Bauer Willi
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Klima-Bilanz – die Fakten – Methan und Lachgas (2)

Im vorausgegangenen Artikel Klima-Bilanz – die Fakten- Kohlendioxid (1) habe ich mich mit dem CO2 beschäftigt. Jetzt soll es um Methan und Lachgas gehen.

Wie aus der nachfolgenden Tabelle 2 des BMU zu entnehmen ist, ist die Landwirtschaft Hauptverursacher der Emissionen von Methan (ca.40 Mio. t)  und Lachgas (ca. 35 Mio. t).

https://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/pi-thg_abbildungen_bf.p

  • Methan

Der überwiegende Teil des Methan in der Atmosphäre stammt aus natürlichen Quellen (Methanhydrat in den Meeren, in Mooren oder im Permafrostböden der nördlichen Hemisphäre.)

https://bildungsserver.hamburg.de/treibhausgase/2056806/methan-quellen-und-senken/

Für Methan im landwirtschaftlichen Bereich werden vor allem Wiederkäuer, aber auch der Reisanbau verantwortlich gemacht. Zu den Wiederkäuern zählen Rinder, Schafe und Ziegen. Letztere sind zahlenmäßig vernachlässigbar. Die Zahl der Rinder ist  in Deutschland seit dem Jahr 2000 bis 2017 von 14,5 Mio. Tieren auf 12,3 Mio. zurückgegangen, bei Schafen von 2,7 Mio auf 1,8 Mio.. Ziegen wurden unverändert 0,1 Mio. gehalten.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/659045/umfrage/nutztierbestand-in-deutschland/

Folglich hat sich auch der Methan-Ausstoß verringert. Das Methan wird aber nicht von den Rindern gebildet, sondern von Bakterien in deren Mägen, von denen Rinder insgesamt vier haben. Es verlässt das Rindvieh ganz überwiegend durch das Maul („Rülpsen“) und nicht, wie es oft in den Medien dargestellt wird, durch den After („Pupsen“)   Das Zusammenspiel der vier Mägen mit den darin befindlichen Bakterien ermöglichen es den Wiederkäuern, sich von etwas zu ernähren, was wir Menschen beim besten Willen nicht verwerten können – Gras. Alle Versuche, den Methangehalt zu verringern, z.B. durch Fütterung, haben bisher wenig oder keinen Erfolg gezeigt. Es handelt sich folglich um einen unvermeidbaren rein biologischen Vorgang, in den nicht ohne schwerwiegende Folgen für das Tier eingegriffen werden kann. Übrigens stammt das weitaus meiste Methan von Wiederkäuern aus Indien, gefolgt von China, Brasilien und den USA.

Monogastrier („Ein-Mäger“), zu denen auch der Mensch gehört, geben ebenfalls Methan in die Atmosphäre ab.  Als normal gelten bis zu 24 „Abgänge“ in 24 Stunden. Der oft unangenehme Geruch rührt von Schwefelwasserstoff her, der diese Darmwinde begleitet. Der anale Darmausstoß beträgt ca. 2 l pro Tag. Auch hier handelt es sich um einen unvermeidbaren rein biologischen Vorgang. Für die Statistiker: 2 l menschliche Abgase pro Tag * 365 Tage = 730 l pro Mensch und Jahr. Bei 82 Mio. Menschen sind das sagenhafte 59.860.000.000 Liter alleine in Deutschland. In einem Schaltjahr sogar noch etwas mehr.

Methan wird im Laufe der Zeit abgebaut und dient zum Beispiel Bakterien als Nahrung. https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/methanoxidierende-bakterien/42593. In der Literatur wird ein Abbauzeitraum von etwa 7-9 Jahre genannt.Neben den vom Menschen gehaltenen Tiere sind auch viele Wildtiere Wiederkäuer und geben Methan in die Atmosphäre ab. (Bison, Wisent, Elche, Antilopen, Hirsche und Rehe aller Art). Inwieweit diese Quellen in der Statistik des BMU seinen Niederschlag findet, ist nicht bekannt. Die einzige Möglichkeit, den Methanausstoß aus tierischen Quellen schnell zu verringern, wäre die Tiere zu töten. Das wird man nicht wollen, folglich bleibt nur, auf deren natürlichen Tod zu warten und jegliche Vermehrung zu unterbinden. Wie viel Prozent der weltweiten Methanquellen damit ausgeschaltet würden, hat bisher noch niemand berechnet. Und was dann mit dem Grünland geschieht, folglich auch nicht. Wenn es keiner frisst, bleibt es liegen und wird wieder zu CO2. Aber dann ganz nutzlos.

Wie man die menschlichen „Abgase“ verringern kann? Im Prinzip wie bei den Tieren…Aber darüber habe ich noch keine Studie von Experten gefunden.

  • Lachgas

Hierzu gibt es deutlich weniger Literatur als zu CO2 und Methan, die zudem meist nicht sonderlich aktuell sind. Grundlagen der Entstehung von Lachgas findet sich in nachfolgender Firmenbroschüre, die allerdings auch einen werblichen Hintergrund hat. Demnach stammen neben den natürlichen Quellen und der Industrie mehr als 50% der Lachgas-Emissionen aus der jeglicher Form der Landbewirtschaftung. (konventionell und öko). An den Treibhausgasen insgesamt hat Lachgas einen Anteil von etwa 8%, was aber im deutlichen Gegensatz zur medialen Wahrnehmung steht.

https://www.agrofert.de/fileadmin/templates/uploads/pdf/faktencheckharnstoff-03.pdf

Eine Vermeidung von Lachgas-Emissionen ist nicht möglich, lediglich eine Reduzierung. Lachgas wird auch gebildet, wenn keine landwirtschaftliche Nutzung stattfindet. Wie eine gezielte und wirkungsvolle Reduzierung jedoch erreicht werden kann, wird immer noch diskutiert. So wurde von Wissenschaftlern wurde im Rahmen einer KTBL- Tagung ein Defizit an langjährigen Feldmessungen zu Lachgasemissionen festgehalten:

Zitat: „Die bisher vorherrschenden Gewächshaus- und Laboruntersuchungen unter kontrollierten Umweltbedingungen seien, so lautet der Konsens, wegen der ausgeprägten Wechselwirkungen der Einflussfaktoren für die N2O-Freisetzung in freier Natur nur eingeschränkt übertragbar und hätten stark variierende Messergebnisse zur Folge. Aus diesen Gründen gibt es bisher auch kaum tragfähige Modelle, mit deren Hilfe Emissionen abgeschätzt werden können und die Regionalisierung von Emissionsfaktoren, z.B. zur Erstellung von Emissionsinventaren, ist derzeit noch nicht ausreichend erforscht. Der Forschungsbedarf zu Nitrifikationshemmstoffen wurde unterschiedlich diskutiert, manche Forschergruppen sehen in deren Einsatz ein großes Emissionsreduktionspotenzial, andere sagen, man braucht mehr Langzeituntersuchungen zu diesem Thema, um eine fundierte Aussage treffen zu können.“

https://www.proplanta.de/Agrar-Nachrichten/Agrarwirtschaft/Klimagasen-aus-dem-Acker-und-Pflanzenbau-auf-der-Spur_article1293098269.html

Und wenn die Experten schon nicht wissen, wie es gehen soll, werde ich dem Spruch von Dieter Nuhr folgen: „Wenn Du keine Ahnung hast, einfach mal die Schnauze halten“.

Übrigens: in der Literatur findet man immer wieder die Aussagen, dass Methan bzw. Lachgas soundsoviel Mal schlimmer für das Klima ist als CO2. Wie diese Zahlen zustande kommen, würde ich gerne wissen. Erklärungen oder Berechnungen dafür habe ich nicht gefunden. Ich will das ja auch nicht anzweifeln, aber ich wüsste halt gerne, woher die Zahlen kommen. Ich bin halt ein wenig pedantisch. Meint meine Frau auch manchmal… 🙂

Euer Bauer Willi

 

 

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43 Kommentare

  1. Reinhard Seevers sagt

    Genau lesen und sehen, wie die Landwirtschaft bereits ihr Ziel erreicht, ihr es aber nicht zugestanden wird, weil ja noch ein Energiebereich zugeordnet wird (mobile und stationäre Verbrennung).
    Ich würde sagen: Mission accomplished!

    Im Jahr 2021 war die deutsche Landwirtschaft entsprechend einer ersten Schätzung somit insgesamt für 54,8 Millionen Tonnen (Mio. t) Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente verantwortlich (siehe Abb. „Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft nach Kategorien“). Das entspricht 7 % der gesamten ⁠Treibhausgas⁠-Emissionen des Jahres. Diese Werte erhöhen sich auf 61,1 Millionen Tonnen (Mio. t) Kohlendioxid (CO2)-Äquivalente bzw. 8 % Anteil an den Gesamtemissionen, wenn die Emissionsquellen der mobilen und stationären Verbrennung mit berücksichtigt werden. Somit hat die Landwirtschaft einen substantiellen Anteil an den Treibhausgas-Emissionen in Deutschland, vergleichbar mit dem Beitrag der gesamten Industrieprozesse.

    Maßnahmen in der Landwirtschaft zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen
    Das von der Bundesregierung in 2019 verabschiedete und 2021 novellierte Klimaschutzgesetz legt fest, dass die Emissionen der Landwirtschaft (inklusive der Emissionen aus den landwirtschaftlichen mobilen und stationären Verbrennungen) bis 2030 auf 56 Mio. t CO2-Äquivalente reduziert werden müssen.

    https://www.umweltbundesamt.de/daten/land-forstwirtschaft/beitrag-der-landwirtschaft-zu-den-treibhausgas#massnahmen-in-der-landwirtschaft-zur-senkung-der-treibhausgas-emissionen

  2. Rinderhalter sagt

    Zitat bauerwilli:“ Versuche, den Methangehalt zu verringern, z.B. durch Fütterung, haben bisher wenig oder keinen Erfolg gezeigt.“
    Diese Aussage erstaunt mich. Es soll doch deutliche Verringerungen durch Abbau von Proteinüberschüssen in der Ration geben. Desgleichen bezogen auf das Produkt , also je Nahrungsmenge-Einheit ,eine Verringerung bei hohen Tageszunahmen/hohen Milchleistungen. Das ist nicht belegt? Versuche zum Einfluß ungesättigter Fettsäuren hat das Land NRW begleitet, verweigert jedoch die Veröffentlichung der Ergebnisse.

    • Eckehard Niemann sagt

      Hallo, anonymer „Ackerbauer“, warum verbreiten Sie diese bizarre „Reichsbürger“-Propaganda ?

      • Ackerbauer sagt

        Wie kommen sie auf diesen linken Trichter?
        Wer hier wen politisch diskriminiert ist doch allen Foristen offensichtlich!

    • Bauer Willi sagt

      @Ackerbauer
      Ich möchte Sie bitten, sich zur Sache zu äußern und verweise auf die Spielregeln. Hier ein Auszug: „Ich bin keine politische Plattform und will auch nicht zulassen, dass nur noch nach politischen Farben diskutiert wird“. Sollte der Link auf das Video ironisch gemeint sein, bitte ich das zu kennzeichnen.

  3. Friedrich sagt

    Jeder der die Wiederkäuer verbieten will muß wissen , daß dann viele Millionen Menschen damit verhungern. Auf der Erde ist die meiste Fläche Grasland und da können nur die Wiederkäuer aus Gras, Fleisch und Eiweiß (Milch) machen und die Menschen damit ernähren. Wer also die Wiederkäuer abschaffen will , ist eben dann für millionenfachen Mord an den Mitmenschen schuld. Und das aus Deutschland , diese Idee ! So eine katastrophale Ideologie hatten wir doch schon einmal ! Unsere Grünen haben wohl noch nichts gelernt ? — Auch sollte nicht vergessen werden , daß die Biogasanlagen das Methan verbrennen , aber dies wird der Energiewirtschaft angerechnet , aber die Methanproduktion den Bauern angelastet . Der Saldo aus Produktion und Verbrauch wäre richtig, aber den grünen Ideologen gehts ja nicht um Ehrlichkeit , sondern um Angstmache. Hauptsache die Schlagzeile ist raus und die Wählerstimmen kommen.

    • Ackerbauer sagt

      „Die alten roten Kommunisten im neuen grünen Öko-Mantel
      halten der NWO-Nomenklatur den Steigbügel“!

      • Bauer Willi sagt

        @Ackerbauer
        Siehe meinen Kommentar weiter oben. Bitte halten Sie sich an die Spielregeln.

        • Ackerbauer sagt

          @ Bauer Willi

          Ihre Spielregeln hinken und stinken mindestens so stark wie das Methan.

          Dieses Gas wird von der Natur in den auftauenden Permafrostregionen und zum größten Teil aus der Tiefsee durch das Methanhydrat freigesetzt.
          Über 80 Gigatonnen jährlich!
          Dagegen ist die gesamte globale Rinderherde ein Hasenfurz!
          Wann werden sie es endlich begreifen das die Bauern permanent verarscht werden?!?

  4. Bergbäuerin sagt

    Die Chaostheorie besagt, dass man in gewissen natürlichen Systemen Wirkungen nicht vorhersagen kann, weil man nicht alle Ausgangsfaktoren kennt. Eines dieser Systeme ist das Wetter. https://de.wikipedia.org/wiki/Chaosforschung#Beispiele_für_chaotische_Systeme
    Seriöse Klimaforscher können nicht mehr sagen, als dass von allen BEKANNTEN Ursachen für Klimaveränderungen bei der derzeitigen Klimaerwärmung nur der anthropogene Ausstoß von Treibhausgasen als Ursache in Frage kommt. Eine exakte Vorausberechnung ist schon deshalb nicht möglich, weil man die zukünftige Entwicklung der Sonnen- und Vulkanaktivität nicht kennt. https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/informationsportal-klimawandel/klimaforschung/klimamodellierung/kritik
    Man kennt als klimamodellierende Faktoren: Sonne, Vulkaneruptionen und andere Aerosole sowie Treibhausgase. Welche kennt man nicht?
    Auch biologische Prozesse verhalten sich chaotisch. Dass man sie über Placebo und Nocebo beeinflussen kann, ist mittlerweile unbestritten.
    Ein kühner Gedanke: Können menschliche Überzeugungen auch auf das chaotische System Wetter einwirken? Verschlechtert sich das Klima deshalb, weil ein Großteil der Menschheit davon überzeugt ist?

    • Bauer Willi sagt

      Liebe Bergbäuerin
      beim Lesen Ihres Kommentares kommt mir ein ganz anderer Gedanke: Es gibt auch andere Klimaänderungen. Beim Gesprächs-Klima, beim Diskussions-Klima…

      Auch da habe ich den Eindruck, dass das Klima immer „hitziger“ wird, dass es auch da zu „Eruptionen“ kommt.

      Vielen Dank für den Tipp zu einem neuen Artikel… 🙂

        • Bergbäuerin sagt

          Damit keine Missverständnisse aufkommen: Ich stelle den Wahrheitsgehalt solcher Erzählungen gar nicht in Frage, im Gegenteil. Ich sehe die Lösung der Probleme nicht in erster Linie bei neuen Technologien, sondern in der Abkehr vom Materialismus, in mehr Genügsamkeit.

  5. bauerhans sagt

    im STERN nr.19 äussert sich eine landwirtschaftsexpertin der ngo INKOTA zu welternährung ohne glyphosat.
    wir haben ein verteilungsproblem in der welt!
    kleinbauern,die zweidrittel der menschheit ernähren,müssen unterstützt werden,aber ohne gentechnik.
    die industrielle landwirtschaft ist ein „enormer treiber“ des klimawandels.

    • Schmeckt gut sagt

      Danke bauerhans für den Hinweis. Ich lache mich kaputt. Wie kann eine Landwirtschaftsexpertin solche eine durchsichtige Behauptung raushauen als offensichtliche FakeNews. Wie hoch ist noch mal der Anteil an Menschen, die in großen Städten leben? In Australien sind es 80%. In den USA, EU, Südamerika, Asien? Und diese Mitbewohner werden von Kleinbauern ernährt? Nein, diese werde von Walmart, Tesco, Aldi, Lidl, genossenschaftlichen Foodchains etc ernährt. Immer weniger, machtvolle Konzerne ernähren die Ballungsräume. Und ja, diese Entwicklung ist bedenklich. Aber „dämliche“ Einwürfe einer unbekannten NGO, die um Spenden wirbt, helfen hier leidlich wenig. Gute und umsetzbare Lösungsansätze wären dagegen wünschenswert.

    • Inga sagt

      Bei den Kleinbauern ist ja noch Rentner- u. Kinderarbeit üblich, da braucht man kein Glyphosat und ähnliches!

      Wie will man ohne Industrie verteilen?

  6. Mark sagt

    Um die Emissionen unterschiedlicher Treibhausgase vergleichen zu können, wird ihre Wirkung über einen bestimmten Zeitraum auf Basis des Strahlungsantriebs von CO2 beschrieben und als CO2-Äquivalent ausgedrückt. In politischen Prozessen wurde als zeitliche Bezugsgröße 100 Jahre gewählt, auch die Faktoren der CO2- Äquivalente der Teibhausgase wurden letzendlich „politisch“ festgelegt. Sämtliche Angaben zu den THG-Emissionen beruhen letzendlich auf Schätzungen, über deren Genauigeit man trefflich streiten kann (man erinnere sich an den Eisengehalt von Spinat). Das mit riesigem Abstand wichtigste THG fehlt in der Aufstellung: Wasserdampf. Der natürliche Treibhauseffet führt dazu, dass die golbale Mitteltemperatur bei +15 C° liegt und die Erde dadurch erst „bewohnbar“ ist. 2016 lag die globale Mitteltemperatur bei 14,83C°, 2017 und 2018 waren kühler. Frage: Wie hoch ist der anthropogene Anteil des Treibhauseffektes?

  7. Harald Müller sagt

    Wenn in der Grafik noch das „in Mio t“ durch „in Mio t CO2-Äquivalent“ ersetzt werden könnte?
    Danke.

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