Bemüht man Wikipedia bei diesem Begriff, so unterscheidet er nach zwei Bedeutungen. In der Landwirtschaft wird der Begriff bei der Fütterung verwendet, wenn die Tiere jederzeit frei über Wasser und Nahrung verfügen können, sie also nicht zugeteilt werden. Hier steht ad libitum für „nicht portioniert“. Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet ad libitum „nach Gutdünken, nach Belieben“.
Ad libitum ist aber auch ein Synonym für unsere Gesellschaft, in der alles, auch Nahrungsmittel in unbegrenztem Maße zur Verfügung stehen, nach Belieben. Und wir Landwirte? Was haben wir „ad libitum“?
Vor allem eines: Arbeit. Wenn wir wollten, könnten wir Tag und Nacht für den Betrieb da sein. Und viele müssen das auch, vor allem dann, wenn sie Vieh haben. Da kommt schon mal um drei Uhr nachts ein Alarm aufs Handy, weil die Fütterung ausgefallen ist oder die Kuh kalbt. Umdrehen und weiterschlafen geht da nicht, es ist wie bei der Feuerwehr: man muss raus, um Schaden abzuwenden. Und danach beginnt wieder die „ganz normale Arbeit“, die erledigt werden muss. Weil oft mehrere Generationen auf dem Hof leben, ist es nicht nur die landwirtschaftliche Arbeit sondern auch das Kümmern, das Sorgen um die jüngere und die ältere Generation. Die Kinder müssen in die Schule, die Oma hat um 10 Uhr einen Termin beim Arzt, beides kann nicht warten und muss erledigt werden. Von einem selbst oder vom Ehepartner, falls der gerade greifbar ist und keine anderen Pläne oder Aufgaben hat.
Ad libitum. Nach Gutdünken? Nach Belieben? Eben nicht! Nichts von all dem kann aufgeschoben werden, es muss sein. Dazu eventuell noch finanzielle Sorgen, bis hin zu Existenzängsten. Schließlich noch die permanente Kritik an unserer Arbeitsweise an der kaum ein Tag vergeht, an dem nicht in irgendeiner Talkshow, einer investigativen Reportage oder auch in den Print-Medien über unsere angebliche Unfähigkeit berichtet wird, „richtig“ Ackerbau und Viehzucht zu betreiben und uns nur ein Interesse an Profitmaximierung vorwirft.
Doch der Druck, denn dass alles auf uns ausübt, muss auch ausgehalten werden können. Das geht eben nicht bis ins Unendliche, das geht nicht „ad libitum“. Auch unsere Seelen bräuchten mal eine Pause, eine Auszeit.
Aber das muss uns wohl erst mal bewusst werden…
Es ist schon irgendwie seltsam: die, die keinen Acker haben, wünschen sich einen, die die einen haben, sind damit nicht zufrieden. Und irgendwie haben beide Recht. Wenn ich den Hof nicht von meinem Vater bekommen hätte, könnte ich ihn jetzt nicht an unseren Sohn weitergeben. Damit hat er eine Chance, die andere Söhne nicht haben. Auch er wird, so wie ich ihn kenne, alles daran setzen, ihn an die nächste Generation weiterzugeben. Doch der Spielraum für diese Möglichkeit wird immer enger, so wie er auch für mich so eng war, dass ich ihn nur im Nebenerwerb erhalten konnte. Was mir aber Sorgen macht, ist die gesellschaftliche Akzeptanz, die vielen die „Lust“ an der Arbeit nimmt. Und eines ist auch klar: mit einem 8-Stunden-Tag war bei mir in den letzten 40 Jahren nichts zu machen, da muss man sich schon etwas mehr anstrengen. Und das hatte bei mir gesundheitliche Folgen, aber das ist zu privat um das hier zu schreiben. Einiges aus dem Artikel ist durchaus autobiographisch…
Bauer Willi
Willi so könnt Ihr Euch vorstellen, wie es uns Ossis geht/gegangen ist.
Alles platt gemacht und an Auswärtige verkauft bzw. verschenkt und dann die Stasikeule geschwungen. Und heute hört man das unterschwellig bei manchen Äußerungen.
Uwe Steimle hat es mal so formuliert: Sie wissen nichts und das erklären sie uns dann noch….
Kommt alles zusammen und so geht es auch als Familienbetriebe ähnlich.
VG und noch einen schönen Restadvent!
ALEXIS,ich hatte wiedereinrichter getroffen,die bis heute erfolgreich sind,obwohl deren verwandtschaft,der lpg-vorsitzende,die eigentümer aussem westen und andere denen das leben schwer gemacht hatten.
die hatten mir 1991 schon gesagt,dass ihnen das system der eigeninitiative unbedingt zusagt,die hatten aber schon zu DDR zeiten ne ziemlich gute privatwirtschaft am gange,um die besonderen dinge des lebens zu „tauschen“.
andererseits kenne ich auch einen lpg-vorsitzenden,der vollkommen beratungsresistent in seinen eigenen untergang geschliddert war,wo ich live dabei gewesen war.
Bauerhans!
Viele davon sind aber leider pleite gegangen. Ist eben schwierig, ohne das man wenigstens eine Grundausstattung hatte. Ich finde diese Familienbetriebe sehr gut, weil ich das andere kenne. Mit Angestellten ist LW schwierig.
Die Bauern waren im Osten genauso wie jetzt im Westen gewöhnt, das sie was „Besonderes“ seien. Weil der Osten fast ein Selbstversorgerstaat war. Die konnten auch nicht so schnell umschalten, wie jetzt die Familienbetriebe. Kann man jetzt hier nachlesen. Eigentlich die gleiche Situation. Die Situation wie z.B. Palla gibt es schon seit den 60 zigern nicht mehr im Osten. Meine Frau hat immer voll gearbeitet und ihr eigenes Geld verdient, meine Mutter auch. Die kommen auch ohne Männer klar.
Ich finde es aber trotzdem sehr schade, wenn die bäuerliche LW ein mehr oder weniger Ende finden würde!
Eigeninitiative finde ich sehr gut, für LW braucht man eben Land, ohne das geht es nicht.
VG
Hallo Willi,
das pauschale Jammern der Bauern, oder sagen wir der Verbände ;-), können Nichtlandwirte wirklich sehr schwer verstehen. Tatsächlich ist ein Bauer mit Hofstelle und Grund und Boden nun kein Armer, der nichts besitzt. Mit dem Besitz im Kreuz bekommt man einen Kredit von der Bank wesentlich leichter als jemand der ohne Besitz nur in Miete wohnt. Das darf man sich als Bauer, Landwirt und Unternehmer durchaus mal bewusst machen. Und da beginnen für mich auch die Möglichkeiten – und nicht die Probleme – der Landwirtschaft.
Als Unternehmer habe ich Ressourcen: Kapital, Standort und auch die Familie als Rückgrat. Es gibt viele Beispiele wo Bauernfamilien kreativ und unternehmerisch Ideen und Trends aufgreifen um aus ihrem Bauernhof etwas für die Zukunft zu machen. Tatsächlich hat auch mir niemand vorgeschrieben ich müsste Kühe melken, nur weil meine Vorfahren das immer gemacht hatten.
Ich glaube daran, dass genügend Unternehmertum in jedem Bauern steckt, wenn er seine Möglichkeiten mal erkannt hat.
Somit ist der Schlüssel das Erkennen der Möglichkeiten. Dazu hat Alois Glück einmal einen tollen Satz gesagt: (Im Buch Das Land hat Zukunft) „Wer wehleidig jammert hat nicht die Kraft zu gestalten.“
Alois
„Mit dem Besitz im Kreuz bekommt man einen Kredit von der Bank wesentlich leichter als jemand der ohne Besitz…“
man muss eigentümer sein!
ich weiss noch ganz genau als der sparkassenchef mich damals nach hofübernahme beiseite nahm und mich fragte,ob ich denn jetzt der eigentümer wäre.
als ich das bejaht hatte,wurde mir sofort ein sehr ordentlicher überziehungskredit zugesagt,bräuchte ich mehr,wäre das auch möglich,als hypothek.
ich war damals doch sehr überrascht,wie leicht ich an geld gekommen wäre.
Alois,
die Realität aus eigener Sicht darzustellen, hat nichts mit „Jammern“ zu tun.
Eigentum zu besitzen, ist immer besser als keines, Aktien von Daimler aber besser als eine Wiese mit Biotop.
Für einen Kredit für eine Eigentumswohnung bekommst man bei fast jeder Bank, der Nachteil eines Bauherrn ist, dass er das Baugrundstück kaufen muss, manche haben das Glück Kind eines Landwirtes zu sein und erben Baugrund.
Jeder hat die Chance kreativ tätig zu sein, dazu bedarf es keine Landwirtschaft.
Beim Beginn meines Unternehmertums habe ich kein Kapital gehabt, im Gegenteil, Kredite, die bedient werden mussten, aber eine Familie auf die ich mich verlassen konnte.
Jammern, nein das habe ich noch nie gemacht, ich habe auch Entscheidungen getroffen und die sahen so aus, dass mein Betrieb bei Beginn meines Rentenalalters schuldenfrei war und meine Frau und ich uns auch mal einen Urlaub gönnen können.
Manchmal ist es interessant, die Ahnen zu erforschen und den Ursprung des Betriebes.
Der Anfang war um ca. 1830 als ein Weber ein Eigenheim mit Werkstätte baute und 1833 eine Ziegelhütte (Gewerbebetrieb) kaufte, also Beginn mit nichts ererbtes.
Bauerhans!
Viele davon sind aber leider pleite gegangen. Ist eben schwierig, ohne das man wenigstens eine Grundausstattung hatte. Ich finde diese Familienbetriebe sehr gut, weil ich das andere kenne. Mit Angestellten ist LW schwierig.
Die Bauern waren im Osten genauso wie jetzt im Westen gewöhnt, das sie was „Besonderes“ seien. Weil der Osten fast ein Selbstversorgerstaat war. Die konnten auch nicht so schnell umschalten, wie jetzt die Familienbetriebe. Kann man jetzt hier nachlesen. Eigentlich die gleiche Situation. Die Situation wie z.B. Palla gibt es schon seit den 60 zigern nicht mehr im Osten. Meine Frau hat immer voll gearbeitet und ihr eigenes Geld verdient, meine Mutter auch. Die kommen auch ohne Männer klar.
Ich finde es aber trotzdem sehr schade, wenn die bäuerliche LW ein mehr oder weniger Ende finden würde!
Eigeninitiative finde ich sehr gut, für LW braucht man eben Land, ohne das geht es nicht.
VG
Alois, deswegen schrieb ich das! Die angesprochenen sollten sich ihrer Stärken/Möglichkeiten bewußt werden!
VG nach Bayern!
Zitat Alois:
Mit dem Besitz im Kreuz bekommt man einen Kredit von der Bank wesentlich leichter als jemand der ohne Besitz nur in Miete wohnt. Das darf man sich als Bauer, Landwirt und Unternehmer durchaus mal bewusst machen. Und da beginnen für mich auch die Möglichkeiten – und nicht die Probleme – der Landwirtschaft.
Als Unternehmer habe ich Ressourcen: Kapital, Standort…
Hi Alois,
ist nicht böse gemeint, aber nicht jeder Landwirt hatte das Glück die Substanz von seinen Vorfahren in den Hintern geschoben zu bekommen.
Ich erkenne uns in dem Artikel absolut wieder.
Lange haben wir geglaubt, wir müssten nur unsere Arbeitsabläufe optimieren und eben etwas mehr arbeiten und dann geht das schon. Alles drehte sich nur noch um den Betrieb. Wir haben aber irgendwann gemerkt, dass wir an einer Grenze angelangt sind. Wir waren alle dieses Jahr soviel krank wie lange nicht. Nichts Ernstes, aber sowas wie Magen-Darm-Grippe, langwierige schwere Erkältungen und Rückenschmerzen am laufenden Band. Dazu war das Miteinander sehr schwierig und die Existenzsorgen groß.
Unser Fell ist nicht dick genug geworden und wir mussten uns eingestehen, dass es für uns so auf Dauer nicht geht…
Das muss einem aber tatsächlich erstmal bewusst werden!
Jeder spürt den „Sachzwang“ und hetzt durchs Leben. „Ad libitum“ ist hier gar nichts.
Dabei geht es vielen von euch noch gut – ihr könnt über eigenes Land verfügen.
Boden, Arbeitkraft und Geld sind Leider zum Handelgut geworden. Die Indianer waren da schlauer, da gab es nur Nutzungsrechte für Land. Die haben einfach für den Bedarf produzieren können und nicht für irgend einen Profit.
Aus „Schwarzbuch Kapitalismus“ (Robert Kurz):
„Noch die Manager, Bürokraten, Richter und
Vollstrecker der marktwirtschaftlichen Zumutungen können sich mit den Opfern menschelnd identifizieren und das gemeinsame Ausgeliefertsein aneine objektiv-reale Schicksalsmacht ins Feld
führen; immer mit dem bedauernden Achselzucken, daß die »unsichtbare Hand« es eben leider, leider so verlangt und daß es »ganz natürlich«dem Menschen zukomme, sich der Natur der
Selbstprostitution gemäß »der effektiven Nachfrage anzupassen«. C’est la vie.“
jeglicher fortschritt und wohlstand ist nur durch kapitalismus entstanden.
Bauerhans, da muss ich dir widersprechen, fortschritt ist auch durch andere dinge wie kapitalismuss enttstanden !
das Rad wurde erfunden, weil der mensch faul ist und es sich einfacher machen wollte dinge zu transportieren.auch haben immer wider kriege für tehnischen fortschritt gesorgt, bzw technische entwickelung beschleunigt. siehe beide weltkriege, 1. weltkrieg : zb den fortschritt im flugzeugbau, oder auch den vermehrten eisatz von turbinen anstatt mehrfach expansions dampfmaschinen in schiffen. 2 weltkrieg : erfindung der computers (konrad Zuse), Raketen ( Wernher von Braun), radar und sonar. Atombomben. kalter krieg : Fortschritte in der raumfahrt, in der luftfahr, und die zivile nutzung von atomkraft.
ich will an dieser stelle aber deutlich sagen, das ich einige dinge die ich aufgezählz habe, weder gut finde, noch in irgendeiner weise verherrlichen will.
somit kann man sagen , das technischer und wissenschaftlicher fortschritt nicht unbeding vom kapitalismuss abhängt. denn die sowjetunion war ja bekanntlich kommunistisch, und hat gerade was den punkt Raumfahrt betrifft einstmals sogar die führende rolle vor den usa gehabt.
Uns geht es gut, aber nicht nur den Landwirten, selbst den Dauerarbeitslosen geht es gut, die brauchen nicht mitten in der Nacht aufstehen, wie der Bauer wenn eine Kuh kalbt.
Ja wir haben Grund und Boden, ich habe eine Wiese und Behörden meinen, es wäre ein Biotop. In meinem, – jetzt noch Restbetrieb – kann ich das Gras nicht gebrauchen, ein anderer will es auch nicht, ich muss nur die Wiese mindest einmal im Jahr mähen, dafür bin ich unserer Gesellschaft zu bestem Dank verplichtet.
Habe noch Grunststücke die ich verkaufen könnte, leider hält dann der Finanzminister die Hände auf, dies nennt man herausnahme von Betriebsvermögen und das ist Steuerpflichtig.
Dann fällt mir noch mein Vater ein, der leider im hohen Alter ein Pflegefall wurde.
Selbstverständlich übernahmen wir die Pflege, er war ja mein Vater, aber auch aus finanziellen Gründen mussten wir ihn selbst Pflegen.
Eine Frau, die uns bei der Weinernte half brachte ihre Mutter in ein Pflegeheim, mangels Eigentum der Mutter und Einkommen der Tochter übernahm der Steuerzahler die Kosten.
Ach wie schön ist es doch eigenes Land zu haben!
Wie heißt es so schön: Eigentum verpflichtet!
Die Bäuerlichkeit als Geisteshaltung hat genau diesen Kernpunkt:
Eigener Hof = eigener Lebensunterhalt.
Über zig Bauerngenerationen wurde das weitergegeben. Es steckt noch in jedem Bauern drin.
Früher hat auch die Gesellschaft diese Werte gehabt. Aber das ist vorbei.
Schon lange empfehlen die Anlageberater Aktien: Profit, Rendite und Flexibilität sind die neuen Werte deer Gesellschaft geworden.
Mit Haus und Hof bin ich nicht mehr flexibel. Der Renterr, der sein Leben lang in Miete wohnte, aber sein Vermögen in Aktien angelegt hat, der kann im Alter mitsamt seinem Vermögen in den Süden ziehen. Der bäuerliche Renter hängt derweil immer noch an seinem alten, eigenen Häuschen und will das sogar noch soweit in Schuss halten um es seinen Kindern zu vererben. Aber die wollen das oft gar nicht mehr – weil es doch nur Arbeit macht und Unterhalt kostet. Dann schon lieber 3 mal im Jahr in den Urlaub fliegen.
Die Bäuerlichkeit wird in diesem Land nicht mehr gebraucht. Folglich gehen auch die Bauern.
Alois
alois,
man darf auch nicht vergessen, wieviele kollengen zu ihrem job in der vergangenheit gezwungen wurden „der Hof geht vor… etc.“
das ist heute zum glück bei den meisten nicht mehr der fall und auch deshalb sterben die höfe, weil immer weniger auf diesen beruf lust haben. diesen aspekt sollte man auch nicht vergessen zu erwähnen.
Sandra, ich bin einer von denen, die mehr oder weniger dazu gezwungen wurden. Als wir kurz vor der Heirat waren, wollte ich was anderes machen und die Landwirtschaft im Nebenberuf weiter betreiben. Meine Mutter, herzkrank weinte eine Woche lang und auf Rücksicht ihrer Erkrankung machte ich Landwirtschaft und meine Frau arbeitete nach Geburt unseres ersten Kindes halbtags in ihrem Beruf. Da mein Vater sich noch 20 Jahre lang bester Gesundheit freute, ging das aus finanzieller Sicht recht gut, aber war selten begeistert von diesem Beruf.
Meine Kinder wollten diesen Weg nicht gehen, ich verstehe sie, deshalb wird mein Betrieb irgendwann das Scheunentor für immer schließen.
Wehmut werde ich nicht empfinden, es zeichnete sich ab.
Derzeit betreibe ich noch etwas Weinbau, habe meine Zwetschgenbäume gerodet und habe Most Apfelbäume gepflanzt, die keinen, oder nur wenig Pflanzenschutz brauchen. Es ist für meine Gesundheit förderlich, wenn ich was arbeite.
Jetzt habe ich die Zeit hier im Forum zu schreiben, und der Gehalt meiner Frau lässt auch noch Urlaubsreisen zu.
Es ist manchmal höchst interessant, wenn man nach einer Woche gefragt wird, was für einen Beruf man hat, jetzt hatte.
Du glaubst nicht was der Beruf für ein Erstaunen auslöst, man kann fast glauben, man kommt von einem anderen Stern. Bauern sind doch die, die ihre Frauen im Fernsehen su……………………………….
Eigentum verpflichtet, darauf kommt man wenn ein Grundstück nicht mehr gepflegt wird. Man sagt nicht mit jedem Weinkauf ausländischer Herkunft fördert ihr die Aufgabe jeglicher landwirtschaftlichen Produktion.
Insgesamt sind wir in unserer Gegend viel weiter, bedingt durch die Realteilung sind wir in der 3 Generation – Hauptberuf, Nebenerwerb, Schwimmbad nach der Schicht bei Daimler, Luk oder Bosch. In unserer Gemeinde bekommt man die Flächen noch verpachtet in anderen Gemeinden bekommt man die Flächen Pachtfrei, da ist nichts mit 1000 Euro Pacht je Ha. Ich rede nicht von Wiesen im Schwarzwald, ich rede von Obst und Weinbaufähigem Gelände. Die bei uns ansässige Industrie hilft mit ihren recht hohen Löhnen mit.
Kenne einen Betrieb in der Nachbarschaft, der jetzige Seniorchef hat jede Menge Grundstücke gekauft, der Sohn ebenso und ist vor ein paar Tagen im Alter von 61 Jahren verstorben. Die beiden Söhne haben es schon vor Jahren vorgezogen, bei einem Automobilzulieferer ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Noch zu Lebzeiten haben beide entschieden, dass die 50-Jährige Ehefrau den Betrieb nicht weiterführt.
Mit dem Vermögen nach Süden zu ziehen hat nicht nur Vorteile, viele haben erst mit den zunehmenden Krankheiten gemerkt, dass die Ärztliche Versorgung nicht so ist, wie man sie von Deutschland kennt
Ich nehme mal an, dass die Mutter während ihres Arbeitslebens in eine Renten- und Pflegekasse eingezahlt hat. Also dürfte ihre Pflege nicht aus Steuermitteln finanziert werden. Der Unternehmer mit eigenen Produktionsmitteln (Land + Rohstoffe, Maschinen, Patente etc.) wird immer sagen können: „Jeder ist seines Glückes Schmied“. Alle anderen können sich noch so sehr abmühen – sie werden es im (globalen) Scheeballsystem Kapitalismus nur dann „schaffen“, wenn es genügend Wachstum gibt. Wachstum, Qualitatives (kompliziertere Strukturen) und Quantitatives kann es aber nicht unbegrenzt geben. Also ist irgendwann Schluss mit Profit für Viele und wir erleben eine Monopolbildung (Wachstum durch Verdrängung). Da Arbeitskraft als „Ware“ behandelt wird (die man aber nicht lagern kann, wenn sie mal nicht gebraucht wird, die aber trotzdem immer Ressourcen braucht, um nicht zu „vergammeln“), gibt es die Sozialsysteme. Sonst hätten wir hier (wieder) das gleiche Elend wie im globalen Süden (Planet der Slums, Mike Davis). Ich bleibe dabei, wer in diesem Wirtschaftssytem über Land verfügt, dass ihn ernährt wenn alle Stränge reißen, kann doch eigentlich nur schallend lachen über Verblödungsshows wie „Bauer sucht Frau“.
Selbsverständlich war die gute Frau durch die Minirente kraft Gesetzes in der Pflegeversicherung. Glauben sie allen Ernstes, dass dieses Geld für ein Pflegeheim recht? Für ein Pflegeheim bezahlen sie in der Pflegestufe III 4500 Euro.
Es ist einfach über Unternehmer zu faseln, tatsache ist, dass die Frau als nur Hausfrau die Zeit hatte ihre Mutter zu pflegen, nein sie ging den für sie den einfachen Weg und lies den Steuerzahler bezahlen.
Dann kommen wir noch zur ihren fixen Idee, wer über Land verfügt, kann sich im Notfall selbst ernähren.
Bevor ich mich am eigenen Acker totschlagen lasse, gehe ich mit den Wölfen und klaue die Lebensmittel auch wie die anderen, falls noch welche da sind, die Lebenmittel erzeugen.
Mein lieber ehemaliger Landwirt, ich fasele nichts von fixen Ideen, und ich meinte auch nicht das „Mad Max Szenatio“, was ihnen eventuell vorschwebt, Nein, ich meinte im Großen und Ganzen die Chancen, die ein Landwirt mit eigenem (geerbten) Grund und Boden hat. Er fängt nicht bei Null an sondern führt ein Geschäft weiter. Und was den Steuerzahler betrifft, wissen wir doch alle, dass die die eigentlich viel zahlen müssten sich drum drücken und die, die von der Hand in den Mund leben, sich gegenseitig vorrechnen, wer was geleistet hat. Sind etwas 20 % der erwerbsfähigen Bevölkerung Schnorrer und lieben es sich auf den Zuteilungsbehörden demütigen zu lassen?
http://www.randzone-online.de/?p=26224
Wohl kaum! Der Landwirt hat die Wahl: wenn im Bereich Nahrungsproduktion nichts mehr geht, kann er es mit Tourismus versuchen, oder er macht Landwirstchaft im Nebenerwerb und verdingt sich in der Industrie oder er kooperiert mit anderen und holt sich die Wertschöfpfung und den Vertrieb zurück oder er ist ganz schlau und berät andere wie sie die Überproduktionskrise bewältigen können.
All das steht dem jung dynamischen Fast Food Städter (so er keine reichen Eltern hat und nichts erbt) nicht zu Gebote. Er ist immer abhängig vom Wachstum auf Pump.
Stadtmensch! Ich weiß was Du meinst, ich sehe das auch so. Man weiß erst zu schätzen, was man hat, wenn man es nicht hat. Das ist so, wie wenn Du ein Haus bauen willst und alles kaufen musst. Mancher erbt ein Grundstück und ist immer noch unglücklich….In D. ist es heute so, das man mit seiner Hände Arbeit sich in einer Generation geradeso eine Existenz aufbauen kann. Wenn man irgendwas in der Hinsicht erbt, ist es viel einfacher. Auch wenn nicht alles perfekt ist.
VG
Alexis: ein Aphorisma :
Dies Haus ist mein und doch nicht mein.
Der nach mir kommt, kann’s auch nur leih’n.
Und wird’s dem Dritten übergeben,
er kann’s nur haben für sein Leben.
Den Vierten trägt man auch hinaus,
sag, wem gehört nun dieses Haus?
Eine Regel ist auch folgende: Der eine baut es auf.
Der Nächste schreibt die Geschichte
und der Dritte verwirkt es. Ende-
Nun kann das aus der Historie nicht alles so für die Landwirtschaft gelten. ein Betrieb war früher autark, eine Lebensgemeinschaft. Ob beim erben oder bei der Heirat hingen immer Schiksale von diesen Entscheidungen ab. Heute kommen Umwelt und Lebensqualität im dörflichen Bereich dazu. Durch Maschinen ist die Vernetzung mit den übrigen Dorfbewohnern im Defizit. Tierhalter, bevorzugt Milchkuhhalter führen ein Eremitendasein. Die Kommentare von Dir sind gut und von Stadtmensch manchmal ein wenig flapsig (mein Urteil).
Mein lieber Stadtmensch,
die Welt ist nicht so, wie man es gerne hätte.
Zuerst musste man mal 15 Jahre im Betrieb arbeiten, ohne Lohn, das Geld für meinen privaten Gebrauch verdiente ich außerhalb.
Mit der Übergabe des Betriebes waren Ausgleichzahlungen an meine Geschwister fällig und die Notare waren verpflichtet, die Pflege in gesunden und kranken Tagen in den Übergabevertrag zu schreiben, damals war das so, heute würde ich das nicht mehr machen.
Weiter hatten sie ein Wohnrecht, Heizung, Wasser und Strom frei, auf Lebenszeit. Will min nicht einmal beklagen, mein Vater konnte mir lange im Betrieb helfen.
Noch bevor wir in das Haus einziehen konnten war eine Sanierung fällig, Kosten damals 100.000 DM
Fazit: hohe Schulden.
Danke für den Tipp mit Tourismus, sie kennen sicherlich meine Wohngegend und wissen, dass unmittelbare Nähe zu einem Industriebetrieb besonders geeignet für Tourismus ist.
Besonders Interessant ist der Tipp mit dem Nebenerwerb. Es ist immer zu hören, wie der Arbeitnehmer angeblich ausgebeutet wird und nach der Schicht völlig ausgelaugt die Firma verlässt. Und der Stadtmensch ist der Meinung, wer von der Landwirtschaft kommt, der kann ruhig noch 8 Stunden nach der Frühschicht draufhauen.
Der Vorschlag mit der Beratungstätigkeit hat was für sich, nur meine Vorschläge wäre mit der Landwirtschaft auszuhören, wenn es finanziell möglich wäre, aber gerade am Finanziellen scheitern meine Vorschläge.
Dann kommen wir noch zu den verarmten Städtern. Die in einem vorigen Beitrag erwähnte Frau hat nichts geerbt, der Ehemann hat im Alter von 56 Jahren, mit der Arbeit aufgehört, eine hohe Abfindung hat dies ermöglicht.
Und siehe da, auf einmal bauten die beide ein Zweifamilienhaus, ich habe das Haus besichtigt, ich muss gestehen, da kann etwas Neid auf, zumal ich bis zum 65 zigsten Jahr arbeiten musste.
Lobet den Herrn, dass er mich zum Erben eines landwirtschaftlichen Betriebes auserkoren hat.
Haleluja!
Stadtmensch! Man sieht das immer aus seiner begrenzten Sicht! Ich würde Jubelstürme machen, wenn ich ein paar ha geschenkt bekommen würde. Es gibt auch wieder eine ganze Menge junger Leute, die das schätzen würden. Das ist hier bei Willi auch nur ein ganz kleiner Ausschnitt der Bauernschaft, das ist nicht repräsentativ.
VG
Alexis,
geschenkt würde ich auch Landwirtschaftschaftsfläche nehmem, wenn die nicht in einem Schwarzwaldtal, oder ähnlichem liegen.
Solche Flächen, die man für 1000 Euronen je Ha. verpachten kann, würde ich gerne nehmen.
Wenn Du meine Wiese willst, ich schenke sie dir, das Biotop darauf ist im Preis einbegriffen.
Ja danke, wird bestimmt weit weg sein! ich würde sogar etwas kompliziertes nehmen für Schafhaltung. Das mit den 1000 € ist nur in bestimmten Gebieten, das ist meiner Meinung nach eine Blase, die durch Biogas und Investoren entstanden ist. Teilweise sind auch die Direktzahlungen daran schuld.
VG
Landwirtschaftliche Existenzen werden unter Druck gesetzt, um Flächen für Investoren zu erhalten. Nicht etwa um Industrie anzusiedeln wie etwa 1880, sondern nur um eine sichere Geldanlage zu betreiben. Dabei sind die Milchkuhbauern mit ihren Familien die am meist gefesselten. Sie haben nicht einmal die Zeit ihre eigenen Interessen zu vertreten. Darum wird es auch keine wirksame Verbesserung im politischen Raum geben; auf dem Milchmarkt werden sie hängen gelassen. Der oder die Bauernverbandsvertreter huldigen dem „Strukturwandel“ als wenn er eine reinigende Kraft innehätte. Dabei ist das Wort wie auch „Globalisierung“ nur der Kaltstart in eine Welle der verdeckten Enteignung und Konzentrierung der Ressourcen Boden und Wasser auf wenige anonyme Eigentümer. So hält die NCH Kapital New York bereit 450 000 ha in der Ukraine. Die Bauernbefreiung aus der mittelalterlichen Grundherrschaft wird hier weltweit zurückgenommen. Die Folge ist eine weltweite Landflucht mit den Folgen, die uns augenblicklich mit jeder Schlagzeile um die Ohren fliegen.
Super, das Seelenwesen der Bauern wird zu oft gepeingt. Wir sprechen von Tierwohl, Bauernwohl kommt aber zu kurz.
ums „bauernwohl“ müssen wir uns,wohl oder übel,selber kümmern und uns z.b. „ein dickes fell“ zulegen.
Danke das du das erwähnst mit dem Bauernwohl- meiner Meinung reden wir viel zu viel von Fortschritt und den Verpflichtungen der Generationen gegenüber – aber wenn du mental am Ende bist wird alles zur Qual !
Mein lieber Klemens, liest Du nicht die Landlust oder Landidee?
In diesen Hochglanzmagazinen kann man nachlesen, wie schön das Landleben ist.
Die ganze Familie sitzt beim Abendbrot zusammen, der Tisch ist reich gedekt mit Bauernbrot, mehreren Sorten Wurst und Schweinespeck und Weine bester Qualität, ja, da kommt beim Städter Neid auf, der am Kiosk sein Würstchen mit Senf verschlingt, weil seine Holde gerade bei der Maniküre ist und ihm kein Würstchen anbraten kann.
Man sieht im Fernsehen, wie Weinselig die Brotzeit bei der Weinlese eingenommen wird, ich Frage nur wo sich die glückliche Gegend befindet, bei uns habe ich das noch nie gesehen.
Bei solchen Sendungen kann man denen nicht verüblen, dass sie nur das Tierwohl sehen.