Monate: Februar 2021

Wenn die SPD an die SPD schreibt

Das kommt nicht häufig vor, dass sich Parteimitglieder gegen Vorschläge der eigenen Partei stellen. Wobei so was auch in der CDU vorkommen soll… 🙂 Der Arbeitskreis Landwirtschaft und ländlicher Raum der SPD Hessen-Süd wendet sich heute an die Parteigenossin Svenja Schulze. Es geht um das Aktionsprogramm Insektenschutz, dass auf Kritik stößt. Details lest ihr hier: AK Landwirtschaft_Schulze_1.  

Kein Wahlkampf mit der Natur!

Tobias, (33) Junglandwirt aus Ingelheim und Demonstrationsbetrieb des F.R.A.N.Z-Projektes in Rheinhessen, hat mir folgenden Offenen Brief geschickt, der sich an die Politik in Berlin richtet. Der Brief ist fundiert und zeigt die Problematik in all ihren Facetten. Die Entscheidungsträger dort sollten sich gut überlegen, wie sie unsere Jugend noch motiviert halten.  Am Mittwoch (10.02.) wird im Kabinett ein Gesetzespaket zum Thema „Insektenschutz“ verhandelt. Nach dem Willen von Bundesumweltministerin Svenja Schulze sollen mit diesem Gesetz weitreichende Verbote zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten erlassen werden. Auf den ersten Blick mag ein solches Verbot einfach und zielführend wirken, aber wenn man hinter die Kulissen schaut und das System Landwirtschaft und Natur etwas genauer und differenzierter betrachtet, dann sieht man schnell, dass die Politik der Verbote hier nicht den gewünschten Erfolg haben wird. Zumal in dem Gesetzentwurf keinerlei Ausgleich für die verschärften Bewirtschaftungsauflagen vorgesehen ist und wir Landwirte mit den Auswirkungen der Verbote allein gelassen werden sollen. Seit dem Beschluss zum ‚Aktionsprogramm Insektenschutz‘ im September 2019 gab es zahlreiche Demonstrationen, Mahnfeuer und Sternfahrten aller betroffenen Bauern. Bei all …

Bio-Marktanteile…zwei Sichtweisen

Wenn ich mich mit Menschen in meinem Umfeld unterhalte, so kaufen die meisten davon fast nur Bio-Lebensmittel. Sagen sie jedenfalls. Wenn man sich die Grafik der AMI ansieht, so kommt man bei schnellem Hinsehen tatsächlich zu dem subjektiven Eindruck, dass nahezu alle gekauften Eier von Bio-Bauern stammen. Weil diese Säule eben bis ganz nach rechts reicht. Tricky. Ich habe die Zahlen nun einmal anders aufbereitet. Es ist doch erstaunlich, wie man mit den identischen Zahlen spielen kann. Wenn man böse wäre, würde man von Manipulation sprechen. Damit meine ich die Grafik der AMI und natürlich auch meine geänderte. Cui bono… ? Ich will nicht falsch verstanden werden. Ich freue mich über jeden erfolgreichen Bio-Kollegen. Es geht mir hier auch um den seriösen Umgang mit Zahlen. Schauen Sie bitte auch mal auf die Zahlen für Fleisch, bzw. Fleisch und Wurstwaren. Jeder ist ja gegen Massentierhaltung, aber kaum einer kauft Bio-Fleisch. Wenn in Wahlumfragen die Partei der Grünen derzeit bei 20% liegt, warum liegen hier dann alle Werte darunter und die meisten sogar nur im einstelligen Bereich?? …

Biodiversität rund um den Hof

Ich bin vorgestern mal mit dem Handy rund um unseren Hof gelaufen und habe geschaut, wo ich was für die Biodiversität tue, ohne dass das zusätzliche Arbeit ist. Im Gegenteil, da wo ich was so lasse wie es ist, haben Tiere und Pflanzen am ehesten eine Chance. Wenn am Fertighaus keine Mauerfuge mehr ist, ist da kein Platz mehr für eine Mauerbiene. Wenn ich keinen Steinhaufen habe, kann sich da kein Lurch verstecken. Wasserläufer (Insekt) gibt es nur da, wo auch ein Teich mit Wasser ist.  Und Kellerasseln fühlen sich im Kompost “sauwohl”. Efeubienen brauchen Efeu, da kann ich noch so viele Insektenhotels aufhängen. Habt ihr auch noch Beispiele von euch zuhause? Her damit. (Entschuldigt die schlimme Frisur. Bei uns im Dorf ist gerade Corona… 🙂 ) Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren

Ich zweifele an meinem Verstand…

Dass meine Lebensabschnittsbegleiterin (früher sagte man “Ehefrau”) schon mal an meinem Verstand zweifelt, ist ja normal. Dass ich aber selber nicht mehr weiß, ob ich noch “alle Tassen im Schrank” ist schon seltener. Passiert ist mir das vor einigen Tagen beim Online-Antrag für die Diesel-Rückvergütung. Hier ein paar Hinweise, die vielleicht für andere Antragsteller*innen (richtig gendern ist wichtig) hilfreich sein können. Hier die einzelnen Schritte, etwas ausgeschmückt: Im letzten Jahr musste man dem Zoll mitteilen, ob man in diesem Jahr den Antrag online auf der Seite des Zoll stellen möchte. Das habe ich formlos gemacht und Anfang Januar den Hinweis bekommen, dass ich mich jetzt auf der Seite des Zoll mit Mail-Adresse und Password anmelden könnte. Habe ich gemacht, hat auch geklappt. Auf der Homepage gibt es ein Register mit dem Zugang zur Agrardiesel-Vergütung. Da habe ich drauf geklickt und den Hinweis bekommen, dass ich für das Ausfüllen der Formulare eine andere Zugriffserlaubnis benötige. Angeboten wird unter anderem das Elster-Zertifikat vom Finanzamt. Ein Elster-Zertifikat habe ich. Das habe ich auch gefunden, weil ich das vor …

Insekten schützen – was, wer, wie?

Im Moment wird ja sehr viel über das “Aktionsprogramm Insektenschutz” diskutiert. Bei der Beschäftigung mit dem Thema fallen mir einige Sachen auf und ich habe da ein paar Fragen. #vielfaltvertrauenverantwortung Ich will jetzt nicht wieder damit anfangen, dass die Studien, die es zum “Insektensterben” gibt, wissenschaftlich durchaus angreifbar sind. Was für mich als Landwirt wichtig ist zu wissen: Um welche Insekten handelt es sich beim Insektenrückgang? Welche sind besonders gefährdet? Wie viele von diesen Insekten will man haben? Das ist wichtig, damit ich die richtigen Maßnahmen zur Förderung ergreifen kann. Die Zahl der Bio-Bauern hat in den letzten Jahren zugenommen, die Pflanzenschutzmittel sind immer spezifischer geworden und werden immer gezielter und sparsamer eingesetzt. Die Zahl von Blühwiesen und anderen diversitätsfördernden Anbaumethoden hat auch zugenommen. Bauern sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Das alles müsste dazu geführt haben, dass die Insekten wieder zugenommen haben. Wenn die Insekten trotz dieser und anderer fördernden Maßnahmen weiter abnehmen, wo liegen dann die Ursachen? Wer weiß das? Wer kümmert sich darum? #vielfaltvertrauenverantwortung Die vom BMU vorgeschlagenen Maßnahmen im APi sind sehr …

Nasse Dürre

Derzeit regnet oder schneit es viel. Und als Landwirt verfolge ich, neben dem Wetterbericht, auch die Bodenfeuchte. Dazu gibt es eine sehr gute und immer aktuelle Karte des Helmholtz-Institutes in Leipzig, den Dürremonitor. https://www.ufz.de/index.php?de=37937 Folgende Frage habe ich an das Institut geschrieben: Ich mache derzeit eine Beobachtung, die ich mir nicht erklären kann. Es gibt Regionen, in denen die nFK oberhalb von 100% liegt, trotzdem aber eine, wenn auch leichte, Dürre im Oberboden ausgewiesen wird. Im Prinzip der Vergleich zwischen der mittleren und rechten Karte auf dem Bildschirm. Wie kann das sein? Herr Dr. Marx hat mir geantwortet: (nFK ist übrigens die “nutzbare Feldkapazität“) Hallo Herr Kremer-Schillings, Ihr Eindruck des absolut nassen Oberbodens findet sich auch in unseren nFK-Karten (rechts auf der homepage) wieder. Trotzdem wird aktuell in vielen Teilen Deutschlands ein Dürrestatus angezeigt. Die Diskrepanz ist der Grund, warum die Information zu Dürre und dem pflanzenverfügbaren Wasser gezeigt wird! Dürre bezeichnet die Einordnung des aktuellen Zustandes, ermittelt über die letzten 30 Tage, zum langjährigen Erwartungswert an einem bestimmten Ort und Zeitpunkt innerhalb des Jahres. …

Was nun – Herr Laschet?

Nach Bekanntwerden des Termins der Kabinettsitzung am 10. Februar, in der unter anderem das “Aktionsprogramm Insektenschutz” verabschiedet werden soll, regt sich  innerhalb der CDU Widerstand. Dies vor allem in Niedersachsen und Baden-Württemberg, wo der kooperative Ansatz (Stichwort: Niedersächsischer Weg) zwischen Landwirtschaft und Naturschutz vorzeigbare Ergebnisse gebracht hat. Hier sind die Landesregierungen entsetzt, dass diese in langen Gesprächen erreichten Beschlüsse nun durch Bundesrecht ausgehebelt und ad absurdum geführt werden sollen. Weiter unten einige Pressemeldungen dazu. Da viele Bauern Stammwähler der CDU sind, sollten sie den Parteivorsitzenden Armin Laschet fragen, wie seine Position ist. Die Mail-Adresse lautet: armin.laschet@cdu.de Hier die Pressestimmen: https://www.landundforst.de/landwirtschaft/agrarpolitik/berlin-darf-meinen-niedersaechsischen-weg-aushebeln-564181 https://www.zeit.de/news/2021-02/01/landesregierung-kritisiert-insektenschutz-gesetz-des-bundes https://www.topagrar.com/acker/news/nun-auch-kritik-am-insektenschutzgesetz-aus-der-spd-12461164.html Soeben (3.2.2021 um 14 Uhr) veröffentlich der RLV ein Schreiben an den Ministerpräsident. https://www.rlv.de/fileadmin/user_upload/Laschet-2021-02-02-Insektenschutz.pdf

un-erhört, unerhört…

Seit über einem Jahr gehen die Bauern auf die Strasse, demonstrieren, stellen grüne Kreuze auf, führen Gespräche mit der Politik, bilden Arbeitsgruppen mit dem Lebensmittelhandel, bemühen sich um Dialog mit den NGO´s.  Da fragt man sich warum. Denn all  hindert  die Bundesregierung offensichtlich nicht daran, am 10. Februar, also in wenigen Tagen, das Insektenschutzpaket und die Änderungen der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung im Kabinett verabschieden zu wollen, nur mit marginalen Veränderungen gegenüber dem 4. September 2019.  Alle Argumente der Bauern und ihrer Interessenvertretungen wurden zwar gehört, aber wurden nicht erhört. Sie blieben un-erhört. Ministerin Julia Klöckner hat am 29.1.2021 einen Brief an die landwirtschaftlichen Verbände zu der geplanten Kabinetts-Sitzung verfasst, den ihr hier nachlesen könnt. Umsetzung Aktionsprogramm Insektenschutz Ganz offensichtlich ist auch sie mit dem geplanten Vorgehen nicht einverstanden. Wenn dieses Paket so beschlossen würde, wären weit über 1 Million Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche (rund 8%) davon betroffen. Das Verbot von Herbiziden und Insektiziden hat weitreichende Folgen. Übrigens nicht nur für konventionelle Betriebe sondern auch für Bio-Bauern, die zusätzlich noch einen Teil der Ökoförderung verlieren. Nicht nur Ackerbauern und …