Bauer Willi
Kommentare 39

Wir sind (stolze!) Obstbauern, Gärtner und Landwirte

Ein Zwischenruf von Jens Stechmann und Jörg Hilbers (Fachgruppe Obstbau)

“Die Diskussion und die Kommentare nach der erleichternden EU-Entscheidung (z.B. Tagesschau: „Pestizidgesetz gestoppt: Schwarzer Tag für Verbraucher“) machen wieder einmal deutlich, dass der allergrößte Teil der Bevölkerung ein grundlegend falsches Verständnis von der Landwirtschaft hat. Offensichtlich muss man Landwirtschaft und Gartenbau erleben um zu wissen: Jede Kulturarbeit, jeder Spatenstich und jeder Baumschnitt, den wir machen, beeinflusst die Flora und  Fauna. Es liegt in der Natur der Sache, dass, egal ob eine mechanische, biologische oder chemische Maßnahme erfolgt, diese Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt hat. Wir wägen ab: Kulturmaßnahme (in unserem Fall zur Nahrungsmittelproduktion) gegen Auswirkung auf Flora und Fauna. Und Menschen müssen essen. In der komplexen Mensch-Natur-Beziehung haben wir Obstbauern also eine besondere Verantwortung.

Wenn aber, wie in den heutigen Kommentaren von einem „schwarzen Tag für Verbraucher“  geschrieben wird oder wenn, wie z.B. in einigen Schulen Nordrhein-Westfalens Theaterstücke aufgeführt werden (Apfelkomplott), in denen Pflanzenschutz pauschal als Vergiftung dargestellt wird oder die „Zeit“ einen Bericht über einen interessanten, aber nicht wirtschaftlichen und nicht wissenschaftlichen Versuch, Obst ohne jegliche Art von Pflanzenschutz zu produzieren als „Entgiftung“ betitelt, wird damit ein falsches und aus unserer Sicht sogar irrwitziges Verständnis vom Gärtnern, der Landwirtschaft, der Nahrungsmittelproduktion und auch dem Naturschutz vermittelt. Naturschutz heißt auch, einen Weg zu finden, in dem beide, Mensch und Natur leben können.

Die nun anstehenden politischen Entscheidungen um die Anpassung der deutschen Pflanzenschutzanwendungsverordnung zum Glyphosateinsatz oder auch das geplante Pflanzenschutzreduktionsprogramm der Bundesregierung werden vor dem Hintergrund der ideologischen und wirklichkeitsfremden Auffassung von Naturschutz und Landwirtschaft geführt werden.

Leider wird in dieser Debatte viel zu wenig auf Unabhängigkeit, Anzahl und Seriösität der zitierten Studien geachtet. Aufwendige deutsche Studien, wie z.B. vom Bundesamt für Risikobewertung, werden nicht zitiert, spendenfinanzierte Ergebnisse von NGOs spielen aber eine große Rolle. Die Lobby von Greenpeace und Co akzeptiert nur, was passt.

Wir produzieren besonders gesunde Nahrungsmittel und können und sollten sehr stolz darauf sein, dass die große Mehrzahl der unabhängigen Studien uns dabei eine besondere und große Nachhaltigkeit bescheinigt. Gerade in diesen unruhigen und für viele Betriebe auch existenziell bedrohlichen Zeiten sollten wir mit Stolz und Selbstbewußtsein unsere Positionen vertreten, um das „Betriebsschiff“ durch die unruhige See zu bringen.”

Gastkommentare stellen die Meinung des/der Autoren dar.

 

 

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39 Kommentare

    • der Jens sagt

      “Da kann doch jeder, der mehr als 150 dtWeizen je Hektar erntet, wirklich stolz darauf sein.”
      Der Preisdruck kommt aber aus Ländern, die rund 30 dt/ha ernten. (Brasilien, USA, Russland, Ukraine)
      Allein, weil sie über tausende Hektar Weizen pro Betrieb verfügen.
      Ich zitiere mal frei aus “Das Buch des Bauern” (50-er Jahre)
      “Auf die Höhe der Preise hat der einzelne Landwirt wenig Einfluß, aber sein Können entscheidet über die Menge der verkauften Produkte.”

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  1. Viktor sagt

    1980 wurde ich Bioobstbauer Kov Ertrag 30 t Apfel ha Bio 15 t ha mit Hilfe der Chemie hat mann den Apfel Ertrag auf 80 t gesteigert je ha
    es können viele Bauern nicht Ernten weil die kosten der Ernte höher sind als die Einnahmen und bio ist in diesen Strudel auch dabei stolz ?

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  2. Smarti sagt

    Danke für den tollen Beitrag. Ja, stolz sein ist wichtig – stolz sein auf meinen Beruf, auf mein
    (unser !) Lebenswerk. Leider wird das dann schnell wieder mit Arroganz verwechselt.
    Der Bauernverband hat übrigens 4550.- Euro für die grüne Parteiversammlung gespendet ! Was ist das Gegenteil von Stolz ? Der Bauernverband, das sind solche A….kriecher !

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    • Reinhard Seevers sagt

      Bayer und Lufthansa haben auch gespendet, vielleicht erhoffen sie sich eine Freisprechung von Sünden?…. Schließlich ist die Partei eine Erweckungsbewegung mit religiösem Anspruch. Wie sieht die Spendenliste für die AfD aus? Wer traut sich, dort öffentlich zu spenden? 😎

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      • Rolf Sieling sagt

        Gestern hatte der erste Flieger von Lufthansa Frittenfett als Kerosin. Davon wird es niemals genug geben und Raps wird wieder interessant. Darf auch gern mehr angebaut werden in der Ukraine, in Zukunft unter geregelten Marktverhältnissen. An die Leute dort im Winter darf ich garnicht denken. Die freuen sich über jeden Apfel, jedes Schaschlik und jeden Liter Milch. Wo sieht man hier eigentlich die Masse der Bevölkerung? In der Natur sind nur Wenige, der komplette Bezug zu den Lebensgrundlagen fehlt.

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    • Andreas Gerner sagt

      Sind im BV eigentlich Urabstimmungen vorgesehen?
      Kann ein Mitglied oder eine Gruppe Mitglieder erzwingen, dass alle Mitglieder zu einer Entscheidung befragt werden und die Spitzen sich dann dran halten müssen?

      Ein sinnvoller Antrag wäre wohl: Keine Parteitags-Sponsoring mit Verbandsgeldern (aus Mitgliedsbeiträgen).

      Erhielte bestimmt 90+% Zustimmung.

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  3. Ludwig sagt

    Nachdem ich viele Bücher gelesen habe , kann ich für mich feststellen , daß am Ende einer Ähra immer Orden und Ehrenzeichen verteilt wurden um das vorhandene Regime noch zu retten. Heute erleben wir wie ehem. Kanzlerin mit höchsten Landesorden überhäuft wird und langregierende Ministerpräsidenten , trotz unerfolgreich , mit höchsten deutschen Orden überschüttet werden. Man will sich wohl bis zuletzt ihrer Treue versichern . Das kann uns hoffen lassen , daß in absehbarer Zeit eine neue Politik in Deutschland und Europa etabliert wird. Die Wähler wollen Realpolitik und Wohlstand , statt das Gegenteil. Jetzt kommt es auf die Wähler an in den kommenden Jahren und den Willen zur Aufarbeitung der Energie-, Corona- Klima- und Migrationspolitik. Ohne Aufarbeitung wird es keinen Neubeginn geben können.

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    • Christian Bothe sagt

      Alles wie gehabt!!! Hatten wir in der DDR auch! Da gab‘s Orden für die 1.Sektetäre der Beziksleitungen und für ZK Mitglieder…Wofür auch immer? Scheint aber typisch deutsch zu sein, unabhängig von der Gesellschaftsordnung!

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  4. Klemens MINN sagt

    Eigentlich ist die Diskussion nicht so schwierig: Frage 1 an den Verbraucher: Wünschen Sie die bestmögliche Qualität? Genau, das will ich auch, anderes ist nicht verkaufbar und wid nicht bezahlt. Um das Ziel bestmögliche Qualität zu erreichen brauche ich gesunde Pflanzen auf einem aktiven gesunden Boden.

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  5. Hans Gresshöner,Landwirt sagt

    Schaut euch unsere “Ampel” an,der Bundeskanzler ist nicht in der Lage,gemäß seiner Richtlinienkompetenz zu handeln,er “eiert nur rum”!

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  6. Frank sagt

    Der Schachtelsatz, der den 2. Absatz bildet, zeigt ganz deutlich, auf welcher Stufe der Entfremdung vom Grundverständnis über unsere Existenzgrundlagen große Teile selbst der sich gern gebildet fühlenden Bevölkerung stehen. Und die wollen da nicht weg. Genausowenig wie sie (wenn überhaupt) mehr selbst anbauen als Blumentopf, growbox, Balkon oder urban gardening im Pflanztrog hergeben und meinen damit was zur Selbstversorgung zu leisten und Bescheid zu wissen.

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    • Reinhard Seevers sagt

      Ich empfinde das Verhalten von Medien und Verbraucher in Sachen Landwirtschaft ähnlich, wie das der Politik der letzten Jahre. Man bewegt sich in einer woken Wohlstandsblase und hegt zauberhafte Zukunftsträume, weitab aller Realitäten. So lange die Versorgung gewährleistet ist, analog, so lange alles mit Geld versorgt werden kann und soll, so lange ist “wünsch dir was”. Wenn aber die Realität eintritt, werden alle merken, dass weder Ernährungssicherung gewährleistet, noch Wohlstand selbstverständlich ist.
      Dieser Zeitpunkt rückt immer näher…. aber,…..die Medien vermelden seit gestern eine Verringerung der Inflationsrate und eine nie dagewesene hohe Zahl an Beschäftigten. Ich vermute, es soll bis Jahresende eine Besserung trotz Verschlechterung verbreitet werden. Wir werden es sehen…..ob es das letzte Aufbäumen ist?

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  7. Marian E. Finger sagt

    Es sind wieder mal die alten weißen Männer, die behaupten, dass Menschen essen müssen. Genau, wie das Geschlecht bloß ein soziales Konstrukt ist, ist es auch die Nahrungsaufnahme. Wir können frei entscheiden, ob wir Mann oder Frau oder Divers sind und jedes Jahr unser Geschlecht wechseln. Genauso können wir frei entscheiden, ob wir essen oder nicht essen oder ein bisschen essen oder bloß Getränke zu uns nehmen.

    Wir müssen endlich damit aufhören, auf die alten weißen Männer zu hören. Deren überkommenes patriarchalisches Weltbild interessiert doch niemand mehr. Niemand braucht heute noch Landwirtschaft außer den Landwirten. Wir können uns alle frei gegen die Landwirtschaft und für eine natürliche Umwelt mit wiedervernässten Mooren entscheiden, wenn wir das wirklich wollen.

    Wenn wir erkennen, dass Essen/Nahrungsaufnahme wie das Geschlecht lediglich ein soziales Konstrukt ist, können wir darauf verzichten und uns den Magen-Darmtrakt operativ verkleinern oder entfernen lassen. Wir brauchen keine Nahrungsmittel mehr, weder gesunde noch ungesunde.

    Leute, lasst euch von alten weißen Obstbauern, Gärtnern und Landwirten nichts einreden. Die haben mit ihrer Lobby bloß mal wieder die EU bestochen. Das kennt man doch.

    😉

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    • Frank sagt

      “Wir können frei entscheiden, ob wir Mann oder Frau oder Divers sind”

      Wir können in diesem Punkt nicht frei entscheiden was wir sind. Wir können nur entscheiden als was wir uns bezeichnen und wir können entscheiden, ob und wie darauf reagiert werden darf. Die faktische Rückwirkung solcher Entscheidungen auf die Realität (das Sein) ist jedoch arg eingeschränkt.

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    • Stadtmensch sagt

      Ich merke schon, wir brauchen dringend noch eine analoge Geschlechterzuordnung der Forist*Innen. Nur um zu ermitteln, ob es da irgendeinen Zusammenhang gibt.
      🙂

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      • Reinhard Seevers sagt

        Stadtmensch….wie sonst kann es möglich sein, dass jeder Bürger sich Lachs vom Aldi leisten kann. Lachs ist für alle da! Nicht nur für die 250 Regierungsmitglieder, die mit dem klimafrendlichen Flieger 14 Tage nach Dubai auf die Klimakonferenz “müssen”.
        Der Fisch stinkt vom Kopf her, sagt der Volksmund.

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    • Schon nach 7 Sekunden fängt der Schwachsinn mit glatten Lügen an: es gibt keine Grenzwertüberschreitungen bei einheimischem Obst und Gemüse!! Dieses mit Natronlauge zu degenereieren haut dann dem Fass die Krone ins Gesicht…..

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    • Schmeckt gut sagt

      Wenn Sie den verlinkten Beitrag von Mark meinen, hier ein Link, in dem der “Schwachsinn” deutlich wird: https://www.gemuese-online.de/obst-und-gemuese-deutlich-sicherer-als-viele-deutsche-denken,QUlEPTc3NTcwODcmTUlEPTEyMzM.html Den Hinweis: “…sichere als viele Deutsche denken” finde ich ein wenig unglücklich gewählt, denn es handelt sich hierbei um Phrasen, die durch die häufige Wiederholung in den Köpfen der “Deutschen” eingebrannt sind. Wie QS ganz klar belegen kann, sind die meisten “Behauptungen” einfach nur Lügen. Wir Obst- und Gemüsebauern haben unseren Job erlernt und beherrschen ihn. In günstigen Jahren bekommen wir es sogar hin, große Anteile absolut rückstandsfreies O&G zu erzeugen. Bestandsüberwachung und Integrierte Produktion ermöglichen seit vielen Jahrzehnten einen genau definierten Pflanzenschutzmitteleinsatz. Es sind im deutschen Wortsinn eben keine Pestizide sondern PSM.

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    • Joachim Kaiser sagt

      Meine Äpfel will niemand kaufen, Schorf, Würmer und andere Flecken können mögliche Gründe dafür sein.
      Dabei sind sie doch ganz gesund, extra ohne Chemie gewachsen.
      Damit man solche Nahrungsmittel verkauft bringt muss es erst eine Hungersnot geben und das wünsche ich keinem.

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      • Pälzer Buh sagt

        Beim Apfelsaft sieht keiner mehr wie der Apfel ausgesehen hat. Allerdings ist dieser gegenüber Tafelobst auch weniger Wert. Der NABU aus meinem Ort versuchte sogar ihre Äpfel zuverschenken, Fehlanzeige! Keiner wollte diese, PSM freien BIO- Äpfel, Keiner. Noch nicht einmal die Personen von der Tafel(abnahme). Lediglich wurden diese Äpfel in der Gemarkung als Kirrung für Nutria’s benutzt. Was wiederum den NABU aufregte.

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  8. Frikadellen piet 45 sagt

    guten Morgen ganz schön schade dass man den Obstbauern nicht zutraut dass sie wissen was sie machen aber leider gibt’s einige Schlaumeier in der Politik oder bei Verbänden die meinen dass sie es besser wissen und die Obstbauern ein wenig doll einschränken wollen ich hoffe das ändert sich bal leider habe ich aber keine Idee wie man diese Leute überzeugen sollte ich bin gespannt wer das schafft Obst das schlecht produziert wird zur importieren und dann immer auf die Verpackung schreiben was dort alles drin ist wäre vielleicht ein Anfang

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    • Reinhard Seevers sagt

      Wer wieder einmal die globalen Probleme auf die nationale Ebene hievt, der hat eben einen Plan: Möglichst den Preis drücken.
      Zitrusfrüchte, Tee, Bananen und Kaffee etc. werden nie frei von “Pestiziden” sein, dafür ist das Klima in den Erzeugungsländern schlicht zu gut für Nahrungs-Konkurrenten.
      Lasst sie hungern oder Kohl essen. 😎

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      • Diatryma sagt

        Kohl, hm. Je nach Situation ist der vermutlich auch nicht ohne PSM zu haben. Ich erinnere mich an den Gemüsegarten meiner Oma; in einigen Jahren war der mehr ein Büffet für die Kohlweißlingraupen. Dann gibts nur noch Gras! Lecker.

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