Monate: Oktober 2021

Brötchen werden kaum teurer!

Das Getreide wird teurer, das Mehl auch. Hier mal eine Rechnung, für wie viel Cent Mehl in einem Brötchen steckt, (gerundete Zahlen) und um wieviel teurer es aufgrund der höheren Weizenpreise werden dürfte. Ein Brötchen wiegt rund 50 g. 37 g davon sind Mehl. Bei einem Vermahlungsgrad (Anteil Mehl vom Korn) von 77% benötigt man dafür 48 g Weizenkörner. Für 100 kg Weizen erlöse ich normalerweise 16 €, für 1 kg Weizen also 0,16 €. Aus 1 kg Weizen kann ich 20,8 (gerundet 21) Brötchen backen. Dividiere ich 0,16 € durch 21 Brötchen so ist in einem Brötchen ein Wert von 0,00762 € Weizen, also 0,762 Cent. Damit in einem Brötchen Weizen für 2 Cent ist, müssste der Weizenpreis um das 2,62fache auf 41,92 € pro 100 kg Weizen steigen. Der Weizenpreis ist tatsächlich gestiegen. Für meinen Weizen bekomme ich jetzt nicht mehr 16 €/100 kg sondern ich erlöse derzeit rund 24 €/100 kg. (An der Börse liegt der Preis höher, aber ich lagere nicht selbst) Dieser aktuelle Weizenpreis entspricht einem Wert in einem Brötchen …

Menschengerechtes Wohnen – eine fiktive Geschichte

Unser Nachbar hat vor drei Jahren ein Haus gebaut. Mit Kredit von der Bank. Ein Architekt hat das Haus geplant und dabei alle gesetzlichen Regelungen bedacht, die es damals gab. Seit drei Jahren lebt die Familie mit zwei Kindern im neuen Haus. Dann kam Corona. Die Folge: Home-Office für alle, für die Kinder Fernunterricht. Das betraf nicht nur unsere Nachbarn, sondern alle in der Strasse, in der Stadt, im Land. Die Familien mussten nun alle über Tage und Wochen in ihrem Haus, ihrer Wohnung gemeinsam verbringen, sowohl bei der Arbeit als auch in der Freizeit. Die räumliche Enge rief mehrere Menschenrechtsorganisationen auf den Plan, die die menschenunwürdigen Zustände im Lockdown heftig kritisierten. Die Politik musste schließlich reagieren und erließ folgende Verordnungen: Mindestgröße für alle Zimmer 30 qm, wahlweise 100 cbm umbauten Raum Alle Zimmer mit Balkon (Zugang zum Aussenklima) Betten so groß, dass jede Person mit ausgebreiteten Armen darin schlafen kann (Ehebett 3,60 m breit) Pro Person ein WC, ein Waschbecken, eine Dusche Für Ver- und Entsorgung der Lebensmittel sowie Natur- und Artenschutzaufgaben sind pro …

Termin: Zukunftskommission im Dialog

Hier die Einladung zu einem Livestream der Zukunftskommission Landwirtschaft, die das Ergebnis ihrer Arbeit der Politik vortragen und mit ihr darüber diskutieren will. Jeder kann diese Präsentation in einem Livestream mitverfolgen:  https://www.zklimdialog.de/ Hier der Einladungstext: Im Dialog – Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe am 19. Oktober 2021, von 15:00 bis 17:30 Uhr Mit dem Bericht „Zukunft Landwirtschaft. Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ ist es der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) gelungen, Leitlinien für eine sozial, ökologisch und ökonomische tragfähige Politik des Agrar- und Ernährungssystems zu beschreiben und sich auf Empfehlungen für konkrete Wege dahin zu einigen. Einstimmig haben die 31 Mitglieder aus Landwirtschaft, Wirtschaft und Verbraucherschutz, Natur-, Umwelt- und Tierschutz sowie aus der Wissenschaft den Bericht beschlossen, der ein deutliches Signal an die Politik sendet: Ökologisch verantwortliche Landwirtschaft kann betriebswirtschaftlich attraktiv und volkswirtschaftlich vorteilhaft sein. Der Transformationsprozess des Agrar- und Ernährungssystems ist als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu verstehen und umgehend anzugehen. Nur so wird Nachhaltigkeit zum erfolgreichen Geschäftsmodell im Landwirtschafts- und Ernährungssystem, das sich auch volkswirtschaftlich rechnet. Jetzt muss in diese Zukunft investiert werden. Jedes Zuwarten würde teurer und wäre …

Weniger düngen, weniger Ertrag –> höhere Preise, mehr Hunger

Die Preise für Mineraldünger steigen ins Utopische. Nicht nur für Stickstoff, sondern auch für Phosphor und Kali. https://www.agrarmarkt-nrw.de/duengermarkt.shtm https://markt.agrarheute.com/duengemittel/ Weitere Preissteigerungen sind nicht ausgeschlossen. Es stellt sich mehr und mehr die Frage, ob im Frühjahr genügend Ware physisch verfügbar ist, da viele Hersteller von Düngemittel keine Ware mehr produzieren. Genannter Grund: die hohen Energiepreise. Nun mag der ein oder andere Landwirt auf organischen Dünger (Gülle, Gärrest) ausweichen wollen. Aber: bisher hat noch jeder organische Dünger seinen Abnehmer gefunden. Folglich wird es dazu kommen, dass diese Produkte im Frühjahr zu anderen Konditionen angeboten werden und aus einem Anbietermarkt zunehmend ein Nachfragemarkt werden wird. Für die viehhaltenden Betriebe wäre es vorteilhaft, weil sie so von einem Teil der Kosten entlastet werden. Was auch dringend notwendig ist. Fakt ist: wenn die Düngerhersteller ihre Fabriken abgestellt haben, fehlt im Frühjahr vor allem Stickstoff. Bei Phosphor und Kali kann man mal eine Zeitlang „von der Substanz“  leben. Der „Motor“ des Wachstums aber ist Stickstoff und wenn der fehlt, fehlt es in der Konsequenz an Menge und Qualität. Wohin weniger Ertrag …

Engagement für eine besondere Kultur

Familie Kremer (weder mit mir verwandt noch verschwägert, wohl aber gute Bekannte) setzen sich für eine Kultur ein, die im Rheinland fast in Vergessenheit geraten ist: Die rheinische Ackerbohne. Sie sorgen auch dafür, dass sie in neuen Märkten ihren Absatz findet. So wird es zum Beispiel mit heimischen Bäckern zu Brot verbacken. Auch als Hummus kann man es einsetzen. Regionaler geht nicht. Hier ein toller Bericht: https://www.ardmediathek.de/video/ard-buffet/regionale-genuesse-rheinische-ackerbohne/das-erste/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzE1NDA0NjI/ Ich finde, die beiden machen das richtig gut. Das ist nicht nur eine gute Werbung für die Ackerbohne, sondern auch für die Landwirtschaft insgesamt. Und vielleicht versucht ihr auch mal das Ackerbohnen-Brot. Gibt es aber bisher nur im Rheinland.

Zur Diskussion die Pressemeldung einiger Teilnehmer der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) die sich an die Politik richtet. 2021_-_142_PM_DBV__DNR_Sondierungen Hier der entsprechende Text, den ich zur Diskussion stelle. Zu Beginn der Sondierungsgespräche zur Bildung der neuen Bundesregierung appellieren insgesamt zehn Agrar- und Umweltverbände gemeinsam an die Parteien, die in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) errungenen Kompromisse auch in den Sondierungsgesprächen und in einer Koalitionsvereinbarung zu berücksichtigen: Aus Sicht von Prof. Dr. Kai Niebert, Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR) ist die Politik gefragt: „Wenn gleichzeitig Höfe und Insekten sterben, wenn gleichzeitig Landwirt:innen und Naturschützer:innen auf den Straßen stehen und wenn eine Politik jedes Jahr Umwelt- und Gesundheitsschäden im dreistelligen Milliardenbereich verursacht, ist klar: Die neue Bundesregierung muss umsteuern – und zwar grundlegend. Vor vier Monaten haben wir gemeinsam in der Zukunftskommission Landwirtschaft ein Konzept zur Rettung von Höfen und Natur vorgelegt. Die Sondierungen der neuen Koalition für die Landwirtschaft sollten somit nach zwei Worten beendet sein: ZKL umsetzen.“ Der Vize-Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Werner Schwarz, sieht nur in einer kompletten Umsetzung der ZKL Zukunftsperspektiven für die Landwirtschaft: „Ohne …

Schweinekrise, Agrardialog und der Kampf um die Meinungshoheit

Was derzeit im deutschen Schweinemarkt los ist, hat es in der Nachkriegszeit wohl so noch nicht gegeben: Afrikanische Schweinepest, Corona, niedrigste Erlöse bei gleichzeitig immer weiter steigenden Futterkosten sowie höhere Energiekosten führen dazu, dass hier in Deutschland sowohl Ferkelerzeuger als auch Mäster aufgeben müssen. Wenn Ferkel von 25 kg Gewicht für 18 € abgegeben werden müssen, versteht wohl auch der normale Bürger, dass damit kein Geld verdient werden kann. Und wenn die Schlachthöfe die Preise für 1 kg Schweinefleisch auf 1,20 € abgesenkt haben, führt das bei steigenden Kosten in den Ruin. Mit der Mast ist kein Geld zu verdienen ist (die billigen Ferkel fangen viel auf), aber die Ferkelerzeuger sind auf dem sicheren Weg in den Ruin sind. Niedrige Preise hat es immer mal gegeben. So wie die Rahmenbedingungen jetzt sind, scheint sich diese Krise aber in den nächsten Monaten fortzusetzen. Damit stellt sich für viele Betriebe die Frage, wie lange sie noch Geld mitbringen müssen, um Ferkel zu erzeugen oder Schweine zu mästen. Hört man sofort auf oder hofft man (weiter) auf eine …

Industrielle Landwirtschaft – was ist das?

Gestern, am Sonntag-Nachmittag, ging es in einer WhatsApp-Gruppe von – zumeist jüngeren – Landwirtinnen und Landwirten um den Begriff „industrielle Landwirtschaft“. Ich habe den, zugegebenermaßen provokativen, Vorschlag gemacht, dass wir als Landwirte den Begriff selbst aktiv nutzen und „positiv aufladen“, wie es heute neudeutsch heißt. Auslöser war unter anderem ein Video, in dem ein alter Kartoffelroder gezeigt wurde PTZN6378[1] und ein Mitkommentator daraufhin einen nagelneuen Roder mit mehreren Kameras und allen sonstigen Finessen zeigte . POPG1568[1] Alle waren der Meinung, dass das ein Fortschritt ist. Dieser neue Kartoffelroder ist natürlich ein Symbol für eine industrielle Landwirtschaft, denn die aufwändige Handarbeit wurde durch ausgefeilte Technik ohne Menschen ersetzt. Gleiches gilt im Prinzip für jeden Mähdrescher, jeden Rübenroder, die Sämaschine und den Düngerstreuer. Alles Arbeiten wurden zuvor von Menschen mit Hand oder unter Mithilfe von Pferden erledigt. Die Technisierung war und ist ein Fortschritt. Vermutlich wird dieser technische Fortschritt, der zur Industrialisierung der Landwirtschaft geführt hat, von unseren Mitmenschen kritisch gesehen. Sie verstehen zwar, dass niemand mehr die schwere Arbeit machen will (sie selbst schon mal garnicht), aber …

Nachhaltigkeitstrend Ernährung – und die passende Studie

Kaum ein Begriff wird derzeit so inflationär verwendet wie der Begriff  „Nachhaltig“. Da ist es nur logisch, dass sich auch die Ernährungsindustrie diesem Trend anschließt. Passend zur Anuga hat der BVE eine Studie anfertigen lassen, die tatsächlich interessant zu lesen ist. Anuga-Studie-Nachhaltigkeitstrends-in-der-Ernaehrungsindustrie-2021 Ab Seite 16 geht es um pflanzliche Tierersatzprodukte. Gemeint sind nicht nur Fleischersatz, sondern auch Milchersatzprodukte, die einen immer breiteren Raum einnehmen. Hier ein Auszug: „In allen drei Kategorien der Milchersatzprodukte zeigt sich ein stärkeres Wachstum als in den entsprechenden Kategorien der Milchprodukte. Dies macht sich besonders in der Kategorie Joghurt bemerkbar, wo die durchschnittliche jährliche Markteinführung von traditionellen Joghurtprodukten zwischen 2016 und 2020 einen Rückgang von 5,5 Prozent verzeichnete, verglichen mit einem Wachstum von 19,5 Prozent bei pflanzlichen Joghurt-Alternativen.“ Was Fleischersatzprodukte angeht, so nimmt dieser Markt zu, hat aber noch keine kritische Größe erreicht. Auch hier ein Textauszug: „Der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen betrug im Jahr 2020 rund 38,6 Milliarden Euro – und damit mehr als das Hundertfache des Wertes der Fleischersatzprodukte.“ Auch sonst sind in der Studie …