„Jürgen-Klopp-Gedächtnis“-Spinne im Rübenfeld
Letzte Woche war ich mal wieder in den Rüben unterwegs. Diesmal aber nicht, um Schosser zu ziehen, sondern weil die Unkrautbekämpfung wegen der Trockenheit und der starken Sonneneinstrahlung (die Wirkstoffe werden dann schneller abgebaut) nicht so geklappt hatte, wie es sonst der Fall ist. In diesem Jahr kamen noch Unkräuter nach dem Reihenschluss, vor allem Melde. Und die muss noch weg. Man will sich erstens nicht blamieren und zweitens verhindern, dass die Samen bilden.
Das Spritzfenster hatte ich ja vor ungefähr drei Wochen bereinigt (hatte davon ja ein Video gemacht) und jetzt bekamen die Rüben darunter wieder etwas „Luft“. Hier der Vergleich von normal zu Spritzfenster.
normal ehemaliges Spritzfenster
Deutlich zu erkennen, dass die Rüben rechts deutlich kleiner sind, was ja auch nicht verwundert, weil die ja wochenlang mit der Unkrautkonkurrenz zu kämpfen hatten. Unter den Rüben liegen noch die verwelkten Unkrautstängel. (ja, schreibt man jetzt mit „ä“)
Was ich auch noch gefunden habe, sind Rüben mit vollkommen weißen Blättern. Das nennt man „panaschiert“ und ist ein Gendefekt. War aber nur eine Rübe in 10 Hektar und kommt immer wieder mal vor, halt wie es auch bei Menschen Albinos gibt.
Gleiches gilt auch für die Einzelrübe, die ich mal „Riesen-Rübe“ nennen will. Mein Freund Hans hat mir verschiedene Gründe für das Auftreten genannt. Kann sein, dass es sich hier um eine Mutation handelt, wahrscheinlicher ist es aber, das es eine Verunreinigung im Saatgut oder in der Genetik ist, die wiederum auf verschiedene Wege entstanden sein kann. Der Züchter nennt solche Pflanzen „Blinker“. Es gibt ja auch Menschen, die über 2 Meter groß werden. Ist aber eine Seltenheit, dass man die auch in einem Bestand von ein paar 100.000 Pflanzen auch findet. Ist in meinem Leben erst die dritte „Riesenrübe“, die ich gesehen habe und schließlich laufe ich schon seit 40 Jahren jedes Jahr durch die Rüben.
Ein paar seltene Unkräuter habe ich auch gefunden, wovon man eine sehr vorsichtig behandeln muss, weil sie giftig ist. Das ist der Stechapfel (Datura) Er enthält in allen Pflanzenteilen, besonders aber in Wurzel und Samen Tropan-Alkaloide. Wenn man die etwa nussgroßen Samenkapseln reif werden lässt, gibt das in den nächsten Jahren ein Riesenproblem. Deshalb trage ich die Pflanzen auch vom Acker, auch wenn das mühsam ist. Das Gift findet sich auch immer wieder einmal in Bio-Müsli, weil es sein kann, dass im Getreide mal eine Pflanze stehen geblieben ist und mit geerntet wird. Im konventionellen Getreideanbau wird die Pflanze von den Herbiziden erfasst.
Die Pflanze auf dem Bild blüht gerade, die habe ich also noch früh genug gesehen. Wahrscheinlich stammt die Pflanze aus Zwischenfruchtsamen, der im Balkan vermehrt wird und wo man es mit der Unkrautbekämpfung offensichtlich nicht so genau nimmt. Der Stechapfel hat also einen Migrationshintergrund!
Genau so ist es auch mit dieser Pflanze, die auch mit Saatgut eingeschleppt wurde.
Sie hat wunderschöne, silberne Bläter, eine violette Blüte und wird, wenn man sie wachsen läßt, bis 3 (drei!) Meter groß. Dann muss man die schon fast mit der Motorsäge „fällen“, weil der Stängel verholzt. Mit der Handhacke ist dann nichts mehr zu machen.Auch hier muss man schnell sein. Vor ein paar Jahren habe ich nicht aufgepasst, die Pflanzen zu groß werden lassen und ein paar Pflanzen haben Samen gebildet. Jetzt habe ich ein richtiges Nest von Eselsdisteln in der Parzelle. Wie der Stechapfel keimt auch die Eselsdistel relativ spät und wenn dann die Blätter der Rüben bei Hitze welk herunterhängen (so wie in diesem Jahr) können die beiden Pflanzen auch im August noch Ärger machen. Gilt auch für die Samtpappel, die ich aber in diesem Jahr nicht gefunden habe.
Aber auch eine tierische Rarität habe ich gefunden. Und zwar diese Spinne in den Farben von Borussia Dortmund, schwarz-gelb. Weil ich nicht weiß, wie die heißt, hab ich die einfach mal „Jürgen-Klopp-Gedächtnis“-Spinne genannt. Von Beinspitze zu Beinspitze war die etwa 3 cm groß, also ein richtiger Klopper. Wer weiß, wie dieses schöne Tier wirklich heißt, soll sich bitte melden.
Der Vollständigkeit halber: einen Hasen habe ich auch gesehen und über mir kreisten die ganze Zeit zwei Bussarde, was man auch an ihrem Ruf erkennen konnte.
„Jürgen-Klopp-Gedächtnis“-Spinne
War jetzt kein wirklich aufregender Artikel, aber hoffentlich doch interessant. Würde mich jedenfalls freuen.
Euer Bauer Willi
Ein sehr interessanter Artikel, der mir als Laie zeigt, wieviel Wissen für deine Arbeit notwendig ist.
Grüße Uli
Der Rübenexkurs ist toll, ich muss aber gestehen: Die Spinne ist das Highlight! Die ist ja mal richtig schön. Hatte neulich einen Hirschkäfer auf der Terrasse und dauernd Libellen im Wohnzimmer, bin immer am Gucken und fotografieren 🙂
War gestern Nachmittag auch ein wenig auf meinen Äckern unterwegs – mit dem Spaten in der Hand.
So heftig die Trockenheit war, eine Bodengare hat sie hinterlassen – einfach zum Zunge schnalzen.
Es war eine Freude zu sehen, wie viele Regenwürmer sich in einem Spatenstich Erde tummeln können – sie haben die Trockenheit in tieferen Bodenschichten anscheinend recht gut überstanden. Sorgenfalten bildeten sich auf meiner Stirn, als ich die ersten Schnecken beobachten mußte, wie sie sich an der auflaufenden Zwischenfrucht zu schaffen machen. Wachsam bleiben heißt die Devise, die Biester hatten mir auf diesem einem Acker schon einmal ein Zwischenfruchtgemenge weggeputzt. Laufkäfer sind zwar auch da, aber wohl zu spät, um die Schneckeneier zu fressen….
Hab mich letztendlich entschlossen, auf den noch unbestellten Flächen keine tiefe Bodenbearbeitung durchzuführen, überlassen wir das den Regenwürmern….
In die Zuckerrüben muß ich auch noch, ein paar Schosser lachen noch heraus.
in meiner „massenrübenhaltung“ gibts dieses jahr einiges an melde,weil bei der spritze ein schlauch einer teilbreite abgeknickt war und weniger wirkstoff ausgebracht wurde.
samtpappeln hatte ich auch einige und malven,die sehr schön aussehen.
Hallo Hans
Die Samtpappel ist eine Malve. 🙂
Bauer Willi
wieder was gelernt……mit malve bezeichne ich eine lila bis aubergin blühende pflanze,die sehr vereinzelt zu finden ist.
Es müssen auch noch jede Menge Insekten da sein, sonst hätte die Spinne nichts zu Essen.
like, habe mit Zuckerrüben null am Hut und war deshalb eine interessante Exkursion!
Moin Willi, die Wirkstoffe werden bei Sonne schneller abgebaut. Es kamen noch Unkräuter. Dann ist das ja eine gute Demonstration dafür, dass man in dem Verkaufsprodukt bei der Ernte fast nichts mehr findet. Die Pflanzenschutzmittel werden also fast vollständig abgebaut.