Die Landwirtschaft drückt sich vor ihren kritischen Themen
Prof. Dr. Matthias Michael kennt sich mit Kommunikation aus (siehe unten „Zur Person“). Im Februar hat er über das Ansehen der Landwirtschaft einen Vortrag auf der DLG-Wintertagung gehalten. Ich habe ihm ein paar Fragen gestellt. Herr Michael, was sind – aus Ihrer Sicht – die Ursachen für das schlechte Bild der Landwirtschaft? Wobei der Landwirt in der Nachbarschaft ja durchaus beliebt ist. Der Landwirt ist bei denen beliebt, die ihn kennen. Sie können seine Perspektive einnehmen, weil sie ihn verstehen mit seinem Tun und seinen persönlichen Herausforderungen. Aber die meisten Menschen – nämlich jene, die in den Städten leben – kennen ihn nicht. Die urbane Öffentlichkeit misstraut einer industriellen Landwirtschaft mit unterstellter Tierquälerei, Profitgier und Umweltverschmutzung. Der Bauer steht unter Generalverdacht. Die Ursachen für die schlechte Reputation liegen vor allem darin begründet, dass die Landwirtschaft ihre Risikothemen nicht behandelt hat. Das bedeutet: Sie dokumentiert nicht genügend Bewusstsein für ihre schwierigen Themen. Es fehlt an diskutablen Lösungen – mit all deren Schwächen und Konflikten. Nehmen sie die Beispiele Ferkelkastration, Kastenstand, Anbindehaltung, Schnäbel-, Hörner- und Schwanzkupieren, …