Bauer Willi
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Die Landwirtschaft drückt sich vor ihren kritischen Themen

Prof. Dr. Matthias Michael kennt sich mit Kommunikation aus (siehe unten „Zur Person“).

Im Februar hat er über das Ansehen der Landwirtschaft einen Vortrag auf der DLG-Wintertagung gehalten. Ich habe ihm ein paar Fragen gestellt.

 

Herr Michael, was sind – aus Ihrer Sicht – die Ursachen für das schlechte Bild der Landwirtschaft? Wobei der Landwirt in der Nachbarschaft ja durchaus beliebt ist.

Der Landwirt ist bei denen beliebt, die ihn kennen. Sie können seine Perspektive einnehmen, weil sie ihn verstehen mit seinem Tun und seinen persönlichen Herausforderungen. Aber die meisten Menschen – nämlich jene, die in den Städten leben – kennen ihn nicht. Die urbane Öffentlichkeit misstraut einer industriellen Landwirtschaft mit unterstellter Tierquälerei, Profitgier und Umweltverschmutzung. Der Bauer steht unter Generalverdacht. Die Ursachen für die schlechte Reputation liegen vor allem darin begründet, dass die Landwirtschaft ihre Risikothemen nicht behandelt hat. Das bedeutet: Sie dokumentiert nicht genügend Bewusstsein für ihre schwierigen Themen. Es fehlt an diskutablen Lösungen – mit all deren Schwächen und Konflikten. Nehmen sie die Beispiele Ferkelkastration, Kastenstand, Anbindehaltung, Schnäbel-, Hörner- und Schwanzkupieren, Gülleproblematik, Turbokühe, Qualzucht, Tiertransporte, Glyphosat, Antibiotika, Kükenschreddern…

Außerdem hat die Landwirtschaft kein glaubwürdiges und vertrauensbildendes Sprachrohr. Sie ist disparat organisiert: Viele landwirtschaftliche Gruppen und Verbände bemühen sich nur um die Ansprache ihrer eigenen Klientel. Die breite Öffentlichkeit erfährt davon nichts. Sie wird beeinflusst durch eine effektvolle Kommunikation von Initiativen und Nichtregierungsorganisation sowie durch kritische Medienberichterstattung über die Landwirtschaft. Bilder von verletzten, verstümmelten und leidenden Tieren sind in den Köpfen vieler Fernsehzuschauer und Social-Media-Nutzer.

 Sie sind der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Reputationsmanagement. Was muss ich mir als Laie überhaupt unter „Reputationsmanagement“ vorstellen?

Die Reputation beschreibt das nachhaltige Vertrauen, das einer Organisation entgegengebracht wird. Und zwar langfristig und von allen Anspruchsgruppen – intern wie extern. Auf diese Weise mehrt die betreffende Organisation ihr Betriebs- und Anlagevermögen und sichert so die eigene Existenz strategisch. Die Reputation ist der wichtigste immaterielle Wert eines Unternehmens und eigentlich jeder Organisation, selbst des Bundesverfassungsgerichts. Ist sie beschädigt, geht Vertrauen verloren, was zumeist mit vielfältigen Friktionen, mit einer beeinträchtigten Geschäftstätigkeit und mitunter sogar mit dem Verschwinden von Einrichtungen, Unternehmen, Marken einhergeht. Die gute Nachricht: Die Reputation lässt sich managen. Das ist Aufgabe der jeweiligen Führung der Organisation. Dazu zählen vielfältige Strategien und Maßnahmen, beispielsweise eine erstklassige Produkt- und Leistungsqualität, ein kenntnisreicher und kreativer Geist für Neuerungen, ein vorbildliches Miteinander in einer wertschätzenden, freundlichen Atmosphäre, ein Idealismus, sich für das Richtige einzusetzen, eine moderne Kultur, die von Vertrauen und Offenheit geprägt ist.

 Wer sind Ihre Kunden und wie gehen Sie vor?

Wir beraten und unterstützen Unternehmen, Verbände, Stiftungen und Institutionen aus allen Industrie- und Dienstleistungsbereichen – vor allem mittelständische. Beispielsweise untersuchen wir die Symbolik einer Organisation: Wie fühle ich mich als Kunde oder als Beschäftigter dieser Einrichtung? Wie zukunftsgewandt verhält sich der Betrieb? Ist er damit ausreichend gut gerüstet? Wie kann er seine Reputation verbessern und Anhänger und Kunden gewinnen? Gemeinsam mit dem Kunden sorgen wir auf vielfältige Weise, z.B. durch die Entwicklung einer Markenidentität, eines Wertezusammenhalts und einer vorbildlichen Kommunikation für seine „Reputationsversicherung“. Das alte Produktmarketing wird vom „Wertemarketing“, so nenne ich das, abgelöst. Diese Entwicklung wird die Wirtschaft zunehmend konsolidieren: Die Schlechten werden aussortiert.

 Die gesamte Agrarbranche redet ja unentwegt von Öffentlichkeitsarbeit. Passiert da wirklich was? Und mit Ihrem Blick von außen: Erkennen Sie ein einheitliches Konzept, eine Strategie?

Eine professionelle und wirkungsstarke Öffentlichkeitsarbeit mit vielfältigen aufsehenerregenden Aktivitäten wäre zwar hilfreich. Aber man muss die Problematik zunächst einmal grundlegender anpacken: Alle Themen, die der Landwirtschaft von unterschiedlichen Seiten vorgehalten werden, gehören auf den Tisch. Dann wird daran gearbeitet: Die Risiken werden minimiert, Lösungen entwickelt und angeschoben. Dazu braucht es eine schlagkräftige Truppe, die das Reputations- und Themenmanagement unabhängig voranbringt – z.B. mit Interviews, Workshops, Botschaften, technischen und politischen Lösungen. Diese Truppe müsste sich dadurch auszeichnen, dass sie keine Rücksicht zu nehmen braucht auf Partikularinteressen. Sie muss dann mit allen Anspruchsgruppen in Dialog treten – selbstverständlich auch mit Kritikern der Landwirtschaft. Erst am Ende, wenn die Vorschläge und Lösungsansätze stehen, gibt es eine Kommunikationsstrategie, um die wichtigsten Medien und Kanäle glaubwürdig einzubinden. Nur ein solches strukturiertes Vorgehen kann der Landwirtschaft nachhaltig helfen.

 Im Vergleich: Inwieweit unterscheidet sich die Agrarindustrie von anderen Branchen? Wird hier besonders viel gejammert und andererseits gefordert?

Andere Industriezweige sind homogener zusammengesetzt. Da sind die Branchenmitglieder zwar Wettbewerber, sie verfolgen aber immerhin die gleichen politischen Ziele. Das ist in der Landwirtschaft durchaus schwieriger: Der Daunenverband hat andere Ziele und Themen als der Gurkenverband, der Hasenverband und der Verband Deutscher Mühlen. Und eine Brüterei unterscheidet sich in ihren Themen von einem Traktorenhersteller und einem Düngemittelunternehmen. Aber alle sollten interessiert sein an einer steigenden Reputation der Landwirtschaft – sonst wird es einige der genannten Organisationen bald nicht mehr geben.

 Wer kann und wer soll die Situation ändern? Das Forum Moderne Landwirtschaft?

Die Idee für das Forum Moderne Landwirtschaft halte ich für grundsätzlich richtig. Aber das Forum hat nach meiner Wahrnehmung noch keine durchschlagenden öffentlich wirksamen Erfolge erzielt.

 Ihre ehrliche Meinung zu Agrarbloggern. Erreichen diese eine breite Öffentlichkeit oder bleiben auch die in ihrer Filterblase und Echokammer? Was könnten sie anders und besser machen?

Die Agrarblogger machen eine authentische Arbeit. Das ist tägliches kommunikatives Trommelfeuer. Wer sich für die moderne Landwirtschaft interessiert, kann sich hier ein Bild von Familienbetrieben machen, die Transparenz herstellen und ihr Leben und Arbeiten dokumentieren. Die Agrarblogger werden auch von Journalisten angerufen. Aber sie können nur für sich sprechen und nicht für ihre jeweilige Branche – und schon gar nicht für die gesamte Landwirtschaft. Da wären die vier Spitzenverbände gefragt: der Deutsche Bauernverband – DBV, die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft – DLG, der Deutsche Raiffeisenverband – DRV und der Verband der Landwirtschaftskammern – VLK.

 Sie sprechen von authentischer Darstellung der Landwirtschaft. Viele Landwirte bemühen sich, dem Verbraucher etwas zu erklären. Wie kommunizieren wir so, dass wir beim Mitbürger einen Denkprozess in Gang setzen?

Vertrauen entsteht durch Kenntnis, durch persönliche Kontakte, durch ein menschliches Miteinander. Vertrauen können wir nur jemandem, den wir – zumindest oberflächlich – kennen. Verantwortliche sollten den Menschen endlich erklären, was moderne Landwirtschaft ist und bedeutet. Die Kikeriki- und Bullerbü-Landwirtschaft von vor 50 und 100 Jahren gibt es nicht mehr. Bäuerliche Betriebe, die in der Zeit der Digitalisierung und der Globalisierung ihre Waren gewinnbringend vermarkten wollen, waren gezwungen, sich zu spezialisieren, zu investieren und technisch und organisatorisch zu modernisieren. Höfe, die dazu nicht in der Lage waren, haben nicht überlebt. Diese Entwicklung dauert an. Das bedeutet: Die Höfe werden größer, die landwirtschaftliche Produktion wird intensiviert. Das betrifft übrigens auch die Bio-Betriebe. Diese Tatsachen sollten die Menschen kennenlernen. Aber die Landwirtschaft hat versäumt, den Menschen diese Sachverhalte zu erklären. Und die Nahrungsmittelindustrie verklärt ganz bewusst die Lebensmittelproduktion, um die angenommenen Erwartungen der Verbraucher zu erfüllen: Da mäht auf den Verpackungen noch immer der Alm-Öhi mit Bart und Hut die Blumenwiese mit seiner alten Sense. Wie vor 100 Jahren.

Wo sehen Sie Möglichkeiten eines wirklich professionellen Reputationsmanagements?

In Diskussionen mit Bauern, Verbandsleuten und Industrievertretern stelle ich fest, dass zu viel in Hinterzimmern kommuniziert und lobbyiert wird. Die Landwirtschaft hat noch nicht verstanden, dass sie gerade die schwierigen Themen selbst kommunizieren sollte, bevor es Initiativen und Medien tun. Denn wenn man nach einer kritischen Berichterstattung reaktiv in der Ecke steht, ist es schwierig, die Deutungshoheit über das betreffende Thema zu reklamieren. Es braucht einen proaktiven Zugang: Transparenz, Ehrlichkeit, Reflexionsvermögen und eine grundlegend neue und moderne Herangehensweise. Nehmen Sie das Beispiel Anbindehaltung: Wenn ich mit Verbandsvertretern darüber spreche, sagen sie, sie müssten Rücksicht auf ihre Mitglieder nehmen. Deshalb sei das Thema nicht opportun. Das ist kurzsichtig. Denn dieses Thema ist, wie ich finde, nicht mehr öffentlich vermittelbar. Die Anbindehaltung ist zwar noch legal in Deutschland, aber sie wird nicht mehr als legitim betrachtet. Weil es bessere Lösungen gibt. Es handelt sich also um ein Risiko, ein Damoklesschwert, das absehbar herunterfallen wird. Aber es wird nicht angegangen, nicht kommuniziert, nicht proaktiv gemanagt. Wenn Risiken erkannt werden, müssen sie minimiert und möglichst ausgeschlossen werden. Wir helfen Unternehmen und Verbänden, ihre unabdingbaren Risiken modern zu behandeln, Lösungen aufzuzeigen und darüber mit den Betroffenen einen Dialog zu führen. Aber die Landwirtschaft agiert hier noch wie in der vordigitalen Ära. Sie tut so, als könne sie Risiken totschweigen und verbergen. Die Zeit der Geheimnisse ist aber vorbei.

Was bedeutet das konkret: Wer müsste was tun?

Die beschriebene Arbeitsgruppe Landwirtschaft sollte Lösungen für die Risikothemen entwickeln und diese proaktiv und wirkungsstark kommunizieren. Dazu muss sie mit genügend Budget ausgestattet sein. Und diese Form der Offenheit braucht Mut. Menschen müssen ehrlich sagen, was ist und welche Schwierigkeiten sie auf welche Weise behandeln und warum sie das so tun und welche Alternativen es gäbe und wer – beispielsweise die Politik – dafür was tun müsste. In diesem Prozess wird es viele emotionale und anstrengende Diskussionen geben. Zu den Instrumenten gehören Talkshowauftritte, Whitepapers, Fernsehproduktionen, Social-Media-Kampagnen, Großveranstaltungen mit multimedialer Verbreitung und eine Agenda-Setting-Strategie. Nur so kann man den Perspektivwechsel herstellen, so dass die Verbraucher sich in die Bauern hineinversetzen und sie verstehen können. Dann werden die Menschen auch mehr für gute Produkte aus Deutschland bezahlen. Die Bürger wären bereit, mehr auszugeben, wenn sie besser wüssten, wofür. Mit ihnen sollte ehrlicher, umfangreicher, reflektierender, dialogischer und mithin vertrauenbildender kommuniziert werden.

Zur Person:

Prof. Dr. Matthias Michael ist Präsident der Deutschen Gesellschaft für Reputationsmanagement (DGfR) und Gründer des Beratungsunternehmens und der Kommunikationsagentur Dr. Michael & Partner in Gauting bei München. Der frühere Zeitungs- und Fernsehredakteur berät, begleitet und schult seit 15 Jahren Unternehmen, Verbände und Institutionen in allen Fragen des Reputations-, Kommunikations- und Krisenmanagements. In der Akademie der DGfR schult er Unternehmer, Führungskräfte und Beschäftigte in offenen und internen Trainings und Workshops, z.B. für den Vertrauensaufbau in Form von aktiver Medienarbeit und der Konzeption von Eigenpublikationen, Kampagnen und Veranstaltungen.

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100 Kommentare

  1. Ulikum sagt

    Das Problem ist der Mensch und nicht die Sache.
    Eine Gesellschaft mit abnehmenden IQ hat ihren Höhepunkt überschritten.
    Ob es an den Umweltgiften liegt ( und damit meine ich mal nicht die Pestizide) die unsere Synapsen blockieren ?
    Eine Lösung ist nicht in Sicht, dafür steht uns unsere Doppelmoral im Wege.

  2. Dorfmensch sagt

    Der Aussage von Prof. Michael „Die Ursachen für die schlechte Reputation liegen vor allem darin begründet, dass die Landwirtschaft ihre Risikothemen nicht behandelt hat. “ kann ich nur widersprechen.
    Probleme im Wirtschaftszweig Landwirtschaft können und sollen natürlich nicht unter den Teppich gekehrt werden. Das gilt aber auch für alle anderen Wirtschaftsbereiche sowie die Wissenschaft, die Medien und vieles andere, über die nicht diskutiert werden.
    Die permanenten Angriffe auf die Landwirtschaft, ich meine nicht die sachliche Auseinandersetzung, sind doch Interessen geleitet (Wählerstimmen, Spendengelder, Einschaltquoten, Auflagenhöhen, Ablenken von eigenen Problemen, …). Die Landwirte haben da keine Chance zur Gegenwehr. Es gibt da keine „Waffengleichheit“. Schließlich gibt es ja noch die Arbeit im Stall, auf dem Acker, in der Hofwerkstatt und im Büro, mit der der Landwirt die Lebensmittelversorgung der restlichen Bevölkerung „verursacht“. Wo sind bestimmte Bereiche der Politik, die NGO´s, die Medien und sonstige Kritiker der Landwirtschaft, wenn es um ehrliche und sachliche Bewertung der Landwirtschaft geht? Die Gesellschaft ist im Grunde gespalten und die Atmosphäre vergiftet.
    Gibt es da wirklich noch Hoffnung?

    • Ich kann halt nicht schweigen sagt

      Die Landwirtschaft hat ein eigenes Ministerium und ein mächtigen Bauernverband. Da sollte doch ausreichend Kompetenz und ManPower für eine zielgerichtete Kommunikation! Wenn aber das erste und wichtigste, was Herr Ruckwied kommuniziert, die Forderung nach mehr allgemeiner Subvention und sofort nach Sondermassnahmen im Ausnahmesituationen fordert, dann wird das nix!

      • Sunshine sagt

        sobald sich der Bauernverband für das Thema einsetzt, wird seine Intervention als Lobbyarbeit abgetan. Wenn, dann können das nur Landwirte richten, die eben in keiner „Lobby“ sind.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Ich würde sagen, der Bauernverband hat bei der Hitze im letzten Jahr versagt. Mit etwas mehr Mühe seitens des Verbandes hätte man die Trockenheit abwenden können. Die letzten Tage war bei uns strömender Regen, auch hier hat der DBV völlig versagt.

        Alles nichts-nutze, außer mir und Mama.

        Attenzione Satire.

  3. Jörg sagt

    Ein gute Beitrag.
    Tragisch das wir schon eine Organisation für Marketing- und Öffendlichkeitsarbeit hatten. Die CMA war da ein guter Anfang der es wert gewesen wäre ihn auszubauen um damit den NGO Dummschwätzern Fakten verständlich entgegen zu setzen.
    Aber einige Kollegen haben es seinerzeit vorgezogen die CMA in die Pleite zu klagen und so stehen bzw. sitzen wir heute durchgehend auf der medialen Anklagebank.

    • bauerhans sagt

      „Die CMA war….“

      eine truppe von selbstdarstellern ohne jeglichen „sinnlichen nährwert“.

      • Ackerbauer sagt

        ….war ein Schmarotzer und Parasitentum auf Kosten der Bauern!
        „False Flag-Feind im eigenen Land“

  4. Ich bin Vorsitzender einer EZG, seit einigen Jahren arbeiten wir mit Herrn Michael zusammen. Auslöser der Zusammenarbeit war, die Tatsache, dass einer unserer Mitgliedsbetriebe in den Fokus von Tierrechtsorganisationen und damit in den Fokus von Medien geraten ist. Die Tatsache, dass wir als EZG in eine Hilflosigkeit gegenüber Medien geschliddert sind und die Ohnmacht riesig war, haben wir gehandelt. Den Umgang mit Medien und Journalisten haben wir Bauern nicht gelernt. Wir waren uns einig in der EZG, dass wir Hilfe brauchen im Umgang mit Medien. Dass, wir Netzwerke brauchen im Bereich Kommunikation und Reputation. Es ist ein Stück Nachhaltigkeit und Verantwortung sich im Bereich Kommunikation besser aufzustellen. Gute Beispiele und ein Teil der dazu gehört sind unter anderem auch die Agrarblogger.

  5. Paulus sagt

    Abgesehen davon, dass so etwas wie Reputationsmanagement in der Wirtschaft ein uralter Hut ist, betrachte ich Michaels Aussagen eher als Werbung für die DGfR und die Unternehmensberatung Dr. Michael & Partner in eigener Sache. Michael hat mit manchen Aussagen zweifelsfrei Recht, vor allem was die Deutungshoheit betrifft. Der Zug ist aus Sicht eines Außenstehenden allerdings abgefahren und wird für die landwirtschaftlichen Verbände nicht mehr einzuholen sein. Nie und nimmer!
    Ein Paradebeispiel dafür ist diese unselige Glyphosatdebatte, die nach meiner Auffassung völlig aus dem Ruder gelaufen ist.
    Ich denke, es sind eher die Bauern vor Ort und einige Agrarblogger auf deren Kommunikationstalent es ankommt. Das viele Landwirte damit überfordert sind ist mir schon klar und keineswegs als Negativmerkmal anzusehen. Ist ja schließlich auch nicht deren vordringlichste Aufgabe.
    Eine schwierig zu nehmende Hürde scheint mir zu sein, das Interesse an der LW überhaupt erst mal zu wecken. Wer als Verbraucher nicht selbst aktiv wird, lernt über die Medien eben nur die Seite der NGOs und sonstiger Gruppierungen kennen. Und wenn mal irgendwelche weitgehend talentfreien Verbandsfürsten auftreten – na ja.
    Es sind im Grunde ganz kleine Dinge die fruchten, so z.B. diese Sendereihe „Hallo Leute.“ Ganz einfach, für Laien gut erklärt und wahrscheinlich ohne Kommunikations- und Medien- und sonstigen Beratern produziert.
    Der letzte Satz des Interviews ist übrigens typisch für die Beraterzunft und an Schwachsinn kaum zu überbieten.

    • Arnold Krämer sagt

      „Der Zug ist aus Sicht eines Außenstehenden allerdings abgefahren und wird für die landwirtschaftlichen Verbände nicht mehr einzuholen sein. Nie und nimmer!“

      Das sehe ich leider auch so, wenn zukünftig nicht öfter mal für 2 Tage der Strom weg ist und die Supermarktregale partiell leer bleiben. An Besinnung ist aktuell in dieser Gesellschaft nicht zu denken.

      Der Herr Prof. hat auch schon die Begrifflichkeit der „Gegenseite“ (= heterogener „Haufen“, siehe alljährliche Demo „Wir haben es satt“) angenommen: Turbokühe, Qualzucht, Kükenschreddern.

      Das Problem bei den genannten Risikothemen ist, dass die von relativ wenigen artikulierte aber von Medien extrem verstärkte Fremdwahrnehmung oft weit von der Eigenwahrnehmung vieler (der meisten?) Landwirte entfernt ist. Die Wertmaßstäbe aufgrund der Erfahrungswelten sind einfach zu unterschiedlich. Und die „Gegenseite “ ist unerbittlich. Da geht es (zumindest in D) fast immer ums Ganze. Weniger als Weltrettung geht nicht.

      • Brötchen sagt

        Es gibt schon gute Meldungen, das Heu wird knapp. Private schlachten wohl schon Pferde, weil es zu teuer wird. Prognosen für Schweinepreise sind auch gut. Geregnet hat es auch ganz gut. Orakel scheint zu stimmen, es wird ein feuchtes Jahr.

        • Brötchen sagt

          Für China sind Preise von 2,60 avisiert, das ist fast biopreis.

          Achso ich habe mich mit Heu im Herbst eingedeckt.

      • Inga sagt

        “ Die Wertmaßstäbe aufgrund der Erfahrungswelten sind einfach zu unterschiedlich.“

        Wessen Erfahrungswelt in Puncto Nahrungsmittelerzeugung ist denn nun realer?

        Die der Landwirte und Naturwissenschaftler oder die der Verbraucher und Massenmedien?

  6. Friedrich sagt

    Was wir brauchen ist eine schlagkräftige Mediendarstellung . Alle ldw. Organisationen sollten zu einer Organisation beitragen. Wir müßen uns“ Bewerben“ und nicht klagen. Diese Organisation aufzubauen wäre die Aufgabe des DBV , aber die schlafen bis sie hinweggefegt werden. Selbst unsere Regierung zahlt Millionen um ihre Meinung über NGOs tiefer in die Bevölkerung zu bringen. So bekommt z. B. die Deutsche Umwelthilfe , die ja gegen alles Klagen was Geld einbringt, z.B. gegen den Dieselmotor, vom Umweltministerium , auch heute noch rd. 3,6 Mill. Euro/Jahr. Diese Vertragsgemeinschaft der NGOs mit der Politik sollte einmal aufgearbeitet werden , denn letztlich führt das zu totaler Meinungsgleichschaltung. Als Demokraten haben wir einmal gesagt :Nie wieder , aber jetzt haben wir es wieder . Kann nur jedem Bürger in diesem Lande raten , sich viel breiter zu informieren und sich mehr um Politik und Wirtschaft zu kümmern , denn nur dann kann keiner sagen , daß was hier abläuft nichts gewusst zu haben.

    • Inga sagt

      “ Selbst unsere Regierung zahlt Millionen um ihre Meinung über NGOs tiefer in die Bevölkerung zu bringen“

      Von Steuergeldern?
      Also muß der Steuerzahler seine Meinung kaufen?
      Weil der DBV schläft oder weil der denkt, er braucht das nicht, weil die Landwirtschaft ja das Essentiellste ist, was es überhaupt gibt, gehört zum Allgemeinwissen!
      Es ist ja nicht mehr so natürlich und simpel, dass jeder zwischen Landwirtschaft, Umwelt und Ernährung durchblickt, und dadurch wie von früher her gewohnt mitreden kann!

      Weil dieses essentielle Thema aber nun kein Allgemeinwissen mehr ist, muß der Steuerzahler wieder Geld für eine Organisation für diese Aufklärung ausgeben, denn wie Michael meint:
      „Die Reputation ist der wichtigste immaterielle Wert eines Unternehmens und eigentlich jeder Organisation, selbst des Bundesverfassungsgerichts“.

      Was die NGOs können,können wir auch!

      Wenn das unser Staat für gut heißt und auch noch dafür bezahlt?
      Hilft das dem inneren Frieden des Staat?

  7. Obstbäuerin sagt

    Es ist wirklich nicht schlecht, sich mit den Mechanismen der Imagestrategien zu beschäftigen aber irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass zum Schluss derjenige die Oberhand gewinnt, der sich den besten (und teuersten) Berater leisten kann. Das Vertrauen in die Praxis ist vollkommen verloren gegangen, selbst bei vielen, die einen Bauern in der näheren Bekanntschaft haben.

  8. Kirsten Wosnitza sagt

    Unverständlich dass die Bauern sich so sehr weigern sich auf diesen Weg zu begeben.

    Die Ansprüche der Gesellschaft schätzt der Autor allerdings nicht in allen Punkten richtig ein.

    • Obstbäuerin sagt

      @Unverständlich dass die Bauern sich so sehr weigern sich auf diesen Weg zu begeben.
      Woher wissen Sie das , Kirsten Wosnitza und wer sind DIE BAUERN?

  9. Brigitta sagt

    WOW. Ein Job, der mir bisher entgangen war: „Reputationsmanagement“. Klingt fuer mich nach Marketing und Propaganda, oder irgendetwas, das aus der DDR uebrig geblieben ist, sorry. Soll die Notwendigkeit der Sache auch nicht abwerten, sagt aber imho viel ueber das Funktionieren und die Funktionen in einem Staat und einer Gesellschaft aus. Warum braucht man Reputationsmanagement fuer unsere notwendigsten Lebensgrundlagen, wenn man Demokratie und Marktwirtschaft hat? Da laeuft doch was ganz Grundlegendes falsch!

    Darueberhinaus stossen mir drei Ansaetze im Artikel sauer auf.

    Zunaechst mal die „Kundenorientierung“. Die ist bei insgesamt unelastischer Nachfrage und Produktion oft nicht ausschlaggebend. Die in den letztenJahren zunehmende Ansicht, „die Landwirtschaft“ koenne einfach das produzieren was der Verbraucher sich wuenscht ist schlicht falsch. Die Wuensche der Verbraucher werden zunehmend widerspruechlich und vollkommen unbiologisch, und die mangelnden Grundlagenkenntnisse in der Biologie und in Sachen Landwirtschaft zu beheben kann nicht Sache der Landwirte sein, sondern ist Aufgabe der Schulen.

    Dann halteich die Organisation und Zentralisierung fuer problematisch, dazu habe ich vor Jahren schon mal geschrieben , zum Glueck hat Olaf Henke den Artikel aufgehoben : http://www.landblogger.de/ein-haufen-freier-bauern/

    Und natuerlich der letzte Absatz: “ Die Bürger wären bereit, mehr auszugeben, wenn sie besser wüssten, wofür.“ Diese Idee ist mit den letzten 20Jahren Bio wohl besser als jede andere widerlegt worden, zumal etliche der heute anliegenden Verbraucherwuensche ja gar nicht mit „mehr Geld“ zu loesen sind.

    • Mark sagt

      “ Die Bürger wären bereit, mehr auszugeben, wenn sie besser wüssten, wofür.“ Dieser Satz ist in der Tat Quatsch. Niemand zalht das was er bereit ist zu geben, sondern nur das was er zahlen muss. Selbst im Bioladen zahlt niemand, der für 30,- € einkauft, 50,-€, nur weil er dazu bereit wäre.

      • Inga sagt

        Aber wenn der Bürger weiß, was eine für ihn gesunde, ökologisch und regional hergestellte Ware, Nahrungsmittel ist
        und eine große Bedeutung für ihn hat,
        dann zahlt er genre mehr!

        Gerade wenn er es zu sich nehmen will!

    • Friedrich K. sagt

      Reputationsmanagement ist tatsächlich die präziseste Beschreibung, was die Landwirtschaft derzeit benötigt. Alle Aktionen unserer Gegner zielen darauf ab, unsere Sprecher, Organisationen, ja sogar das BfR und deren Botschaften als unglaubwürdig hinzustellen.
      Reputation hat auch nichts mit Image zu tun. Viele unserer Verbände meinen, sie könnten unser Problem mit einer Imagekampagne lösen. Das klappt nicht mehr, weil wenn man als unglaubwürdig wahrgenommen wird, nimmt niemand uns noch irgendwelche Botschaften ab.
      Natürlich hat er kein absolutes Patentrezept, wie man aus der Sch+++e wieder herauskommt, aber mal ehrlich: Was haben alle unsere Diskussionen in Sozialen Medien, alle zentralen Organisationen (z.B. das Forum Moderne Landwirtschaft) denn bisher erreicht?
      Seine Antwort auf die letzte Frage ist eigentlich ja eine gute Idee, umsetzen sollte es derzeit wohl das Forum. Leider sind dessen Aktivitäten und Budget zu sehr auf den wirkungslosen Erlebnisbauernhof ausgerichtet.
      Dass in kurzer Zeit nun schon der dritte Wechsel an der Stelle des Pressesprechers stattfindet, ist auch kein gutes Zeichen.

      • Obstbäuerin sagt

        Friedrich, Image ist durchaus ein Synonym für Reputation. Aber egal, eine Verbesserung des einen oder anderen der Landwirtschaft wäre dringend erforderlich.
        Das die Öffentlichkeit nicht erreicht wird, liegt ja oft schon am Namen. Forum hat einfach keine emotionale oder Interesse weckende Wirkung. Auch da ist uns die andere Seite Meilen voraus und rettet die Bienen ohne die Bienen überhaupt im Konzept zu erwähnen. Kommt aber an.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        „Alle Aktionen unserer Gegner zielen darauf ab, unsere Sprecher, Organisationen, ja sogar das BfR und deren Botschaften als unglaubwürdig hinzustellen.“

        Das BfR als unglaubwürdig hinzustellen, wird mal böse Folgen haben, irgendwie müssen die mal vor gravierende Gesundheitsgefahren warnen und das dumme Volk glaubt denen es nicht mehr.

        Ein Beispiel ist die Impfmüdigkeit, doch viele Deutsche sind impfmüde oder lehnen Impfungen ab, da sie Nebenwirkungen fürchten und den Nutzen infrage stellen.

        • Brötchen sagt

          Friedrich das Problem ist, das man immer einen Kompromiss machen muss.
          Ein Kompromiss geht aber nur wenn die Grenzen sichtbar sind.
          Durch die Globalisierung ist alles grenzenlos geworden, deshalb hat jeder nur noch seinen Horizont und Kompromisse sind sehr schwierig.
          jeder Ausbruchsversuch ist meist „populistisch“.

          der alte Spruch,“ du kannst nicht alles haben“ „ying,Yang“ oder „alles hat seinen Preis“

      • Brigitta sagt

        Das Problem stellt sich fuer mich einfach anders dar, Friedrich. Ich zweifele nicht daran , dass sich die Einstellung der Bevoelkerung gegenueber der Landwirtschaft als ihrer Lebensgrundlage dringend aendern muss.
        Aber ob man es nun professionelles Reputationsmanagement oder Imagewerbung oder Marketing nennt: in dem Moment, wo solche Funktionaere eingesetzt werden, ist ihre eigene Reputation in Frage gestellt. Die Glaubwuerdigkeit der Aussagen sinkt genau dann, wenn sie von Verbaenden oder erst recht gekauften Beratern stammen.

        Den Erfolg der NGO kann man nicht kopieren, in dem man die selben Methoden gegen sie einsetzt. Klingt komisch, ist aber so.

  10. Alles schön und gut und nachvollziehbar. Doch wie soll ein System sich systemisch wandeln und Probleme wirklich konsequent lösen können , wenn das allumspannende System der globalen Gigamaschinerie ganz andere Vorstellungen und Pläne hat? Es gibt im Grunde nur einen Lösungsweg, zu dem auch die Lösungen in der Landwirtschaft gehören: das Minimieren der Abhängigkeit von permanent zur Verfügung stehender Fremdenergie. Alles andere ist ein Hinausschieben auf später und ein Verwässern von gegenwärtigen Problemen in immer mehr zukünftige Problemchen.

    Solange die Abhängigkeit von Fremdenergie mit ihren Folgen anderswo nicht angegangen wird, braucht der Mensch immer mehr Energie, um sich vorzumachen, er wäre auf dem Lösungsweg und würde etwas bewegen. Es ist ein Teufelskreis, denn dieses Mehr an Energie steht vor Ort des Problems von Natur aus immer weniger zur Verfügung, weshalb das Defizit mit Fremdenergie aufgefüllt wird. Ganz einfach.

    • Brigitta sagt

      „Fremdenergie“ kannst Du mal genauer erklaeren? Wenn Betriebe von ihrem Grund und Boden zigtausendtonnenweise Lebensmittel in Staedte liefern und von dort nichts zurueckbekommen, wie sollen sie das mit Eigenenergie leisten?

      • Fremdenergie ist all jene Energie, die in der Umgebung eines Lebewesens nicht mit den Möglichkeiten und Fähigkeiten des Körpers erschlossen und somit genutzt werden kann. Daher verfügt kein Lebewesen von Natur aus über Fremdenergie, weil Natur immer nur die Energie verkörpert, die vor Ort verfügbar und in Reichweite des Körpers ist. Nur der Mensch und all jene Lebewesen, die von uns Menschen abhängig sind, verfügen somit über mehr Energie von anderswoher, als es von Natur aus möglich ist. Daher rühren im Grunde alle Probleme, über die wir Menschen in einer Endlosschleife (Teufelskreis) diskutieren, in der Hoffnung, endlich Lösungen zu finden, die aber immer mit weiterer Fremdenergie angegangen werden.

        Es gibt nur einen Weg, um daraus zu kommen, nämlich Fremdenergie, in welchem Maß auch immer, zu minimieren. Das kann jeder Mensch jederzeit leisten. Entscheidend ist, ganz im Sinne eines Zitats von Einstein, dass Probleme nicht mit den Denkstrukturen gelöst werden können, durch die sie entstanden sind. Wie wahr, weshalb wir Fortschritt ANDERS denken müssen, als immerzu den EINEN weiter fortschreiten zu lassen, der keine Lösungen liefern kann, sondern nur bestehende Probleme mehr und mehr verwässert und auf zukünftige Generationen überträgt. Die Krux ist, dass wir längst über den Punkt hinaus sind, wo man kausal eine Lösung für ein Problem schaffen kann. Soll heißen: Wir können kein Problem direkt vor Ort lösen, ohne weitere Probleme ins Leben zu rufen. Daher bleibt einzig der akausale Weg. Es bedeutet, dass niemand unmittelbar erfährt, was die eigenen Minimierung von Fremdenergie wann und wo bewirken wird. Je mehr solcher akausalen Minimierungen aber geschehen, desto mehr ändern sich die Bedingungen überall, um besagte ANDERE Denkweise des Fortschritts zu ermöglichen. Es bedeutet die komplette, konsequente Umwälzung unseres bisherigen Werdeganges als Menschheit. Gelingt uns dieses nicht, dann ist absehbar, wohin das Beibehalten des Bisherigen führen wird – und es wird immer absehbarer..

        • Brigitta sagt

          Danke, aber das ist mir zu ungenau.

          Wie saehe das „Einsparen von Fremdenergie“ auf einem LWBetrieb aus, und wie fuer einen Staedter? Welche Einheit nutzt man da?

          • Die Frage ist schon “falsch“ gestellt, denn sie verlangt eine Lösung mit bisherigen Strukturen. Es sind andere Menschen anderswo, die, täten sie ihren Fremdenergieverbrauch minimieren, dem LWBetrieb und dem Städter eine Lösung ermöglichen, nur braucht diese Zeit und wird sie als solche nicht vom Betrieb und dem Städter wahrgenommen, solange es kein Bewusstsein für das eigentliche Problem der Fremdenergie gibt. Niemand kann Ihre Frage beantworten, weil sie keine unmittelbare Antwort hat, ohne das fortzusetzen, was bisher schon problematisch ist. Wir neigen dazu einem Problem eine direkte Lösung gegenüberzustellen, wollen aber nicht wahrhaben, dass das unter den vorherrschenden Abhängigkeitsverhältnissen genau das Gegenteil bewirkt, nämlich immer mehr Probleme zu schaffen.

          • bauerhans sagt

            setzte man „pferdeeinheiten“ ein,liesse sich fremdenergie einsparen.
            ich fahre lieber john deere.

    • Paulus sagt

      @Guido Vobig
      Hier faseln irgendwelche philosophisch esoterisch Angehauchte immer was von wegen Fremdenergie. Als naturwissenschaftlich Ausgebildeter mit zwei qualifizierten akademischen Abschlüssen komme ich jetzt mal, der Logik folgend auf das Thema Eigenenergie.
      Dürfte doch ein Leichtes sein dies zu erklären und das endlich mal klarzustellen. Ich warte …
      PS: bei guter Pflege habe ich möglicherweise noch so ca. 20 oder ein paar mehr Lebensjahre vor mir, bis dahin sollte es ihnen gelungen sein.

      • In der Erwartung der Erklärung mittels Worten auf diesem Wege, liegt die Unmöglichkeit, die Erwartung Ihrerseits meinerseits erfüllen zu können. Wenn Sie eine Zelle durch ein Mikroskop betrachten und die Betrachtung nur durch den Einsatz von Fremdenergie möglich ist, dann kann das vergrößerte Bild nicht erklären, was es mit der Zelle im Kontext des Körpers, geschweige im Kontext des Lebens, wirklich auf sich hat.

        • Obstbäuerin sagt

          Meine Lösung jegliche Art von Energie – fremd – eigen oder sonstwie – einzusparen lautet: NICHT MEHR BEWEGEN!!!

      • fingerphilosoph sagt

        Eigenenergie: diejenige Energie, die mit eigener Körperkraft erzeugt werden kann. Auf dem Hometrainer sind von einem durchschnittlich trainierten Menschen grob 100W Leistung zu erwarten. Bei 10 Stunden fleißigem Treten ergibt das gerade mal eine einzige Kilowattstunde.

        In Deutschland beträgt der Primärenergieverbrauch jedoch 125 Kilowattstunden pro Tag und pro Person. Da kaum ein Mensch 10 Std. täglich zwecks Energiegewinnung auf dem Fahrrad strampelt, handelt es sich bei diesen 125 KWh also um „Fremdenergie“. Von mir aus kann man auch bloß 124 kWh als Fremdenergie bezeichnen.

        Im Mittelalter mit Energiequellen wie Holz, Wasserkraft und Tiere betrug der Verbrauch geschätzt maximal 25 kWh pro Person. Dafür standen jeder Person immerhin 3-4 ha Land zur Verfügung. Heute stehen jedem Bundesbürger nur noch 0,4 ha zur Verfügung.

        Im Jahr 2016 lag der durchschnittliche Energieverbrauch über die gesamte Menschheit gerechnet pro Person bei 57 kWh täglich.

        Reichtum/Wohlstand ist gleichbedeutend mit hohem Fremdenergieverbrauch. Und Fremdenergieverbrauch ist wiederum gleichbedeutend mit Umweltbelastung. Das gilt nicht nur für Staaten, sondern ebenso für Einzelpersonen. Reichtum/Wohlstand und niedriger Energieverbrauch schließen sich gegenseitig aus, darüber kann auch eine verbesserte energieeffizientere Technik nicht hinwegtäuschen.

        Die energiemäßig sparsamsten Personen sind nicht Grüne und selbsternannte Klimaschützer, sondern Rentner mit niedrigen Einkünften und kleinen Wohnungen, die sich weder Auto noch Flugreisen leisten können.

        Von den nunmehr beinahe 8 Milliarden Menschen streben 6-7 Milliarden nach deutlich mehr Reichtum/Wohlstand, wollen ergo ihren Fremdenergieverbrauch steigern.

        Die Zahlen stammen aus Christian Holler/Joachim Gaukel: Erneuerbare Energien ohne heiße Luft.

        • Stadtmensch sagt

          Wohlstand muss ja nicht heißen, das man um den Globus jettet um Teil einer Menschenmasse in künstlich geschaffenen Erlebniswelten zu werden. Dabei könnten doch schon Zeit und Muße für die Lektüre des von dir zitierten Buches für viel größere Zufriedenheit sorgen.
          Dann wären da noch die riesigen Einsparpotentiale bei unserer Art der Rohstoff- und Energienutzung. Niko Paech – Befreiung vom Überfluss. So wie man die Menschen zur Verschwendung dressiert hat, bekommt man sie auch wieder zurück zum sparsamen Wirtschaften. Sie werden damit genau so glücklich oder unklücklich sein wie jetzt. Denn: Glück ist eine Fehlleistung oder eine Ich-Schwäche, um es mit Freud zu sagen
          😉

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Um die „Lust-Vielfliegerei“ einzudämmen, soll die Zahl der Flüge gedeckelt werden – und jeder Mensch in diesem Land nur noch drei internationale Hin- und Rückflüge pro Jahr antreten dürfen. Vielleicht sollte man sich mal im Internet das Video „Flieg Katha flieg“ der Initiative „Pro 3. Startbahn“ ansehen, das aufzeigt, wie viele Flüge die Grünen-Fraktionschefin im bayrischen Landtag, Katharina Schulze, in den vergangenen Jahren gemacht hat, von USA bis China, von Russland bis Spanien, von Indien bis Dänemark, von der Mongolei bis Jordanien. Manche davon sicherlich dienstlich als Politikerin, manche hingegen, wie jüngst der Urlaub in Los Angeles, privat. „Niemand fliegt öfter als die Grünen“, echauffiert man sich bei der Initiative und findet: „Würden alle Bayern so oft fliegen, würde man nicht nur eine dritte sondern sogar eine vierte Start-/Landebahn benötigen.“

            https://www.bing.com/videos/search?q=Flieg+Katha+flieg%22+&view=detail&mid=272E10A1A4936F2CDC1F272E10A1A4936F2CDC1F&FORM=VIRE

          • fingerphilosoph sagt

            Die riesigen Einsparpotentiale bei der Rohstoff- und Energienutzung werden im öffentlichen Diskurs nur deshalb thematisiert, weil am Horizont neue Technologien aufdämmern, die nun durchgesetzt werden sollen, die in toto jedoch mehr Fremdenergie beanspruchen werden als die alten „schmutzigen“ Technologien, denn diese neuen Technologien beruhen auf dem Sammeln und Verarbeiten von gigantischen Datenmengen, was Unmengen an Fremdenergie kostet.

            Worum es bei diesen Debatten geht, ist in Wirklichkeit die Durchsetzung der neuen Technologien, die derzeit bei Google & Konsorten entwickelt werden. Was der Einzelne auch immer an Fremdenergie einsparen mag, indem er aufs Fliegen, Heizen etc. verzichtet und dazuhin auch noch wie gewünscht „smart“ lebt und was auch immer durch einen höheren Wirkungsgrad technisch in Sachen Energieeffizienz umgesetzt werden kann, wird durch die energieintensive zunehmende Vernetzung der Menschheit sowie durchs Bevölkerungwachstum zunichte gemacht.

            Der Diesel ist nur deshalb in Verruf, weil einerseits das E-Auto und andererseits das selbstfahrende Auto durchgesetzt werden soll. Dabei wird suggeriert, dass das E-Auto „sauberer“ und das selbstfahrende Auto „energieeffizienter“ ist. Das E-Auto ist nur „sauberer“, weil das Problem mit den Batterien verharmlost bzw. ignoriert wird und das selbstfahrende Auto ist nur „energiesparender“, weil der Energieaufwand für die Cloud nicht in Rechnung gestellt wird.

            Das Flugzeug als Umweltverschmutzer wird deshalb so wenig im öffentlichen Diskurs thematisiert, weil noch kein Big Player eine andere Technologie durchsetzen will und deshalb Interesse daran hat. Das wird sich sofort ändern, wenn Google oder sonst ein Technokonzern eine neue Technologie haben, bspw. das Lufttaxi oder Drohnentransporte, die sie auf den Markt werfen wollen.

            Mit Deiner Kritik am derzeitigen System füllst Du eine Rolle aus, die notwendig ist, um den Kapitalismus und das Wirtschaftswachstum voranzutreiben. Damit verhilfst Du den neuen Technologien zum Durchbruch, und genau das ist beabsichtigt. Hinterher wird das Gejammer dann groß sein, wenn man feststellt, dass es wohl doch keine gute Idee war, in Zeiten von Klimaerwärmung dem Wind seine Kraft zu nehmen, bloß damit man in aller Muße Bücher über erneuerbare Energien lesen und Leute zum sparsamen Wirtschaften auffordern kann.

            Nicht nur die Landwirtschaft drückt sich vor kritischen Themen, Du tust das genauso, wenn Du Dir etwa einredest, der Mensch wäre irgendwann von einer wie auch immer gearteten kapitalistischen Verschwörung auf Verschwendung dressiert worden und das Problem ließe sich lösen, wenn solche wie Du den Menschen nun wieder umdressieren. Oh sorry, ich sollte natürlich sagen: wenn solche wie Du den Menschen wieder zu seinem wahren Wesen zurückführen.

            • Bingo!
              Jeder Gleichschaltungsprozess dient EINEM Anderen als Energiequelle für eigene Unternehmungen, an denen er sich in Form von Wachstum, Macht und Profit bereichern kann, auf Kosten derer, die gleichgeschaltet wurden und weiter angeglichen werden müssen, damit die Quelle nicht versiegt – die aktuellen Kinderkreuzzüge GEGEN (!) das Klima und der angedachte Friedensnobelpreis für EINE künstlich geschaffene Ikone der Gleichschaltung, in Form EINES 16jährigen Mädchens, sprechen diesbezüglich Bände.

              Während EINEM Einzelnen Energieeinsparungen und zeitliche Effizienz alltagstauglich teuer verkauft werden, nimmt, in der Summe EINER Spezies, der Energiebedarf unaufhaltsam zu. Willkommen in den Fängen EINER Gigamaschinerie – die ohne Erdöl nicht auskommen kann und der nicht daran liegt, Fortschritt je ANDERS zu denken. Im Gegenteil.

              • fingerphilosoph sagt

                Bei entsprechender Umwandlung von Sonnenenergie – bpsw. durch Nutzung der Wüsten – läuft die Gigamaschine schon auch ohne Erdöl; Energiemangel ist nicht das Problem und dürfte es auch in Zukunft nicht werden.

                Problematisch ist im Gegenteil der Energieüberschuss, der menschengemachte Output in Form von immer mehr Stoffen, die sich irgendwo anreichern, wo man es nicht gedacht hat, sei es in der Atmosphäre, im ewigen Eis, in der Tiefsee, in unseren Gewässern, in unserem Blut, wo auch immer.

                • Ganz zu schweigen von all den Gedanken, die unsere fortgeschrittenen Gehirne, unsere “komplexen“ Gehirne durchströmen und uns Fremdenergie in Konzepte, Theorien und Formelwerk umwandeln lassen 😉

                  Es kommt immer darauf an, wofür EIN Fortschritt genutzt wird – um immer mehr und noch mehr Energie sich anzueignen oder um solcherart Einfluss immer weiter zu minimieren …

            • Stadtmensch sagt

              fingerphilosoph, wieder einmal kippst du eine ganze Rumpelkiste mit Pseudo-Argumenten gegen jeden Versuch meinerseits aus, ganz einfache Dinge zu reflektieren. Da findet man immer keinen Zipfel zum Aufdröseln, bzw. keinen Weg, sich mit wenigen Worten auf etwas beziehen zu können. Liegt sicher auch an meinem Unvermögen.
              Jedenfalls wollte ich dich nochmal an den Beitrag erinnern, den du vor einiger Zeit hier geteilt hast und den ich mir gemerkt habe, weil ich ihn gut fand (inbesonere den letzten Absatz):
              https://aeon.co/ideas/science-has-outgrown-the-human-mind-and-its-limited-capacities
              Deshalb bin ich immer noch überzeugt davon, dass wir es schaffen können, die von uns beherrschbare Komplexität (Qualität) noch zu steigern. Natürlich zu Lasten der Quantität (keine Verschwendung\minimaler Entropieexport beim Halten der Struktur). Deshalb bin ich Google, Microsoft und Co. gegenüber auch nicht ganz so skeptisch eingestellt wie du vielleicht.

              • “Deshalb bin ich immer noch überzeugt davon, dass wir es schaffen können, die von uns beherrschbare Komplexität (Qualität) noch zu steigern. Natürlich zu Lasten der Quantität (keine Verschwendung\minimaler Entropieexport beim Halten der Struktur). Deshalb bin ich Google, Microsoft und Co. gegenüber auch nicht ganz so skeptisch eingestellt wie du vielleicht. “

                Ich persönlich sehe in diesen Worten genau den Trugschluss, dem wir immer weitreichender aufgesessen sind. Es handelt sich vielmehr um durch uns Menschen herrschende Komplexität, die all die permanente Fremdenergieverfügbarkeit erst ermöglicht, sie quasi zum Ausdruck bringt. Von Natur aus gibt es keine Komplexität, sie ist reines Menschenwerk bzw. ein Ergebnis unserer Gehirne, die das Übermaß an von Kontexten befreiter Energie zu handhaben versuchen. So, wie smarte Handys Fußfesseln sinnlicher Reichweite sind, weshalb GOOGLE und Co. die Gigamaschinerie verkörpern, die immer fremdenergiegefräßiger werden wird und keineswegs die Lösungen ermöglichen wird, die wir uns von ihr versprechen. Im Gegenteil.

              • fingerphilosoph sagt

                Google ist voll von Weltrettern, die das Leben der Menschen verbessern und den Planeten vor dem Untergang bewahren wollen. Ich nehme den Googlern sogar ab, dass sie an ihre Mission glauben. Deshalb kann ich schon nachvollziehen, dass ein Weltretter wie Du sich davon angesprochen fühlt.

                Von der neuen Technoreligion à la Google fühlen sich sowohl Erzkapitalisten wie Warren Buffet und Weltretter jeder Art, von Klima-Aktivisten bis Veganer, angesprochen. Die Techno-Religion bedient gezielt auch beide Erwartungshaltungen, wie das übrigens jede erfolgreiche Religion tut. Wie jeder brave Gläubige reagierst du unwirsch, wenn dein Gesprächspartner ein Dogma ankratzt. Das Dogma, das den Technojüngern so heilig ist wie den Christen die Jungfrauengeburt oder die Transsubstantiation, ist das Dogma der Machbarkeit und der Beherrschbarkeit, der tief verwurzelte Glaube, dass wir mittels unseres herausragenden Geistes alle Probleme lösen können.

                Was in der Technoreligion nicht laut ausgesprochen werden darf, ist, dass unser herausragender menschlicher Geist (und damit unsere gesamte Lebensweise) sich permanent an die von ihm hervorgebrachten Technologien anpasst statt an die natürliche Umwelt. Deshalb ist dieser herausragende menschliche Geist grundsätzlich nicht in der Lage, die Umweltprobleme zu lösen, die durch die Technologien entstehen. Weil logischerweise durch die Anpassung an die Technologien die Verbindung zur natürlichen Umwelt verlorengeht. Sprich: der herausragende menschliche Geist erkennt in seiner Umwelt nur noch Abbilder seiner technologischen Denkweise und behandelt die Umwelt entsprechend.
                Daraus entsteht Komplexität, aber keine Qualität.
                Qualität hat mit Komplexität auch nichts zu tun, sondern mit dem Gegenteil davon, mit Schlichtheit.

                „Keine Verschwendung/minimaler Entropieexport entspringt bspw. einer an Technologie angepassten Denkweise. Die Vielfalt, die nun immer mehr futsch geht, geht auf eine verschwenderische Natur zurück und nicht auf die Berechnungen von Effizienz.

                In der NZZ ist heute übrigens ein Artikel: „Also sprach Google: Ich kenne euch jetzt. Und ich bestimme, war ihr morgen sein werdet.“

                Ich will nicht, dass Google oder sonst ein Weltretter darüber zu bestimmen hat, wer wir morgen sein werden. Ich will eine offene Welt, in die jeder sich so, wie er ist, einbringen kann.

                • Stadtmensch sagt

                  Lieber fingerphilosoph. Das was du Technoreligion nennst, ist doch nur die Erkenntnis dessen, dass man die in vielerlei Hinsicht unzureichenden menschlichen Sinneswahrnehmungen und sonstigen Fähigkeiten erweitern kann. Ich will jetzt nicht aufzählen, was „wir“ alles „erweitert“ (nicht besser) können als die Spezies, die wir von diesem Planeten verdrängen und die jede für sich im „Einklang mit der Natur“ stabil sind. Die Frage ist, was fangen wir damit an? Die Sinnfrage die du dir sicher auch stellst. Ist es „um die Wette Elektro-SUV und Mond-Tourismus erfinden“ oder weiter versuchen, die Natur zu verstehen (im Sinne von Modellieren). Auch wenn dabei immer nur ein lausiges Abbild ensteht, das uns aber eventuell neue Erkenntnis beschehrt oder wenigstens ein Gedankengebäude zum Einsturz bringt.
                  Ich will niemanden dressieren. Ich nenne das nur so, weil meiner Meinung nach alle eingebildeten, selbstbestimmten Monaden dieser Markgesellschaft gleich ticken. Ständig argwöhnen sie, man könnte sie zwingen das Ei an der breiten Seite aufzuklopfen dabei ist doch mit gesunden Sinnen ganz klar, dass nur die schmale Seite zum tatsächlichen Genuss führt.

                • Stadtmensch sagt

                  @Guido
                  Aus deinem Link:
                  „From his early days in business, Musk developed a reputation for harshness. He chastised one employee who missed a company event to be at the birth of his child: ‘You need to figure out where your priorities are. We’re changing the world and changing history, and you either commit or you don’t.’“

                  Mein Reden – Psychopaten sind an der Macht. Deckt sich alles mit der Kinheitsbeschreibung. In diesem Büchlein gibts ein paar Thesen aus einem langen Berufsleben, wie man so wird:
                  https://www.spektrum.de/rezension/buchkritik-zu-das-falsche-leben/1499075

                  Kann man doch mal in einen Algorithmus gießen und dann mit Iris-Scan – zack – sagen, wer hinter der Maske steckt, oder wegtrainieren das Ganze….des lieben Friedens willen.
                  Haupsache beschäftigt. Ist immer noch besser al passiv auf einem Kreuzfahrtschiff bei Schnapspralinen zu verwesen.

                • @ Stadtmensch

                  Das Buch von Maaz ist in der Tat lesenswert. Nicht minder lesenswert ist das anbei verlinkte Buch, zumal aus der Sicht der Landwirtschaft:

                  https://environmentalcritique.wordpress.com/2017/09/05/humankind-solidarity-with-nonhuman-people/

                  Wir kommen nicht um das ANDERS-Denken des Fortschritts herum, wenn wir nicht EINE Spezies werden wollen, während es von Natur aus nicht eine einzige Spezies gibt, sondern “nur“ Leben, sprich, die Verkörperung von Energie, die ein Zuhause gefunden hat, für das es sich zu sterben lohnt.

                • fingerphilosoph sagt

                  Stadtmensch, Technoreligion ist nicht nur die Erkenntnis, wie man die angeblich „unzureichenden menschlichen Sinneswahrnehmungen und sonstigen Fähigkeiten“ erweitern kann. Die Technoreligion fängt bereits damit an, die menschlichen Sinneswahrnehmungen und Fähigkeiten für „unzureichend“ zu erklären und dafür eine „Erlösung“ anzubieten. Das Wesen einer Religion besteht eben darin, dem Menschen eine Schuld, einen Mangel oder ein Versagen einzureden und ihm dann, um den Preis seiner Seele (nach Aristoteles identisch mit Lebenswillen oder Lebenslust) das Mittel zur Behebung dieser Schuld, des Mangels oder des Versagens zu verkaufen. Die „Erlösung“, die uns die Technoreligion verspricht, besteht im Transhumanismus, der letztendlich durch die Verschmelzung Mensch-Maschine verwirklicht werden soll. Diese Verschmelzung Mensch-Maschine bedeutet nichts anderes als die Preisgabe des Lebenswillens, denn eine Maschine ist genau dadurch definiert, dass ihr der Lebenswille fehlt und sie diesen höchstens (aufgrund einer Unmenge von Daten) simulieren, aber nicht authentisch verwirklichen kann.

                  Ich behaupte mal, Du hast die Technoreligion bereits verinnerlicht, weil Du offenbar schon ganz selbstverständlich davon ausgehst, dass die menschlichen Sinneswahrnehmungen tatsächlich unzureichend sind. Was, wenn Mensch die Natur besser versteht, wenn er auf die technischen Erweiterungen verzichtet? Einem Technogläubigen kommt ein solcher Gedanke offenbar ja gar nicht mehr.

                  Bevor der Mensch versucht, die Natur zu verstehen, sollte er damit anfangen, sich selber zu verstehen. Das gilt sowohl für das Individuum wie auch das Kollektiv. Die meisten Menschen verstehen sich selbst nicht im Geringsten. Sie nehmen die Einflüsterungen des Mainstreams für bare Münze, bspw. dass unsere Gesellschaft zu individualistisch und egoistisch ist. In Wahrheit ist der Mensch schon längst ein Produkt des Kollektivs, normiert, manipuliert und gleichgeschaltet und alles andere als individualistisch.

                  Die Ursachenforschung von diesem Maaz greift dabei viel zu kurz. Denn de facto ist es so, dass sich beim Menschen die Gleichschaltung bereits genetisch manifestiert. Die Menschheit als Ganzes weist deutlich weniger Variationen im Genpool aus als eine regional begrenzte Horde Schimpansen, d.h. ein Japaner, ein Grönländer, ein Deutscher und ein Peruaner unterscheiden sich in ihrem Genmaterial deutlich weniger als zwei Schimpansen, die von denselben Bäumen ihre Früchte pflücken. Dass diese eingebildeten, selbstbestimmten Monaden der Marktgesellschaft alle gleich ticken, ist eine Folge der Anpassung des Menschen an seine Technologien. Es ist das herausragende Merkmal von Technologien, dass sie vereinheitlichen und Massenproduktion hervorbringen, wozu auch Massenmenschen gehören. Dito ist unser Geist, der mit der von ihm hervorgebrachten Technik ko-evoluiert, ein Instrument zur Vereinheitlichung und daher immer weniger geeignet, die Natur zu verstehen, je mehr der fortschrittsgläubige Mensch existenziell auf seine Technologien angewiesen ist..

                  Du kannst die Natur nicht mit Hilfe von „technischen Erweiterungen“ besser verstehen, sondern allein durch den Verzicht auf Technik (bzw. durch den Verzicht auf Fremdenergie). Du kannst die Natur nur verstehen, indem Du Dich ihr aussetzt.
                  Es sei denn, du setzt „Verständnis“ mit Beherrschung und Manipulation in eins, wie das eben die Technogläubigen tun. Für mich sind das allerdings zwei paar Stiefel.

                • Stadtmensch sagt

                  „Dito ist unser Geist, der mit der von ihm hervorgebrachten Technik ko-evoluiert, ein Instrument zur Vereinheitlichung und daher immer weniger geeignet, die Natur zu verstehen“

                  Wieso denn? Wir verstehen die Zusammenhänge doch immer besser?! Was man draus macht, also z.B. Nutztiere mit nahezu „verlustfreiem Stoffwechsel“ zu züchten, ist wieder ein anderes Thema. Mir scheint eher, DU bist vom Feuilleton ferngesteuert.
                  Da kam nämlich das Beispiel mit den Schimpansen. Auch sonst profitierst du sehr wohl von der akribischen Arbeit von Generationen von Wissenschaftlern, die aus individueller Motivation heraus, der „Natur ihre Geheimnisse entrissen“ und als leicht verdauliche Geistesnahrung aufbereitet haben. Ohne diese kleine Bewusstseinserweiterung
                  bei der Beobachtung und Deutung von Vorgängen, wären wir in der Tat besser an ein Leben ohne technische Hilfsmittel angepasst, aber wer will das?
                  Da ist man bei allem was man tut und denkt auf die reine Lebenserhaltung zurück geworfen. Nix mit mit spiritueller Kontemplation – oder doch? Du hast nicht ganz unrecht.
                  Das kommt irgendwie zu kurz. Das ist genau der Unterschied zwischen Praktiker (der etwas spürt ohne es erklären zu können) und Theoretiker, der nichts spürt
                  , aber eine Erklärung hat.
                  Für mich gibt es dennoch keinen Unterschied zwischen “künstlich\menschengemacht” und natürlich gewachsen, denn die biochemischen Wirkungen in der Birne
                  des Zellhaufens Mensch sind natürlich. Ich finde es aber total spannend, so etwas untersuchen zu wollen, statt im Zustand von individueller Erfahrung verharren zu wollen.
                  Du hättest nie mit Begriffen wie Koevolution arbeiten können, wenn nicht jemand auf den Trichter dieses Ordnungsprinzips gekommen wäre. Und dazu gehört eben leider etwas Entrückung von der Natur. Einen “Faustischen Pakt” mit schwindendem Lebenswillen als Preis, würde ich daraus aber nicht machen wollen.

                • Brötchen sagt

                  Die menschliche Sinnes Wahrnehmung ist nicht unzureichend
                  Bsp. Ebergeruch….vor 10 Jahren hat ein renommiertes Frauenhofer-Institut gesagt, können wir entwickeln, solch eine künstliche nase. Gibt es bis heute nicht.
                  Menschliche tier. Sensoren haben die Eigenschaft, exponentiell wachsende Messgrößen abzufedern.
                  Z.b. macht das das Auge extrem gut. Ein technisches. Sensor kann schon Recht viel, einen biologischen Sensor kann er nicht das Wasser reichen.

                • fingerphilosoph sagt

                  Wir verstehen eine bestimmte Art von Zusammenhängen besser, nämlich solche, die wir nach Zweck, Nutzen und Ziel ordnen können. Sobald wir Zusammenhänge verstehen, haben wir das, was Leben ist, in einen Mechanismus verwandelt und dabei das Lebendige eliminiert. Zweck, Nutzen, Funktion und Ziel und dgl. sind ursprünglich rein technische Kategorien, die der Werkzeugherstellung entstammen – wo die Frage nach Zweck, Nutzen und Ziel auch sinnvoll ist – und die wir seit der wissenschaftlichen Revolution nun auch vermehrt an die Natur und ans Lebendige anlegen.

                  Ein Schimpanse ist da, weil er da ist, nicht weil er eine bestimmte Funktion im Gefüge der Natur einnimmt oder in der Natur einen bestimmten Zweck erfüllt, wie wir heute ganz automatisch unterstellen und dadurch einen Zusammenhang herstellen, der so bloß in unserer auf die Herstellung von Werkzeugen fixierten Denke existiert. Die Evolution hat kein Ziel, es geht da nicht um ein „immer besser“: das ist technisch gedacht. Maschinen kann man gemäß vorgegebenen Zielen und Zwecken verbessern, aber nicht Lebewesen. Trotzdem tun wir das. Speziell die Selbstoptimierer, Mediziner, Genetiker und gewisse Landwirte sind da gut unterwegs.

                  Zwecke, Nutzen und Ziel können wir außerdem nur anthropozentrisch denken. Wenn wir dieses anthropozentrisch-technische Muster auf die Natur übertragen, erkennen wir durchaus Zusammenhänge, aber garantiert nicht die richtigen, es sei denn, es stimmt, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist und er den göttlichen Auftrag hat, die Welt zu beherrschen und sie sich untertan zu machen.

                  Überall nur Werkzeuge zu sehen, die dem Menschen (oder nur einigen besonders erfolgreichen Exemplaren dieser Spezies) zu dienen haben, ist überdies die Basis des Kapitalismus: eine andere Anwendung der technischen Denkweise, das Leben auf Zweck, Nutzen, Ziel, Wachstum, Profit hin zu ordnen und die Welt/das Leben auf Zahlen und -verhältnisse zu reduzieren. Bist Du nicht ein Kapitalismuskritiker?

                  Die kapitalistischen Denkweisen von Zweck, Nutzen, Ziel, Wachstum, die Du im menschlichen Kontext ja nicht wenig kritisierst und die Du, wenn ich es recht verstanden habe, für die Zerstörung menschenwürdigen Lebens verantwortlich machst, überträgt die moderne Wissenschaft auf die Natur und ordnet die Zusammenhänge entsprechend diesem vorgegebenen Denkmuster. Daraus besteht Wissenschaft im Wesentlichen. Aus den dadurch gewonnenen „Erkenntnissen“ ergeben sich dann die Handlungsanweisungen, wie mit Natur umzugehen ist und die Natur in letzter Konsequenz ebenso zerstören wie der Kapitalismus die Menschenwürde zerstört.

                  Ich gehe in dieser kapitalistisch-technischen Denkweise übrigens nur einen Schritt weiter und frage, was nutzt es, den Begriff „Ko-Evolution“ zu entwickeln, wenn dieser Prozess, an dessen Ende der Begriff „Ko-Evolution“ steht, gleichzeitig die Evolution auszuhebelt und ihre Prinzipien auf den Kopf stellt? Was nutzt es, die Natur zu verstehen, wenn die Natur durch die Erarbeitung dieses Verständnisses gleichzeitig vor die Hunde geht? Was ist das Ziel eines Prozesses, der darin besteht, das Leben zu verbrennen, um die Asche zu untersuchen und in der Asche irgendwelche Zusammenhänge zu erkennen? Muss ich Dich sezieren und Dich in Deine Atome oder biochemischen Prozesse zerlegen, um Dich zu verstehen? Der Natur ihre Geheimnisse zu entreißen, heißt, die Natur zu zerstören.

                  Natürlich ist das ein „faustischer Pakt“ und nicht nur „etwas Entrückung von den Natur“.

                  Du stellst zu Recht die Frage, welcher Mensch sich lieber an die Umwelt anstatt an seine Technologien anpassen und auf technische Bewusstseinserweiterung verzichten will. Außer einer Handvoll Survival-Spezialisten und evtl. Reinhold Messmer will das meines Erachtens keiner. Aber dann müssen wir als Menschheit eben auch die Folgen tragen und das Heulen und Lamentieren über den Verlust von Natur (Artensterben, Insektensterben usw.) sein lassen. Das ist dann nur die pure Heuchelei. Genau das werfe ich den Grünen, Linken und sonstigen Weltverbesserern vor.

                • Mark sagt

                  ….es sei denn, es stimmt, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist und er den göttlichen Auftrag hat, die Welt zu beherrschen und sie sich untertan zu machen.“
                  Ja stimmt denn das etwa nicht??? :-;
                  Ich sehe den Menschen als Teil der Evolution mit all seinem Treiben, Wesen und Unwesen. Natur kann meines Erachtens gar nicht vor die Hunde gehen, Natur ist ein Zustand der jederzeit in einen anderen Zustand übergehen kann. Das Problem ist, dass manche Weltenretter meinen, der Zustand der Natur müsse ihren (Disney)Vorstellungen entsprechen.

                • Paulus sagt

                  Hallo Brötchen,
                  deine Aussage kann ich nicht auf mir sitzen lassen und zur Ehrenrettung der Ingenieure sei gesagt: So einen Sensor könnte ich dir auf Wunsch umgehend zukommen lassen. Die entsprechende Technik (basierend auf der Hyperspektralanalyse) besitzt selbstverständlich keine olfaktorischen Fähigkeiten. Ein möglicher Ebergeruch wird berührungsfrei aufgrund der biochemischen Eigenschaften am Schlachtband festgestellt. So ein blödes Ding muss nur entsprechend kalibriert werden, dazu sind selbstverständlich menschliche Nasen erforderlich.

                • Brötchen sagt

                  Paulus, wenn mir ein Ingenieur sagt….alles kein Problem…..dann gibt es nur Probleme.
                  Den Sensor kannst Du Herrn Tönnies zukommen lassen, da stehen welche am Band und schnüffeln.
                  Sicher mag der Sensor recht gut sein. Geruch ist extrem komplex, glaube da gibt es noch zweigipflige schwellen der wahrnehmung usw. Die Freisetzung erfolgt bei Erwärmung und breitet sich als „wolke“ aus usw. Zudem muss das Ding im rel. kurzen Takt messbereit sein.

                • Paulus sagt

                  Brötchen, früher hieß es mal scherzhaft „für einen Inschenör ist nix zu schwör.“ Heute heißt es ernsthaft „ein Inschenör hat es schwör.“
                  Ach so, bei der Taktfrequenz mit gleichzeitiger Erzeugung unterschiedlicher Temperaturen komme ich so ganz überschläglich auf max. 5-10 Sekunden, was die stinkenden Eber betrifft. Wenn sich ein Tönnies lieber auf die Nasen rumänischer Hilfsarbeiter verlässt gibt es wohl einen Grund. Die stinken allein aufgrund ihrer prekären Wohnverhältnisse wahrscheinlich ähnlich, was deren Wahrnehmungsvermögen im Sinne des Arbeitgebers deutlich reduzieren dürfte.
                  Aber was soll das Alles, wenn uns Frauen wie z.B. KGE, Annalena, Greta und ähnliches Gesocks die Welt erklären? Insofern hast du nicht ganz Unrecht. Ings bereiten nur Probleme und sind weitgehend überflüssig. Zumindest die junge Generation mit exzellenten Abschlüssen hat das erkannt und macht sich auf und davon. Die sind hier kaum noch zu rekrutieren.
                  Insofern, nichts gegen die hochsensiblen Nasen der Rumäner, absolutes high technology ist dagegen Killefit.

                • Stadtmensch sagt

                  @fingerphilosoph, “wo die Frage nach Zweck, Nutzen und Ziel auch sinnvoll ist – und die wir seit der wissenschaftlichen Revolution nun auch vermehrt an die Natur und ans Lebendige anlegen”

                  Genau. Das ist astreine Kapitalismuskritik. Siehe das Kapitel über die Utilitaristen in “Robert Kurz – Schwarzbuch Kapitalismus”. Er war gewiss kein Feind der Wissenschaft,
                  aber ein sehr guter Analyst der Folgen von formaler Bildung und “Einpassung” des Menschen in einen Produktions- und Verwertungsprozess.
                  Für mich gibt es ganz klar einen Unterschied zwischen Wissenschaft aus Liebe zur Erkenntnis und aus dem Erbe der Antike heraus und dem, was daraus erwächst,
                  wenn die Menschen, derart ermächtigt, ihren evolutionären Ballast (Gier und Dominanzstreben) ausleben. So etwas sollte tatsächlich auf Sparflamme stattfinden (Armdrücken, Monopoly), damit bei dem Gerangel nicht so viel kaputt geht. (Ja doch, die griechischen Philosophen konnten zweckfrei herumspinnen, weil Sklaven die Versorgung gesichert haben.)

                  Muss man sich im 21. Jahrhundert immer noch hinstellen und sagen, wir kapitulieren vor dem Trieb, vor der Irrationalität, vor dem Untier in uns? Das ist halt Natur?
                  Ich halte die gegenwärtige Sensibilisierung in allen Bereichen für eine ko-evolutionäre Entwicklung basierend auf den neuen Kommunikationsmöglichkeiten.

                  Das kann natürlich auch wieder für soziale Kontrolle genutzt werden. Paulus würde für seinen unfassbaren Wohlstandschauvinismus (stinkende Rumänen) und seine ihm unbewusste Hetze gegen alle, die die Grundlagen seines Wohlstandes anzweifeln, Minuspunkte bekommen, wenn es dafür ein Mittel (Muster) und einen Zweck (sozialer Ausgleich in der unüberschaubaren Horde) gäbe. Die Chinesen machen es vor – abwarten…

                • Brötchen sagt

                  Paulus bei T. machen die Arbeit hochqualifizierte Tierärzte.
                  Wenn dein Sensor das wirklich bringen soll, dann wird es die künstl. Nase wohl bald geben. ich bezweifle das aber. Es ist nicht so, das ist ja was gegen Technik habe. Ich bin selber sehr technikbezogen.

                • Brötchen sagt

                  Paulus Nachtrag….ebergeruch kennen die wenigsten.
                  wenn man es nie gerochen hat, kann man es nicht so richtig zuordnen. Es gibt Frauen, die haben eine extrem feine nase, es gibt aber auch welche die riechen nichts. Wenn man auf den Geruch trainiert ist, riecht man den Geruch bei jedem! Eher. Es geht bei Tönnies zum einen um ein eine reine rechtliche Angelegenheit, genusstaugliches Fleisch oder nicht. Und um Qualitätssicherung für ihre Kunden.
                  Das Fett vom eher ist eigentlich für Verarbeitungszwecke untauglich. Erstmal ist Zuwenig davon da und zum anderen enthält das zuviel Wasser und ist zu weich und hat den Geruch bei Erhitzung.

        • Paulus sagt

          Lieber Fingerphilosoph, mit deiner Definition im 1. Absatz liegst du leider daneben.
          So eine steile These würde ich von den Energieexpert*innen der Grün*innen erwarten, dir traue ich deutlich mehr zu. 🙂 Jetzt habe ich dich sozusagen mit der Nase darauf gestoßen – na klingelt es nun?
          (Weiß jetzt nicht ob ich richtig gegendert hab, so hat halt jeder seine Schwächen)

          • fingerphilosoph sagt

            Lieber Paulus, leider liege ich mit der Definition nicht daneben. Mit der Abgrenzung Eigen- vs. Fremdenergie ist die Energiemenge gemeint, die zur Gestaltung der Umwelt zur Verfügung steht, nicht der Energieumsatz in deinen Mitochondrien und auch nicht der in deinen Gehirnzellen, wobei ich natürlich schon kapiert habe, dass deine Birne mit ihren beiden qualifizierten akademischen Abschlüssen deutlich heller leuchtet als meine. 🙂

  11. Mark sagt

    Bei Kommuniationsprofiberatern etc.pp, bin ich immer etwas vorsichtig, die Vergangenheit zeigt, dass diese auch schon häufig gigantischen Quatsch produziert haben (z.B. bein der Enwicklung von Wahlkampfstrategien für pol. Parteien). Michael hat sicherlich einige Interessante Aspekte erwähnt. Was ich aber komplett vermisse ist das Thema Kompetenz. Ich kann nur sinnvoll kommunizieren, wenn ich was weis. M.E. stehen die Bauern ((medial) deshalb so schlecht da, weil sie die Kompetenzführerschaft in Sachen Landwirtschaft mit all ihren Bereichen verloren hat. Wenn die Medien einen Agrareperten suchen, finden sie ihn bei Greenpeace oder dem NABU, nicht beim DBV. Und wenn ausnahmsweise mal ein DBV – Vertreter z.B. in Talkshows eingeladen wird, dann macht er meist eine miserable, inkompetente Figur. Erster Schritt wäre, in Sachen Landwirtschaft die Kompetenzführerschaft zurückzuerlangen, dazu müsste der DBV sich neu aufstellen und alte Kamellen, die Niemanden interessieren (dieser ominöse, aufwändige Situationsbericht über Bauerneinkommen), über Bord werfen.

    • Brötchen sagt

      Mark ich habe ab und an mit Medienanfragen zu tun.
      Die wollen keine Fachleute haben. Kompetenz ist nicht gefragt.
      Aus welchen Gründen auch immer. Ein paar könnte ich nennen, aber das ist müssig.
      Es gibt ganz gute kompetente Fernseh oder radiosendungen, aber die sind extrem rar.
      Kommunikationswissenschaften ist ja so zwischendrin….zwischen Medien und den Fachleuten.
      Also die können nur mittendrin.

      • bauerhans sagt

        „Es gibt ganz gute kompetente Fernseh…sendungen“

        max mohr (TTT) hatte neulich ganz sinngemäß erklärt,
        es wäre nicht möglich mit bio und direktvermarktung auf seinem betrieb in BB was zu verdienen,weil schlichtweg der aufwand auf dauer nicht zu leisten wäre.

        • Obstbäuerin sagt

          So ist es, bauerhans, BB hat so alle ungünstigen Voraussetzungen in sich vereint, je näher man zur polnischen Grenze oder weiter entfernt von Berlin wirtschaftet. In unserer Kommune haben jetzt die 30-40 Jährigen übernommen und das Wissen um Landwirtschaft wird von den Aussagen der NGO´s beherrscht.

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Max Mohr hat früher Bio hochgejubelt und die Konventionellen kritisiert.

          Aber dann hat ihn, bzw. seine Frau wohl die Realität eingeholt.

          Wenn man den angestellten Bauern die vielen Stunden bezahlen muss, der arbeitet nicht 12 Stunden am Tage und das 6 Tage lang für weniger was ein Arbeitnehmer mit 35 Stunden verdient.

  12. bauerhans sagt

    „Dazu muss sie mit genügend Budget ausgestattet sein.“

    das war und ist der knackpunkt,GELD für öffentlichkeitsarbeit!
    früher machte das die CMA,zwangsfinanziert durch die bauern und insbesondere durch selbstdarstellende geschäftsführer in der öffentlichkeit aufgefallen.
    mit der werbung, Milch macht müde männer munter.Fleisch ist ein stück lebenskraft.Ackern für deutschland,konnte kein verbraucher viel anfangen.

    • Inga sagt

      Warum hat denn die
      Gute Butter
      oder die
      Deutsche Markenbutter

      keinen Markennamen, warum is tsie nicht firmiert?
      wie Sahnnella oder so?

      Warum brauchen wir heutzutage für alles Markennamen?
      Führt usn das auf den falschen Weg?
      Weg von der Natur?

      Ich finde es auch komisch, wenn jemand behauptet, die Tomaten (oder andere Früchte) von Edeka sind besser als die von REWE,
      es kommt doch drauf an, wie gut sie gewachsen sind, und das ist oft wetter- und sortenabhängig.

      Hat die Werbung den Bezug zur Natur schon vertreiben?

      Und die Bauern sind Schuld, die sollen dafür bezahlen?
      Mit Werbung?

  13. Jochen Böhrer sagt

    In was für einem abgeschlossenen Raum lebt dieser Herr? Die Verbände haben zu allen kritischen Themen Positionspapiere erstellt und kommunizieren ihre wissenschaftlich basierte und fachkundige Ansicht ständig in Pressemeldungen. Anders als über Massenmedien erreicht man die Massen nicht. Nur kann man diese Medien nicht dazu zwingen, diese Pressemeldungen zu veröffentlichen. Deren kritische auf Ideologie basierende Position gegenüber der modernen Landwirtschaft lassen die sich nicht erschüttern. Und so kommen meist nur aus dem Zusammenhang gerissene Zitate und diese oft mit einem zynischen Unterton.

    Dazu kommen noch die Feinde aus den eigenen Reihen. Bauern, die in die Kampagnen miteinstimmen und beispielsweise in Berlin bei einer Demo zusammen mit erklärten Landwirtschaftsgegnern gegen die eigenen Kollegen hetzen. Oder Bauern, die sich ständig Asche übers Haupt schütten und öffentlich ihr schändliches Tun eingestehen und über ihre Kunden jammern, die sie angeblich dazu drängen. Solche Koll“G“egen sind eine Minderheit.. aber sie werden von den Medien immer als Repräsentanten dargestellt.

    Deshalb bleibt die Hauptaufgabe der Verbände die politische Arbeit. Der direkte Kontakt mit den Abgeordneten und Ministerien. Würden sie eine öffentliche Veranstaltung machen, kämen 5 Leute. Und so ist es sinnvoller, Bauerntage abzuhalten und die Presse und Abgeordnete einzuladen. In der Hoffnung, dass die Presse ohne Zynismus und sachlich berichtet (was bei Lokalredaktionen öfters der Fall ist als bei überregionalen). Der Kontakt zur Bevölkerung muss in intensiver Graswurzelarbeit erfolgen. Und das tut er. In persönlichen Kontakten (Nachbarschaft, Vereine usw) und sozialen Medien (Facebook, Twitter, Blogs). Bauer Willi ist ein gutes Beispiel dafür. Aber auch diese Bemühungen werden zusehends von Landwirtschaftsfeinden sabotiert. Im wahren Leben durch Bürgerinitiativen, Hetzkampagnen, Indoktrination von Schülern. Selbst manche Lehrer und Kirchenleute schüren den Hass gegen die moderne Landwirtschaft. Gegen gemobbte Kinder und persönliche Drohungen hilft dann die beste Öffentlichkeitsarbeit nichts mehr.

    Noch schlimmer in den sozialen Medien. Manche shitstorms sind schon legendär. Unvergessen ein Facebookauftritt einer jungen Milchviehbäuerin, die Ihr Leben und ihre Arbeit mit den Kühen auf facebook der Öffentlichkeit präsentieren wollte. Hunderte von Kommentaren von Tierrechtlern voller Hass, Hohn und Drohungen waren die Folge.

    Ein weiteres unlösbares Problem sind die unterschiedlichen Ansichten einzelner Bauern zu einzelnen Themen. Das ist eigentlich etwas ganz Normales. Intern wird sowas meist toleriert, manchmal führt es aber auch zu massiven Auseinandersetzungen die teils intern geführt, oft aber auch nach außen getragen und in aggressiver Form geführt werden. So können sich die Außenstehenden und Medien die ihnen genehme Position herauspicken und die Bauern noch mehr gegeneinander ausspielen. Diese fiese Schiene sollte man nicht unterstützen.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      „Noch schlimmer in den sozialen Medien. Manche shitstorms sind schon legendär.“

      Eulenspiegel denkst Du noch an das Stern Forum?

    • Inga sagt

      „Noch schlimmer in den sozialen Medien. Manche shitstorms sind schon legendär. Unvergessen ein Facebookauftritt einer jungen Milchviehbäuerin, die Ihr Leben und ihre Arbeit mit den Kühen auf facebook der Öffentlichkeit präsentieren wollte. Hunderte von Kommentaren von Tierrechtlern voller Hass, Hohn und Drohungen waren die Folge. “

      Aber die Milch und ihre Produkte schmeckt den Shitstormern, die liegen ja billig im Supermarktregal.
      Man braucht sich noch mal mal danach zu bücken.
      Keine Anstrengen für ein gutes Stück Lebenskraft!
      Es geht uns zu gut,
      wohin mit der ganzen überflüssigen Energie?

      Na klar,
      das macht doch Spaß Shirtstorm zu verbreiten, (auf andere Leute Kosten, hi, hi, hi)
      die Bauern sind bei allen die Sündenböcke und damit ist der Erfolg des Shitstorms gesichert!

      Mensch ist das ein Gefühl,
      man kann mit hoch erhobenen Hauptes durch den Tag schreiten!!!

      (Viellicht wie ein erfolgreicher Waffenhändler, oder?)

    • Karin sagt

      Halo Jochen, grundsätzlich kann ich dir zustimmen. Wir haben bereits mehrfach mit dem Verband auf Kreisebene gesprochen, wenn wir uns gefragt haben: warum macht der Verband nichts, warum haut da niemand dazwischen?, wenn was Blödsinniges in der Tagespresse stand. Man hat meinem Mann mal gesagt: Natürlich melden wir uns auf Falschmeldungen, falsch Zitiertes usw. Es wird nichts gedruckt. Wir können zu Pressekonferenzen einladen und Sachverhalte erklären. Es wird nichts gedruckt.

      Ie wäre es eigentlich, wenn die Kreisverbände der auch lokale Verbände auf problematische Meldungen und Berichte mit Leserbriefen, die die wirklichen Fakten enthalten, reagieren? Dürften die sowas?

      Anders herum haben wir hier in NRW den Eindruck, dass der WLV durchaus auch im Kuschelmodus mit einigen Stellen ist. Als er z. B. vor einiger Zeit gemeldet hat: Ja, es stimmt, wir Landwirte machen viel falsch. (Oder so ähnlich). Darauf haben wir uns auch gemeldet. Ohne Ergebnis. Ich habe auch schon angeregt, auf lokaler Ebene eine Info-Veranstaltung zu initiieren. Echo: will keiner machen.

      Ich finde, dass der BV Schleswig-Holstein da ganz gut agiert. Bayern und MV sind auch ganz okay.

      Den Insekten-Artikel von Herwig Scholz haben wir an die Redaktion unserer Tageszeitung gemailt, auch an die Lokalredaktion. Keine Antwort erhalten. Kann ja noch kommen, rechne ich aber nicht mit

      Trotzdem finde ich es eine gute Idee, wenn durch irgendwelche Maßnahmen die Deutungshoheit Landwirtschaft den Landwirten zurückgegeben würde. Und eben auch die Kompetenzhoheit. Wie man das machen könnte, weiß ich nicht. Vermutlich irgendwas CMA-Ähnliches. Das ist das Problem: Man weiß wo und dass es brennt, hat aber keine Lösung.

      Zum Social-Media: über manche Shitstorms kann man nur entsetzt sein. Es ist gut, dass es Leute wie z. B. dich und auch viele andere gibt, die dazwischen hauen.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Leserbriefe aktiver Landwirte sind gefragt.

        Ich persönlich halte es für sinnlos, wenn der Bauernverband Falschmeldungen richtig stellen will. Das Volk ist damit nicht mehr zu erreichen. Bevor ein Bauer einen Leserbrief verfasst, macht er sich lieber auf die Suche, ob er ein Pachtfeld findet, für das er 1.000 Euro Pacht je Hektar im Jahr bezahlen kann.

    • Brötchen sagt

      jochen böhrer sehr ich auch so!
      ich empfehle sich mal den Film über eine Kuh auf arte anzusehen. der kam im Mittwoch. jeder zweite Satz war reine Propaganda. zwar schöne Bilder, ich habe es nicht bis zu Ende ausgehalten.

  14. Tolles Interview!
    Ich muss gestehen, ich bin ein ganz großer Fan von Prof. Michael! Umso trauriger macht mich der Zustand, dass gerade in der Diskussion um die Anbindehaltung zwei für mich tolle Menschen beim BDL ihren Platz räumen mussten. Ich fand es so erfrischend, dass der BDL hier mal wirklich proaktiv vorangehen wollte. Schlimm, was draus geworden ist.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Ein kleiner Tipp, es wäre von Vorteil wenn man nicht mit Abkürzungen schreiben würde. Es sind nicht nur Landwirte die hier schreiben, als Ehemaliger kann ich mir vorstellen, dass es sich beim BDL um den Bund der deutschen Landjugend handelt.

      Andere könnten auch der Ansicht sein, dass es sich um den

      Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft,

      oder den Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL),

      oder den Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen handelt.

  15. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin, im Interview werden viele gute Lösungsansätze genannt, die aber nicht wirklich neu sind. Jeder der in seinem Umfeld mit den Bürgern redet um Ihnen zu erklären warum und wieso wir Landwirtschaft so betreiben kommt schnell an seine Grenzen.
    Besonders dann, wenn die Diskussion ideologisch geprägt und polemisch geführt wird.
    Da bist Du als Landwirt machtlos. Wo Ideologien herrschen findet die Vernuft keinen Platz. Die immer weiter umgreifende Vermenschlichung der Tiere, durch immer mehr
    Bürger, ist ebendfalls ein nicht zu unterschätzender Faktor.
    Auch die Politik muss Ihre Hausaufgaben besser machen. Es kann nicht sein das Gesetze beschlossen werden ohne im Vorfeld die Konsequenzen zu prüfen oder vernüftige und praktikable Lösungsansätze zu haben. Bestes Beispiel, das Gesetz zur Ferkelkastration. Man könnte die Palette weiterführen. Solche Umstände die die Landwirte eigenlich nicht zu verantworten haben, fallen aber gerade Denen gewaltig auf die Füße.
    Noch ein Zitat aus dem Beitrag“ Die Bürger wären bereit, mehr auszugeben wenn … also das kann sich der gute Prof.Dr. Michael wohl abschminken. Die Praxis sieht da ganz anders aus

    • Sabine sagt

      Ich denke, die verschiedenen NGOs und die Politik haben leichtes Spiel, weil sie die Unwissenheit und die Emotionen der Leute für sich nutzen.
      Landwirte untereinander reden nicht weniger codiert wie Tech-Nerds und können sich oft schlicht nicht vorstellen, dass da der Laie nicht abgeholt wird.
      In einfachste Vorgänge interpretieren besorgte – und dies Besorgnis sollte man ihnen nicht übel nehmen – ganz merkwürdige Dinge hinein.
      Irgendwann landet man beim traurig guckenden Schaf.
      Hier wird sich zu Recht oft beschwert, dass für neue Anbau- und Tierhaltungskonzepte keine oder nur wenige öffentlichen Gelder zur Verfügung stehen. Der LEH gibt nix, die Leute zahlen nix.
      Auf der anderen Seite, ich bin immer noch platt, hätte jeder von Euch die Chance gehabt 80 Euro pro qm Fördergeld zu erhalten, wenn er einen Projekt für einen lehrreichen Garten ausgearbeitet hätte. Man hätte sich nur bewerben müssen und ein paar Leute davon überzeugen müssen, dass sein Projekt der Knaller ist.
      Ich finde zufällig Förder-Programme der EU, wo es um Anbau- und Fütterungsversuche mit verschiedenen alten und neueren Leguminosen geht, auch um die Soja-Problematik zu entschärfen. Alles sehr interessant, nur nicht in deutscher Sprache.
      Es wird also Geld verteilt, nur an den Bauern vorbei, weil es da anscheinend trotz Verbände keinen gibt, der in die neusten Ausschreibungen vom BfN guckt.
      Wäre es nicht toll gewesen, wenn die Kreisgruppe des Bauernverbands das Gärtchen in Bonn angelegt hätte?
      Und weil die verschiedenen Interessenvertretungen der Landwirte da scheinbar keine Ressourcen für freimachen können, hilft u.U. eben nur der Gang zu einem privaten Image-Wizard. Das ist das Ärgerlichste, finde ich.

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