“Der Mann ist der Kopf, die Frau ist das Herz”. So in etwa würde man wohl die Rollenbeschreibung in der Landwirtschaft schildern. Dass dies heute aber nicht mehr so stimmt, hat die Studie “Frauen in der Landwirtschaft” herausgefunden, die von den rheinischen und westfälischen Landfrauen in Auftrag gegeben wurde.
Hier ein paar Auszüge:
Betriebsführung
Rund jeder zehnte landwirtschaftliche Betrieb wird heute von einer Frau geführt, 60% sind mitarbeitende Familienangehörige.
Ausbildung
Mit 81 % dominiert die berufspraktische Ausbildung (Lehre, Meister-/Technikerausbildung) bei den Befragten. 5 % haben nach dem Schulabschluss keine Berufsausbildung begonnen, sondern sind direkt (z.B. als mitarbeitende Familienangehörige) tätig geworden. Jede achte Befragte besitzt einen Hochschulabschluss.
37 % der befragten Frauen absolvierten eine Ausbildung in „Grünen Berufen“ (land- und/oder hauswirtschaftliche Ausbildung, Gärtnerin, Pferdewirtin u.a.). Je ein Viertel der Frauen hat einen kaufmännischen (27 %) oder medizinisch-pflegerischen Beruf (24 %) erlernt. Jede zehnte Frau hat eine Ausbildung in sog. MINT-Berufen (technisch-handwerkliche Berufe).
Die Rolle im Betrieb
Von den Frauen, die im landwirtschaftlichen Betrieb tätig sind, hat mehr als jede fünfte Frau eine Leitungsfunktion. 11 % der Befragten leiten den gesamten Betrieb selbst und weitere 10 % der Frauen führen einen eigenen Betriebszweig selbstständig. Hier spielt die Direktvermarktung die größte Rolle, gefolgt von Tierhaltung unterschiedlicher Art.
Für die Frauen ist es heute selbstverständlich, dass ohne sie keine wichtigen Entscheidungen im landwirtschaftlichen Betrieb getroffen werden. Nur 4 % der Befragten geben an, nicht eingebunden zu sein. Mehrheitlich (70 %) werden alle wichtigen betrieblichen Entscheidungen gemeinsam mit dem Ehemann/Lebensgefährten getroffen. 23 % der befragten Frauen sind an der Entscheidungsfindung beteiligt, aber „das letzte Wort“ hat der Mann.
Mitarbeit
Hinsichtlich der Mitarbeit der Frauen im landwirtschaftlichen Betrieb lassen sich die Aufgabenbereiche grob in vier Kategorien einteilen. Das Agrarbüro geben drei von vier Frauen als ihre Aufgabe an. Nicht weniger bedeutsam scheint aber auch der Einsatz als „Springer“ zu sein. Immerhin 74 % geben an, dass sie verschiedene Aufgaben erledigen und dort einspringen, wo Not an Mann oder Frau ist.
Außerlandwirtschaftliche Erwerbstätigkeit
Der Anteil der Frauen, die außerlandwirtschaftlich erwerbstätig sind, hat sich in den vergangenen 10 Jahren um 11 Prozentpunkte erhöht. Das entspricht einer Steigerung um 44 %. Heute arbeitet mehr als jede dritte Bäuerin (36 %) in ihrem erlernten Beruf, zumeist in Teilzeit mit durchschnittlich einer halben Stelle (19 h/Woche). Bei einer Ausweitung der Berufstätigkeit reduzieren die Frauen zwangsläufig die (Mit-) Arbeit im landwirtschaftlichen Betrieb. Die „Einsparung“ der betrieblichen Arbeit fällt jedoch geringer aus als der zeitliche Mehraufwand für die externe Berufstätigkeit. Somit steigt der Zeitdruck.
Die jungen Frauen in den Betrieben weisen nicht nur zunehmend andere Bildungsabschlüsse auf, sie sind auch häufiger außerbetrieblich tätig. 40 % der Frauen mit einem Hochschulabschluss arbeiten außerbetrieblich im erlernten Beruf. Speziell bei den jungen Frauen sind Hochschulabschlüsse weiter verbreitet als bei den älteren Frauen. Jede vierte Bäuerin unter 40 Jahren weist einen Studienabschluss an einer Fachhochschule oder Universität auf.
Ob Lehrerin, Tischlerin, Ergotherapeutin oder Journalistin – Frauen in der Landwirtschaft heute verfügen mehrheitlich (63 %) über berufliche Qualifikationen außerhalb der „Grünen“ Berufsfelder und sind damit „Quereinsteigerinnen“ in die Landwirtschaft. Kaufmännische und medizinisch-pflegerische Berufe dominieren. Einen Berufsabschluss als Landwirtin haben 5 % der befragten Frauen. Mehr als jede fünfte Frau (23 %) kann eine Berufsqualifikation im haus- und ernährungswirtschaftlichen Berufsfeld vorweisen.
Mehr als ein Vollzeitjob
Über alle befragten Frauen gemittelt zeigt sich, dass die Frauen im Schnitt mehr als 60 Stunden für die betriebliche und außerbetriebliche Erwerbsarbeit, das Familien- und Haushaltsmanagement sowie die ehrenamtliche Arbeit aufwenden. Frauen in der Landwirtschaft haben mit 61,7 Wochenstunden ein um 16 Stunden höheres Arbeitspensum als der Durchschnitt aller erwerbstätigen Frauen in Deutschland (45,7 h/Woche).
Familie
Auf mehr als jedem dritten Betrieb leben Kinder, im Schnitt zwei Kinder unter 18 Jahren (ø 10,5 Jahre) und 1,5 Kinder über 18 Jahren. Kinderbetreuung ist Familiensache. Die Kinder werden zumeist (85 % der geleisteten Betreuungsstunden) durch Familienmitglieder betreut, wobei die Mütter der Kinder mit 42 h/Woche den größten Anteil übernehmen. Großeltern werden mit einem Betreuungsansatz von rund 9 h/Woche von den Befragten eingeschätzt und die in der Kinderbetreuung engagierten Väter mit durchschnittlich 15 h/Woche.
Urlaub
Die Balance zwischen Arbeit und Erholungsurlaub zu halten ist auf landwirtschaftlichen Betrieben vor dem Hintergrund der hohen Arbeitsbelastung mit einer 7-Tage Woche eine große Herausforderung. Nur 92 % der befragten Frauen verreisen mindestens einen Tag pro Jahr. Durchschnittlich werden 9 Tage pro Jahr als Erholungszeit vom Arbeitsalltag genutzt. Nur 8 % der befragten Frauen geben an, dass sie mehr als 20 Tage Jahresurlaub zur Verfügung haben.
Belastende Faktoren
Die offene Frage nach den Punkten, die ganz persönlich aktuell am meisten bedrücken, zeichnet ein deutliches Bild. Fast jede dritte Frau (29 %) belastet die finanzielle Situation, mit der sich die Landwirtschaft konfrontiert sieht, am meisten. Dies gilt in besonderem Maße für die Frauen aus Futterbau- und Veredlungsbetrieben. Jede fünfte Frau gibt an, dass ihr die Arbeitsbelastung über den Kopf wächst und der Zeitmangel bedrückt. Die negative Medienberichterstattung belastet jede siebte Befragte (15 %).
Mehrgenerationen-Haushalt
Das Zusammenleben mehrerer Generationen auf den landwirtschaftlichen Betrieben ist für den Großteil der Befragten (47 %) ein echter Grund zur Freude. Konflikte belasten demnach nur etwa jede zehnte Frau. Als belastend empfinden die Frauen jedoch die Pflege der Angehörigen. Jede dritte Frau, die mit pflegebedürftigen Angehörigen auf dem Betrieb lebt, belastet die Pflege sehr.
Persönliche Zukunftsaussichten
Grundsätzlich blicken die Bäuerinnen positiv in die eigene Zukunft. Fast jede zweite Frau (43 %) bewertet ihre persönlichen Zukunftsaussichten in den nächsten 3 – 5 Jahren als (sehr) positiv. Diese optimistische Einschätzung trifft gleichermaßen für die eigene berufliche Zukunftsaussicht sowie die der Kinder auf dem Hof zu. Im krassen Widerspruch dazu stellt sich die Einschätzung zur Zukunft der Landwirtschaft im Allgemeinen dar. Sie wird von mehr als jeder fünften Befragten (22 %) (sehr) skeptisch gesehen und nur vereinzelt (3 %) als (sehr) positiv.
Weitere Punkte der Befragung…
…beschäftigen sich mit den Themen Mobilität, Internet-Anbindung, Mitgliedschaft im Landfrauen-Verband, Zeit-Management, den Zukunftsaussichten des eigenen Betriebes und Wandelbereitschaft. Alles ebenfalls sehr interessant. Wer also jetzt die gesamte Studie lesen will, hier der Link
http://www.wllv.de/fileadmin/dateien/aktuelles/FraueninderLandwirtschaft.pdf
Auf eure Kommentare freut sich wie immer 🙂
Euer Bauer Willi
Aus meiner Unternehmensberatungszeit weiß ich , daß die Frauen immer die Sachorientierteren waren. Wenn Maschineninvestitionen anstanden , waren die Männer , obwohl in vielen Fällen unwirtschaftlich, voll dafür , während mit den Frauen die Sache erst einmal gestoppt werden konnte. Auf den ldw. Betrieben ist es immer wichtig sich in der Familie abzustimmen , welche Anschaffung im Betrieb oder Privat wichtiger ist. Nur so gelingt nachhaltig eine gute menschliche Verbindung. Wir haben immer in unserer Familie gesagt : Wenn alle an einem Strick ziehen , kommt man auch weiter !
ich hab oft erlebt,dass die frau in der tierhaltung das geld verdiente,welches der chef fürn viel zu grossen edeltrecker ausgab……….