Monate: Oktober 2018

Fragen an den Autor

Andreas Möller, Autor des Buches “Zwischen Bullerbü und Tierfabrik”, geboren 1974 in Rostock, hat Geschichte, Germanistik und Politik studiert, war Journalist beim Hörfunk und arbeitet heute als Leiter Unternehmenskommunikation des Maschinenbauers TRUMPF. Er pendelt zwischen Stuttgart und Berlin, wo er mit seiner Familie lebt. Herr Möller, was motiviert einen Nicht-Landwirt, ein Buch über den Blick auf die Landwirtschaft zu schreiben? Oder war Ihr Opa Bauer? Nein, der war Grafiker und hatte nur ein paar Stachelbeerbüsche… 😊 Mich beschäftigte bereits in meinem letzten Buch „Das grüne Gewissen“, wie öffentlich über Technik und Industrie in Deutschland gedacht und gesprochen wird. Und mich stört die oft einseitige Kritik, die es in punkto Landwirtschaft gibt. Das mag auch damit zusammenhängen, dass ich im Mecklenburg der 1970er und 1980er Jahre groß wurde, wo man auf Schritt und Tritt mit der Landwirtschaft in Berührung kam. Das Wort „Herzensangelegenheit“ ist also nicht ganz aus der Luft gegriffen.  Hört sich an wie eine Standardfrage: Wer ist Ihre Zielgruppe? Oder andersherum gefragt: Wen hatten Sie vor Ihrem geistigen Auge, als Sie das Buch geschrieben haben? Zum …

katastrophal…

Ein Leser und Kommentator unseres Blogs hat mir diese Bilder von der Rübenernte in der Nähe von Mühlberg/Elbe in Brandenburg geschickt. Auf rund 80 Hektar eines Betriebes wurde ein Durchschnittsertrag von 19,8 t/ha mit einem Zuckergehalt von 20,5% geerntet. Die Rüben im Bild dürften eher noch darunter liegen. So katastrophal hatte ich mir das nicht vorgestellt. Deshalb gut, das mal im Bild zu sehen und festzustellen, wie gut es uns da im Rheinland noch geht. Trotz Reinigung bleibt noch viel Blatt an den Rüben hängen, was die Verarbeitung erschwert. Der hohe Zuckergehalt ist durch die Austrocknung entstanden (Konzentrationseffekt) und für die Fabrik kaum gewinnbar. Und im Rheinland? Aufgrund der späten Einteilung sind unsere Rüben noch in der Erde, aber wir hoffen doch, dass es mehr als 60 t pro Hektar werden. Was für alle deutschen Regionen in diesem Jahr gelten dürfte: auch der Preis wird katastrophal niedrig liegen, weil auf dem Weltmarkt Überschüsse den Preis drücken.       

Bürgerbeteiligung Insektenschutz

Das Bundesumweltministerium hat am 10. Oktober eine Dialog-Plattform eingerichtet, auf der sich alle Bürger zu den verschiedensten Vorschlägen zum Insektenschutz äußern können. https://dialog.bmu.de/dito/explore?action=startpage&id=90 Dazu muss man sich anmelden und kann dann sowohl kommentieren als auch die Vorschläge bewerten. Ich habe mich angemeldet und festgestellt, dass es sehr hilfreich wäre, wenn dort auch mehr Landwirte mitreden. Auf jeden Fall (auch wenn man nicht mitmachen will) mal reinschauen, um über die Vorschläge informiert zu sein. Euer Bauer Willi

Wie gestalten wir die Beziehung Landwirt – LEH – Verbraucher?

Hallo, hier ist der Alois. Die Beziehung vom Landwirt zum Verbraucher ist ja schon schwierig genug. Aber so einfach ist diese Beziehung nicht zu verbessern, weil da noch der LEH, der Lebensmitteleinzelhandel, dazwischen ist. Also muss man den LEH da irgendwie miteinbinden. Aber wie? Zu dieser doch ziemlich schwierigen Frage war ich zu einem Workshop der Andreas-Hermes-Akademie und des Forum Moderne Landwirtschaft in München eingeladen worden. (Diese Einladung hatte übrigens die “Deichdeern” organisiert). Der Workshop bediente sich wieder der Methode des “Design Thinking”, wo Willi ja schon zweimal dabei sein durfte: einmal in Düsseldorf und dann noch in Hamburg. Der dritte dieser Workshop-Reihe war nun in München, wo ich als Allgäuer einfach näher dran war. Das Problem mit “erfinderischem Denken” knacken… Ich habe hier in München zum ersten mal mit der Methode des “Design-Thinking”, zu deutsch “erfinderisches Denken”, gearbeitet. In mehreren Schritten wird zuerst mit sogenannten Interviews versucht das oder die Kernprobleme des Themas zu fassen. In unserem Falle wurde in vier Gruppen erfragt, wie die Beziehung Landwirt – LEH – Verbraucher ist? Und wo …

Greenpeace warnt vor Bio-Margarine

Es kommt nicht häufig vor, dass Greenpeace vor dem Verzehr von Bio-Produkten warnt. In diesem Fall scheint es aber wirklich angebracht zu sein. Zumindest bei bestimmten Produkten. https://secured-static.greenpeace.org/austria/Global/austria/fotos/Presse/Greenpeace-Factsheet_Testergebnisse_Palmoel_Sept2017.pdf

Muss man lesen!

Selten habe ich ein Buch so schnell gelesen wie das soeben erschienene Buch von Andreas Möller. Da schreibt ein Nicht-Landwirt über Landwirtschaft. Na, dachte ich, das kann ja was werden. Ja, und es ist etwas geworden, nämlich ein Blick auf die Landwirtschaft von außen, den Landwirte normalerweise nicht akzeptieren, weil “die ja eh keine Ahnung haben”. Das ist bei diesem Buch anders. Andreas Möller hat sich wirklich in die Landwirtschaft “reingearbeitet”, lässt kein Thema aus und reflektiert mit dem Leser gemeinsam, warum die heutige Landwirtschaft so ist wie sie ist. Groß, klein, bio, konventionell, Hofladenbetreiber und Agrargenossenschaften, eben bunt. Für mich sehr spannend und lehrreich war das Kapitel 6 “Die Öffentlichkeit”. Da geht es um die unterschiedliche Sicht der Dinge, um die Schlachten, die mit Studien geschlagen werden und die Mechanismen der Mediengesellschaft. Es geht um Fakten und Moral, um Wissen und Gefühl, das mit dem Satz gut beschrieben wird, der da lautet: “Was interessieren mich Zahlen und Fakten der anderen, wenn ich trotzdem ein ungutes Gefühl habe”. (Übrigens gilt das auch für andere Lebensbereiche, nicht …

Es gibt doch noch Maikäfer…

…und zwar in Österreich in Massen. Zwar sind es noch keine “Maikäfer”, sondern deren Larven. Die Engerlinge machen dort große Probleme im Grünland. Wenn da 30 oder 40 Engerlinge pro Quadratmeter an den Graswurzeln “knabbern”, hört für den Grünlandbauer der Spaß auf. Wenn man das nachfolgende Video sieht, bekommt man schon einen gehörigen Schreck. https://ooe.lko.at/video-engerlingbekämpfung+2500+2791718 Das zweite Video (ohne Ton!) zeigt ab Minute 1:04 eine Möglichkeit der biologischen Bekämpfung… 🙂 Das wird Sabine freuen. https://ooe.lko.at/video-dürre-oder-doch-engerlinge+2500+2795034 Danke an Christian von der LK Oberösterreich, der mich darauf aufmerksam gemacht und die entsprechenden Links mitgeschickt hat. Bauer Willi  

Unser tägliches Brot…

Eins vorab: In unserer Familie wird vor dem Essen gebetet. Unsere Ehe ist konfessionsverschieden, katholisch und evangelisch, und jeder von uns ist das mit Überzeugung. Der gemeinsame Gott eint uns. Am Erntedanksonntag gibt es in unserer Gemeinde einen Umzug mit den Früchten des Feldes. Auch die Kirche ist entsprechend geschmückt, aber ich weiß nicht, wie viele Kirchenbesucher damit wirklich etwas anfangen können. Das, was dort vor dem Altar liegt, kann man ja auch im Supermarkt kaufen. Oder eben am Erntedanksonntag gegen eine Spende mitnehmen. Das ist oft billiger als der Einkauf im Discounter. Wir Bauern haben es ja gespendet. Dann höre ich die Predigt. Von Bewahrung der Schöpfung ist da die Rede, und dass wir sorgsam mit der Natur umgehen sollten. Dass heute einiges in Unordnung geraten sei, und dass der Mensch nicht alles tun dürfe, was möglich ist. Und mehr oder weniger verschlüsselt, manchmal aber auch offen, werden Begriffe wie Massentierhaltung, Pestizide, Nitrat oder Gentechnik in das Bewusstsein der Zuhörer gebracht, die andächtig lauschen und beifällig nicken. Unter ihnen sitze ich, der Bauer, der eben noch die …

Brötchen

Erntedank 2018

Meine Nachbarin hat mich gebeten, ihr, so wie jedes Jahr, einen Text für den Erntedank-Gottesdienst zu schreiben. Habe ich, wie immer, gerne gemacht. Es ist wieder soweit. Morgen feiern wir Erntedank, so wie jedes Jahr. Die Kirchen sind wieder festlich geschmückt, die Früchte des Feldes und der Gärten liegen um den Altar. Wobei in diesem Jahr manches davon bei REWE und ALDI gekauft wurde und aus Spanien stammt, weil es hier ja so trocken war und unsere Gärten nicht viel Brauchbares hergegeben haben, wenn wir nicht fleißig Gießkannen geschleppt haben. Aber ansonsten war es ein schöner Sommer, die Sonne hat so viel geschienen wie selten. Wir konnten ins Freibad gehen oder, wenn man Bauer war, die Beregnung umstellen. Denn auch die sind so viel gelaufen wie in kaum einem Jahr zuvor. Wenn man denn eine Beregnung hatte. Ansonsten blieb nur hoffen und beten, dass der Regen kommt. Der dann oft genug trotzdem ausgeblieben ist. Die Getreide- und Rapsernte war mäßig bis schlecht. Deutschland kann sich nicht mehr selbst versorgen, also werden wohl so um die 6 …