Bauer Willi, Bücher
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Muss man lesen!

Selten habe ich ein Buch so schnell gelesen wie das soeben erschienene Buch von Andreas Möller. Da schreibt ein Nicht-Landwirt über Landwirtschaft. Na, dachte ich, das kann ja was werden. Ja, und es ist etwas geworden, nämlich ein Blick auf die Landwirtschaft von außen, den Landwirte normalerweise nicht akzeptieren, weil „die ja eh keine Ahnung haben“.

Das ist bei diesem Buch anders. Andreas Möller hat sich wirklich in die Landwirtschaft „reingearbeitet“, lässt kein Thema aus und reflektiert mit dem Leser gemeinsam, warum die heutige Landwirtschaft so ist wie sie ist. Groß, klein, bio, konventionell, Hofladenbetreiber und Agrargenossenschaften, eben bunt.

Für mich sehr spannend und lehrreich war das Kapitel 6 „Die Öffentlichkeit“. Da geht es um die unterschiedliche Sicht der Dinge, um die Schlachten, die mit Studien geschlagen werden und die Mechanismen der Mediengesellschaft. Es geht um Fakten und Moral, um Wissen und Gefühl, das mit dem Satz gut beschrieben wird, der da lautet: „Was interessieren mich Zahlen und Fakten der anderen, wenn ich trotzdem ein ungutes Gefühl habe“. (Übrigens gilt das auch für andere Lebensbereiche, nicht nur bei der Landwirtschaft).

Sehr gut finde ich die konkreten Vorschläge, wenn es darum geht, in der reizüberfluteten Informationsgesellschaft wieder Gehör zu finden. Verbände sind seiner Meinung nach zu reaktiv und so schlägt er vor, dass „heute mehr denn je Einzelakteure ihre Stimme dort erheben, wo Meinung entsteht“. Und weiter: „Der größere Hebel ist, wenn Landwirte beginnen, dort couragiert auf Kritik zu reagieren, wo sie greifbar wird“.

Doch das sind bei weitem nicht die einzigen Vorschläge für eine bessere Kommunikation zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft. Sie merken schon, ich bin ziemlich begeistert und bevor ich jetzt das halbe Buch zitiere, will ich es hiermit bewenden lassen.

Mein Vorschlag: Wenn Sie das Buch „SAUEREI“ von einem gewissen Bauer Willi gelesen und für gut befunden haben, gehört „Zwischen Bullerbü und Tierfabrik“ von Andreas Möller unbedingt auch auf Ihren Wohnzimmertisch. In der Reihenfolge 🙂

Euer Bauer Willi

Achtung: Hier kommt ein Amazon-Link zum Buch. Wer es woanders bestellen möchte, der möge bitte nicht drauf klicken!

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18 Kommentare

  1. Altbauer Jochen sagt

    Bullerbü ist ja nur zum einen mit anderer Landwirtschaft
    gleichzusetzen .
    Es ist die eher skandinavische Lebensart.
    (Und wir in Nordfriesland sind ganz nah dran ! )
    Wenn ich immer wieder von den Zuständen
    in so manchen Stadtvierteln unseres Landes lese,
    dann weiß ich das ich in einer Art Bullerbü lebe.
    Bullerbü ist wie Heimat ,und Heimat ist dort,- wo ich
    wie bei uns,- allen Nachbarn den Haustürschlüssel in Verwahrung geben
    kann wenn man mal ein paar Tage wegfährt.

    • Aber früher zu Zeiten Astrid Lindgrens

      hatten fast alle Leute auf dem Dorf noch Landwirtschaft.
      Da war die ganze Familie eingebunden und man hatte noch mehr Anteil am Leben des Nachbarn, auch schon bedingt durch die Nachbarschaftshilfe. Vielleicht hatte man dadurch auch einen ganz anderen Lebensmittelpunkt und -inhalt.

      Da hat man für:
      „Ich will Autobahnen voller Blech, will Wearables, jedes Jahr 10 neue Handymodelle, Kubikkilometer Kosmetik, Werbung ohne Ende, Bestellknöpfe usw.“

      keinen Sinn und keine Zeit.

      Und macht so etwas schon gar nicht zum Lebensinhalt!

      • und wie ist es in Zeiten von
        der industriellen Landwirtschaft?
        Und den Arbeitsplätzen in der Industrie und deren Inhabern?
        Und deren Kaufverhalten?

  2. Peter Fuchs sagt

    Glückliches Deutschland, wo sich ehemalige Fußballgrößen als heimliche Intellektuelle entpuppen 😉

    • Stadtmensch sagt

      Andreas Möller muss man nicht lesen, genauso wie man Rainer Hank nicht lesen muss (oder wen auch immer die FAZ zur Rechtfertigung eines nicht nachhaltigen Lebensstils auffährt).
      Was solls…
      Ich sehe es mittlerweile wie der Fingerphilosoph: „Ich will Autobahnen voller Blech, will Wearables, jedes Jahr 10 neue Handymodelle, Kubikkilometer Kosmetik, Werbung ohne Ende, Bestellknöpfe usw.“. Und damit wir uns die Natur weiterhin vom Leib halten können, sitze ich auch gerne den ganzen Tag fest auf einem Stuhl und bediene HMIs. Wohlstand eben! So wie ihn diese ängstlichen Nützlichkeitsstreber und wahren Philister definieren. Dass diese Leute (die ihr Glück an warme Stuben, knusprige Brötchen, Vorsorgeuntersuchung und die tägliche Fahrt mit einer HighTec-Kutsche zum Arbeitsplätzchen knüpfen) sich über Romantiker (Landlustleser?, Namenstanzer?, Bäume-Umarmer) aufregen, ist nur folgerichtig.

      Ich erinnere mich noch an einen Lesetip, den ich hier rumgeschickt hatte: „Das große Buch der Landwirtschaft“ (geschrieben von Geisteswissenschaftlinnen). Was hat der Willi sich drüber aufgeregt 😉
      Aber diesmal kommt das Elaborat von einem Mann – und da scheint es ok zu sein.

      • Dann ist es doch lebenswert,

        wenn Bauer Willi sich darüber nicht aufregt,
        denn sonst würde doch mit ihm etwas nicht stimmen. 🙂

        Dadurch werden die Geisteswissenschaftlerinnen eine ganz andere Theorie haben als Andreas Möller, denke ich!

    • Stadtmensch sagt

      Achso – nochwas für die Philister à la Möller.:

      Lebenserwartung ist nicht das Erreichen von möglichst vielen Jahren Lebenszeit, sondern dass das Leben den Erwartungen gerecht wird.

      Dazu noch ein Schnipsel vom Herrn Eichendorff:

      „Die Trägen, die zu Hause liegen,
      Erquicket nicht das Morgenrot,
      Sie wissen nur von Kinderwiegen,
      Von Sorgen, Last und Not um Brot.“

      • Lebenserwartung Philister à la ehemaliger Landwirt:

        Durch den modernen Ackerbau mit seinen Techniken (PS und moderne Dünger)

        werden wir gesünder älter!

        Heißt:
        Es werden genügend, gesundere Nahrungsmittel hergestellt als früher und zwar zum Spottpreis!

        Gut, auf Kosten der Natur.

        Aber das macht bestimmt weniger aus als die:

        „Ich will Autobahnen voller Blech, will Wearables, jedes Jahr 10 neue Handymodelle, Kubikkilometer Kosmetik, Werbung ohne Ende, Bestellknöpfe usw.“.

        Müßte man mal gegenüberstellen!

      • Bauer Willi sagt

        Für die einen ist das Glas immer halb voll, für die anderen immer halb leer. Menschen, die eine negative Grundeinstellung haben und sich darum in Zynismus flüchten, sind bedauernswert.
        Bauer Willi

        • Stadtmensch sagt

          Zitat Elias Canetti:
          „Man ist nie traurig genug, um die Welt besser zu machen – man hat zu bald wieder Hunger.“

  3. Peter Müller sagt

    Lieber Bauer Willi, dies ist bereits das zweite Buch Bonn Andreas Möller, das erste ist auch eine Empfehlung wert: „Das grüne Gewissen: Wenn die Natur zur Ersatzreligion wird“

  4. bauerhans sagt

    gestern einen landnachbarn getroffen(der am acker wohnt,nicht direkt in meiner nähe),der dieses jahr 80 wird,aber wie 50 aussieht.
    na,sagte ich zu ihm,dann machen wir bauern wohl doch nicht alles verkehrt,wenn die leute so gesund alt werden.
    er beschrieb noch,wies früher gewesen war,als mein opa den acker mit zwei gespannen pflügen liess,vor allem,wie lange das gedauert hätte.

  5. Inga sagt

    Warum ist die Landwirtschaft an iher Opferrolle selbst Schuld?

    Habe ich richtig gehört, wegen den Skandalen?

  6. Ute Keil sagt

    Danke für den Tipp!Habe es bestellt,aber bei meinem „Lieblingsbuchhändler“….😉Bin oft zwiegespalten was ich zum Thema Landwirtschaft denken soll..vielleicht „erhellt“ das Buch mir einiges….

    • Bauer Willi sagt

      Da Herr Möller ja nichts mit der Agrarbranche zu tun hat, fand ich den „Blick von außen“ auch für mich als Bauer eben erhellend. Wir leben ja in dem Zwiespalt zwischen Bullerbü und Agrarfabrik. Das Dilemma der Essensmacher.
      Bauer Willi

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