Bauer Willi
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Weggeworfene Bundesländer

In Deutschland landen pro Jahr etwa 18 Mio. Tonnen Lebensmittel im Abfall. Rechnet man dies um auf die Fläche, auf denen diese Menge produziert wird, entspricht dies in etwa der Fläche von Mecklenburg-Vorpommern und dem Saarland auf denen von uns Bauern „umsonst“ gewirtschaftet wurde. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des WWF. (siehe unten)

Doch nicht alle Verluste sind vermeidbar: Ernteverluste, Nachernteverluste und Prozessverluste (zusammen 5,18 Mio. t) lassen sich kaum verringern, denn beim Mähdrusch, bei der Kartoffel-, Möhren- oder Rübenernte fallen Teile der Ernte zurück auf den Acker, reduzieren sich nach der Ernte z.B. durch Trocknung bzw. bei der Lagerung oder werden bei der Aufbereitung aussortiert. Zu den Prozessverlusten gehört beispielsweise das Schälen der Kartoffeln, das ja unvermeidbar ist.

Die Verteilungsverluste bei Groß- und Einzelhandel fallen mit 2,58 Mio. t ins Gewicht, bei Großverbrauchern wie Restaurationsbetriebe, Großküchen wie Mensen oder Kantinen werden jedoch schon 3,4 Mio. t weggeworfen. Den größten Anteil mit 7,23 Mio. t der weggeworfenen Lebensmittel nehmen die Endverbraucher ein. Fasst man diese drei Verlustquellen zusammen so summiert sich die Menge der vermeidbaren Lebensmittelverluste auf 9,6 Mio. t.

Für Erzeugung, Ernte, Transport, Weiterverarbeitung, Lagerung und Entsorgung wurden aber Ressourcen aufgewendet. Die dabei eingesetzte Energie hat etwa 48 Mio. t CO2 emittiert. Doch was bedeutet diese Zahl? Sie entspricht in etwa dem jährlichen Ausstoß von Kohlekraftwerken mit einer Nennleistung von 6.150 Megawatt Strom, also dem Kraftwerk Neurath und der halben Leistung des Kraftwerk Niederaußem hier im Rheinland und in Sichtweite meines Hofes. Oder anders gerechnet: beim durchschnittlichen Ausstoß eines PKW von 132 g CO2 pro km (Wert Europa 2012) und einer durchschnittlichen Fahrleistung von 15.000 km pro Jahr entspricht dies den Emissionen von sage und schreibe 24,2 Mio. Fahrzeugen. Das sind 363.000.000.000 zurückgelegte Kilometer. Jedes Jahr! Und nur für Deutschland gerechnet!

Vermeidbare-Lebensmittelverluste2

Für den Bereich der Großküchen/Restauration und die Haushalte lassen sich insgesamt 7,2 Mio. t Lebensmittelabfall vermeiden. Aber wie?

  • Portionen dem tatsächlichen Bedarf anpassen (Großküchen, Kantinen, Restaurants)
  • Nicht hungrig in den Supermarkt (ernsthaft!)
  • Planvolles Einkaufen (nur was auf dem Zettel steht!)
  • Richtiges Lagern (Frisches nach hinten!)
  • Überzählige Lebensmittel weitergeben (www.foodsharing.de)
  • Mindesthaltbarkeitsdatum ist kein Zeichen von Ungenießbarkeit

Sehen, riechen, schmecken: wenn das alles in Ordnung ist, kann man es auch essen!

Wer muss sich ändern? Sie. Und ich.

Euer Bauer Willi

Mehr dazu hier: http://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/ernaehrung-konsum/das-grosse-wegschmeissen/

 

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25 Kommentare

  1. Schweinebauer Piet sagt

    Würden Kugelkernķraftwerke eingesetzt , die sehr sicher sind und auf den bödssinn der erneuerbaren Energien verzichten hätten wir mehr Fläche für die Nahrungsmittelproduktion. Ja und wenn weniger weggeworfen wird, müssen wir nur noch an der Verteilung arbeiten und alle werden satt.

  2. Stadtmensch sagt

    Ja, die tatsächliche CO2 Bilanz ist sicher schwierig zu ermitteln, da der Bio-Abfall größtenteils kompostiert vergast oder “thermisch restverwertet” wird. Der CO2 Fußabdruck für die ständige Verfügbarkeit frischer Lebensmittel ist aber (gefühlt) trotzdem viel zu hoch: Landmaschinen müssen fahren, Agrarchemie muss hergestellt und verteilt werden, Ernte muss eingebracht, verarbeitet, veredelt, verpackt und gelagert werden. Es gibt viel zu tun und die Wissenschaft kann hier auch nicht helfen, oder?:
    http://green.wiwo.de/lebensmittel-recycling-insekten-verwandeln-abfall-in-tierfutter/
    Sobald man CO2 auch nur anspricht verdreht der Gegenüber die Augen…

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