Bauer Willi
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Von Stadtmenschen und Dorfmenschen…

Ein Gastartikel von Eva Rahe

 Die Diskrepanz zwischen Stadt und Land wird immer größer – und die Medien tragen ihren Teil dazu bei. Denn Medienmenschen sind Stadtmenschen und tagesrelevante Meldungen und Berichte werden in den Städten gemacht. Als am 22. Oktober tausende von Landwirten in unzähligen deutschen Städten auf die Straße gingen, war das den ARD Tagesthemen nur eine müde Meldung unter “ferner liefen” wert. Wäre es hierbei um eine Demonstration einer großen Gewerkschaft gegangen, hätte dies sicherlich zu einem ausführlichen Bericht geführt. Statt dessen schieben die Tagesthemen einen Bericht zur „GroKo-Bilanz Migration“ ein, der auch hätte geschoben werden können. Ein Schlag ins Gesicht für alle Landwirte. Getoppt wurde diese Farce durch einen Bericht über Nottötungen, der unmittelbar vor den Tagesthemen bei Report Mainz gesendet wurde. Statt also den Blick für die Bedürfnisse der Bauern zu öffnen und ihre Sichtweise darzustellen, gab es wieder nur Ohrfeigen zu verteilen.

Was sagt uns das über die Medienmacher? Ich muss annehmen, dass sie keine Ahnung von Landwirtschaft, vom Landleben und Dorfkultur haben und sich nur im Radius ihrer Städte bewegen.

Landwirte haben keine Lobby außer sich selbst. Sie können keine Gewerkschaft bilden, denn sie sind nicht angestellt. Zudem wird verkannt, dass Landwirte und ihre Familien für das Leben in einer Gesellschaft auf dem Lande stehen und dieses oftmals in ehrenamtlichen Ämtern selbst vertreten. Sie sind ein Sprachrohr für das Land. Dafür gibt es einen ganz simplen Grund. Sie und ihre Familien sind in ihrer Heimat fest verwurzelt. Sie bewirtschaften den Boden, den auch schon ihre Vorfahren bewirtschaftet haben. Sie leben in dem Dorf – mit allen sozialen Komponenten – in dem auch schon ihre Vorfahren gelebt haben. Landwirte sind eine Basis für das Landleben.

Und nun stehen Tausende von ihnen auf der Straße – und die Medienmacher scheinen nicht zu begreifen, worum es hier eigentlich geht. Es geht nicht nur um dieses eine Agrarpaket oder um den Mercosur Deal, es geht nicht nur um ihre eigene Existenz. Es geht auch darum, dass das Leben auf dem Lande lebenswert bleibt, dass man sich dort wohl fühlt, eine Zukunft hat.

Strukturwandel, Digitalisierung, Integration und Mobilität auf dem Lande sind Themen, die ihren Gegenpart in den Städten haben, allen voran Überbevölkerung und Wohnungsnot. Welche Alternative gäbe es für Menschen, um den vollen Städten zu entfliehen, wenn nicht aufs Land zu ziehen. Die großen Medienanstalten und Redaktionen sollten dies im Blick haben und ihren Fokus auf das Landleben erweitern. Sie könnten einen Beitrag dazu leisten, dass das Leben in den Dörfern attraktiver wird. Landwirtschaft gehört (noch) als fester Bestandteil dazu.

Ich habe drei Ehrenämter. Ich bin im Vorstandsteam der Kreislandfrauen, Beisitzerin in der Dorfgemeinschaft und Dorfkümmerin im Projekt „Mühlenkreis 2.0 / Digitale Dörfer“. Warum mache ich das alles? Weil ich das Gefühl hatte, das Dorf irgendwie mitzuheiraten, als ich meinen Landwirt geheiratet habe. Weil ich in diesem Dorf bleiben werde, bis das der Tod uns scheidet, wenn alles gut läuft. Ich habe eine Verantwortung für das Dorf übernommen, und für die Menschen, die darin leben. Ich möchte, dass das Leben im Dorf weitergeht, dass es so angenehm wie möglich ist, dass Kommunikation stattfindet, dass die Menschen zusammenkommen, dass es kein Schlafdorf ist.

Wenn nun aber das Land dadurch abgewatscht wird, dass es von den Medien überhaupt nicht wahrgenommen wird – ausgenommen in der Lokalpresse – oder sich ständig falsch verstanden fühlt, wie wirkt sich dass dann auf die Dörfer und ihre Bewohner aus? Wir spüren hier sehr genau, wie die Ergebnisse aus der überregionalen Politik und der Output der überregionalen Medien sich auf die Dorfkultur auswirken. Und dies betrifft insbesondere auch die Landwirtschaftspolitik. Denn Landwirte sind nicht nur Landschaftspfleger, sondern auch Kulturpfleger, sie sollten eine Stimme haben.

 Eva Rahe

Landfrau, Kulturwissenschaftlerin, Freie Journalistin, Mami

 

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176 Kommentare

  1. Pietvan Veghel sagt

    Ein Poetische Wort zum Nachdenken…

    „Die Welt gehört euch, sowie sie auch uns gehört, aber letztendlich gehört sie euch, euch Jüngeren, voller Kraft und Vitalität, jhr seid in der Blüte des Lebens, wie die Sonne um acht oder neun Uhr morgens. Unsere Hoffnung richtet sich auf euch. Die Welt gehört euch. Unsere Zukunft gehört euch. Hunderte Blumen werden blühen.“

    Es könnten die Worte des neuen IPCC-Präsidenten oder von Anton Hofmeier gewesen sein, der vor einer Delegation von Freitags For Future spricht und fordert, dass wir die Bienen durch mehr Blumenstreifen rettet sollen. 
    Es waren jedoch die Worte von Mao-Tse Tung (Zedong), der am Vorabend des „Große Sprung nach vorne“, einer Delegation chinesische Jugendliche aus alle Provinzen China‘s anfeuerte. Mit das Rote Buchlein in der Hand zogen diese Jugendlichen in die Provinzen, um die chinesische Agrarwende zu vollziehen: Ältere Menschen wurden belehrt, Intellektuelle eliminiert, Gegner an den Pranger gestellt und innerhalb fünf Jahren wurde das Land an den Rand des Zusammenbruchs gebracht. Die Landwirtschaft brach zusammen und im ganzen Land kam es zu Hungersnöten: Millionen von Menschen starben den Hungertot. 

    • Reinhard Seevers sagt

      Sobald das Zwischenmenschliche zum Tragen kommt, ist alles gut. Ist vergleichbar mit der Integration von Migranten; Kenne ich den Menschen, verstehe ich ihn besser.
      Der Kern des Problems bleibt. Im Jahr 2050 werden 75% der Menschen in Städten leben, das haben Demoskopen schon vor Jahren errechnet und Stadtplaner sind seit Langem dabei dieses Problem in den Griff zu bekommen. Deshalb wird die Entfremdung weiter bestehen und sich noch fortsetzen. Landwirtschaft muss sich modern, offen, empathisch, progressiv, naturverbunden, ehrlich etc. präsentieren und das bewerben…alles andere ist Wunschdenken. Es sei denn eine Diktatur oder ein sozialistisches System werden implementiert, dann ist eh alles egal.

  2. Friedrich sagt

    Zum Klima..– Ich habe da den Eindruck , daß mit dem Klimawandel ordentlich Angstpolitik betrieben wird , um die CO2-steuer durchzusetzen und damit die “Schwarze Null” zu halten. Unsere Regierung hat die höchsten Steuereinnahmen aller Zeiten , kauft sich Wählerstimmen mit wahnsinnigen Summen und bekommt den Haushalt nicht dicht . Deshalb müßen eben die 80 Mrd. CO2-steuern her. So würgt man aus den Kleinverdienern das letzte heraus. Auch die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft wird kräftig leiden , aber das ist unseren Regierenden egal. Bin gespannt , ob man sich dieses Abkassieren gefallen läßt. Damit müsssen die Leute in unserem Land bis August für den Staat arbeiten und erst danach für sich selbst. Das kann nicht gut gehen !! Auch die Energiewende ist ohne planerische Grundlage , denn es hat mir noch keiner erzählt , wo denn die Energie herkommen soll , wenn wir alles abschalten ?? Mit Ökostrom wird es jedenfalls nicht klappen.

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Moin Friedrich, deine Sätze in Gottes Gehöhr, ist ja ein oft gebrauchtes Sprichwort. Doch die Verantwortlichen in diesem Land ,hören diesen Aufschrei nicht, nein sie wollen diesen nicht hören
      Hier muss man aber sagen, deutsche Politiker wacht entlich auf, besinnt euch auf eure Verantwortung und den Eid den ihr geleistet habt, als ihr verschiedenen Machtpositionen was dieses Land betrifft übernommen habt

  3. Was Stadtmenschen und Landmenschen eint? Beide werden arg überrascht sein, wenn die nächsten Jahrzehnte mit starker globaler Abkühlung einhergehen werden. Es wird beide unvorbereitet treffen, nicht nur, weil das Heizen teurer werden wird, sondern auch die Lebensmittel – von der zunehmenden Anfälligkeit für Krankheiten ganz zu schweigen. Wie verblendet Stadt- und Landmensch inzwischen durch die permanente mediale Klimakollapsverkündung sind, bekommt man nicht nur hier im Blog präsentiert. Da werden zuhauf Dinge gefordert und umgesetzt, die uns die nächsten Jahrzehnte in keiner Form helfen werden – im Gegenteil. Weder CO2-Reduktion noch Elektromobilität noch Energiewende noch 5G haben die globale Abkühlung auf dem Schirm, weil linearisierte Blindheit herrscht und das Wahrnehmen und Wahrhabenwollen von Zyklen längst zur Mangelerscheinung der Masse geworden ist.

      • Wenn das Klima weitreichend abkühlt und keineswegs für Leib und Seele folgenlos bleibt, ist mit enormer Erhitzung der politischen Lage global zu rechnen – zumal sich manch einer fragen wird, was ihm die letzten Jahre seitens der Medien und Politik erzählt wurde.

        • Reinhard Seevers sagt

          Machen Sie hier eine Kausalkette auf?
          EIKE = Klimaleugnung = AFD = Indoktrination und Missbrauch eines agrarblogs?

    • fingerphilosoph sagt

      Lieber Guido,
      Leute, die eine Abkühlung vorhersagen unterscheiden sich nicht wesentlich von Leuten, die eine Erwärmung vorhersagen. Bei beiden handelt es sich um Klimapropheten und Prophetentum hat mehr Religion zu tun als mit einer korrekten Einschätzung dessen, was man wirklich wissen kann.

      Die Zukunft lässt sich nicht vorhersagen sagen, weder in Sachen Menschheitsentwicklung noch in Sachen Klima. Wenn sich schon die Bewegungen eines Doppelpendels nicht vorhersagen lassen, dann umso weniger hochkomplexe Systeme wie das Klima.

      Bei einem Pferderennen ist der Gewinn umso größer, wenn der Außenseiter, auf den man setzt, das Rennen macht, statt der Favorit, auf den alle setzen. Glücksspiel bleibt es allemal.

      Doch wozu hier wetten? Schuld am menschengemachten Klimawandel sind wir in den Augen der Klimapropheten und Weltretter allemal, ganz egal, wie das nun ausgeht.
      Aus der Nummer kommen wir nicht mehr raus.

      • Reinhard Seevers sagt

        Sei es wie es ist, es hat aber nichts mit dem Thema zu tun und er scheint eine neue Fährte zu verfolgen, die in völlig unnötige Gebiete führt…..

        • Genau Herr Seevers, wo kommen wir hin, wenn auch noch das Klima geleugnet wird. Als ob wir nicht schon genug Probleme haben.

          • Reinhard Seevers sagt

            Was der Klimawandel mit dem diskutierten Thema zu tun haben soll, das ist mir ein Rätsel…..

              • Reinhard Seevers sagt

                Man könnte ja auch das Liebesleben der Pflastersteine thematisieren……wenn man schon um die Ecke denken möchte.

                • bauerhans sagt

                  in Herford hatte man neue pflastersteine verlegt,die dermaßen hell sind,dass man kaugummi- und andere flecken sieht und muss jetzt eine spezialmaschine anschaffen ,um die steine wieder sauber zu machen.
                  das kostet ein heidengeld.
                  der rat,die verwaltung konnte wohl nicht um die ecke denken.

  4. Eva Rahe sagt

    Liebe Community,

    ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich für den tollen Dialog und die vielen spannenden Kommentare bedanken. (Später macht keinen Sinn, weil dann liest es ja keiner mehr 🙂 Ich habe so viele Dinge daraus gezogen, soviel Meinungen und Eindrücke erhalten, das hätte ich niemals erwartet. Und ich bin gespannt, wie es weiter geht.

    Danke auch an Bauer Wille für die Redaktion. Jetzt wird mir bewusst, wieviel Arbeit darin steckt!!!

    • Der Brandenburgbauer sagt

      Moin Eva, du hast an der richtigen Stelle die Reißleine gezogen. Es war ein guter Blog,
      den du sehr gut gemeistert hast. Besonderes interessant, fand ich deine Aussagen was Artikel in der Presse betrifft. DPA schickt es in die Welt, oder eine andere Agentur und jeder einzelne Journalist übernimmt es und macht seine oftmals nicht gut recherchierte Schlagzeile daraus.
      Finde ich persönlich sehr bedauerlich. Eine Agentur allein, kann nicht sein?Aber deine Begründung warum weshalb hast du ja gegeben.
      Es freud mich das dir der Blog soviel gegeben hat.

      Allen einenen geruhsamen Feiertag, wenn sie dann einen haben.

  5. fingerphilosoph sagt

    Beim Bauern um die Ecke Kürbisse, Eier, Kartoffeln, Ziegenkäse kaufen, das Brot beim Bäcker, der sein Mehl selbst produziert und nur 1x Fleisch im Monat, das von Vieh in der Region stammt …. das wird nicht nur hier von Verbraucher Peter und Eva Rahe, sondern von den meisten Deutschen einhellig als GUT bewertet.
    Einkaufen im Supermarkt hingegen soll ein Problem sein …

    Was würde passieren, wenn nicht 5% diesen Weg gehen, sondern, was ja gefordert wird, 100% der deutschen Bevölkerung? Also 80 Millionen Leute oder lassen wir es nur 30 Millionen sein, die für sich und ihre Familien beim Bauern um die Ecke einkaufen.

    28 Millionen Leute würden in ihre SUVs steigen und 2 Millionen auf ihre E-Fahrräder und dann würden sie alle losfahren. In den Dorfstraßen würde sich kilometerlang der Verkehr stauen. Die Äcker und Wiesen rings um den Hof um die Ecke wären zugeparkt. Die Schlangen an der Hofladentheke wären länger als seinerzeit die in der DDR oder im 2. Weltkrieg. Die Leute in der Schlange müssten eine oder zwei Stunden warten, bis sie drankommen und wären entsprechend gelaunt. Ein Großteil würde überdies leer ausgehen und müsste einen weiteren Weg in Kauf nehmen und mit ihren SUVs zuerst 30, dann 50, dann 100 km, dann 200 km fahren, um noch irgendwo Kürbisse, Eier, Kartoffeln … zu kriegen. Zum Pendelverkehr in die Städte wegen der Arbeit käme dann der Pendelverkehr in die Dörfer wegen der Lebensmittel. Und das in Zeiten des Klimawandels …

    Die Bauern um die Ecke, die Bäcker und die Schlachter würden die Preise deutlich erhöhen, denn schließlich bestimmt ja die Nachfrage den Preis, das ist vielleicht für den Bauern um die Ecke gut, aber nicht für den Bauern, der seinen Hof eben nicht dort hat. Der Bauer um die Ecke würde jedoch gar nicht mehr dazu kommen, seinen Acker zu bestellen, weil er ja 1) die Leute davon abhalten muss, auf seinen Äckern zu parken, 2) verkaufen und sich 3) mit protestierenden Umweltschützern auseinandersetzen muss, die ihm nun den Massenpendelverkehr genauso vorwerfen wie seinerzeit die Massentierhaltung.

    Da die Beschaffung von Lebensmitteln so leicht zur Halbtags- oder Vollbeschäftigung wird, kämen die Verbraucher andererseits gar nicht mehr dazu, ihren Jobs nachzugehen. Was die Bürokraten angeht, wäre das ja noch in Ordnung, aber was geschieht, wenn die Krankenschwestern, Ärzte, Optiker, Elektriker, Müllmänner, Lehrer, Kindergärtnerinnen, Autobauer, Hausgerätehersteller, Modemacher oder am Ende gar die Traktorbauer von Fendt und Deutz in der Schlange vorm Hofladen stehen statt ihren Job zu machen?

    Wieder mehr Bauern? Dem steht entgegen, dass die landwirtschaftlichen Flächen ja irgendwem gehören, der nicht so ohne Weiteres darauf verzichten wird. Also enteignen und neu verteilen oder wie stellt man sich das vor? Und selbst wenn man das tun würde, wo kommen die neuen Bauern her? Schließlich haben wir ja jetzt schon Facharbeitermangel.

    Und was neue Ecken für neue Bauern angeht, kann man die Ecken nicht beliebig vermehren. Da stehen ja schon Häuser. Oder Gewerbegebiete. Oder Windräder.

    Ich kaufe also weiter im Supermarkt, solange es ihn noch gibt. Weil nämlich der Supermarkt die Lösung für all diese Probleme ist. Das finde ich GUT … und außerdem schmeckt mir das Brot aus dem Supermarkt besser! Es ist nicht so verbrannt am Rand. Maschinen passen da einfach besser auf. 🙂

    • Reinhard Seevers sagt

      Die Menschen müssen positiv mitgenommen werden. Der Pathos althergebrachter Wirtschaftsformen ist ebenfalls nicht hilfreich. Die ganze Welt ist in Unruhe. Jede Gesellschaft hat ihre eigenen Probleme und jedes Volk seine eigene Sicht auf die Dinge. Eine reiche demokratische Wohlstandsgesellschaft blickt anders in den Tag, als ein überwachter Chinese oder ein hungriger Afrikaner.
      Die Landwirtschaft muss raus aus dem Selbstmitleid, raus aus der Opferrolle, raus aus dem Rückwärtsgewandten. Sie muss hin zur positiven Selbstdarstellung ohne Heiteitei ala Bergbauernidyll. Die Gegenwart und die Zukunft sind für die Jugend wichtiger, als die unsägliche Vergangenheit.
      Wenn alle ehrlich sind, dann sehen sie auch den internen Zwist zwischen Nord-Süd, Groß-Klein, Bio – Konvi etc…..wenn sie ehrlich sind. Das interessiert aber den Verbraucher nicht und kostet zudem Energie für eigene neue Ziele.

      • Obstbäuerin sagt

        Mit welchem beruflichen Hintergrund kommen Sie gerade in dieser für uns so schwierigen Situation zu dieser Einschätzung, Herr Seevers?

        • Reinhard Seevers sagt

          Wieso ist der berufliche Hintergrund ausschlaggebend für eine Meinung? Die Situation hat ihre Ursachen und die Lösung ist komplex, so wie die Ursachen eben auch.
          Soziologisch betrachtet sind alle in Aufregung und der Blitzableiter der Verängstigung ist in diesem Lande eben die Landwirtschaft. Politik ist ebenso verängstigt, was man ja an deren Reaktionen sieht. Bürger/Verbraucher sind es auch. Landwirte sind Betroffene und Teil der Angstverursache, das muss man von außen betrachtet erst einmal akzeptieren, ohne Wertung wohl gemerkt.

          • Obstbäuerin sagt

            Für eine Meinung ist er nicht ausschlaggebend aber für für mich persönlich hat es schon eine Bedeutung. Die Wertung haben Sie ja auch gleich mitgeliefert: alle sind verunsichert und verängstigt – nur die Landwirtschaft ist außerdem noch schuldig. Da wird schon eindeutig Stellung bezogen und ich hätte eben gern gewusst, aus welcher Ecke das kommt.

            • Reinhard Seevers sagt

              Ich habe keinen “Schuldigen” benannt, ich habe Teil der Angstverursache geschrieben. Die Schuldfrage ist eine urdeutsche Angelegenheit, das ist unser Dauerflegma…in diesem Fall ist es aber anders gemeint. Die Landwirtschaft ist als Verursacher von Problemen identifiziert und seit langem am Pranger, das ist so und fertig. Man muss sich erst einmal darauf einlassen, dass Ängste vorhanden sind, dann kann man darüber reden, welche Ursachen sie haben und ob sie begründet sind oder nur “gefühlt” vorhanden sind. Wir diskutieren mit unseren Ängsten gegen Menschen mit ganz anderen Ängsten. Es sitzen sich also Menschen gegenüber, die aus undefinierter Angst sich gegenseitig Vorwürfe machen. Das hilft keinem.

        • firedragon sagt

          Obstbäuerin,
          die Einschätzung von Herrn Seevers ist so weit hergeholt doch gar nicht… “wenn wir ehrlich sind”.

          • Obstbäuerin sagt

            Das sehe ich nicht so, firedragon. Wir sind nicht Teil der “Angstverursache” – wir werden von anderen dahingehend missbraucht. Jede Möglichkeit, Sachverhalte richtig darzustellen, werden von allen Seiten verhindert.

                • Brötchen sagt

                  Obstbäuerin, er hat recht, einem Kind kommt mit Angst ganz schwer zurecht!

                  Heute kann jeder elegant allem unangenehmen ausweichen. Du kannst Dich damit auch nicht Deinen Ängsten stellen, wenn Du damit zurecht kommen willst.

                  Also muss man als Strategie gegen Angst nicht Ängste relativieren sondern Vertrauen schaffen und das ist sehr komplex!

                • Obstbäuerin sagt

                  Damit ich auch nicht falsch liege, bringe ich mal ein Beispiel. Als ich letztens auf einer Versammlung war, die als Ziel hatte, den Klimanotstand in unserer Stadt auszurufen, hat eine Frau beklagt, dass sie ihren Enkeln keine Schmetterlinge mehr zeigen kann, weil sie alle totgespritzt wurden. Daraufhin habe ich sie und ihre Enkel in unser Schmetterlingsparadies eingeladen, um ihr zu zeigen das das eine mit dem anderen nichts zu tun hat. Das Interesse, lebende Schmetterlinge zu sehen lag jedoch bei null. Da kommen mir doch arge Zweifel, ob die Ängste und Sorgen nicht zweckbestimmt am Leben gehalten werden.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Die Angst der Dame ist deshalb nicht weg. Sie kann ihre Angst wahrscheinlich gar nicht richtig verorten oder Ausdruck verleihen. Ihre Ängste manifestieren sich aber weiterhin in ihrem Verhalten und ihrer Einstellung. Die wenigsten ändern ihre einmal empfundene Emotion, nur weil einem jemand ein gegenteiliges Sachargument genannt hat. Das hat mit der menschlichen Psyche zu tun. Da muss sich erst ganz langsam die Community ändern, unmerklich sickert es evtl. durch, so wie es ja im Moment von der anderen Seite auch passiert. Man kann es nicht genau zuordnen, nicht den genauen “Schuldigen” benennen, aber es passiert. Deshalb bin ich ja auch ein Freund der positiven Darstellung landw. Handlungen, dauerhaft und professionell…..Emotionen müssen her.

    • Brötchen sagt

      Du Fingerphilosoph, ich fahre Strecken zur Futtermittelbeschaffung, das ist ökologischer Unsinn, ich weiß das auch, weil es Hobby ist.
      Ich stelle mal eine These auf, dieser “Hofeinkauf” ist eher so eine Hobby, Zeittodschlagshandlung und Beschäftigungshandlung.

      Klimarettung und Regional ist eher das Schönredargument.

      Ich fahre auch viel rum im Urlaub und man will ja immer irgendwas mitnehmen für die Lieben daheim usw. Ich kaufe da bevorzugt Lebensmittel, weil die sich verbrauchen, man macht jemand eine Freude und es liegt nicht rum.

      Meine Eier sind auch immer ein schönes Mitbringsel, nicht zuviel, mal was anderes und verbraucht sich.

      Ich würde mal tippen, das machen ganz viele so.

      • fingerphilosoph sagt

        Hofeinkauf ist ein Hobby für Leute, die eine Menge Zeit haben, genau, und als solches hat es auch seine Berechtigung. Problematisch wird es halt, wenn ein Dogma draus gemacht wird.

          • Eva Rahe sagt

            So schön euch in Einigkeit zu sehen ^^

            Ich kaufe im Hofladen, weil ich dann weiß, dass die Äpfel, die Konfitüre und die hervorragend eingelegten Butterbrotgurken genau dort hergestellt wurden, also keine langen Fahrwege (wie z.B. aus Chile oder Neuseeland) hinter sich haben. Außerdem kenne ich die Leute, und kann noch ein bisschen quatschen – Netzwerken könnte man sagen.

            Ich gebe zu, das braucht extra Zeit, die ich meistens auch nicht habe. Und der Weg lohnt sich auch nur, weil er auf dem Weg zum Kindergarten liegt. Dafür profitiert der Hofladen von den ganzen Kurgästen, die in Bad Holzhausen rumdummeln.
            Der Weg zum Fleischer jede Woche ist allerdings Pflicht, weil ich dort Käse und Wurst in Mehrwegboxen einkaufen kann. Und seit ich Jenkes Bericht über Mikroplastik im Körper gesehen habe, mag ich diese eingeschweißten Sachen überhaupt nicht mehr kaufen. Und sowie wg. Plastikvermeidung…

    • Stadtmensch sagt

      Genau so, fingerphilosoph! Immer erst nachdenken, bevor das Heulen losgeht! Der letzte Satz mit den aufpassenden Maschinen gefällt mir besonders gut. Passt gar nicht zu dir 😉
      Trotzdem: Der Supermarkt, ein Rewe, in dem ich bis vor ein paar Jahren alles bekommen konnte (regional und gut) wurde von einem neu gebauten Edeka in 100m Entfernung niederkonkurriert (penny hatte sich kurz davor auch schon angesiedelt). Jetzt sind beide pleite und zu Lebensmittelverramschern geworden. Mal ganz abgesehen von der Schinderei für das Personal. Viele Kunden meinen, das wären ihre Diener oder so. Kommt einer rein und kotzt sich erstmal mit “Saftladen-schon wieder nur eine Kasse besetzt” aus. Abgründe! Ich kann dort nichts mehr kaufen. Das ist mit dem Aktionsradius eines Fahrrades natürlich ungünstig. Gemüse, Käse, Fleisch und teilweise Milch kaufen wir ohnehin schon immer beim Direktvermarkter auf dem Markt. Da ist noch viel Luft für Stadtmenschen, die willens und in der Lage sind, sich aus eigener Kraft fortzubewegen. Als Lösung für das LEH-Problem (Abschöpfung der Gewinne und Transfer in Stiftungen, Masse statt Klasse, Sponsoring von fragwürdigen NGO-Aktivitäten), kommt eigentlich nur die Politik in Frage. Mehr Regeln scheinen aber auch nichts zu bringen (s. wiedermal D. Graeber mit “Die Utopie der Regeln”). Eine neue Ethik muss her. Ökonomie, wie wir sie praktizieren, ist erstens nicht ökonomisch und macht zweitens keinen Spaß.

      • fingerphilosoph sagt

        “Ökonomie, wie wir sie praktizieren, ist erstens nicht ökonomisch und macht zweitens keinen Spaß.” Bingo! Das heißt, sie macht schon Spaß, und zwar denen, die dadurch ihren Macht- und Herrschaftsbereich ausdehnen.

        Ökologie, wie wir sie praktizieren, ist aber erstens auch nicht ökologisch und Spaß macht sie bloß, weil auch der Homo oecologicus auf diese Weise seinen Macht- und Herrschaftsbereich weiter ausdehnt. Der Homo oecologicus (auf deutsch: Naturschützer) reißt die Macht über die noch verbliebenen Wildtiere inklusive Insekten und Bodenleben an sich. Den Naturschützern geht es ja nicht drum, die evolutionäre Anpassung der Wildtiere im Anthropozän den Wildtieren zu überlassen, sondern den Wildtieren eine bestimmte Form der Anpassung aufzuzwingen, indem er beispielsweise 74 Feldhamster dazu zwingt, auf Bauer Willis Acker zu hausen, obwohl der Feldhamster durch sein Verschwinden deutlich gemacht hat, dass er nicht dort leben will. Das ist eine Form von Gewalt, die sich das Mäntelchen der Tierliebe umhängt und leider nicht zum Heulen führt, weil das Nachdenken und Einsicht voraussetzen würde.

        Was unser Wirtschaftssystem und unsere Ethik anbelangt, befinden wir uns auf einem Weg, der ins Desaster führt. Das ist schon richtig.
        Doch die angeblich ökologischen Lösungen beschleunigen dieses Desaster und setzen noch eins drauf, sodass der unvermeidliche Crash unsere Gesellschaft nicht nur um 50 Jahre zurückwerfen wird, sondern um 500.

        • Reinhard Seevers sagt

          Gestern abend auf 3Sat ein Beitrag über den NABU Mainz
          https://www.3sat.de/wissen/nano/sendung-291019-100.html
          “…hier die ökologische vorbildliche, extensive und artenreiche Schafweide und dort die industrielle Landwirtschaft..”
          Ein schöner Beweis, wie das Volk fehlgeleitet wird, ob nun durch den Sender oder den NABU oder anderen, keine Ahnung von wem. 🙂

          • Brötchen sagt

            Reinhard die ÖR gehen nur noch in unsäglicher Propaganda unter.
            Letztens kam eine Sendung zu Lachsen auf Xenius, war ganz interessant.
            Bei der Reporterin stand ein Lachszüchter mit im Bach, sie setzen grade welche aus, der züchtet die Brut. Sie sagte dann was von Massenzucht und so, war sich aber nicht bewusst, das der Züchter das auch macht.
            Er hat sichtbar gute Miene zum bösen Spiel gemacht. So läuft das….
            Niemand redet da rein, wenn die populistische Nabupropaganda kommt.

        • Stadtmensch sagt

          “befinden wir uns auf einem Weg, der ins Desaster führt”
          Heute Vormittag auf Dlf-Länderzeit saßen die Oberkommentatoren und Kümmerer im Bereich Strukturwandel des Automobilsektors zusammen und haben auf Höhrernachfrage bestätigt, dass es sehr schwierig werden dürfte, den selbstverschuldeten Technologierückstand aufzuholen bzw. praxistaugliche Ideen zur CO2 Einsparung zu verwirklichen. Bisweilen freut man sich aber über unerwartet hohe Gewinne bei der starken Nachfrage nach SUV.
          Was den Machtanspruch von “SchützerInnen” und sonstige Homo oecologicus angeht, brauchst du nichts zu befürchten. Wir dürfen ein paar städtische Brachflächen “aufwerten” wie sie das nennen. Wir räumen Müll weg, entschlammen Teiche, legen Streuobstwiesen an, optimieren Habitate für allerlei Getier und können nebenbei auch noch ordentlich was ernten. Das Motiv ist Freude am Tun – die Welt is eh nicht zu retten. Du weißt doch: Man muss sich Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.

          • fingerphilosoph sagt

            Ach ja, die Optimierung und die Aufwertung: zwei der Gründe, warum die Welt vor die Hunde geht. Aber ich weiß schon: der Mensch kann einfach nicht anders. 🙂

          • Ehemaliger Landwirt sagt

            Das ist mal löblich, was ihr da macht,
            aber das mit dem Ernten, da wird es nicht weit her sein.
            Vom Streuobst ein Paar Flaschen Apfelsaft und damit hat es sich.
            Kann nur sagen, wie es bei uns ist. Vor 2 Jahren Frost, das heißt Totalschaden, letztes Jahr eine Übervolle Ernte zu einem Preis von 5,5 Euro je 100 Kg. Dieses Jahr ganz wenig bis gar nichts.

            Wenn man jedoch Streuobst macht, das beruhigt das Gewissen, dann kann man getrost in den Flieger steigen.

    • Eva Rahe sagt

      Lieber fingerphilosoph,

      ganz so, wie sie es oben formulieren, habe ich es nicht ausgedrückt 🙂 Ich meinte es eher so, wie ich es weiter unten unter dem Post von Old Muppet (29.10.) und Elisabeth Ehrt beschrieben haben.

    • Old Muppet sagt

      “28 Millionen Leute würden in ihre SUVs steigen und 2 Millionen auf ihre E-Fahrräder und dann würden sie alle losfahren. In den Dorfstraßen würde sich kilometerlang der Verkehr stauen. Die Äcker und Wiesen rings um den Hof um die Ecke wären zugeparkt. Die Schlangen an der Hofladentheke wären länger…”

      Hab ich einmal erlebt. (nur dass es da noch keine E-Fahrzeuge gab).
      War ein (sehr) kurzer Hype, wegen BSE. Ich stand da im Hofladen und dachte… na, eigentlich hatte ich keine Zeit zu denken. gewundert hab ich mich aber trotzdem… z.B. ob Manche ihre Hunde auch selbstverständlich frei im Supermarkt rumlaufen lassen würden? (Ich bin nicht sehr empfindlich, aber Doggensabber in der Auslage finde selbst ich unangenehm).

      Aber mal Anekdoten beiseite:
      In manchen Orten gibt es ja durchaus noch Alternativen zwischen “zum Hof rausfahren” und Supermarkt (oder gar Discounter). Kleine, inhabergeführte Läden z.B. Bauernmärkte. Oder die Verkaufsautomaten. Lieferdienste wie Abo-Kisten (auch nicht ganz unproblematisch verkehrstechnisch) resp. die Belieferung von “Abholstationen” wie bei SoLaWis etc.
      Also Möglichkeiten, (ziemlich) direkt vom Erzeuger zu beziehen, ohne ihn jedes Mal extra anzufahren. Und selbst wenn da (ein, transparenter) Zwischenhändler bei ist, kann man trotzdem wissen, von wem es kommt. (Und dann vielleiht einmal/ab und zu hinfahren und angucken, reden, sich informieren).

      Ich kenne wen, der verbindet den Ab-Hof-Verkauf mit ein bisschen Mitarbeit im Gemüse.
      (das fällt wohl eher unter Bildung denn unter Schwarzarbeit, und bringt auch wenn dann eher was in Sachen Kundenbindung, nicht in AKh). Aber Verständnis und Dialog sind so auch möglich.

      Natürlich passt nicht jedes Konzept überall.
      Kommt ja immer auch auf Betriebsstruktur, Ballungsraumnähe etc. an. (und auf Geduld).

      Aber: Nur weil eine Sache im überzeichneten Extrem auch wieder schreckt, muss man sie doch nicht gleich ganz abschreiben?

      (Ich kaufe meine Milch momentan übrigens auch im Supermarkt. Aus dem gleichen Grund. (Mit dem Fahrrad bräuchte ich zum nächsten Milchhof locker zwei Stunden – das mag für mich gesund sein, für die Milch im Sommer eher nicht). Aber wenn ich eine sinnvolle Alternative finde, nehme ich die gerne an. Für Eier, Gemüse etc. hab ich die).

      • fingerphilosoph sagt

        Hofläden, kleine inhabergeführte Läden, Abo-Kisten, Verkaufsautomaten, Bauernmärkte, SoLaWi … das ist alles nett und niedlich … aber wie Brötchen so schön gesagt hat: Hobby für solche, die nicht wissen, was sie sonst mit ihrer Zeit anfangen sollen.

        Obwohl auch Segment im Supermarkt, ist sogar BIO in all seinen Variationen nur eine Nische für eine Minderheit. Wenn sich die gesamte Bevölkerung von BIO ernährt, verwandelt sich BIO ganz schnell wieder in konventionell-industriell, das passiert ja jetzt schon, oder glauben Sie im Ernst, dass Almeria-BIO noch irgendwas mit dem Anspruch zu tun hat, mit dem BIO vor dreißig Jahren mal angetreten ist?

        Je mehr Menschen sich BIO ernähren, desto geringer werden die Ansprüche, die an BIO gestellt werden. Je mehr Menschen im kleinen, inhabergeführten Laden kaufen, desto mehr wandelt der sich zum Supermarkt. Je mehr Menschen Gemüse-Abo-Kisten kaufen, desto mehr wird der Vermarkter zum Gemüse-Großhändler im Stil von Amazon.

        Keins der o.g. Modelle lässt sich auf große Massen übertragen, aber leider sind wir nun mal eine große Masse Menschen, sogar eine sehr große.

        Die konventionell-industrielle LW hat Nachteile, aber damit lässt sich die permanente Missachtung materieller Grundbedingungen bis hin zu physikalischen Gesetzen nun mal nicht begründen.

        • Brötchen sagt

          Wow Fingerphilosoph man du machst dich ja, Superanalyse!

          Aber nimm den ganzen träumen nicht die Illusionen 😁

        • Old Muppet sagt

          Was die Befürchtungen bezüglich Massen-“bio” betrifft, die teile ich grundsätzlich.
          Was die Größe eines Ladens mit “zu viel Zeit” zu tun haben soll, erschließt sich mir aber nicht.
          Meinen Sie den Kunden?
          Oder den Anbietenden? Natürlich macht die Selbst-Vermarktung (sic) Arbeit. Aber für einige scheint es sich ja zu rechnen. Wie gesagt… das eine System, das überall und für alle funktioniert, wird – und muss!- es ja nicht geben.

          Es wird weiter Menschen geben, die auf Angebots-Preise (und -Ware) der Discounter angewiesen sind, weil sie genauso viel Hunger haben im Monat wie andere.
          Aber das wäre (gesamt betrachtet) halb so schlimm, wenn die, für die das nicht gilt, es anders machen würden!
          Das gleiche gilt für Zeit, Erreichbarkeit etc.

  6. Walter Parthon sagt

    +++ Ehrenmord in Limburg: Skandalöse Verschleierung durch Presse, Politik und Behörden! +++

    Herr Parthon, ich habe den nachfolgenden Text gelöscht. Er steht in keinem erkennbaren Zusammenhang mit dem Thema, wurde lediglich kopiert und enthält eindeutige Wahlwerbung. Bitte unterlassen Sie das.

  7. Reinhard Seevers sagt

    “70 Prozent der Berliner Kinder, fand 1912 ein Arzt heraus, hatten keine Vorstellung von einem Sonnenaufgang, 76 Prozent kannten keinen Tau, 82 Prozent hatten nie eine Lerche, 49 nie einen Frosch gehört, 53 von hundert hatten noch nie eine Schnecke, 87 noch nie eine Birke gesehen. So war die Steinzeit.” Bericht über die Zustände in den Mietskasernen Berlins. (habe ich seit Jahren in meinem Portemonnaie gesichert)

    Hier sieht man doch schön, dass die Problematik der Entfremdung von Natur und damit erst recht von der Landwirtschaft schon immer ein Thema war. Heute ist die Landwirtschaft dem Dilemma der Demokratie verbunden mit der Medienverfügbarkeit, dem Wohlstand und der Globalisierung unterworfen, und worauf es keine simple Antwort und keine sofortige Lösung gibt. Ich sehe nur eine Verbesserung der Lage durch eine bestmögliche, ständige und positive mediale Selbstdarstellung mit Hilfe professioneller Mediengestalter. Dauerberieselung und gleichzeitige parallele politische Aktivitäten einfordern…..alles andere scheint nicht zu funktionieren. Man erhält kein Lob vom Volk und es wird auch keine Ende in der Diskussion um Artenreichtum und Biodiversität geben, das wird ein running-gag.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Es war schon immer so, aber Städter waren früher eine Minderheit, jetzt sidn sie die Mehrheit.

      • Reinhard Seevers sagt

        Die Problematik liegt in der ubiquitären Meinungsverbreitung durch jeden zu jeder Zeit an jedem Ort. Demokratie ist nunmal schwerer zu steuern, als eine Diktatur. Es wird noch schwieriger, je weiter sich die Gesellschaft hin zu KI und Biotec begibt. Es werden neue politische Mitbestimmungsysteme entwickelt werden müssen und es werden ganz neue Probleme auftreten, die wir noch gar nicht auf dem Schirm haben. Unsicherheit und Angst, Demographie und Wohlstandssicherung führen zu noch ungekannten Fragen….wir kommen raus aus der Komfortzone, und das macht: genau Angst! Landwirtschaft kann dem entgegenwirken, in dem sie sich positiv, solide, verlässlich, partnerschaftlich, vertrauensbildend und Spaßbringend darstellt!

        • Obstbäuerin sagt

          Haben Sie auch eine Idee, wie man dieses Bild in den Medien platziert? ich versuche das schon seit drei Jahren relativ erfolglos aber Sie können mir da bestimmt weiterhelfen?!

          • Reinhard Seevers sagt

            Ich glaube nicht mehr an die mediale Verbreitung des GUTEN. Ich würde für Aktionen plädieren wie z.B. : Pendelbus aus Großstädten zu landw. Betrieben, Besichtigung, Einkauf, Diskussion….und zurück in die Stadt, jeden Sonntag. Dann professionelle mediale Dauerbefeuerung mit gut gemachten Spots, ehrlich, modern, witzig, emotionalisierend….usw.
            Das alles kostet Geld und fordert manpower, das ist der Haken. Das muss es aber der Landwirtschaft wert sein.

              • Reinhard Seevers sagt

                Man wird die Gesellschaft nicht umformen und Politik nur mit Mehrheiten umsteuern. Beides ist nicht in Sicht. Also sind tausend kleine Schritte über einen langen Zeitraum und unter Zuhilfenahme von viel Geld nötig….es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
                Auch blogs, instagram, facebook, und twitter werden das Problem nicht lösen.

                • Eva Rahe sagt

                  „Landwirtschaft kann dem entgegenwirken, in dem sie sich positiv, solide, verlässlich, partnerschaftlich, vertrauensbildend und Spaßbringend darstellt!“

                  Das ist ein toller Gedanje!
                  Ich frage mich nur, wie man die Bauern dazu bringt, sich so zu verkaufen. Per Gehirnwäsche vielleicht…

                  Nein Scherz beiseite. Wir müssten uns ja erst mal selbst so fühlen. Im Moment fühlen sich viele(meine Familie eingeschlossen) von der Gesellschaft ganz anders verstanden und reagiere ja dementsprechend darauf, nämlich erst mal skeptisch, zurückhaltend, wütend und auch traurig-distanziert.
                  Dann kommt noch dazu, dass viele Landwirte überhaupt kein Interesse an Öffentlichkeitsarbeit und Selbstdarstellung haben. Eigentlich haben sie dazu ja die Verbände, aber die haben das auch nicht so gut im Griff! Zudem wirkt Werbung immer so aufgesetzt.
                  Ich kann’s nicht ändern, meine Gedanken kommen immer wieder zurück zu den überregionalen Medien. Vielleicht sollten wir mal die Journalisten in Busse packen und aufs Land Karren 😅

  8. Thomas Apfel sagt

    Ich denke, dass die “Denke” der Leute, die in Dörfern leben sich in Bezug auf die Landwirtschaft sich nicht groß unterscheiden. Die Initiativen gegen immer genau das was in der Nähe des Wohnortes entsteht (Putenstall, Milchviehanlage, Hühnerstall, Windrad Solarpark, Stromtrasse, Schlachtbetrieb) kommt auf den Dörfern von den “Dörflern”. Die Landwirtschaft prägt zu allermeist (insbesondere im Osten aber auch zunehmend im Westen) die Landschaft um die Dörfer, wegen der die Mensch aufs Land ziehen nicht aber das “Dorfleben”. Der Prozentsatz der Menschen, die der Panikmache der Angstindustrie folgen (ca. 20 %) ist meines Erachtens in Stadt und Land gleich groß und führt zu entsprechenden Aktivitäten. Man könnte auch sagen wie das bei Wahlen so gerne getan wird “80 % der Menschen interessieren sich nicht für Politik und Panikmache und leben ihr Leben.
    Wir Landwirte bestimmen jedenfalls kaum noch die “Lebensart” auf dem Lande. Das übernehmen Feuerwehr und Ortsvereine. Was entsteht, sind kleine Initiativen wie SOLAWI, Bio- und nichtBio- Nebenerwerbler in ganz kleinen Umfängen. Alte aufgegebene Gärtnereien finden hier bei uns fast alle “alternative Bewirtschafter” und produzieren ohne Heizung saisonales Gemüse. Der Zielmarkt ist allerdings immer die nächste große Stadt (bei uns Berlin) aber die kleine Gruppe “Alternativer”, die aufs Dorf gezogen ist, wird mit bedient. Das ist eigentlich gut für die Dörfer, die dadurch bunter werden, auch weil aus dieser Szene oft eine eigene Kultur affine Community im Dorf wird.
    Problematisch ist der “Missionierungsanspruch” genau dieser Gruppe gegenüber der modernen Landwirtschaft. Durch die hohe mediale Aktivität wie sie für “Missionierer” typisch und verständlich ist, entsteht der Eindruck alle Menschen wären Gegner der modernen Landwirtschaft, die Stadt und Land zu 96 % versorgt.
    Die “Denke”, man könnte Klimaveränderung durch Geld verhindern ist unter Landwirten eher nicht so weit verbreitet. Schon deshalb, weil sie die Umwelt, Wetter und Klimaveränderungen täglich beobachten, spüren und sehen. Wenn die Anpassung daran zum “Täglich Brot” gehört, wird man weniger panisch.
    Aus meiner Sicht kann der Frieden zwischen Landwirten und Nichtlandwirten (genau dort liegt der Konflikt und eben nicht zwischen Stadt und Land) nur entschärft werden indem wir unsere Möglichkeit und auch Aufgabe der Landschaftsgestaltung tatsächlich wahrnehmen. Die Probleme des Artenschutzes werden dabei gleich mit bearbeitet.

  9. Margit Schramm-Brunner sagt

    Selbst aus der Landwirtschaft kommend und als Krankenschwester seit mehr als 30 Jahren in der Gewerkschaft, kann ich einerseits die Darstellung nachvollziehen – aus auch meiner Sicht wurde zu kurz und zu oberflächlich über die Beweggründe der Demonstration berichtet – muss aber anderseits auch feststellen dass die Landwirte land auf und land ab es nicht schaffen sich selber grün zu sein.
    Während Gewerkschaftler sich organisieren um möglichst grosse Menschenmassen auf die Straße zu bringen um gem. ihre Ziele zu erkämpfen/erstreiken, sind die Ziele der Landwirte (kommerziell oder Bio, Grossunternehmer oder eher Kleinbauer, Viehzüchter o. Geflügelhalter ect.) sehr weitgestreut. Daher wäre es, um wirklich Aufsehen zu erregen, Interesse der Öffentlichkeit zu wecken und Informationen nachhaltig zu setzen wichtig, erstmal den kleinsten gem. Nenner zu finden und dafür dann gem. in grosser Anzahl auf die Straße zu gehen.
    Die französischen Landwirte haben es in den vergangenen Jahren, mit diesem Vorgehen ja auch geschafft (z.b. Blockade von Autobahnen), dass die Medien ihnen genügend Platz eingeräumt haben ihre Botschaften u. Anliegen zu veröffentlichen. Also organisiert Euch (dazu braucht es keine Gewerkschaft, sondern erstmal gute Vernetzung untereinander) und zeigt gem. Stärke.

    • Reinhard Seevers sagt

      ES ist schwierig Landwirte unter eine Hut zu bekommen. Noch schwieriger ist es dem heutigen Medienstandard zu erfüllen. Bauern sind keine großen Redner vor dem Herrn und intellektuell (mit Verlaub) dafür auch nicht ausgebildet. Es gibt eben keinen “Gewerkschaftssprecher” für alle. Es müssten dutzende Gewerkschaften sein, weil die Interessenlage so unterschiedlich ist. Der vorhandene Vertreter in Form des Bauernverbandes ist eben auch nicht für alle die Vertretung. Regionale Unterschiede in der Selbstdarstellung (Bayern ist gut, Niedersachsen ist böse) sind auch nicht hilfreich bei der Solidarisierung.

  10. Der Brandenburgbauer sagt

    Moin ,die letzten Beiträge von Willi sind nicht so mein Ding,deshalb halte ich mich auch sehr zurück, was das kommentieren betrifft. Bei bestimmten Themen sollte man halt den Fachleuten die Deutungshoheit einräumen. Damit habe ich kein Problem,man muß auch einmal zuhören können.
    Eins gefällt mir allerdings nicht,das die junge Frau die sich hier mit ihrem Blogbeitrag äußert so zerrissen wird. Aus meiner Sicht gehört schon eine ganze Menge Mut und Selbsbewusstsein dazu sich hier mit den vielen “Blogprofis” anzulegen.
    Meine Hochachtung.

    • Eva Rahe sagt

      Danke lieber Brandenburger. Aber ich bin eigentlich positiv überrascht, wie gut der Dialog hier läuft. Ich hatte mich auf Schlimmeres eingestellt…

      Für mich ist es auch spannend zu hören, welche Beweggründe hinter den Meinungen stehen. Was natürlich gar nicht geht, sind platte und gemeine Kommentare, aber die blieben ja zum Glück rar.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Meines Wissens wurde in diesem Block noch niemand umgebracht und schon gar nicht eine Frau. Wer vernünftig argumentiert, wird wohlwollend behandelt. 🙂

  11. Schulzi sagt

    Ich teile all die genannten Punkte und bin auch fest davon überzeugt, dass vieles schiefläuft. Die Landwirtschaft verdient mehr Respekt und Anerkennung, definitiv. Aber dass die Berichterstattung nicht wie erhofft war, wie gleich zu Beginn des Artikels dargestellt wurde und als Ausgangspunkt der Argumentation genutzt wurde, könnte das nicht einfach auch an schlechter Pressearbeit gelegen haben??? Ein Anliegen allein reicht eben leider nicht aus. Dass über Gewerkschaftsdemos berichtet wird, liegt daran, dass die es verstehen, das in die Medien zu bringen und nicht an dem Anliegen. Vielleicht hat man sich darüber einfach keine Gedanken gemacht oder nicht genug…

    • Eva Rahe sagt

      Ja, Schulzi, aber genau das ist ja der Punk. Egal, wieso das Thema nebensächlich behandelt wurde, es wurde so entschieden. Und zwar von den Menschen, die die Tagesthemen redaktionell begleiten. Ob dies nun bewusst oder unbewusst passiert ist, spielt erst mal keine Rolle. Das es bei den tagesaktuellen Themen nicht ganz Vorne stehen konnte, war an dem Tag klar, dafür gab es zuviele Ereignisse von internationaler Relevanz. Aber wenn in Deutschland flächendeckend Landwirte auf die Straße gehen, dann ist das schon bemerkenswert und hätte in meinen Augen einen ausführlichen Bericht verdient.

      • Schulzi sagt

        Hallo Eva, dass die Journalisten sich lieber auf andere Geschichten gestürzt haben und daher schlechte Pressearbeit geleistet haben, stimmt, meinte ich aber nicht, sondern eher die Pressearbeit der Organisatoren der Demo. Ich meine eine PR-Strategie und Kampagne zur Begleitung der Organisation, die vielleicht gefehlt hat…

        • Karl Timme sagt

          Schulzi wenn Sie eine Plattform gründen die in weniger als einer Woche über 10 tsd Mitglieder zählt haben sie schon “ein” organisations- Problem, dann müssen Sie eben noch die dann angesagte Demo organisieren (wohlgemerkt alles aus dem steh greif
          von heute auf morgen, es mussten Demo Ziele formuliert werden hinter denen sich alle versammeln konnten, das ganze auch noch Presse freundlich aufbereitet innerhalb von 14 Tagen, alle Genehmigungen und Behördlichen Abarbeitungen als ” Amateure” bewältigen war durchaus mehr als, die professionellen Demo Organisationen es je hinbekommen haben.

    • Margit Schramm-Brunner sagt

      Selbst aus der Landwirtschaft kommend und als Krankenschwester seit mehr als 30 Jahren in der Gewerkschaft, kann ich einerseits die Darstellung nachvollziehen – aus auch meiner Sicht wurde zu kurz und zu oberflächlich über die Beweggründe der Demonstration berichtet – muss aber anderseits auch feststellen dass die Landwirte land auf und land ab es nicht schaffen sich selber grün zu sein.
      Während Gewerkschaftler sich organisieren um möglichst grosse Menschenmassen auf die Straße zu bringen um gem. ihre Ziele zu erkämpfen/erstreiken, sind die Ziele der Landwirte (kommerziell oder Bio, Grossunternehmer oder eher Kleinbauer, Viehzüchter o. Geflügelhalter ect.) sehr weitgestreut. Daher wäre es, um wirklich Aufsehen zu erregen, Interesse der Öffentlichkeit zu wecken und Informationen nachhaltig zu setzen wichtig, erstmal den kleinsten gem. Nenner zu finden und dafür dann gem. in grosser Anzahl auf die Straße zu gehen.
      Die französischen Landwirte haben es in den vergangenen Jahren, mit diesem Vorgehen ja auch geschafft (z.b. Blockade von Autobahnen), dass die Medien ihnen genügend Platz eingeräumt haben ihre Botschaften u. Anliegen zu veröffentlichen. Also organisiert Euch (dazu braucht es keine Gewerkschaft, sondern erstmal gute Vernetzung untereinander) und zeigt gem. Stärke.

  12. Verbraucher sagt

    Glück Auf.
    Ich finde die Sicht der Dinge zu einfach. Es gibt nicht den Stadtmensch und den Landmensch. In Städten gibt es genug Mitmenschen, die sich um die Landwirtschaft sorgen und auf dem Dorf gibt es genug Mitmenschen, denen die Landwirtschaft egal ist bzw. stört.

    Für mich wäre es mal interessant, wie ich die Landwirtschaft unterstützen kann ohne gleich das Glyphosatverbot doof finden zu müssen.

    Folgendes kaufe ich z.B. direkt beim Bauern um die Ecke: Kürbisse, Eier, Kartoffeln, Ziegenkäse, Obst und Milch. Ich kaufe mein Brot beim Bäcker der sein Mehl selbst produziert und das Fleisch, das ich einmal im Monat kaufe, kommt vom Schlachter der Vieh aus der Region verarbeitet. Leider hört dann schon der Direktvertrieb auf in dieser Gegend.
    Ich sehe ein Problem beim Einkaufen im Supermarkt (das betrifft oft Städter) wo ich nicht feststellen, ob ein Produkt dem Bauern mehr Ertrag bringt. Kaufe ich Milch von Hansano und hoffe, dass der Produzent mehr am Gewinn beteiligt wird, weil das Produkt teurer ist als das von der EDEKA-Hausmarke?
    Gibt es Tipps von Euch Bauern, wie ich als Verbraucher Euch durch meine Einkäufe unterstützen kann?
    Auf dem Markt einkaufen habe ich schon gehört, passt aber zeitlich/räumlich nicht zur Arbeit im Angestelltenverhältnis.

    Grüße Peter

    • firedragon sagt

      Du Verbraucher brauchst keine Tipps mehr 😀, Du tust das einfach, was in Deinem Rahmen möglich ist und das ist gut so.
      Danke

    • Eva Rahe sagt

      Lieber Peter, mir geht es ähnlich wie dir beim Einkauf. Viele Dinge kaufe ich direkt ab Hof – und manche produzieren wir auch selbst – aber meistens kaufe ich den Großteil doch im Supermarkt. Ich würde mir zum Beispiel eine Milch wünschen, die aus der Region kommt und die ich in der Mehrweg-Glasflasche kaufen kann. Ich denke, wir werden das bei den Landfrauen mal anstoßen.
      Leider ist das System, wie Lebensmittel produziert und vermarktet werden, ziemlich genormt und wird regiert vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Hier erwarte ich eigentlich mehr Initiative von der Regierung. Man könnte zum Beispiel ein Gesetz schaffen, dass den LEH zwingt, ein gewisses Kontingent an regionalen Produkten anzubieten.

    • Ferkelhebamme sagt

      Hallo Peter,
      Ich denke es ist wichtig wie man einkauft, nicht unbedingt wo. Hofläden und Märkte sind etwas für Einkaufs-Zelebrierer mit viel Zeit und bedienen eher Nischen. Sie wollen wissen, wo es herkommt? Wie es gelebt hat? Transportwege? Fragen Sie es nach! Und lassen Sie sich nicht veräppeln, das können die großen LEHs nämlich virtuos. Lassen sie sich nicht damit abspeisen, wo es verarbeitet wurde, fragen Sie nach den Ursprungsorodukten. Oder wissen Sie, wo Ihr Schnitzel geboren wurde? Warum nicht, wenn Sie Wert auf kurze Transportwege legen. Der Handel versucht Ihnen ein gutes Gefühl zu verkaufen, indem er mehr Bio anbietet, und der Kunde springt darauf auf, ohne weiter zu hinterfragen. Ist es noch Bio, wenn es aus Argentinien eingeflogen wird, ist Bio glaubwürdig, wenn Bio und Konvi-Möhren aus Israel nebeneinander im Regal liegen? Wer glaubt, bei den Gewinnmargen geht alles mit rechten Dingen zu, ist naiv. Der Netto hier hat eine große Karte von Niedersachsen im Eingang hängen und wirbt mit regional. Und ich dachte, wir leben in NRW… Aber die Leute hinterfragen es nicht. Edeka macht jetzt ein Regionalfenster, ganz NRW, aber die Urproduktion, zumindest beim Fleisch, bekommt keinen Mehrerlös. Unverschämt! Darum: bohren Sie nach, fragen Sie nach! Je mehr das tun, umso mehr sieht der LEH Handlungsbedarf.

      • Reinhard Seevers sagt

        Der LEH schei.t drauf……es gibt viel zu wenig Bohrer, als dass daraus ein Handlungsbedarf erwachsen würde…
        Die Masse ist der Ansprechpartner, die wenigen Bohrer sind das Alibi für das “Gutsein”.

  13. thomas sagt

    mannomann was für Kommentare…
    Die Tagesschau lügt, Medien und NGO´s manipulieren nur und den Bauern wird das Land
    “weg genommen” von “den Konzernen” (allesamt Städter natürlich).
    Sie haben ja recht: viele fordern regionale Lebensmittel, aber bitte auch im Winter Spargel, Trauben und Erdbeeren.
    Auch nach meiner Meinung wird viel zu viel Nahrung hin und her quer durch die Welt
    transportiert, übrigens auch subventioniertes EU-Fleisch nach Afrika…
    Aber ganz so einfach wie manche Menschen sich die Welt wünschen ist es dann doch nicht.
    Ich selbst lebe gerne in meiner Heimatstadt und fühle mich ihr genauso verbunden wie
    die Autorin mit ihrem Dorf.
    Im Übrigen sind nicht “die Städter” verantwortlich für den Zuzug in die Metropolen, kein
    Mensch wird gezwungen, vom Dorf nach Hamburg zu ziehen. Die Städte wachsen weltweit!

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Der LEH bietet es an, weil es gekauft wird.
        Wir brauchen im Winter weder Erdbeeren, Trauben, noch frischer Spargel.
        Nicht aus Umweltgründen, sondern man kann auch nach Saison leben.

        • Reinhard Seevers sagt

          In unserer liberalen globalisierten und demokratischen Gesellschaft darf man sogar im Sommer in der Kölner Innenstadt mit Kunstschnee Skifahren…..die Diskussion ist unnötig, weil gemacht wird, was geht und ein Paternalismus immer ins Gegenteil dessen führt, was man erreichen möchte. Der Veggieday war doch das beste Beispiel. Wohlstand generiert Unsinniges, wenn man das nicht möchte: die Konsequenz wäre Armut und Verzicht….das wiederum wäre ein noch größeres Problem. Adenauer wollte damals auch ein anderes Volk, hat er aber nicht bekommen:-)
          Landwirtschaft muss sich positiver, innovativer, weltoffen, ökologisch, freundlich, empathisch, …..präsentieren und das professionell!!!

  14. Old Muppet sagt

    Bezüglich “brauchen”: Mir gefällt der Ansatz nicht.
    Nicht, weil ich ihn für inhaltlich falsch halte – sondern weil es das m.E. falsche argumentatorische Pferd ist.

    Die Frage ist nicht (nur): “Braucht” der Konsument (um mal das Wort “Stadtmensch” wegzulassen) die Produzenten? Die Frage ist auch: Sieht er das so?
    Genau wie andersrum: Braucht der Produzent die Konsumenten? Evtl. sogar mehr (siehe Ausland) – aber auch, weil sie mehr sind als Konsumenten. z.B. wie Eva Rahe schreibt interessantes Stimmvieh.

    Aber noch aus einem ganz anderen Grund mag ich diese Argumentation nicht:
    Ich denke, sie bringt uns nicht weiter.

    Jemandem das Gefühl zu geben, dass er von einem abhängig ist, führt i.d.R. nicht zu Liebe/Verständnis/Empathie. Im Gegenteil.
    Ein Wettstreit des “wer braucht wen (mehr)” genauso wenig.

    ARD hatte auf einer Kurznachricht nach den Demos ein Bild mit einem Trecker+Transparent “Wir machen Euch satt” (o.ä.) untertitelt mit “Darum demonstrieren die Bauern”. Ach? Ich hatte das anders verstanden. Satt machen gehört seit jeher zu den Aufgaben der LW, dafür muss man den Trecker auf den Acker fahren, nicht in die Stadt.
    Ich dachte, es ginge bei der Demo eher um die Punkte, die auch hier im Artikel rauskommen: Identität, die (richtig) wahrgenommen werden will, oder weniger dramatisch: Bedürfnisse und Interessen….?

    Deswegen finde ich den Fokus auf das “wer braucht wen” nicht zielführend.

    Wie wäre es statt diesen Grabenkämpfen mit ein bisschen mehr gegenseitigem Respekt für die unterschiedlichen Lebens-Situationen?
    Ich glaube kaum, dass irgendwer ein interesse hat, dass alle Städter wieder selber anbauen. realistisch ist das auch nicht. Also wird es bei der Lebens-Teilung grundsätzlich bleiben.

    Wenn von den Konsumenten (m.E. zu recht) erwartet wird, sie sollen ihrem geäußerten Bedürfnis nach Regionalität auch entsprechen – wie passt das mit Produzenten zusammen, die nicht wissen wollen, wo alle ihre “Produkte” wie ankommen?
    (Und ich schreibe “Produkte” hier in Gänsefüssen – denn auch ein Landwirt ist mehr als nur Produzent (von Ernteprodukten). Die Landwirtschaft ist auch großflächiger Raumgestalter (zusammen mit z.B. dem Städte- und Straßenbau, dessen Auswirkungen auf die Biodiversität z.B. mir viel zu wenig in den Blick genommen werden…*).
    Und alle Menschen können (und sollten) ein interesse daran haben, was mit Raum, Umwelt, Gesellschaft etc. passiert. Alle. Egal ob sie ihren Tag als Bauern, Banker oder Bürgermeister verbringen.

    *… wenn es einem z.B. wirklich um Artenschutz geht, dann muss man unvoreingenommen gucken, wo es hakt. Und nicht nur das einfachste Bauern-Opfer (sic) angreifen. Nichtmal aus Gerechtigkeit. Schlicht, weil es sonst ncihts bringt!
    Aber solange sich “Die Bauern” und “die Städter” gegenseitig zerfleischen… können sich alle anderen zurücklehnen. Bei der show kommt ja erstmal keiner auf die Idee, zu gucken, welche Auswirkungen z.B. unser Verkehrs-, Wohn-, /…-verhalten auf Artenvielfalt (nur als Beispiel) hat…

    Also: Mehr um die Sache als gegen “die Anderen” fänd ich besser.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Herr Old Muppet, ich habe bis jetzt insgesamt 29 Jahre im Umland einer Stadt, 21 Jahre mitten in der Stadt und 13 Jahre auf dem Land gelebt. Ich kenne all diese Lebensweisen und Mentalitäten. Ich sehe es so: Bis in die 80er Jahre war das Land auf eine Politik angewiesen, die seinen Menschen erst jenen Zugang zur Höheren Bildung eröffnete, der in der Stadt bereits Standard war. Es folgte eine Phase in den 90ern und frühen 00ern, wo dank der Medien, zuletzt des Internet, eine Art Gleichstand herrschte. Mittlerweile gibt es in der Stadt empfindliche Wissensdefizite quasi am unteren Ende der Bildungspyramide. Wissen über einfachste landwirtschaftliche und ähnliche Lebenszusammenhänge ist nicht mehr vorhanden und lässt ein realitätsfernes Bild vom Landleben entstehen mit entsprechenden unerfüllbaren Forderungen. Jetzt hat das Land gewissermaßen einen Bildungsauftrag in der Stadt, aber die Medien verhindern mit ihren Surrogaten, dass die eigene Bildungsbedürftigkeit dort überhaupt wahrgenommen wird. Das gängige Bild von der Peripherie ist immer noch eines der Rückständigkeit, und das verletzt die rurale Minderheit.
      Recht gebe ich Ihnen darin, dass Agrikultur idealerweise auch etwas mit Ästhetik zu tun hat. Dem einzelnen Landwirt ist nicht vorzuwerfen, dass seine Arbeitsbedingungen ihm nicht erlauben, auf solche Aspekte einen Fokus zu legen. Aber eine Agrarsteppe, eine Biogasanlage und überdimensionale Stallgebäude und Geräteschuppen wirken nun einmal hässlich und seelenlos, und dem Städter fällt das auf und tut das weh.
      Der Neoliberalismus hat uns als Gesamtgesellschaft aus einer Entwicklung hinauskatapultiert, die bis in die 80er Jahre hinein hoffnungsvoll vorangegangen ist.
      Ernst F. Schumacher schreibt in “Small is beautiful”: “Die Frage ist nicht, was wir uns leisten können, sondern wofür wir unser Geld ausgeben wollen. Wenn wir zu einer umfassenderen Achtung vor meta-wirtschaftlichen Werten zurückkehren könnten, würden unsere Landschaften erneut gesund und schön, und wir würden die Menschenwürde wiedererlangen, die uns wohl sagt, dass der Mensch höher steht als das Tier, die uns aber auch ermahnt, unserer Verantwortung gerecht zu werden.”
      Solche Überlegungen standen an der Wiege des ersten Biolandwirtschafts-Booms der 70er und 80er Jahre. damals war es möglich, auf der Basis von Konsumverzicht mit einfachen technischen Hilfsmitteln eine alternative Landwirtschaft zu treiben, die ein bescheidenes Auskommen ermöglichte und noch Raum ließ für künstlerische Betätigung. Die Entfesselung des Geldes als Selbstzweck im Lauf der 90er Jahre und die Etablierung des Geizes als moralische Tugend hat dem ein Ende gesetzt. Biolandwirtschaft ist heute oft nur noch ein unreflektiertes Schattenbild dessen, was sie einmal war. Die Verantwortung für diese Entwicklung tragen wir alle.

      • Eva Rahe sagt

        Liebe Elisabeth Erl,
        Sehr gute und auf den Punkt gebrachte Beobachtung. Interessant ist, was sie über die Entwicklung der Biolandwirtschaft in den 70er und 80er Jahren gesagt haben und deren Philosophie zwischen Landleben, Wirtschaften und Kunst. Ich bin ja erst in den 70ern geboren und habe noch die kleine Landwirtschaft meiner Eltern mit-erlebt.
        Ich glaube, viele Betriebe, die sich konventionell aufgestellt haben, sind nicht unbedingt glücklich mit der aktuellen Situation. Das (Land)Wirtschaften unter den aktuellen Bedingungen, dass alles immer größer und effektiver werden muss, setzt einen ganz schön unter Druck. Mein Mann würde mir jetzt wahrscheinlich widersprechen. Dann stellt sich aber die Frage, warum wir die 7 Fleischrinder auf der Weide rumrennen haben. Ganz einfach, weil wir es lieben, wenn wir sie morgens beim Wachwerden beobachten können, wenn sie sich Recken und Strecken und sich zu einer Herde zusammenfinden, um sich dann in einer Reihe durch die Fläche zu grasen. Das erfüllt unsere Herzen mit Freude. Wir kuscheln gerne mit ihnen und meine Tochter singt ihnen Lieder vor, wenn sie am Stand gefüttert werden. Kurz um, sie sind eine Bereicherung für uns.

        Ich denke, man könnte durch eine gute Landwirtschaftspolitik erreichen, dass der Druck aus den Betrieben kommt, und sie nicht gezwungen sind, in der großen Masse zu produzieren. Dies würde allerdings eine Anpassung der Lebensmittelpreise bedeuten, regionale Produkte müssten gefördert werden, (z.B. wie ich oben schon sagte, indem jeder Einzelhändler ein prozentuales Kontingent an regionalen Produkten vorhalten muss). Die Methode, durch Anreize (im Moment über die Flächenprämie) etwas für die Umwelt zu tun, finde ich gut. Das könnte man noch ausbauen. Natürlich müsste es auch einheitliche und verbindliche Regeln für die Landwirte geben, aber diese müssten langfristig angelegt werden und auf einer fachlichen Basis beruhen, das ist ganz wichtig. Wenn Entscheidungen zur Zukunft der Landwirtschaft aus dem Bauch heraus oder nach dem Volksmund gefällt werden, dann fühlen sich die Landwirte, die eine Fachausbildung bis hin zum Doktortitel haben, zurecht verarscht. Und: Die Politik müsste endlich mal die Verantwortung für das übernehmen, was sie durchführt und nicht den Bauern den schwarzen Peter zuschieben, wenn etwas nicht gut funktioniert.

        • Brötchen sagt

          Frau Rahe!

          Abseits von einer gewissen gesellschaftl. Zielstellung. Tendenz zu Planwirtschaft!

          Bitte rechnen Sie mir mal konkret einen Zweig vor, wie das gehen soll?!
          Oder ich rechne Ihnen das vor.
          Das ist eine Illusion, was Sie da vorschlagen!

          • Brötchen sagt

            “Ich denke, man könnte durch eine gute Landwirtschaftspolitik erreichen, dass der Druck aus den Betrieben kommt, und sie nicht gezwungen sind, in der großen Masse zu produzieren. Dies würde allerdings eine Anpassung der Lebensmittelpreise bedeuten, regionale Produkte müssten gefördert werden, (z.B. wie ich oben schon sagte, indem jeder Einzelhändler ein prozentuales Kontingent an regionalen Produkten vorhalten muss).”
            Bezieht sich auf das Zitat

          • Elisabeth Ertl sagt

            In den 70er und 80er Jahren gab es noch keine Umverteilung von unten nach oben, sondern umgekehrt. Es gab einen breiten wohlhabenden Mittelstand. Es gab staatlich garantierte Lebensmittel-Mindestpreise für die Bauern und Preisstützungen bei den Grundnahrungsmitteln für die Konsumenten, und so konnten sich alle das Essen leisten. Das kann man Planwirtschaft nennen, wenn man will, aber mit Kommunismus hatte es nichts zu tun. Im Gegenteil, unter den herrschenden privatwirtschaftlichen Bedingungen war das für die Bauern lukrativ und führte zur Überproduktion, sodass man Kontingente einführen musste, die die Bauern nicht überschreiten sollten. Und diese Überproduktion auf Basis der Agrarchemie, die damals noch viel sorgloser angewendet wurde als heute, erregte erstmals die Kritik der Umweltschützer, und es entstanden diese ökologisch-konsumkritischen extensiven Gegenkonzepte. Und auf Grund der Mindestpreise lohnte sich Landwirtschaft jeder Größenordnung. Man konnte als Kleinbauer zwar seinen Lebensunterhalt nicht bestreiten, aber man zahlte auch nicht drauf wie heute als Hobbybauer.

          • Eva Rahe sagt

            Brötchen, wenn sie nur rechnen wollen, dann wird sich nichts ändern. Dann wird der Druck der LEH weiter steigen, auch für die Biosektion. Und die Großen werden immer größer und auch die mittleren Betriebe sind bald weg.
            Ich denke, man kann diese Frage nicht mit Rechnen beginnen, sondern mit politischen Hebeln. Und dazu braucht man etwas Phantasie, vllt auch Utopie und eine realistische Umsetzung von Ideen.

            Beispiel: Wir wollten eine Treppe bauen, in der alten Deele. Der erste Tischler kam und sagte: “Der Deckenbalken stört, da passt keine Treppe hin!” Auf die Frage, ob er sich meinen Vorschlag nicht mal anhören wollte, sagte er: “Eine Treppe ist eine Treppe!” Diesen Tischler habe wir nie wieder gesehen. Der zweite Tischler kam und meinte: “Der Deckenbalken ist für für die Kopfhöhe etwas ungünstig. Aber vielleicht finden wir eine Lösung.” Ich so: “Vielleicht nehmen wir oben einfach ein Stück vom Fußboden raus, setzten die letzte Stufe direkt rein und gewinnen so etwas Platz nach hinten.” Nachdem sich die Herren vom ersten Schock dieses handwerklich unorthodoxen Vorschlags erholt hatten, habe wir es so gemacht. Was ich damit sagen will: Vielleicht muss man erst mal das Unmögliche denken, einen Schritt weiter gehen und dann ggf. auch wieder realistisch zurückrudern.

            • Brötchen sagt

              Frau Rabe das mache ich den ganzen Tage das unmögliche denken. Ich rede jede Woche mit dem Fleischer und habe auch mit alten Rassen zu tun, beruflich und hobbymäßig. Solche Leute wie sie kaufen meinen schönen Eier aus meiner Hobbyzucht.

              Ich weiss, von was ich rede! Ich habe in meinem haus auch eine handgemachte Treppe vom Tischler, ich tischlere selber auch, z.b. habe ich ein schönes Doppelbett aus Lärche gebaut, mit richtig dicken Planken.
              So eine Treppe kostet glaube ich so 7000 euro.
              Meine Frau hat gerade einen Versicherungsschaden am auto tür ein wenig eingedrückt,kostet als schaden 7000 euro, das Auto wurde für 16000 Euro gekauft.

              Wieviel Umsatz macht der Bauer Willi von 100 ha, wenn er Weizen angebaut hat?

              Und wieviel Umsatz mache ich mit meinen 70 Hühnern, wenn diese 160 Eier pro Jahr und Henne legen?

              Ein Hybridhuhn legt ca. 300 Eier.

              Meine Eier kosten 0,30 Euro pro Ein und die anderen 0,14 euro. Die Henne frisst 100 g am tag.?

              Dann vergleichen wir mal das mit der Treppe oder die Autotür.

              • Eva Rahe sagt

                Lieber B., wir leben selber von der Landwirtschaft. Das was ich ich nebenbei verdiene, ist minimal. Ich kenne den Preisdruck, deshalb diskutiere ich das ja hier. Ich gebe zu, ich bin kein Zahlenmensch, ich kümmere mich lieber um die Tiere. Die Zahlen übernimmt mein Mann. Jeder hat seine Stärken und wir ergänzen uns ganz gut damit 😉

                • Brötchen sagt

                  Ah ja jetzt kneifen.😁

                  Sie werden doch die drei zahlen zusammenrechnen können.

                  Willi erntet pro ha ca. 90 dt/ ha und bekommt ca. 14 Euro je dt. Ist jetzt alles nur ganz grob, muss nicht so genau sein.
                  Also macht er einen gesamten Umsatz pro Jahr von 98 000 euro. Was ganz ordentlich wäre. Bei uns der biobetriebe erntet 20 dt je ha und bewertet das mit 35 euro je ha, wären bei 100 ha 70000 euro.

                  Für ersteres Henne kämen pro Jahr 48 euro je Henne zusammen und für die andere 42 euro je Henne. Die Henne selber kostet ca. 10 euro.
                  Futter wären ca. 11 euro pro Jahr bei 0,30 Cent pro kg Futter. Mein Futter kostet ca. 0,60 Cent je kg, also brauche ich 20 euro pro Jahr bleiben bei mir 18 euro pro Henne und Jahr über, bei der anderen 22 euro. Ist erstmal nicht so schlecht.

                  Wir haben also 20 euro pro Henne über.
                  Für 30000 Euro pro Jahr brauche ich also 1500 Hennen. Für 60000 ca. 3000 Hennen. Dazu kämen noch die verluste, Impfungen, Energie usw.

                  Was ist nun gross und was klein.

                  Der qm Lärche kostet ca.850 euro, muss geschnitten, gehobelt und zugeschnitten werden. Einbau 2 Tage. Das andere eine Woche. Bei einem Stundenlohn von 40 Euro je h wären das ca. 2200 euro Lohnkosten ganz grob. Also hat der Tischler ungefähr die Hälfte kosten. Wenn er pro Woche eine Treppe baut, hätte er 5000 mal 40 Wochen 200000 euro Umsatzverdienst ohne Material und Lohnkosten. Ist ganz ordentlich. Nun wird der Tischler vielleicht in der Realität nur 10 Treppen im Jahr bauen und hat auch noch viel mehr kosten, Lack und irgendwelche Beiträge zur IHK und GEZ usw.

                  So nun machen wir Konzept für eine Tischlerei mit Hühnerhof, vielleicht bekommen wir was zusammen…😁
                  Wie soll die aussehen???
                  Ideen sind gefragt.

                  Übrigens meine hühner legen nie und nimmer 160 Eier pro Jahr und fressen auch mehr als 100 g am Tag 😜

        • Reinhard Seevers sagt

          Wenn man sich weder innerhalb der Landwirtschaft, noch in der Politik und noch weniger in der Gesellschaft über die Ziele einig ist, dann kann man auch nichts vereinbaren.
          Die Werbung verkauft Emotionen, nichts zieht mehr als Emotionen. Wer mit Sachargumenten daherkommt, hat schon verloren. Die Leitplanken der Landwirtschaft werden von der Politik unter dem Druck emotional beeinflusster Bürger gesetzt. Wenn deutsche Landwirtschaft nur noch als Parkranger oder Ökologisches Gewissen der Bürger fungieren soll, anstatt zur Erzeugung von Grundnahrungsmitteln, dann muss sie dafür entlohnt werden. Und man muss den Bürgern klar verdeutlichen, dass es in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weniger bis kein Hamham mehr geben wird….ok, Angstmachen gilt auch nicht.

          • Obstbäuerin sagt

            Wie das mit der Gesellschaft und der Politik funktioniert, sehen wir doch ganz klar bei den Bienen-Rettungs-Volksbegehren. Hätten die Imker in BW nicht total überzogen, wäre auch das durchgegangen. Ein Veto-Recht der Bauern, die es dann bis zur Existenzaufgabe ausbaden müssen, ist nicht vorgesehen. Ein Dialog im Vorfeld auch nicht.

            • Reinhard Seevers sagt

              Da stellt sich mir dann die Frage, wer hat zu verantworten oder wer hat es unterlassen, dass die Landwirtschaft zum Dialog oder zur Willensbildung nicht zugelassen wurde…oder hat der Berufstand sich zu sehr auf seine Vertretung verlassen, die es wiederum nicht geschafft hat sich Gehör zu verschaffen? Es muss ja einen Grund gegeben haben.

              • Brötchen sagt

                Reinhard das stört die Träume.
                Der Grund ist eine zunehmende Infantilisierung der Gesellschaft.
                Das bedeutet, ein Kind kennt nur Gut und Böse.
                Wenn Sie die Welt nur noch so beurteilen können, wird es schwierig mit Diskussionen, sie bekommen da nie ein Ergebnis.
                Im Leben und im globalisierten Leben und auch im Leben mit der Natur im besonderen gibt es kein Gut und Böse.
                Nur Interessen und in der Natur geht es brutal um Du oder ich.

                Das sehen Sie an ganz vielen Themen
                -Landesverteidigung
                -Umwelt
                -Gender
                -Zuwanderung
                …..

                So und dann gibt es Gruppen, die schreien am lautesten….Du bist ein Populist…..das sind aber die größten Populisten…..und so dreht sich das ganze stetig im Kreis und hat destruktive Folgen

                Oder Sie sehen es an der Autorin, jetzt wird es konkret und macht Arbeit und jetzt macht man sich vom Acker.

                Kann ich verstehen, will es nur als Bsp. bringen weil es passt.

              • Ehemaliger Landwirt sagt

                Die Initiatoren des Volksbegehrens haben nicht mit der konv. Landwirtschaft gesprochen.

  15. Paulus sagt

    Werte Frau Rahe, ich komme aus einem kleinen Dorf und wohne, nach Auslandsstationen, seit etlichen Jahren wieder in einem Dorf, was eigentlich schon gar keines mehr ist. In ihrem Beitrag legen sie den Focus auf die Städter; ich halte ihre Betrachtung für sehr einseitig um nicht zu sagen für unqualifiziert.
    Jetzt stelle ich mir gerade den utopischen Fall vor, wir würden in meinen Geburtsort zurückziehen und meine Gattin würde den Versuch unternehmen bei den Landfrauen aktiv zu werden. Da würden die eingesessenen Dorfglucken aber mächtig rotieren. Und glauben sie mir, als Zugezogener würde ich eher Bundeskanzler als Hauptmann eines dörflichen Schützenvereins. Unsere Tochter wohnte zu Anfang ihres Studiums in einer WG in einem Dorf nahe Bonn, und poussiere wie das nun mal so kommt, mit einem Bauernsohn. Der Bursche war ganz sicher gut situiert, gebildet und sympathisch. Und dann sollte sie in einer Maigesellschaft, sprich Junggesellenverein „versteigert“ werden. Da zeigte sich in der Tat die Diskrepanz zwischen Land und Stadt. Nicht auszuschließen, dass der Knabe auch heute noch Junggeselle ist.
    Das Engagement bewegt sich hier eher im Privaten, freundschaftlich Zugewandten
    und Verbundenem, dazu bedarf es keiner Aktionen irgendwelcher Vereine und deren Wichtigtuern. In diesem kleinen Maßstab scheinen mir das eher Störer zu sein.
    Bäuerliche Tradition und dörfliches Leben sind nicht mehr als Folklore, die den Anschein einer heilen Welt zu erwecken versucht.

    • Brötchen sagt

      Paulus das es bei Dir so “Sch…” ist, dafür kann niemand etwas. 😉 Bei uns ist Sportverein usw. schon was los und so komische Frauenfeindliche Dinge sind bei uns schon seit 100 Jahren überwunden.
      Der Dreh und Angelpunkt bei uns ist der Kindergarten, darüber laufen alle Kontakte als Zuzügler, Sportverein, Feuerwehr und Gespräche über den Gartenzaun.
      Zu dicke bin ich da auch nicht involviert. Die Kontakte als Zuzügler kamen allein über den Kindergarten.
      Meine Frau ist statt zweimal Sport zum Chor gewechselt, weil einmal für die Rückenschmerzen ja reicht ;).

    • Eva Rahe sagt

      Werter Herr Paulus,
      stellen sie sich mal vor, ich komme auch aus so einem kleinen Dorf und bin ganz schnell geflohen, weil Schützenvereine und Saufgelage so gar nicht meins sind. Auch in unserem Dorf, wo ich jetzt wohne (bevor ich in anderen Städten und auch im Ausland gelebt habe) gibt es einen Schützenverein und bestimmt passieren dort Dinge, die mir nicht sympathisch sind. Das heißt ja nicht, dass ich daran teilnehmen muss. Ich akzeptiere den Schützenverein aber trotzdem, weil er nunmal zum Dorf gehört.

      Zum Thema Integration: Ich denke, für Zugezogene ist es schwerer, einen Zugang zu finden, als für Dörfler, die von einem Dorf ins nächste ziehen. Und der Landfrauenverband ist oft ein Kluckenverein, da muss ich ihnen leider auch recht geben. Es gibt aber auch junge, offene Landfrauen. Deshalb bieten wir hier zum Beispiel einen ortsübergreifenden Stammtisch an, der explizit alle Frauen vom Lande anspricht.

      Es ist so ein bisschen wie bei Juli Zehs “Unterleuten”, wenn die Stadtmenschen meinen, sie müssten den Dorfbewohnern erst mal das Dorfleben erklären, wird es nicht funktionieren. Andersherum aber auch nicht, dass heißt das Dorf muss sich schon öffnen. Das das nicht allen schmeckt und auch nicht einfach ist, erleben wir jeden Tag.

      Ps. Den blöden Kommentar von unten verzeihe ich Ihnen mal. Sicherlich haben sie etwas ganz solides wie BWL studiert…

  16. firedragon sagt

    Frau Rahe,

    Sie haben da ein empfindliches Thema angesprochen.

    Jeder, der hierzu kommentiert hat ein Stück weit recht.
    Die stimmgewaltige Mehrheit der Menschen wird wohl in den Städten wohnen.
    Es ist aber auch so, dass Stadtmenschen ins Dorf ziehen und umgekehrt.
    Nur “dem Stadtmenschen” eine gewisses Maß an Unwissenheit (hier Landwirtschaft) zuzusprechen finde ich nicht korrekt. Es sind auch Dorf- oder Landmenschen, die den Bezug zur Landwirtschaft nicht mehr haben und vieles nicht (mehr) wissen.
    Die Meinungsbildung beider “Menschenarten” nur auf die Medien herunterzubrechen ist zur Zeit sehr einfach.

    Um aus diesem “Rad der Unwissenheit” herauskommen, muss ganz unten angesetzt werden.
    Was isch meine ?
    Kindergarten, Grundschule und weiterführende Schulen – das Bildungssysthem muss Natur, Umwelt, Landwirtschaft und Ernährung als Schulfach etablieren. Eigentlich ist es fahrlässig, etwas nicht zu lehren, was wir für unsere Existenz benötigen.

    • Obstbäuerin sagt

      Da sind die NGO´s schon lange unterwegs, firedragon. Und auch die gut verdienenden Lehrer gehören oft zu den Multiplikatoren, für die eine moderne Landwirtschaft eher zum Feindbild gehört. (Ausnahmen wird es sicher geben)

      • firedragon sagt

        Obstbäuerin,

        ich schreibe hier nicht von NGO’s und deren Einfluss auf die Jugend (und Erwachsenen) m.E. haben die Schulen nichts zu suchen, da deren Sichtweise nicht neutral ist.
        Lehrer müssen eine dementsprechende Ausbildung haben und neutral lehren können.
        Alle persönlichen Idealvorstellungen hinten angestellt !

    • Eva Rahe sagt

      Lieber firedragon,

      sie sprechen mir aus dem Herzen. Die Landfrauen unterstützen dieses Thema schon sehr lange und haben zum Beispiel den Ernährungsführerschein in den Schulen im Kreis Minden-Lübbecke eingeführt. Grade wurden wieder einige Landfrauen als Hof- und Gästeführerinnen ausgebildet. Es gibt diese Initiativen also von unten kommend, aber die Reichweite ist vllt nicht groß genug. Und: Es kann nicht alles im Ehrenamt passieren!!!

      • firedragon sagt

        Frau Rahe,

        es gibt viele Höfe, die immer gerne bereit sind Kindergärten und Schulen die LW näher zu bringen.( Es ist auch immer wieder schön, wissberierige Kinder mit großen Augen und vielen Fragen vor sich zu haben).

        Das kann aber nur unterstützend geschehen.

  17. Matthias Zahn sagt

    War doch klar das der Protest klein gehalten wird. War beim Lieferstopp auch so. Politisch nennt man das “Deeskalations-Strategie”! Hören wir doch bitte auf an eine absolut freie Presse zu glauben. Man kennt sich man hilft sich…. Letzten Endes kann Mutti schon mal entscheiden was über den Bildschirm flackert…..

  18. Brötchen sagt

    Zitat aus der Welt CDU interne Kritik

    ” „unerfüllbare ideologische Forderungen an die Landwirtschaft und übertriebene Gängelung der Autofahrer“.”

  19. Bauer Fritz sagt

    Bei Twitter gefunden:
    1990: Wir müssen den ländlichen Raum stärken!

    2000: Wir müssen den ländlichen Raum stärken!

    2010: Wir müssen den ländlichen Raum stärken!

    2019: Kein Bus, kein Arzt, keine Schule, keine Freizeitangebote. Warum fühlen sich die Menschen auf dem Land PLÖTZLICH vergessen?

    • Reinhard Seevers sagt

      Das ist doch nicht neu. Die Agrarsoziale Gesellschaft wurde extra zu dieser Problematik gegründet und bearbeitet das Thema seit über 30 Jahren. Wenn die Politik es nicht wahrnimmt, hat das wohl einen Grund…..= unwichtig für den Machterhalt?

    • Old Muppet sagt

      Und irgendwann (vor der Jahrtausendwende) auch schon: “Neue Städter braucht das Land!”

      (Und nein, damit waren _nicht_ die gemeint, die in die Neubaugebiete der Speckgürtel ziehen, mit der ländlichen Gesellschaft oder -wirtschaft nichts zu tun haben und nur Raum beanspruchen. Es ging auch damals schon um das Verständnis der (u.a.) Städter vom/fürs Land).

      Aber die Erinnerung daran, dass mir dieser slogan damals (ich habe vergessen, wo genau) häufig begegnete, ist langweilig.
      Interesseanter wäre: Warum (auch hier) ein Umsetzungsdefizit herrscht, wo von einem Kenntnisdefizit nicht die Rede sein kann. Resp. wie wie das ändern könnten.

  20. Karl Timme sagt

    Das dörfliche Leben, kulturell wie auch Allgemeinwohl hängt auf dem Land von den Ehrenamtlichen Tätigen ab. Die gehobene Stadtgesellschaft lebt in einer selbst erschaffenen, realitätsfernen Blase (Aussage eines RA aus Recklinghausen wenn er bei uns war) Das führt natürlich auch dazu, das es keine realistische Einschätzung der Wirklichkeit für das Leben auf dem Land gibt. Die Blase ist in sich geschlossen. Um dort Aufklärung zu betreiben gilt es einzelne in die Wirklichkeit zurückzuholen, die diese dann in die Blase tragen können.
    Friedrich hat ja Recht mit seiner Darstellung des „normalen“ Stadtmenschen, dieser bestimmt aber nicht den Städtischenmainstream, genauso wenig wie die Masse der Landbevölkerung, das Landleben bestimmt, es sind hier die Gesellschaftlich arrangieren meist Ehrenamtlich tätigen.
    Zwischen diesen beiden Schichten muss wieder eine fruchtbare Kommunikation aufgebaut werden.

    • Eva Rahe sagt

      Ein guter Hinweis. Daran sollte man arbeiten. Doch wie raus kommen aus der eigenen Blase? Früher gab da ja noch Initiativen, wie zum Beispiel einen Jugendaustausch, wenn ich mich recht erinnere. Gut ist auch, wenn die Dorfkinder zur Uni gehen und der Besuch dann Retour auf’s Land kommt. Da haben wir schon einige lustige Feste gefeiert…

  21. Moin!

    Just for Info: Die Demo mit 242.000 Menschen bekam auch nur 3 Minuten Sendezeit.

    Nico Semsrott hat es mal makaber dargestellt im Verhältnis zur medialen Aufmerksamkeit für die AfD:
    https://www.youtube.com/watch?v=T-D6lN7F9io

    Man hat das Gefühl, alles, was politischen Reformdruck verursachen würde, wird totgeschwiegen. Und ein friedlicher Protest ist ja eh langweilig 🙁

    Viele Medien bedienen auch zunehmend Vorurteile, negative Presse verkauft sich besser usw. Nicht zu vergessen, daß viele sich dem Diktat von „Auto wichtiger als Essen“ unterordnen.

    Hier aber auch ein positives Beispiel, wenn auch kritisch in alle Richtungen, doch in der Sendung Quer des Bayerischen Rundfunks kommen Landwirte sehr häufig vor:
    https://www.youtube.com/watch?v=LdubFebeDy0
    (von Schrauben im Mais, die Maschinen und Landwirte gefährden, bis zur dämlichen Katjes-Werbung, Bauern-Demo und Höfesterben)

    Dialog ist wichtiger denn je! Und wenn es die Kritker sind, die man erst erreichen muß, weil alle anderen sich dafür gar nicht mehr interessieren, aber jeder, der den Dialog selbstkritisch sucht, ist mit Gold nicht aufzuwiegen!

    Zur Demo:
    Es wirkte nicht unbedingt sachlich, wenn da jemand von „Öko-Faschisten“ spricht und vergißt, wer wirklich für die Politik der letzten Jahrzehnte verantwortlich ist, wer Mercosur feiert und Co. Und die Initiatoren – FDPler nebenbei – haben bewußt keine Druckvorlagen für faire Erzeugerpreise und gegen Bodenspekulation bereitgestellt, was ich so gesehen habe. Es war eher eine Demo fürs weiterso (inklusive Höfesterben) … und wenn das der Fall sein sollte, ist es nicht soooo schlecht, wenn es medial nicht zu sehr aufgebauscht wurde.

    Dazu noch der symbolische Antrag der FDP im Bundestag, der eher Wahlkampf war, nicht Handfestes und warme Worte. Deren Antrag zur steuerfreien Risikoausgleichsrücklage war wohl auch eher ein symbolischer Schuß gegen die Internationale Grüne Woche (wurde deswegen ja abgesetzt, weil zeitgleich) … Es ist alles irgendwie sehr unsachlich geworden und niemand hinterfragt mehr was.

  22. Friedrich sagt

    Ja , die Städter verstehen uns nicht mehr. Die haben auch ganz andere Sorgen, nämlich ständig steigende Kosten. Miete und Mietnebenkosten, Auto , Urlaub , Freizeit und natürlich das notwendige Essen. Das darf aber nichts kosten , weil das Geld ja schon für andere Dinge gebraucht wird. Schon der Rechtsanspruch auf Urlaub wird von rd. 8 Mill. Mitbürgern finanziert. Auch darf nicht vergessen werden , daß die Mieten fast überall explodieren , weil sich jetzt schon bis zu 200 Leute um eine Wohnung bewerben. Da bleibt für Essen und Trinken kaum zusätzliches Geld über. Wenn dann noch die Kinderkrippe voll ist und mal eine Autoreparatur ansteht , dann ist das Ende der Leistungsfähigkeit erreicht. Verständnis für die Probleme der Bauern kann unter diesen Umständen auch kaum auftreten. Wie auch, wenn die Leute 7 Monate für den umverteilenden Staat arbeiten müssen. Auch auf den Bauernhöfen sind doch die staatl. beschlossenen Kosten angekommen und drehen uns zusätzlich über das Ordnungsrecht die wirtschaftliche Gurgel zu. — Ich wohne in einem kleinen Ort im Ballungsraum um Hannover . Bin hier der letzte Bauer. Bis in die 1970er Jahre haben hier 11 Bauern die Ehrenämter und den Einsatz für das Dorf in Gang gehalten. Das kann ein einziger , mit vollem Arbeitspensum , nicht mehr darstellen. Feuerwehr und sonstige Begebenheiten sind in Auflösung begriffen , weil keiner von den anderen Bewohnern sich ehrenamtlich einsetzen will. Da wird eben 5 x täglich der Hund ausgeführt und der Urlaub geplant , aber sonst nichts. Jeder macht eben Seins und die Gemeinschaft ist erst wieder im Notfall gefragt. — Trotzdem bin ich der Ansicht , wenn der Städter schon nicht aufs Land kommt, daß wir nach der ersten Demo, noch weitere folgen lassen sollten , um unseren Regierenden zu zeigen , daß wir auch noch da sind , denn ständiges Klopfen erhöht in der Politik das Denkvermögen . Spätestens bei der Wahl werden ja schließlich unsere Landstimmen wieder gebraucht.

    • Eva Rahe sagt

      Lieber Friedrich, es tut mir so leid, wenn ich das lese. Da können wir ja fast froh sein, dass wir so Großstadt-fern wohnen. Aber auch bei uns wird es mit dem Ehrenamt immer schwerer. Nur die Feuerwehr hat noch ein gutes Standing. Ich glaube, da hilft nur der direkte Dialog. Aber das ist schwer.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Außer ständig steigende Mietkosten, geht es uns auch nicht besser.
      Beim Urlaub und Freizeit kann man die Kosten selber regel und das Auto ist im Land auch nicht billiger, nein, die mit Gleisanschluss können mit subventioniertem ÖPNV fahren.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Es stimmt, dass der Anteil derer, denen kein Geld für teures Essen bleibt, immer größer wird, nicht nur in der Stadt, auch auf dem Land. Die Mehrheit aber hätte finanziell durchaus noch einen Spielraum. Da geht es aber auch nicht nur um das Verlassen der Komfortzone, sondern auch um eine große Portion Mut. Denn mehrere Tag hintereinander im selben Outfit am Arbeitsplatz zu erscheinen bringt in Erklärungsnotstand, auf Reisen zu verzichten gilt als Bildungsverweigerung und ohne Smartphone gerät man schnell sozial in Vergessenheit und hat Mühe, das mit anderen Mitteln zu kompensieren. Die Überwindung der gegenwärtigen fatalen Entwicklung verlangt uns allen das Letzte ab.

  23. “Denn Landwirte sind nicht nur Landschaftspfleger, sondern auch Kulturpfleger, sie sollten eine Stimme haben.” Interssant Frau Rahe, die Nahrungsmittelerzeugung spielt in Ihrer Darstellung auch schon keine Rolle mehr. Der Rest ist romatisch-verklärtes Wunschdenken. Da ist die Darstellung von f…ph weitaus realistischer. Ich setze noch eins drauf. Die Landwirtschaft wird mehr und mehr zum Störfaktor im ländlichen Raum, den es weitgehend zu eliminieren gilt. Die Treckerdemos sind doch nur ein letztes Aufbäumen vor dem sichtlich bevorstehenden Untergang einer überflüssigen Branche.

    • Eva Rahe sagt

      Lieber Mark, ich hoffe, ich habe deutlich gemacht, dass ich mittendrin bin. Können Sie das auch von sich sagen?

      • fingerphilosoph sagt

        Wenn Sie Kulturwissenschaftlerin und Freie Journalistin sind, sind Sie doch ein Medienmensch und damit, laut Ihren eigenen Aussagen, ein Stadtmensch. Irgendwie kritisieren Sie sich in dem Artikel selbst. Das finde ich verwirrend.

        Zudem finde ich die Statements im gelben Block irreführend. Ihre Kritik im Artikel gilt im Wesentlichen den Medien(machern), aber in der plakativen Ansage wird zuerst mal der Städter, der Freizeitmüll ablädt, gebasht. Gilt Ihr Unmut nun den Städtern oder den Medienmachern?

        • Eva Rahe sagt

          Lieber Fingerphilosoph,

          zunächst zum gelben Block: Ich gebe zu, der ist etwas reißerisch, ein Entwurf von Willi. Aber ich habe ihn so gelassen, weil er ja der Fachmann für Überschriften ist.

          Und es stimmt, ja ich bin ein Medienmensch. Ich habe in Lüneburg KuWi mit Schwerpunkt Fotografie und Medien studiert. Zudem ist man, wenn man in Lüneburg ist, meistens auch Hamburg unterwegs. Viele meiner Freude leben heute noch in verschiedenen Großstädten. Aber ich bin auch ein Dorfkind – und das ohne wenn und aber. Sozusagen mit Haut und Haaren vom Dorfleben gefressen.

          Es gibt für mich einen SEHR großen Unterschied zwischen der Lokalpresse und der überregionalen Presse. Viele Meldungen in der überregionalen Presse sind oftmals nur DPA-Meldungen, die verwurstet werden. Dieser Zustand schlägt sich immer mehr durch, da der finanzielle Druck auf die Zeitungen immer stärker wird.
          Dies betrifft natürlich auch die Lokalpresse. Aber sie hat in meinen Augen keine andere Möglichkeit, als selber zu recherchieren – und ist deshalb oft der bessere Berichterstatter. Natürlich bewegt man sich, wenn man in einer bestimmten Region arbeitet, auch gerne mal im selben Brei. Da muss man dann halt gut unterschieden zwischen wichtigen und unwichtigen Nachrichten und sich auch mal an die eigene Nase fassen bezüglich der Relevanz.

          • Paulus sagt

            Eva Rahe, sie verzeihen mir, aber besonders anspruchsvoll scheint mir ein Studium der Kulturwissenschaften mit Schwerpunkt Fotografie und Medien, das sie hier hervorheben nicht zu sein. Kann man da auch durchfallen oder beträgt die Erfolgsquote 100%?

            • Eva Rahe sagt

              Lieber Paulus,
              sie dürfen das gerne googeln.
              Aber grundsätzlich gehe ich bei solchen Fragen lieber raus und spiele mit meiner Tochter. Dafür ist mir meine Zeit zu schade.

  24. werner locher sagt

    Es ist leider so: Die Lebensform “Stadtmensch” entfernt sich immer mehr von der Lebensform “Landmensch”. Das Gegenseitige Verständnis schwindet fortlaufend. Man redet generell viel zuwenig miteinander. Hier ein Versuch einer Autorin, das Landleben mit einfachen Texten verständlich zu machen: http://www.die-frau-vom-lande.ch/blog

    • Brötchen sagt

      Schweiz ist noch wieder eine ganz andere Welt!
      Wenn die S- Bahn Tür zugeht, befinde ich mich auch in einem anderen Universum.
      Und in 30 min stehe ich vorm Kanzeramt oder vorm HBF.

  25. fingerphilosoph sagt

    Strukturwandel heißt das Zauberwort, und der hat vor dem Dorfleben nicht haltgemacht. Die Dörfer haben sich in den letzten 60 Jahren genauso verändert wie die Landwirtschaft, die Infrastruktur (Zersiedelung), die Gesellschaft und natürlich auch die Städte.

    Dörfer sind Einzugsgebiet für die Städte oder Touristenorte geworden. Pendler fahren täglich bis zu 100 km, um an ihren (städtischen) Arbeitsplatz zu gelangen. Mal abgesehen vom Landwirt üben die Dorfbewohner dieselben Berufe aus wie die Städter, gern auch als Bürohengst, Webdesigner oder in der Medienbranche. In der Regel gibt es 1 bis 5 Landwirte im Dorf, selten mehr, und kaum noch Nebenerwerbslandwirte.

    Dorfbewohner haben den städtischen Rhythmus übernommen. Sie fahren in den nächstgelegenen Supermarkt und sitzen genausooft beim Arzt. In vielen Dörfern gibt es heute weder Bäcker noch Metzger, oft nicht mal einen Einkaufsladen. Landgasthöfe erhalten sich nur dort, wo es Tourismus gibt. Auch in Dörfern spielen Kinder nicht mehr auf der Straße. Die Frauen fahren SUVs und die Mädels zum Shoppen. In städtischen Vororten findet man heute vielfach mehr Gemüsegärten als auf dem Dorf.

    Womit das Dorf punkten kann, ist die soziale Kontrolle, die allerdings Vor- und Nachteile hat. Man pflegt das Vereinsleben und (religiöse) Traditionen, aber andererseits liegt über der Dorfgemeinschaft eine gewisse Erwartungshaltung, die nicht jedermanns Sache ist.

    • bauerhans sagt

      das mit der Ewartungshaltung stimmt!
      mir wird öfter gesagt:bei deinen oppa sahs immer ordentlich aus!
      ich sage dann:der hatte auch nen haufen leute,aber kein geld!

    • Paulus sagt

      Fi-phil, ob du es glaubst oder nicht, genau die soziale Kontrolle ist es was wir in unserem Dorf so schätzen. Hört sich aus meinem Mund vielleicht unglaubwürdig an, ist aber so. Soziale Kontrolle, die durchaus gewöhnungsbedürftig ist, gibt auch ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit, egal ob die Kinder auf der Straße spielen oder ich mich mit einem Knax im Kreuz auf ein Eingangstreppchen setzen muss.
      Glaub mir, es dauert hier keine Minute und schon kümmert sich jemand um dich.
      Dafür unterwerfe ich mich gerne gewissen Gepflogenheiten die manch andere nun mal für wichtig erachten. Dazu muss ich weder in die Kirche gehen noch am Schützenfest oder gar im Karnevalsverein sein.

    • Ja Fingerphilosoph,
      das, diese gewachsenen Bräuche haben aber auch gewisse Vorteile:
      Ich diskutierte mit einer Frau unserer Kleinstadt, wie schön es früher hier war, als es noch so viele Geschäfte gab und dadurch auch das soziale Leben in der Stadt besser war!

      Am drauf folgenden Tag las ich in unserer Zeitung, dass ihr Mann in den Stadtverordneten dafür plädierte, dass unsere Kleinstadt an das ÖPNV-Netz der Großstadt angeschlossen wird und so auch verbilligte Fahrkarten dorthin gibt!
      Was bleibt dann noch in unserer Kleinstadt?
      Eine Schlafstadt?
      Und das Sozialleben und die Kultur ?
      Diese verbilligten Fahrkarten werden von den großen Kaufhäusern in der Großstadt gesponsert!
      Also macht die Wirtschaft und Industrie unser Sozialleben und die Kultur kaputt?
      Wollen wir das?

      Vor Jahren lernte ich ein Ehepaar aus der Großstadt kennen, sie blickten auf die Verwandten der katholischen Kleinstadt nieder. Trotzdem besuchten sie ihre Verwanden dort.

      Er (kath.) war aus der Kirche ausgetreten.
      Sie evang. nicht.
      Sie starb vor einigen Jahren.
      Ein evangelischer Pfarrer beerdigte sie.

      Er wollte keine Trauerfeier mit Kaffee im Anschluss!

      Wie er mir erzählte litt er furchtbar nach dem Tod seiner Frau, er vergaß sogar zu essen!

      Dann erzählte ich ihm, wie das in dem Dorf, wo ich aufgewachsen bin so altmodischen vor sich ging, die Beerdigungen gingen noch vom Trauerhause aus und wie es früher war, als die Omas noch jung waren. Und wie die Nachbarschaft dabei geholfen hat.

      Später hörte ich mal im Radio,
      dass der Leichenschmaus da her rührte, dass früher die Nachbarschaft für die Trauerfamilie mit gekocht hat.
      Also hat sie auch Kuchen für den Beerdigungskaffee gebacken.
      Das kam daher, weil man während des Trauerns keinen Hunger hat und vergisst zu essen,
      also war es dann zur Aufgabe des Nachbarn geworden für die Trauerfamilie mitzukochen und mitzuessen!

      Diese Kommunikation beim gemeinsamen Essen ist für die Trauernden sehr wichtig, was man in der von modernen Industrie beeinflussten Gesellschaft nicht findet und vergessen hat!

  26. Elisabeth Ertl sagt

    Die derzeitige Tendenz ist eindeutig: Konzentration von Macht und Geld in den Händen von immer weniger Menschen: Die Leute SOLLEN in die Stadt ziehen, weil sie dort am einfachsten lenkbar sind. Der Landmensch steht ja buchstäblich auf dem Boden der Tatsachen und kann nicht so leicht einer Ideologie auf den Leim gehen. Das Land SOLL entvölkert werden, weil das Ausgaben für Infrastruktur spart. Die Landwirtschaft SOLL nur noch in Form riesiger Konzerne mit Hilfe von Lohnsklaven stattfinden, ebenso der Tourismus. Die Städter machen mit, weil es so für sie am bequemsten ist.
    Aber es gibt etwas im Menschen, das übers Animalische, über den Hang zur Bequemlichkeit hinausgeht, sich nach etwas anderem sehnt, und das spürt bei dieser Entwicklung doch ein Unbehagen. Das ist dann der Traum von idyllischer Landwirtschaft. Und diese idyllische Landwirtschaft war tatsächlich einmal Realität – in den 1970er und 1980er Jahren. Bio war damals mehr als Tierwohl, Giftfreiheit, Naturdünger und Extensivität. Es war ein Ausdruck von “Small is beautiful”, gelebt vom “bettelarmen schriftstellernden Biobauern”, der dann von den aufstrebenden Neoliberalen mit ihrem Versprechen grenzenlosen materiellen Wohlstands verspottet wurde. Eine Persönlichkeit der damaligen Zeit war hier bei uns Kaspanaze Simma: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaspanaze_Simma
    Ich lese gerade wieder das Buch von Ernst F. Schumacher aus dem Jahr 1973 und bin verblüfft, wie aktuell die Analysen der Gegenwart sind und wie mahnend und streng die Konklusio: Abschied vom Komfort zu Gunsten von Selbstbestimmtheit. Damals wäre das noch mit wenig Verzicht machbar gewesen. Inzwischen haben wir es so weit kommen lassen, dass ein Ausweg nur noch möglich ist mit dem Risiko, ins Gefängnis zu kommen bzw. Gesundheit und gar das Leben zu verlieren. Willis Herzinfarkt ist ein Beispiel dafür. Ein anderes Beispiel ist Heini Staudinger, der mit seiner konsequenten Bankenunabhängigkeit das Gefängnis riskiert hat, allerdings dank Popularität mit einigen finanziellen Schrammen davon gekommen ist: https://www.youtube.com/watch?v=zqH-Q1CVBRw

    • Brötchen sagt

      Elisabeth!

      Ich glaube nicht, das es eine geheime Agenda zur Entvölkerung des Landes gibt.
      Wir FP schon richtig angemerkt hat, gibt es einen grundlegenden Wandel der Technik, Produktion usw. So wie schon mit Beginn der Industrialisierung um die Jahrhundertwende. Auch die gleichen Gesellschaftsphänomene.
      Es gibt bei uns Stimmen z.B. Wirtschaftsinstitut, das es wirtschaftlich sinnlos ist, überall gleiche Lebensbedingungen zu schaffen.
      Es ist ja einzusehen, das sich eine Bahnstrecke nicht rechnet, wenn nur 5 Leute mitfahren.

      Die Empfehlung war, bestimmte ländliche Regionen “aufzugeben”.
      Es gab aber vehemente Gegenprotest aus der Politik auch in BB.
      Zukünftig ist geplant ( wer weiß ob es was bringt) grossstadtferne Räume gezielt zu unterstützen und nicht nur bestimmte Wachstumskerne.

      Ich hatte ja oft schon geschrieben, wenn der Staat sich zurückzieht, brauche ich den auch nicht mehr, oder er macht sich dann selbst überflüssig! Was ja auch Konsequenzen hat.

      Das hat wohl die Landespolitik begriffen.

      Das das Ganze schwierig ist, kann sich wohl jeder denken, der im Leben steht.

      Bestimmte Dinge die Du ansprichst spielen sicher eine Rolle und werden auch Anfängen so gedacht. Man müßte jetzt die Diskussion vertiefen, um das zu klären.
      Meines Erachtens geben neuere Entwicklungen auch Chancen, das Land näher an die Stadt zu bringen und umgekehrt.

      • Elisabeth Ertl sagt

        An “geheime Agenda” glaube ich auch nicht. Aber dieses System permanenten Wirtschaftswachstums bringt diese Tendenz zwangsläufig hervor, kann allerdings das Unbehagen darüber auch nicht abtöten. Ich glaube, dass ein Ausweg ohne Opfer und Verzicht nicht möglich ist, und die Politik in der Demokratie schreckt davor zurück, da reinen Wein einzuschenken.
        Es gibt immerhin so kleine Dinge, die Mut machen. AktivistInnen von “Fridays For Future” engagieren sich in den Alpen und helfen den Bergbauern bei der Pflege der Almweiden. Wäre schön, wenn diese Dinge wieder Teil des Lebensstils würden wie damals in den 70er und 80er Jahren.

        • Brötchen sagt

          Elisabeth, ich habe in einem System des permanenten Stillstandes gelebt und wähle lieber das System des ständigen Wachstums, weil ich mir nicht vorstellen kann, das das erste funktioniert.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Und ich kann dir sagen, dass das System, um das ihr uns damals zu Recht beneidet habt, menschlicher war als das jetzige.

            • Brötchen sagt

              Elisabeth, für eine bestimmte Sorte Mensch war das System erträglich.
              Für Leute die etwas schaffen wollten und vom Durchschnitt abgewichen sind, war es schrecklich. Die einen haben auch mehr darunter gelitten, als andere, muss man auch beachten, wenn man Meinungen hört.

              Jetzt begreife ich, warum Du immer in die Richtung willst!

              Das heutige System macht z.B. extrem viel für behinderte Menschen.
              Für Kinder könnte es mehr machen.

              Beneidet habe ich niemanden. Ich kann nur nicht verstehen, wie Menschen die fast nie etwas entbehren mussten und nie lügen mussten, jetzt so heiß darauf sind, so ein System zu haben.
              Deutschland war auch unter den soz. Systemen noch das erträglichere. Wenn Du im goldenen Käfig sitzt, findest Du den auch schöner, als einen aus Holz.

              Aus meiner heutigen Sicht ist das soz. System unmenschlich gewesen, die Erkenntnis haben ich auch noch nicht so extrem lange. Weil man wenn man nur so ein System kennt, dazu tendiert sich manche Sachen schön zu reden und zu verklären.
              Es ist auch schwierig das ganze aufzuarbeiten, weil man ja hinter der Mauer eingesperrt war und viele Scheinargumente hatte.

              Wenn Du Zeit und Lust hast, sieh Dir mal den aktuellen Film “Und der Zukunft zugewandt an”, der schildert sehr anschaulich, wie so ein System funktioniert, das auf einer Lüge aufgebaut ist. So einfach kann man das nicht verstehen.

              • Obstbäuerin sagt

                Brötchen, wenn ich die 30 Jahre in dem einen und die gleiche Zeit in dem anderen System beurteile, komme ich zu dem Ergebnis: je nachdem, zu welcher sozialen Schicht man gehörte, war das eine System besser oder das andere. Vergleichen müsste man allerdings die Verhältnisse mit der BRD vor 30 Jahren und als Frau muss ich klar bekennen, dass die DDR da einiges zu bieten hatte. Ganz abgesehen von den stabilen 3,33 % Zinsen auf das Ersparte. Obwohl, damals gab es im Westen auch noch höhere Zinsen.

              • Elisabeth Ertl sagt

                Ich werde nie verstehen, warum man meine Kritik als Sehnsucht nach dem Kommunismus interpretiert. Ich rede von dem, was IM WESTEN vor 1989 besser war, und da hatten wir keinen Kommunismus, sondern etwas, was ihr Ossis nie kennen gelernt habt, wo ihr daher nicht mitreden könnt.

                • Elisabeth Ertl sagt

                  Zugegeben, ich schreibe aus der österreichischen Perspektive. Man hat uns international beneidet um die Sozialpartnerschaft, eine paritätisch besetzte Kommission aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Da haben sich gewissermaßen Kapitalismus und Kommunismus gegenseitig in Schach gehalten. Es ging uns gut. Nach 1989 ist der Kapitalismus allein übrig geblieben, und daran kann ich mich nicht gewöhnen.

                • “Ich rede von dem, was IM WESTEN vor 1989 besser war, und da hatten wir keinen Kommunismus, sondern etwas, was ihr Ossis nie kennen gelernt habt, wo ihr daher nicht mitreden könnt.”

                  Aber die Ossis dürfen mitreden, oder nicht?
                  Elisabeth , welchen Bruch – abgesehen von der politischen “Wende”- hat es denn Ihrer Meinung nach damals gegeben?
                  Ich kann da ehrlich ehrlich gesagt nichts erkennen. Sehe eher weniger Marktwirtschaft als mehr. Was aber nichts mit 1989 zu tun hat. Und schon gar nicht würde ich sagen, dass vor dieser Zeit irgendwas “besser” war. Was denn? Die völlig missglückte Agrarpolitik in den 70/80ger Jahren sicher nicht.

                  Brötchen, da hier eh schon viel OT gequatscht wird.
                  “Aus meiner heutigen Sicht ist das soz. System unmenschlich gewesen, die Erkenntnis haben ich auch noch nicht so extrem lange. Weil man wenn man nur so ein System kennt, dazu tendiert sich manche Sachen schön zu reden und zu verklären.”

                  Warum hat das lange gedauert? Das würde mich sehr interessieren. Rein aus einer etwas verklärten Sicht?
                  Ich habe “euch Ossis”überwiegend als sehr aufgeschlossen gegenüber anderen “Lebensgeschichten” empfunden. Da war Neugier, Interesse. Von meiner Seite natürlich auch. Es geht immer nur mit gegenseitigem Respekt.
                  Ich habe heute den Eindruck, dass sich der Osten zu oft rechtfertigen muss. Für seine Entscheidungen an der Wahlurne oder auch – näher am Thema- für die Struktur unserer Agrarbetriebe hier.
                  Also selbst beim Thema Landwirtschaft ist der Osten “besonders”, anders, fremd .

                • brötchen sagt

                  Lady auf Deine Frage:
                  Das ist nicht so einfach zu erklären.
                  Stockholm Syndrom z.B.
                  Man denkt dann drüber nach, wenn dieses oder jenes besser organisiert gewesen wäre….man landet aber immer wieder an der Mauer,
                  Wenn man Menschen einsperren muss, um wirtschaftlich erfolgreich sein zu können, dann ist an dem System was faul!

                  Was der Bruch 89 für Österreich war, kann ich Dir sagen. Westberlin hat ja bis dahin auch gut gelebt.
                  Der Mauerfall war der Startschuss zur Globalisierung. Österreich hat ja vorher als blockfreier Staat recht gut in der Nische dazwischen gelebt, wie Jugoslawien.
                  Vorher gab es durch die Mauer/Blöcke doch eine gewisse Marktabschottung, die gab es kurz danach auch noch, durch bestimmte Vorschriften.
                  Das hat sich dann aber angepasst.
                  Dadurch wurden die Märkte größer, was auch gut war, es gab aber auch mehr Konkurrenz. Was ja noch weiter im Fluss ist. In der Schweiz habe ich gehört, deren System in der LW bröckelt auch gewaltig, eingeschätzt von Berufskollegen aus Süddeutschland.

                  usw. usw.

                  übrigens die angekündigte Fernsehsendung von Thomas Apfel kam gerade im RBB in der Mediathek sicher zu finden.

          • bauerhans sagt

            “in einem System des permanenten Stillstandes”

            zwei ehemalige lpg-chefs sagten/sagen mir:
            bei uns war alles geregelt,jeder hatte arbeit und auskommen!
            mit den auswüchsen des kapitalismus damals(schwarzarbeit gegen DM)konnte man leben.

          • Stadtmensch sagt

            Das Vermächtnis der Hirtin
            Danke für den Tip. Ich mag solche Filme. Und wer hat gemacht? “Nutzlose” Medienschaffende….

  27. Jörg 68 sagt

    Das Problem ist nicht nur auf das Gefälle Stadt Land oder Bauern Nicht Bauer zu beziehen. Unsere Gesellschaft driftet immer mehr auseinander! Die Medienmacher nehmen nur einen kleinen ausschnitt wahr und wundern sich über so manches! Das größte Problem in Deutschland ist aber die ausufernde Bürokratie und alles was damit zu tuen hat! Medien , Bürokrie und NGOs arbeiten seit Jahren zusammen und geben vor die Welt besser zu machen, dabei scheint alles auseinander zu brechen!

  28. Hubert Daubmeier sagt

    Liebe Frau Rahe

    Ja es ist alles so wie Sie es beschrieben haben. Scheinbar fehlen Ihnen zwei Dinge: a) die Zuneigung der Stadtmenschen und b) die Fairness der Medienfritzen. Beides werden Sie nie kriegen. Warum schreiben Sie nicht einfach beide ab? Ihre Familie, die Dorfgemeinschaft, die lokale Zeitung erhalten weiterhin Ihre Aufmerksamkeit und mehr. Die sind es auch wert und die werden es wertschätzen und bei Gelegenheit mal ein Danke zurück geben.

    Bitte nicht missverstehen als Zeichen der Verbitterung. Es ist die Erkenntnis, dass wir aus Deutschland nicht ständig die Welt retten müssen. Warum lesen wir bei Bauer Willi – weil so viele erkannt haben, dass uns ARD und Co einseitig informieren (nb: ich warte seit einem halben Jahr auf die eine Woche, wo der Tagesschau keine grobe Falschmeldung nachgewiesen wird). Anderes Beispiel: fragen Sie nicht was die Stadtbevölkerung von Gentechnik hält, sondern was die Genossenschaft vor Ort von Ihnen will weil sie es absetzen kann. Die ganze Litanei ist bekannt und viel länger. In kurz: Weltrettung ist für die Naiven. Das einzige was sie von den Städtern lernen können ist ein gehörige Portion Egoismus.

    • Eva Rahe sagt

      Lieber Hubert Daubmeier,

      das haben sie gut zusammengefasst. Leider ist es in meinen Augen aber so, dass Stadtmenschen durch ihren politischen Einfluss – nämlich durch ihre Masse und damit ihre Wählerkraft – das Leben der Dörfler und der Landwirte mitbestimmen.
      Da in den Medien gerne das Gegenbild zwischen guten kleinstbäuerlichen Biobetrieben und bösen konventionellen Großbetrieben gepflegt wird, verklärt sich der Blick der Gesellschaft auf die Landwirtschaft. Die Menschen entscheiden hier meistens aus ihren Bauchgefühl heraus, wobei sie kaum Berührungspunkte mit der landwirtschaftlichen Realität haben. Trotzdem bestimmen sie mit ihrer Wahl über die Zukunft der Landwirtschaft. Wenn sich Politiker dann noch aus den uns bekannten Gründen dem Bürgerwillen beugen, dann ist die Kacke am dampfen, um es mal plakativ auszudrücken.

      Das zweite Problem sehe ich darin, was Friedrich weiter oben mit der Überbevölkerung der Städte beschrieben hat. Es gibt ja eine, wenn auch kleine Lösung. Wir nähmen ja noch gerne Menschen in der Dorfgemeinschaft auf. Es gibt hier Arbeit, es gibt Platz, nur leider keine Verkehrsanbindung, d.h. ein Auto ist Voraussetzung. Aber wenn die Medien sich nur auf die Ballungsräume konzentrieren, da können wir noch so laut rufen. Weil es eben nicht hipp ist, auf’s Dorf zu ziehen. Außerdem funktioniert das Internet nicht – eines der größten Probleme auf dem Land. Wenn man also etwas gegen die Landflucht tun will, muss man vor allem erst das Internet ausbauen (aber das ist ein anderes Thema).

    • Obstbäuerin sagt

      Wenn Sie damit meinen, Herr Dubmeier, dass sich jeder lieber um sein unmittelbares dörfliches Umfeld kümmern und die sogenannten Stadtmenschen einfach ignorieren soll, muss ich Ihnen widersprechen. Der Mainstream wird von den Städtern bestimmt, von NGO´s und Medien gepuscht und verfestigt sich zunehmend in der Politik. Sehr schön zu sehen bei den Grünen. In großen Städten werden Prozentzahlen über 20 erreicht und in den Zentren der Großstädte die höchsten Ergebnisse. Thüringen hat nur eine Stadt über 200.000 Einwohner und viele ländliche Gebiete. Da kommen die Grünen gerade mal kurz über die 5% Hürde. In Brandenburg wurde das zweistellige Ergebnis auch nur erreicht, weil so viele junge Berliner ins Brandenburger Umland gezogen sind. Aber die Grünen bestimmen gerade wo es lang gehen soll und obwohl sie glauben, für gesundes Leben und Tierwohl und Essen und Landwirtschaft und Klima die einzig wahren Vertreter zu sein, haben sie nur wenig Erfahrung damit und stützen sich auf Klischees von NGO´s und Medien. Ein verhängnisvoller Kreislauf, der uns, die mit und von der Landwirtschaft leben, die Existenz kosten kann.

      • Obstbäuerin sagt

        Da haben wir den Salat:
        Regierungsbildung
        Grüne nominieren Axel Vogel zum Landwirtschaftsminister in Brandenburg

            • Der Brandenburgbauer sagt

              Moin, da hast du dich sicher an einem Schlager erinnert ” Wunder gibt es immer wieder…..” Nein jetzt im Ernst, das war nach den vielen Querelen auch zu erwarten. Was jetzt mit Raschke passiert ist für mich die spannendere Frage. Wird er Staatssekretär bei Vogel, ???.
              Dann gute Nacht. Ich könnte mir eher vorstellen ,er wird den Fraktionsvorsitz bei den Grünen übernehmen, um ihn für härtere Schlachten die bevorstehen vorzubereiten. Wer bei Bärbel Höhn in ,
              die politische Grundausbildung gegangen ist strebt viel höheres an.

              • Obstbäuerin sagt

                Ja, das hab ich schon irgendwo gelesen, dass Raschke Fraktionsvorsitzender werden soll. Auf der Website von Axel Vogel ist ein Foto zu sehen, welches Ihn auf der WIR HABEN ES SATT Demo zeigt. Dann wird er wohl im Januar gegen 95 % der Brandenburger Bauern protestieren, die er eigentlich vertreten soll. Irre Zustände.

                • Der Brandenburgbauer sagt

                  Moin, ich bin gespannt auf die BraLa 2020.
                  Normalerweise steht ja auf der Landesbauernversammlung, die ich jedes Jahr besuche,
                  auch ein Beitrag des Landwirtschaftsministers auf dem Programm. Aber wie ich Vogel kenne,wenn er überhaupt kommt,wir es zu fast allen Problemen eine typische Politikerantwort geben. Viel reden aber nichts sagen.

      • Brötchen sagt

        Nicht nur junge Obstbäuerin, viele Beamte, Angestellte, Künstler, Medienschaffende, Bundespolitikerpolitiker (Scholz, Baerbock) wohnen im Speckgürtel und die wählen bestimmte Parteien bzw. sind dort tätig.
        Das wurde in den Medien auch schon so dargestellt, das darin der Wahlerfolg der Grünen in BB begründet liegt.

        • Obstbäuerin sagt

          Was so ein fehlendes Komma ausmachen kann:
          Nicht nur, junge Obstbäuerin …
          Nicht nur junge, Obstbäuerin …

        • Obstbäuerin sagt

          Trittin (Spiegelonline) sieht es auch so:
          “Es ist nichts neues, dass die Grünen im Osten schwächer sind. Aber in Leipzig, Dresden und Potsdam waren wir in der Lage, Direktmandate zu holen. Das sind unsere Milieus, dort können wir aufholen. Thüringen ist schwieriger, weil es dort eine Ansammlung von Klein- und Mittelstädten gibt. Ich habe nie daran geglaubt, dass sich das Gefälle zwischen Ost und West von heute auf morgen auflöst. Trotzdem regieren wir ja bald in drei, vielleicht vier der fünf Ostländer mit.”

  29. Bennet Jäger sagt

    Wir Bauern waren seit tausenden von Jahren auf uns selbst angewiesen. Die Stadt würde keinen Tag überleben, wenn wir streiken würden, wir hingegen können ohne Stadt gut leben. Die Verachtung der Bürohengste für unsere Arbeit ist unerträglich.

    • Hubert Daubmeier sagt

      Ich würde es pragmatischer angehen: kein Bauer braucht die besondere Liebe der Bürohengste. Die haben ihre eigenen Sorgen und die dürfen sie auch gerne behalten. Also frag als Bauer nicht im voraus eilendem Gehorsam, was könnte der Bürohengst wollen, sondern beschränk dich auf die Frage was will der Landhändler und kümmer dich ansonsten um deine Nächsten. Weltretten ist sowas von gestern

    • Sandra Kuhn sagt

      Wieso würde die Stadt nicht überleben? Ist wirklich noch jemand auf die Bauern angewiesen? Es kommt ja alles aus dem Ausland! Sorry, dieses Argument zieht einfach nicht mehr.

      • Elisabeth Ertl sagt

        Zuvor aber wird das Land den Bauern genommen und den Konzernen übergeben, deren Manager in der Stadt sitzen. Siehe Bauer Willis Beitrag “Bauernhöfe oder Agrarfabriken”

        • Brötchen sagt

          Firedragon, wenn Sie denkt. Reisende soll man nicht aufhalten.

          Wie sagt Olaf Schubert zu den Kiksachen” er findet das gut das die Kinder in Bangladesh so fleissig sind und nähen, aber ein bisschen mehr Mühe könnten sie sich ja geben, lieblos zusammengeschustert”

            • Brötchen sagt

              Ach es geht immer weiter! Es gibt keine Leute mehr, die arbeiten wollen, ich habe da keine Angst, die brauchen uns.

      • Reinhard Seevers sagt

        Das ist schon eine kesse Aussage….
        Käme doch auf einen Versuch an. Spätestens, wenn die Co2 – Kosten auf alle Produkte umgelegt werden, wird man merken, dass di Flugavocado nicht mehr im Regal liegt.

      • Liebe Frau Kuhn, ich dachte immer, dass der Verbraucher doch angeblich regional will. und dafür auch mehr bezahlen will, oder habe ich da was missverstanden???

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Äh,
        eine Frage, wer erzeugt die Lebensmittel im Ausland, etwa keine Bauern?

        Oder meinen sie nur die deutschen Bauern?

        Ihre Antwort sollten sie nochmals überdenken.

    • Sabine sagt

      Die Stadt besteht nicht nur aus Büros, da gibt es Leute, die wirklich rabotten müssen, damit es finanziell passt. Das hat auch was mit dem von beiden Seiten oft falschen Bild von Stadt und Land. Die Stadt besteht nicht nur aus Soja-Latte-Koffeinfrei für 8 Euro, die Leute die zu den Tafel latschen tun das nicht, weil sie dringend Lebensmittel retten wollen.

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