Jahr: 2015

Weggeworfene Bundesländer

In Deutschland landen pro Jahr etwa 18 Mio. Tonnen Lebensmittel im Abfall. Rechnet man dies um auf die Fläche, auf denen diese Menge produziert wird, entspricht dies in etwa der Fläche von Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland auf denen von uns Bauern „umsonst“ gewirtschaftet wurde. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des WWF. (siehe unten) Doch nicht alle Verluste sind vermeidbar: Ernteverluste, Nachernteverluste und Prozessverluste (zusammen 5,18 Mio. t) lassen sich kaum verringern, denn beim Mähdrusch, bei der Kartoffel-, Möhren- oder Rübenernte fallen Teile der Ernte zurück auf den Acker, reduzieren sich nach der Ernte z.B. durch Trocknung bzw. bei der Lagerung oder werden bei der Aufbereitung aussortiert. Zu den Prozessverlusten gehört beispielsweise das Schälen der Kartoffeln, das ja unvermeidbar ist. Die Verteilungsverluste bei Groß- und Einzelhandel fallen mit 2,58 Mio. t ins Gewicht, bei Großverbrauchern wie Restaurationsbetriebe, Großküchen wie Mensen oder Kantinen werden jedoch schon 3,4 Mio. t weggeworfen. Den größten Anteil mit 7,23 Mio. t der weggeworfenen Lebensmittel nehmen die Endverbraucher ein. Fasst man diese drei Verlustquellen zusammen so summiert sich die Menge der vermeidbaren Lebensmittelverluste …

Ad Libitum

Bemüht man Wikipedia bei diesem Begriff, so unterscheidet er nach zwei Bedeutungen. In der Landwirtschaft wird der Begriff bei der Fütterung verwendet, wenn die Tiere jederzeit frei über Wasser und Nahrung verfügen können, sie also nicht zugeteilt werden. Hier steht ad libitum für „nicht portioniert“. Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet ad libitum „nach Gutdünken, nach Belieben“. Ad libitum ist aber auch ein Synonym für unsere Gesellschaft, in der alles, auch Nahrungsmittel in unbegrenztem Maße zur Verfügung stehen, nach Belieben. Und wir Landwirte? Was haben wir „ad libitum“? Vor allem eines: Arbeit. Wenn wir wollten, könnten wir Tag und Nacht für den Betrieb da sein. Und viele müssen das auch, vor allem dann, wenn sie Vieh haben. Da kommt schon mal um drei Uhr nachts ein Alarm aufs Handy, weil die Fütterung ausgefallen ist oder die Kuh kalbt. Umdrehen und weiterschlafen geht da nicht, es ist wie bei der Feuerwehr: man muss raus, um Schaden abzuwenden. Und danach beginnt wieder die „ganz normale Arbeit“, die erledigt werden muss. Weil oft mehrere Generationen auf dem Hof leben, ist …

Den Kram hinschmeißen?

Nach Südtirol, Bayern und Dithmarschen war ich am Mittwoch zu einem Vortrag in Thüringen. Auf der Fahrt dorthin habe ich mindestens sechs Mal die Nachrichten im Radio gehört. Eine der Meldungen: „Wie der Bauernverband berichtet, haben die deutschen Landwirte im Wirtschaftsjahr 2014/15 rund 35% weniger verdient. Nur die Öko-Bauern und die Winzer sind von diesem Rückgang nicht betroffen. Hier hat sich das Betriebsergebnis um 11% bzw. 4% verbessert“. Jetzt bin ich ja Bauer und da macht mich diese Meldung schon nachdenklich. Wie wird wohl der normale Bürger auf diese Nachricht reagieren? Wäre es ihm zu verübeln, wenn er sagen würde, dass die Bauern doch immer jammern? Zieht er nicht den Schluss, dass die Öko-Landwirtschaft wohl eine echte Alternative ist? Könnte er nicht auf den Gedanken kommen, dass die Selbstvermarktung, die viele Winzer betreiben, einen Ausweg aus dem Dilemma darstellt? Lesen Sie dazu auch den Beitrag von Jan Grossarth in der FAZ: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/landwirtschaft-den-bauern-ist-zum-hinschmeissen-zumute-13955211.html                   Und in der gleichen Ausgabe auch diesen Kommentar: http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/deutsche-landwirte-haben-mehr-als-ein-drittel-ihrer-einkommen-verloren-13955479.html Wie ist eure Meinung? Euer …

Die Halbierung der Landwirtschaft

Wie wird sich die Struktur der deutschen Landwirtschaft wohl im nächsten Jahrzehnt entwickeln? Unabhängig von politischen Willensbekundungen und angeblichen gesellschaftlichen Forderungen habe ich mir dazu meine persönlichen Gedanken gemacht. In meinem direkten Umfeld, also einem Radius von rund drei Kilometer um unseren Hof, werden in den nächsten Monaten 3 landwirtschaftliche Betriebe aufhören. Alles Familienbetriebe mit 40 bis 70 Hektar Ackerfläche. Die Betriebsleiter haben die Altersgrenze erreicht, die Kinder werden den Betrieb nicht übernehmen, obwohl einige von ihnen eine landwirtschaftlichte Ausbildung haben. Die Flächen wurden im Wesentlichen an die größeren Betriebe (100 bis 300 ha)  in der Nachbarschaft verpachtet, da diese sich in der Lage sehen, den geforderten Pachtpreis zu zahlen. So ist der Markt. Schaut man in die Zukunft, so wird sich dieser Trend fortsetzen. Was im Vergleich zu früher allerdings bemerkenswert ist, sind die Gründe, warum die Betriebe nicht weitergeführt werden. In allen drei Fällen handelt es sich um wirtschaftlich gesunde Betriebe, zum Teil mit einem hohen Spezialisierungsgrad, der auch für die nächste Generation noch gereicht hätte. Aber dem Nachwuchs dieser Betriebe fehlte die Überzeugung, dass …