Alle Artikel in: Bücher

Ein schwieriges Buch…

Die nachfolgende Buchbesprechung ist mir nicht leicht gefallen und es kann sein, dass sie eine rege Diskussion auslösen wird. Ich habe das Buch “Das wahre Leben der Bauernhoftiere” unaufgefordert vom Verlag Klett-Kinderbuch (gehört nicht zum Klett-Schulbuchverlag) zugeschickt bekommen. Beim ersten Durchblättern sind mir die foto-realistischen Zeichnungen aufgefallen, die auch von der Autorin angefertigt wurden (Leseprobe weiter unten). Ja, dachte ich, so sieht es in den Ställen aus, auch wenn der sachkundige Experte kleine Fehler in der Darstellung finden wird. Mir sind sie nicht aufgefallen, aber ich bin auch kein Experte für Tierhaltung. Zu den Texten: Die Autorin Lena Zeise hat mehrere konventionell und ökologisch arbeitende Betriebe besucht und vor Ort recherchiert. Auf der Rückseite des Buches steht: “Sachkundig und ohne zu werten zeigt es die Unterschiede zwischen der industriellen und ökologischen Tierhaltung”.  Das stimmt, allerdings ist mir und anderen Lesern, denen ich das Buch ohne jeglichen Kommentar in die Hand gedrückt habe, aufgefallen, dass die ökologische Tierhaltung sowohl was die Farbigkeit der Bilder als auch die Texte angeht, definitiv besser wegkommt als “industrielle” (!). Konventionell …

Spätsommer-Lektüre

Heike hatte mir ihr Buch schon im Frühjahr (“vor Corona”) geschenkt. Gelesen habe ich es im Urlaub, an zwei Nachmittagen, also fast an “einem Stück”. Um was geht es? Eine Bäuerin, Anfang fünfzig, bewirtschaftet den Betrieb mit Milchvieh nach dem Tod ihres Mannes in Mecklenburg weiter. Bei einem Spätsommergewitter sucht eine Gruppe Musiker Schutz auf dem Bauernhof. Darunter Piet, Bauernsohn aus Norddeutschland, jetzt Trompeter. Es stossen aufeinander: Ostdeutsch und westdeutsch sozialisiert, Atheistin und Gelegenheits-Christ, beide ohne Illusionen. In die Liebesgeschichte der Beiden eingewoben die Gedanken der Milchbäuerin über Milchpreise, Kälbergeburten, Futterwerbung, Arbeitszwänge und über die Zukunft ihres Betriebes. Und genau das hat mir so gut gefallen, weil es sehr authentisch und ohne jedes Pathos beschrieben wird. Ich verstehe jetzt die ostdeutsche Seele etwas besser. Außerdem öffnet sich die Tür zu einem modernen Milchvieh-Betrieb. Lesenswert für alle. Geschrieben hat das Buch Heike Müller, Jahrgang 1965, die an der Uni Rostock Tierproduktion studiert hat. Sie ist im Ehrenamt auch für den Bauernverband und die Landfrauen unterwegs. Und bei Facebook, und bei Instagram… und… Ich kann nicht alle …

“Der Konsum-Kompass” (Buchbesprechung)

So lautet der Titel des neuen Buches von Katarina Schickling, erschienen Ende April 2020. Also noch druckfrisch. Ich kenne Frau Schickling und sie mich. Nicht immer sind wir einer Meinung. Sie, die Journalistin (aus der Großstadt München) , ich der Bauer (vom Dorf bei Köln). Ich habe gerade ihr neues Buch gelesen, in nur wenigen Tagen, denn es liest sich flüssig und ist, trotz des Themas unterhaltsam geschrieben. Die fünf Überschriften Müll, Verkehr, Energie, Essen sowie politisch korrekter Konsum sind in viele kleinere Kapitel unterteilt, so dass man das Buch immer wieder mal weglegen kann. Vor allem aber ist es auch ein gutes Nachschlagewerk, nicht nur dank des 7-seitigen Registers. Wenn man das Buch in die Hand nimmt, fallen einem (zumindest mir) zwei Sachen auf: Der Umschlag ist aus griffigem Papier  (zu 60% aus recyceltem Kaffeebecherpapier hergestellt), zum zweiten gibt es in den vorderen und hinteren Umschlagsseiten Saisonkalender für Obst (vorderer Teil) und Gemüse (hinterer Teil). Es wird unterschieden, was zu welcher Zeit aus heimischen Anbau kommt und was vor allem importiert wird. Sehr aufschlussreich, …

Deutschland ab vom Wege

Eine Buchbesprechung von Bauer Fritz Deutschland ab vom Wege – Eine Reise durch das Hinterland (Henning Sußebach; Erstveröffentlichung im April 2017) Vorbemerkung: Es gibt sehr viele, sehr lesenswerte Rezensionen zu diesem Buch. Diese ist eine, in der ich mir persönlich einprägsame Sätze, besondere Passagen mit Bezug zur Landwirtschaft und ausgewählte Gedanken des Autors hervorheben möchte. Sie haben an Aktualität nichts verloren – ganz im Gegenteil. Henning Sußebach durchmisst etwa Mitte des Jahres 2016 Deutschland, aber ab vom Wege. Also nicht im Auto oder im Zug, also nicht im Schnell-oder Eiltempo und somit nicht en passant. Sondern zu Fuß und dann auch noch so gut es geht nicht auf Straßen, sondern eher querfeldein. Da stört im Zuge eines Sonntagsspaziergangs durch die Natur plötzlich eine Straße den Gehenden. Der Gehende ist Redakteur bei der “Zeit, dem Zentralorgan des deutschen Bildungsbürgertums” und lebt und arbeitet in Hamburg. Er erlebt unverhofft seine bisherige Welt als “ein Leben auf toter Fläche”. Er erlebt seine gewohnten und geschätzten Freiheiten als Stadtmensch unverhofft eigentlich “als fixierte Bewegungsabläufe auf begradigten Bahnen”, stellt fest, …

Muss man lesen!

Selten habe ich ein Buch so schnell gelesen wie das soeben erschienene Buch von Andreas Möller. Da schreibt ein Nicht-Landwirt über Landwirtschaft. Na, dachte ich, das kann ja was werden. Ja, und es ist etwas geworden, nämlich ein Blick auf die Landwirtschaft von außen, den Landwirte normalerweise nicht akzeptieren, weil “die ja eh keine Ahnung haben”. Das ist bei diesem Buch anders. Andreas Möller hat sich wirklich in die Landwirtschaft “reingearbeitet”, lässt kein Thema aus und reflektiert mit dem Leser gemeinsam, warum die heutige Landwirtschaft so ist wie sie ist. Groß, klein, bio, konventionell, Hofladenbetreiber und Agrargenossenschaften, eben bunt. Für mich sehr spannend und lehrreich war das Kapitel 6 “Die Öffentlichkeit”. Da geht es um die unterschiedliche Sicht der Dinge, um die Schlachten, die mit Studien geschlagen werden und die Mechanismen der Mediengesellschaft. Es geht um Fakten und Moral, um Wissen und Gefühl, das mit dem Satz gut beschrieben wird, der da lautet: “Was interessieren mich Zahlen und Fakten der anderen, wenn ich trotzdem ein ungutes Gefühl habe”. (Übrigens gilt das auch für andere Lebensbereiche, nicht …

Terra Preta (Buchbesprechung)

Ich habe das Buch „Terra Preta“, erschienen im Oekom-Verlag (19,99 €), geschenkt bekommen, weil jemand meinte, das könnte mich als Bauer interessieren. Weil ja das Wort “terra” drin vorkommt und das heißt “Erde”. Hat es auch, denn warum sollte man sich nicht mit Methoden beschäftigen, die wir in der Schule nicht gelehrt bekommen haben? Umso enttäuschter, ja verärgerter war ich, als ich die ersten Kapitel unter der Überschrift „Grundlagen“ gelesen habe. Los geht es mit den „Irrtümer der fossilen Landwirtschaft“. Mal ein paar Auszüge: Mit der industriellen Landwirtschaft, die per Chemie und Großtechnik einen Krieg gegen die Natur führt, wird die Erde zu Dreck.. Die konventionelle industrielle Landwirtschaft …verwüstet auf Dauer den Boden… Die Agrokonzerne mit ihren schweren Maschinen und chemischen Keulen sind es, die der Erde die Haut abziehen…und hat die Hungerkrise (mit)verursacht Die meisten essen indirekt Gensoja – und zwar in Form von Fleisch. Skrupellose oder ahnungslose Menschen versprühen Glyphosat in der Landwirtschaft, in Kleingärten und sogar vor Schulen und Kitas. Und das ist nur ein Ausschnitt aus den ersten rund 40 Seiten. …

Besser einkaufen (Buchbesprechung)

Aktuell, im Februar 2018 ist das Buch “Besser einkaufen”von Katarina Schickling erschienen. Ich kenne sie ja persönlich (von ZDF Zoom) und bin nicht immer ihrer Meinung. Deshalb war ich sehr gespannt. Zunächst ist da der Untertitel: “Der Lebensmittel-Ratgeber für kritische Verbraucher”. Beim Begriff Ratgeber runzele ich meist die Stirn, denn davon gibt es ja reichlich. Doch mit diesem Buch kann ich was anfangen, denn ich erfahre dort in sehr komprimierter Form (rund 200 Seiten) sehr viel über die Herstellung unserer Lebensmittel, den Lebensmittelmarkt und die Lebensmittelindustrie. Das Kapitel “Die ungute Macht der Handelsketten” habe ich ebenso verschlungen wie “Wie geil ist Geiz?”. Auch deshalb, weil hier eine Lanze für die Bauern gebrochen wird, die unter dem Preisdiktat der vier großen Ketten meist nur durch noch niedrigere Stückkosten reagieren können. Und das hat Folgen. Im weiteren Verlauf geht Katarina Schickling auf die Begriffe regional und bio ein. Es ist schon merkwürdig, was sich alles regional und bio nennen darf. Regionale Alpenmilch aus Polen zum Beispiel. Sie schreibt auch offen, dass Bio nicht immer anders schmeckt oder …

Die Pestizid-Lüge (Buchbesprechung)

Ich habe von einer guten Freundin unserer Familie das Buch mit obigem Titel (erschienen 2018 im Oekom-Verlag)  zugeschickt bekommen mit der Bitte, meine Meinung dazu zu sagen. Hier meine Antwort: Liebe C. Vielen Dank für das Lügen-Buch, das Du mir geschickt hast. Und da fängt es schon an: Immer wenn ich so was im Titel lese (gibt ja auch Bücher mit Fleisch-Lüge, Zucker-Lüge usw.) reagiere ich generell kritisch. Der Verfasser Andre Leu war Präsident der ökologischen Landbaubewegung.  Renate Künast und Vandana Shiva (ich kenne beide persönlich), beide vehemente Agrar-Kritikerinnen, haben ein Vorwort geschrieben. Von daher ist das Buch schon mal sehr neutral (Vorsicht: Ironie) Was steht drin: Chemikalien sind gefährlich. Keine wirklich neue Erkenntnis. Es wird kein Unterschied gemacht zwischen Gefahr (Haie sind gefährlich) und Risiko (in der Nordsee kann man bedenkenlos baden, obwohl es dort Haie gibt). Da Pestizide (im Buch auch Agrargifte genannt) Chemikalien sind, sind sie auch gefährlich. Nicht aber Pestizide, die im Bio-Anbau verwendet werden, die sind ungefährlich. (Kupfer ist ein Schwermetall, also ungiftig??) Pyrethrum (Bio) ist ungiftig, nicht aber, wenn es synthetisch hergestellt …

Der glückliche Bauer Franz

Franz Kinker ist Bauer, eben Bauer Franz.  Genauer noch: Bio-Bauer im Allgäu, mit Blick auf Schloss  Neuschwanstein. Aber er ist kein gewöhnlicher Bauer sondern er bloggt auch. Jetzt hat er, wenn er nicht gerade im Kuhstall war, ein Buch geschrieben mit dem schönen Titel “Glücksgefühl to roll on”.  (ISBN 978-3-7843-5516-0) Ich habe es “in einem Rutsch” gelesen, die 120 Seiten zeigen viele Bilder vom Hof, von den Kühen, der Landschaft und der Familie. Die vielen Geschichten und Anekdoten sind amüsant aber auch nachdenklich. Von Kälbern die Zähne putzen bis zu den großen Fragen, wohin die Landwirtschaft 4.0 führt. Mein Fazit: ein Buch nicht nur für Bauern sondern auch für alle, die von der bäuerlichen Landwirtschaft schwärmen. Euer Bauer Willi  

Bauern-Morde…

Nein, keine wirklichen Morde, sondern die, die in dem Krimi von Friedo Petig passieren. Ich habe es in zwei Abenden regelrecht verschlungen, weil es zum einen sehr packend geschrieben ist, zum anderen unglaublich viele Details der westfälisch-lippischen Landwirtschaft beschreibt, die aber auch anders wo genau so zu finden sind. Der Titel “6 aus 49” führt den Leser erst einmal in die Irre, denn mit Lotto hat das Buch nichts zu tun. Warum der Titel so heißt, erschließt sich dem Leser erst, nachdem er rund die Hälfte des Buches gelesen hat. Ich habe viele Personen, besser noch Menschen-Typen sofort wieder erkannt. Den Vollgaslandwirt, die fleißige Bäuerin, den Bio-Bauern und die in die Jahre gekommene Revoluzzerin der 68iger Jahre. Es ist von Trecker-Marken die Rede, vom Großmaststall und den Widerständen und auch die Biogas-Anlage spielt eine wichtige Rolle. Und auch der ganz normale Bürger mit seiner Sicht auf die Landwirtschaft bekommt eine Stimme. Für alle, die ein passendes Geschenk für einen Bauern suchen, hier ist es. http://www.lippe-krimi.de/index.php/krimis/petig-krimi Aber auch für Nicht-Landwirte (also ganz normale Menschen) wirklich toll zu …