Monate: Februar 2019

Ein Atlas für Bauern?

Vor kurzem ist der Agraratlas 2019 erschienen. Herausgegeben wird er von der Heinrich-Böll-Stiftung, dem BUND und Le monde diplomatique. Um es vorab zu sagen: Ich finde die knapp 50 Seiten lesenswert. https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/agraratlas-2019/ Gleich im Vorwort finde ich einen Satz, der zum Nachdenken anregt: “Dass sich Wirtschaftssysteme ebenso dynamisch verändern wie die Gesellschaft, ist weder gut noch schlecht”. Und weiter heißt es: “Wir müssen uns entscheiden, welche Leistungen wir neben der Erzeugung von Nahrungsmitteln von den Bäuerinnen und Bauern erwarten und bezahlen wollen”. Diese Satz ist wirklich bemerkenswert. Neben einem geschichtlichen Rückblick wird dann in den ersten Kapiteln auf ländliche Räume, Höfesterben, Strukturwandel und Einkommen der Landwirte eingegangen. Natürlich dürfen auch die Themen Biodiversität, Pestizide, Dünger und Tierhaltung nicht fehlen. Das Thema Klima ist überschrieben mit “Täter und Opfer zugleich“. Und beim Thema Gesundheit heißt es: “Nicht alle Fragen lassen sich einfach beantworten”. Die dazu passende Grafik (S. 43) zeigt das deutlich. Auch wenn manch einer mit den Aussagen in den verschiedenen Artikeln so seine Probleme haben wird, ist genau deshalb diese Veröffentlichung aus meiner Sicht so lesenswert: Weil …

Vom Hunsrück nach Berlin (Video)

Carina Konrad ist 2017 erstmals in den Bundestag gewählt worden (FDP). Wie ist das, wenn man aus dem Hunsrück nach Berlin kommt? Wie geht dort das Tagesgeschäft? Und wie bekommt man das mit der Familie hin? Ich habe sie gefragt. Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.Mehr erfahren Video laden YouTube immer entsperren

Wildbienen – Obstbauern schaffen Trendwende!

Am Bodensee hat man es geschafft: Nicht nur die Zahl der Wildbienen hat zugenommen, sondern auch verschollen geglaubte Arten sind wieder aufgetaucht. http://www.proplanet-label.com/aktuelles_03_05_2018.html?fbclid=IwAR1FP98kVBmNXBMkhBvDIWLCEaJS84BNlVzaPzkJ9WwiLyDU8x7SYUxY6gU Dies berichtet REWE auf seiner Seite Pro Planet. Die Meldung ist zwar nicht neu (3.5.2018) aber bemerkenswert. Und gute Nachrichten sollen sich ja auch verbreiten…  🙂 Danke an einen aufmerksamen Leser für die Weiterleitung der Info. Bauer Willi  

Immer noch zu trocken…

Ja, seit dem Dürresommer hat es geregnet. Der Oberboden bis 25 cm ist auch gut durchfeuchtet. In tieferen Bodenschichten (bis 180 cm) ist es aber immer noch erschreckend trocken. Das zeigt diese Karte des Helmholtz-Institutes für Umweltforschung mit Datum vom 7. Februar 2019. https://files.ufz.de/~drought/SM_Lall_aktuell.pdf Bis auch die tieferen Bodenschichten gut durchfeuchtet sind und ein störungsfreies Wachstum aller Kulturen (incl. Wald!) möglich ist, muss es noch viel regnen. Auch bei uns im Rheinland. Bauer Willi

Erbsen anbauen?

Es gibt wohl wenig Punkte, wo sich Landwirte und Umweltschützer so einig sind wie bei der Fruchtfolge. Es wäre wünschenswert, dass diese vielfältiger würde, als sie es heute ist. Eine wirklich tolle Kultur ist da die Futtererbse. Sie hat eine Reihe von Vorteilen: Bindung von Luftstickstoff Mobilisierung von Bodenphosphat Lieferung von Humus Verbesserung der Bodenstruktur Verminderte Bodenbearbeitungsintensität Verminderung von Krankheiten und Schädlingen Wechsel von Sommer- und Winterung Entzerrung von Arbeitsspitzen Das alles gilt es zu nutzen. Doch die Sache hat einen Haken: Die Wirtschaftlichkeit. Das beginnt mit dem Ertrag. Aus langjährigen Versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Fachhochschule Ostwestfalen errechnet sich ein durchschnittlicher Ertrag von rund 40 dt/ha. Im Rheinland werden auch schon mal 50 dt/ha geerntet, aber dann muss alles stimmen. Bei einem Preis von 20 €/dt und Kosten von rund 1.000 €/ha (incl. Arbeitserledigung) führt dies zu einem negativen Ergebnis. Wenn ich den Vorfruchtwert mit 160 €/ha ansetze, ist es ein Nullsummenspiel. Gegenüber Weizen, Winterraps und Zuckerrüben fehlen zumindest bei mir im Betrieb 400 bis 550 €/ha. Bei Ackerbohnen (auch eine Leguminose und damit …

Es ist nichts wert…

Dieser Brief erreichte mich diese Woche. Was soll man antworten? Lieber Bauer Willi, Sie wissen, dass ich Ihre Arbeit sehr schätze. Besonders bewundere ich, wie Sie beharrlich neue Themen aufgreifen und diskutieren. Ich gestehe, dass ich oft diese Diskutiererei richtig satt bin. Nicht, weil ich sie für unnötig halte, sondern weil ich keine kurz- oder langfristigen Verbesserungen für die Landwirtinnen und Landwirte erkennen kann – leider. Ich gestehe auch, längere Zeit nicht auf Ihrer Internetseite gewesen zu sein (auch aus diesem Grund). Nun kommt es heute für mich – wie man so sagt, knüppeldick. Ich glaube, ich verspüre gerade die gleiche Wut im Bauch, wie Sie damals beim Verfassen des Briefes: Lieber Verbraucher… Wie lange setze ich mich nicht nur für Wertschätzung und auch für Wertschöpfung in der Landwirtschaft ein – und das tun viele andere Mitkämpfer auch. Manchmal, wenn man zusammen mit Bäuerinnen und Bauern gute Projekte oder Veranstaltungen mit Verbrauchern durchgeführt hat, bin ich voller Hoffnung. Irgendwann wird sich das auch auf der Habenseite der Kollegen auszahlen, so denke ich. Aber das Gegenteil …

Volksbegehren Bayern “Rettet die Bienen”

Verschiedene Organisationen haben in Bayern ein Volksbegehren zur Artenvielfalt vorgelegt, in das sich bis Mitte Februar die Bürger eintragen können. Die AbL Bayern hat hierzu einen Argumentationsleitfaden herausgegeben, den ich hier zur Diskussion stelle: http://www.abl-bayern.info/fileadmin/Dokumente/AbL-Bayern/Dokumente/AbL-Argumentationsleitfaden_Landwirtschaft_30.1.pdf?fbclid=IwAR0DlOJt-bIFFO40DwNbMqtnvsbx6S_VGmUrUdUVrKoy0yQqBAUNUq_JIMY Der Bayrische Bauernverband lehnt dieses Volksbegehren ab: https://www.bayerischerbauernverband.de/themen/landwirtschaft-umwelt/nein-zum-volksbegehren-5600 Wie ist eure Meinung?  

Transparenz bei Gentechnik

Das USDA, das US Department of Agriculture, veröffentlicht eine Liste mit allen Pflanzen, die in biotechnologischer Form weltweit verfügbar sind und für die regulierte Unternehmen Aufzeichnungen führen müssen. Diese Liste wird ständig aktualisiert. https://www.ams.usda.gov/rules-regulations/be/bioengineered-foods-list Bei Klick auf die jeweilige Kultur erfährt man, welche Sorten dies sind und wie der Handelsname lautet. Beim Klick auf die Buchstaben-Zahlen-Kombination in der letzten Spalte erfährt man, um welche Veränderung es sich handelt. Es sind auch Sorten aufgeführt, die nicht in den USA sondern in anderen Ländern der Erde hergestellt wurden. Für diese gilt die gleiche Kennzeichnungspflicht. Per Definition des USDA sind “biotechnologisch” erzeugte Lebensmittel solche, die nachweisbares genetisches Material enthalten, das durch rekombinante DNA-Technik verändert wurde, nicht durch konventionelle Züchtung erzeugt werden kann oder in der Natur vorkommt. Es ist geplant, dass in Zukunft Lebensmittel, die mehr als 5% der so hergestellten Produkte enthalten, gekennzeichnet werden müssen. Dies würde dann für alle Lebensmittel gelten, die unverarbeitet verzehrt werden. Man darf gespannt sein, wie der Kunde darauf reagiert.  

Kompromisse sind möglich!

Jetzt ist das Ergebnis der interdisziplinären Tagung “Naturschutz und Landwirtschaft im Dialog – Biodiversität im Ackerbau” erschienen. https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/ina/Dokumente/Tagungsdoku/2018/2018-Vilm_11Punkte_final_clean.pdf Ich durfte – als einer von drei Landwirten – daran teilnehmen. Es ist – aus meiner Sicht – ein sehr verbindendes Papier zwischen landwirtschaftlicher Praxis und den Anforderungen des Naturschutzes geworden. Und wie es bei einem Kompromiss so üblich ist, gibt es auch Dinge, die man gerne noch untergebracht hätte. Ich bitte um wohlwollende Kritik. 🙂 Bitte auch Weitergabe an alle, denen Landwirtschaft und Naturschutz am Herzen liegen und die sich für machbare Lösungen einsetzen. Es ist m.E. eine gute Vorlage für die zu erarbeitende Ackerbaustrategie. Bauer Willi