Bauer Willi
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Soja-Anbau in Oberösterreich

Nikolaus, ein Leser aus Oberösterreich schickte mir einen sehr interessanten Erfahrungsbericht zum Sojaanbau in Oberösterreich.

Hallo lieber „Bauer Willi“.

Es wird ja immer viel berichtet und geschrieben über den Sojaanbau in Europa. Österreich, besser gesagt die österreichischen Landwirte zählen hier wohl schon eher zu der erfahreneren Sorte in Europa. Auch die persönlichen Erfahrungen von meinem Vater, welche an mich weiter gegeben wurden, und meine Erfahrungen zählen insgesamt schon rund 35 Jahre.

Ja.., mein Vater begann Anfang der 80iger Soja zu säen. Die Ackerbohne war damals geplagt von der Schokoladenflecken – Krankheit und ein regionaler Saatgutanbieter brachte die ersten Sorten auf den Mark. So nahm alles seinen Lauf.

Nachdem es auch auf Deiner Seite immer wieder interessante Beiträge zum Sojaanbau gibt, wollt ich hier einen kleinen Erfahrungsbericht zur gerade laufenden Ernte abgeben.

Seit Mitte vergangener Woche läuft im OÖ Zentralraum die Sojaernte an. Je nach Sorte und Reifegruppe wurde schon geerntet oder man nutzt noch die letzten, warmen Septembertage um die Feuchtigkeit der Bohne sinken zu lassen.

Ich habe mich das zweite Jahr in Folge für die Sorte SY Livius entschieden. Eine etwas spätere Vertreterin der Reifegruppe – 000.

Die Anbaubedingungen im Frühjahr waren schwierig, wie schon Bauer Fritz im Frühjahr berichtet hatte.

Wir hatten Glück und warteten noch einige Tage bis Anfang Mai. Das Wetter wurde besser und stabiler und die Bodentemperaturen stiegen und gewährleisteten einen optimalen Start.

Schon hier mussten wir das erste Mal an die Ernte denken, denn nichts ärgert einen bei der Ernte mehr als ein schöner Sojabestand auf einem unebenen Feld. Der Schotenansatz der Bohne ist trotz aller Bemühungen der Züchter noch immer knapp über dem Boden. Ich würde jetzt mal so um die  5 cm nennen.

Wenn da das Feld nicht plan ist bleiben oftmals die ersten 2 bis 3 Schotenpaare am Feld. Das kann einen Ernteverlust von bis zu 500 kg/ha bedeuten. Eine Menge Geld bei einem Vermarktungspreis von rund € 355,-/to Netto.

Viele Walzen den Acker nach dem säen der Bohnen, bei meinen relativ schweren Böden die im Frühjahr ohnehin schwer abtrocknen ist dies kontraproduktiv, denn die Bohne braucht viel Luft zum Atmen an der Wurzel. Also muss der Striegel perfekt eingestellt sein, denn wenn kleine Erddämme entstehen kann das Schneidwerk nicht weit genug runter ohne sich mit Erde zu füllen.

Zudem geben wir bei der Sojaernte die Ährenheber runter. Bei feuchteren Bodenverhältnissen wie in diesem Jahr können sich hier Blätter aufspießen und in Folge Erde zusammenschieben.

Das Wetter passte im Sommer und die Niederschlags und Trockenperioden, welche die Pflanze benötigt um optimal zu wachsen, kamen hier immer zur richtigen Zeit. Auch die Herbizid – Anwendungen saßen und der Bestand blieb rein.

Also wurde es Herbst und die Ernte steht dann tatsächlich von der Tür. „Zeídig“ (Erntereif) wie wir hier sagen, ist die Bohne wenn sie sich in den Schoten abgenabelt hat und raschelt wenn man durch das Feld läuft.

Die Feuchtigkeit der Bohne kann man fast Punkt genau an der Bohne sehen. Ist sie noch leicht Nierenförmig so beträgt die Feuchtigkeit noch um die 20%, wird sich jedoch rund so kommt man den 15 – 16% schon näher. Leider ist die Bohne erst bei 13% richtig Lagerfähig. Bei dieser Feuchte kommt es aber sehr leicht zu viel Bruchkorn beim Drusch, besser sind hier 15 bis 16% oder ein Mähdrescher mit Axial System und Reduziergetriebe.

Unser Soja geht in die Lebensmittelproduktion zur Vermahlung, dadurch ist die Qualität vorrangig und wird eben bei besagten 15 bis 16% geerntet ohne sich vor Trocknungskosten fürchten zu müssen. Zudem gab es schon Jahre wo die Herbstnebel die Sojabohne immer wieder angefeuchtet haben und sie schlussendlich am Feld zu schimmeln begannen. Auch nicht Lustig.

Man hört in diesem Jahr oftmals Erträge von mehr als 4 Tonnen je Hektar und das ist bei sehr guten Böden ohne Waldränder sehr realistisch in diesem Jahr. Bei mir lag der Durchschnittsertrag bei 3,6 Tonnen Trockenware am Hektar. Ich bin sehr zufrieden damit, denn wir hatten schon Jahre mit 1,8 Tonnen dabei.

Der Deckungsbeitrag ist dabei schon ganz in Ordnung, bedenkt man den relativ geringen Aufwand unterm Jahr. Bei meiner Pflanzenschutzvariante muss ich zwei Überfahrten rechnen. Bei folgender Auflistung wurden keine Maschinenkosten berücksichtigt. Zudem habe ich den Preis für Originalsaatgut eingesetzt. Ich verwende immer meinen eigenen Nachbau und Impfe ihn selbst mit Knöllchenbakterien. Das spart rund die Hälfte an Saatgutkosten.

 

Kosten €/ha
Saatgut 190
Pulsar 40 1lt. 40
Harmony SX 15g 19,6
Targa Super 0,5lt. 19,1
Sunspr. 2lt. 2
Kosten:                   270,70-
Ertrag in To 3,6
Preis: 355
Erlös: 1278
DB I: 1007,30

 

Liebe Grüße aus dem schönen Oberösterreich!

Nikolaus

Und hier noch ein Video aus der Ernte 2016. Ist aber nicht auf dem Betrieb vom Nikolaus.

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19 Kommentare

  1. bauerhans sagt

    mir hatte man vom sojaanbau abgeraten,weil eine fläche von 2 bis 3ha mit einer waldhecke sehr viele tauben anlockt,sodass zuviel keimlinge gefressen werden.
    hafer/erbsen, im verhältnis 70 zu 30 brachte ca.6to vom ha,lässt sich sauber dreschen,weil die erbsen nicht umfallen und wird mit 6-8% in der ration an die schweine verfüttert.

  2. Wilfried Furchert sagt

    Wir hatten im Jahr 1999 mal versuchsweise 4 ha Soja angebaut. Da gabs aber noch keine Indikation und wir hatten deshalb auch das Unkraut im Griff. Es muss im August unbedingt regnen für einen befriedigenden Ertrag. Hätte in den letzten beiden Jahren bei uns gepasst. Weil eben die Unkrautkontrolle der entscheidende Faktor für den Anbauerfolg ist, wurde GVO-Soja erfunden.

  3. Friedrich sagt

    Für jeden zukünftigen Anbauer eine gute Information. Wenn wir die EU mit eigenen Soya versorgen wollten , dann müßten wir 5 – 10 Mill. Hektar anbauen. Wir ernten hier 2 – 4 to/ha, ebenso wie in Brasilien, aber wir ernten hier 7 – 8 to/ha Weizen , aber in Brasilien nur 1 to/ha. Es wird immer gesagt regional handeln und global denken , aber wenn wir an die Ernährung der Weltbevölkerung denken , ist dann der eigene Soyaanbau in Europa ok ?? Wir ernten hier rd. 6 to/ha mehr Weizen als in Brasilien, also bei 5 Mill. Hektar rd. 30 Mill. Tonnen mehr Getreide. Mit dieser fehlenden Weizenmenge würde weltweit eine Unterversorgung mit Getreide stattfinden. Wir haben immer nur 10 Mill. Tonnen mal mehr und mal weniger als der Weltverbrauch ?? Ist es also richtig hier stark in den Soyaanbau einzusteigen ? Hier im Norden würden die Bohnen eh nicht reif werden , aber es gibt ja schon den Soyaanbau in den Donauländern. Würde es den Soyaanbau in Europa ohne Gentechnik rechtfertigen ?

    • Lieschen Müller sagt

      In diesem Falle würde „global denken und lokal handeln“ bedeuten, die mitteleuropäische Landwirtschaft ohne Soja zu betreiben.
      Der Artikel war sehr anschaulich, obwohl ich einige der Posten in der Liste nicht kenne.

      • Bauer Willi sagt

        Guter Punkt! Aber da ist es wie mit der Henne und dem Ei: weil der Leguminosenanbau so klein ist, wird wenig in die Züchtung investiert. Und weil die Züchtungserfolge nur klein sind, wird die Kultur wenig angebaut. Wir haben mal ein paar Jahre Ackerbohnen angebaut, aber die Erträge sind sehr schwankend und die Erlöse niedrig. Noch niedriger als bei Wintergerste. Soja haben wir jetzt zwei Jahre angebaut, aber nur im Garten auf ein paar Quadratmeter. Im gesamten Rheinland dürften gerade mal knapp 100 ha stehen, weil hier auch die Witterungsbedingungen nicht so günstig sind wie in Oberösterreich. Da herrscht halt Kontinentalklima…
        Bauer Willi

    • Nikolaus Stiebitzhofer sagt

      @ Friedrich
      So gesehen geb ich dir recht im Bezug auf die Erträge.
      Auf der anderen Seite muss ich sagen das wir In Oberösterreich ein sehr strenges Wasserschutzprogramm haben (die Teilnahme ist zwar freiwillig aber vom Land und der Bevölkerung gewünscht) und die Düngermengen begrenzt sind. Bei Weizen zB. 150kg N und bei Roggen 110kg N. Da sind Leguminosen nicht nur eine wertvolle Abwechslung in der Fruchtfolge sondern auch ein wichtiger N Lieferanten.
      Sie gesehen denke ich ist der Anbau von Leguminosen auch in Mitteleuropa sinnvoll. Noch dazu wenn man gute Deckungsbeiträge erzielen kann.

      LG Nikolaus

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