Bauer Willi
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Nachhaltigkeitstrend Ernährung – und die passende Studie

Kaum ein Begriff wird derzeit so inflationär verwendet wie der Begriff  “Nachhaltig”. Da ist es nur logisch, dass sich auch die Ernährungsindustrie diesem Trend anschließt. Passend zur Anuga hat der BVE eine Studie anfertigen lassen, die tatsächlich interessant zu lesen ist.

Anuga-Studie-Nachhaltigkeitstrends-in-der-Ernaehrungsindustrie-2021

Ab Seite 16 geht es um pflanzliche Tierersatzprodukte. Gemeint sind nicht nur Fleischersatz, sondern auch Milchersatzprodukte, die einen immer breiteren Raum einnehmen. Hier ein Auszug: “In allen drei Kategorien der Milchersatzprodukte
zeigt sich ein stärkeres Wachstum als in den entsprechenden Kategorien der Milchprodukte. Dies macht sich besonders in der Kategorie Joghurt bemerkbar, wo die durchschnittliche jährliche Markteinführung von traditionellen Joghurtprodukten
zwischen 2016 und 2020 einen Rückgang von 5,5 Prozent verzeichnete, verglichen mit einem Wachstum von 19,5 Prozent bei pflanzlichen Joghurt-Alternativen.”

Was Fleischersatzprodukte angeht, so nimmt dieser Markt zu, hat aber noch keine kritische Größe erreicht. Auch hier ein Textauszug: “Der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen betrug im Jahr 2020 rund 38,6 Milliarden Euro – und damit mehr als das Hundertfache des Wertes der Fleischersatzprodukte.”

Auch sonst sind in der Studie einige interessante Trends zu erkennen. Dem Ergebnis der Umfragen würde ich keine allzu hohe Bedeutung beimessen, weil die Fragestellung die sozial erwünschte Antwort zur Folge hat. Mit dem Handeln der befragten Personen muss das nichts zu tun haben.

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26 Kommentare

  1. Lieschen Müller sagt

    Aber andererseits führt eine Ernährung mit zu viel Fleisch zu Arthritis und anderen Gelenkkrankheiten. Also jedenfalls in Europa. Solche Spezialfälle wie die Inuit möchte ich an der Stelle nicht diskutieren. Ausgewogene Ernährung sollte eigentlich intuitiv möglich sein, ohne Nährwerttabellen zu studieren. Und ja, langjährige Ernährungsfehler rächen sich in der zweiten Lebenshälfte. Nachhaltige Ernährung sollte man vielleicht für sich so definieren: ich möchte lange ohne Beschwerden und ohne Dauermedikamente leben können.

    • Reinhard Seevers sagt

      Die Ernährungsfrage ist eine persönliche. Wer die Form der Ernährung als soziale Frage definiert, grenzt automatisch menschen aus, stigmatisiert sie. Wer stellt den Zuckerverzehr denn in gleicher Form in Frage, wie den Fleischverzehr? Der Fleischverzehr wird als Synonym benutzt. Es geht beim Fleisch um mehr, als um das Produkt. Es spiegelt eine ganze Lebensweise wieder. Fleischesser sind dumm, krank, männlich, alt, zurückgeblieben, innovationsfeindlich, Tierquäler, Umweltzerstörer usw.
      Die Aufladung des Fleisches ist ein Soziologisches Schwergewicht. Wer die Form der Ernährung des Individuums als Maßstab für einen gesellschaftlichen Konsens ins Spiel bringt, hat die Freiheit aufgegeben und der Industriellen NAhrungserzeugung den Weg gebahnt.
      Man muss auch nicht die Inuit negieren, es gibt weltweit Jahrtausende alte Beispiele für das Überleben ganzer Völker, die allein auf Milch, Käse und Fleisch beruhen. Angefangen bei den Massai, den Tuva, den Turkvölkern bis hin zu den Ziegenhirten Sardiniens. Letztgenannte gehören übrigens zu den fünf Regionen der Erde mit den ältesten Menschen. Und die aßen weder Fisch noch überwiegend Gemüse, sondern max. Ziegenmilch, Ziegenkäse und Ziegenfleisch.https://pecora-nera.eu/geheimnis-hundertjaehrige-sardinien-a-kent-annos/
      Die Ernährungsweise als Indikator ist nur einer von ganz vielen….man nutzt sie lediglich als Waffe ideologischer Kämpfe.

  2. Ludwig sagt

    Wieder mal ein deutscher Sonderweg. Wer sich Vegan/Vegetarisch ernährt , der muß genau um die Zusammensetzung der Produkte wissen , denn sonst gibt es Nährstoffdefizite beim Verbraucher. Ganz zu schweigen von den Bestandteilen dieser Produkte mit Geschmackverstärkern usw. , Chemie also . Auch die Verdaulichkeit ist wichtig. Vegetarische , also pflanzliche Produkte, haben eine Verdaulichkeit von 50 – max 80% , während tierische Produkte bis zu 100 % aufweisen. Auch ist in den tierischen Produkten ein Schrotschuß an sämtlichen Nährstoffen die für die menschliche Ernährung nötig sind . Schon heute ist wissenschaftlich ermittelt , daß Vegatarier dünnere Knochen haben. Entsprechend wird der Anteil der mangelernährten Menschen zunehmen , doch das werden wir erst erfahren , wenn in dieser Sache mehr Sachlichkeit eingezogen ist.

    • Der kritischste Nährstoff für Veganer ist Vitamin B12. Jetzt rate mal, wer am häufigsten einen Mangel daran hat, nämlich nicht die Veganer. Letztlich gibt’s da aber eh keine einfache Kausalität, auch bei deiner postulierten Knochendichte nicht. Wobei du mich mal dargestellt hast, ob es bei den dünneren Knochen nur um ein Verhältnis geht, oder ob sie im kritischen Bereich dünner sind.

      Mangelerscheinungen haben meist mehr was mit einseitiger Ernährung oder verkümmerte Darmflora zu tun. Da ist die Ernährungsform nur ein Baustein. Mit Fleisch sind viele Nährstoffe bereits abgedeckt, das stimmt. Aber eine vorwiegende Ernährung damit führt dann langfristig zu anderen Problemen, etwa verminderte Balterienvielfalt im Mikrobiom, belastete Leber, veränderte Verdauung.

      • Obstbäuerin sagt

        Wegen mir kann jeder essen was er will, Nils. Nachhaltig ist vegan jedoch nicht und wenn ich auf hagere Menschen treffe, dann frage ich mich immer – krank oder vegan?

  3. Ferkelhebamme sagt

    Den Warenwert zu vergleichen macht nicht viel Sinn, denn die Ersatzprodukte sind viel teurer als echtes Fleisch. Reine Menge ist dann nochmal viel weniger. Interessant wäre der Vergleich des Gesamtgewinns. Der ist wahrscheinlich gleich.

    • Reinhard Seevers sagt

      Für mich ist die Intention wichtig zu sehen. Die Industrie wird die Kosten zu verringern wissen. Aus einem Angebot wird politisch und medial eine Nachfrage geformt. Politik und Medien übernehmen damit einen großen Teil der Distibutivkräfte wie z.B. die Bewerbung einer noch nicht etablierten Ware. Das ist fatal, finde ich. Und das ist neu. Noch nie hat Politik mit Hilfe aller Medien einen solchen Eingriff in den individuellen Konsum vorgenommen.

      • sonnenblume sagt

        Der Politik schwebt aber ein Konsumverhalten vor das sie auf anderem Weg nicht erreichen kann. Siehe Bio. Dort dümpeln die Werte auch noch auf niedrigem Niveau. Also nutzt sie alle zu Verfügung stehenden Mittel den Konsumenten zu beeinflussen, um ihn in die gewollte Richtung zu drängen.

        • Smarti sagt

          Sonnenblume, was für einen Nutzen hat “die Politik”, wenn mehr industriell erzeugte, Fleisch- oder Milchersatzprodukte statt natürliche Nahrung gegessen wird ? Gerade für Kinder kann das doch nicht gesünder sein ?
          Die Kosten durch mehr ernährungsbedingte Krankheiten, z.B. Diabetes werden noch schneller steigen…
          Bio schafft Arbeitsplätze, ok.

          • sonnenblume sagt

            Die betreffende Industrie hat vielleicht den größten Nutzen. Die Politik verfolgt einfach die Durchsetzung ihrer Weltanschauung. Das Thema gesunde Ernährung spielt m.E. keine Rolle, denn dann könnte man heute schon viele Produkte aus dem Angebot nehmen. Nehmen wir doch entsprechende Getränke, Chips, Bonbon usw.. Ernährungstechnisch wertlos, werden aber nie so verteufelt wie z.B. das Schnitzel, die Wurst oder das Glas Milch.

            • Stadtmensch sagt

              “Die Politik verfolgt einfach die Durchsetzung ihrer Weltanschauung.”

              Kann nicht sein. Dann hätten wir zumindest von Seiten des öffentlichen Dienstes (jeder zehnte Beschäftigte) eine Nachfrage von “Bio- und Tierwohlprodukten” für die Kantinen.

              Bei Autos klappt es ja auch. Die Damen und Herren Staatsdiener sieht man nur mit heimischen Edelkutschen vorfahren.

              Ich hab keine Ahnung, worum es der Politik geht. Wahrscheinlich um maximale “Wertschöpfung”. Müssen wir mal den Wirtschaftsrat der CDU oder die Mittelstands- und Wirtschaftsunion fragen. Die machen das doch…

              • sonnenblume sagt

                Die Kantinen wurden doch schon angehalten vermehrt Bio ein zusetzen und auch Vegan anzubieten. Ist sicher eine Frage der Finanzierung. Ob der Preis dann noch stimmt. Ist doch wie überall. Reden und Tun sind zwei Paar Schuh. Man will sicher keinen zweiten Veggieday riskieren. Also ist Vorsicht und Geduld geboten.

                • Stadtmensch sagt

                  Hab mich mal durch die Links auf der Seite geklickt (klimateller, …und deren Daten: https://eaternity.org/assets/edb/EDB-References-current.pdf.

                  Himmel!

                  Soll ich als wohlmeinender Verbraucher das alles lesen und glauben? Wir (ok nur ich) scheitern an der Komplexität.

                  Ich weiß nur, dass unser jetziges Netzwerk für Produktion und Verteilung über Jahrzehnte aufgrund billiger Energie entstanden ist. Da gibts in dem Sinne keine “Überernährung” der Struktur. Die Struktur besteht, solange Energie reingepumpt wird. Durch Effiziensgewinne erschließt man sich lediglich “CO2-neutrale” Wachstumspotentiale. Effektive Einsparung muss zu Schrumpfung führen (das wird @Lady nachher noch erklären).
                  Also, wann kommt das leistungslose Grundeinkommen? Ok, keine halben Sachen. Kein Kommunismus ist auch keine Lösung…

                • Stadtmensch meint:
                  ” Effektive Einsparung muss zu Schrumpfung führen (das wird @Lady nachher noch erklären). ”

                  Nee , wird sie nicht.
                  Wenn die beschriebenen Trends für meinen Betrieb , mein Unternehmer, von großer Relevanz wären, würde ich mir Gedanken machen, wie darauf zu reagieren wäre.
                  Ob weitere Infos nötig sind, ob die Zahlen eindeutig sind, was ich machen könnte oder muss.
                  Das Letzte was mir in den Sinn kommen würde, wäre allerdings Kommunismus für alle.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Stadtmensch, am Ende stehen wir wieder bei der Faktor 5-Theorie von v. Weizsäcker versus Verzicht ala Nico Paech, nichts weiter.

    • Bauer Willi sagt

      Der Gewinn ist bei Ersatzprodukten definitiv höher, weil die Rohstoffe meist spottbillig sind.

  4. Reinhard Seevers sagt

    Nudging, framing…..Umbau der Gesellschaft hin zur Industrieabhängigen besseren Welt, in der die nachgeahmte Natur besser ist, als die echte.
    Gestern in der Sendung W wie Wissen das Thema Leder und deren Alternativen.
    VW forscht am Kaffeeleder als Beitrag zum komplett nachhaltigen Auto der Zukunft….Bio und vegan. Ein Veganer will nicht auf Tierleder sitzen….die Menschheit verblödet, denn laut Aussage der Fernsehmacher müssen für tierisches Leder Tiere sterben…man glaubt es nicht.

    • Bauer Willi sagt

      Aber das stimmt doch. Für tierisches Leder müssen Tiere sterben…. 😉
      Ich weiß oft nicht, wer spinnt. Vielleicht bin ich es ja und die Kommentatoren hier im Blog.

      • sonnenblume sagt

        Leder war in alter Zeit ein Abfallprodukt. Das Fleisch diente der Ernährung und die Haut wurde für andere, auch wichtige Dinge, verwertet. Heute ist der Ledersitz ein kleines Statussymbol. Es werden speziell Rinder für dieses Produkt gezüchtet. Aber warum sollte ich mir als Vegetarier, oder Veganer einen Ledersitz gönnen wollen, auch wenn er aus Kunstleder ist. Das Beispiel zeigt doch die völlig verquere Ansicht.

        • Aber die Pelze für die Kälte in anderen Teilen der Welt.
          Die guten Lederschuhe hier bei uns? Die waren so teuer wie heute Nike u,ä.

          Sie hatten ihren Wert.
          Arme Leute mußten sich Lumpen um die Füße binden und deren Kinder hatten gar keine!

          Die Federn, bzw. Daunen für die Betten und heute für die Jacken usw.
          Daunen sind bessere und feinere Federn waren auch teurer!

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