Bauer Willi
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Schweiz: Nationalrat weist auch die „Massentierhaltungs-Initiative“ zurück

Nachdem im Sommer die „Trinkwasser-Initiative“ und die „Pestizid-Initiative“ in der Schweiz mit über 60% abgelehnt wurde (https://www.bauerwilli.com/sieg-der-vernunft/)  wurde jetzt auch die „Massentierhaltungs-Initiative“ sowie ein Gegenvorschlag vom Nationalrat zurückgewiesen. Zur Erläuterung

„Die Kommissionsmehrheit teilt die Auffassung des Bundesrats, dass die Initiative verschiedenen Probleme schaffen würde, unter anderem Unvereinbarkeit mit den internationalen Verpflichtungen der Schweiz, grosser administrativer Aufwand sowie Richtlinien einer privaten Organisation als Vorgabe auf Verfassungsstufe.

Die Kommission weist insbesondere darauf hin, dass die Schweiz bereits heute das weltweit strengste Tierschutzgesetz und einzigartig tiefe Vorgaben bezüglich der Tierhöchstbestände pro Betrieb kennt. Der Vorschlag laufe zudem dem Ziel des Bundesrats, die Ammoniakemissionen zu reduzieren, entgegen und fokussiere primär auf die Rindviehhalterinnen und -halter.“

Gegen Massentierhaltungsinitiative und Gegenvorschlag

Zum Thema hier eine eindrucksvolle Rede von Martin Haab, Landwirt und Mitglied im Nationalrat (bitte etwas warten, der Seitenaufbau dauert etwas)

https://www.parlament.ch/de/ratsbetrieb/amtliches-bulletin/amtliches-bulletin-die-videos?TranscriptId=294632

Hier ein Textausschnitt:

Nun zu meiner Interessenbindung: Ich bin seit vierzig Jahren leidenschaftlicher Viehzüchter und Milchbauer. Zusammen mit meiner Familie halte ich heute 75 Kühe im Stall, ich bin also Massentierhalter. Dazu haben wir nochmals so viele weibliche Nachzucht. Also nochmals: Ich bin Massentierhalter. Die Kühe sind jedoch gehalten, gefüttert und gepflegt nach den höchstmöglichen Tierwohlansprüchen unseres Gesetzes und unserer Landwirtschaftspolitik. Ergänzend dazu haben wir viele weitere zusätzliche technische Annehmlichkeiten für unsere Ladys, wie zum Beispiel Melkmöglichkeit für jede Kuh rund um die Uhr, Futterangebot im Stall während 24 Stunden, dazu freier Zugang zur Weide während der Vegetationszeit. Dank dem regulierten Stallklima mittels Ventilatoren während den Sommermonaten entscheiden sich die meisten Kühe, den Tag im angenehmen Stall zu verbringen. Es ist anscheinend „cow’s first choice“: angenehme Temperaturen, eine ausgewogene Futterration, ein weiches Liegebett und keine Fliegen. Wir Profis nennen dies im Fachjargon „cow comfort“.
Mit meiner Herde bin ich somit Massentierhalter, habe einen Grossbetrieb und verletze laut Initiativtext das Tierwohl systematisch. „Nein“, sagen Sie jetzt bestimmt, „eine solche Tierhaltung meinen wir natürlich nicht“. 

So eine Rede wünsche ich mir im Deutschen Bundestag.

Die Entscheidung des Nationalrates ist allerdings nur eine Empfehlung. Die Volksabstimmung steht noch aus.

Sehr lesenswert auch eine Veröffentlichung von Pro und Contra in der Zeitschrift „Die Grüne“:

https://www.diegruene.ch/artikel/massentierhaltungs-initiative-mti-pro-contra-schweine-392732

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25 Kommentare

  1. Ludwig sagt

    Die Schweizer sind über die Jahrhunderte „Demokratieerfahrene Bürger“ und entscheiden überwiegend nach Sachverstand. Bei uns hier in Deutschland wird über Politik , Medien und NGOs die Meinung vorgegeben . Unsere lieben deutschen Mitbürger haben sich über die Jahrhunderte immer von den Fürsten , Königen , Führern und Politikern alles vorplappern lassen bis es dann zum an die Wandfahren kam. Genauso jetzt mit dem Klimawandel, CO2 , Weltenrettung usw. nehmen die das so hin und schnarchen lieber auf dem Sofa vor dem Fernseher und lassen sich die „Wahrheiten“ vorplappern. Brot und Spiele eben. Wenn aber jetzt an den Wochenenden in einigen Städten die Leute „Die Gedanken sind frei“ singen , oder Demokratie, Freiheit oder Einhaltung des Grundgesetzes schreien , dann werden diese ausgegrenzt und geächtet . Natürlich als Impfverweigerer und Nazis beschimpft. Ich als voll 3 x Geimpfter frage mich , was denn passieren wird , wenn ein Stromblackout oder Braunout über diese Ausgrenzer kommt , ob dann nicht , wenn Dalli , Dalli oder andere Blödsendungen ausfallen , die Leute dann vielleicht doch über die derzeitige Lage nachdenken ? Gerade auch die Konsquenzen aus der Merkelpolitik sich zeigen werden . Wirtschaftsvernichtung , Währungsverfall und Energieknappheit werden zum Nachdenken und Erwachen führen , doch dann haben es alle wieder gewußt. Das haben uns eben die Schweizer voraus, denn sie lassen es üben durch die direkte Demokratie garnicht erst so weit kommen.

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  2. Dorfmensch sagt

    Bei so viel Tierwohl in CH und D: Wer kümmert sich um das Menschenwohl in Deutschland? Wo gibt es Mindestflächengrößen für Kinder einschließlich geregeltem Auslauf. Verbieten wir doch auch die Massenmenschenhaltung! Sind Siedlungen über 10.000 Menschen artgerecht? Für mich nicht!

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    • Smarti sagt

      Zumindest hier kann jeder selber entscheiden, wo und wie er wohnen will und ob man täglich mit den Kindern raus geht. Was mich menschenwohlmässig viel mehr umtreibt, sind fehlende ( gesunde und abwechlungsreiche ) Nahrungsmittel für sehr viele Menschen in Osteuropa und anderen armen Ländern. Ob Energie nochmals deutlich sinkt im Preis ? Wenn nicht fehlen in den nächsten Jahren Mengen an Dünger um Nahrungsmittel, Verpackungsmittel und Energie anzubauen.
      Das Märchen von weniger Ackerlandverbrauch bei weniger Tieren zieht nicht- dann werden für Menschen ungeniessbare Anteile halt verheizt und verstromt statt verfüttert. Gleichzeitig verrotten riesige Mengen an ungenutztem Gras, denn Gemüse wird auf diesen Flächen bestimmt niemand anbauen – das ist derzeit sogar verboten.
      Arbeiten, die jetzt die Schaf- und Rinderhalter „gratis nebenbei“ machen, müssen teuer erkauft werden- oder die Flächen werden der Natur zurückgegeben – d.h. fast undurchdringlicher Wald ( derzeit nicht erlaubt, Wiesen müssen im „gleichen“ Zustand bleiben ).

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  3. firedragon sagt

    „… keine künstliche Besamung mehr für Mutterschweine …“
    Angenommen, so etwas würde in D „Standard“ – wie viele Sauen „verträgt“ ein Eber?
    Ab welcher Sauenanzahl „rechnet“ sich ein Eber?
    Angenommen ich würde zwei Sauen halten und ich könnte die nicht mehr besamen (lassen), müsste ich mir ja dann einen Eber anschaffen und der könnte mit der Zeit auch nicht ganz unproblematisch zu halten sein.

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    • Reinhard Seevers sagt

      Nee, dann wird wieder der Dorfeber angeschafft, ….back to the roots!😎
      Und die Bauern laufen mit der Sau am Strick durchs Dorf, wie damals. Und die Kinderlein können durch die Fenster zuschauen, wie kleine Ferkel gemacht werden….alles wird gut, die Vergangenheit kehrt zurück!

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      • Thorens sagt

        …wir hatten einen Nebenerwerbs-Kleinbauern im Ort, der die Sau im VW-Käfer zum Eber in den Nachbarort fuhr (das einzige Auto in der Familie). Rücksitzbank und Beifahrersitz raus, schon war Platz für die Sau. Das ist 50 Jahre her…

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    • Klugscheisser sagt

      Bereits bei einem Bestand von 20 Sauen und Gruppenabferkelung, um einigermassen verkaufsfähige Ferkelgruppen zu erstellen, gehts schon nicht mehr mit Natursprung. Da hilft dann nur noch Weidehaltung mit Fleischselbstvermarktung im eigenen Hofladen. Wenn man „drin“ bleiben möchte in der Schweinehaltung. Man kann gut dabei verdienen, man ist sogar raus aus dem Hamsterrad „wachsen oder weichen“, denn begrenzender Faktor ist die Arbeitszeit und der Kundenstamm, aber eine Grosstadt mit Hartz4-lern bekommt man so nicht satt.

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        • Reinhard Seevers sagt

          Niedersachsen hat dafür den Weg frei gemacht, um den regionalen Produkten auf die Beine zu helfen:
          https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/hofnahe-schlachtungen-bald-moglich-201204.html

          Jetzt sucht man nur noch nach geeigneten Schlachtmobilen und deren Betreiber….Leute kommt, es gibt Kohle.
          Im Nachbarkreis haben sich zwei Bio-Damen auf den Weg gemacht. Sie wollen für 5 Millionen einen neuen regionalen Schlachthof bauen…..für 50 Rinder in der Woche und ein paar Schafe. Jeder kann Genussscheine für 500,-€ erwerben oder für 5000,-€ Genosse werden. Es gibt 40% Förderung für den Schlachthof, mal schauen, wann der steht oder wann der wieder zu ist.😁

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      • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

        „Man kann gut dabei verdienen, man ist sogar raus aus dem Hamsterrad “wachsen oder weichen” “

        Und wie!
        Sicherlich noch nie selbst gemacht.

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        • Smarti sagt

          Ja, Herr Gresshöner, da haben Sie Recht. Aber das Hamsterrad hat eine andere Farbe – und das ist anfangs eine schöne Abwechslung.

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  4. Reinhard Seevers sagt

    Es ist so entlarvend, wenn in einem der reichsten Länder der Erde mit den schärfsten Tierschutzgesetzen der Erde und nur marginaler Nutztierhaltung eine Dekadenzdiskussion geführt wird, die an Heuchelei nicht zu übertreffen ist.
    Peta hat hier wohl die zahlungskräftigsten Spender gefunden und muss nun liefern.
    Wenn die westlich – kapitalistische Gesellschaft überleben will, muss sie sich schleunigst wieder der Realität zuwenden, sonst wird sie von den extremen Rändern aus zerstört werden.

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    • Klugscheisser sagt

      Naja wenn man sich zerstören lässt, hat man das auch irgendwie verdient. Ok als Deutscher so ein Spruch loszulassen geht auch wieder nicht, wenn man an denn WW2 denkt. So long.

    • Inga sagt

      Der oben beschriebene Kuhbetrieb ist doch eine reale Begegnung der Ökonomie mit der Ökologie, oder?
      Ist doch im Sinne von PETA oder nicht? Ob die überhaupt wissen, was das ist?

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  5. Mark sagt

    Das gibt zumindest einen Funken Hoffnung. Vorallem, dass die Schweizer auch gleich den Gegenvorschlag mit abgelehnt haben. Anders als in Deutschland, wo man wie in BaWü auf dummdreiste Volksbegehren mit einem Eckpunktepapier und einem Biodiversitätsstärkungsgesetz als Gegenvorschlag dieses Volksbegehren an Dummheit sogar noch übertrifft. Im Gegensatz zu vielen deutschen Bauernvertretern hat Haab wirklich was in der Birne.

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    • Smarti sagt

      Da hat Herr Haab wirklich eine gute Rede gehalten. Ich denke, es gibt noch immer viele Schweizer Konsumenten, denen klar ist, dass schweizer Qulität auch Geld kosten muss. Dieses Geiz ist Geil ist etwas weniger verbreitet.
      Die PETA-SEKTE verbreitet sich gerade ungebremst, die Menschen wollen Sündenböcke für ihren Lebensstil….und deshalb glaubt sich leicht das Märchen von „Böser Bauer quält Tierbabys mit meinem Geld“.
      Anders als die deutschen Landwirte lassen sich das schweizer Landwirte wahrscheinlich nicht lange nachsagen-wahrscheinlich auch weil sich anderswo das Geld leichter verdienen lässt und die Höfe sowiso im Vergleich zu D sehr klein sind.

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  6. Hans Gresshöner,Landwirt sagt

    „So eine Rede wünsche ich mir im Deutschen Bundestag.“

    dazu haben die keine Zeit,die müssen das mit der Atomkraft klären,weil die EU dafür ist!

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    • Inga sagt

      Und die haben die Autoindustrie im Nacken, die Schweizer nicht, höchstens den Tourismus und der Freud sich Bioware aus der Landwirtschaft zu bekommen, also wird diese auch ganz anders gefördert und zwar so, dass es beim Bauern auch ankommt.

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      • Smarti sagt

        Ja, Inga – aus unserer Sicht mag Deine Aussage stimmen. Ein schweizer Bauer denkt aber ganz anders darüber – denn er muss auch die Handwerker mit schweizer Stundenlöhnen ( die sind dreistellig ) bezahlen.

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  7. Klugscheisser sagt

    Speziesismus führt zu Anti-Speziesismus. Hab mich mal mit denen beschäftigt. Da wird dir übel…. mehr kann ich hier nicht sagen, sonst kommt mir das Frühstück hoch

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      • Inga sagt

        Wir lassen das aber nicht mit uns machen!
        Wer hier in der Öffentlichkeit das Wort ergreifen will, muss erstmal beweisen, dass er Hintergrundwissen hat.

        Aus einem Ferkel(Babyschwein) kann man kein Schnitzel machen.

        Als ich ein Baby war, wusste ich auch noch nicht, wie schwer das Leben ist.
        Wieviel ich als Kind arbeiten müsste bis mir die Knochen weh taten, nur damit Eier Milch und Fleisch billig auf den Markt geschmissen werden könnten.

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    • Bauer Willi sagt

      Mit PETA beschäftige ich mich nicht mehr. Mit 67 ist mir meine Restlaufzeit zu schade für so einen Verein. 🙂

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