Ich habe das Buch „Terra Preta“, erschienen im Oekom-Verlag (19,99 €), geschenkt bekommen, weil jemand meinte, das könnte mich als Bauer interessieren. Weil ja das Wort „terra“ drin vorkommt und das heißt „Erde“. Hat es auch, denn warum sollte man sich nicht mit Methoden beschäftigen, die wir in der Schule nicht gelehrt bekommen haben?
Umso enttäuschter, ja verärgerter war ich, als ich die ersten Kapitel unter der Überschrift „Grundlagen“ gelesen habe. Los geht es mit den „Irrtümer der fossilen Landwirtschaft“. Mal ein paar Auszüge:
- Mit der industriellen Landwirtschaft, die per Chemie und Großtechnik einen Krieg gegen die Natur führt, wird die Erde zu Dreck..
- Die konventionelle industrielle Landwirtschaft …verwüstet auf Dauer den Boden…
- Die Agrokonzerne mit ihren schweren Maschinen und chemischen Keulen sind es, die der Erde die Haut abziehen…und hat die Hungerkrise (mit)verursacht
- Die meisten essen indirekt Gensoja – und zwar in Form von Fleisch.
- Skrupellose oder ahnungslose Menschen versprühen Glyphosat in der Landwirtschaft, in Kleingärten und sogar vor Schulen und Kitas.
Und das ist nur ein Ausschnitt aus den ersten rund 40 Seiten. Von Terra Preta ist noch nicht die Rede. Doch dazu kommt es im nächsten Kapitel. Es wird beschrieben, wo man Terra Preta findet, man weiß, dass dieser Boden menschengemacht ist. Aber darüber, wie er entstanden ist „kann man nur Hypothesen aufstellen“. Irgendwie aber aus Pflanzenabfällen, Holzkohle und menschlichen Exkrementen. Ob letztere aber tatsächlich verwendet wurden „ist bisher nicht beweisbar und eher unwahrscheinlich“. Toll! Was denn nun?
Dann geht es ums kleingärtern. Dort wird dann auch kurz erwähnt, dass die Herstellung von Terra Preta sich nicht für die breite Landwirtschaft eignen kann, weil dazu die Rohstoffe ganz einfach fehlen. Es sei denn, man gräbt 10 Tonnen Pflanzenkohle pro Hektar ein. Also nur was für den Hausgarten, der aber auch nicht zu groß sein sollte. Und Arbeit macht die Herstellung auch. Aber: „Terra-Preta-Gärtner ist sinnlich, ethisch, ertragreich, tut gut, ist gesund und macht glücklich“. Jetzt sind wir auf Seite 70.
An dieser Stelle wollte ich aufhören zu lesen, habe es aber doch nicht gemacht. Und das war ein Fehler, denn auch auf den nun folgenden 130 Seiten wird was über die Herstellung von Kompost erzählt, es wird viel Werbung für EM´s gemacht (= Effektive Mikroorganismen), die man in entsprechenden Läden kaufen kann, und mehr oder weniger appetitlich die Nutzung von menschlichem Harn und Kot beschrieben.
Übrigens kommt das Buch ganz ohne Belege, ganz ohne Versuchsergebnisse, ohne nachvollziehbare Daten und Fakten aus. Da ist nichts mit vorher/nachher, mit oder ohne. Terra Preta ist einfach nur eines: gut. Aber schöne Bilder sind drin: von Blumen, Schmetterlingen, Landschaften. Schön verteilt über die 200 Seiten.
Fazit: Nicht empfehlenswert. Schade um die Zeit fürs Lesen. Aber das hab ich überwiegend im Zug gemacht und der hatte Verspätung… 🙂
Wer aber ein Buch kennt, dass sich ernsthaft und halbwegs wissenschaftlich mit Terra Preta beschäftigt, soll das bitte in die Kommentare schreiben. Das Thema interessiert mich nämlich noch immer.
Euer Bauer Willi
Ich hatte die Pacht von 3 ha Acker in Aussicht; der Eigentümer – keinerlei landwirtschaftliche Kenntnisse – wollte, dass sie so richtig ökologisch bewirtschaftet werden. Er wollte, dass der Boden mit „effektiven Mikroorganismen“ gedüngt wird. Als Mikrobiologe (Landwirtschaft nur im Nebenerwerb) hat mich das natürlich sehr interessiert, kam aber zum Fazit, dass EM nur esoterischer Quatsch sind. Etwaige Mehrerträge gehen allein auf das Konto der Nährtstoffe in der Kulturbrühe der Bakterien.
Aus der Pacht ist letztlich nichts geworden.
der Kanister hätte es nun auch nicht gemacht….die wollen auch leben;)…
Lieber Bauer Willi,
es ist schön, dass Sie unser Buch „Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald“ besprochen haben. Allerdings haben sich in der Besprechung einige klitzekleine Falschinformation eingeschlichen. Das Buch „Terra Preta“ in der 1. Auflage hatte einen Preis von 19,95 Euro. Diese erste Auflage ist jedoch aufgrund der hohen Nachfrage vergriffen und wurde am 2.11.2017 als erweiterte Neuauflage neu gedruckt. Den oekom verlag schreibt man bitte klein und ohne Bindestrich.
Und wir haben übrigens noch sehr viele Titel, die Ihnen Ihre Freunde zum Besprechen schenken könnten, u.a. den in den Kommentaren erwähnten Titel „Dreck“ von David R. Montgomery oder „Milch“ von Andrea Fink-Keßler. Außerdem hätten wir noch einen weiteren Titel von Ute Scheub und Stefan Schwarzer namens „Die Humusrevolution“. Weiterhin empfehlenswert wären „Das Wunder von Mals“ von Alexander Schiebel und dann haben wir noch ein Buch von einem Kollegen von Ihnen im Programm. Markus Bogner ist ebenfalls Bauer und bewirtschaftet den Boarhof in der Nähe vom Tegernsee. Er ist Autor von „Selbst denken, selbst machen, selbst versorgen“. „Die Pestizidlüge“ von André Leu hätte ich Ihnen ja auch noch gerne empfehlen wollen, aber die hatten Sie bereits besprochen. Auch dafür vielen Dank! Und ansonsten können Sie jederzeit unter http://www.oekom.de fündig werden.
Mit freundlichen Grüßen
Christine Burk
Leitung Vertrieb und Marketing im oekom verlag
Liebe Frau Burk,
falls ich noch einmal ein Buch aus Ihrem Verlag besprechen sollte, werde ich auf die Kleinschreibung achten und ohne Bindestrich. Den Bürgermeister von Mals habe ich persönlich in Berlin getroffen, da habe ich Information aus erster Hand. Ich darf Ihnen aber auch ein gutes Buch empfehlen: „SAUEREI“, erschienen im Piper-Verlag und nachgedruckt von der Bundeszentrale für politische Bildung…
Bauer Willi
Welcome to the Dschungel in Witzenhausen
https://www.ardmediathek.de/video/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xNTAxMDg/
zeigt Tobi bei seinem Städtetrip
Im Tropengewächshaus gibt es viel zu sehen, in Min: 0,45
Min 5:07 Die 3 Schwestern auf einem Feld.
Das haben die Mayars vor 5000 Jahren schon gemacht.
Mais, Bohnen, Kürbis
steht das auch in ihrem Buch:
Buch „Terra Preta. Die schwarze Revolution aus dem Regenwald”
Das funktioniert doch heute gar nicht mehr, weil es die Maschinen dazu nicht gibt.
Und Fremdarbeiter sind zu teurer!
Moin Willi, wir haben vor vielen Jahren im Landkreis Schaumburg umfangreiche Versuche mit unterschiedlichen EM-Präparaten in Winterweizen und Zuckerrüben gemacht. Raus kam, dass nichts messbares raus kam. Die Ergebnisse wurden vom Lieferanten der Präparate stets angezweifelt und uns unterstellt, dass die Versuchsanstellung nicht den Erfordernissen der Präparate angepasst gewesen wäre. Dabei gab es seinerzeit in SHG niemanden außer uns, der solch anerkannte Expertise im landwirtschaftlichen Versuchswesen hatte. Wie dem auch sei… wer das in seinem Kleingarten machen möchte, Geld dafür zahlt und glücklich damit ist… go for it.
Ich habe auch nicht wirklich etwas anderes erwartet…
Bauer Willi
Es gibt noch viel Forschungsbedarf.
Mein erster Eindruck: Ein Mehr an eingebrachten Nährstoffen bringt mehr Ertrag – http://www.emmerthal.de/media/custom/315_568_1.PDF?1366626399 – Kann es sein, dass diese Erkenntnis uns Bauern bekannt ist 😉
Hallo,
Bruno Glaser und Herr von bernsttorf haben mit Doktoranten der Uni Halle / Saale Versuchsfelder angelegt. Leider habe ich nach einer NDR Sendung vor einigen Jahren nie wieder Weiteres über deren Terra Preta Versuche gelesen.
Dieses Buch und viele andere Kommentare kommen immer von den 80 Millionen Leuten in
Deutschland , die keine Ahnung von Boden, Tierhaltung und überhaupt Landwirtschaft haben , aber immer genau Bescheid wissen. Warum haben wir Bauern denn überhaupt so eine gute Ausbildung überhaupt gemacht. Ob Meister , SGL, Master, usw. , daß wird uns alles nicht abgenommen. Nur die Unwissenden sind schlau und wissen alles besser. Deshalb lehnen die auch unsere Forderung ab , nur nach sachlichen und wissenschaftlichen Dingen vorzugehen. Dann hätten die ja nichts mehr zu melden. Die Leute lehnen in der Natur die Chemie ab , ohne zu wissen , daß alles Chemie ist.
Oh , was soll so was? Peta schickt auch gerne schlimme falsch Bilder rum und macht Stimmung.
Ich kann zwei Bücher empfehlen:
1. Dreck von David R. Montgomery ( Wurde schon erwähnt)
2. Biochar Environmental Management Science and Technologie
ISBN 978-1.84407-658-1
Ist leider nur in Englisch verfügbar.
Hier in der Weinbauberatung Neustadt/Weinstraße wurden ein Versuch angelegt.
Im 1. Jahr der Ausbringung war tatsächlich ein Effekt der verbesserten Wasserhaltefähigkeit nachgewiesen. Im 2. Jahr waren keine Auswirkungen mehr messbar. Empfehlung der Beratung: Für den kleinen Effekt viel zu teuer. Dann besser mit normalen Komposten arbeiten. Soll aber noch weiter untersucht werden.
So habe ich die Ergebnisse in Erinnerung. Wenn jemand mehr wissen will, kann er sich ja mit der Weinbauberatung Neustadt/Weinstraße in Verbindung setzen. Mit der neuen Düngeverordnung ist Kompostfahren, Holzkohle ausbringen etc. in vielen Bereichen eh nicht mehr durchführbar.
https://terraboga.de/dissertation-ueber-die-wirkung-von-biokohlekomposten-in-topf-und-feldversuchen-jetzt-verfuegbar/ Grüsse!
Ich habe die Dissertation mal überflogen. 12,5 t Biokohlekompost pro Hektar ist ja nicht wenig.
Aber darum geht es mir auch nicht, sondern um das Buch, in dem keinerlei Ergebnisse zitiert werden. Das finde ich kritisch, denn so müssen die Leser dem Autoren einfach glauben.
Bauer Willi
Willi! es kam schon mal eine Sendung im NDR über das Thema, auch von einem lw der das versucht hat. Man braucht Unmengen holzkohle. vom oekomverlag habe ich die slowfoodzeitung abonniert, fachlich ist aus der auch kam was zu entnehmen. buchempfehlungen habe ich daraus oft schon bestellt, aber nicht vom oekomverlag.