Bauer Willi, Bücher
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Besser einkaufen (Buchbesprechung)

Aktuell, im Februar 2018 ist das Buch „Besser einkaufen“von Katarina Schickling erschienen. Ich kenne sie ja persönlich (von ZDF Zoom) und bin nicht immer ihrer Meinung. Deshalb war ich sehr gespannt.

Zunächst ist da der Untertitel: „Der Lebensmittel-Ratgeber für kritische Verbraucher“. Beim Begriff Ratgeber runzele ich meist die Stirn, denn davon gibt es ja reichlich. Doch mit diesem Buch kann ich was anfangen, denn ich erfahre dort in sehr komprimierter Form (rund 200 Seiten) sehr viel über die Herstellung unserer Lebensmittel, den Lebensmittelmarkt und die Lebensmittelindustrie. Das Kapitel „Die ungute Macht der Handelsketten“ habe ich ebenso verschlungen wie „Wie geil ist Geiz?“. Auch deshalb, weil hier eine Lanze für die Bauern gebrochen wird, die unter dem Preisdiktat der vier großen Ketten meist nur durch noch niedrigere Stückkosten reagieren können. Und das hat Folgen.

Im weiteren Verlauf geht Katarina Schickling auf die Begriffe regional und bio ein. Es ist schon merkwürdig, was sich alles regional und bio nennen darf. Regionale Alpenmilch aus Polen zum Beispiel. Sie schreibt auch offen, dass Bio nicht immer anders schmeckt oder sich in den Inhaltsstoffen unterscheidet. Aber dennoch plädiert sie dafür, mehr Bio zu kaufen. Dann aber am besten Premium-Bio (z.B. Demeter), weil hier die Vorschriften die strengsten sind und  Umwelt- und Tierwohlaspekte aus ihrer Sicht am besten berücksichtigt werden.

Dann werden die einzelnen Produktgruppen analysiert: Huhn und Ei, Milch, Fleisch und Wurst sowie Fisch. Nun ist das Buch ja für kritische Verbraucher geschrieben worden und nicht für Bauern. Wenn also gesagt wird, dass konventionelle Tierhaltung immer eine Qual ist, so finde ich das nicht richtig. Allerdings gesteht sie auch, dass sie Verständnis dafür hat, dass der Markt viele Bauern dazu zwingt, immer effektiver und günstiger zu produzieren. Auch mit dem häufig gebrauchten Begriff „glücklich“ (glückliche Hühner, Schweine, Kühe) kann ich nicht so viel anfangen. Ich weiß zwar, was sie damit zum Ausdruck bringen will (Bio-Tiere sind ihrer Meinung nach meist „glücklicher“) aber unausgesprochen werden damit die konventionellen Tierhalter ausgegrenzt und der Eindruck erzeugt, dass deren Produkte minderwertiger wären.  Und auch sonst gibt es immer wieder ein paar kleine Seitenhiebe gegen die konventionelle Landwirtschaft. Jedenfalls kommt es bei mir so an.

Für mich spannend und wirklich neu war das Kapitel „Fisch – das bessere Fleisch?„. Über Pangasius und Tilapia wusste ich nicht viel, auch nicht über deren Aufzucht. Auch nicht davon, dass 90% der Lachses, der in Deutschland angeboten wird, aus Zuchtfarmen stammt. Dort wird pflanzliches Futter verabreicht, das den Omega-3-Fettsäureanteil im Fisch sinken lässt. Und das ist doch eigentlich ein wichtiger Grund, warum wir Fisch essen sollten.Die Sache mit den Siegeln (MSC u.a.) sehe ich jetzt auch etwas kritischer.

Wirklich gut zu lesen ist der Abschnitt zu Super-Food. Auch wenn manch einer das schon weiß: Statt Goji-Beeren tun es auch schwarze Johannisbeeren, statt Acai auch Holunder, statt Chia reicht Leinsamen. Und das alles für einen Bruchteil des Preises der exotischen Variante. Und wer blutverdünnende Medikamente zu sich nimmt, dem sei dringend vom Verzehr von Goji-Beeren abgeraten. Es gibt gefährliche Interaktionen! Hab ich wieder was gelernt.

Der letzte Teil des Buches befasst sich mit den Folgen der industriellen Weiterverarbeitung von Lebensmitteln. Es geht um Zutaten, Zusatzstoffe, Aromen, Hilfsmittel, Treibmittel und all die verschiedenen Ingredienzien, die dazu führen, dass die Produkte so aufgepeppt werden, dass sie gut aussehen, einigermaßen schmecken, lange haltbar sind und ganz wichtig: billig sind! Und dass Aromen deshalb auch schon mal aus Sägespänen gewonnen werden…

Fazit: ein kompakter Streifzug durch die Welt der Lebensmittel. Dass Katarina Schickling nach jedem Kapitel dazu rät, besser die Bio-Variante zu kaufen, erscheint mir aus ihrer Sicht logisch, weil es ihr auch um die Aspekte Umwelt und Tierwohl geht. Die sieht sie bei Bio besser verwirklicht.

Mit nur 6 Seiten sehr knapp ist das letzte Kapitel: Anders einkaufen. Die Ratschläge: direkt beim Erzeuger einkaufen (real oder online), selber kochen, saisonal und regional bevorzugen, Solidarische Landwirtschaft, Einkaufsgemeinschaften. So wirklich neu sind die Ratschläge jetzt nicht. Bin gespannt, wie viele Menschen nach der Lektüre des Buches auch anders handeln werden.

Euer Bauer Willi

 

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38 Kommentare

  1. Sabine sagt

    Nun, was haben wir uns auf die Schenkel geklatscht und uns über die ollen Brautschulen oder ähnlich verstaubte Institutionen wie die Frauenfachschulen lustig gemacht…Haha, Putz-Akademie…Baby-Wickel-Zertifikat….Torten-Abi… braucht kein Mensch, wer da sein Mädchen hinschickt, will nicht das es was lernt, sondern dass es schön dumm bleibt… Was lernt man da? Wie man einem Mann die Schluffen bringt?
    Fast forward 30 years und in der Selbsthilfe-Abteilung der Buchläden findet man die merkwürdigsten Bücher: z.B. : Magic Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert. Eine ganze Regalwand kann man mit Aufräum-und Haushalts-Orga-Büchern füllen. Ratgeber für Familien mit knapper Zeit und knappen Geld sind wohl der Renner. Kochbücher, och Gottchen, nein, da muss es schon ein Video auf der Tube sein, sonst wird das nie was mit dem Rührei…. oder dem belegten Brot. Kein Spaß, wie man ein Ei-Brot mit Mayo und Kresse macht, wissen scheinbar über 100.000 Leute erst nach betrachten eines entsprechenden Videos. Wenn man in Richtung Kinderpflege und Erziehung guckt wird einem schwindelig. Scheinbar ist das dann doch alles nicht so einfach.
    Find ich das jetzt nur sau-komisch, oder wundern sich da auch andere?

      • Lieschen Müller sagt

        Das kann ich auch nie verstehen, diese ganzen „Salate“. Da weisst du doch echt nie, was drin ist. Grundzutaten kaufen, die Herstellung ist weder Hexenwerk noch tagesfüllend.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Bei den meisten Käufer dieser Convenience-Lebensmittel wollen sich nicht die Arbeit machen, ein Essen mit hochwertigen Produkten herzustellen.

          Bei einem Convenience-Lebensmittel übernimmt der Hersteller mindestens einen Arbeitsschritt der Vor- oder Zubereitung, um dem Verbraucher oder dem Koch Arbeit bei der Speisenzubereitung abzunehmen. Die Palette dieser bequemen Lebensmittel reicht vom küchenfertigen, geputzten Gemüse bis zum verzehrfertigen Dessert. Je mehr Arbeitsschritte der Anbieter im Vorfeld erledigt, umso höher ist die Fertigungsstufe eines Convenience-Produkts.

  2. Friedrich sagt

    Wenn ich Willis Beschreibung über das Buch lese , komme ich zu dem Ergebnis , daß der Filmbericht im ZDF über den Weizen von den „Oberen “ mit dem Ziel schon vorher festgelegt wurde. Das Buch gibt ja auschließlich die Meinung der Autorin wieder . Das ist aber im Filmbericht wohl so nicht zu sehen. Also war die einseitige Darstellung im ZDF klar
    das Ziel. Damit wiederspricht sich der „Öffentlich rechtliche Rundfunk“ selbst mit der objektiven Berichterstattung. Also brauchen wir diese Sender nicht mehr , weil sie entweder die politische Einseitigkeit oder den Mainstream verbreiten. Auch werden viele Nutzer kaum mit den Millionensummen für den Fußball einverstanden sein.Diese Sendungen werden doch von der Masse der Fernseher nicht konsumiert, aber bezahlt.

  3. Horst Seifert sagt

    Hallo,
    Uns muss man offenbar immer wieder einiges erklären. Spätestens in der nächsten Woche werden wir erfahren, dass man nach dem Winter am Auto einiges zu tun hat usw…
    Ohne diese Infos würde ich noch heute nur mit Sommerreifen fahren und womöglich weder tanken noch das Wischwasser nachfüllen.ich bin sehr dankbar dafür, dass ich jetzt wieder einmal mehr einen Einkaufsberater kaufen könnte.
    Mit Kindererziehungsberatern geht es auch ganz gut.
    Wo schreibt einer darüber, dass man es mit Denken probieren sollte. Möglichst in vielen Lebensbereichen.

    Ich habe es schon ab und zu probiert. Mit dem Denken. Kann ich weiter empfehlen.

    • Bauer Willi sagt

      Freut mich, dass ich Ihnen weiterhelfen konnte. Dann brauchen Sie das Buch ja schon mal nicht lesen. Denken Sie ruhig weiter selbst 🙂
      Bauer Willi

  4. Lieschen Müller sagt

    Gestern im Supermarkt, vor mir zwei Frauen, lässig schick (grünversifft !), was kaufen sie ein? Zwei Schälchen Heidelbeeren, 1 Schälchen Brombeeren aus Peru. Yes! Lasst uns den Planeten endlich zugrunde richten, ich habe alle Hoffnung verloren 🙁

    • Inga sagt

      Ja,
      und das zu recht Lieschen,
      denn nicht nur reden, sondern auch Zusammnhänge erkennen, erst dann kann man die beiden Damen zu diesem Thema für voll nehmen.

      Schade, dass das Reden über ein Thema mehr Wirkung zeigt, als ein Handeln!

    • Thea S sagt

      Und ich habe sogar Leute gesehen, die in ihren Einkaufswagen Bananen, Orangen, Zitronen, Süßkartoffeln, Kaffee und Tee hatten!!! Und ein paar sogar Gewürze, Sojasoße und Whiskey. Unser Planet ist verloren.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Kein Mensch verlangt von ihnen, dass sie auf Südfrüchte verzichten. Es muss nicht sein, dass mitten im Winter zb. Heidelbeeren und Erdbeeren verzehrt werden müssen, die mit dem Flieger zu uns transportiert werden.
        Gerade sie, die immer kritisch zu der deutschen Landwirtschaft stehen, sollten auf jegliche Flugware verzichten, wenn man sie noch ernst nehmen soll.

        Übrigens, es gibt auch Whiskey deutscher Produktion zu kaufen, die was Qualität betrifft, anderen nicht nachsteht.

    • Paulus sagt

      Aouu Shit, und ich hab am Samstag noch Avocados gekauft, waren im Angebot. Vielleicht bringe ich sie unter dem Vorwand einer Kalium- und Isoleucin-Intoleranz doch lieber wieder zurück.
      Da fällt mir ein, ich wollte meiner Gattin einen Strauß Rosen schenken, einfach nur so – aber wenn ich daran denke wo die herkommen …
      Muss ich zwecks Rettung des Planeten wohl doch die ersten Osterglocken aus den öffentlichen Anlagen klauen. Naja, fünf Minuten Angst und schnelle Schritte, dann ist das auch erledigt. Wo ist denn nur mein Taschenmesser?

      • Bauer Willi sagt

        Warum nimmst Du die Osterglocken nicht mitsamt der Zwiebeln mit? So machen das die Leute bei uns. Da hast du die Blüten für dieses Jahr und gleich auch was für den eigenen Garten für nächstes Jahr.
        Bauer Willi

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Paulus,
        wer mit den eigenen Glocken gut läutet,
        braucht keine Osterglocken mitbringen. 😉 🙂

        • Paulus sagt

          Was weiß ich wo die herkommen? Da klaue ich doch lieber ökologisch korrekt lokal.
          Damit bin ich immer auf der sicheren Seite.

      • Lieschen Müller sagt

        Ehrlich, verzichte auf die Rosen. Koch lieber ein gutes Abendbrot aus lokalen Zutaten!

  5. bauerhans sagt

    der deutsche verbraucher kauft „gut und günstig“ und wird sicherlich diesen und ähnliche einkaufsratgeber nicht kaufen.

  6. Freudenschuss sagt

    Ich lasse mich nicht missionieren ! Esse weiter viel Supermarktfleisch ! Besser einkaufen in der Buchhandlung !

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Sie kaufen das Supermarktfleisch in der Buchhandlung,
      das ist mal interessant. 🙂

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