Bauer Willi
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Kämpft der Bauer gegen die Natur?

Kämpft der Bauer gegen die Natur? Dieser Gedanke geht mir durch den Kopf bei all den negativen Berichten der vergangenen Monaten und insbesondere beim Bericht der Zukunftskommission. Ständig wird der Landwirtschaft eine Schädigung oder sogar Zerstörung der Natur vorgeworfen.

Aber machen wir dies nicht alle, alleine durch unsere Anwesenheit auf diesem Planeten? Warum sollte also die Landwirtschaft eine Ausnahme sein? Dazu habe ich mich mit Jürgen Donhauser im folgenden Podcast unterhalten.

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66 Kommentare

  1. Inga sagt

    Die werden berechnet, Jürgen,
    damit man sieht wie hoch der Schaden ist, den sie der Natur zufügen und ob es sich lohnt diese zu beseitigen.
    Denke ich

  2. Inga sagt

    “Unsere Gesellschaft basiert leider auf dem der Landwirtschaft vorgeworfenen ”

    Was das wird den ach so rückständigen und dummen Bauern vorgeworfen?

    Die moderne Industrie basiert doch auf Wachstum, und formt so das Wirtschafts- und Finanzsystem.

    Wenn wir das nicht hätten, dann würden wir noch mit Autos mit der Technik von 1950 umherfahren, nicht jeder könnte sich eins leisten,
    die anderen Techniken wären genauso weit, wie Flugzeug, Bahn und Landmaschinen.
    Die Weiterentwickelung blieb aus. Es würden weniger Steuern ins Staatssäckel kommen und wer bezahlt die Forschung und Weiterentwicklung?

    Die Arbeiter würden weniger verdienen, sie wären froh, wenn sie sich auf dem Bauernhof etwas dazu verdienen könnten, wenigstens Frauen und Kinder, und so weiter,
    wir hätten eine ganz andere Kultur und der Welthandel wäre auch nicht so weit.
    Ich suche mal den Film bei ARTE raus, den ich neulich im Kino gesehen habe.

    WER WIR WAREN
    https://www.ardmediathek.de/video/kinokino/wer-wir-waren/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvL2FjZWE1OGJlLTQ1NDYtNGM4Ni04NTdhLWYyMzVkM2YzMDk5Mg/

  3. Thomas Apfel sagt

    Vielleicht mal ein anderer Ansatz als Philosophie und Theologie (die ja immer nah beieinander sind) :
    Die Natur ( in diesem Fall mal auf “Das Leben” beschränkt) ist ein hochkomplexes System, das eher chaotisch funktioniert. Wir haben bislang von Grundzügen der Funktionsweise einiges erfasst/erkannt. In den Details wissen wir noch relativ wenig und werden einige Dinge auch schon deshalb nie erfassen, weil sich alles ständig ändert (Arten kommen und gehen ohne dass wir ihre Stellung im Ökosystem auch nur annähernd erfasst haben).
    Die Stärke dessen, was wir landläufig als “Natur” bezeichnen ist definitiv die Anpassungsfähigkeit durch Vielfalt und Veränderung (jede Nische wird durch spezialisierte Lebensformen besetzt).
    Was wir im Rahmen der Landwirtschaft machen, ist Einschränkung der Biodiversität auf den Flächen/Systemen mit denen wir unsere Nahrung erzeugen. Auch dieses Prinzip haben wir nicht erfunden, fast alle Lebewesen beschränken für ihre Ernährung die “Biodiversität” dort wo sie ihre Nahrung gewinnen. Pflanzen und Pilze halten sich ihre Konkurrenz mit allen erdenklichen Methoden vom Hals (vergiften, erdrücken, Licht und Wasser “abgraben”). Ameisen legen Kulturen an und ernähren sich von den darauf wachsenden speziellen Pilzen, oder sie halten sich wie Hirten “Viehherden” an Blattläusen um sie zu “melken” und schützen sie, wie wir unser Vieh auch gegen, Fressfeine.

    Was uns unterscheidet, ist die Effektivität und das Ausmaß an Beschränkung von Biodiversität, das wir über Landwirtschaft IN UNSEREN PRODUKTIONSFLÄCHEN erreichen (in den Flächen mit der notwendigen Produktivität bei Konvi und Öko gleichermaßen !!!).
    Nur DAS sichert aber, nach bisherigem Erkenntnisstand, unser Überleben, da sich komplexe Systeme, deren Lebensformen nach dem Chaosprinzip interagieren, nicht beherrschen lassen. Auch auf unseren Feldern und Wiesen stellt sich eine Biodiversität ein, die wir aber versuchen zu vereinheitlichen und zu standardisieren.
    Gleichzeitig hat das “Öffnen” der dichten Waldbestände durch Rodung und Landbewirtschaftung wiederum ein Vielfalt neuer Lebensräume geschaffen, die so im dichten Wald gar nicht vorhanden sind weil auch Bäume in ihrem Interesse die Biodiversität ihrer Umgebung beschränken.
    In der Vergangenheit hat unsere Kraft und Energieverfügbarkeit nie gereicht “alles sauber zu halten” – auch wenn das “naturgemäß” schon immer unser Bestreben war.
    Mit dem jetzigen Wissen und der Energie-Verfügbarkeit sind wir da beängstigend effektiv und neigen, neben der notwendigen Konditionierung unserer Produktionsflächen, dazu alles und jede Ecke zu putzen und zu rasieren. Dass die Strukturverluste in der Landschaft in einigen Gegenden auch Biodiversitätsverluste sind, ist logisch. Ob und in welcher Form das für die Zukunft unserer Ernährung ein Problem ist, kann ich nicht beurteilen, würde es aus dem “Bauchgefühl heraus schon so sehen, Dem Chaossystem des Lebens etwas mehr Raum zu geben scheint mir schon sinnvoll, und wir sollten uns der “Landschaftsgestaltung” in diesem Sinne nicht völlig verweigern !!!

    • Reinhard Seevers sagt

      Alles gut soweit Thomas, blöd ist nur, dass jetzt Kapitalismus und Demokratie in Form von LEH und Bürger beim Definieren von richtig und falsch ins Spiel kommen….
      Wie sagte einst ein kluger Kopf: ” Fußball ist ein einfaches Spiel, wenn der Gegner nicht wäre!”😎

    • Elisabeth Ertl sagt

      Thomas Apfel, Sie haben eben noch nicht verstanden, dass streng geschützte Wisente und Aucherochsen die Landschaft auch offen halten können, und nach Ansicht der Naturschützer können sie das viel besser als der Mensch. Denn der Mensch ist ja eine Planetenkrankheit, wissen Sie 😉

      • Paulus sagt

        Hochverehrte gnädige Frau Dr. Ertl, daran dass streng geschützte Wisente eine Landschaft offen halten können glaube ich gerne. Sie schaffen es sogar wertvolle Buchenbeständen zu eliminieren, die meine Waldnachbarn im Sinne ihres
        an­ti­quierten Generationendenkens hegen und pflegen. Das alles nur zwecks Belustigung irgendwelcher Touristen, noch nicht einmal zum Erhalt der genetisch eh schon degenerierten Art. Die überzähligen Jungbullen will europaweit nun auch niemand, da hilft dann nur noch eine Büchse im Kaliber 9,3 oder so.
        Wenn es um den ebenfalls streng geschützten Wolf geht, bist du merkwürdiger Weise anderer Ansicht.

    • fingerphilosoph sagt

      Hochkomplexes System steht im Widerspruch zu Chaos. Chaos ist strukturlos. Es gibt keine Beziehungen von Teilchen, keine Organisation, keine Ordnung. Das Leben ist nicht chaotisch. Aber es ist nicht nur ein hochkomplexes, sondern ein offenes System. Das heißt, jeder Mitspieler (Individuum oder Spezies) wird getragen von dem Drang, möglichst lange zu überleben, sich zu vermehren, sich auszubreiten. Alles, was lebt, will mehr Leben. Dieser Lebenswunsch ist die innerste Motivation, die alle Lebensformen antreibt. Das macht den Unterschied zur Maschine. Daraus ergeben sich dann die Interaktionen der verschiedenen Lebensformen, die nicht berechenbar sind, solange die Lebenswünsche der einzelnen Wesen nicht auf ein im voraus festgelegtes Ziel hin vereinheitlicht sind.

      Wenn nun aber eine Spezies, der homo sapiens, hingeht und die Lebenswünsche aller anderen Lebensformen auf sein eigenes Überleben hin vereinheitlicht, dann wird das Leben bzw. die Natur berechenbar. Aus dem Leben wird eine Maschinerie. Und es ist schon so, dass alle unsere Bestrebungen genau darauf hinauslaufen. Nicht nur in der Landwirtschaft, sondern in zahllosen Bereichen.

      Wir wollen keine wirkliche Artenvielfalt, denn sonst dürften wir zwischen Nützlingen und Schädlingen ja nicht unterscheiden. Das tun wir aber sehr wohl und müssen das auch, wenn wir unser Überleben nicht gefährden wollen, deshalb ist diese ganze Artenschutz-Debatte doch auch so verlogen. Was die Naturschützer wollen, ist die Zahl der Nützlinge erhöhen, weil sie sich davon größere Überlebenschancen erhoffen. Es geht doch nicht um die Feldhamster um der Feldhamster willen oder um die Bienen um der Bienen willen, sondern um Bienen und Feldhamster im Hinblick auf das langfristige Überleben des homo sapiens.

      Der Punkt ist, dass die Kulturlandschaft, die sich über die Jahrhunderte mehr oder weniger unbeabsichtigt in Ko-Evolution mit der Landwirtschaft entwickelt hat, nun aufgegeben werden soll zugunsten einer scheinbaren Wildnis, in der aber jeder Wolf und jeder Hamster seine Nummer hat und von denen beobachtet wird, die sonst nichts zu tun haben.

      • Thomas Apfel sagt

        Ich meine mit Chaos die landläufige Unvorhersehbarkeit von Prozessen und Abläufen, also die “scheinbare” Unordnung”, die ich in meinem Drang zum Systematisieren und “nach Schubladen” sortieren wegen ihrer Komplexität nie ganz überschauen kann.
        Ist sicherlich philosophisch nicht ganz korrekt, aber für den “Normalo” (wie mich) schon verständlich.

      • Paulus sagt

        @Fi-phil, schon dein erster Satz widerspricht meiner langjährigen Erfahrung, nicht nur was die Ingenieurwissenschaften betrifft.
        Gerade hochkomplexe Systeme neigen zum Chaos. Beispiele dafür könnte ich dir zur Genüge nennen.

        • fingerphilosoph sagt

          Wenn hochkomplexe Systeme chaotisch werden, zerfallen sie und das wars dann mit der Komplexität. Aber du hast schon Recht: mit zunehmender Komplexität erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Zerfalls.

  4. Thomas sagt

    Schon Mal ein Kollegen in unseren Breitengraden gesehen der Zuckerrüben im Hochsommer oder im Winter aussähen zu? Das wäre für mich gegen die Natur arbeiten!

  5. Nils sagt

    Behauptet denn jemand pauschal, die Bauern würden gegen die Natur arbeiten? Dieser Vorwurf gilt doch eher der konventionellen Intensiv-Landwirtschaft oder gegen einzelne Bauern, die darauf angewiesen sind, Kunstdünger aufzubringen oder ihre Felder kompromisslos von schädigenden Tieren sowie anderen Pflanzen fernhalten wollen. Fernhalten ist hier euphemistisch gemeint. Es geht um die radikale Auslöschung unerwünschten Lebens. Da ist die Kriegsrhetorik definitiv angebracht. Sobald Ökosysteme so weit beeinflusst werden, dass sie aus dem Gleichgewicht geraten und dies künstlich kompensiert werden muss, würde ich also die verkürzte Aussage bejahen: (so wirtschaftende) Bauern arbeiten gegen die Natur.

    Dem gegenüber stehen die Landwirte, die versuchen, stabile Ökosystem zu etablieren, um den Schädlingsdruck auf “natürliche” Weise zu regulieren (Mischkulturen, Nützlingsförderung …). Da sowas deutlich schlechter kalkulierbar ist, müssen Ausfälle mitgedacht sein. Erzwungene Einfruchtfelder (ihr hasst ja das Wort Monokulturen) wird es da also nicht geben. Bildlich gesagt, sehe ich ein Kornfeld ohne Kornblumen, Mohn und anderen Beikräutern, arbeitet da jemand definitiv gegen die Natur.

    Aber wenn man es überspitzt, kann eigentlich niemand gegen die Natur arbeiten. Da wir (inkl. Bauern) Teil der Natur sind, würde das ja bedeutet, die Natur arbeitet gegen sich selbst.

    • Ehemaliger Landwirt sagt

      Da lässt wieder ein urbaner Bürger seinen Fantasien freien Lauf.

      Kennen sie das Haber-Bosch- Verfahren?
      Da wird aus atmosphärischem Stickstoff der Luft und Wassertoff zu Dünger verarbeitet, das (der Stickstoff aus der Atemluft) nennen manche Kunstdünger.

  6. Ostbauer sagt

    Leute,
    man kanns ja auch übertreiben.
    Als Landwirt leb und arbeite ich in der Natur(was man heute Natur nennt) und versuch das alles in Einklang zu bringen; also nachhaltig zu wirtschaften.
    Die Natur macht das mit mir nicht.
    Der Wolf könnte sich ja auch mit einem Tier zufrieden geben, nö, macht er nicht; also nicht nachhaltig.
    Die Wildschweine könnten sich ja auch nur jedes zehnte Maiskorn rausnehmen, machen sie aber nicht, was für eine Sauerei.
    Das gleiche gilt für invasive Planzenarten oder Insekten; immer gleich aus dem vollen schöpfen als gäbe es kein Morgen. Das ist absolut nicht nachhaltig. Sollte sich Frau Schulze mal drum kümmern.
    Geht`s eigendlich noch?
    Nie waren die wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Zusammenspiel in der Natur so groß wie heute.Früher haben die halb Europa abgeholzt; und dahin wollen wir zurück?
    Also bei der Diskussion helfen mir auch keine philosophischen Ergüsse aus dem wunderschönen Frankreich.

    • Paulus sagt

      @Ostbauer, es gibt philosophische Ergüsse und philosophische Ergüsse. Den großen Philosophen verdanken wir zweifelsfrei so Einiges. Nachdem sich jeder als Philosoph bezeichnen kann sind deren Ergüsse häufig intellektuell barrierefrei, um es mal freundlich auszudrücken. Was mich außerdem stört, sie betrachten es als ihre Aufgabe Missstände aufzuzeigen. Da sind sie sehr analytisch und das ist auch OK.
      Wenn es darum geht Lösungen zu finden und diese auch umsetzen ist augenblicklich Schluss
      bei den Jungs. Das tut sich ein Philosoph nicht an.

  7. Jürgen Donhauser sagt

    Bei der Naturschutzmaßnahme, Entbuschung des Trockenrasen damals, fragte ich den Mann vom Bund Naturschutz: „Vor wem schützen wir jetzt eigentlich die Natur? Vor sich selbst? Das ist doch ein ganz natürlicher Vorgang der Natur. Oder schützen wir hier die Interessen der „Naturschützer“ die sich unbedingt am Ist-Zustand erfreuen wollen? Dann ist das aber wider der Natur und egoistisch! Nicht mehr, als wenn ich als Landwirt eine Fläche für mich zum Anbau nutze!“

    • Elisabeth Ertl sagt

      Das Problem der Naturschützer ist einfach, dass sie eine rein museale Vorstellung von Natur haben. Sie können sich nicht abfinden mit Werden und Vergehen, die das Wesen der Evolution sind. Sie können sich z.B. nicht damit abfinden, dass in den Kulturlandschaften der Wolf durch eine große Vielfalt an Hunderassen abgelöst worden ist, also durch einen Wolf, der mit dem Menschen kooperiert, und dass Auerochs und Wisent von hunderten Hausrinderrassen abgelöst worden sind, die viel energieeffizienter an die jeweiligen Futtervoraussetzungen angepasst sind.
      Da gibt es jetzt eine Bisonfarm in Rumänien, wo 600 solche Viecher auf 2500 ha gehalten werden müssen, und das Fleisch wird nach Österreich exportiert. Hauptsache altes Wildtier.
      Die Nutztiere haben die Wildtiere abgelöst, so wie halt die Säugetiere die Dinosaurier abgelöst haben.

      • Nils sagt

        Hunde und Wölfe haben dieselben Vorfahren, so wie auch Menschen und der Schimpanse einen gemeinsamen Vorfahren haben. Weder stammt der Hund vom Wolf ab noch der Mensch vom Affen. Das ist schon ein kleiner Unterschied und deine These bedarf einer Anpassung.

        Auch wurden Auerochsen und Wisent nicht von Hausrindern abgelöst oder gar verdrängt, sondern der Mensch hat hier einen wesentlichen Anteil geleistet, neben vielen anderen mitspielenden Faktoren auch. Die Natur funktioniert nicht monokausal.

        „Gute“ Naturschützer wollen auch keine Damals wiederherstellen oder etwas konservieren, sondern ein Gleichgewicht herstellen, sodass Biotope auch ohne ständige korrigierende Eingriffe des Menschen funktionieren.

        Aber eigentlich kann man sich hier auch die Finger fusselig schreiben. Alles, was NGOS, Naturschützer, Grüne, Klimaktivisten, Umweltverbände, Kleingärtner oder andere Interessenvertreter fordern, scheint ja per se schlecht zu sein. Die ach so gut geschulten Landwirte wissen, wo der Hase rennt und alle anderen haben keine Ahnung und eigentlich auch kein Recht darauf, Ahnung zu haben. Letztlich geht’s hier doch oft nur darum, die eigenen Pfründe zu bewahren. Das sieht man schon daran, dass Frau Klöckner mal die Teuflin in Person ist und dann doch wieder ganz okay. Sie darf halt bloß nicht von ökologischer Landwirtschaft faseln, denn das kann niemals die Welt ernähren und will ja auch keiner bezahlen. Da hängt man sich an solchen Details auf und prangert gerne auch einen geforderten Systemwandel an. Dass dieser unumdingbar ist und letztlich der Kunde gar nicht entscheiden sollte, ob er Produkte mit ausbeuterischer Wertschöpfung haben will oder nicht. Von Billiglöhnern erknechteter Spargel darf einfach keine Option sein, so wie auch Hehlerwaren, Kinderhandel oder Mord keine Optionen sind, sondern Verbrechen.

        • Reinhard Seevers sagt

          @Zitat Nils: “Letztlich geht’s hier doch oft nur darum, die eigenen Pfründe zu bewahren.”

          Darum geht es JEDEN Menschen. Und diejenigen, die dies anderen vorhalten, sind die größten Heuchler. Und diejenigen, die dies tun und gleichzeitig keine Kalorien Nahrung für Menschen erzeugt haben, das sind häufig die Schlimmsten.

        • Obstbäuerin sagt

          “Letztlich geht’s hier doch oft nur darum, die eigenen Pfründe zu bewahren.” In dieser Hinsicht können wir von Nabu und Bund noch einiges lernen, Nils. Wie clever da Mauereidechsen und Fledermäuse als Geldbringer herhalten müssen, habe ich heute erleben dürfen. Da bekommt man schon den Eindruck, dass die Erhaltung der Arten eigentlich nur Nebensache sind.

        • Elisabeth Ertl sagt

          Warum darf Evolution nur ohne Mitwirkung des Menschen stattfinden, und warum dürfen Gleichgewichte nur ohne Mitwirkung des Menschen funktionieren? Hat sich die Natur geirrt, als sie den Menschen hervorgebracht hat? Darf er nur daneben sitzen und zuschauen?
          Mir gefällt dieser Beitrag eines Touareg über den Wolf: https://www.youtube.com/watch?v=VQylVdIns2U
          Natürlich wollen die Naturschützer nur konservieren, diesen Begriff verwenden sie ja selber: https://www.youtube.com/watch?v=3eFDhIeAM6A

      • Inga sagt

        Ja,
        wenn die Nutztiere auf effektiver getrimmt (gezüchtet) worden sind, dann haben wir viele Menschne denen auch zu verdnanke, dass wir allessatt werden.

        Wenn die die Natur dieser Welt noch so unbelassen wäre wie in der Steinzeit, wären ja gar nicht so viele Menschen hier, weil die Ökologie der Erde von damals gar noch so viel Nahrungsmittel hervorbringen könnte.

        Das müssen sich die Städer hinter die Ohren schreiben, die die Landwirtschaft kritisieren wollen!

  8. Jürgen Donhauser sagt

    Wenn wir uns einig sind, dass unser Menschsein auf der Erde zwangsläufig das Umfeld (Natur) schädigt, warum werden dann im ZKL-Bericht diese „Schäden“ errechnet und bewertet, wenn es doch unumgänglich ist?

    • Elisabeth Ertl sagt

      Man müsste überhaupt einmal genauer definieren, was man unter “Schaden” versteht. Wie Prof. Kunz in seinem Vortrag so drastisch erläutert, war es ja der Mensch, der um 1800 den bisherigen Höhepunkt der Artenvielfalt geschaffen hat, allerdings ohne das überhaupt zum Ziel gehabt zu haben, sondern im Bestreben, sich und die Seinen zu ernähren.
      Ich denke, als Schaden muss etwas gelten, was andere Menschen beeinträchtigt oder ihnen einen Aufwand verursacht. Wenn Trinkwasser aufbereitet werden muss, weil es Schadstoffe aus der Landwirtschaft enthält, dann kann man von einer schädlichen Wirkung der Landwirtschaft sprechen und darüber nachdenken, wie man den Schaden von vorne herein vermeidet. Wenn aber das im Grunde nutzlose Tier Wolf für manche Wohlstandsbürger ein Hobby-Geschäft ist, dann schadet es der lebensnotwendigen Landwirtschaft und nicht umgekehrt.

    • Reinhard Seevers sagt

      ….weil es als Angriffswerkzeug und Daumenschraube, als Rechtfertigungswerkzeug für die große Transformation genutzt werden kann.
      Wenn eines Tages das Mikroplastik vom Abbrieb der Autoreifen in allen Naturschutzköpfen angekommen sein sollte, wem wird das als Schäden zugeordnet werden? Wird dann jeder Autofahrer posthum ins Gefängnis müssen, oder müssen alle Fahrzeugbesitzer Geld zahlen? Oder wird das einfach ignoriert?
      Diese Aufrechnung ist einfach ein Instrument der Gängelung, nichts anderes.

    • Inga sagt

      Wie in meinem Text steht, der mir oben hingerutscht ist, die Schäden werden berechnet um sie zu vermeiden oder sie zu renaturieren.
      Und um zu beweisen, dass sie nicht nur von der Landwirtschaft kommen.

  9. Schorsch Summerer sagt

    Landwirtschaft ist ein Kampf mit der Natur und auch gegen die Natur. wenn wir ihn verlieren =keine Lebensmittel erzeugen, dann hungern wir.
    Auch Medizin ist ein Kampf gegen die Natur. Wenn wir ihn verlieren werden wir krank und sterben. Ja Krebs Grippe und Corona sind auch Natur.
    Heizen und Wohnungsbau ist ein Kampf gegen die Natur. Wenn wir ihn verlieren erfrieren wir im Winter oder sterben an Seuchen wegen mangelnder Hygiene.
    Hygiene ist ein Kampf gegen die Natur. Siehe oben.
    Wer meint sich faul zurücklehnen zu können wird von der Natur eliminiert. Doch das ist nun mal die Natur. Sie ist deshalb nicht böse, sie ist wie sie ist.

    • Günter sagt

      Hoi Schorsch
      Wieso Kampf gegen die Natur?
      Seit ich auf der Welt bin lebe ich mit und in der Natur.
      Es gibt Naturgesetze an die sollte ich achten.
      Der Mensch mit seiner unermesslichen Inteligenz versucht immer sich über diese
      Gesetze zu stellen. Und meistens gehts halt schief, wie uns die Geschichte lehrt.
      Ein Kampf gegen die Natur wird der Mensch immer verlieren.

      • Schorsch Summerer sagt

        Weil die Natur jedes Lebewesen seinen Gesetzen unterordnet. Betrachte die Tierwelt. Jede Population die sich extrem vergrössert wird in ihrem Wachstum durch die Natur mit Mangel und Vernichtung eingegrenzt. Mit dem Beginn von Ackerbau haben wir die Natur und deren Gesetze zurückgedrängt. Das bedeutet nicht total gegen die Natur zu arbeiten. Deshalb Kampf oder auch Wettkampf mit der Natur aber auch gegen die Natur. Würden wir nachlassen wäre ich zum Beispiel nicht mehr hier an der Tastatur. Die Natur hätte mich vor 40 jahren als nicht lebensfähig aussortiert.

      • Jürgen Donhauser sagt

        Günter, bitte definiere für dich den Begriff Natur. Es ist „natürlich“ das Erreger den Menschen als „Wirt“ nutzen wollen. Unser Immunsystem bekämpft diese Erreger ohne unser bewußtes Zutun – darf es das? Kernaussagen des Podcast: „Es ist normal in der Natur, dass um den Lebensraum konkurriert (gekämpft) wird!

        • Günter sagt

          @Jürgen
          Genau das was im Moment in der Eifel und Umgebung abläuft meinte ich mit meiner Antwort. Meine Anteilnahme gilt den Angehörigen.

      • Schorsch Summerer sagt

        Was an der Natur in der du lebst ist Natur ohne menschliches Zutun? Lebst du in einer Baumhöhle mitsammt den Parasiten die den Menschen seit seiner Existenz verfolgen? Die Apfelbäume die dein Haus umgeben sind die natürlich gewachsen und nie geschnitten? Du schaust von deiner Hausbank (ich hoffe du hast eine) in die Natur so wie sie ohne den Menschen gewachsen ist? wenn du einen Stein auf dem Fussweg beseitigst hast du dann die Natur nicht verändert damit du leichter gehen kannst?

  10. fingerphilosoph sagt

    Schaden die Bauern der Natur? Ja!
    Schadet der Mensch der Natur? Ja!

    “Natur” ist ein übergeordneter Begriff, der eine Vielzahl von Erscheinungen, Prozessen und Beziehungen umfasst. Ein ähnlicher Begriff ist “Wald”, der nicht nur einzelne Baumarten wie Eichen, Kiefern, Fichten einschließt, sondern auch alle anderen Waldpflanzen, Waldtiere, den Waldboden, die entsprechenden Bodelebewesen, Wasser und -speicherung, Fotosynthese sowie die unzähligen Abhängigkeiten der verschiedenen Lebensformen untereinander. Der Eichenprozessionsspinner schadet den Eichen, aber nicht dem Wald, denn wo die Eichen verschwinden, werden sie durch andere Baum- oder Straucharten ersetzt. Im Begriff “Natur” wie im Begriff “Wald” ist das Werden und Vergehen von Individuen, aber auch von ganzen Spezies eingeschlossen.

    Der Mensch ist nicht vergleichbar mit Kiefern, Haselnusssträuchern, Wildschweinen oder Eichenprozessionsspinnern, die insgesamt den Wald bilden. Alle genannten Spezies sind Teil des Waldes. Sie können sich nicht über den Wald erheben, sich nicht außerhalb des Waldes stellen.

    Der Mensch definiert den Wald als Ganzes jedoch als System, das er für seine Zwecke bewusst gestalten kann. Der Mensch will und kann das Geschehen “Wald” auf ein bestimmtes Ziel hin steuern. Dasselbe gilt auch für “Natur”: Der Mensch ist dabei zu lernen, wie er die Natur als Ganzes auf bestimmte Ziele hin steuern kann, und das ist selbstverständlich das Ende der Natur, denn weder die Evolution noch die Natur kennen ein Ziel. Diese übergeordnete Ebene ist eigentlich absichtslos. Das heißt, der “Natur” als solcher ist es wurscht, ob es viele oder wenige Arten gibt, ob sie sich als Eiswüste oder als Urwald manifestiert.

    Schaden die Naturschützer der Natur? Auch hier ein ja!
    Sie schaden der Natur mehr als die Bauern. Die Bauern wollen in erster Linie Lebensmittel produzieren, da bleibt für andere Spezies durchaus noch Raum, sich im Rahmen der Evolution zu positionieren. Naturschützer greifen gestalterisch weit mehr in die Natur ein. Naturschützer legen beispielsweise im Vorfeld fest, dass Natur gleichbedeutend mit Artenvielfalt ist. Sie wollen sämtliche Spezies in ihrem Werden und Vergehen steuern, vom Juchtenkäfer über den Feldhamster, die Greifvögel und den Wolf. Für andere Spezies bleibt ausschließlich der Raum, den die Menschen ihnen zubilligen. Das heißt, alle anderen Spezies sind dem Menschen ausgeliefert.

    Der Mensch ist nicht eine Spezies unter anderen Spezies. Er nimmt immer mehr einen gottgleichen Status ein. Wo der Mensch zu Gott wird, ist er nicht länger Teil der Natur. Indem der Mensch Natur mehr und mehr gestaltet, wird er zum Gegenspieler der Natur.

    • Mark sagt

      @f…ph
      Diese Diskussion hatten wir ja schon des öfteren. Ich würde Deine Ansicht teilen, wenn homo sapiens quasi ein Ausserirdischer wäre und von aussen als invasive Art auf die Erde eingedrungen wäre und somit nicht irdischen Ursprungs wäre und dadurch das Ökosystem Erde = Natur stören würde. Ist er aber nicht. Alles was hs tut ist irdischen Ursprungs, Teil der Evolution. Wenn hs eine Autobahn baut ist dies im Grunde nichts anderes, als wenn das Wild eine Wildpfad in den Wald trampelt. Der Mensch kann nichts unnatürliches tun, weil er Teil der Natur ist. Selbst dann wenn er eine Atombombe zündet. Eines der grössten Irtümmer des hs ist zu glaube, er könne einen gottgleichen Status einnehmen ( siehe Papst oder Naturschützer oder Bauern). Es funktioniert nicht und das ist am Ende des Tages beruhigend.

      • fingerphilosoph sagt

        @ Mark

        “Der Mensch kann nichts Unnatürliches tun, weil er Teil der Natur ist.” Echt jetzt? Warum soll Natur nicht etwas Unnatürliches hervorbringen?

        Wenn du den Begriff “Leben” in analoger Weise verwendest, kann Unbelebtes nichts Lebendes hervorbringen. Da der Planet Erde zuerst unbelebt war, bleibt er für alle Zeiten unbelebt, denn das Eine kann ja nicht sein Gegenteil hervorbringen.
        In dieser Denkweise gibt es überhaupt kein Leben. Umgekehrt kann auch das Lebende nichts Unbelebtes hervorbringen, wofür jedoch deine Autobahn und der Plastikmüll in den Meeren das Gegenbeispiel sind.

        Begriffe sind Produkte unseres Geistes und der funktioniert über Unterscheidungen. Wenn du “a” sagst, ist damit automatisch auch “nicht-a” gesetzt.
        Wenn du Gott oder Sein sagst, sind damit Nicht-Gott und Nicht-Sein gesetzt. Die Religionsphilosophen haben sich den Kopf darüber zerbrochen, wie sie beweisen sollen, dass Nicht-Gott doch auch Gott ist,. Denn nur so ist er ja allumfassend. Im Prinzip führst du denselben Eiertanz um dasselbe Problem auf, nur dass du “Natur” und “Evolution” statt Gott sagst.

        Die Religionsphilosophen, beispielsweise Nicolaus Cusanus, haben das Problem gelöst, indem sie Gott als den Zusammenfall der Gegensätze definiert haben. Wo immer das Eine gleichzeitig auch sein Gegenteil ist: daraus kannst du jedoch nichts ableiten, keine Erkenntnisse gewinnen, eigentlich nicht mal drüber reden. Cusanus und andere kommen auch tatsächlich zu diesem Schluss. Für sie ist Gott unerkennbar.

        Nun leiten wir aber aus der Natur durchaus bestimmte Erkenntnisse ab. Wir können über sie reden. Wir lernen sie kennen und finden heraus, wie sie sich verhält. So wie wir den Begriff “Natur” verwenden, handelt es sich nicht um einen Zusammenfall von Gegensätzen. Natur kann deshalb durchaus Unnatur hervorbringen, ebenso wie Unbelebtes Lebendes hervorbringen kann. Der Mensch kann also durchaus die “Unnatur” verkörpern und als Gegenspieler zur Natur auftreten.

        Wir sind dank unseren technischen Entwicklungen dabei, in die Rolle von Göttern hineinzuwachsen. Wer Gene zusammenschraubt und neue Lebewesen kreiiert, ist ein Schöpfer, und wer Atome spaltet, ein Vernichter. Einer der grössten Irrtümer des hs ist zu glauben, dass er eine Spezies unter vielen anderen Spezies ist oder “Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will”, wie das Albert Schweitzer gern gepredigt hat. Wir wollen nicht nur leben, wir wollen das Leben aller anderen dominieren.

        • Mark sagt

          Jede Spezies auf dem Planeten hat den Drang zu überleben und seine Art zu erhalten. Viele reagieren auf den Drang zur Arterhaltung mit einer mehr oder weniger starken Vermehrung seiner Art, dies geht immer auf Kosten anderer Arten. Deshalb gibt es auch ein ständiges Artensterben. Der Mensch ist bei diesem Spiel am weitesten fortgeschritten, aber deshalb noch lange kein Gott. Deine konstruierte Analogie passt diesmal Ausnahmsweise nicht, denn ich habe nirgends behauptet, dass unbelebte Natur kein Leben hervorbringen könnte. Die Frage, was Natur eigentlich ist, ist längst nicht beantwortet. Solange dies so ist, kann sie auch keinen Gegenspieler haben, heisst sie nun Unnatur oder inverse Natur oder sonst wie.

          • fingerphilosoph sagt

            Ich finde schon, dass die Analogie passt. “Natur” und “Leben” liegen als Begriffsfelder näher beieinander als “Natur” und “Gott”. “Gott” bzw. “Sein” sind absolute Begriffe, “Natur” und “Leben” nicht. Gott ist unsterblich, die Natur nicht.

            Deine Argumentation funktioniert nur, weil “Natur” ein schillernder Begriff ist, der sowohl Ökosystem als auch das innere Wesen bedeuten kann. Je nachdem, wie es dir passt, springst du von “Ökosystem” zu “Wesen”.

            Wenn eine Spezies in ihrem Drang zu überleben, alle anderen Spezies zu ihren Zwecken benutzt und steuert oder sogar kreiiert, also das gesamte Ökosystem auf das Überleben dieser einen Spezies hin total umbaut, ist das Ergebnis des Umbaus nicht Natur, sondern das Ende von Natur. Und zwar, weil in dieser neuen Welt alle Lebewesen und Dinge einen Zweck haben und einem Ziel dienen.

    • firedragon sagt

      Natur entsteht/entwickelt sich aus den vier Elementen.
      Tja und wenn die sich austoben, hat sogar so ein gottgleiches Wesen, wie bspw. der Mensch ganz schlechte Karten.

      Ich würde nicht sagen, dass “der Bauer” gegen die Natur kämpft. LW versucht mit den Gegebenheiten Nahrung zu erzeugen und diese Nahrung fällt in Teilen RLP’s zur Zeit ins Wasser.
      Bei uns steht erntereifer Durum auf den Äckern, es regnet ständig, wir können nicht dreschen und der Durum droht zum Futterweizen zu werden.

      Nein, wir kämpfen nicht … wir stehen nur da und gucken zu.

  11. Obstbäuerin sagt

    Vielleicht könnte man es verkürzt so zusammenfassen:
    Je mehr Blühwiesen und Produktion ohne moderne Landwirtschaft – um so mehr Hunger auf der Welt. (vorerst nicht bei uns)

    • Reinhard Seevers sagt

      Stimmt nur bedingt Obstbäuerin. Wenn der hier verlorengegangene Wert (Arbeit und Kapital) in den armen Ländern genutzt wird, um dort eine effiziente Landwirtschaft aufzubauen, dann könnte es dazu kommen, dass weniger Menschen hungern müssen.
      Das setzt aber so viel Dinge voraus, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie das umgesetzt werden sollte.
      Das Kapital sucht sich seinen Weg. Wenn die Landwirtschaft hier reduziert wird, muss Nahrung zugekauft werden. Das dafür notwendige Geld muss der Bürger sich erarbeiten oder es sich von den Arbeitenden geben lassen. Die Nahrung wird von weltweiten Großkonzenren erzeugt, gehandelt und transportiert, beworben und verkauft….das Kapital fließt in eine bestimmte Richtung. Es ist aber außer Landes und damit der hiesigen Wertschöpfung entzogen…..fragt sich, ob die in diesem Lande erzeugten Industriegüter, die ausschließlich auf Externalisation beruhen, langfristig diesen Wohlstand sichern. Ich hab meine Zweifel.

  12. Elisabeth Ertl sagt

    Im rätoromanischen Teil Graubündens ist ein Margaretalied aus dem 8. Jahrhundert überliefert: https://de.wikipedia.org/wiki/Canzun_de_Sontga_Margriata
    Als ein Hirtenjunge entdeckt, dass Sontga Margriata, der vermeintliche Hirte, eine Frau ist, reagiert er respektlos und frivol.
    Hans Haid, der Autor des Buches “Vom alten Leben – vergehende Existenz- und Arbeitsformen in den Alpen” 1986, sah hier ein Sinnbild für die Abkehr von einer indigenen Lebensform hin zum Tourismus, welcher die Magie der Natur zu einer Prostituierten macht und sie den Fremden ausliefert, auf dass diese sie kurz genießen und dann wieder verlassen.
    Die Natur will aber eine dauerhafte Beziehung, ein tragfähiges Zusammenleben, eine Arbeitspartnerschaft, um ihr Füllhorn über dem Menschen ausgießen zu können.
    Der Beginn der Landwirtschaft ist ja die Zeit der ersten Städte. Es ist genug Nahrung da, sodass nicht mehr alle Menschen sich bei der Arbeit draußen schmutzig machen müssen. Es gibt jetzt Verwalter, Schreiber, Priester und Künstler in schönen Kleidern, weißen Hemden, eine Hochkultur.
    Nur in Zusammenarbeit mit den überirdischen Kräften der Sontga Margriata erschafft der Mensch die landwirtschaftlichen Güter: Schafe mit hohem Wollertrag und Kühe mit hoher Milchleistung, fruchtbare Böden und funktionale Werkzeuge. An der Schnittstelle von Himmel und Erde hatten Mensch und Natur zusammen gearbeitet.
    Jetzt versinkt der Mensch im Materialismus, “drei Klafter tief im Erdboden”, und das Geistige verflüchtigt sich. All die klobigen Hotelbauten und Chaletdörfer, die Liftstationen und planierten Schipisten bringen Geld, aber sie sind geistlos. Sontga Margriata verlässt die Landschaft.
    Voyeuristisch beobachtet der moderne Ökotourist das menschenferne Walten der Natur und idealisiert es als ästhetisch.
    Allan Savory erzählt in seinem bemerkenswerten TED-Talk 2013: “Als ich in die USA kam, bekam ich einen Schock, als ich die Nationalparks schlimmer desertifizieren sah als jegliche Fläche in Afrika. Mehr als 70 Jahre lang hatte es auf diesen Flächen schon kein Vieh mehr gegeben. Und ich sah, dass die amerikanischen Wissenschafter keine Erklärung dafür hatten außer, dass es eben natürlich sei aufgrund eines ariden Klimas.” https://www.youtube.com/watch?v=vpTHi7O66pI&t=1190s
    Man hatte das Vieh der Indigenen entfernt, um die Wüstenbildung zu verhindern, aber das Gegenteil trat ein.
    Die Vegetation hatte sich ursprünglich entwickelt auf der Basis von großen Pflanzenfressern, die von Raubtieren in dichten Gruppen zusammen gehalten wurden. Und nur wenn der Mensch diese Natur imitiert, indem er Viehherden zusammenhält und planmäßig über die Flächen führt und schließlich selbst die Funktion der dezimierenden Raubtiere übernimmt, kann er Boden und Grasnarbe erhalten. Genau das taten unsere Vorfahren in den Alpen.
    Die wilden Wiederkäuer, Hirsch und Wisent, die den Wald ruinieren, und die Raubtiere wurden zurückgedrängt. So kann der dichte Wald die Siedlungen vor Lawinen schützen und die Menschen mit Baumaterial und Brennholz versorgen. Und die gezähmten Nutztiere lassen sich vom Menschen dorthin leiten, wo der Wald der Weide weichen musste. Sie sind genügsamer, verwerten das Vorhandene viel effizienter als die Wildtiere. So wird nicht nur Biomasse, sondern auch Biodiversität optimiert und der Mensch kann von der Natur leben.
    Diese materialistische Sichtweise, welche die “Sontga Margriata”, die Fruchtbarkeitsgöttin, aus der Landschaft vertreibt, wird medial begleitet von lautem kitschigem “Mutter Natur” – Gedöns: https://www.youtube.com/watch?v=3eFDhIeAM6A
    “Unter der Glocke Sankt Jörgs und Sankt Galls ist die Maid vorübergezogen. Da hat es geläutet so lauten Schalls, dass der Klöppel herausgeflogen.”
    Das Margareta-Lied ist nicht romantisch, sondern nüchtern und spröd. Hier eine Interpretation durch die rätoromanische Sängerin Corin Curschellas:
    https://www.youtube.com/watch?v=Hz1aGn9OMu8

    • Jürgen Donhauser sagt

      Frau Ertl, vielen Dank für diesen niveauvollen Beitrag. Also die Beiträge auf diesen Blog sind etwas ganz besonderes. Vergelt‘s Gott

  13. oberländer sagt

    Ja ich kämpfe gegen die Natur !

    Die Natur sorgt dafür das meine ungeschützten Saaten verderben.
    Das wenige das nicht verdirbt ist oft ein Opfer von zuviel Sonne oder
    zuviel Regen.
    Die Natur verschenkt nichts.
    Jeder muss sich seinen Platz erkämpfen , sonst hat er nichts zu fressen und
    wird selbst gefressen.

    Der große Teil unserer Bevölkerung hat den täglichen Kampf um
    Lebensmittel, die uns die Natur sicherlich nicht schenkt, sondern die
    in mühevoller Arbeit der Natur abgerungen werden an ein paar wenige
    Landwirte abgegeben die diese Arbeit für einen Appel und ein Ei erledigen.

    Für viele dieser nicht Landwirte ist der Krombacher Blick und der Ponyhof
    Traum das heile Weltbild der Natur.

    • Inga sagt

      “Der große Teil unserer Bevölkerung hat den täglichen Kampf um
      Lebensmittel, die uns die Natur sicherlich nicht schenkt,”

      Und den wenigen Bauern würde sie es zwar schenken, weil sie auch in ihrer Wildnis Nahrungsmitel hergibt,
      aber für die großen Massen an Menschenmenge in Großstädten müssen wir Landwirte die Nahrungsmittel in Kultur anbauen und mit high-tech bearbeiten und vor der Natur schützen, damit sie nicht verderben.

      Für das High-Tech brauchen wir Forschung und Lehre aus Maschinenbau, Elektrik, Chemie und Biologie und ebenaus der Agrarwissenschaft.

      Auch Ämter, Kammern und Ministerium.
      Weswegen wird nun die Natur im Zaum gehalten?
      Wegen den Bauern oder denen die Schuldzuweisung mit ihnen führen?

  14. Inga sagt

    Unkraut sind Wildpflanzen!
    Jetzt sind wir technisch so weit, das keiner mehr hungern muss.
    Aber wie bekommen wir die Nahrungsmittel von hier bis in das Hungergebiet!

    • Reinhard Seevers sagt

      Inga, die Lösung liegt allein im Geld.
      Wer viel hat, kann sich viel kaufen. Wer kein Geld hat verhungert. Ich sehe sie noch heute vor mir die Hungerbäuche der Kinder im Biafra-Krieg…damals schon flimmerten die Bilder in unsere Wohnstuben und damals begann die Spendensammlung der Hilfsorganisationen. Warum wohl hat sich seit 55 Jahren nichst geändert? Weil unsere Bauern so erfolgreich waren? Oder weil der Kapitalismus es einfach nicht zulässt, dass Gerechtigkeit entsteht, weil dann der reiche Teil der Menschheit den Armen etwas zugestehen müsste.

      • Inga sagt

        Versteh ich nicht ganz,

        aber vor ca. 55 Jahren, wo die Getreidehalten, Milchseen und Butterberge da waren und zum Teil wegen der Preisstabilisation vernichtet werden mußten und gleichzeitig für die Dickbäuchigen Kinder gesammelt wurde, fragte ich den Lehrer, warum kann man das, was hier vernichtet wird, nicht da hinbringen?

        Der Lehrer antwortete,
        “weil das zu teuer wäre!”

        • Reinhard Seevers sagt

          Sag ich doch Inga, die auf dem Kapitalismus basierende Gesellschaft lässt es nicht zu, dass der Arme teilhaben kann….er ist es nicht wert = er hat keine Knete. Geld ist der Maßstab für unser Dasein geworden. Haste nix, biste nix.

      • Paulus sagt

        Das Dumme ist nur, dass ausgerechnet der Kapitalismus im Stande ist den Armen der Welt zu helfen. Ich empfehle die Aussage noch mal zu überdenken.
        Das betrifft nicht nur gewisse Staaten Afrikas sondern auch gewisse Länder z.B. der Karibik und selbst die ehemalige DDR.

        • Reinhard Seevers sagt

          Paulus, mit dem Kapitalismus ist es, wie mit der Definition der Natur, wie Fingerfolosoph es beschrieben hat. Er ist der größte Heilsbringer und der größte Zerstörer.
          Je nach Geburtsort wird man diese Ausprägung gut heißen oder eben nicht. Eins steht fest, es muss und wird eine andere Form geben, das ist schon deshalb so, weil es eine Entwicklung geben wird, die diejenigen, die nicht vom Kapitalismus profitieren, revoltieren werden. Wir wissen nur nicht, wann es passiert, aber es wird passieren, die Zeichen deuten darauf hin.

    • firedragon sagt

      “… Aber wie bekommen wir die Nahrungsmittel von hier bis in das Hungergebiet! …”
      Ich denke, das ist verkehrt gedacht – so denkt der weiße Mensch und hat, aufgrund seiner Überheblichkeit und seines Wahns in grauer Vorzeit, es erst dazu kommen lassen, dass es heute so ist, wie es ist.

  15. Elisabeth Ertl sagt

    Im Grundsatz völlig richtige Darstellung!
    Allerdings ist die gemähte Blümchenwiese noch völlig akzeptabel, finde ich. Viel schlimmer ist, dass die Organisation Rewilding Europe überhaupt ein Drittel Europas außer Nutzung nehmen will, die UNO sogar weltweit, um dort die “Entwicklung von auf Wildtierbeobachtung und Naturerleben basierten Wirtschaftszweigen” voran zu treiben. https://rewildingeurope.com/callforawildereurope/de/
    Diese Organisation ist nach ihrer Wolfskampagne schon intensiv dabei, die Bevölkerung über die äußerst wichtige Wiederkehr von Wisent und Auerochs hierzulande “aufzuklären”. https://www.youtube.com/watch?v=b_iZafLOgKU Da geht es dann nicht mehr nur der ökologisch wertvollen Weidewirtschaft an den Kragen, sondern Ackerbau und Forstwirtschaft.
    Kaum jemand hat mir in letzter Zeit so aus der Seele gesprochen wie der kenianische Biologe Mordecai Ogada:
    “Die Corona-Krise hat uns gezeigt, wie sehr wir die Leistungen unsere natürlichen Umwelt für selbstverständlich halten. Manche unserer menschlichen Aktivitäten sind schädlich, manche sind notwendig, aber wir könnten die Art und Weise ändern, wie wir sie vollziehen … Die natürliche Umwelt ist Teil von uns. Sie ist nicht der Erholungsraum, wie uns ständig erzählt wird, … für einen kleinen wohlhabenden Teil der Weltbevölkerung … Die Mehrheit unserer Gesellschaft ist abhängig davon, die natürlichen Ressourcen zu nutzen in unserem alltäglichen Leben … Wir richten doch unsere Häuser gemütlich ein für uns und unsere Familien, nicht für die Gäste, die vielleicht kommen und die Häuser bewundern … Tourismus kann nur ein Nebenprodukt des Umwelt- und Naturschutzes sein, niemals der Grund … Die Touristen kümmern sich nicht um unsere Tierwelt, das tun unsere einheimischen Ranger. Wenn dann diese Menschen die Motivation verlieren, weil der Tourismus abflaut, wie jetzt wegen Corona, verlieren wir unser Erbe … Tourismus und Reisen entwickeln menschliche Gesellschaften, … aber wir dürfen sie nicht zum Zweck davon machen, etwas zu tun … Jetzt durch Corona können die Afrikaner endlich selber ihre Natur genießen … Wenn Sie keine Kenianer sehen wollen, keine Massai sehen wollen, kommen Sie bitte nicht mehr nach Kenia! Wir müssen die Bedürfnisse unserer lokalen Bevölkerung favorisieren.” https://www.youtube.com/watch?v=wuoJ3ZI0DF0

  16. Hier nur die Landwirtschaft zu nennen greift definitiv zu kurz. Schon vor über 200 Jahren begann der Mensch hier in Deutschland massiv in die Natur einzugreifen. Dabei ging es nicht nur darum neue Ackerflächen zu erschließen, sondern bei z.B. der Rheinbegradigung ganz konkret die Menschen vor Überschwemmungen zu schützen. Man denke hier in Schleswig-Holstein an die Halbinsel Eiderstedt, die wäre gar nicht da, hätte man die Norseeküste nicht eingedeicht. Da gibt es unzählige Beispiele, heute nur mit dem Finger auf die Landwirtschaft zu zeigen, ist Ausdruck einer extremen Kurzsichtigkeit bzw starker Vereinfachung. Dazu sehr lesenswert von David Blackborn “Die Eroberung der Natur: eine Geschichte der Deutschen Landschaft”

    • Reinhard Seevers sagt

      Ich habe Blackbourn auch im Regal stehen, das ist wie eine Bibel für mich.
      Leider hilft es in der jetzigen Diskussion niemanden weiter, historisches Handeln für heutige Probleme zu nutzen, weil die Menschen diejenigen zur Verantwortung ziehen, die im Hier und Jetzt leben.
      Das Narrativ der Umwelt- und Artenzerstörenden Landwirtschaft ist in den Köpfen. Die Nahrung steht bei Aldi im Regal, der Ferienflieger wartet und auf socialmedia steht, dass der Sohn von Jenny Elvers gleich beim ersten Abend der “Kampf der Reality Stars” rausgeflogen ist, achja und die Landwirtschaft hat sich mit der Politik und den NGOs geeinigt, wie es weitergeht…so what, lets have fun…

  17. Reinhard Seevers sagt

    Die Ursache liegt ganz simpel in der Form des Wirtschafts- und Finanzsystem der westlichen Industriegesellschaften.
    Das kann nur durch eine Alternative, weg vom Wachstum durch Kapitalvermehrung passieren. Die Lösung ist aber noch nicht gefunden, dennoch sind viele unterwegs und suchen danach. Unsere Gesellschaft basiert leider auf denm der Landwirtschaft vorgeworfenen Wachstumszwang. Die Forderungen an die Landwirtschaft sind lediglich Alibiforderungen zur Verdrängung eigenen Fehlverhaltens.Sie wird zudem noch etisch+moralisch überhöht, indem man das Tier als Mitgeschöpf hinzudenkt.

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