„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen“. Dieser Satz wird Helmut Schmidt, dem verstorbenen Alt-Bundeskanzler nachgesagt. Trotzdem möchte ich mal zwei Visionen skizzieren, in welche Richtung sich die europäische Landwirtschaft entwickeln könnte. Denn genau das erwarte ich als Landwirt: Dass diejenigen, die über das Gemeinwohl entscheiden mir als Landwirt einen Handlungsrahmen für die Zukunft vorschlagen, damit ich für meinen Betrieb planen kann. Und nicht alle vier Jahre eine „neue Sau durchs Dorf getrieben“ wird.
Vision A
Die europäische Landwirtschaft wird in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahrzehnten auf Bio-Landwirtschaft umgestellt. Klein- und mittelbäuerliche Familienbetriebe erhalten eine besondere Förderung (z.B. garantiertes Grundeinkommen), agrarindustrielle Anlagen werden zurückgedrängt. Selbstvermarktung erhält eine Präferenz vor Discountern und Supermärkten. Zusätzliche Maßnahmen zur Landschaftspflege werden so vergütet, wie es gewerbliche Unternehmen der Kommune in Rechnung stellen würden. Bio-Energie-Anlagen laufen aus, Neuinstallationen werden nicht mehr genehmigt. Zum Schutz des Marktes und der Preise gelten an den europäischen Grenzen für Importprodukte europäische Standards für Produktion, Verarbeitung, Kennzeichnung sowie für Löhne und Arbeitsbedingungen.
Vision B
Der Landwirt als Unternehmer steht im Vordergrund. Die Produktion muss sich am Weltmarkt behaupten, von daher sind alle Einschränkungen in der Produktion auf ein absolutes Mindestmaß zurückzuführen. Für die Zulassung neuer Betriebsmittel stehen wissenschaftliche Erkenntnisse an erster Stelle. GVO sind nach eingehender Risikoprüfung erlaubt. In einem Zeitraum von fünf bis 10 Jahren Wegfall aller staatlichen Transferleistungen für alle Formen der Landwirtschaft. Aus Gründen der Lebensmittelsicherheit werden alle Maßnahmen, die auf dem Acker oder im Stall erfolgen, in einer zentralen Datenbank erfasst. Nichteinhaltungen der gesetzlichen Vorschriften (z.B. Fruchtfolge, Düngung, Pflanzenschutz) werden angezeigt und sanktioniert. Dank der vollkommenen Digitalisierung der Landwirtschaft entfällt jeder bürokratische Aufwand.
Hier könnt ihr abstimmen, welche Vision euch gefällt:
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Landwirtschaft kann m.E. nie so frei von Einschränkungen werden wie viele andere Sparten, dazu ist die Verantwortung in dem Job viel zu hoch.
Und damit meine ich nicht nur die direkte Verantwortung in Bezug auf Lebensmittelsicherheit und Schutz der Gesundheit. Es geht auch um Umweltschutz und die langfristige Gesunderhaltung der Böden und des Saatguts als DIE Grundlagen allen menschlichen Lebens.
Wenn Kaffeemaschinenhersteller, Buchautoren, Sofapolsterer, Mathematikprofessoren ect. Mist bauen ist das ärgerlich, aber verkraftbar.
Wenn die Landwirtschaft große Fehler macht, dann sind die Auswirkungen katastrophal. Daher muss gesamtgesellschaftlich alles daran gesetzt werden, den Karren nicht vor die Wand zu fahren.
Schauen Sie sich das Insektensterben an. Das schafft kein noch so unbegabter Matheprof mit keiner noch so langweiligen Vorlesung.
Gut, dass Sie diesen Punkt „Verantwortung der Urproduktion“ ansprechen. Und ihr Kommentar zeigt auch ein Dilemma in dem wir Landwirte uns befinden. In den älteren Kommentaren klingt hierzu schon einiges an. Alle Betriebe, die den LEH beliefern, müssen einem Qualitätsmanagementsystem angeschlossen sein. Der LEH stellt strikte Forderungen zu Qualitätsnormen, hierzu gehört die absolute Schädlingsfreiheit (Insektizide und Fungizide gibt es aus genau diesem Grunde). Vielen ist nicht bewusst, welche sich widersprechende Forderungen wir erfüllen müssen. Alle QMS sind auf den Standards der Industrie aufgebaut. Wie sollen wir Landwirte dies Dilemma lösen?
https://www.tab-beim-bundestag.de/de/pdf/publikationen/berichte/TAB-Arbeitsbericht-ab087.pdf
„Qualitätsdifferenzierung: Die Förderung der vertikalen Qualitätsdiffe-
renzierung hat das Ziel, eine Entwicklung hin zu Produkten mit unter-
schiedlichen Eigenschaften in verschiedenen Qualitätsdimensionen zu unter-
stützen, um den sich ausdifferenzierenden Verbraucherwünschen besser gerecht zu werden.“
Mich stört es weniger, wenn eine Raupe auf dem Blumenkohl sitzt, als dass ich Glyhposat in meinem Essen habe. Andere sehen das anders. Ich kenne die Normen nicht im Detail und wie streng sie kontrolliert werden (Tierchen habe ich schon hin und wieder mal in meinem gekauften Bio-Gemüse). Aber ich vermute, dass es da unterschiedliche politische Ansätze gibt und man sich überlegen kann, welche Parteien man unterstützen möchte und welche nicht.
Wenn das trotzdem alles zu Situationen führt, die für die privaten Landwirte wirtschaftlich nicht lösbar sind, dann tendiere ich auch zu der Ansicht, dass Kapitalismus und Landwirtschaft nicht zusammenpassen. Und gerade aus dem Grund, weil es für Landwirte nicht darum geht, wie sie ihr drittes Luxusauto finanzieren, sondern um die pure Existenz. Ich finde den Gedanken nicht angenehm, Lebensmittel von zerweifelten Bauern zu kaufen, bei denen die Frage, wie sie Ihre Tiere behandeln und wieviel Gift sie verwenden, eine existenzielle Frage ist.
Eine gute Grundlage für eine Diskussion. Es geht sicherlich viele Verbrauchern so, wie Ihnen. Sie sind total verunsichert wegen der vielen reißerischen Berichten über giftspritzende Bauern, die die Vogel- und Insektenwelt auslöschen. Wir Bauern sind aber nicht verzweifelt, weil wir diese sterile Welt nicht herstellen können. Im Gegenteil, wir sind über unsere Qualitätssicherungssysteme angehalten, ein Gleichgewicht in unseren Kulturen zu waren – ausgerichtet auf die Wirtschaftlichkeit (so genannte Schadschwellen). Hier wird es immer schwierig in der Diskussion, denn ein unternehmerisch denkender Landwirt darf nicht sein. Ohne einen interessanten Gewinn gibt es aber keine Bauern, oder würden sie für Luft und Liebe arbeiten? Bei unserer Arbeit geht es uns auch darum, den Betrieb für die nächste Generation zu erhalten. Wenn dieses „bäuerliche Denken“ bei einigen Betriebsleitern nicht mehr vorhanden sein sollte, gibt es für mich nur eine Bewertung und da stimme ich mit Ihnen überein: Diese Leute gehören nicht zu unserer Berufsgruppe. Dies nur mal als kurze Bertrachtung. Denn ich möchte auch noch etwas zum Gift in unserem Essen schreiben. Gift kommt nämlich nicht nur, wie immer in den Medien verbreitet, durch Pflanzenschutzmitteleinsatz auf unser Essen. Nein, auch durch Verderb besteht eine große Vergiftungsgefahr. Und hier hat der Gesetzgeber seine Qualitätsnormen gesetzt. Im konventionellen Anbau ist ein Schadorganismusnachweis nur in sehr geringer Anzahl in und auf den Feldfrüchten erlaubt. Im Bioanbau (weil meistens Hkl.2) in geringfügig höherer Anzahl. Wir Bauern sind also gezwungen, hier schützend einzugreifen. Ich hoffe sie stimmen mir hierin zu. Falls nein, ist unser Dilemma erkennbar. Wir haben zu wenig mit Ihnen (dem Verbraucher) kommunizert. Konvis und Bios brauchen Pflanzenschutz. Wird dieser den Konvis genommen, steht er bald auch im Bioanbau auf der Kippe. Im Moment fährt der Bioanbau ganz gut mit der allgemeinen Meinung, dass hier nicht gespritzt wird – dies stimmt aber nicht. Pflanzenschutz ist und bleibt nötig. Im Bioanbau ist er sehr viel komplizierter, teurer und benötigt mehr Arbeitskraft, aber er ist notwendig. Hierzu ein Beispiel: Lehmann Natur stellt stark den Permakulturanbau heraus (Biomischkulturanbau). Hierzu kauft der Händler weltweit ein. Eine Version seiner Internetseite bewarb eine scharfe Qualitätskontrolle mit dem Ergebnis hochwertigster Qualität. Was glauben sie, bleibt dann für den Erzeuger? In Afrika mag ein Bauer von den wenigen, abgerechneten Früchten leben können, in Europa nicht. Auf der Fruitlogistica2017 war der Stand stark frequentiert, deutsche Erzeugnisse habe ich nicht gesehen – alles Import. Permakultur wäre eine Möglichkeit, mit geringstem Pflanzenschutz auszukommen, aber nicht in Deutschland – die Arbeitskosten passen einfach nicht. Lehmann Natur stellt mittlerweile diese scharfe Qualitätskontrolle nicht mehr so deutlich heraus 😉 .
Eine Wende in der Landwirtschaft wird es nicht ohne eine grundsätzliche Wende in der Wirtschaft geben. Unter Umständen wird diese Wende überhaupt nicht von der Politik eingeleitet, sondern von eher natürlichen Faktoren erzwungen. Egal, wie viel wir zum Klimawandel noch beitragen oder auch nicht. Da rollt was auf uns zu.
Durch den weltweiten Handel reisen Krankheiten und Schädlinge schneller als je zu vor, wie die sich in ihrer jeweils neuen Umgebung verhalten, kann niemand voraussehen. Der Kartoffelkäfer war ja auch nicht von Hause aus an Kartoffeln interessiert. Man muss da nicht gleich an The Walking Dead oder irgendwelche Katastrophen-Schocker aus der Albtraumfabrik denken, aber was ist, wenn es irgendwann wieder gesünder wird zu hause zu bleiben? Was ist, wenn es das nächste Mal nicht Puerto Rico und Florida trifft, sondern eine Naturkatastrophe nach der anderen ganze Ernten vernichtet und die Infrastrukturen für lange Zeit lahm gelegt werden? Dieses Mal hat es „nur“ nur die Orangen-Farmen in Florida getroffen. Die schlechtesten Erntenaussichten seit 70 Jahren und das nach der eh schon gruseligen Missernte im letzten Jahr durch ein aus China eingeschlepptes Insekt, dass einen Krankheit überträgt die Citrusbäume in wenigen Jahren absterben lässt. Der Winzling scheint eine über 10 Millionen Dollar schwere Industrie gerade in die Knie zu zwingen. Aber was wäre, wenn es ein neuer Getreideschädling wäre? Ohne Orangensaft kann man leben, so ganz ohne Süßgräser wird echt schwierig. Schon jetzt überlegen sich die Versicherungskonzerne, was sie an Risiken in Zukunft noch tragen wollen und Anleger werden vorsichtiger mit ihren Investitionen.
Hallo zusammen,
weder A noch B wird sich auf Dauer durchsetzen. Es wird sich in den nächsten Jahrzehnten die Landwirtschaft durchsetzen, die mit der Natur und den Ökosystemen in Einklang wirtschaftet. Doch das ist mit den derzeitigen Anforderungen an die Landwirtschaft nicht vereinbar. Die Weltbevölkerung und die Weltlandwirtschaft überfordern derzeit die natürliche Regenerationsfähigkeit der Umwelt. Die Agrarpolitik und auch die Prämien werden daran nichts ändern.
„die mit der Natur und den Ökosystemen in Einklang wirtschaftet.“
ich wirtschafte auf meinem betrieb mit der natur und im einklang mit dem mich umgebenden ökosytem!
nach cross compliance und den bestimmungen des hiesigen wasserschutzgebietes darf ich gar nicht anders.
Ich bin selbst konventioneller Landwirt, aber Crosscompliance und Wasserschutzauflagen genügen den Gesetz, aber nicht den Gesetzen der Natur. Nährstoffkreisläufe sind schon lange nicht mehr geschlossen. Fruchtfolgen werden eher enger oder müssen durch greening Auflagen aufgelockert werden. Normalerweise hätten das unsere Vorfahren nie gemacht. Aber nicht weil sie fortschrittfeindlich waren, sondern weil es die Natur so vorgab. Wie lange wird uns die Chemie noch helfen, bis uns Resistenten zum Umdenken zwingen?
Ein schlauer Mensch hat vor 500 Jahren schon erkannt:
„Prüfet alles und behaltet das Beste“
So sehe ich auch die Antwort auf die gestellte Frage. Das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten zu machen, also Variante C. Einziges Problem: Was ist das Beste…
Es ist doch irrelevant welche von den aufgezeigten Visionen diesem oder jenem gefällt, sondern vielmehr die Frage welche die Wahrscheinlichere ist. Oder sehe ich das falsch?
Ich halte das Thema für zu komplex um es auf das von Willi konstruierte A oder B reduzieren zu können. Die Wahrscheinlichkeit betreffend, neige ich mit meinem in der Sache nichtwissenschaftlichen Verstand eher zu B.
Unabhängig aller politischen/institutionellen Maßgaben wird sich wohl zwangsläufig so einiges mit dem Thema LW 4.0 verändern. Da geht es um Daten und wer diese zu nutzen im Stand ist. Das dürften wohl kaum die kleinen oder mittelgroßen Betriebe sein, weil deren wirtschaftliche Kraft für entsprechende Investitionen an ihre Grenzen kommt. Insofern werden sie um nicht den Anschluss zu verlieren, ihre Daten hergeben, an wen auch immer. Dass werden wohl als Erstes die eigenen Maschinenringe oder die Lohnunternehmer sein und somit (noch) kein Problem darstellen.
In den Strategieabteilungen der Agrarkonzerne, ob crop oder tech wird jedoch längst ein Modell, wie heißt es so schön „all inclusive“ diskutiert.
Gewisse Gedankenexperimente zwischen Monsanto und John Deere waren nach meiner Kenntnis schon sehr weit fortgeschritten, bis die Nähe zwischen den beiden als politisch unerwünscht erklärt wurde. Das Geflecht aus vielen gemeinsamen Töchtern und Startups blieb trotzdem erhalten und da kommt bestimmt noch was.
Sachlich nüchtern betrachtet ist die LW ein Teil der schnöden Wirtschaft und mit dem Schüren von Emotionen kommt man wahrscheinlich nicht wirklich weiter. In Wahrheit geht es die Zukunft betreffend doch um ganz andere Dimensionen als um die eines Hofladens. Wer mich bezüglich LW 4.0 für einen Spinner hält darf das gerne tun.
Ich sehe das ähnlich. Zwei schlechte Ernten weltweit hintereinander, Weizenpreise von über 20 €/dt (wie wir es vor 8 oder 9 Jahren schon mal hatten) und schon redet jeder nur noch davon, wie man die Welt ernährt.
Von daher wird Vision B auch wohl die wahrscheinlichste sein, ob die nun einem persönlich gefällt oder nicht. Und wie bereit wir sind, unsere Daten freiwillig abzugeben, zeigt ja die Entwicklung von Smartphones und Apps und dem ganzen Gedöns. Und ab den „bäuerlichen Familienbetrieb“ glauben ohnehin nur noch ein paar Wenige.
Bauer Willi
Hallo Willi, der Herr Mößler gaubt noch an den bFb:
„Die bäuerliche ist die beste Form der Landwirtschaft“, zeigt sich Kärntens Landwirtschaftskammer-Präsident, Johann Mößler, anlässlich des Welternährungstages am 16. Oktober überzeugt und bezeichnet die „allein am Profit orientierte, globale Agrarindustrie“ als „nicht enkeltauglich“. Für die bäuerliche Form der Produktion fordert er von der Politik faire Rahmenbedingungen und mehr Wertschätzung, berichtet aiz.info.
In der EU-Agrarpolitik plädiert der LK-Präsident für eine Abkehr vom Paradigma des Neoliberalismus und für eine Kurskorrektur hin zu den Grundsätzen der ökosozialen Marktwirtschaft. Konkret fordert Mößler „mehr Ordnung auf den Märkten“ durch Marktordnungsinstrumente und die Begrenzung der Marktmacht großer Lebensmittelkonzerne durch ein strengeres Wettbewerbsrecht. Im internationalen Handel müsse sichergestellt werden, dass EU-Standards auch für Importprodukte gelten. Die Einfuhr von Käfigeiern in die EU trotz des Käfighaltungsverbots sei „doppelbödig und grundfalsch“.
Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Stärkung der bäuerlichen Familienbetriebe durch die besondere Berücksichtigung bei den landwirtschaftlichen Direktzahlungen sowie weniger Bürokratie, zum Beispiel durch die Einführung einer Toleranz bei der Futterflächenermittlung.
„Die bäuerliche Landwirtschaft ist das Modell der Zukunft, denn nur sie ist generationenübergreifend nachhaltig, produziert qualitativ hochwertige, sichere Lebensmittel und leistet einen Beitrag für einen vitalen ländlichen Raum“, unterstreicht Mößler abschließend.
Einen Satz finde ich sehr interessant: „Im internationalen Handel müsse sichergestellt werden, dass EU-Standards auch für Importprodukte gelten“. Diese Vorschlag mache ich ja schon seit langem. Wenn Bauern diese eine Forderung aufstellen würden, würde sich die gesamte EU-Landwirtschaft grundlegend ändern…
Bauer Willi
Ja, Bauer Willi, dass wäre was! Aber das ist Utopie und wird es immer bleiben. Selbst innerhalb der EU sind die Standards noch sehr unterschiedlich und werden es vorläufig auch wohl bleiben. Deutschland z.B. ist doch zwingend auf den Export von Industriegütern angewiesen. So wird man beim Import von Agrargütern aus überwiegend landwirtschaftlich ausgerichteten Ländern immer Zugeständnisse machen, um die Industrie nicht zu gefährden.
Langfristig wird der entscheidende Faktor die Energie-Effizienz sein. Da wird es so sein, dass eine regionale Landwirtschaft mit regionaler Vermarktung erheblich weniger Energie verbrät als ein Weltmarkt, wo Rohstoffe, Halb- und Fertigprodukte kreuz und quer durch die Welt gekarrt werden.
Sowohl der regional wirtschaftende Landwirt wie auch der weltweit agierende Agrarkonzern werden ihre jeweilige Technik möglichst intelligent (also energie-sparend) einsetzen. Aber der Agrarkonzern verfügt nicht über soviel mehr „technische Intelligenz“, um den Energie-Vorteil des regional wirtschaftenden Landwirts auszugleichen.
Dasselbe gilt für den Einsatz von neuen Technologien. Wir glauben gern, dass mittels Digitalisierung Energie intelligenter (also effektiver) eingesetzt werden kann. Der Energieaufwand, der notwendig ist, um noch mehr Energie einzusparen, übersteigt irgendwann jedoch die tatsächlich eingesparte Energiemenge. In der Industrie werden die Grenzen teilweise bereits sichtbar, das Einspar-Potential erschöpft sich.
Wenn eine Wirtschaftsweise nach der Menge der eingesetzten Fremdenergie bewertet wird, kann es weder der weltweit agierende Agrarkonzern noch der High-Tech-Hof, wo Drohnen die Feldarbeit erledigen und Tiere in vollklimatisierten, durchtechnisierten Ställen gehalten werden, mit dem regionalen Landwirt, der seine Kühe im Sommer auf die Wiese hinauslässt, aufnehmen.
In der Geschichte der Menschheit hat sich gezeigt, dass jedes Plus an Fremdenergie seinen Preis hat. Nicht, weil die Fremdenergie selber teuer ist, sondern weil die Folgewirkungen der eingesetzten Fremdenergie uns teuer zu stehen kommen.
Ich habe B angekreuzt weil die Prämien kommen doch nur nach Haushaltslage. Bei Finanznot wird doch hier zuerst gestrichen und dann bleiben wir auf den teuren Gesetzen sitzen. Bei B muß nur ein konsequenter Außenschutz gewährleistet sein. Leider wird das heute schon immer wieder nicht beachtet. Die Milchkrise läßt grüßen !°! Leider gibt es immer Leute ,die Deutschland in eine Wundermärchenland haben wollen , aber ein hohes Einkommen beanspruchen zu Lasten der Bauern. Das wird bei der nächsten Krise nicht bezahlbar sein. Auch vergessen die Leute immer wieder , daß es zu Versorgungskrisen durch Wetter oder Kriege kommen kann . Außerdem haben wir heute schon Weltmarktpreise durch die hohen Gesetzeskosten , sodaß wir bei Gesetzesabbbau und Weltmarktpreisen eher ein höheres Einkommen hätten als heute. Deshalb wollen unsere Traumtänzer auch weiterhin die Prämien haben , um uns weiter an der Kette halten zu können. Auf einen Bauernhof kommt nämlich ein Kontrolleur , Berater usw. . die wollen natürlich gut weiter davon leben zu unseren Lasten. Nach meinen Berechnungen verlieren wir heute schon durch die Gesetze mehr als 500 Euro/ha , also das doppelte wie wir an Prämie bekommen und dafür müßen wir uns auch noch rechtfertigen !! Das ist eine ware Sauerei !!!
Passend zu dieser Diskussion:
https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Handel-steigt-ins-Molkereigeschaeft-ein-8761461.html?page=1
https://www.topagrar.com/news/Home-top-News-Edeka-kauft-200-ha-Obstanbauflaeche-8440098.html
Das Kapital bestimmt den Weg. Ich befürchte, dass sich hierbei nicht viel ändern lässt. Erst recht nicht, wenn laut gewettert wird. Für uns erfolgen nach den entsprechenden Kampanien immer mehr Auflagen vom einflußreichen LEH mit der Folge von vermehrten Betriebaufgaben.
Ich bin für A, sehe aber, wie in einigen Kommentaren erwähnt, größte Schwierigkeiten in der Umsetzung.
Wünschenswert ist ein Wirtschaftssystem, bei dem die eingesetzte Fremdenergie entsprechend in Rechnung gestellt wird, ganz egal, ob es sich um fossile Brennstoffe, alternative Energien oder menschliche Arbeitskraft handelt.
Wenn die Arbeitskraft nach effektiv geleisteter Arbeit und nicht nach Standort (Billiglohnland) bewertet wird, gibt es keine „billigen“ Arbeitskräfte mehr. Wenn die eingesetzte Fremdenergie überall gleich in Rechnung gestellt wird, ist der vermehrte Einsatz von Maschinen kein Wettbewerbsfaktor mehr.
Das Problem könnte man lösen, indem man alle Steuern und Subventionen abschafft und stattdessen „Techno-Steuern“ einführt, also Steuern auf die benutzte Fremdenergie, was sich dann natürlich im jeweiligen Produktpreis niederschlägt. Der Preis für Nahrungsmittel würde sich in diesem Fall vervielfachen, aber dafür zahlt der Verbraucher ja sonst keine Steuern mehr. Der Verbraucher würde auf jeden Fall sehen, was ein Produkt ohne jede Trickserei wirklich kostet und könnte sein Kaufverhalten danach ausrichten.
Wenn ein Land den Vorreiter bei der Umstellung des Steuersystems macht, kann es auf die Produkte aus dem Ausland den jeweiligen Energiepreis als Zoll draufschlagen.
Mich erschreckt vor allem das bisherige Abstimmungsergebnis! Der verheerende Hang zur staatlich gelenkten und alimentierten Landwirtschaft (fehlt nur noch die Beamtenpension als Belohnung) zeigt die Unfähigkeit großer Teile der Landwirtschaft sich unabhängig, selbstbewußt und marktwirtschaftlich zu positionieren.
Nur ein Stichwort: Machtmacht des LEH. Unabhängigkeit hier zu erreichen wird tatsächlich nur bei einem Komplettumbau des Systems erreicht werden. Selbstbewußt aufzutreten birgt auch immer die Gefahr ausgelistet zu werden, diese Macht ist immer und überall im Einkauf des LEH zu spüren. Und Marktwirtschaft? Wir erzeugen leider Güter, die eine lange Vorlaufzeit benötigen und sehr viel Kapital binden. Dadurch werden wir Landwirte hochgradig erpressbar.
Man kann Landwirtschaft nicht dem freien Markt überlassen. Dadurch kommt es immer wieder zu Hungersnöten aufgrund von Marktspekulationen oder andersherum zum Bauernsterben aufgrund von Überproduktion.
Eben gerade nicht. Nur das freie Spiel der Kräfte (Angebot und Nachfrage )kann verhindern, dass idiotische Überproduktion stattfindet. Die ist nämlich die Folge von Subventionen, also Planwirtschaft. Letztere hat noch nirgendwo funktioniert. Und Hunger gibt es -standortabhängig- nirgendwo, wo mit LW ein anständiges Einkommen erzielt werden kann. Landwirte sind Unternehmer, meist Familienbetriebe. Sie produzieren Nahrungsmittel, die der „mündige Verbraucher “ zu ca 1/3 wegschmeißt. Was ist diese vielbeschworene „bäuerliche Landwirtschaft ? Eine Chimäre für Städter und Politiker. Phrase.
Ich habe für B gestimmt, würde aber C bevorzugen. C ist für mich eine intelligente, ideologiefreie standort -und betriebsartabhängige Mischform aus Bio und Konventionell , mit dem Ziel , möglichst viel natürliche Fitness zu nutzen und trotzdem effektiv eingreifen zu können, wenn massive Verluste drohen. Völlig klar, dass das sehr schwer zertifizierbar wäre. Konventionell als Bio zu verkaufen grenzt margenmässig an Drogenhandel. Aber rational wäre es allemal.
Was soll bei B mit der EU-Agrarmarktordnung geschehen? Das dürfte ja die Anwälte der Binnenmarkt-Deregulierung, die Holzenkamps und Rörings, die als Mitglieder des Bundestags und des Agrarausschusses für Agravis und Raiffeisen tätig sind, am meisten interessieren. Praktisch keine Konkurrenz von außerhalb der EU und trotzdem niedrige Erzeugerpreise haben wollen – und zugleich außerhalb der EU konkurrenzfähig sein wollen: das garantiert die höchsten Gewinne des Agrarhandels. Das Weltmarktgeschwafel dieser Leute ignoriert geflissentlich den Außenschutz der EU-Agrarmarktordnung, um den Eindruck zu erwecken, die deutsche Landwirtschaft konkurriere mit der Ukraine, Amerika und China. Das ist aber gar nicht der Fall. Wenn die Agrarmarktordnung, die dies verhindert, zur Disposition stünde, würde das Weltmarktgeschwafel der Holzenkamps und Rörings, das auch in „Vision“ B anklingt, sofort aufhören. Daher ist mit Bauer Willis These „die Produktion muss sich am Weltmarkt behaupten“ untrennbar die Frage verknüpft: Was soll bei B mit der EU-Agrarmarktordnung geschehen? Durch deren Wegfall würde der europäische Verbraucher erheblich von niedrigen Lebensmittelpreisen profitieren.
Muss dann, mit Ausnahme der Kontrolle oder des Ausgleichs, bei uns verbotener Produktionsverfahren und -mittel, entfallen. Weltmarkt ist Weltmarkt.
Findet die Abstimmung nicht gerade auf dem Weltmarkt statt. Versteht mich nicht falsch, ich bin für einen europäischen Weg, der eben nicht extrem auf Ökonomie ausgerichtet ist. Dazu gehört aber auch eine gewisse Abschottung. In Asien und Afrika entstehen zur Zeit extrem große Betriebe, die mit Permakultur experimentieren (Ich weiß, dass @gephard hiermit liebäugelt 😉 ) – na warum wohl? Die billigen Arbeitskräfte lassen grüßen. In Südamerika entstehen riesige Betriebe, die Obst und Gemüse für den Export anbauen (bei uns ist dann Winter). In Rußland und China entstehen riesige Viehhaltungen. Alle werden mit außerlandwirtschaftlichem Kapital aufgebaut, wobei auch die niedrigen Zinsen helfen – es werden hohe Zinsversprechen aufgerufen. Und jetzt die entscheidende Frage: Wie bitte schön soll es die Politik schaffen, hier einen Weg zu finden, unsere „bäuerliche Landwirtschaft“ zu schützen?
Die „gewisse Abschottung“ hat Europa durch die Agrarmarktordnung! Sonst sähen die Supermarktregale und die Etiketten der Waren wohl etwas anders aus.
Danke für die Zustimmung 😉
https://de.wikipedia.org/wiki/Agrarmarktordnung
C
C:Das war ebenfalls mein erster Gedanke. Warum dieses Denken in Extremen? Das führt uns nicht weiter.
Wie sieht C: aus? Lautet die Antwort „Weiß nicht“ oder ein Mix von beidem? Und wie soll der Mix aussehen? Visionen sind ja bewusst knapp gefasst und auf das Wesentliche reduziert. Von mir aus auch Schwarz/Weiß oder Extreme. Aber nur so wird es deutlich.
Bauer Willi
Willi,da hast Du recht. Das Vermischen von A und B ist doch jetzt Tagesordnung. Ein bisschen Öko aber nicht zu viel, aber alles muss reglementiert werden. Manchmal frage ich mich warum man noch Landwirt lernen oder studieren soll. Da doch fast alles vorgeschrieben ist reicht doch vielleicht ein Verwaltungsfachangestelter aus.
Dumm nur das irgendwer die Arbeit machen muss.
So ist das. Die Frage, wer eigentlich die Arbeit macht, stelle ich mir und anderen immer in Diskussionen. Wenn z.B. vom Erhalt des „bäuerlichen Familienbetriebes“ die Rede ist. Das Geld ist halt oft außerhalb der Landwirtschaft einfacher, schneller und vor allem risikoloser verdient und wen wundert es da, wenn die Hofnachfolge schwieriger wird. Aber Frau Künast wird da sicher ein passendes Rezept parat haben….Sie führt ja die Jamaika-Verhandlungen für die Grünen. Ich bin gespannt.
Bauer Willi
Weder noch. Ein Mix aus beiden wäre sinnvoll. Zumal beide Szenarien eher unrealistisch erscheinen. Bsp.: Abschaffung jeglicher Transferleistungen dürfte politisch sehr schwierig durchzusetzen sein (aber siehe hier) und ist wohl in dieser drastischen Variante auch nicht nötig. Andererseits wären solch tiefgehende Beschränkungen für Importe wohl nicht mit WTO-Statuten vereinbar (nicht dass ich die WTO toll fände – aber meine Abneigung gegen diese Organisation ändert nicht an ihrer politischen und institutionellen Persistenz). Biolandwirtschaft und GVO müssen sich nicht ausschließen; andererseits halte ich nichts von „science-based“ Regulierung bspw. von Gentechnik. Selbst scheinbar irrationale (mit Betonung auf scheinbar) Bedenken der Konsumenten dürfen in einer Demokratie nicht einfach durch gesetzliche Vorgaben „übertrumpft“ werden. Vielmehr bedarf es einer offenen Debatte. Des Weiteren scheinen einige Elemente der Visionen schlicht nicht durchsetzbar. Wie bevorzugt man bspw. Selbstvermarktung gegenüber Supermärkten und Discountern?
Was war eigentlich das Ziel dieser Gegenüberstellung von Extremszenarien? Aus Leuten „weder noch“ Kommentare mit Begründungen herauszukitzeln?;-)
Ob etwas durchsetzbar oder realistisch ist, interessiert mich erst in zweiter Linie. (Ich habe auch die Abschaffung der Atomindustrie für unrealistisch und nicht durchsetzbar gehalten, ging aber dann ganz fix) Interessant finde ich den Ansatz: „Bedenken dürfen nicht durch gesetzliche Vorgaben übertrumpft werden“. Dann können wir doch die Wissenschaft eigentlich abschaffen, oder? Also eine Politik nach Gefühlslage? Ich bin sehr für eine offene Debatte, aber wer fällt dann die endgültige Entscheidung? Mit der – logischerweise – ein Teil der Bevölkerung ja nicht einverstanden sein kann.
Bauer Willi
Die Wissenschaft hat lediglich eine beratende Funktion. Außerdem basieren Forderungen nach „science-based“ Regelungen oft auf der Illusion, im betreffenden Wissenschaftsbereich herrschte tiefgreifender Konsens (was selten der Fall ist). Von unseren Erfahrungen ganz zu schweigen, in denen man im Nachhinein festgestellt hat, dass sich die Wissenschaft trotz Konsens geirrt hat (sonst gäbe es ja keinen wissenschaftlichen Fortschritt). All das bedeutet nicht, dass wissenschaftliche Erkenntnisse irrelevant wären oder dass man sich ihrer beliebig bedienen dürfte (da ich selbst wissenschaftlich tätig bin, würde ich mit einer anderweitigen Behauptung meine eigene Stellung unterminieren;-). Aber sie sind eben nicht endgültig in Stein gemeißelt und nicht das alleinige Maß aller Dinge. Gerade im Kontext der grünen Gentechnik ist die Gemengelage wesentlich komplexer – da geht es nicht nur um Risiko (bei dem die wissenschaftlichen Erkenntnisse halbwegs klar sind), sondern auch um ethische Bedenken (was ist natürlich? Sollten wir von „unnatürlichen“ Züchtungsmethoden Abstand nehmen?), Eigentumsrechte, Marktmacht etc. Viele dieser Aspekte werden in den emotional geführten Debatten von der einen Seite häufig nicht ausreichend auseinandergehalten, von der anderen – fälschlicherweise als völlig voneinander getrennt dargestellt. All das sind Gründe, warum ich eine offene öffentliche Debatte für wichtig halte, anstatt technokratischer Lösungen, wo das „irrationale Volk“ einfach nicht gefragt wird. Und ja, im Zweifel würde ich mich in vielen Fällen mit der „irrationalen“ Entscheidungen einer demokratischen Mehrheit zufrieden geben, selbst wenn sie wissenschaftlichen Erkenntnissen zuwiderläuft, zumindest solange konstitutionelle Fragen nicht betroffen sind.
Nochmal zu den gesetzlichen Vorgaben, die die Bedenken übertrumpfen: wem soll das Gesetz letztlich dienen? Und wie viel Paternalismus wollen wir uns da erlauben?
Demokratietheoretisch halte ich es für gut vertretbar, dass sowohl die Regierung als auch der Gesetzgeber sich gegen einen erheblichen Teil der Bevölkerung durchsetzen, sogar gegen die Mehrheit. Die Regierung muss auch führen. Dafür hat das Volk die Möglichkeit, die Regierung bei Gelegenheit abzuwählen.
Das ist ein eher seltsames Demokratieverständnis, scheint mir. Es würde mich interessieren, welcher Demokratietheorie er folgt. Demokratische Beteiligung beschränkt sich nicht auf Wahlen, schon allein aus dem Grund, dass man als Wähler*in Parteien wählt, nicht spezielle Programmpunkte. Bei solcher Bündelung kann es also sein, dass eine ansonsten populäre Partei spezifische Positionen vertritt, die in der Gesellschaft nicht Konsens ist. Es ist dann wohl kaum legitim, diese Position trotz der Ablehnung durch die Wählerschaft durchzusetzen. Und dass das Volk die Möglichkeit hat, die Regierung bei Gelegenheit abzuwählen, wäre hier nur eine Lösung, falls die Entscheidungen der Regierung reversibel wären – was in vielen Fällen nur eingeschränkt der Fall ist.
„sich gegen einen erheblichen Teil der Bevölkerung durchsetzen“
Das ist doch die übliche Praxis?! Die Gestaltungsmacht des erheblichen Teils der Bevölkerung (Besitzlose, Lohnabhängige) beschränkt sich auf dieses Kreuz alle 4 Jahre, wobei sich die zur Wahl stehenden Varianten von Legislativen dann doch regelmäßig einem übergeordneten Sachzwang (ketzerisch: den Interessen der Besitzenden) fügen müssen. Politikverdrossenheit macht sich breit…
Stimme Ihnen zu, Herr Bartkowski, dass Debatten geführt werden müssen und Regierung und Abgeordnete auch auf die Akzeptanz ihrer Entscheidungen in der Bevölkerung schauen. Das wird ja auch gemacht, weil es im eigenen Interesse der Verantwortlichen liegt (Wiederwahl). Nur zaghaftes Lavieren führt auch zu Verdruss.
Es ist daher Führungskompetenz gefragt, die darauf baut, dass die Akzeptanz nachlaufend, mit dem Vollzug der Entscheidung geschaffen wird, und das Risiko nicht scheut, dass hinreichende Akzeptanz ausbleibt. Das hat der Verfassungsgeber wohl auch mit „Willensbildung“ gemeint. Als gute jüngere Beispiele fallen mir das LPartG, die Hartz-Reformen, die Raucherreglementierungen (räumlich begrenzte Rauchverbote, Tabaksteuererhöhung) und der Mindestlohn ein. Problematisch war die Grenzöffnung 2015, die langfristigen Akzeptanzprobleme (aufgrund handfester Probleme) aber auch voraussehbar.
Das Demokratieverständnis leite ich aus dem Grundgesetz ab.
Deutschland ist eine repräsentative Demokratie und keine Umfragendemokratie, Art 20 Abs. 2 GG: „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“ Das Volk entscheidet also nicht selbst und unmittelbar.
Außerdem ist Deutschland eine Parteiendemokratie, Art. 21 Abs. 2 GG: „Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre Gründung ist frei. Ihre innere Ordnung muss demokratischen Grundsätzen entsprechen.“
Die Abgeordneten haben gemäß den Zielen des Partei- und Wahlprogramms ihrer Fraktion zu handeln. Es gibt aber zum einen aktuelle Fragestellungen, zu denen das Wahlprogramm keine Aussagen enthält. Für die Lösung sind dann nicht Umfragen maßgeblich, sondern Grundsätze der Verfassung und der Partei, deren innere Ordnung ja demokratischen Grundsätzen entsprechen muss, und das Gewissen des einzelnen Abgeordneten.
Zum anderen treten bei Umsetzung von Wahlprogrammen Zielkonflikte auf. Beispiel Landwirtschaft: Im Wahlkampf wurde für Maßnahmen zur Reduzierung des Pestizideinsatzes und für ein Verbot von Amputationen an Nutztieren geworben. Um dies umzusetzen, sind Abgeordnete dann selbstverständlich legitimiert, für Gesetze zu stimmen, die zu einer (mutmaßlich) im Volk nicht erwünschten Verteuerung der Lebensmittel und zu Betriebsaufgaben führen können.
Gesetze sind nie irreversibel. Einige Folgen von Gesetzen schon. Deutsche (Deutschen-Grundrechte) und Ausländer (Jedermann-Grundrechte) werden hinreichend von Verfassungs wegen geschützt. Gesetze müssen verfassungsgemäß, d.h. auch grundrechtskonform sein.
https://skeptischeoekonomie.wordpress.com/2017/10/13/gruene-gentechnik-und-die-grenzen-repraesentativer-demokratie/?preview=true
Habe Entgegnung fälschlich oben eingehängt, s. dort („Stimme Ihnen zu, Herr Bartkowski…“)
„Kommentare mit Begründungen herauszukitzeln“
Ja, wozu haben wir das Netz – zum debattieren natürlich 😉
„Wie bevorzugt man bspw. Selbstvermarktung gegenüber Supermärkten und Discountern“
Indirekt, indem man Verbrauch angemessen besteuert,
http://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/23773-nicht-mehr-oekologisch-blind
oder SOLAWIS als Alternative zu Hartz4 überlegt. Uns geht sowieso die Arbeit aus und da wäre es doch sinnvoll statt prekärem Arbeitszwang wieder Selbstbestimmtheit-\Versorgung zu ermöglichen. Spart Verwaltungsaufwand und steigert die Kosten für menschliche Arbeit.
Man könnte der Landflucht nicht mit Neubaugebieten sonden mit Umsiedlung in die verwaisenden Dörfer begegnen
@Stadtmensch
gute Idee mit der SoLaWi durch HartzIV-Empfänger.:-) Ich versuche mir das gerade auf unserem Hof vorzustellen… 😉
Und der Gedanke von SoLaWi ist ja doch ein ganz anderer: Zahlungskräftige „Stadtmenschen“ mit sozialem Wesen finanzieren einen Bauernhof und helfen mit. Wenn Sie Zeit haben. Und Lust. Also Samstags…
Bauer Willi
Die WTO-Regeln gelten nicht für Agrarprodukte. Wir haben im Agrarbereich überhaupt keinen Welthandel. Siehe Agrarmarktordnung der EU. Einige haben nur das Interesse, AUCH im Welthandel mitzuspielen, z.B. Agravis, Baywa, Raiffeisen, deren Vertreter seit Jahrzehnten im Bundestag und in dessen Agrarausschuss sitzen.
Was ist die Alternative zum jetzigen System? Bringt ein Systemwechsel in unserem kostenintensiven Land nicht enorme Gefahren für die familiengeführten Betriebe? Wer trägt denn das Risiko? Ich denke der, bei dem noch etwas zu holen ist und das ist der Besitzer der Ackerflächen. Wird die Gesellschaft maßgebliches Kapital zum Umbau des System beisteuern? Oder halten die Versprechen nur immer eine Legislaturperiode? Uns wird immer wieder vorgeworfen, dass wir nicht nachhaltig denken. Aber wir denken nicht im Zyklus von 4 oder 5 Jahren. Bei uns sind es Generationen. Ein Grund, warum drastische Schritte von Bauern so kritisch gesehen werden.
„Die WTO-Regeln gelten nicht für Agrarprodukte.“ Das ist mir völlig neu und meines Wissens auch einfach falsch. Es gab in der Geschichte der WTO genug Beispiele, wo das Schlichtungspanel in Disputen entscheiden musste, wo es um Agrarprodukte ging. Nicht ohne Grund gibt es das Agreement on the Application of Sanitary and Phytosanitary Measures (Wikipedia).
„Im Agrarbereich überhaupt keinen Welthandel“ – sorry, aber das ist lächerlich. Siehe bspw. hier.
Ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt. Der Agrarbereich unterliegt Sonderregeln. Die EU hat mit der Agrarmarktordnung ein ausgefeiltes System an Einfuhrbeschränkungen durch dynamische Zölle und Einfuhrkontingente. Es gelten nicht die allgemeinen WTO-Ziele des Verbots staatlicher Handelsbeschränkungen, der Senkung von Zollsätzen und der Meistbegünstigung.
Wikipedia beschreibt es ganz gut: „Die Hauptfunktion von Marktordnungen [der GAP der EU] ist die Abgrenzung des EU-Binnenmarktes vom Weltmarkt mit seinen zum Teil viel niedrigeren Preisen. Die Preise für eingeführte Agrarprodukte werden also innerhalb der EU künstlich hoch gehalten, um die heimischen Produzenten vor Konkurrenz aus dem Nicht-EU Ausland zu schützen. Um ihrer Aufgabe gerecht werden zu können, sehen die Marktordnungen als Steuerungselemente unter anderem Abschöpfungen, Ausfuhrprämien (Ausfuhrerstattung) und Einfuhrkontingente vor. Im Rahmen der WTO wird in wiederholten Runden über Änderungen der Marktordnung verhandelt.“
Ist also eine härtere Marktordnung durchsetzbar? Nichts anderes steht doch zur Abstimmung. Und können wir uns auf eine Unterstützung durch die Politik verlassen?
AdT als beinharter FDPer schwadroniert von Marktregulierung?
😉
Ich weiß nicht, ob eine härtere Marktordnung nach internationalem Recht zulässig ist. Etwa die Einfuhr von Produkten zu verbieten, die nicht auf europäischem Lohnniveau erzeugt wurden, verstößt sicherlich gegen den Geist des Freihandels. Denn hierdurch würde ja das globale Lohnungleichgewicht zementiert. Freihandel soll aber den Wohlstand aller mehren. So sagt man jedenfalls. 😉
Stadtmensch, natürlich bin ich für Marktregulierung! Schon der Begriff Regulierung kommt doch aus dem liberalen US-Wettbewerbsrecht. Ohne Regulierung kein dauerhafter Wettbewerb, sondern Machtkonzentration und Marktzugangsbarrieren. Desgleichen Ausbeutung von Menschen, Tieren und natürlicher Ressourcen durch einige wenige. Ohne Regulierung also Freiheitseinschränkung der meisten. Liberalität ist ja nicht Clanwesen und Neo-Tribalismus, nicht das Recht des Stärkeren. 🙂
Auf die Gefahr hin, dass ich mir wieder sagen lassen muss, warum ich bei all meiner Jammerei nicht Bauer geworden bin:
Nach meinem Geschichtsbild wurden Märkte schon immer „freigeschossen“ (Opiumkrieg, Tea-Party, wegputschen demokratisch gewählter Regierungen, falls sie den Zugriff auf Rohstoffe verstaatlichen wollten). Heute läuft das natürlich subtiler. Währungskrieg, Embargo, Bestechung,…
Was ich sagen will: Freihandel gibt es nur zwischen „gleich starken“ Handelspartnern. Alles andere läuft auf Aubeutung und Erpressung hinaus. Schau dir NAFTA an: amerikanischer Mais flutet den mexikanischen Markt, Bauern werden arbeitslos, Sortenvielfalt geht verloren, Marktmacht wächst einseitig…
weder noch!
bio wird weiter massiv unterstützt,obwohl es aus kostengründen nur begrenzte nachfrage gibt.
der bauer als unternehmer wird sich weiterhin durchkämpfen und betriebliches wachstum zur kostendegression nutzen müssen.
Die Lebensmittel werden knapp die politische Lage verändert sich und günstige Lebensmittel sind gefragt. Wir werden keine Lebensmittel mehr zu Energie verarbeiten. Auch eine Vision!
Hallo Bauer Willi,
mir fehlt irgendwie die Antwort,
C: keins von beiden oder die Landwirtschaft
kann und muß sich über Fachpersonal
entwickeln und nicht über Rethoriker.
Gruß Klaus Weber
Da hast du ein wahres Wort geschrieben, Klaus!
Wir Bauern reden er Autobranche doch auch nicht rein, oder?