Bauer Willi
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Industrielle Landwirtschaft – was ist das?

Gestern, am Sonntag-Nachmittag, ging es in einer WhatsApp-Gruppe von – zumeist jüngeren – Landwirtinnen und Landwirten um den Begriff “industrielle Landwirtschaft”. Ich habe den, zugegebenermaßen provokativen, Vorschlag gemacht, dass wir als Landwirte den Begriff selbst aktiv nutzen und “positiv aufladen”, wie es heute neudeutsch heißt. Auslöser war unter anderem ein Video, in dem ein alter Kartoffelroder gezeigt wurde PTZN6378[1] und ein Mitkommentator daraufhin einen nagelneuen Roder mit mehreren Kameras und allen sonstigen Finessen zeigte . POPG1568[1] Alle waren der Meinung, dass das ein Fortschritt ist.

Dieser neue Kartoffelroder ist natürlich ein Symbol für eine industrielle Landwirtschaft, denn die aufwändige Handarbeit wurde durch ausgefeilte Technik ohne Menschen ersetzt. Gleiches gilt im Prinzip für jeden Mähdrescher, jeden Rübenroder, die Sämaschine und den Düngerstreuer. Alles Arbeiten wurden zuvor von Menschen mit Hand oder unter Mithilfe von Pferden erledigt. Die Technisierung war und ist ein Fortschritt.

Vermutlich wird dieser technische Fortschritt, der zur Industrialisierung der Landwirtschaft geführt hat, von unseren Mitmenschen kritisch gesehen. Sie verstehen zwar, dass niemand mehr die schwere Arbeit machen will (sie selbst schon mal garnicht), aber dass die Maschinen die Landwirtschaft “entmenschlicht” und damit industrialisiert hat. Und sie haben Recht. Heute ist es keine Kunst, dass eine einzelne Person einen Betrieb von 100 Hektar Ackerbau bewirtschaftet. Das geht nur mit industrieller Landwirtschaft.

Ich bin nun nicht “stolz” auf die industrielle Landwirtschaft aber meiner Meinung nach sollten wir unseren Mitbürgern recht geben, wenn sie die Aussage treffen, dass unsere Form der Landwirtschaft “industriell” ist. Wenn ein Betrieb in Schleswig-Holstein 1.000 Hektar Bio-Gemüse anbaut und vermarktet, ist auch das industrielle Landwirtschaft. Industrielle Bio-Landwirtschaft eben.

Industriell ist keine Wertung, sondern eine Form der Herstellung. Dass der Begriff im Bereich der Landwirtschaft negativ besetzt wird, ist unsere Interpretation.

Mein Tipp: diskutiert doch den Begriff mal in der Familie oder im Freundeskreis und hört euch an, wie sie reagieren. Und lest mal, was das Lexikon der Geographie darunter versteht. Ist doch so falsch nicht, oder?

https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/industrialisierte-landwirtschaft/3724

Euer Bauer Willi

 

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199 Kommentare

  1. Thorens sagt

    Der Duden sagt zur Definition von Industrie:
    a) Wirtschaftszweig, der die Gesamtheit aller mit der Massenherstellung von Konsum- und Produktionsgütern beschäftigten Fabrikationsbetriebe eines Gebietes umfasst.
    b) Gesamtheit der Fabrikationsbetriebe einer bestimmten Branche in einem Gebiet.

    Was daran negativ sein soll, erschließt sich mir nicht.

    Industriell: die Industrie betreffend, zu ihr gehörend, durch sie geprägt

    Ja, die Landwirtschaft ist geprägt durch die Massenherstellung von Konsumgütern.

    Daran finde ich auch nichts Negatives.

    Nur weil der Begriff industrielle Landwirtschaft von gewissen Gruppen abwertend verwendet wird, ändert das nichts an den Tatsachen. Der Zwang zu immer mehr Effizienz, auch in der Landwirtschaft, hat uns zu dem Status Quo geführt. Der Landwirt ist in erster Linie Unternehmer, der mit seinem Tun einen Gewinn erwirtschaften muss, ohne den er nicht überleben kann. Insgesamt hat uns der Wunsch nach billigen Lebensmitteln, die sich jeder, der satt werden möchte, auch leisten können soll, dahin gebracht, wo wir stehen. Nun sind alle satt im Lande, empfinden das gar als Selbstverständlichkeit und zeigen jetzt mit dem Finger auf die, die es möglich gemacht haben. Vielleicht taugen die Grundreglen der Ökonomie ja nicht für die Landwirtschaft und die Notwendigkeit der Gewinnerzielung wird für diesen Industriezweig abgeschafft. Wenn das so ist, dann müssen die eingangs erwähnten Gruppen allerdings mit der Subventionierung der herbeigewünschten “Folklorelandwirtschaft” durch öffentliche Mittel leben. Das jedoch dürfte nicht lange gutgehen.

    • Reinhard Seevers sagt

      Ein Teil der Wahrheit ist auch, dass eine große Mehrheit der landw. Seite sich durch den Begriff stigmatisiert und falsch zugeordent fühlt. Die seit Jahrzehnten in stoischer Wiederholung vorgetragene Rettung der “bäuerlichen Familienbetriebe” ist doch genau das Gegenteil von Anerkennung der Begrifflichkeit industrielle Landwirtschaft.
      Innerhalb der Branche ist dieses Thema nie ausdiskutiert worden. Bauern haben sich als Rechtfertiger der “industriellen Landwirte” in die vorderste Front der Abwehr gedrängt.
      Und als die whes-Fraktion aufschlug, konnte man sich ihnen nicht anschließen, weil ja auch sie selbst auf der Liste der Bösen standen, sie die Verteidiger der agrarindustriellen Landwirtschaft. Es hat was von einer griechischen Tragödie.

      ” Vielleicht taugen die Grundreglen der Ökonomie ja nicht für die Landwirtschaft und die Notwendigkeit der Gewinnerzielung wird für diesen Industriezweig abgeschafft. ”

      Genau der Meinung bin ich auch! Leider gibt es keine Lösung ohne öffentliche Alimentierung.

  2. Das Problem ist nicht die Verwendung der Maschinen, um mühevolle Arbeit zu erleichtern, sondern die kompromisslose Anpassung der Pflanzen und der Wirtschaftsweise an die Maschinen.

    • Bauer Willi sagt

      @Nils
      Das müssen Sie mir erklären. Wo wurde auf dem Weg von der Sense zum Mähdrescher die Pflanze “kompromisslos” angepasst? Oder von der Grabegabel zum Rübenroder?

      Die Maschinen wurden ja entwickelt, um den Menschen die schwere körperliche Arbeit zu erleichtern. Kartoffeln kann man natürlich auch von Hand ausgraben und aufheben. Aber das machen nur noch wenige. Die Kartoffel ist übrigens die gleiche.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Umgekehrte Anpassungen gibt es sehr wohl auch: Als die Kürbiserntemaschine erfunden worden war, hatte man das Problem, dass die Reifezeit alten Kürbis-Sorten sich über einen größeren Zeitraum erstreckte, das heißt, das händische Kürbisputzen ging seinerzeit über viele Wochen. Man züchtete mittlerweile Sorten, deren Einzelpflanzen gleichzeitig zur Fruchtreife gelangen. Diese Pflanzen haben keinen Blütenhonig mehr, was natürlich so nicht beabsichtigt war, sich aber so ergab.

  3. Arnold Krämer sagt

    Liebe Frau Ertl, liebe Bergbäuerin!
    Nachdem Sie mich versehentlich angesprochen haben, (Freudsche Fehlleistung, Hilferuf??) melde ich mich doch noch einmal kurz. Die heutige Diskussion mit Ihren und weiteren (männlichen) Beiträgen ist mittlerweile völlig aus dem Ruder gelaufen und hat mit der ursprünglichen Themenstellung bzw. Willis Fragestellung nichts oder kaum noch etwas zu tun. Deshalb mein Ratschlag hier und heute: Bitte jetzt loslassen und nicht weiter verbeißen. Sie schaden sich und ihrem Anliegen.

    • “Deshalb mein Ratschlag hier und heute: Bitte jetzt loslassen und nicht weiter verbeißen. Sie schaden sich und ihrem Anliegen.”

      Dem schließe ich mich vollumfänglich an.

    • Thomas Apfel sagt

      Na ja, irgendwie hat das m. E. schon mit dem Thema des Beitrags zu tun:
      Letztlich geht um die “gute Alm- und Weidewirtschaft” versus KIM (Kombinat Industrielle Mast – der sozialistische “Wiesenhof”- Vorläufer). Das “Kombinat Industrielle Mast” führte ehrlich genau das, was seine Tätigkeit ausmachte, im Namen. Die Marketing-freundliche Namensgebung “Wiesenhof” hat an der Arbeitsweise und dem Anliegen nichts geändert.
      Letztlich sehe ich in Frau Ertl´s Kommentaren ein engagiertes, fast missionarisches Vorgehen und Argumentieren gegen diese Art der Fleischerzeugung. Ich bin da nicht so emotional dicht am Tier und finde das auch richtig so. Frau Ertl Sie sehen das anders, und finden das auch richtig so. Es sind halt momentan zwei sehr unterschiedliche Betrachtungsweisen der “richtigen” Tierhaltung und man muss abwarten, was sich durchsetzt – ich wette mal auf “industriemäßig” (entweder aus Ställen oder aus Retorten).

      • Elisabeth Ertl sagt

        Wenn früher die Dienstboten zu Lichtmess fortgegangen sind und sich einen neuen Dienstplatz gesucht haben, hat man ihnen den Rat mitgegeben: “Schau dir immer gleich recht gut an, wie die Tiere am Hof behandelt werden, denn genauso wird man dich behandeln”
        Weil die religiösen Autoritäten ihre Macht missbraucht haben bis zum heutigen Tag, ist Religion gesamtgesellschaftlich abgemeldet. Aber die Schlachtrituale, ob bei Indigenen, Juden oder Muslimen, sind nicht dazu da, dass religiöse Autoritäten ihre Macht zelebrieren können. Sie sind eine anthropologische Notwendigkeit, die verhindert, dass das Schaf, mit dem die Kinder als kleines Lamm schon gespielt haben, und das vielleicht einen Namen hat, gleichgesetzt wird mit dem Fleisch, das es nach der Schlachtung hinterlässt als Mittel zum Leben für die Menschen. Da wird etwas dazwischen gesetzt und sehr bewusst und “unbetäubt” vollzogen: ein Wandlungsprozess, verbunden mit dem “Memento mori” . Und weil das heute belächelt wird, gibt es nur noch zwei Lösungen: Man lehnt eine emotionalen Beziehung ab, weil das Tier zur Schlachtung bestimmt ist. Oder man lehnt die Schlachtung ab, weil man eine emotionale Beziehung hat. Ich behaupte, beides bedeutet eine Verarmung menschlichen Daseins.
        Industrialisierung im Sinne einer technischen Weiterentwicklung und Optimierung müsste nicht per se Profanisierung bedeuten. Aber sie ging erfahrungsgemäß damit einher, und daher kommt ein dumpfes Unbehagen. Man empfindet industrielle Landwirtschaft als geistlos.

        • fingerphilosoph sagt

          Der Mensch hat zwei außerordentliche Fähigkeiten, die ihm im Reich der Lebewesen eine Sonderrolle zuschreiben: Er kann verobjektivieren, das heißt, andere Lebewesen als Sachen betrachten. Weil er sich seiner selbst bewusst ist, kann er sich sogar von sich selbst distanzieren und bspw. seinen eigenen Körper als Sache oder Maschine betrachten.

          Andererseits kann der Mensch aber auch versubjektivieren, das heißt, sich mit anderen Lebewesen identifizieren, indem er seine eigenen Gefühle auf die Anderen projiziert und so tut, als wäre er der Andere. In diesem Fall glaubt er zu wissen, was der Andere denkt und fühlt, wenn der Andere ein Mensch ist, oder fühlt, wenn der Andere ein Tier ist. Dabei vergisst der Mensch leider oft, dem Anderen zuzuhören, weil er ja aufgrund der Projektion schon weiß, wer der Andere ist. Die Versubjektivierung ist eine Art der geistigen Einverleibung. Beide Positionen sind im Extrem zu vermeiden, weil beide Positionen dem Gegenüber/dem Anderen nicht gerecht werden.

          In unseren modernen Gesellschaften sind viele stolz darauf, das Problem der Verobjektivierung erkannt zu haben. Sie prangern es an, wo immer sie es zu erkennen glauben. Das ist in Ordnung, sofern sie nicht ins andere Extrem verfallen und Empathie für das Allheilmittel der Probleme dieser Welt halten. Das geschieht aber leider viel zu oft, und gerade im Bereich der Tierhaltung. Die Tierhaltung braucht eine Ethik, aber die kann und darf nicht auf Gefühlsduselei basieren. Damit wird man weder den Landwirten noch den Tieren gerecht.

          Es bedeutet eben keine Verarmung des menschlichen Daseins, eine Schlachtung abzulehnen, wenn man eine emotionale Beziehung zu dem Tier hat bzw. die emotionale Bindung an das Tier, das zur Schlachtung bestimmt ist, abzulehnen. Sondern dies bedeutet Bewusstwerdung der ganzen Problematik der Nutztierhaltung, also Bereicherung des menschlichen Daseins. Im Rahmen dieser Bewusstwerdung muss der Mensch/die Gesellschaft/der Landwirt Wege finden, wie er mit Nutztieren umgehen will. Er sollte sie m.E. nach weder als Sachen behandeln noch mit ihnen spielen und so tun, als wäre er ihr bester Freund.

        • Christian Bothe sagt

          @Ertl. Stellen Sie sich mal vor. War in meinem „früheren Leben“ als VEG Manager an dem Aufbau einer 18000er Bullenmastanlage beteiligt(Charolais Kreuzungen). Ein reiner Exportbetrieb mit modernster Ausstattung( Laufstall,Spaltenboden,Gülle). Den Tieren ging es super und die Futterversorgung mit Grobfutter,Kraftfutter und aus der Kaltpelletieranlage waren optimal. War ein VVB Betrieb und wie KIM dem Ministerium unterstellt. Da brauchte es keine Beziehungen zum Tier…Das war industrielle Tierhaltung in der DDR!

  4. Elisabeth Ertl sagt

    Das Volk ist zerrissen:
    Einerseits genießt es seine Bequemlichkeit: jederzeit verfügbares billiges Essen, Lebensstil mit teils gutem Einkommen und viel Freizeit.
    Andererseits spürt es, dass es seine Wurzeln verloren hat.
    Florian Klenk hat jetzt ein Buch heraus gegeben: “Bauer und Bobo: Wie aus Wut Freundschaft wurde”: https://shop.falter.at/detail/9783552072596/bauer-und-bobo
    Klenk ist verblüfft darüber, dass er sich für seine eigenen bäuerlichen Wurzeln (sein Vater ist noch am Bauernhof groß geworden) nie interessiert hat. Nach Gesprächen mit seinem Vater nennt er das Dorf der 50er Jahre eine Gemeinwohl-Ökonomie – ohne all das auszuklammern, was unsere Zeitgenossen nicht mehr ertragen würden: permanenten Gestank und Dreck, harte körperliche Arbeit, sogar ein Frauenmord hat in diesem Dorf stattgefunden. Aber da ist auch etwas verloren gegangen, was den Menschen jetzt fehlt. Und sie werden nicht ruhen, ehe sie es sich zurück geholt haben.
    Das Zeitalter der Renaissance war nicht die Wiedergeburt der Antike. Aber es hat sich zurückgeholt, was verloren gegangen war und fehlte.
    Es ist ein vergleichbarer Prozess in Gang. Jeder Mensch muss essen. Aber man kann sich dafür entscheiden, Fleisch von einem Bauern zu essen, der noch eine Beziehung zu seinen Tieren hat, und wenn man ein solches Fleisch nicht bekommt, gar kein Fleisch zu essen. Das ist nicht unrealistisch, und die österreichische Bevölkerung wird jetzt auf allen medialen Kanälen dazu erzogen: Klenks Buch ist die neue gesellschaftspolitische Bibel. Niemand braucht Tönnies, um zu überleben.

    • Reinhard Seevers sagt

      Elisabeth, deine Ausgangslage ist immer und immer wieder die einer Wohlstandsgesellschaft, einer elitären Gruppe innerhalb der Gesellschaft. Du hast nie die Mehrheit der Menschen im Blick. Millionen Menschen können und wollen auch nicht die Entscheidung zwischen “Bauern-Fleisch oder gar kein Fleisch” treffen, sie wollen billiges Essen auf dem Tisch. Und zwar das, was ihnen schmeckt, nicht das der akademischen Lifestyle-Linken.
      Das inszenierte Idealbild österreichischer Lebenswirklichkeit ist irgendwie gaga, finde ich.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Immer wird MIR unterstellt, den Bezug zur Realität verloren zu haben. Im folgenden Interview wird ein österreichischer Schweinebauer damit konfrontiert, dass das von ihm verfütterte Soja aus Lateinamerika dort den Regenwald zerstört. Sein Lösungsvorschlag: Dann soll man halt hierzulande die Ackerflächen ausweiten für heimischen Soja, damit er ein paar Jahre Zeit bekommt, seinen Schweinestall etwas tierfreundlicher umzubauen. Weil er dieses gut dastehende Gebäude nicht abreißen will, was ich an seiner Stelle auch nicht tun würde. Weil er Vollerwerbabauer bleiben will, was ihm gegönnt sei!
        Aber das zu fordern, was jetzt in meiner Nähe passiert, dass halt statt dem Regenwald unsere ökologisch wertvollen Hangwiesen samt Bodensubstanz zerstört werden, das nennen ICH Realitätsverlust. Tierwohldiskussionen laufen seit Jahrzehnten, wer sie nicht ernst genommen hat, ist selber schuld. Mein Kommentar steht unten:
        https://www.youtube.com/watch?v=Gnm6IiPONis&t=159s

        • Brötchen sagt

          “Tierwohldiskussionen laufen seit Jahrzehnten, wer sie nicht ernst genommen hat, ist selber schuld”

          Zwischen ernst nehmen und das in Aktion umsetzen ist immer noch ein himmelweiter Unterschied.

          Schlangen an der biofleischtheke bzw. Am Bio Markt muss ich irgendwo verpasst haben.

          Wenn ich an einem Stall was umbaue ist das teilweise genehmigungsrelevant und es geht um cm.
          Um nur ein paar Punkte zu nennen, warum und weshalb…usw.

        • Reinhard Seevers sagt

          ….” hast du das Gefühl, dass die Sau da ein glückliches Leben führt…? fragt der podcaster den Schweinebauern.
          Wie soll da ein Konsens entstehen, wenn jetzt zur Ernährungssicherheit und dem ökonomischen Überleben des Erzeugers “Glück des Tieres” der Maßstab ist? Das KANN nur eine weltfremde Sicht auf die Nutztierhaltung sein. Das hat nichts mehr mit Landwirtschaft zu tun, das ist in meinen Augen Animalismus.
          Fragt die Kundin die Fleischfachverkäuferin: “Ist das Fleisch von glücklichen Schweinen?”
          Sagt die Verkäuferin: “Natürlich, wir haben es auf Drogen gestezt und dann beim Fi.ken erschossen!”

          • Elisabeth Ertl sagt

            Der Interviewer ist selber Viehbauer, der ist keineswegs weltfremd. Und für die Ernährungssicherheit braucht man das heutige Maß an Fleisch wirklich nicht.

            • Reinhard Seevers sagt

              Na, dann warte mal ab, wenn das Gemüse knapp wird oder die Gewächshäuser nicht gebaut werden dürfen oder das Volk dir sagt, was es möchte, nicht, was du ihm zugestehst.
              Die Diskussion läuft genauso verquer, wie die Klimadiskussion in Verbindung mit der Holznutzung. Man will den Wald als Urwald und ohne Nutzung aber gleichzeitig die Nutzung der nachwachsenden Rohware Holz verstärken…schizophren in alle Richtungen.

              • Elisabeth Ertl sagt

                Deswegen. weil der Trend vom Übermaß an Fleisch weggeht, wird ja das Gemüse nicht knapp. Wenn das Gemüse knapp wird, dann aus anderen Gründen: fehlende Arbeitskräfte, dysfunktionale Lieferketten, gedrosselte Kunstdüngerproduktion wegen Energiemangel. Was hat das alles mit dem Tierwohl zu tun? Die oben genannten Gründe könnten genauso zum Tod vieler Nutztiere führen. Äpfel mit Birnen …

              • Smarti sagt

                Apropos Holznutzung: Schweizer Zeitungen sind bis Ende Monat dünner, weil der Rohstoff für Zeitungspapier fehlt.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          @ Frau Ertl
          Was kaum in den Medien Anklang findet ist das Palmöl, fast in jedem verarbeitetem Produkt ist das drinne, weil billig, auch dafür wir Urwald abgeholzt. Und dann noch die Avocados, auch für die fallen Bäume des Urwaldes.
          Warum wird das nicht diskutiert, man will dem Verbraucher nicht an das Schienbein treten.

      • Schmeckt gut sagt

        Dieses Idealbild findet ja auch nur bei einem Teil der Österreicher statt. In der Büllerbü-werbung schon. Aber die Wirklichkeit auf den Höfen zeigt keine großen Unterschiede zu den hiesigen. Brutaler Verdrängungswettbewerb in abgelegenen Regionen. Direktvermarktung funktioniert in Regionen mit Tourismus oder großen Städten. Ansonsten schauen die Österreicher ebenfalls, dass das Geld am Monatsende passt. Wer sollte es ihnen auch verdenken.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Da kommt ja jetzt eben unsere Bevölkerung gerade drauf, dass die Richtlinien der AMA sich nur völlig unwesentlich unterscheiden von dem, was die EU vorschreibt und was z.B. in D. gilt; dass unsere Schweineställe genauso grauenvoll sind. Und die stehen jetzt am Pranger. Österreich hat als erstes Land die Käfighaltung abgeschafft, und wir wollen jetzt das erste Land werden, in welchem es keine Vollspaltenböden mehr gibt.

    • fingerphilosoph sagt

      Also wenn ich Fleisch esse, will ich nicht unbedingt, dass es von einem Bauernhof stammt, dessen Besitzer heiße Tränen vergossen hat, als er das geliebte Tier, zu dem er eine innige Beziehung hatte, zum Schlachten gegeben hat. Ich finde es angemessen, dass der Tierhalter zu den Tieren, von denen er iim Vorfeld weiß, dass sie zum Schnitzel werden, eine distanziertere Haltung hat als zu seinem Hund. Ich glaube, eben aus diesen Konflikt heraus, nämlich wie Lebewesen zu begegnen ist, die man aufzieht, um sie in Nahrung zu verarbeiten, die sog. industrielle Massentierhaltung mit dem industriellen Ansatz, Tiere ausschließlich als Rädchen in einem Produktionsgetriebe zu verstehen, überhaupt erst entstanden ist. Das war nicht nur eine reine Geldfrage oder Kosten-Nutzen-Rechnung.

      • Tiere sind der Anfang von dem Produktionsgetriebe.
        Und damit die grosse Zahl der Bevölkerunsmassen ihren Fleisch zu niedrigen Preis befriedigen kann, musste halt Arbeitssparende Massentierhaltung eingeführt werden. Sonst wäre die Arbeit darum nicht zu bewältigen, Industriearbeitsplätze sind bequemer. Da verdient man sein Geld leichter. Da bekommt man von Zeit zu Zeitnauch Lohnerhöhung und hat mehr Freizeit, so, das man Zeit hat seine die Schuld an dem Billigfleischkonsum(Respektlosigkeit den Tier gegenüber) den Bauern in die Schuhe zu schieben.
        Denn die haben ja keine Zeit sich zu wehren.
        Toll was?
        Da haben sogar die NGOs was zu tun.
        Die Journalisten auch.

      • Stadtmensch sagt

        Du redest, als hätte es alle Diskussion bis hierher nicht gegeben.
        Nach deiner Logik sind auch die übrigen “Diskussionen” (Abschaffung der Sklaverei, der Kinderarbeit, Selbstbestimmung der Frau, uvm.) nix als ideologische Krämpfe, die mit den tatsächlichen Bedürfnissen und mit dem was “Fakt” ist, nichts zu tun haben.

        Ich halte (nur als Beispiel) die Abschaffung der Käfighaltung bei Hühnern hierzulande für einen Fortschritt, auch wenn es nur “sinnlose Mehrkosten” verursacht und nicht so effizient ist.

        Jetzt muss es weiter gehen. Der Verbraucher wünscht klare Herkunftsangaben auf den tierischen Erzeugnissen. Auch auf Speisekarten in Restaurants. Da kann er aber lange warten, weil er nämlich nix zu melden hat und nur über den Preis entscheiden soll. Damit man hinterher sagen kann: Siehste, erst das Fressen, dann die Moral – so war es immer.

        Wir sind auf absehbare Zeit zu zwei Dritteln überernährte Wohlstandsbürger. Also können wir den Nutztieren “Trickle down” ihr kurzes Leben etwas angenehmer gestalten. Also gesunde Haltung nicht mit Übermaß an Medikamenten und keine “Überzüchtung”. Hühner ohne Flügel (stört nur) wäre alles möglich. Warum tut man es nicht? Eben, es gibt ideologische Grenzen und das ist mal gut so…

        • sonnenblume sagt

          Möchte einem Kommentar von fph. nicht vorgreifen.
          Aber der überernährte Wohlstandsbürger hat sein Problem der Überernährung einzig und alleine selbst zu verantworten. Da ist weder die Landwirtschaft noch die Gesellschaft Schuld daran, wenn er mehr und das Falsche in sich hinein stopft wie ihm gut tut. Oder muss hier jedem, wie beim Kleinkind, eine Gouvernante an die Hand gegeben werden, die aufpasst und ihm sagt was er darf und was nicht?

          • Reinhard Seevers sagt

            Die Fast-Food-Nutzer sind natürlich sehr dran interessiert an der woher der Klops kommt und wie er gelebt hat Stadtmensch….alles klar.
            Wieder redet man von Restaurant-Besucher, die Mehrheit will billig satt werden, und kann sich weniger das Restaurant leisten. Linkes-Lifestyle Gefasel kann ich langsam nicht mehr hören.

            • Stadtmensch sagt

              “die Mehrheit will billig satt werden”

              Also wenn ich so aufs Band an der Kasse schaue, sehe ich da neben den ganzen Billig-Eigenmarken nur überteuertes x-Mal verpacktes süßes Industriefutter.

              Wer billig satt werden will kauft ganz anders ein.

          • _Ja,
            aber da ist die Gesellschaft schuld
            oder die Mutter,
            die ihn als Kleinkind bestimmt vernachlässigt hat.

            Oder fehlt ihm die Geborgenheit die nur ein Dorf der 50iger Jahre bieten kann?

          • Stadtmensch sagt

            “Oder muss hier jedem, wie beim Kleinkind, eine Gouvernante an die Hand gegeben werden”

            Nein. Es muss aber erlaubt sein, zu reflektieren. dass die Produzenten (also ihr) froh sein müssen, dass ohne Verstand konsumiert wird. Also viel und billig.

            Aber vielleicht sind diese ganzen Diskussionen doch nur Zeitverschwendung und wir lassen uns weiter vom Weltgeist treiben wie Müll im Brackwasser.
            Dann sehen wir im Alkohol- und Tabakkonsum eben wirklich nur den Gewinn (Rentenentlastung, Steuereinnahmen, Arbeitsplätze im Beratungs- Präventions- und Gesundheitswesen).

            Dann muss ich meinen sozialen Kompass eben kalibrieren. Vielleicht gehts ja wirklich nicht um Wohlfahrt. Hab gestern eine Sendung über Mumbai im ZDF gesehen. Einfach nur leben. So gut es eben geht…

        • Elisabeth Ertl sagt

          Richtig!
          Und das Problem der Unterschicht, die sich anständig produziertes Essen nicht leisten kann, das Problem zu lösen ist nicht Aufgabe der Landwirte, sondern der Politik. Man könnte Agrarförderungen aufgeben zu Gunsten realistischer Nahrungsmittelpreise, die 80% der Bevölkerung locker zahlen könnten. Und das eingesparte Fördergeld könnte man als Nahrungsmittelzuschüsse für die working poor einsetzen.

          • Reinhard Seevers sagt

            Elisabeth, wer sagt denn, dass sich die Unterschicht ethisch-moralisch genauso indoktrinieren lässt, wie die Lifestyl-Linke urbane Schickeria?
            Vielleicht ist es der Mehrheit wirklich völlig egal, wie das Schnitzel vorher gelebt hat und nur ganz wenige Menschen meinen sich dieses Themas in altruistischer Form annehmen zu müssen und missionarisch den Rest der Bevölkerung einer Gehirnwäsche unterziehen zu müssen, damit diese Welt eine bessere Fleischwelt wird und der Rest seines Handelns durch diesen Ablass gerechtfertigt wird. Ich glaube die Heuchelei ist noch größer, als ich es je vermutete….

            • Brötchen sagt

              Reinhard was mir aufgefallen ist….heutige Meldung, die Lufthansa hat ein Teil der Corona Kredite zurück gezahlt!!!!!

              Am BER gab es Beschwerden weil die Abfertigung stockte!

              Aber der Landwirt der 10 Jahre zur Kreditrückzahlung braucht ist an allem Schuld!

              Die Lufthansa hat ein Jahr gefaulenzt und kann Mal so schnell nebenbei ein paar 100 Mio erwirtschaften….

              Irgendwas machen wir falsch..

            • Elisabeth Ertl sagt

              Reinhard, was Ethik betrifft, sind wir völlig unterschiedlicher Meinung, das wird sich so schnell nicht ändern. Und theoretisch denkt die Mehrheit so wie ich, nur ist bei den meisten – noch – die Geldbörse wichtiger.
              Aber Österreich hat es geschafft, Käfigeier anzuschaffen, weil das mehrheitsfähig war.

              • Brötchen sagt

                Diesel 1,50 und Benzin 1,70…..nur Mal die Wasserstandsmeldungen …..Gaspreis im Einkauf dreifach erhöht und Nudeln sollen um 20 % teurer werden und das wird nur der Anfang sein…..

                Geliefert wie bestellt, oder wenn Wünsche wahr werden….

                Eure Zauberfee

              • Reinhard Seevers sagt

                “Aber Österreich hat es geschafft, Käfigeier anzuschaffen, weil das mehrheitsfähig war.”

                Echt, wo habt ihr die herbekommen? 😎
                Bei uns sind sie verboten! Aber auch dieses Verbot war eine Gängelung, keine Entscheidung des Kunden, der durfte nämlich gar nicht entscheiden, sonst wären sie ja nicht ausgelistet worden. Das hat mit Stigmatisierung, moralischer Überhöhung und Standesdenken zu tun….nichts weiter.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Elisabeth, bei uns sind die Käfige seit 2012 verboten….die Tierfreunde mussten sich aber weiter durchsetzen und auch Kleingruppen – Haltungen in Volieren als Käfighaltung benennen, um auch diese zu Fall zu bringen. Das ist dann eben nicht der Wille des Kunden, weil der den Unterschied gar nicht kennt und auch heute die verscheidenen Haltungsformen nicht differnzieren kann. Allein der Tierschützer weiß, was Hühner glücklich macht!

                • Stadtmensch sagt

                  “Das hat mit Stigmatisierung, moralischer Überhöhung und Standesdenken zu tun”

                  Die Sklavenmoral ist mir jedenfalls ein Greul. Siehe “Todesstrafe für …” Aufkleber in den Heckscheiben.
                  Oder was ein tosender Mob sonst noch so fordert.
                  Warum sind den Boulevardzeitungen so verzerrend und undifferenziert? Warum trieft es im Fernsehen vor Blut?

                  Das ist alles purer Trieb. Das Gegenteil von Geist. Und purer Trieb führt immer bis an die natürlichen Grenzen. Also zum totalen Markt, oder zum Naturrecht oder in die Klimaapokalypse. Alles Sachen, die mit Geist nix zu tun haben.

                  Aber ok; “wir sterben wie Männer”. Keine Ahnung, wo hier das evolutionäre Selektionkriterium sein soll.

      • “Also wenn ich Fleisch esse, will ich nicht unbedingt, dass es von einem Bauernhof stammt, dessen Besitzer heiße Tränen vergossen hat, als er das geliebte Tier, zu dem er eine innige Beziehung hatte, zum Schlachten gegeben hat.”
        Ja so denken die Städter, die meinen Bauern seinen Tierquäler, weil se ihre Tiere nicht so lieben wie sie ihr Schoßhündchen.

        “permanenten Gestank und Dreck, harte körperliche Arbeit, sogar ein Frauenmord hat in diesem Dorf stattgefunden. Aber da ist auch etwas verloren gegangen, was den Menschen jetzt fehlt. Und sie werden nicht ruhen, ehe sie es sich zurück geholt haben.”

        Die Geborgenheit die nur die Sozialisierung eines Dorfes bieten kann?
        Jetzt sind die Straßen da alle geteert und die Abwasserkanäle unterirdisch!
        Die Misthaufen auf den Höfen alle unterirdisch in Güllegruben.
        Eben blühende Landschaften.

      • fingerphilosoph sagt

        Es ist doch leicht nachzuvollziehen, dass mit übertriebenen Forderungen in schöner Regelmäßigkeit das Gegenteil von dem erreicht wird, was ursprünglich beabsichtigt war. Ein Tier, das man essen will oder dessen Fleisch man verkaufen will, ist nun mal kein Freund, sondern ein Nahrungsmittel.

        Natürlich besteht die Pflicht, gut für das Tier zu sorgen, aber diese Pflicht kommt nicht aus einer empathischen Beziehung, sondern aus dem Deal, dass das Tier, weil es nicht selbst für sich sorgt, schlussendlich mit seinem Leben bezahlt.

        Ich finde, da sollte man schon unterscheiden.

        • Smarti sagt

          Fingerphilosoph, wenn dem so wäre: kein Freund, sondern ein Nahrungsmittel- keine emphathische Beziehung zu Nutztieren zu haben… dann gäbe es keine Nebenerwerbslandwirtschaft mit Tieren. Das Einkommen stammt nicht aus der Landwirtschaft- also gäbe es keinen Grund, Tiere zu halten. Der Grund ist, dass die Leute gerne Tiere halten, auch Nachwuchs ziehen und ( weil der Stall sonst übervoll würde ) auch Tiere schlachten, um wieder Platz zu schaffen.
          Ja, man könnte die Tiere auch “weitergeben” – aber ich selber habe lieber ein Tier mit einem etwas kürzeren, dafür glücklichen Leben in seiner Herde.
          Ohne Empathie für Tiere könnte man gar nicht mit Tieren kommunizieren.

        • Stadtmensch sagt

          “Natürlich besteht die Pflicht, gut für das Tier zu sorgen”

          Sicher. Das stellt sich im Markt aber nicht von allein ein. Und es ist nicht so, dass man immer das Gegenteil erreicht mit irgendwelchen Forderungen.

          Wenn spezielle Maßnahmen geeignet sind, die Gesundheit der Tiere zu steigern (mehr Platz, Tageslicht, Beschäftigung, usw.) muss man das gegen den Markt (gegen die Gleichgültigkeit der Konsumenten) durchsetzen.
          Die Gesundheit der Tiere sollte nicht “gesteigert” werden, indem man sie fixiert, Körperteile vorsorglich abtrennt, sie unter Drogen setzt oder mit anderen Mitteln an die Haltungsbedingungen anpasst. Und da hat sich schon sehr viel getan.

          Da haben letzendlich alle was davon. Stallplaner, Zertifizierer, Bauern die über kurz oder lang sowieso aufgeben müssen, weil sie einfach nicht für ihren Lieblingskapitalismus gemacht sind.

          • Reinhard Seevers sagt

            Stadtmensch, das ist doch gerade die Crux. Die gesetzlich vereinbarten Grundbedingungen für die Haltung der Nutztiere stehen ja zur Diskussion und man kommt nicht zu einem friedlichen und befriedigenden Ergebnis. Wenn wir heute einen Antrag formulieren, der eine Halbwertzeit von 2 Jahre hat oder gar noch weniger, dann ist das weltfremd und hat nichts mit Tierwohl oder Gefühlslosigkeit gegenüber den Nutztieren zu tun.
            Das ist einfach theoretisches Gequatsche.

          • fingerphilosoph sagt

            @ Stadtmensch
            Habe letzthin ein paar Filme über die Haltung von Bio-Hühnern geguckt. Also sehr viel besser als Käfighaltung ist das eben nun gerade nicht. Besser als konventionelle Geflügelhaltung ist es auch nicht. Der einzige Zwecke dieser ganzen Debatten und Bio-Siegel ist, dass Stadtmenschen wie Du sich einbilden können, sie hätten mit ihrem Gerede das Leben von Nutztieren verbessert. Das ganze Gefasel über Empathie bringt nichts. Es ist kontraproduktiv.

            Die Landwirte, die ihre Tiere gut versorgen, weil sie Verantwortungsgefühl für ihre Tiere haben, die brauchen das ganze Empathie-Gefasel nicht. Und die anderen finden Mittel und Wege, um die Vorschriften zu umgehen.

    • firedragon sagt

      “… Fleisch von einem Bauern zu essen, der noch eine Beziehung zu seinen Tieren hat, und wenn man ein solches Fleisch nicht bekommt, gar kein Fleisch zu essen. …”

      Frau Ertl,
      – wie eng soll diese Beziehung sein
      – ab welcher Tierzahl kann, ihrer Meinung nach, ein “Bauer” keine Beziehung mehr aufbauen
      – ab wann sind “Bauer” und Tier weniger wert, dass der Mensch sich zwischen Weiß und Schwarz entscheiden muß

      • firedragon sagt

        Zur Ergänzung Frau Ertl, in Tierherden gibt es Einzeltiere, die wollen keine “Beziehung” zum “Bauern” und dann gibt es welche, die würden, wenn man sie ließe, mit ins Bett steigen …

          • firedragon sagt

            Ganz einfach Frau Ertl,
            weil Sie der Meinung sind, dass Mensch und Schlachttier eine Beziehung haben müssen und der Fleischkonsument nur Fleisch zu essen hat, welches aus einer, wie auch immer gearteten, Beziehung stammt.

            • Smarti sagt

              Um zu erkennen, ob das Tier ( auch ein zukünftiges Schlachttier ) gesund ist, muss man eine Beziehung zu den Tieren aufbauen ! Blickkontakt, Stimme, anklopfen an der Türe bei Hühnerherden…. jeder verantwortungsvolle Besitzer/ Tierpfleger kennt “seine” Tiere – ob es nun 8 oder 8000 sind.
              Ebenso erkennen die Tiere die Betreuer am Geruch, an der Stimme und an den Bewegungen. Schon ein 7 Tage altes Kalb “fremdelt”.
              Um ein zufriedenes Leben zu führen, muss man/ Tier weder in einer Stadtwohnung leben noch innigen Kontakt zum Herrchen haben, Empathie und eine Beziehung braucht es, sonst läuft etwas schief.

      • Ja so denken die Städter, die meinen Bauern seinen Tierquäler, weil se ihre Tiere nicht so lieben wie sie ihr Schoßhündchen.

        • Stadtmensch sagt

          Du weiß nichts von DEN Städtern. Denen ist alles egal. Die heben vielleicht mal ein Augenlid, wenn der Sprit mehr kostet.

          • Ich meinte doch nur die Städter oder Nichtladwirte,
            die den Bauern Massentierhaltung und Tierquälerei vorwerfen,

            es gibt ja auch welche, denen das dann im Laden beim Wurst- oder Fleischkaufen egal ist,
            ob das Tier wie ein Schoßhündchen verwöhnt wurde oder es mit Platzmangel aufgewachsen ist!

            Das wollte ich nur aufzeichnen,
            das sind Vorstellungen von Verbraucher, die wir finanziell nicht tragen können.

            Und alle Masttiere wie Schoßhundchen aufzuziehen, dazu fehlt uns der Platz, dann wäre im LEH nicht so viel Massenware an Wurst so billig da.

        • firedragon sagt

          Inga,
          ich weiß nicht, was die Städter denken, ich wollte Frau Ertl’s Meinung und sie lebt nicht in der Stadt.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Inga, du weißt, dass es etwas dazwischen gibt, zwischen den Städtern, für die alle Tiere Schoßhündchen werden müssen, und einer Form der Fleischproduktion, wo das Tier nur noch Material ist.

          • Genau und ist der Unterschied zwischen individualer Einzelaufstallung auf Stroh mit dem Schoßhündchen vergleichbar,
            wie es im Bilderbuch vielleicht noch zu sehen ist, wie es früher die Privathaushalte mit Eigenheim auf den Land noch hatten,

            Die Stoheinstreu-haltung bei normalen Bauern
            Frau Möhrigmann
            Moderne Haltung auf’ Spalten.

            Wo fängt die Massentierhaltung an
            Was ist industriele Landwirtschaft?

            Wer hat es soweit kommen lassen?

      • Elisabeth Ertl sagt

        Das hat ja nichts mit der Tierzahl zu tun. Es hat eben eine Entwicklung stattgefunden, an deren Ende viele kein Gespür mehr haben. was man einem Tier zumuten kann, sondern zufrieden sind, wenn sie das ausgereizt haben, was gesetzlich gerade noch erlaubt ist. Das ist eine Tatsache.

        • firedragon sagt

          Aha …
          Frau Ertl, sowie ich nicht weiß, was DER Städter denkt, so sicher sind Sie darin zu wissen, dass DER “Bauer” kein Gespür mehr hat.
          Und nach Ihrer Meinung kann das schon so sein, wenn DER “Bauer” nur ein Tier hält.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Nein ich habe nicht geschrieben “der Bauer”, sondern “viele”. Ich glaube, dass ich schon noch ein Gespür habe für meine Schafe.

            • firedragon sagt

              Hm … und viele andere eben nicht …

              Was unterscheidet Sie von den vielen (Bauern), dass Sie Gespür für DAS Tier haben und viele andere (Bauern) nicht ?

                • firedragon sagt

                  Viele Bauern, die von dem Verkauf ihrer Tiere leben, haben demnach kein Gespür ??
                  Wenn die gleichen vielen Bauern ihre Tiere verschenken würden, dann hätten sie Gespür ??

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Ja, nicht alle, aber viele Bauern, die vom Verkauf ihrer Tiere leben, haben jegliches Gespür verloren. Im verlinkten Interview geht es in einer Erzählung um einen Schweinebauern, der, als ihn Florian Klenk doch sachlich und mit Verständnis aufmerksam machte, ehrlich erschrocken ist darüber, wohinein er sich von wirtschaftlichen Zwängen manövrieren ließ. Eine Schweinefabrik ist und bleibt ein schockierender Anblick. Der Bauer steigt jetzt um auf Obst.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Ist schon interessant, dass die eigene Subjektivität automatisch zum allgemeinen Imperativ wird, ohne zu wissen, was die Mehrheit möchte, nur weil die weibliche Intuition dies anscheinend zu senden vermag.
                  Hoffentlich merkt der ehem. Schweinebauer nicht, wie die Äpfel beim Pflücken gequält werden, um dann in einem dunklen kalten Raum ein halbes Jahr eingesperrt zu werden…. 😮

                • firedragon sagt

                  Frau Ertl,
                  Sie machen die Fähigkeit vieler Bauern Gespür für ihre Tiere zu haben ja doch an der Tierzahl fest, wenn Sie Schweinefabrik schreiben …

                  Wie viele Tiere halten Sie ?

                • sonnenblume sagt

                  Auch als Obstbauer wird er Tiere quälen. Sei es die Blattlaus, den Apfelwickler, oder andere Schädlinge.
                  Obst und Gemüseanbau in freier Natur bringen auch Probleme.
                  Hier werden nur andere Maßstäbe bezüglich der Wertigkeit der Tiere gesetzt. Biene und Regenwurm ausgenommen.

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Man kann Tiere auch anders halten als in einer Tierfabrik, das wisst ihr alle genau!

                • Reinhard Seevers sagt

                  Wir sind hier bei der Thematik industrielle Landwirtschaft, dazu gehört dann selbstverständlich auch die Tierfabrik Elisabeth!
                  👍

                • firedragon sagt

                  Frau Ertl,
                  da Sie mir nicht antworten, wie viele Tiere Sie halten, damit ich eine Orientierung bekomme, frage ich eben anders rum – wie viele Tiere darf ich halten, um in Ihren Augen und wahrscheinlich in den Augen ganz vieler Menschen, noch als Mensch wahrgenommen zu werden, der ein Gespür für seine Tiere hat?

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Heuer hatte ich am Höhepunkt 20 Schafe, letztes Jahr 22. Derzeit sind es 12. Aber ich bin es ja gar nicht, die hier irgendetwas an der Zahl festmacht. Es geht darum, ob man Tiere AUCH noch als Tiere wahrnehmen kann oder nur noch als Produktionsmittel. Der Bauer im Interview gibt es ja zu: in den Fachgesprächen geht es um nichts anderes mehr als um Effizienz, Gewichtszunahmen, Marktsituation. Dass es um Leben geht, ist aus dem Fokus gerückt, und das ist das Unsympathische an der Industrialisierung der Landwirtschaft.

                • firedragon sagt

                  Danke Frau Ertl.

                  ” … Dass es um Leben geht, ist aus dem Fokus gerückt, und das ist das Unsympathische an der Industrialisierung der Landwirtschaft. …”

                  Es ist unsympathisch Nahrung für MenschenLeben herzustellen … okay.

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Sie wissen ganz genau, dass diese Effizienz zur Missachting der Nahrung, zu Wegwerfmentalität und Überkonsum von Fleisch geführt hat und somit für die Vorsorgungssicherheit in dieser überzogenen Form nicht notwendig ist.
                  Ich finde den Stall von Gabi Mörixmann überzeugend. Die Frau täte mir leid, wenn Sie ihr Projekt aus ökonomischen Gründen aufgeben müsste.
                  Jetzt kann man halt diskutieren, ob das industrielle Landwirtschaft ist oder nicht.

                • firedragon sagt

                  So, weiß ich das Frau Ertl?!

                  Frau Ertl, für den Konsum fremder Menschen bin ich nicht verantwortlich.
                  Wenn der einzelne Mensch nicht schnallt, dass das halbe Steak, was er zurückgehen lässt, mal Leben war – dafür sollen Tierhalter gerade stehen ??

                  Mit Frau Mörixmann hätten Sie Mitleid, wenn es ökonomisch nicht mehr hinhaut.
                  Mit dem Bocholter dann also wahrscheinlich nicht.
                  Warum?

                • Reinhard Seevers sagt

                  “Der Grad der Eigenversorgung erreichte bei Wein 95%, bei Getreide 88%, bei Kartoffeln 85%, bei Gemüse 55%, bei Ölsaaten 51% %, bei Obst 45% und bei pflanzlichen Ölen 30%….”

                  Elisabeth, scheiß Industrielle Landwirtschaft, besser ist Mangelwirtschaft. Österreich kann sich ja auskömmlich mit Wein und Kartoffeln ernähren, guten Appetit!

                • sonnenblume sagt

                  Was hat Missachtung, Wegwerfmentalität und Überkonsum mit der Produktion zu tun? Sagen die Landwirte den Verbrauchern, dass sie die Lebensmittel entsorgen sollen weil sie eh nix wert sind? Und welcher Landwirt geht zum LEH und sagt denen, das sie mit Lebensmitteln ihren Konkurrenzkampf austragen sollen?
                  Ich möchte hier sicher keine Verbraucherbeschimpfung starten, denn der kauft nach seinem Portemonnaie. Leider läßt er sich durch das enorm vielfälltige Angebot dazu verleiten, einfach zuviel zu kaufen. Und dann landen die Produkte in der Tonne.
                  Die Vorgehensweisen der Handelsriesen können sie doch ganz sicher nicht den Bauern anlasten. Die preschen im Moment mit allen tollen Versprechen voran, aber was im Hintergrund abgeht, dass wollen sie gar nicht wissen.

                • Elisabeth Ertl sagt

                  https://scontent-vie1-1.xx.fbcdn.net/v/t39.30808-6/244743641_10226393470654191_7512416171644541431_n.jpg?_nc_cat=109&ccb=1-5&_nc_sid=8bfeb9&_nc_ohc=ISXgNUyL-r8AX-XOoPt&_nc_ht=scontent-vie1-1.xx&oh=2d3a85b4397d4a19fff56cd531c01264&oe=616B1B85

                  Kommentar Christian Bachler: “Liebe Geflügelbauern.
                  Was denkt ihr euch eigentlich dabei, wenn ihr zu solchen Preisen an den LEH liefert und dann dem Abnehmer die Rechnung schreibt???
                  Aber OK – ich vergaß, freiwillig versklavte schreiben keine Rechnungen, die kriegen Abrechnungen…. 🤦‍♂️🤦‍♂️
                  Wäre Zeit für einen Hirnschrittmacher, oder?”

                • Ehemaliger Landwirt sagt

                  “Ich finde den Stall von Gabi Mörixmann überzeugend. Die Frau täte mir leid, wenn Sie ihr Projekt aus ökonomischen Gründen aufgeben müsste.”

                  Sie zweifeln an Ausrichtung des Betriebes von Frau Mörixmann? Das sind je ganz neu Töne.

                  Wenn nur 40% der Verbraucher das kaufen, was sie verlangen – aber nicht bezahlen wollen -, dann wären ihre Sorgen unbegründet.

                • Ehemaliger Landwirt sagt

                  Hat der Papst den Herrn Bachler schon heilig gesprochen?
                  Aber die Seligsprechung wär dringend von Nöten.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Elisabeth, der Kunde hat die Wahl. Er kann sogar 1,3kg Bruderhahn beim Bauckhof kaufen, für 20,90€……warum machen das so wenige?
                  Langsam wird’s echt skurril Elisabeth.

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Firedragen, wofür sonst sind Sie als Bauer verantwortlich als dafür, was andere zu konsumieren bekommen?

                • firedragon sagt

                  Frau Ertl,
                  als landwirtschaftlicher Betrieb, bin ich dafür verantwortlich, dass das Grundprodukt in einem möglichst einwandfreiem Zustand seinen Abnehmer findet. Ob das nun Getreide, Raps, ZR, Mais, Trauben oder Tiere sind.

                  Und um beim Thema zu bleiben, die Qualität muss eine Tonne genauso aufweisen, wie 100 Tonnen … wobei eine Tonne Minderqualität in 100 Tonnen Topqualität nicht ins Gewicht fällt 😉

              • sonnenblume sagt

                Unser Betrieb wird in absehbarer Zeit eingestellt. Das Bocholter System ist nicht mehr gewünscht und Ställe nach Mörixmann bekommen wir nicht genehmigt. Von den Sauenställen mit Auslauf gar nicht zu reden. Und die Betriebsaufgabe hat ganz sicher keinen ökönomischen Hintergrund. Einen vier Generationenhaushalt mal so eben um zu strukturieren ist auch nicht ohne. Was meinen Sie, wieviel Herzblut von den Familienmitgliedern bisher in Betrieb und Tiere investiert wurde. Deswegen empfinde ich die Aussagen über mangelnde Empathie schon echt heftig.

    • Christian Bothe sagt

      Na ja, da kann man aber anderer Meinung sein und das bin ich als ehemaliger “industrieller” Schweinemäster auf jeden Fall. Ob mit oder ohne Bezug zu den Tieren. Unsere Nutztiere sind dazu da die Menschen zu ernähren und nichts anderes. Man kann sie ja vorher noch einmal streicheln wegen der “Beziehung” zu den Tieren…Diese Vermenschlichung von Nutztieren ist irgendwie grauenvoll und hat mit einer effektiven LW oder Schweinemast nichts zu tun, Frau Ertl

      • Elisabeth Ertl sagt

        Sehen Sie, und wegen dieser Ihrer Sichtweise gibt es immer mehr Veganer. Das können Sie nicht verhindern.

        • Christian Bothe sagt

          Und die Wartezimmer beim Doktor immer voller wegen Fehlernährung…Also hören Sie auf mit diesen Phrasen!

      • Christian Bothe sagt

        Ich weiß ja nicht so richtig, was mit unserer Bloggerin passiert ist aber die Beiträge von Fr. Ertl heute erinnern mich mehr an einen Samariterverein als an industriemäßige LW und deren nachhaltige Weiterentwicklung, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Sie sollten einfach mal bedenken, das es nur tierische Leistungen gibt (diese brauchen wir nämlich),wenn sich unsere Nutztiere wohlfühlen. Da sind der Genotyp, die Haltung, das Futterregime, der Umschlag und weitere ökonomische Faktoren entscheidend, um rentabel zu produzieren. Wenn MS über 1000g MTZ haben, machen sie das nämlich nur, wenn’s ihnen gut geht. Das funktioniert auf Spaltenboden in der Intensivhaltung hervorragend! Spielereien wie Strohschweine oder Freiland sind unwirtschaftlich und nur mit Subventionen möglich und für elitäre Kunden zu vermarkten. Deshalb ist das evt. Verbot von Kupieren und Kastrieren in meinen Augen Unsinn. Erweitern läßt sich das auch auf die Legehennen und deren Leistungen ob mit oder ohne Schnabelkürzung, Bodenhaltung oder Freiland. Zum Ende noch eine Bemerkung zum Fleisch an sich. Dieses beinhaltet wertvolle Vitamine wie B12(kommt in Pflanzen nicht vor) und Eisen an Myoglobin gebunden welche der menschliche Organismus u.a. benötigt, um Anämien usw. zu verhindern. Das haben schon unsere Altvorderen erkannt und sind auf die Jagd gegangen…

        • Stadtmensch sagt

          “Das haben schon unsere Altvorderen erkannt”
          Die ganz Altvorderen hatten glaub ich ein ganz anderes Verhältnis zu ihrer Mitwelt. Fängt bei Tieranbetung an und hört bei allerhand unökonomischen Zermon nicht auf.

          Und auf
          “Da sind der Genotyp, die Haltung, das Futterregime, der Umschlag und weitere ökonomische Faktoren entscheidend, um rentabel zu produzieren. ”

          kann ich nur das Statement eines wackeren Foristen einblenden:

          “Ist schon interessant, dass die eigene Subjektivität automatisch zum allgemeinen Imperativ wird, ohne zu wissen, was die Mehrheit möchte,”

      • Thomas Apfel sagt

        Interessant gestern Abend bei NANO: Es ging um Artensterben und Artenschutz.
        Ich war schon ganz angespannt, ob des Müll´s den ich erwartete, kam aber anders:
        Da wurde von einem Zoodirektor gesagt, dass Artenschutz nicht durch “laufenlassen und die Natur wird es schon richten” funktioniert, sondern durch notwendige Eingriffe und Steuerungen durch den Menschen. “Wenn ein Tier in einer Gruppe nicht mehr der Vermehrung dient, zum Beispiel weil es zu alt ist, muss es getötet und durch ein geeignetes ersetzt werden. Die Natur ist kein Gnadenhof und man sollte keine Tiere vermenschlichen, weil das rationales Handeln behindert ”
        Das prominenteste Beispiel ist aus seiner Sicht der Überschuss von 50.000 Elefanten in Botswana, die neben ihrer eigenen die Lebensgrundlage anderer Tiere vollkommen zerstören. Das sei die falsche Form des Natur- und Artenschutzes.

        Wieso, Frau Ertl, kriegen sie diese rationale Herangehensweise beim Wolf ganz gut hin, aber nicht bei den Nutztieren, die unserer Ernährung dienen ?

        • Elisabeth Ertl sagt

          Inwiefern kriege ich diese rationale Herangehensweise nicht hin?
          Ich habe soeben ein 9 jähriges Schaf zum Schlachten gebracht, weil es heuer nach Zwillingen erstens eine fiebrige Entzündung hatte und ich befürchtete, dass sie deswegen entweder eh nicht mehr trächtig wird oder durch Spätschäden Probleme mit der Trächtigkeit bekommt. Außerdem hat sie nach dem Absetzen ihrer Zwillinge nicht wieder richtig zugenommen, wenig gefressen. So ein Tier weiter zu füttern ergibt keinen Sinn. Das Fleisch schmeckt ausgezeichnet, wenn man es länger kocht. Weil man uns aber letztes Jahr die Schafwurst aus der Hand gerissen hat, wird dieses Tier eben zu Wurst verarbeitet.
          Ja, es hat mich im Zusammenhang damit etwas gestört: Ich habe durchaus auch schon Fleisch von Hausschlachtungen weiter gegeben, wenn ich mir der Unbedenklichkeit sicher war und die Fakten auch ehrlich kommuniziert habe. Bei diesem alten Tier war mir eine tierärztliche Begutachtung doch wichtig. Also habe ich es mit zwei Lämmern zu einem Lohnschlachter gebracht. Ich habe vereinbart, dass die Tiere nach dem Transport noch eine Zeit lang in einem Raum von Stress herunter kommen können, ehe sie geschlachtet werden. Als ich dann aber gesehen habe, dass dieser Raum nur eine Art Paravent im Schlachtraum drinnen war, wo gerade eine Rinderhälfte hing und es nach Blut roch, war ich wieder enttäuscht. Und emotional fehlte mir was: Es ist mir wichtig, meine Tiere bis zum Zeitpunkt des Todes zu begleiten. Normalerweise bereits ich am Vorabend eine ruhige Atmosphäre im Stall vor und eine gute Platzierung aller Tiere. damit das Schlachttier dann von mir mit dem letzten Leckerli hinaus geführt wird hin zu unserem Freund, der den Schuss setzt. Dann fließen ein paar Tränen. Wenn dann das Fleisch am Haken hängt, kommt ein tiefes Gefühl von Dankbarkeit auf.
          Ich werde wieder einmal mit unserem Bürgermeister sprechen, der für diese Dinge aufgeschlossen ist, ob man nicht gemeindeseits eine mobile Schlachtbox organisieren kann, die allen in diesem Metier Tätigen zur Verfügung steht.

          Was krieg ich nicht hin, Herr Krämer?

          • Reinhard Seevers sagt

            Mir kommen die Tränen….warum schlachtest du die Tiere nicht öffentlich auf dem Marktplatz, da kann man gleich eine religiöse Veranstaltung draus machen, und das Fleisch an die Umstehenden spenden.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Bis zum Ende des Mittelalters waren 9ß% der menschen in der LW tätig. Dann wurden es immer weniger, immer mehr wollten in die Rolle der Burgherren wechseln.
              Jahrtausendelang wurde so geschlachtet wie bei uns. Jahrtausdendelang sind Frauen während des Schlachtens ins Haus hinein gelaufen und haben kurz geweint. Und nachher sind sie wieder hinaus gegangen und haben dankbar das Fleisch aufgearbeitet. Es hat sich der Lebensstil der Mehrheit gewaltig geändert und damit die Schlachtung. Aber die menschliche Psyche hat sich nicht verändert. Daher kommen die Konflikte. Die Tränen, die religiösen Rituale, über die Du spottest, Reinhard, genau die machen den Unterschied.

              • Reinhard Seevers sagt

                OK, über Religion wollen wir jetzt nicht auch philosophieren, bitte. Wer tausenden Schweinehaltern Gefühle abspricht muss sich hier nicht echauffieren.

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Deine Kommentare zeugen sehr oft nicht von recht viel Gefühl Reinhard – unabhängig davon, ob du ein Schweinehalter bist oder nicht.

  5. unkomplizierter Wurzelwicht sagt

    Ganz simpel: Wer nicht geht mit der Zeit, der geht mit der Zeit!

    Betreibt man nicht ausschließlich Hobbylandwirtschaft zum persönlichen Freizeitvergnügen, kommt man ohne Highendtechnik auf Dauer heute im Vollerwerb nicht mehr zurecht.

    Nun zum ABER: Diese euphorisch gefeierte aktuelle Technik taugt keinen Schuß Pulver” wie man so schön sagt. Eine tatsächliche Diversifizierung auf nur einer Fläche ist überhaupt nicht möglich – Totalversagen!

    Ein weiteres Negativbeispiel der ganz besonderen Art inszenieren unsere Mälzer u. Brauer: Nur ein Sonnenblumenkern in einer Ladung Braugerste u. schon kann man daraus kein Bier mehr brauen. Man findet “satellitengestützt” diesen “pösen, pösen” Fremdling leider nicht.

    Wie manipulativ unsere Satellitentechnik allerdings genutzt wird, offenbart sich Jahr um Jahr äußerst eindrucksvoll auf unseren Plattformen der Nullen und Einsen. Schon lange vor der Aussaat findet nämlich eine Preisbildung genau eben dort statt. Man weiß was, wo, wieviel zu welchen Qualitäten geerntet wird. Ein solches System funktioniert allerdings nur, wenn die Bauern kontinuierlich Überschüsse produzieren. Wehe, wehe aber, diese Perfidität versagt. Das beste Beipiel ist hier der Durumanbau. Man hat seitens der Verarbeiter über Jahrzehnte haltlos überzogen und damit den Erzeugern einen Anbau mittlerweile vollkommen vergällt. Jetzt das große Jammergeheule mit beeindruckend förmlichst ins Auge stechenden Schlagzeilen in unserer BÜRGER-BILD; wenn’s Ottonormalbürger ganz empfindlich am eigenen Geldbeutel merkt.

    Das große Erdbeben findet an dieser Front allerdings erst im kommenden Jahr statt…

  6. Thomas Apfel sagt

    Der eigentliche Effekt der Industrialisierung allgemein, war die Einheitlichkeit des Produktes, das mit einem definierten Verfahren mit der gleichen Technologie an fast jeder Ecke der Welt so hergestellt werden konnte. Damit zog auch zunehmende Präzision bei den Werkzeugmaschinen in die Prozesse ein. Je einheitliche und genauer Maschinenteile hergestellt werden konnten, desto langlebiger und leistungsfähiger (und bezahlbarer) wurden die Maschinen.
    So gesehen ist der Weg der Landwirtschaft kein anderer. Das spezifische von Boden, Landschaft, Wetter und dem Können des individuellen Bauern abhängige Erzeugnis war tatsächlich regional, national sehr unterschiedlich und wenn gelungen immer etwas Besonderes. Genau auf der Suche nach dem Nostalgischen, Besonderen (vor allem bei Intellektuellen) entfaltet sich das, vom Erzählen falscher Geschichten, bestimmte Bild einer “Besser – Landwirtschaft”.
    Wir sind, wie die Industrie auch, in der Lage immer uniformere Produkte kostengünstig in großer Menge zu erzeugen. Deshalb sollte man sich tatsächlich zu “industriemäßige Landwirtschaft” bekennen. Wenn die richtige Nische in der Direktvermarktung gestaltbar ist, sind wir ja durchaus in der Lage, wie “Früher”, das “Besondere” zu erzeugen und anzubieten. Nur illustrieren auch wir es dann oft mit den “falschen” Geschichten und Erzählungen.

  7. Bauherr sagt

    Falsches Thema und auch noch schlecht aufgemacht.
    Eine Landwirtschaft ist dann schlecht, wenn sie Krisen nicht übersteht und schnell gewachsene Strukturen nach eine Krise fremdgesteuert werden wie Schweinebauern in Niedersachsen.

    Moderne Landtechnik ist immer gut weil kein Zeichen für industrielle Größe, weil diese durch Lohnunternehmer überbetrieblich eingesetzt werden kann.

    Satelliten gesteuerte Maschine arbeiten genauer um effizienter und schützen Klima und Umwelt.

    • Bauer Willi sagt

      @Bauherr
      Ich habe den Eindruck, dass Sie den Sinn dieses Artikels nicht begriffen haben. Wenn Sie das Thema für “falsch” halten, warum kommentieren Sie es dann? Können Sie mir ein Thema nennen, dass aus Ihrer persönlichen Sicht ein “richtiges” Thema ist?

      • Bauherr sagt

        Die aktuelle Sendung „hart aber fair“, wo es um die Bezahlbarkeit von Nahrungsmitteln in Deutschland geht.
        Ich hoffe, dass sich diese Luxusdebatten über eine Folklorelandwirtschaft mit Agrarschauspielern in Stiefeln mit Mistgabeln bald erledigt hat.

        (Nicht so empfindlich sein)

        • Warum waren das Luxusdebatten?
          Wo ist Folklorelandwirtschaft mit Agrarschauspielern?

          Gestern Abend war IN der Sendung von neuerlich teurer gewordenen Gas- und Lebensmittel, und wie es Hartz4ler bezahlen sollen.

          Wenn die Lebensmittel teurer geworden sind, was ist davon beim Bauern hängen geblieben?
          Das hätte mich auch interessiert.

    • fingerphilosoph sagt

      “Satelliten gesteuerte Maschinen arbeiten genauer und effizienter und schützen das Klima und die Umwelt.”

      Wenn man den ganzen Produktionsprozess der Satelliten mit einbezieht, die Energie, die es kostet, die Dinger in die Umlaufbahn zu schießen, wenn man dann verfolgt, wie die Satelliten im Lauf der Zeit zu Weltraumschrott mutieren, der uns eines schönen Tages auf den Kopf fällt, dann halte ich die Aussage über Effizienz und Klimaschutz für etwas an den Haaren herbeigezogen. So redet man sich die Welt schön.

      • Bauherr sagt

        Würde jetzt mal kühn behaupten, dass wegen Landwirtschaft noch kein Satellit hochgeschossen wurde sondern vorhandene genutzt werden, falls sie das ernst meinen .

        Alle Ackerflächen der Erde werden in regelmäßigen Intervallen fotografiert und kartiert. So oder so, unabhängig davon, ob man die Daten nutzt oder nicht.

        Aus diesen Daten kann man je nach Bodenart und Abweichungen in der einzelnen Fläche z. B. Aussaatstärke und Düngung anpassen. So säht eine Maisdrille am Feldanfang einer Bahn 10 Körner je qm und in der Mitte auf einem Sandbülten 7 Körner.

        Was gibt es daran auszusetzen? Man muss schon Philosoph sein, da ein Haar in der Suppe zu finden.

        • Woher weisst du das, Bauherr?
          Erkundige dich mal bei den verschiedenen Landmaschinenfirmen?
          Oder gibt es die auch nicht, machen das die Autoproduzenten so nebenher mit?

      • Reinhard Seevers sagt

        Jeder Ersatz menschlicher Arbeitskraft durch Technik erzeugt an anderer Stelle Müll, Energieverschwendung, Ressourcenverbrauch…..
        Auch der von der Stadtverwaltung gekaufte Laubbläser, der nun zwei Mitarbeiter ersetzt. Oder der moderne Müllwagen, der nun von einem einzigen Menschen gesteuert werden kann….oder oder….
        Und sogar die Deindustrialisierung und Digitalisierung kommt nicht ohne diesen Reboundeffekt aus.

  8. Klemens Minn sagt

    Bei der Frage “industrielle” ist nicht der Einsatz von Technik oder der Unternehmensumsatz sondern der Punkt Zerlegung des vorher in einer Hand befindlichen Prozess in kleine Abschnitte. Diese einzelne Schritte können dann oft von angelernten Personen oder eben auch von Maschinen erledigt werden. Eine Folge ist dann aber auch, dass nicht mehr eine einzelne Person verantwortlich ist. Genau dieser Punkt spielt eben in der Landwirtschaft eine Rolle, hier erwartet der Verbraucher einen Einzel-und gesamtverantwortlichen Bauer und nicht eine anonyme Organisation.
    Ich denke der Aspekt spielt bei der Frage, warum industrielle Landwirtschaft so schlecht beleumdet ist.

    • Thomas Apfel sagt

      Das ist einerseits zutreffend, andererseits aber auch nicht hilfreich. :
      Ist der Ackerbauer (z.B. ein Freund von mir) viehlos, hochtechnisiert, der gemeinsam mit seinem Sohn 350 ha bewirtschaftet, sich mit seinem Bruder (mit etwa gleich großem Betrieb) Maschinen teilt “Agrarindustrie” ?
      Ist ein 300 ha Obstbaubetrieb, der von zwei Familien geführt wird (die sich als Bewirtschafter eines Bäuerlichen Familienbetriebes fühlen) “Agrarindustrie” ?
      Ist eine von 12 holländischen Bauerfamilienbetrieben übernommene und weiterbewirtschaftete Agrargenossenschaft (1 GVE/ha Milchvieh, Biogas, 2.200 ha)mit nahezu Kreislaufwirtschaft “Agrarindustrie” ?
      Oder ist ein spezialisierter Familiengeführter mittelständischer Mastbetrieb mit 3 GVE/ha (unter anderem, weil die Betriebsfläche für die geforderte “Flächenbindung” zu klein ist, um wirtschaftlich erfolgreich anders zu arbeiten) ” Agrarindustrie” ?
      Auch sehr große Betriebe haben in der Regel einen führenden Kopf und dessen Team.
      Macht allein die Größe eines diversifizierten Betriebes mit Direktvermarktung die Einordnung in “industriell” oder nicht aus ? Es gibt sie in allen Größenordnungen.
      Selbst Betriebe, die in Russland mit mehr als 6.000 ha von zwei Deutschen Bauern geführt werden, empfinden sich als Bäuerliche Familienbetriebe.
      Mit dem Kampfbegriff “Industrieelle Landwirtschaft” oder “Agrarindustrie” ist nichts Vernünftiges anzufangen, er wird eigentlich nur in der “Schärfung des Profils” der Öko-Landwirtschaft verwendet, und selbst das zu Unrecht, da sich die Methoden wirklich produktiver Bio-Betriebe hinsichtlich ihrer Umwelt- und Klimawirkung, nicht von denen der IP-Landwirtschaft unterscheiden.

      • Bauer Willi sagt

        Aber vielleicht sollten wir genau deshalb den Begriff “Industrielle Landwirtschaft” für uns annehmen und sagen: ja, wir haben eine industrielle Landwirtschaft. Im Dialog mit denjenigen, die uns damit angreifen wollen, wird es sicherlich zu interessanten Diskussionen kommen. Dann soll doch das Gegenüber erklären, warum ich ein industrieller Betrieb bin. (Mit 40 ha Ackerland und einem halben Trecker…)

        • “Dann soll doch das Gegenüber erklären, warum ich ein industrieller Betrieb bin.”

          und was negativ daran ist!

        • Karl Timme sagt

          Willi ich weiß nicht wie Pfeifer und Lang die Rübenlogistig organnisiert hat; bei Nordzucker kann ich jede Fuhre meiner Rübenmiete von der Verladung GPS-Koordinaten bis in die Fabrik mit den Laboranalysen im Internet verfolgen. Bei der Verladung durch die Rübenmaus werden schon die Gewichte und der Transporter erfaßt. Der Transporter ist über GPS auf seinem Weg sicht bar. Das ist schon seit (ich habe nicht nachgeschaut) min 5 Jahren so. Dieses Jahr habe ich die gleiche Software modifiziert beim Maishäckseln für eine Biogasanlage wiedergefunden.
          Der Häcksler erfast die Transporter und ordnet ihnen die Gewichte und Qualitätsmerkmale (NIRS TM) zu.Die Transporter sind GPS überwacht, so werden sie gezielt zu den verstreuten Einzelschlägen geführt.
          Die alte Erfaßung läuft noch Parallel (doppelte Buchführung)
          Die Schläge werden bei der ersten Runde des Häcksler inIhrer Größe erfaßt.
          Der Häcksler läuft dann (wenn nicht eingegriffen wird) autonom, bis zum nächsten eingriff.

          Viele Entwicklungen ob in der Industie oder anderen (Logistik) Bereichen finden auf Grund des allgemeinen Drucks aus dem Arbeitsmarkt schnell Eingang in die “Landwirtschaft”
          Da sehe ich keinen Unterschied in den Bereichen Konventionell oder Bio. Gerade nach der massiven Einschränkung der Pflanzenschutzmittel gehen die konventionellen Betriebe auf die Suche nach mechanischen Pflanzenschutzmittel, die dadurch einen enormen Aufschwung genommen haben und die technischen Möglichkeiten ausschöpfen. Seit drei Jahren werden unsere Rüben gehackt und bandgespritz. (hatte dazu schon einmal einen Link eingestellt)
          Der Mausfahrer (habe ein Video leider zu Groß zum Hochladen)
          hat mehrfach betont dieses Jahr noch keine so saubere Rüben verladen zu haben.
          Ist das jetzt industrielle Landwirtschaft, oder vielleicht nur technologischer Fortschritt?!!
          Will mann uns diesen technologischen Fortschritt nicht zu ekennen?
          Ist nur eine Museumslandwirtschaft gewünscht? Aber das trifft auch (und gerade) die BIO-Landwirtschaft!

        • fingerphilosoph sagt

          Wir leben heute in Industriegesellschaften und nicht mehr in Agrargesellschaften. Da ist es nur logisch, dass auch die Landwirtschaft zur Industrie geworden ist. Ich finde es schon gut, wenn man mal sagt, wie es ist.

          • Arnold Krämer sagt

            Wir sind eher schon eine Dienstleistungsgesellschaft, weil die vielen freigesetzten Menschen der industriellen, auch agrarischen Realwirtschaft, einer mehr oder weniger sinnvolle Beschäftigung , oft ausgelöst durch zunehmende staatliche Vorschriften oder überflüssige Verteilung von Steuergeld nachgehen.

        • Reinhard Seevers sagt

          Wir überspringen einfach die Industrielle Landwirtschaft und werden nun die “Digitale Landwirtschaft”. Dann sind wir wenigstens bei der Jugend wieder angesagt…😄😎
          Deckt sich dann mit urban Farming, vertikal Farming und co.

    • Klemens Minn sagt

      Ergänzung: Wenn man das Thema diskutieren will greift der Blick auf den eigenen Betrieb zu kurz. Der Verbraucher bewertet die komplette Lieferkette.
      Früher sind die Menschen zum Bauern gegangen oder der Bauer ist in die Stadt gekommen, heute sind diverse Dienstleister zwischengeschaltet.
      Anders formuliert: Ist “Bio” beim Discounter eigentlich gut?

      • Reinhard Seevers sagt

        “Früher sind die Menschen zum Bauern gegangen oder der Bauer ist in die Stadt gekommen,…”
        Wann soll das gewesen sein und wie soll die heutige Gesellschaft das reflektieren, wenn sie es nie erfahren/erlebt hat?
        Ich glaube, es hat mit den falschen Botschaften der Werbung, den Medien und den NGOs zu tun.

        • Klemens Minn sagt

          Wann soll das gewesen sein und wie soll die heutige Gesellschaft das reflektieren, wenn sie es nie erfahren/erlebt hat?
          Stimmt, die Y- oder Z-Generation bzw. FfF hat das nicht erlebt und kennt es nicht. Wer nie eine Kartoffel im Feld aufgehoben hat, weiß nicht wie abends der Rücken schmerzt. Persönlich kenne ich es: Was war das anstrengend, ein halben Tag bei Sonne und bestem Wetter Traubenlesen inclusive ein halbe Stunde Pause mit Zwiebelkuchen und Federweißen. (Wieso braucht man dafür eigentlich eine Maschine?)
          Dass lila Kühe oder auch „Bauer sucht Frau“ das Bild prägen sehe ich auch so – aber ich denke man muss akzeptieren, dass Verkäufer anders reden als Erzeuger. Siehe meinen Punkt Arbeitsteilung und Folgen daraus.

  9. Ludwig sagt

    Neulich konnte ich in der Nachbarschaft erleben wie dort ein Haus abgerissen wurde. Wenn man dort sah wie gemächlich bei Einhaltung der Arbeitszeit gearbeitet wurde , dann muß ich sagen , daß wir bei unserem Arbeitseinsatz im Betrieb und Organisation den Abriß in der halben Zeit hinbekommen hätten. Genauso ist das bei unseren Hofhandwerkern. Da fragt man sich schon wie die alle mit unter 2000 Jahresstunden als Unternehmer ihr Einkommen erwirtschaften und das bei erheblich geringeren Kapitaleinsatz. Bei unserer Effizients und Einsatz von vielen Stunden müßte da doch mehr bei rum kommen , aber da die EU-Landwirtschaft quasi eine Staats- und Verwaltungswirtschaft ist , schaffen wir es nicht , auch mit neuester Technik u nd persönlichem Einsatz auf die Gewinnerseite zu kommen. Nahezu alles wird vorgegeben. Um überhaupt noch rum zu kommen , werden die Maschinen immer größer , um immer mehr zu schaffen und so noch ein Arbeitseinkommen zu generieren. Die großen Maschinen und Ställe lassen dann natürlich keine andere Feststellung gelten , als die “Industrielle Landwirtschaft”. Jetzt versucht die Ideologiepolitik gerade die Tierhaltung “fertig” zu machen und importiert auf “Teufel raus” z. B. Schweinefleisch aus Chile usw. auf unseren Markt um den Tierhaltung platt zu bekommen. Schließlich muß das Klima gerettet werden. Die Ställe entpuppen sich in diesem Jahr als regelrechte Geldvernichtungsanlagen und werden zu einem Strukturbruch führen. Ob die Klimaretter sich das auch “Nachhaltig” richtig überlegt haben ?

  10. Thomas Apfel sagt

    Der Begriff der “Industriemäßigen Landwirtschaftlichen Produktion” stammt aus den Zeiten der Kollektivierung im damaligen Sozialistischen System, nachdem aus verschiedensten Gründen die Bäuerlich- Kleinbäuerliche Landwirtschaft die Versorgung der Städte nicht in den Griff bekam. Ziel war, neben der Steigerung des materiellen Output´s, die Angleichung der Arbeits- und Lebensverhältnisse von Stadt und Land. Diese sind: Tariflöhne, geregelte Arbeits- und Freizeit, Kinderbetreuung und 8 – 10 klassige Polytechnische Oberschulbildung vor Ort. Auch Wohnungsbau, Catering, und Ferienbetreuung in betriebseigenen Objekten gehörten zu den Aufgaben der großen Betriebe. Deshalb hatte so ein Betrieb, wie der in dem ich arbeitete, auch 350 Angestellte bei rund 1.000 ha Obst und 300 ha Acker mit anteilig Erdbeeren und Gemüse. In der reinen Produktion (Feld/ Lagerung/ Verpackung- Sortierung) waren weniger als die Hälfte der Beschäftigten angestellt (170).

    Das angestrebte Ziel (Stadt-Land-Gleichheit) sollte durch Spezialisierung, Kooperation und wissenschaftlich technischen Fortschritt erreicht werden. Der wissenschaftlich- technische Fortschritt wurde in den drei Hauptfaktoren: Technisierung, Melioration (Be- und Entwässerung und Krumenvertiefung) sowie der Chemisierung gesehen. Nur mal so als historische Rückblende.

    Genau mit diesen Maßnahmen hat die Landwirtschaft auch international den Stand der heutigen Produktivität erreicht: in Ost und West gleichermaßen.

    Zwar hat die Spezialisierung und Kooperation in Ostzeiten manchmal seltsame Blüten getrieben – die Orientierung auf WTF (wissenschaftlich technischen Fortschritt) war aber im Grundsatz genau der richtige Ansatz. Die Verhinderung teilweise ja tatsächlich eingetretener Umweltschäden kann auch nur durch Anwendung von WTF gelöst werden. Es sei denn, man entscheidet sich weiter für das erzählen falscher “Geschichten von der heilen Kleinbauernwelt”, was ich für kreuzgefährlich halte.

  11. Brötchen sagt

    Heute bei Hornbach überall Schilder…”waldfrisches Buchenholz” gibt es ab 28.10. 🙂

    Ich habe beschlossen. Mich jetzt mit frisch gebaggerter und handgepresster Braunkohle einzudecken…

      • Schmeckt gut sagt

        Klimaneutral oder möglicherweise sogar klimapositiv. Wahnsinn. Da muss ich sofort hin. Kaufen 😉

        • Brötchen sagt

          Deswegen schreibe ich das ja!! Viel Spass!

          Was wäre eigentlich mit Holz Vergaser als Antrieb!

        • Ja, das glauben nur Kaufleute.
          Wirklich klimaneutral sind nur einjährige Pflanzen wie Stroh oder
          Pflanzen für die Biogasanlagen!

          Ist bei Kaufleuten Glauben wichtiger als Fakten?

          Was haben sie für einen Platz in unserem Ökosystem?
          Gar kkeine4n?

          Aber richten müssen sie sich auch dran, denn…

      • firedragon sagt

        ” … Was für Dich ein kräftezehrender Knochenjob ist, der Muskeln brennen und Schweiß fließen lässt, macht der Holzspalter auf Tastendruck. … ”

        😃 So! muss Landwirtschaft werben … dann stellt sich die Frage nach Industrialisierung erst gar nicht.

    • sonnenblume sagt

      Waldfrisches Buchenholz? Und das dann zum direkten Verbrauch? Wie ist das nochmal mit lagern und trocknen? Oder schon alles fertig? Ansonsten viel Spaß beim Verbrennen, oder eher schmoren.

      • Den Kaufleuten stehen doch Werbeslogans näher als Fakten.

        Wenn mit ofenfrischen Brötchen geworben wird, dann gehen die weg wie “warme Semmeln”
        Vielleicht funktioniert das bei “Fabrik neu” auch!
        Genauso ist es mit Stallfrischer Milch und Eier oder schnittfrischen Blumen.

        Also von Entstehungsort frisch in den Laden, das wird gekauft, das ist ein Werbemanagergesetz.

        Wo entsteht Holz

        im Wald
        wie verkauft sich Holz am Besten
        mit

        “waldfrisch”

        Beißt sich gell?

        Aber das wissen die Kaufleute und ihre Webemanager doch nicht!

  12. Die Zahl der in der Landwirtschaft tätigen Leute ( ohne dass Kinder mitgezählt wurden ) halbiert sich etwa alle zwanzig Jahre. Und dass, obwohl immer mehr Esser zu ernähren sind und es immer weniger Haushalte gibt, die sich teilweise selber versorgen.
    Die Landwirtschaft versorgt die Bevölkerung mit Energie, Wärme, Bauholz und Essen, natürlich braucht es dazu eine industrielle Landwirtschaft. Viele neue Produktionsschritte werden auch von der Politik vorangetrieben (z.B. Gülleausbringung in immer kürzerem Zeitfenster), immer neue Vorgaben in der Tierhaltung….
    Dies bedingt, dass der Arbeitsplatz in der Landwirtschaft immer teurer, das heisst für Neueinsteiger unbezahlbar wird. Viele bestehende Höfe werden in nächster Zeit in den Ruin getrieben- so sie nicht freiwillig vorher ausscheiden bzw. von Gesellschaften aufgekauft werden.
    Bis 2050 sollen 30 Prozent der Erdoberfläche unter Naturschutz gestellt werden ?! Kann man Naturschutz auch industriell betreiben ?

    • Arnold Krämer sagt

      “Kann man Naturschutz auch industriell betreiben?”
      Darauf ein ganz klares “Ja”!
      Die Förder-Gesetze zur Verteilung der EU-Gelder ab 2023 gehen ganz eindeutig in diese Richtung.

  13. firedragon sagt

    ” … Vermutlich wird dieser technische Fortschritt, der zur Industrialisierung der Landwirtschaft geführt hat, von unseren Mitmenschen kritisch gesehen. Sie verstehen zwar, dass niemand mehr die schwere Arbeit machen will (sie selbst schon mal garnicht), aber dass die Maschinen die Landwirtschaft “entmenschlicht” und damit industrialisiert hat. Und sie haben Recht. Heute ist es keine Kunst, dass eine einzelne Person einen Betrieb von 100 Hektar Ackerbau bewirtschaftet. Das geht nur mit industrieller Landwirtschaft. …”

    Technik und Fortschritt haben nicht zwangsläufig etwas mit dem Begriff Industrialisierung zu tun.

    Bsp. Weinbau
    Ich bin sehr froh, dass es den Traubenvollernter gibt (genauso über den Mähdrescher).
    Die Technik, die ich also zur Ernte einsetze, macht mich noch lange nicht zu irgendwas Industriellem.
    Desweiteren ist der Mensch fasziniert und i.d.R. positiv beeindruckt von dieser Technik und ihren Möglichkeiten. Der einzelne Mensch ist erleichtert, dass er selbst diese Arbeit nicht ausführen muß.

    Als “industriell” würde ich eine gewisse Art der Arbeit benennen, die aus ständigen, langanhaltenden, eintönigen Arbeitsschritten besteht. Roboterhaft und monoton anmutet und dann eigentlich gleich von Robotern ausgeführt werden kann.
    Industriell ist für mich auch, Grundnahrungsmittel in seine Bestsandteile zu zerlegen und anders zusammen zu setzen und/oder Künstlichkeiten unter zu mischen.

    Ein hundert Hektar Betrieb, der von einer Person geführt wird, ist in meinen Augen nicht industriell. Der rennt sich eher den Arsch ab und nutzt, wenn er kann, alle Technik, die hilfreich ist.

    • Drachen meint:
      “Ein hundert Hektar Betrieb, der von einer Person geführt wird, ist in meinen Augen nicht industriell. ”

      Das sehe ich ähnlich. Die Nutzung moderner Technologien, ein hoher Kapitaleinsatz Und/oder auch eine ausgeprägte Spezialisierung sind keine hinreichenden Bedingungen für eine industrielle Produktion. Und in anderen Branchen ist das auch nicht so. Da geht doch jeder davon aus, dass logischerweise nach dem aktuellen Stand der Technik/Technologie oder auch des Wissens über Arbeitsabläufe produziert wird. Nur wenn es anders ist, wird das besonders herausgehoben.

      Daher wäre bei der Landwirtschaft – wie auch in dem Link Spektrum dargestellt – eigentlich nicht der Produktionsprozess sondern die Betriebsform und damit letztlich durchaus auch die Größe gemeint. Das passt dann auch etwas besser als Gegenstück zum Familienbetrieb.
      Wirklich sinnvoll finde ich allerdings keine Abgrenzung. Nach meinem Eindruck wird vor allem der Begriff Agrarindustrie als reiner Kampfbegriff verwendet. Was genau darunter zu verstehen ist, weiß niemand und darum geht es eben auch nicht. Daher erscheint es mir auch wenig hilfreich, hier eine ” positive Aufladung” anzustreben. Eher würde ich sehr genau nachfragen, was denn nun genau industrielle Landwirtschaft ist, und warum es üblicherweise negativ belegt ist. Am Mähdrescher kann es nun wirklich nicht liegen, das wäre doch arg an der Realität vorbei 🙂

      • Arnold Krämer sagt

        Die Kritik macht sich ja vor allem an der Tierhaltung fest, wo der organisatorisch- technische Fortschritt zu sehr standardisierten Abläufen geführt hat. Beispiele: Der Wochenrhythmus in der Sauen-Haltung, die Rein-Raus-Systeme, Automatisierung in der Fütterung, die Melkroboter. Da ist sehr viel Organisation, Standardisierung, Systematik, Schema F erkennbar, jedenfalls wesentlich mehr als in der Bodenproduktion.

        • “Da ist sehr viel Organisation, Standardisierung, Systematik, Schema F erkennbar, ”

          Sicher, das bestreitet auch niemand. Aber war das früher anders? Das Melken der Kühe etwa habe ich als sehr straff organisiert empfunden. Das war auch Schema F . Und es war auch für die Tiere wichtig, dass es eine gewisse Gleichförmigkeit gab.
          Und mal abgesehen vom Melken erscheint mir heute insgesamt der Ablauf in den Ställen durchaus flexibler und nicht standardisierter.

          • Arnold Krämer sagt

            Das war früher (in den westdeutschen Familienbetrieben) tatsächlich anders. Gut, die Kühe mussten immer schon morgens und abends zur gleichen Zeit (+- 1 Stunde) gemolken werden. Aber schauen Sie sich mal die Abläufe in den heutigen Sauenställen an. Das ist Fließbandarbeit, zumindest tageweise getaktet, was die verschiedenen Arbeitsschritte angeht. Nur wenn wie jetzt der Absatz der Ferkel nicht klappt, muss viel improvisiert und geschoben werden. Stress pur für Mensch und Tier.

  14. Jochen Böhrer sagt

    Definition der EU:
    “Allgemeine Erläuterungen zur Definition der
    Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren
    Unternehmen (KMU)

    Maßgeblich für die Einstufung als Kleinstunternehmen beziehungsweise als ein kleines oder mittleres Unternehmen ist die Empfehlung der Kommission vom 6. Mai 2003 betreffend die Definition der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen ABl. der EU L 124/36 vom 20.05.2003.
    1. Definition der KMU
    Kleinstunternehmen sind Unternehmen, die
    • weniger als 10 Mitarbeiter und
    • einen Jahresumsatz oder eine Jahresbilanzsumme von höchstens 2 Mio. Euro haben.
    Kleine Unternehmen sind Unternehmen, die
    • weniger als 50 Mitarbeiter und
    • einen Jahresumsatz oder eine Jahresbilanzsumme von höchstens 10 Mio. Euro haben.
    Mittlere Unternehmen sind Unternehmen, die
     weniger als 250 Mitarbeiter und
     einen Jahresumsatz von höchstens 50 Mio. Euro oder eine Jahresbilanzsumme von höchstens 43 Mio. Euro haben.”

    Mag jeder für sich entscheiden, WO Industrie anfängt.

    • Reinhard Seevers sagt

      Industriell definiert sich nicht über die Anzahl der Beschäftigten oder den Umsatz. Er orientiert sich am Prozess der Erzeugung.
      Man könnte sich jetzt darüber unterhalten, ob der Tischler aus dem Nachbardorf durch die technologische Aufrüstung seines Betriebes bei gleichzeitiger Reduzierung der Arbeitskräfte durch die neuen Fertigungstechniken der Fensterherstellung, nun von einem Handwerksbetrieb zu einem Industriebetrieb gewechselt hat….hat er meistens nicht, weil man diesen Prozess anders bewertet, als in der Landwirtschaft.
      Die Definition “industriell” wird in meinen Augen ausschließlich zur Negativdiskussion genutzt, zur Negierung der Technologisierung in der Nahrungserzeugung. Dabei ist die gesamte Gemüseerzeugung nichts anderes, im Gegenteil sie ist hoch-technisiert.
      Ich denke, die negative Konnotation hängt vorwiegend mit der Tierhaltung und der Flächenwirksamkeit zusammen.

      • fingerphilosoph sagt

        Ja, Reinhard, da stimme ich dir zu. Niemand regt sich über Technisierung in der Gemüseerzeugung oder in der lebensmittelverarbeitenden Industrie auf. Die negative Konnotation hängt überwiegend mit der Tierhaltung zusammen. Und mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.

        Eine Zeitlang standen die Geflügel- und Eierproduzenten im Mittelpunkt der Kritik, woraufhin viele dieser Betriebe sich in Bio-Betriebe verwandelt haben. Nun sehen die Bio-Betriebe der Geflügelhalter aber in der Umsetzung gar nicht so viel anders aus als die konventionellen. Die Bio-Hardliner haben sich infolgedessen auf die Hühner-Mobile kapriziert, aber ansonsten herrscht in der Bio-Szene ist es doch recht still geworden, was Geflügelhaltung und Eierproduktion angeht.

        Was die Rinderhaltung betrifft, hat sich da mit neuen Konzepten ja sehr viel getan, in der Kritik steht hier vor allem der Umgang mit den Kälbern und die Anbindehaltung, wo die noch vorkommt. Die negative Kritik kriegen derzeit vor allem die Schweinezüchter ab. Bzw. die Fleischesser.

        Im Landbau ist es der Mais, der in der Kritik steht. Über große Weizen- oder Rapsfelder regt sich eigentlich niemand auf. Worüber man sich aufregt, ist das Artensterben, das leicht behauptet werden kann, weil über die Artenvielfalt vor der industriellen Revolution, ja vielleicht bis vor 1980 gar keine verlässlichen Daten vorliegen. Aufgrund des behaupteten Artensterbens steht heute vor allem der Einsatz von Pestiziden in der Kritik.

        • Reinhard Seevers sagt

          Ich glaube unser aller Grundproblem ist die fehlende Perspektive. Alle Beteiligte sind unsicher, unsicher was die zukünftigen ökonomischen Bedingungen und zukünftigen Ziele angeht.
          Wären diese klar und deutlich erkennbar, würden viele Menschen anders handeln. Sowohl die geringen Zinsen, die Pandemie, die EU- Verknüpfung, der Klimawandel und mit ihm der ausgerufene Wendewandel ohne Ziel/Ausblick, die zunehmenden prekären Arbeitsplätze aufgrund der Digitalisierung, der schlechte Internetausbau, die Suche nach richtigen Anlageformen….man könnte den ganzen Tag so weiter schreiben. All das mündet in einer Suche, einem emotionalen Ventil. Und eines ist die ausgerufene Umstellung der Landwirtschaft….wenigstens das können wir (gefühlt) ändern, meinen die Außenstehenden. Und etliche Insider glauben diesem Verärnderungsdrang und folgen, mal mehr und mal weniger.
          Man kann gerade jetzt in der Spätsommer/Frühherbstzeit spühren, wie Menschen ticken, wenn sie die Hofläden und Hofcafes ansteuern, um die bunte Vielfalt der Blumen und Kürbisse förmlich einzsaugen….für einen kurzen Moment, dann ist wieder graue Tristesse angesagt.

        • Reinhard Seevers sagt

          Heute in den Nachrichten: UN will weltweiten Pestizid-Einsatz um 2/3 reduzieren….
          So kann man natürlich auch Bevölkerungspolitik machen. 😎

            • Smarti sagt

              Da habe ich mir ja auch gedacht: das sind ja hohe Ziele. Zusammen mit der Reduzierung der Pflanzenschutzmittel und “fast alles Bio”…. wird das noch richtig krass.
              Dass das tatsächlich noch unsere Generation betrifft, hätte ich noch vor 2 Jahren nicht geglaubt.
              Das Einzige, was meiner Meinung nach noch eine kleine Hoffnung auf “Hirn” macht, wäre die radikale Umsetzung aller Zukunftswünsche von jetzt auf sofort. Einfach nächstes Jahr nicht spritzen, dann notfalls auch nicht ernten ( oder für Notzeiten einlagern ). Milch und Fleisch drastisch reduzieren, geht mit Weide statt Kraftfutter… keine Ferkel mehr importieren…
              Nur ein leeres Regal schafft Tatsachen.

              • firedragon sagt

                Weißte Smarti, das “… Nur ein leeres Regal schafft Tatsachen. …” denken mittlerweile alle Landwirte in meinem Umfeld, selbst die sehr christlich geprägten. Das war vor einem Jahr noch nicht so …
                Ich ertappe mich hin und wieder auch bei diesem Gedanken … Schaden nehmen zuerst die, die eh schon wenig haben, nicht die, die die Weichen stellen … und das ist nicht fair.

                • Smarti sagt

                  Firedragon, ein Jahr lang “Diätregale” – also zeigen, was wäre wenn…. ( es in einigen Jahren ganz einfach keine Bauern mehr gibt – bzw. nur einige wenige, die nur noch an die Länder liefern, die am Meisten bezahlen ).
                  Nach diesem Jahr Probezeit, das die meisten Bauern irgendwie packen könnten, schauen was passiert- man muss ja keine Lebensmittel vernichten, kein Tier mehr als sonst schlachten – auf ungedüngt/ungespritzt umstellen reicht völlig um die Produktion unter 50 % zu drücken. Ich weiss, wovon ich spreche :).
                  Ist einfach abwarten, immer gehorchen, was die dekadente Wohlstandsgesellschaft uns vorschreibt denn besser ?
                  Es ist doch für die nachfolgenden Generationen fairer, aufzuzeigen, was hier gerade passiert – denn alles ist besser als abzuwarten und auf Einsicht zu hoffen.
                  Bilder von Kartoffelfeldern voller Käfer, von Salat im Schneckenbett oder reife Paprika voller Stinkkäfer… da landet manch einer schnell in der Wirklichkeit.

  15. Obstbäuerin sagt

    Während viele Citymenschen beim Arbeiten nur noch die Augen und Finger bewegen, träumen sie davon, dass ihr Essen von urwüchsigen, kräftigen Landmenschen auf den Knien, die Hände in der Erde versunken und mit demütigem Antlitz erzeugt wird. Dagegen träumt der Landwirt im Obst- und Gemüseanbau (also ich) davon, dass die Handarbeit der Arbeitskräfte so schnell wie möglich durch Maschinen ersetzt wird, weil der Lohn für diese Handarbeit immer weniger über die Preise des Produkts erwirtschaftet werden kann. Und dann sind da noch die neuen und alten Märchenerzähler, die dem Citymenschen einflüstern: die Bauern sind nur zu faul, zu dumm, zu gierig oder zu bockig, um diesen schönen Traum wahr werden zu lassen. Stattdessen wollen die bösen Bauern mit modernen Produktionsmethoden und betriebswirtschaftlich sinnvollem Fortschritt arbeiten. Wie ihnen das ausgetrieben werden kann, erleben wir gerade und ich fürchte mit der Ampel wird es noch schlimmer.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      “Und dann sind da noch die neuen und alten Märchenerzähler, die dem Citymenschen einflüstern: die Bauern sind nur zu faul, zu dumm, zu gierig oder zu bockig, um diesen schönen Traum wahr werden zu lassen.”

      Die Medien haben doch dieses Bild den Städtern eingebläut, und die Städter wollen dies auch glauben, auf jeden Fall sind die nicht bereit sich zu informieren.
      Dann kommt noch dazu, dass die Einbildung, noch vor der Bildung steht, deshalb glaubt der urbane Bürger, dass er einer höheren Kaste angehört, selbst wenn er von der Stütze lebt.

      • Genau
        das kommt den Massenmedien recht!
        Die verdienen daran, und verkaufen den zahlungsstarken urbanen Bürger für dumm!

  16. “1950er Jahren gingen der Landwirtschaft mehr und mehr Arbeitskräfte verloren.” aufgrund des starken Wachstums der Industrie, die Arbeitskräfte anzog und die Landwirtschaft damit ihrerseits zur Industiealisierung zwang. Insofern hat F..ph schon recht.

      • Stadtmensch sagt

        Glaube in D war es zu Beginn der Industrialisierung eher umgekehrt. Es lief das ab, was wir heute teilweise noch in Entwicklungsländern beobachten. Änderung der Eigentumsstruktur (Wegfall unverbriefter Nutzungsrechte an Grund und Boden), Bevölkerungswachstum, ab und zu heftige Missernten.
        Bei uns konnte man sich damals noch mit Emigration helfen. Einfach ab nach Amerika, wer es sich leisten konnte. Ausbildung und Zurichtung der Massen für die industrielle Verwertung mussten sich erst entwicklen.

        • Reinhard Seevers sagt

          Wir lesen mal alle das Buch von Kuhlmann und dann sind wir auf dem gleichen Stand, was meint ihr?😎
          “Entwicklungen der Landwirtschaft in Deutschland”
          von Friedrich Kuhlmann

    • Arnold Krämer sagt

      …. aber nur insofern, denn die Landwirtschaft war in ihrer technischen Entwicklung nicht nur getrieben.

    • Ja und man mußte damals mehr intensivieren, weil ja 12 Millionen Menschen aus den Ostgebieten hierwohnen.
      Deswegen nannte man das auch Grüne Revolution.

      Sie ließ die Hungersnot hierzulande verschwinden und brach in den 60iger Jahren richtig sichtbar aus.
      Aber die Städter hatten noch die alten Bilderbücher und Erinnerungen, wie es im und nach dem Krieg auf dem Land war.
      Seit 1957 war man in der EU zur E WG zusammengeschlossen.
      Internationale Firmen und INDUSTRIE verdienten daran!

      Die Bauern haben danach umgestellt und die Städter gaben ihnen die Schuld an dem Wandel in die Moderne, der industriellen Landwirtschaft.

      Nur weil es ihren Erinnerungen nicht entsprach!
      Das ist doch deren ihre Bildungslücke,
      aber nicht unsere!

  17. Christian Bothe sagt

    Diese ganze Diskussion um die Begriffe industrielle LW oder Massentierhaltung ist eigentlich überflüssig! Ich bin ja ein absoluter Verfechter beider Produktionsformen und für mich ist diese Art und Weise Basis für die Ernährung der Bevölkerung in hoher und ausreichender Qualität! Nachhaltigkeit ist da schon immer gefragt,auch wenn das ein Begriff der Neuzeit ist…Precision farming,Digitalisierung,Carbon farming sind im Feldbau zukunftsweisend und Roboter in der Tierproduktion ebenfalls. Haben ja hier im Osten Betriebe mit 5000 ha LN und mehr( auch Biobetriebe) mit viel Erfahrung, was Größe betrifft. Diese ermöglichen es den LEH mit großen Mengen in gleicher Qualität zu beliefern,auch wenn momentan die Preise nicht passen!!!Große Agrarbetriebe hatten wir im Osten ja schon immer und die industrielle LW somit auch.Kleinbetriebe sind territorial wichtig aber sicher nicht die Zukunft um allein 9Milliarden ernähren zu können. Machen wir uns doch nichts vor,den Verbraucher interessiert doch nur der Preis im LEH, abgesehen von einzelnen Bioessern! Alles andere sind Aussagen dem Mainstream folgend,und sind für die weitere Entwicklung unserer LW uninteressant…Zusammenfassend geht’s darum wie ich auch als Landwirt effektiv ha-Erträge und tierische Leistungen steigern kann und das funktioniert nur unter Einsatz von Düngemitteln,PSM und hochwertigem Kraftfutter,SES usw.in der Tierhaltung! Alles andere ist oftmals viel dummes Gerede von „80 Mill.Landwirten,“medial grün beeinflusst.Dazu kommen dann leider noch unsinnige EU- und Staatsregularien. Wie gesagt so sehe ich das auch wenn die „grünen Apostel“ bereit stehen sollten…

  18. Reinhard Seevers sagt

    “Das Landwirtschaftsgesetz wurde im Jahre 1955 verabschiedet. Das Gesetz hat zum Ziel der Landwirtschaft die Teilnahme an der fortschreitenden Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft zu ermöglichen und der Bevölkerung die bestmögliche Versorgung mit Ernährungsgütern zu sichern.”

    • Arnold Krämer sagt

      Der EWG-Vertrag hat dasselbe als Ziel für die damaligen 6 Mitgliedsstaaten formuliert.

    • Heißt das, dass die Indusrienation D die Landwirtschaft zu subventionieren hat oder der Preis ihrer Erzeugnisse, wie der Milchpreis an den Stundenlohn des Industriearbeiters angepasst wird,
      aus ihr, der Landwirtschaft zu partifizieren hat und sie dafür billige Lebensmittel liefern muss ?

      Damit für die Industriearbeiter immer genügend Lebensmittel zur Verfügung stehen.

      Es soll ja seit 1955 die Hungersnot hierzulande vorbei sein.
      Hat der Staat das so gelenkt?

  19. Günter sagt

    Industrielle Landwirtschaft ist das Ergebnis der Industrialisierung des Bauertums in den letzten 3 Generationen, ob dies segensreich war und ist, wird die Zukunft zeigen. Bei Handwerk und Industrie war und ist das ein Prozess über Hunderte von Jahren.
    Natürlich hat die Landwirtschaft einen anderen Stellenwert, betrifft sie doch die Ernährung der Menschheit.
    Für mich sind viele Prozesse die da ablaufen der falsche Weg, es ist nicht die Frage von Hektar oder Bio, es ist eine ethische Frage.
    Ich bin Mitglied im Transitforum Tirol, und alleine die Tiertransporte über den Brenner zu Schlacht-und Zuchtzwecken mit dem Ziel Afrika ist an Schwachsinn und Verachtung von Lebewesen kaum zu überbieten. Die Hälfte der Tiere überleben diese Transporte nicht. Aller wissens und keiner macht was.
    Das ist ein Ergebnis der industrialisierten Landwirtschaft. Und weil heutzutage alles irgendwie zusammenhängt, werfen solche Beispiele halt auch einen negativen Blick aufs ganze.
    Beispiele dazu gäbe es noch viele.
    Landwirtschaft nachhaltig betreiben ist heutzutage für Familienbetriebe fast nicht mehr möglich, man sieht es an den sterbenden Dorfstrukturen.

    • Arnold Krämer sagt

      Die Tiertransporte sind das Ergebnis von Spezialisierung und Arbeitsteilung, die für alle kleineren Betriebe ökonomisch sinnvoll/notwendig sind. Betriebe mit mehreren Tausend ha können Milchviehhaltung, Färsenaufzucht und Rindermast unter einem Dach jeweils ökonomisch effizient betreiben, der 60 ha Betrieb in Westdeutschland kann das nicht.

      • Günter sagt

        Sehen Sie, und genau durch solche Dinge kommt der schlechte Ruf her, den alle Landwirte landauf landab beklagen.

        • Reinhard Seevers sagt

          Das ist aber eben falsch, weil ja nicht der Erzeuger der Tiere dies veranlasst, sondern der Abnehmer die Bedingungen festlegt und der Händler dies ermöglicht. Man sollte differenzieren können, sonst kommt eben eine solche moralinsaure Meinung heraus.
          Der Arbeiter bei einem Autohersteller wird ja auch nicht für die Umweltschäden des Autos herangezogen, oder doch?

          • Günter sagt

            Das weißt Du und ich, aber die Masse wird so reagieren wie es in der Öffentlichkeit dargestellt wird.

        • Christian Bothe sagt

          Genauso ist es wie A.K.es darstellt. Die LW hat gar nicht so einen schlechten Ruf wie Sie interpretieren Koll.Günter. Da sehe ich viel Schuld an der Darstellung unserer Bauern und deren Produktion in den Medien und der Journaille!Pressefreiheit geht ja in Demokratien über alles,egal ob falsch oder richtig, sachlich oder unsachlich! Das ist auch das Dilemma an dem unsere LW zu knaupeln hat…

    • Reinhard Seevers sagt

      “Ich bin Mitglied im Transitforum Tirol, und alleine die Tiertransporte über den Brenner zu Schlacht-und Zuchtzwecken mit dem Ziel Afrika ist an Schwachsinn und Verachtung von Lebewesen kaum zu überbieten. Die Hälfte der Tiere überleben diese Transporte nicht. Aller wissens und keiner macht was.”

      Der Grund für solche Transporte ist auch der “Toleranz” der Ökonomie gegenüber den islamischen Staaten geschuldet, die ausschließlich Lebendttiere annahmen und annehmen. Man hätte ja auch von Anfang an sagen können, dass sie lediglich Schlachtkörper bekommen….hat man aber nicht.
      Australien und Neuseeland exportieren übrigens Millionen Schafe und Rinder mit großen Schiffen nach Aisen, und das geht weiter, so lange es einen Kunden und einen Verkäufer gibt.

      • Reinhard Seevers sagt

        Als Ergänzung:
        Internationaler Tiertransport: Gigantischer Frachter für 75.000 Schafe
        Australiens größter Nutztier-Exporteur Wellard hat seiner Flotte an Transportfrachtern ein neue schwimmende Farm hinzugefügt. Das Schiff kann 75.000 Schafe transportieren.
        Das neue Riesenschiff verfügt über eine bessere Belüftung und eine verbesserte Technik zur Wasserproduktion. Täglich kann der Frachter 800to Frischwasser herstellen. Die technischen Neuerungen sollen das Wohlbefinden der Tiere an Bord während der Überfahrten von Australien nach Asien und in den Nahen Osten verbessern. Die neue M/V Ocean Shearer ist eines der schnellsten Schiffe seiner Art und hat eine höhere Reichweite. Für das Unternehmen eröffnen sich so neue Märkte in weiter entfernten Destinationen.
        An Deck des 189 Meter langen Frachters können 20.000 Rinder oder 75.000 Schafe und 3.000 Tonnen Futter tranportiert werden. Das neue Schiff vergrößtert die Exportkapazität des Unternehmens auf einen Schlag um 50 %. Wellard betreibt neben seiner Exportflotte auch einen Schlachthof in Wet Australien in dem täglich rund 2.500 Schafe und Lämmer geschlachtet werden.

        • fingerphilosoph sagt

          Daraus könnte man ohne Weiteres den Schluss ziehen, dass die Landwirtschaft noch viel zu wenig industrialisiert ist, weil Megafarmen und Megatransporter das von allen gewünschte Tierwohl deutlich besser sicherstellen können als kleine oder mittelständische Unternehmen. Auch in den fast vollautomatischen Halboffenställen für Rinderhaltung gibt es doch deutlich mehr Tierwohl als in kleinen Höfen, die vielleicht sogar noch Anbindehaltung haben.

          • brötchen sagt

            FP das Thema hatten wir schon des öfteren.

            Meines Erachtens lässt sich LW nur bis zu einem bestimmten Punkt “industriealisieren” weil wir es mit biologischen Prozessen und Bedingungen zu tun haben.
            Das schreitet voran und wird auch oft viel beworben, die Realität sieht meist anders aus.

            • brötchen sagt

              Eine Vorteil der Automatisierung kann auch sein, dass einzelne Bewirtschaftungseinheiten nicht unbedingt sehr groß sein müssen.

              Eine Mindestgröße müssen die sicherlich haben, aber nicht mega.
              Ein Melkroboter kann z.b. nur bis zu 60 Kühe melken.

              Ein Melkstand ist da effektiver.

            • fingerphilosoph sagt

              Wir haben auch von biologischen Prozessen eine ziemlich mechanistische Auffassung, falls Du das noch nicht bemerkt haben solltest.

              • Aber die biologischen Prozesse lassen sich nicht so leicht mechanisieren,
                deswegen leidet die Ökologie darunter.

                Das wird aber erforscht.

                und das wissen aber die einfachen Städter auch nicht!

            • fingerphilosoph sagt

              Auch das ist nur ein Argument für weitere Technisierung. Dass Kreuzfahrtsschiffe sinken, davon hört man nur recht selten. Da muss dann schon der Kapitän besoffen gewesen sein oder so was.

              • und dass die umweltschädigendes altes Schweröl in ihrem Motor verbrauchen wußte ich auch nicht!
                Das wurde verheimlicht!

          • Arnold Krämer sagt

            Das Problem der Größe ist die Beherrschbarkeit der Größe, insbesondere weil es sich um biologische Prozesse handelt, die gesteuert werden müssen. Insofern ist es vor allem eine Frage des Personals.
            Und es ist m.E. auch eine Frage von Verantwortlichkeit, die in familiengeführten landwirtschaftlichen Betrieben oft, aber längst nicht immer, besser ist als in mangergeführten Großbetrieben.
            Lange Rede, kurzer Sinn: Viele Betriebe im Westen sind (noch) zu klein, manche Betriebe im Osten Deutschland (schon) zu groß. Umgekehrtes gilt im Einzelfall aber auch.

            • Reinhard Seevers sagt

              Mag sein Herr Krämer. Leider ist die Definitionsfrage dann am Ende, wenn in der Diskussion dem Menschen anvertraute Lebewesen ins Spiel kommen. Hier ist die Grenze, die unüberwindbare Wand für alle Teilnehmer.
              Wie viele Tiere darf ich pro Betreuer halten, welche Qualifikation muss der Betreuer haben, wie werden die Tiere gehalten, ist eine große Menge Tiere auf einem gewissen Raum noch artgerecht, wie rechtfertigt man diese “Masse”????….all das ist eigentlich bereits in Deutschland in Gesetzen formuliert, steht dennoch in der Diskussion und am Pranger.

              • Ja, weil viele das nicht wissen,
                aber mitreden wollen!

                Auch, weil für Journalisten ein “gefundenes Fressen!”

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      “Ich bin Mitglied im Transitforum Tirol, und alleine die Tiertransporte über den Brenner zu Schlacht-und Zuchtzwecken mit dem Ziel Afrika ist an Schwachsinn und Verachtung von Lebewesen kaum zu überbieten. Die Hälfte der Tiere überleben diese Transporte nicht. Aller wissens und keiner macht was.”

      Kannst Du das auch belegen?

      Wenn von Europa keine Tiere mehr in den nahen Osten mehr transportiert werden, holen die ihre Rinder aus Südamerika, glaube kaum, das diese Transporte schonender für die Tiere sind.

      https://www.kanarenmarkt.de/169835/gran-canaria-schiff-mit-16-000-rindern-vor-las-palmas.html

      https://tierwelt.news/tiertransportschiff-fm-spiridon-tierelend-waehrend-drogenrazzia-entdeckt/

      Es wäre besser, die Menschen dieser Länder zu überzeugen, dass man die Rinder in den Erzeugerländern schlachtet und das Fleisch liefert.

    • Bauer Willi sagt

      @Günter
      Was hat der Landwirt mit den Tiertransporten zu tun? Vermarktet der selbst die Kühe nach Afrika und beauftragt den Unternehmer? Nein.

  20. Reinhard Seevers sagt

    Der Begriff ist doch erst im Kontext zur Rettung der “bäuerlichen Familienbetriebe” entstanden.
    Auch kleine Betriebe nutzen technologische Mittel zur Reduzierung und Vereinfachung von Arbeit.
    Wäre der Begriff “industrielle Landwirtschaft” in diesem Land nicht so moralisch aufgeladen, könnte man drüber diskutieren.
    Es verhält sich aber genauso wie mit dem Begriff ” Massentierhaltung”.
    Moralisch aufgeladen, nicht definierbar, aber unerwünscht, weil emotional in den Köpfen der Menschen eine heile Welt herumkreist, die in ihrem eigenen Leben bereits verloren scheint und auch nicht zurückkommt.
    Da kann man sich schon Mal eine Welt basteln, widewidewitt, wie sie ihnen gefällt

  21. Arnold Krämer sagt

    Kein Wirtschaftssektor hat in den letzten 60-70 Jahren dermaßen Produktivitätsfortschritte erzielt wie die Landwirtschaft. Darauf sind die Landwirte zurecht stolz und sie wollen vor allem auch nicht wieder so arbeiten ihre Vorfahren. Die Kehrseite: Der durchschnittliche Arbeitsplatz ist einer der teuersten in der deutschen Volkswirtschaft. Deshalb ist Beruf auch für Neueinsteiger fast völlig ungeeignet. Der Kapitalbedarf ist einfach zu hoch.

    • Kapitalbedarf und die Erfahrung der Bäuerlichen Generationen in einem Betreib, die man als Kleinkind schon aufgesogen hat.

      Hat der Maschinenbau Auto, Eisenbahn, Flugzeug nicht noch mehr Fortschritte gemacht?
      Oder sieht man das nur mehr in der Öffentlichkeit?

  22. fingerphilosoph sagt

    Die industrielle Revolution, die ab ca. 1750 von Europa ausgehend die ganze Welt erfasste, hat zu einer tiefgreifenden Umgestaltung unserer Gesellschaft(en) geführt. Alle Lebensbereiche wurden industrialisiert, auch das Gesundheitswesen, das Bildungswesen, sogar der private Haushalt und das Familienleben (Stichwort: Fernseher, Pille).
    Überall treffen wir auf normierte Abläufe und den Einsatz von Maschinen, die im Laufe ihrer Entwicklung immer effizienter wurden. So auch in der Landwirtschaft, der Bio-Landwirtschaft und der verarbeitenden Lebensmittelindustrie. In der verarbeitenden Lebensmittelindustrie zeigt sich die Industrialisierung noch sehr viel deutlicher als in der industriellen Landwirtschaft. Da hat man es ja mit richtigen Produktionsstraßen zu tun. Schon komisch, dass die lebensmittelverarbeitende Industrie kaum in der Kritik steht und kaum jemand die Supermärkte abschaffen will.

    Die Industrialisierung hat Vor- und Nachteile. Unsere Bedürfnisse in materieller Hinsicht können bequemer, schneller und umfassender befriedigt werden, andererseits ist der einzelne Mensch immer leichter zu ersetzen, sei es durch andere Menschen oder durch Maschinen, Roboter. Diese Entwicklung erzeugt sowohl Behagen als auch Unbehagen.

    Die Gesellschaft hat sich darauf geeinigt, das allgemeine Unbehagen und die mit der Entwicklung einhergehenden Ängste auf die industrielle Landwirtschaft zu projizieren und zum Sündenbock abzustempeln. Warum das ausgerechnet so gekommen ist, darüber sollte man wirklich mal ernsthaft diskutieren, zumal die Landwirtschaft im Vergleich mit anderen Bereichen ja erst relativ spät industriell geworden ist. Der Antrieb zur Industrialisierung ging ja nicht von der Landwirtschaft aus.

    Seltsam ist ja auch, dass die Anti-Industrielle-Landwirtschafts-Bewegung ausgerechnt in Westeuropa am stärksten ist, wo die Landwirtschaft ja noch relativ kleinteilig ist, im Vergleich mit Russland, Nord- und Südamerika oder China. Und tatsächlich sehen ja Landschaften, in denen Kleinbauern Subsistenzwirtschaft betreiben, nicht besser aus als Landschaften, in denen industrielle LW betrieben wird, eher schlechter. Uganda bspw. ist so gut wie vollständig abgeholzt.

    Das ist echt ein interessantes Thema, und es würde sich lohnen, das mal zu vertiefen und sich hier mehr Klarheit zu verschaffen.

    • Arnold Krämer sagt

      Der Antrieb zur Industrialisierung der Landwirtschaft ging sehr wohl auch von der Landwirtschaft aus. Beginnend in den späten 1950er Jahren gingen der Landwirtschaft mehr und mehr Arbeitskräfte verloren. Gleichzeitig merkten die Landwirte (zuerst in Südoldenburg) dass man mit der Agrarproduktion auch Geld verdienen und relativ reich werden kann. Die Mechanisierung und Entwicklung der Agrartechnik erfolgte imZusammenspiel von Landwirten und klassischen Mittelständlern der Landtechnikindustrie, die noch wie vor stark im Nordwesten Deutschlands angesiedelt ist.

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