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Deutschland ab vom Wege

Eine Buchbesprechung von Bauer Fritz

Deutschland ab vom Wege – Eine Reise durch das Hinterland
(Henning Sußebach; Erstveröffentlichung im April 2017)

Vorbemerkung: Es gibt sehr viele, sehr lesenswerte Rezensionen zu diesem Buch. Diese ist eine, in der ich mir persönlich einprägsame Sätze, besondere Passagen mit Bezug zur Landwirtschaft und ausgewählte Gedanken des Autors hervorheben möchte. Sie haben an Aktualität nichts verloren – ganz im Gegenteil.

Henning Sußebach durchmisst etwa Mitte des Jahres 2016 Deutschland, aber ab vom Wege. Also nicht im Auto oder im Zug, also nicht im Schnell-oder Eiltempo und somit nicht en passant. Sondern zu Fuß und dann auch noch so gut es geht nicht auf Straßen, sondern eher querfeldein.

Da stört im Zuge eines Sonntagsspaziergangs durch die Natur plötzlich eine Straße den Gehenden. Der Gehende ist Redakteur bei der „Zeit, dem Zentralorgan des deutschen Bildungsbürgertums“ und lebt und arbeitet in Hamburg. Er erlebt unverhofft seine bisherige Welt als „ein Leben auf toter Fläche“. Er erlebt seine gewohnten und geschätzten Freiheiten als Stadtmensch unverhofft eigentlich „als fixierte Bewegungsabläufe auf begradigten Bahnen“, stellt fest, daß „die bisher scheinbar als individuell gewählten Wege nur deckungsgleich mit dem Verkehrsnetz sind“. Und er beschließt sich einen anderen Blick zu verschaffen, „nicht gerahmt von einer Windschutzscheibe, nicht begrenzt durch einen Bildschirm.“

Das Faktum, daß 13,6 % Deutschlands Siedlungs- und Verkehrsflächen sind, davon 6,2% überhaupt zubetoniert und asphaltiert, läßt ihm klar werden, daß er von den übrigen 93,8% so gut wie nichts weiß. Er beschließt diese 93,8% „terra incognita“ zu erkunden. 50 Tage wird diese Erkundung dauern und ihn von Norden nach Süden führen, vom Darßer Leuchtturm an der Ostsee bis unter die Zugspitze – möglichst Direttissima.

Was für mich das Buch so lesenswert macht sind die Erkenntnisse des Autors über sich, über sein Land, vor allem aber über die Menschen, ihre Leben, ihre Arbeit, ihr Denken in diesem Abseitigen. „Zumal, wenn das Abseitige so groß ist, daß man es genau genommen nicht abseitig nennen kann: fast das ganze Land.“ Und er stellt es seinem bisherigen Denken gegenüber. Er schreibt gleich zu Beginn: „Wann ich zuletzt mit einem Bauern geredet habe, kann ich nicht sagen. ….. Als Reporter habe ich die Aufgabe, rauszugehen, loszuziehen, Realität zutage zu fördern wie einen Rohstoff.“ Er beschreibt und verändert in Vorbereitung auf diesen Aufbruch auch die Sichtweisen auf seinen Beruf. Statt der Neugier als Kern um „Routinen zu brechen, Gewohnheiten zu hinterfragen und Perspektiven zu wechseln“, stellt er fest: „Je wohlhabender und organisierter das Land ist, in dem ich unterwegs bin, desto geordneter verläuft eine Recherche.“ Er spricht von „Denkrillen“, von den „Freunden und Nachbarn mit ähnlichen Jobs, vergleichbaren Einkommen und verwandten Ansichten“.

Sein Land erstaunt ihn selbst: „Einer wissenschaftlichen Analyse zufolge gibt es weltweit nur noch 600.000 unbebaute, unzerschnittene Gebiete; freie Flecken, die in einem Umkreis von einem Kilometer frei von Straßen sind. In Deutschland so gut wie keines.“ Oder: „Ein ebenso großes, den Bürgern aber unbekanntes Problem sei die „Verkammerung der Landschaft“: Überall engen Straßen, Kanäle und Zäune die Lebensräume ein.“ Schon nach dem ersten Tagesmarsch sagt er von sich „Ich bin hier der Analphabet. …. Was ich im offenen Territorium erleben würde, wie ich mich dort verhalten sollte, leicht ver-rückt in der Landschaft stehend, …. dafür fehlte uns allen die Vorstellungskraft.“

Für den Leser erstaunliche Sätze kommen während der Reise auf: „Denn je länger ich Journalist bin, desto weniger meine ich zu wissen. Und je näher ich einem Thema, einem Ort , einem Menschen komme, desto unsicherer werde ich in meinen Urteilen.“ Die eigenen und die eingeredeten Ängste vor der Reise „vor Wölfen, Zecken, Jungbullen, nicht angeleinten Hunden, Betrunkenen, Nazis und betrunkenen Nazis“ geben genauso einen Einblick in die Vorstellungswelt jener über die „Provinz“, die dort noch nie waren. Ein befragter Professor ernüchtert ihn: „Es wird ihnen da draußen nicht gutgehen. Für wen ist das Land, so wie´s aussieht, gestaltet? Für den erwerbstätigen Teil der Bevölkerung. Für den arbeitenden Menschen im Auto. Genau die Aspekte, die entscheidend sind fürs Bruttosozialprodukt, haben Vorrang bei der materiellen Gestaltung der Welt.“

Doch die Reise bringt vor allem Anderes und Neues. Er wird Gast bei einem unbekannten Paar, das ihm von der Flucht der Eltern vor den Russen erzählt, aus Ostpreußen und dem Sudetenland nach Westen, aber eben nicht weit genug nach Westen. Er nächtigt bei Günther, einem Bauern, „kein Öko, ein Marxist, der einst kolchosebegeistert die Industrialisierung der Landwirtschaft vorantrieb, bis ihn diese Industrialisierung arbeitslos machte“. Es ist eine der bemerkenswertesten Begegnungen, es sind deutliche Sätze und Ansichten, die Sußebach von einem zu hören bekommt, für den „Demokratie zu einer geschlossenen Veranstaltung von Stadtmenschen geworden war, die ihre Positionen „alternativlos“ nannten und Männer wie ihn „Pack“; die sich in allem einig waren, beim Atomausstieg und bei Auslandseinsätzen; die sich aber um die Anliegen und Ängste der Menschen außerhalb ihrer Wertewelt nicht mehr scherten. Sobald eine politische Entscheidung die Stadt verlässt und sich auf dem Land materialisiert, interessiert das in der Stadt niemanden mehr.“

Solche Sätze lassen den Autor sich und den Leser fragen: „Wann habe ich – als Städter, als Vorstädter – jemals die Konsequenzen für meine Entscheidungen und moralischen Überzeugungen tragen müssen?“ Und er stellt für sich fest: „Dabei wird auf dem Land gemacht und getan, um den Städtern ihr moralisch integres Leben zu ermöglichen. Die Wortführer in den Zentren werden von den Folgen ihrer eigenen Entscheidungen meistens verschont. …. Die Stadt ist der beste Ort für Selbstbetrug und Selbstgerechtigkeit. Dort ist die Energiewende mit der Unterschrift unter einem neuen Stromvertrag geschafft. Mit einem Bahnhof vor der Tür fällt der Verzicht auf ein Auto nicht schwer. … Und wer als Schweinezüchter auf dem Land seinen Job verlor, konnte von städtischen Vegetariern auch keine Anteilnahme erwarten, nicht mal Aufmerksamkeit. Es war als gäbe es ihn nicht. …. Die Weltendeuter waren in unzerkratzten Schühchen unterwegs, …. Wann hatten sie wohl zuletzt einen Bauernhof besucht ?

Das Ergehen des Landes bringt Sußebach in ein Gasthaus. Hier scheinen ihm alle Fäden des Weltgeschehens zusammenzulaufen, der Satz von „Alles hängt mit allem zusammen“ drängt sich ihm auf. So trifft er „mit einem jungen Schlachter zusammen, Vater von zwei kleinen Kindern. Seit den Sanktionen gegen Rußland habe er kaum mehr Arbeit. Jede Vollversammlung der UNO rücke die Arbeitslosigkeit näher an sein Leben.“ Er trifft auf den Maisbauern, der ihm klar macht, „warum hier sich seit 1980 die Maisflächen verdreifacht hatten, warum sie nach Fukushima nochmal mehr wurden.“ Sußebach meint dann: „Ich frage mich, wieso so selten etwas über Menschen wie diese zu lesen war. …. Unser Kontakt zu vielen Menschen ist gerissen. Vor allem zu jenen auf dem Land. …. Die Redaktionen sind voller Städter, die fast immer Akademiker sind. … Der Fehler ist, sich deshalb wissend zu fühlen statt beschränkt. Wer verdrängt, daß es die anderen sind, die etwas können und etwas erleben, ist verschlossen da, wo Aufmerksamkeit angebracht wäre.“

Ein Wirt in einem kleinen Dorf lässt den Autor schreiben: „Denn die Leere, die fühlte auch er, der hier zu Hause war, und sie ängstigte ihn, denn wo Leere ist, ist Platz für Ideologien. …. In der Stadt ist Kultur ein Angebot, auf dem Land ist sie eine Leistung. In der Stadt gibt es Infrastruktur, auf dem Land besteht die Infrastruktur aus den Menschen und dem, was sie tun oder unterlassen.“

Viele Begegnungen widerfahren dem Gehenden. Sie folgen ihm geistig auf seiner ganzen Reise. Sie mischen sich, sie ergänzen sich, sie ergeben neue Bilder und neue Erfahrungen. Und auch neue Erkenntnisse. „Die ganze Unordnung der Welt, alle Konflikte, alle Konfrontationen, das fand sich in der kleinsten Zelle. Vielleicht gerade da. Und eher als anderswo. Weil in einem Dorf kein Platz zum Ausweichen bleibt“. so Sußebach. Und weiter: „Die Frage, ob ich am nächsten Bauernhof meine Wasserflasche auffüllen dürfte, war drängender als die, ob der Bauer dort ein Öko oder ein Giftspritzer war, ein Mann oder eine Frau, ein Rechter oder ein Linker, denn Hilfsbereite und Arschlöcher gab es hier wie da; politische Kategorien interessierten mich immer weniger, zu selten passten sie auf das Erleben. …. Ich erschrak darüber, wie gern man glaubt, man sei in erster Linie ein Produkt seiner selbst und nicht seines Umfeldes. Und die eigene Sicht auf die Welt sei die einzig wahre.“

Mit einem Archäologen, den er bei Ausgrabungen von über 3000 Jahre alten Überresten trifft, sinnieren sie über die erneut schriftlosen Zeiten. „Obwohl geschrieben, gelesen, fotografiert werde und Milliarden Menschen in sozialen Netzwerken ihr Dasein dokumentieren, werde ihm dennoch bange. Kunst und Kultur, auch Ansichten und Meinungen, bestünden nur noch aus Pixeln in irgendwelchen Clouds. Und eine Cloud kann niemand ausgraben.“

Er trifft Mandy von der Tankstelle, dem „letzten klassenlosen Ort, wo alle hinkommen, Katholiken, Protestanten, Muslime, Hindus, Agnostiker und Atheisten, Junge und Alte, Müde und Wache, Reiche und Arme.“ Beinahe ketzerische Gedanken scheibt er dazu: „Ich überlegte, ob all die Meinungsforscher, die zuletzt so oft danebenlagen bei der Frage, was das Volk beschäftigt, sich einmal ausführlich mit Mandy unterhalten sollten. …. Und ob die Redaktionen nicht ebenso viele Hinterland- wie Hauptstadtkorrespondenten beschäftigen müßten …… Um ein Ohr zu haben für jede Ansicht, jede Dummheit, jede Hoffnung, jede Einfalt, jede Vielfalt, jede Alltäglichkeit, jede Angst – nicht, um sie sich anzueignen, aber um sie zu kennen. Um herauszufinden, was anderen wichtig ist. Nicht uns.“

„Der Mensch veränderte die Erde schneller, als er dafür Worte fand.“ Diesen Satz bringt Sußebach zu Papier nach einem Gespräch mit dem 73jährigen Bauer Albert, der ihn lehrt, „daß der erste Wiesenschnitt „Heu“ genannt wird, der zweite „Grummet“ und der dritte „Aftergrummet“. Für alle weiteren Schnitte habe er aber keine Worte.“

Die nahende Großstadt München merkt der Autor an vielen überfahrenen Tieren, an toten Igeln, Katzen, Waschbären, auch an einem toten Fuchs. Der leitet ihn zu dem Gedanken: „Der Fuchs hatte die Straße betreten und das mit dem Leben bezahlt. Ich hatte die Straße verlassen und war in lauter Leben getreten.“

Am Ende seiner Reise und in Rückbetrachtung schreibt Sußebach unter anderem: „Sollte ich meinem Chefredakteur eine Reporterlotterie vorschlagen?“ Lostrommel, Dartpfeil und Deutschlandkarte sollten entscheiden welcher Kollege einen Monat lang wo leben würde um von dort zu berichten.

Statt mit den Ungewöhnlichen hatte ich mit den Normalen geredet. Nicht mit den Berühmten, sondern mit Unbekannten. Nicht mit Lauten, sondern mit Leisen. Nicht mit Organisierten, sondern mit Einzelnen. …. Immer war ich Außenseiter, nie Etablierter.“

„Dass „draußen im Lande“ nicht nur „postfaktisch“ fühlende Menschen leben, sondern viele Männer und Frauen, die manche Folgen der Globalisierung, der Arbeitsmarktderegulierung, der neuen Kriege und Schweinfleisch-Sanktionen direkter – faktischer – zu spüren bekommen als andere.“

Bauer Fritz

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26 Kommentare

  1. Gurkenhobel sagt

    Grandios!! Vielen Dank für den Buchtipp, bin erst auf Seite 30, aber kann nicht mehr aufhören, und habe das Gefühl, dass jeder dieses Buch lesen sollte. Danke!

  2. Hartmut Keller sagt

    Das heißt doch eigentlich, dass einfaches Lesen über die “ Anderen“ nicht ausreicht, um diese wenigstens halbwegs zu verstehen. Man muss es wenigstens einmal selber erleben. Das wird in gewisser Weise auch in die andere Richtung zutreffen. Das sollten wir bei aller Kritik nicht vergessen. Jeder lebt in seiner eigenen Welt. Wenn ich nur eine Stunde in eine größere Stadt muss, bekomme ich das kalte Grausen. Habe oft nur noch Mitleid. Aber ist das auch objektiv?

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Warum Mitleid?

      Es möchten doch immer mehr in der Stadt wohnen, ich persönlich muss das nicht verstehen.

    • Stadtmensch sagt

      „Wenn ich nur eine Stunde in eine größere Stadt muss, bekomme ich das kalte Grausen“

      Jaja, grässlich diese Masse Mensch…
      Mit etwas Übung kommt man damit genauso gut klar, wie ihr mit euren Stallinsassen und den Stoffströmen (vorne rein hinten raus).

      Dennoch: Vielen Dank an Bauer Fritz, dass er sich die Mühe macht, uns entfremdete Konsum-Zombies verstehen zu wollen. Mit Worten aus der Feder einer Heulsuße wird aber kein richtiges Bild draus.
      Ehrlich: es bringt doch nichts, einen Stadt-Land Gegensatz zu konstruieren. Das ist allenfalls unterhaltsam.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Zumindest der ehemalige bekommt nicht das kalte Grausen, ob Berlin, Hamburg oder auch das kleine Karlsruhe, nein, wenn ich die kaputten Typen sehe, dann kann ich getrost sagen, nein, dauerhaft würde ich nicht da wohnen wollen. Man muss nur mal abends um 23 Uhr in Berlin die U-Bahn benutzen und dann noch umsteigen zu müssen, da ist man froh, wenn man noch heil raus kommt. Nein, ich bin eigentlich kein ängstlicher Typ, bin bereits 1980 in der Bronx Subway gefahren.

      • Bauer Fritz sagt

        @Stadtmensch: Ob die am Land das Stadtdenken auch so unterhaltsam sehen wie sie, wage ich zu bezweifeln. Daß sowohl die Strukturen am Land als auch vielfach die Menschen am Land sind zeigt etwa dieser neuere Bericht (Sterbende Gebiete in D: https://www.welt.de/wirtschaft/article189797745/Neue-Laender-Der-Westen-muss-aus-Problemen-im-Osten-lernen.html)

        Wie wird wohl der Fachausdruck dafür sein ? Verrumänisierung ? Die Alten, die Immobilen, die Unflexiblen ….. das Klischee von eben wie üblich denen vom Land ?

        • Brötchen sagt

          Fritz sie kriegen in ganz Brandenburg keinen günstigen Bauernhof mehr, die erschwinglich sind.
          Fast alle Regionen, sind recht nah an Ballungsgebieten gelegen. Südbrandenburg hat eine Entfernung nach Dresden, Berlin , Leipzig von ca. 100 km und in deren Speckgürtel n boomt es. In Bayern ist der Einzugsbereich nach München auch über 100km. Von Berlin an die Grenze nach Polen braucht man eine dreiviertel Stunde.
          der Artikel ist, so wie er formuliert ist, bullshit.
          Es gibt gewisse Ecken, die schon ab von Schuss sind, aber die waren es schon immer.
          Gebiete aufzugeben, was immer das heissen soll, hat auch eine Kehrseite.
          Wenn der Staat nichts mehr für mich macht, brauche ich den Staat auch nicht mehr, grob gesagt. Man kann heute auch fast autark leben, wenn man sich noch bewegen kann und so gross wie in Kanada oder Australien sind die Entfernungen nicht. Der Osten ist nur so gross, das man alles mit dem Trabbi erreichen konnte. Der wurde ja extra so gebaut, dass man nicht merkte, wie klein das Land ist.
          In Sachsen und BB haben die Politiker das langsam auch begriffen. In BB gibt es jetzt die Vorstellung die Entwicklung an bestimmten Verkehrschneisen zu entwickeln, was funktionieren könnte.
          zum anderen denke ich, das es viele zuzügler aus Polen gibt und geben wird.
          Man geht auch davon aus das der Zuzug aus Berlin zunehmen wird auch in entferntere Landesteile. Je nachdem wie man es mit der Arbeit organisieren kann.

        • Inga sagt

          Es ist doch erwiesen,
          dass sich die Lebensweise in der Stadt vom Land weit entfernt hat und deswegen unterschiedlich ist..

          Damit müssen wir umgehen, wenn wir friedlich zusammen leben wollen, auch die Städter!

          Früher war es schick in ferne Länder zu reisen und ein großes zeitfressendes Auto zu haben,
          heutzutage ist es verpönt!

          Es ändern sich eben viel in so einem künstlichen Leben.

          Das Leben mit der Natur und ihren Gesetzen kann sich nicht so schnell ändern, deswegen beeinflusst es das Leben auf dem Land! Deswegen muß man da viel Rücksicht auf Natur und Mitmenschen nehmen.

          Das wußte aber unser Lehrer früher schon und machte sich über diese Soziologie und ihre Zukunft sorgen!

          Warum werden heutzutage Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter angegriffen?
          Hat das mit Respekt vor anderen Menschen zu tun?
          Ist der in der Großstadt weniger gegebenals auf dem Land?

        • Stadtmensch sagt

          Strukturen…

          ein passendes Zitat von deinem Landsmann:

          „Wenn die Geschwindigkeiten steigen, werden nur die Wege länger, doch die investierte Zeit bleibt gleich. Ein Beispiel: Wir fahren weite Wege, um dieselben Dinge einzukaufen, die es auch im kleinen Laden um die Ecke gibt. Das Problem an der Sache ist: Hohe Geschwindigkeiten zerstören kleine Strukturen. Gibt es keine Geschäfte mehr in der Nähe, muss man weiter fahren. Auf diese Weise verändert das Auto die Wirtschaftsstruktur, die Stadtstruktur und soziale Beziehungen. Diese weitreichende Wirkung hat man in der Verkehrsplanung und -politik aber nicht begriffen.“

          http://www.manager-magazin.de/lifestyle/auto/hermann-knoflacher-warum-das-auto-die-welt-furchtbar-macht-a-1254305-2.html

          und:

          Was ist das größte Verkehrsproblem unserer Zeit?

          Dummheit.

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Die klugen Stadtbewohner mit hochsubventionierten ÖPNV halten Autofahrer als Asozial. In der Stadt ist was wahres dran, sie sollten man aufs Land kommen, zb. in den Schwarzwald und die Strecken und Höhenunterschiede mit dem Rad fahren, dann wird es den Stadtbewohner sprichwörtlich Schwarz vor den Augen.

    • Inga sagt

      Da hast du vollkommen Recht, Hartmut Keller!

      Jede Seite muß die andere mit Respekt behandeln und nicht in seinem Leben und Beruf herumzupfuschen wollen, wovon man keine Ahnung hat.

      Wird eine Berufsgruppe aus der Industrie oder sonst wie in der Stadt so denunziert wie die Bauern auf dem Land?

      Die Bauern auf dem Land oder Stadt reden auch nicht in anderen Berufsgruppen und ihre Arbeit rein, weil sie genau wissen, dass wenig oder gar keine Ahnung davon haben. Sie respektieren diese und gut,
      lassen sich höchstens noch etwas erklären von dem was sie interessiert!

      Warum dennn z.B. nicht ,mal die Ärzte im Krankenhaus denunzieren,
      die laufen auch den ganzen mit Giftspritzen darum und die vielen giftigen Medikamente, die sie verordnen,
      weiterhin wird da alles mit giftigen Mitteln sterilisiert, deswegen riecht es da auch so unangenehm.
      Die verpesten die ganze Umwelt mit Pestiziden.

      Das ist doch ein Sauerei, oder nicht?

      Es haben schon viel behauptet, dass sie da kränker wieder raus gekommen sind als reingekommen sind?

      Wer stänkert mit?
      Wem macht es auch so viel Spaß?

      Es werden da wohl nicht so viel mitstänkern
      weil die Krankenhäuser besser gekannt werden als die Bauernhöfe, denke ich!

    • Bergbäuerin sagt

      Ich habe zwischendurch 15 Jahre in der Stadt gelebt und kenne durchaus die Vorteile (Bequemlichkeit, Kultur). Aber ich hab mich dort immer eingesperrt gefühlt. Und schließlich hab ich diese Abgehobenheit von den Grundlagen der Existenz nicht mehr ausgehalten und bin gern aufs Land gezogen, hab die Entscheidung nicht bereut. Jetzt fahre ich zwischendurch gerne einmal in die Stadt, bade im Flair, aber nach drei Tagen weiß ich meist nicht mehr, was ich dort noch tun soll und fahre gerne wieder heim. Mittlerweile empfinde ich die Macht der Stadt über das Land als bedrohlich.

  3. Ehemaliger Landwirt sagt

    Habe mir mal die Rezessionen bei Amazon reingezogen, offensichtlich passt das geschriebene nicht mit dem Weltbild überein, das der Städter von der ländlichen Bevölkerung hat.
    Bei unseren Reisen, egal ob Studien, oder Urlaub, sämtliche Reisenden kommen von der Großstadt, erst wenn man mal sagt, dass man vom Land kommt, dann rücken die auch raus, dass sie auch von einem Dorf kommen, dem Städter bleibt das meistens verborgen.

    Wenn ich den Mitreisenden nach 8 Tagen noch sagte, dass ich in der Landwirtschaft tägig bin und denen noch sage, dass ich meine Frau nicht bei „Bauer sucht Frau“ kennengelernt habe, dann bleibt denen das Gesicht stehen.

  4. Christian Bothe sagt

    Das Buch von Sußebach sollte man zur Pflichtlektüre für die städtische Journalie und andere Medien machen (Habe bisher nur obiges Exzerpt gelesen).Dann kann man realitätsbezogene Kommentare und Talkshows von außen der landwirtschaftlich unbedarften Bevölkerung präsentieren. Vielleicht ändert sich dann mal das Bild von der „bösen“LW, welche Nutztiere halten und intensiven Ackerbau betreiben,um die Menschen insbesondere auch die Städter satt zu bekommen…

  5. Obstbäuerin sagt

    Es ist ja schon mal bemerkenswert positiv, dass die Menschen auf dem Land nicht als bildungsfern, inkompetent und weltfremd dargestellt werden. Denn im Diskurs um die Zukunft der Landwirtschaft wird genau das mit den Bauern gemacht. Ihnen wird schlicht von der städtischen Bildungsschicht die fachliche Kompetenz aberkannt. Die Stadt hat übernommen und unsere Vertreter haben dem kaum was entgegenzusetzen, wie jetzt in Brandenburg. Da soll der Bauer um Spenden betteln, um Blühstreifen anzulegen. Ich schlage vor, einen Biodiversitäts-Soli einzuführen, der sich am Einkommen orientiert. Da werden die Herzen der Städter gleich höher schlagen – vor Freude.

  6. bauerhans sagt

    ich schreibe kommentare zu themen bei zon (zeit online) und stelle fest,dass landwirtschaft überwiegend emotionalisiert dargestellt wird.

    • Brötchen sagt

      bauerhans kann man ja machen. man sollte aber wirtschaftliche und produktionstechnische Gegebenheiten kennen. warum wieso weshalb bestimmte Dinge, so sind wie sie sind.
      gerade würde ja von fairen Preisen geschrieben. der schweinepreis ist doch ein Vereinigungspreis, wo soll den wer und wann fair sein?
      für mich sind das sozialistische träumereien.
      Wer soll es den Leuten verdenken, wenn Politiker und Journalisten ähnliches Verhalten an den Tag legen. ist doch hier auch nicht anders.
      wenn man die Debatte über Hartz 4 jetzt beobachtet, ist es das gleiche.
      die Löhne wurden runtergedrückt, um mit China konkurrenzfähig zu sein. das übrige tut die Abwertung der d Mark über den Euro.

      • Obstbäuerin sagt

        In ausgewählten Branchen sind die Gehaltserhöhungen spektakulär, wie gerade gestern, Brötchen.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Habe Hoffnung, dass der Abschluss auch von den Landkreisen übernommen wird, es muss sich auch lohnen, dass meine Angetraute in ihrem Beruf blieb. 😉

  7. Bergbäuerin sagt

    Wenn die Annäherung wie in diesem Text mit echtem Interesse und Respekt erfolgt, dann ist sie natürlich eine Riesenchance für den Zusammenhalt der Gesellschaft.
    Bei uns ist jetzt diese Piefke-Saga-inspirierte Mauer für die heimischen Landwirte im Kuhattacken-Urteil wieder abgeebbt, und die Touristenseite meldet sich vermehrt zu Wort.
    Dieses Querfeldeinrennen ist ja jetzt der große urbane Massentrend, und in dieser Form macht er das Land zum Menschenzoo. Da gehen die Leute ohne anzuklopfen in die Almhütten hinein, bewegen sich dort durch Privaträume wortlos wie im Museum, fotografieren die Almleute ungefragt beim Mittagessen. Ständig jemandem erklären zu müssen, dass das keine touristische Inszenierung, sondern dass man hier zu Hause ist, oder grundsätzlich hinter sich zuzusperren nervt.
    Draußen hält man sich nicht mehr an Wege, man läuft kreuz und quer über die Viehweiden, lässt schlimmstenfalls dort auch noch den Hund frei laufen, dass das Vieh keine Ruhe mehr hat. Und wenn etwas passiert, dann ruft das Gesetz doch wieder nach dem Zaun, weil diejenige, die es erwischt hat, ja eh brav auf der Straße gegangen ist. Begründung eines Forenschreibers: Im Flachland neben der Autobahn sind die „Almen“ (Sic!) ja doch auch eingezäunt.
    Unorganisiert funktioniert diese Feldforschung nicht. Da muss sich die Tourismuswirtschaft jetzt etwas einfallen lassen.

    • Mark Rössler sagt

      Das zunehmende Querfeldein rennen beobachte ich seit Jahren,
      Frauchen und Hundchen kennen keine Wege mehr, egal ob bestellter Acker, Weiden oder gar Naturschutzgebiete, überall wird spaziert…
      Selbst die aufgestellten Schilder der Naturschutzgebiete, die auf ein Betretungsverbot abseits der Wege hinweisen, interessieren nicht.

      „Da sind ja überhaupt keine Tiere“…
      Nur weil die den Hasen, Kiebitz nicht sofort sehen, können die ja auch gar nicht da sein.
      Für den Nachwuchs endet das dann meist im Dilemma.
      Es interessiert viele Menschen einfach nicht mehr.

      • bauerhans sagt

        ganz so ist es hier nicht,obwohl sehr dicht besiedelt!
        der gemeinde hatte ich gemeldet,dass auf den feldwegen am hundeübungsplatz sehr viele „tretminen“ liegen und daraufhin wurde ein kostenloser beutelspender aufgestellt,der leider nicht so benutzt wird wies sein sollte.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Bei uns können die Hundehalter die Beutel kostenlos im Rathaus abholen.

          Das interessante ist, bei uns gibt es Hunderassen, die Kacken in die Tüten, lassen sie jedoch auf dem Feld liegen.

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