas über diese Zeit hinaus, um darin noch abtauchen zu können. Nun ja, schlussendlich mussten Sie sich auf der Scholle nie selbst beweisen, geschweige denn davon leben können. So jemandem verzeiht man sehr viel.😉

                Nicht schlimm Herr Krämer – machen andere für Sie heute…

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                • Reinhard Seevers sagt

                  Wieso nehmen Sie Allgemeinaussagen eigentlich immer persönlich? Absichtliches Kontext-Missverstehen?….ich möchte es nur verstehen.

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                • Arnold Krämer sagt

                  Was habe ich von Ihnen gesagt? Nichts! Kenne Sie doch garnicht? Lesen Sie mal Watzlawik, Die Geschichte mit dem Hammer!

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                • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

                  Wie viele Bundesländer gibt es in unserem wunderschönen Deutschland!?

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                • unkomplizierter Wurzelwicht sagt

                  Wie – Sie stehen mal auf dem Schlauch!? 😊

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  2. Bauer leo sagt

    wahnsinnig. wer soll das alles reparieren? als nebenrwrrbler zögere ich schon mit lenksystem traktor. für 3000 euro bekommt man was . service? ehm nix sprechen deutsch. rest 10.000 euro. lenkhackmaschine = traktor hat isobus.
    werkstatt die neben rasenmähern traktoren komplett wartet: ja aber mit gps spritze bitte eher nicht vorbei kommen..
    für mich nur hokuspokus der berliner lobbyblase

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  3. Es war nicht alles schlecht was früher einmal gut war! sagt

    Ich sehe das mittlerweile auch so, die Digitalisierung wird seitens der Politik als Problemlöser für alles mögliche verkauft. Der wirkliche Nutzen ist aber meistens gering und die Möglichkeiten zur Überwachung steigen immens. Das ist meines Erachtens auch das eigentliche Ziel. Man sieht das schon daran das wenn ein Kontrollpunkt durch Digitalisierung automatisiert wird gleich drei neue dazukommen. Das wird kein Ende nehmen. Der Resourcenverbrauch durch die Digitalisierung sollte auch nicht unterschätzt werden.

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    • Stadtmensch sagt

      Die Wirklichkeit in D sieht wohl so aus, dass hier nur nutzlose Sportpferde rumstehen. Die Upper Class wird also not amused sein, wenn für diese schöne Landwirtschaft noch ein nennenswerter Bestand Arbeitspferde aufgebaut werden müsste und noch mehr Stress um knappe Futterreserven entsteht. Nicht dass dann noch Zahnarzt- und Rechtsanwaltskosten durch die Decke gehen beim Versuch, die gestiegenen Kosten fürs Reitsporthobby auf Otto-Normal zu wälzen.

      Peta hat auch wieder Muniton: “Noch nie so viele Tiere pro Person gehalten wie jetzt”. “Selbst vor hundert Jahren war es nicht so schlimm”.

      Ironie off

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  4. Arnold Krämer sagt

    Leider werden Themen wie Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) im Agrarbereich immer häufiger vermischt und stiften deshalb eher Verwirrung als Erkenntnis.
    Landwirte sind sehr technikfreudig und nicht zurückhaltend, was Technisierung des eigenen Arbeitsplatzes betrifft. Dieser ist seit langem einer der teuersten überhaupt in der Volkswirtschaft. https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/landwirtschaftliche-arbeitsplaetze-kosten-immer-mehr-12440190.html

    Da spielt die Elektronik und die automatisierte Datenerfassung und Informationsverarbeitung sowohl in der Innen- wie in der Außenwirtschaft schon länger eine sehr große Rolle. Sauenplaner und Kuhplaner gibt es z.B. seit über 35 Jahren
    In aller Regel müssen/können die damit gewonnenen Informationen/Erkenntnisse auf dreierlei Weise genutzt werden:
    1. Weiterleitung an Dritte, Geschäftspartner oder Staat zu unterschiedlichen Zwecken
    2. Sichtung und Bewertung durch den Landwirt/Mitarbeiter, um Entscheidungen vorzubereiten und zu treffen. Ist also Teil des betrieblichen Managements.
    3. Automatische Bewertung von generierten Daten/Informationen durch die Technik selbst und „Eigensteuerung“ wie z. B. bei GPS- gesteuerten Maschinen in der Außenwirtschaft oder von Futterstationen im Boxenlaufstall.(z.B. Verweigerung weiterer Futtermengen bei besonders “hungrigen” Kühen)

    Von künstlicher Intelligenz (KI) kann man m.E. immer nur dann sprechen, wenn wie in der Konstellation 3 die Bewertung von (sehr vielen) Daten/Informationen durch die Technik ohne Zutun des Menschen erfolgt. Für anspruchsvolle KI im Agrarbereich benötigt man aber sehr, sehr viele Daten, sehr viel Rechnerleistung und sehr viel Strom und vor allem Programmierer, die mit der Komplexität landwirtschaftlicher, biologischer Produktionsprozesse grundsätzlich vertraut sind.
    Der ökonomische Nutzen für die Landwirte wird begrenzt sein.
    Das Thema Digitalisierung wird vor allem ein Thema der Politik und des vor- und nachgelagerten Sektors der Landwirte bleiben, weil darauf das (auch politische) Geschäftsmodell der Zukunft beruht.

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    • Stadtmensch sagt

      Stimmt schon: Digitalisierung und KI sollte man nicht vermischen.

      “Der ökonomische Nutzen für die Landwirte wird begrenzt sein.”

      Weiß nicht ob man das so sagen kann oder sehen sollte. Ich nutze GitHub Copilot und habe eine Menge Spaß damit. Wo ich früher oft mühsam recherchieren musste, chatte ich jetzt ggf. bequem mit dem KI-Schlaumeier, der niemals müde wird und unendlich viel Geduld hat. Alles hängt vom Prompt ab, also wie genau man sagen kann, was man wie machen will.

      Natürlich muss man den generierten Code bis ins kleinste Detail verstehen und natürlich profitieren irgendwelche Dritte, die Code absaugen und mit dem winzigen Bisschen menschlicher Kreativität die dort drinne steckt, ihr Sprachmodell verbessern oder das Produkt, das sie glauben erkannt zu haben, gleich selbst und viel besser herstellen.

      Um dem entgegenzuwirken muss man eben seine eigene LLM (sein eigenes Expertensystem) trainieren.

      Warum sollte es nicht demnächst ein Expertensystem für standortbezogene Anbauplanung samt Marktanalyse, Betriebsmittelkalkulation, kostenoptimierter Liefer- und Absatzketten, sonstwas, geben?

      Es bleibt auf jeden Fall spannend…

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      • Reinhard Seevers sagt

        Stadtmensch, ist es nicht so, dass es immer ein Für und Wider, ein Positiv und ein Negativ der Dinge gegeben hat, gibt und geben wird?
        Leider sind beide Richtungen z. Zt. noch vielfach Spekulation und je nach politischer und ökonomischer Sicht, wird es gehypt oder negativ vorhergesagt.
        Es wird kommen, so oder so…..unsere Enkel werden es erfahren, wir wohl nur sehr partiell und Nichtlandwirte wahrscheinlich gar nicht…ich meine die Auswirkung auf die Erzeugung/Produktion.

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        • Stadtmensch sagt

          Die Auswirkungen auf die Erzeugung sind wohl absehbar und wurden auch schon in der BITKOM Studie genannt: die mit dem nötigen Kleingeld werden sich die Technologie für die Landwirtschaft nutzbar machen und produktiver werden.

          Das ist (fürchte ich) nicht vergleichbar mit dem Ersatz Zugtier durch Traktor.

          Zumindest da wo kultivierbares Land eine begrenzte Ressource ist wirds wohl eine Rolle spielen bei der Monopolisierung der Agrarproduktion.

          Was solls. Wir haben eh keine Leute hier und das Geld geht für Waffen und Flüchtlinge drauf. Schwamm drüber…

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      • Bauer Willi sagt

        @ Stadtmensch
        Spaß mit etwas zu haben ist das eine. Was Herr Muhr schreibt ist allerdings etwas anderes. Digitalisierung wird als Problemlöser gesehen, was es nicht ist. Es ist vielleicht eine Hilfe zur Problemlösung, schafft aber nicht wirklich einen ökonomischen Zusatznutzen.
        Ein Beispiel ist z.B. GPS am Schlepper. Es ist eine Erleichterung, es ist bequem. Die Einsparungen halten sich im Rahmen. Das bemerkt man alles dann, wenn es zum wiederholten Mal ausfällt und man es schließlich entnervt abschaltet.

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        • zmp_nachfahre sagt

          Das kommt oft davon, daß man erst einmal etwas entwickelt hat und sucht erst danach nach einer passenden Anwendung. Die mag dann funktionieren, aber die Praxistauglichkeit kam in der Spezifikation nicht vor. Gerade in der Softwareentwicklung ist das nicht so selten.
          Exotisches Gegenbeispiel: man könnte glauben, daß in der Raumfahrt immer nur die modernste Technik verwendet wird. Nein, man verwendet das, was sich als absolut zuverlässig bewiesen hat, auch wenn es mittlerweile im Prinzip eleganter ginge. Schließlich kann man nach dem Start (mit sehr seltenen Ausnahmen) nichts mehr reparieren und der kleinste Fehler kann einen Totalverlust bedeuten.

      • Arnold Krämer sagt

        Ein mögliches Expertensystem wird irgendwann tatsächlich vielleicht Nutzen stiften für Agrarholdings von mehreren 100.000 ha, wie sie in der Ukraine, allerdings mit Sitz in Luxemburg oder Zypern, existieren. Prof Balmann, IAMO, kann mehr berichten. Wer in D ganze Schiffe oder Züge mit eigenem Getreide befüllen kann, kommt vielleicht in die Nähe ökonomischer Nutzenvorteile.

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        • evo.... sagt

          Ich denke ja schon länger, dass die Bauern Ernährungsforschung machen sollten. Dieser Tage habe ich was gelesen, dass KI schon 7 Jahre vor dem offenen Ausbruch Parkinson diagnostizieren kann.

          Da musste ich dann wieder an die Ernährungsforschung denken.

      • Stadtmensch sagt

        @Bauer Willi, @Herr Krämer:

        ich bringe einfach immer wieder den Link vom Fingerphilosoph:

        https://aeon.co/ideas/science-has-outgrown-the-human-mind-and-its-limited-capacities

        Da steht alles drin was zu dem Thema zu sagen wäre. Unsere Art zu denken ist Produkt evolutionärer Strategien bei der Anpassung an Veränderung. Wir stehen uns ständig selbst im Weg mit begrenzten Kapazitäten, begrenzter Wahrnehmung, den Auswirkungen kultureller Prägung, uvm.

        Was liegt da näher, als mit evolutionären Algorithmen verschiedene Szenarien durchzuspielen oder wenigstens das gesammelte Wissen mal zu ordnen und breit zugänglich zu machen? Man kann ja auch wieder vom Expertensystem lernen.

        Ich meine, die KI kann jetzt schon GO spielen und gewinnt immer. Warum soll sie nicht auch die Stabilität komplexer Gesellschaften bei diversen Einwirkungen ermitteln können? Wer die KI-Tips dann wie nutzt ist eine andere Frage…

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        • zmp_nachfahre sagt

          …und ich bringe immer gern den Hinweise auf das Buch von Landgrebe und Smith: “Why machines will never rule the world”… 😉
          Was die Rechenleistung und die Objektivität angeht, sind Computer natürlich vorne.
          Andererseits gibt es aber fundamentale Differenzen zwischen der Funktion eines Gehirns und eines Computers, auch wenn eine prinzipielle Vergleichbarkeit immer wieder behauptet wird.
          Für eine Optimierung ist typischerweise der Computer besser, er kann aber nichts Neues erfinden, insbesondere nicht beurteilen, ob es auch “etwas taugt”. Neues kommt ja per definitionem nicht in seinen verfügbaren Daten vor, also gibt es auf dieser Basis keine Möglichkeit, dessen Nutzen zu beurteilen.

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          • Reinhard Seevers sagt

            Für mich ist die alles entscheidende Frage die der Sicherheit. Sicherheit zu allererst hinsichtlich der Verfügbarkeit von elektrischem Strom. Große Systeme müssen mind. redundant hergestellt sein. Die zweite Stufe der Sicherheit ist die vor externen Zugriffen und damit Störung oder Zerstörung der Systeme.
            Gibt so ein schönes Gespräch mit zwei Experten zum Thema blackout…..das alleine reicht schon, um die Digitalisierung und die KI mit spitzen Finger anzufassen.
            https://youtu.be/fzmhwzD-pq4?si=uzZENEpjnbuCMkLU

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            • Wolf Lützen sagt

              Hallo R.S. : Na, da haben wir ja wieder so eine tolle Quelle!
              Hinter “Fairtalk” steckt mit Ken Jebsen ein Verschwörungsverbreiter erster Klasse.
              Warum kommen hier verbreitet wirklich zweifelhafte Quellen vor? Zufall oder doch System?
              Ich wette, jetzt kommt wieder die Abwehrvokabel “Kontaktschuld”.

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              • Reinhard Seevers sagt

                Herr Lützen, schauen Sie weiter die Staatsmedien, dann bleiben Sie, wer Sie sind….🥳🤡

                • Mark sagt

                  @W.L
                  Ausser argumentum ad hominem können SIe nichts.

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                • Wolf Lützen sagt

                  Herr Seevers, mißtrauen Sie lieber Ihren “alternativen Wahrheiten”!

                • Wolf Lützen sagt

                  Hallo Mark, nix ad hominem, ich habe die Qualität der Quelle in Zweifel gezogen. Was können Sie Gutes über Ken Jebsen sagen ?

                • Reinhard Seevers sagt

                  Und über den Inhalt können Sie nichts sagen?
                  Dann ist es ad hominem, sonst nichts.

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              • Arnold Krämer sagt

                Die Risiken eines Blackout sind gewaltig, vielleicht gewaltiger als die Risiken der Kernkraftnutzung. Es ist sinnvoll, diese und die Eintrittswahrscheinlichkeiten zu diskutieren, nicht mehr und nicht weniger.
                Hat die Anti- AKW- Bewegung das nicht auch gemacht, und wird die „Erderhitzung“ nicht auch medial befeuert?

      • Reinhard Seevers sagt

        OT….letzte Woche nach dem Tanken einen kleinen Plausch mit der Tankwartin gehalten. Die ständige Anpassung der Preise im Minutentakt nervt alle Beteiligten, obwohl man ja über das Smartphone eine Transparenz vorgegaukelt bekommt. So schnell kann man gar nicht von A nach B fahren, um den aktuell niedrigsten Preis zu erhalten…..darauf sagte die Dame hinterm Tresen:” Ja, wenn die Konzernfuzzies die Preise wie früher mit Hilfe der Leiter und per Hand einstellen müssten, dann gäbe es wenig Schwankungen”.🥳…und weniger CO2 Belastungen durch Suchverkehr.😉

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    • Inga sagt

      Ja, so ist,

      was ein Bauer alles schon wegen der Umwelt, bzw. ökologischen Gesetzen beachten, -denken und wissen muss, kann man nicht so leicht in die KI einbauen.

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      • Stadtmensch sagt

        Kann man sehr wohl. Einem Auto das sichere Fahren im Verkehrschaos beizubringen ist ebenfalls komplex und von vielen Faktoren abhängig. Oder den Inhalt eines Buches erfassen und einorden. All das geht schon…

        Dagegen ist das Verarbeiten von Gesetzestexten und deren Auswirkungen auf PSM Ausbringung oder Düngung doch vergleichsweise einfach. Muss der Bauer nicht mehr so lange im Büro hocken.

        Für ein landwirtschaftliches Produktionssystem hats nur noch niemand gemacht, wenn ich es richtig verstehe.

        • zmp_nachfahre sagt

          “Komplex” ist das entscheidende Stichwort!
          Auto im Verkehrschaos geht nicht so wirklich, da gab es doch gerade den Lizenzentzug für autonome Taxis in USA.
          Beim Buch hängt der Erfolg sehr vom Inhalt ab. Fachbuch ist eher einfach, aber ein besserer Roman mit mehrschichtigen Persönlichkeiten oder kontextabhängigen Dialogen, die vielleicht ähnlich klingen, aber jeweils unterschiedliche Bedeutungen haben oder gar nur Andeutungen, die dann je nach Leser verschiedene Assoziationen hervorrufen…

  5. Ex-Baumschuler sagt

    Apropos Digitalisierung und weil noch eine Antwort an @Smarti aussteht, wie ich zu meinem Nicknamen kam: Es war kurz vor der Jahrtausendwende, als ich Gartenbau studierte und meine kleine Baumschule betrieb und meinen kleinen Galabaubetrieb – und erstmals mit dem damals so typisch piepsenden Modem ins Internet gelangte. Ich war begeistert, besonders von den Automatisierungsmöglichkeiten – Produktlisten auszugeben und über eine Warenkorbfunktion Bestellungen zu ermöglichen.

    Es wurde mein Lebensziel, a) grüne (mit Pflanzenbezug) b) Online-Shops (mit automatisch erstellten Produktlisten und -detailseiten) mit c) Warenkorb- und Bestellfunktion im d) deutschsprachigen Raum zu entwickeln, denn nach diesen Kriterien, insbesondere c), gab es damals rein gar keine. Von der Idee war ich wie besessen, hatte aber keinen blassen Schimmer, wie. Monatelang hatte ich in alle Richtungen geforscht und dann ein Programmierbuch von vorne bis hinten durchgelesen und dann erst angefangen, so wichtig war mir das.

    Daraus wurde der “Gartenkorb”, den ich mitsamt Quelltext als Studienarbeit verwurstete und noch für 1.000 DM lizensierte: Der erste grüne Online-Shop nach den o.g. Kriterien war der Jürgen Weidig Saatgutversand. Weidig war mehr so ein eBay-Händler, der nichts mit Pflanzen zu tun hatte, aber immerhin. Der war der erste (und gehört ins Guiness-Buch von Wikipedia).
    Dann entwickelte ich die Techniken weiter, und der zweite Online-Shop, der eine Warenkorbfunktion bekam, war das Bambuscentrum Deutschland (damals gab’s noch nicht viele Bambusgärtnereien, daher konnte sich das so nennen).
    Der dritte Shop stammte ebenfalls von mir und war für die Staudengärtnerei Blütenblatt (weiterhin sehr empfehlenswert für seltene Pflanzen, und ein ganz toller Typ).
    Zu diesen Zeitpunkten gab es keine weiteren Shops anderer Anbieter mit Warenkorbfunktion.

    Meine eigenen Pflanzen verkaufte ich auch online und den Shop des renommierten Tüshaus Samenfachhandels verbesserte ich. Und zwischendurch kam die LWK und fragte, ob ich ihr Kundeninformationssystem KUNI neu erstellen könnte. Ich wusste noch gar nicht wie, aber bald verkauften wir die Programme zum Erstellen und Drucken von Preisschildern sowie PoS-Beratung für Gartencenter, und ich verdiente nicht schlecht. Da war ich noch Student.

    Als ich dann aus persönlichen Gründen ins Schleudern geriet, bot sich mir eine Karriere als Softwareentwickler an. Als Autodidakt, aus dem Stand heraus, verdiente ich mehr als ein Dipl.-Ing.-Gärtner und arbeitete in kleinen Teams direktverantwortlich mit echt dicken Kunden, hier ein Auszug aus der Liste: Warburg Bank, Tom Tailor, ClassicDriver, MagaScene, viele Immobilienbörsen, Miele, Liebherr, Stihl, Emil Lux, OBO Bettermann, Schueco, E.ON, Deutsche Bahn Training und noch 50 andere Hochkalibrige.
    Zuletzt entwickelte ich innovative Produktinformationssysteme, Datenkonverter für riesige Datenmengen, die ersten Datenbank-PDF-Automationen, und für die Deutsche Bahn und andere den Word-like-Editor für unser Redaktionssystem.

    2008 wurde ich als einer der letzten Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt. Alle dieser Unternehmen mussten gesundschrumpfen oder verschwinden. Daraufhin hatte ich mich in freie Software (statt Microsoft) eingearbeitet, fünf Prüfungen in Java-Technologien gemacht und sechs ellenlange Fachartikel geschrieben, auf Englisch, mit ausgefeilter Formatierung und funktionierenden Beispielprogrammen. Geilomat eigentlich, aber interessiert hat es kein Schwein.

    Beworben hatte ich mich seitdem aber nicht mehr. Solche frei verantwortlichen, hoch kreativen Jobs wie meine damals sind komplett verschwunden, und mir fehlt der Reiz neuer Themen, nachdem Online-Shopping und Data2Print abgefrühstückt ist. Zuletzt hatte ich als Beispielprojekt eine Smartphone-App (Pizza-Bestelldienst) geschrieben und dokumentiert mit hochwertigster, modularer Server-Anbindung, heute könnte man auch die Potenziale in der KI-Entwicklung erforschen. Interessiert mich nur nicht mehr, das Blendwerk.

    Nun bin ich finanziell unabhängig und muss meinem Lebensunterhalt nicht mehr verdienen. Übrigens hatte ich – im Gegensatz zu den Land- und Hofbesitzern hier – meine Immobilien komplett in Mobilien getauscht und bestreite meinen Lebensunterhalt schlichtweg vom Wertzuwachs bzw. Verzehr. Eine schlechtere Kapitalrendite als mit einem Schweinestall habe ich auch nicht, rühre aber keinen Finger dafür. Und bin nicht steuerpflichtig und habe mit Behörden nichts zu tun.

    Apropos Finger: Leider habe ich die sog. Schwurhand bekommen (Morbus dupuytren), kann noch nicht einmal mehr richtig radfahren oder eine Gartenschere bedienen oder schwere Schubkarre halten. Sonst hätte ich schon längst wieder ein Stück eigenes Land. Dieses Mal würde ich mich in Gemüse versuchen. Muss aber operiert werden und so, und das ist noch nicht so weit.

    – Ein Schmankerl noch: Ich war mit dem alten Seebären segeln, und er fragte mich nach meinem Beruf und ich sagte, dass ich vom Gärtnern in die IT-Branche gewechselt sei. Da rief er aus: Aber Gärtner, das ist doch ein Ehrenberuf! – Da hatte er voll recht. Ich würde auch eher zum Gärtnern raten. Beispiel Augengesundheit, wo ein grüner weitschweifiger Blick die Sehkraft viel besser erhält als am Bildschirm (wenn man mal versteht, wie Augengesundheit funktioniert, wie ich jetzt mir erarbeiten durfte). Auch die anderen körperlichen, mentalen und sinnstiftenden Aspekte des Arbeitens in der Natur sind den beruflichen Vorzügen der Softwareentwicklung überlegen.

    P.S.: Sorry für den zu langen Beitrag. Aber es sind alle mir wichtigen Themen drangekommen, und dann ist an dieser Stelle auch Ruhe. Danke, dass ich das loswerden kann.

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      • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

        …paar Aktien,Schweine, bisschen Acker und nen Trecker,nur JD,mehr brauch ich nicht.

        • Ex-Baumschuler sagt

          Herr Gresshöner, wegen irgendwie fehlgeschlagener Cannabis-Aktien ist ein naher Verwandter gerade auf der “Flucht”, nachdem der Tausendsassa angeblich ein kanadisches Start-Up-Unternehmen dazu an die Börse gebracht hat. Der hatte vorher als Student schon Halbmillionenumsätze mit China gemacht. Mitten in Berlin hatte der Bürgergeldempfänger aus gutem Hause eine riesige Studio-Wohnung, eine Luxusfreundin und ein honoriges Ehrenamt im Cannabis-Museum. Dann musste er plötzlich abhauen, und keiner wollte ihn aufnehmen. Den Rest kann ich hier nicht ausführen.

          Und dann gibt’s ja noch das Thema, dass man diese digitale Spekulation vielleicht nicht mit seinem Karma verbinden möchte. Z.B. war ich eine Zeitlang in Cryptos investiert, die auch gut Gewinn gemacht hatten, aber es hatte sich nicht gut angefühlt.

          Ich verstehe und begrüße aber Ihre spürbare Zufriedenheit, wenn Sie sagen: Ich lebe in einfachen Verhältnissen, brauche nicht mehr und habe alles. So soll es sein.

          P.S.: Komm, einen haben wir noch, vom Digitalisierungsverein WEF: “Sie werden nichts mehr besitzen und trotzdem glücklich sein.”

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    • Stadtmensch sagt

      “Auch die anderen körperlichen, mentalen und sinnstiftenden Aspekte des Arbeitens in der Natur sind den beruflichen Vorzügen der Softwareentwicklung überlegen.”

      Danke fürs Nachtreten! 😉

      Wie sagte schon Jared Diamond: Wir sind zwar materiell reich, aber sozial die übelsten Hungerleider.

      Da passen doch soziale Netze und KIs, mit denen man plaudern kann, gut in den Kram.
      Auch sonst tun sich hier wieder mal prächtige Möglichkeiten für die “Macher” dieser Welt auf, sie nach “ihrem Bilde” zu formen: 1. Geldreligion (Geld steht zwischen den Menschen seit der kulturellen Innovation Privateigentum), 2. Kontrolle (Macht)

      https://norberthaering.de/macht-kontrolle/chatgpt/

      Aber zurück zum Thema: BITKOM Studie finde ich gut. Wer es sich zeitlich leisten kann sollte sich wenigstens mal ganz allgemein mit dem Thema KI beschäftigen.

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  6. Frank sagt

    “Update in den Koepfen”
    Gibt es nicht und wird es nicht geben. Es gibt Leute, die lernen durch ihr Tun sinnvolles und es gibt Leute, die tun nichts sinnvolles.
    Jeder kann sehen, in welche Richtung es seit Jahr und Tag läuft, welche Gruppe größer wird und welche schrumpft.

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  7. Reinhard Seevers sagt

    Es ist die Fortführung der technologischen Lösung, die mit dem Traktor begann…so kann man den Bauern weiterhin innovative Ideen verkaufen und sie so am Gängelband halten. Wer nicht mitmacht, ist wie immer ein Ruckwärtsgewandter dummer Bauer.
    It will go in.

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  8. Frikadellen piet 45 sagt

    guten Morgen das ganze hat Sinn und Verstand ich weiß nur nicht ob diesen Sinn und Verstand die Politik umsetzen kann und vor allen Dingen die Bevölkerung versteht das ganze müsste man der Bevölkerung auch mal vernünftig erklären die Frage ist nur wo der Junge scheint eine gute Abstammung zu haben

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    • Frikadellen piet 45 sagt

      ich glaube er wäre auch gut für einen längeren Version von Wissen vor acht bei der mal was vernünftiges erklärt wird über die Landwirtschaft

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