Bauer Willi, Medien
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„Gegenüber Tieren verhalten wir uns wie Nazis“

Mit diesem Satz beginnt ein Artikel der Rheinischen Post den wir hier zur Diskussion stellen.

http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/christian-schmidt-gegenueber-tieren-verhalten-wir-uns-wie-nazis-aid-1.4981438

Starker Tobak!

meint Bauer Willi. Und hat der Redaktion heute gleich einen Brief als Stellungnahme zugeschickt.

Ich verstehe, dass sich die Gesellschaft über das Küken-Töten aufregt. Als nächstes wird wohl das Kastrieren von Ferkeln in den Fokus geraten. Was mich besorgt macht ist aber, dass mit diesen Diskussionen „die Massentierhaltung“ (Schlagwort) und „die industrielle Viehwirtschaft“ (Schlagwort) offensichtlich gesellschaftlich nicht mehr gewollt ist.

Gerne wüsste ich als Landwirt, wie „die Gesellschaft“ eine artgerechte Tierhaltung definiert, wo Massentierhaltung anfängt und wo wir Landwirte ja angeblich „Tiere quälen“. Diese unreflektierte Bauern-Beschimpfung führt meiner Meinung nach nur dazu, dass zukünftig gesetzlich vorgeschrieben wird, dass nur noch Bio-Landwirtschaft erlaubt ist. Wir Landwirte haben uns bei der Produktion bitte am gesellschaftlichen mainstream auszurichten. Der Atomausstieg lässt grüßen.

Wenn „die Gesellschaft“ nur noch Bio möchte, soll sie das offen sagen und nicht drum herum reden. Dann kostet das Ei zukünftig 0,60 € und das Hähnchen 16 € (Reportage von Dirk Steffens, Wissenschaftsjournalist im ZDF). Für Hartz IV-Empfänger kommt das Essen aus dem Ausland. (oder gegen Lebensmittelmarken).

Wer aber (noch) beim Aldi das Hähnchen für 2,79 € kauft, gibt an der Kasse das Recht ab, sich über Massentierhaltung aufzuregen.

Liebe Verbraucher, ihr könnt es drehen und wenden wie ihr wollt: ihr habt es in der Hand, etwas zu ändern. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die größte Wahlurne der Welt ist die Scannerkasse im Supermarkt. Und ihr stimmt dort täglich ab. Ihr habt die Macht!

Das sagt ein Landwirt, der noch nie ein Küken getötet hat, und – eigentlich – der falsche Adressat ist.

Bauer Willi

 

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17 Kommentare

  1. Marcus Reifenröther sagt

    Hallo zusammen,

    ernstgemeinte Frage: Warum kann man die männlichen Küken nicht für die Fleischerzeugung „nutzen“ und die Hennen zum Eierlegen?

    Gruß

  2. Bauer Willi sagt

    Lieber Josef,
    zu 1. braucht man nicht mehr sagen, zu 2. spielt es keine Rolle mehr, welcher politischen Farbe der Minister angehört. Der Kotau vor Volkes Stimme wird mittlerweile von allen gnädig gemacht und ich halte es mittlerweile wirklich nicht mehr für ausgeschlossen, dass den „normalen“ Landwirten demnächst die Produktionsweise vollkommen vorgeschrieben wird. Mit Unternehmertum hat es ja auch heute immer weniger zu tun.
    zu 3. Ja, wir brauchen den Wertekonsens zwischen Verbraucher und Erzeugern. Zumindest bei Lebensmittel. In allen anderen Branchen ist er wohl nicht nötig und wird auch nicht gefordert. Nun grübele ich wirklich seit Wochen darüber nach, wie wir den hinbekommen sollen. Volksbefragung, Runder Tisch? Hast Du eine Idee?
    Bauer Willi

    • JosefHo sagt

      Ja, natürlich habe ich eine Idee, aber ich glaube, dass wir beide mit unseren Vorstellungen über Ursachen und Möglichkeiten der Abhilfe mit unserem Bewusstsein noch etwas zu sehr auseinander sind.
      Auch mein gedanklicher Ansatz hat sicher noch Mängel, aber er ist für solch ein Forum zu komplex, vllt bin ich mal im Köln Bonner Raum, dann trinken wir mal nen Hellas Kölsch zusammen, ich stelle ihn vor, und du kannst diesen Ansatz für einen deiner künftigen Texte verwenden.
      Das er in Teilen funftioniert, spüre ich jeden Tag.
      herzliche Grüße JosefHo

      • Bauer Willi sagt

        Hallo Josef
        ich freue mich auf Deinen Besuch. Über Alois kannst Du alles weitere erfahren. Vielleicht können wir uns ja annähern 🙂 , gedanklich, meine ich.
        Bauer Willi

  3. JosefHo sagt

    Ja starker Tobak bietet uns die Realität da,

    Allerdings gibt es in diesem Artikel doch mindestens drei Realitäten.
    1. Die Medien brauchen einen Türöffner für den Leser, dieses muss immer reißerisch sein, ein Stilmittel das die meisten Schreiberlinge immer häufiger gebrauchen müssen, weil, so wie in diesem Falle eine Auseinandersetzung mit dem Thema in der gebührenden Tiefe für viele viel zu weit weg ist.
    Ich weiß garnicht ob ich jemals mal einen Nazivergleich gelesen habe, den ich als „Angemessen“ empfunden habe, glaube nicht.

    2 Ersetzen sie den namen Christian Schmidt durch den, eines grünen Politikers und kopieren sie dann den Artikel ins Top Agrar Forum.
    Die Hälfte der folgenden Kommentare gehen in die Richtung Lynchjustiz auf einer sehr persönlichenen Ebene. Beim unserem mittelmäßig motivierten Quotenfranken bleibt alles ruhig. Die Inhalte sind wohl zweitrangig. Es gibt offizielle DBV Akteure, die gerne sehr persönliche Flächenbrände legen, das ist schlichtweg unanständig und sehr bedauerlich.

    3. Das eigentliche Thema:
    Nichts ist ressourcenschonender, kosten-,arbeits-, und umweltverträglicher als die männlichen Küken direkt zu töten.
    Eine andere Macht, jenseits der ökonomischen Optimierung lässt und hier mit dem System hadern, etwas was nicht ordinal messbar ist, etwas, wovon wir behaupten. Das macht uns als modernen Mensch aus, ein philosophischer Wertekonsens.

    Und in dieser Wertefindung brauchen die Bauern die Gesellschaft, und die Gesellschaft die Bauern. Mehr als es beiden Seiten wahrscheinlich bewusst ist.

    Nirgendwo ist dieses wahrscheinlich so offensichtlich wie in dieser momentanen Kükentötung, aber egentlich ist es diese Denke, die den Landwirt jeden Tag begleitet.
    Es ist einfacher eine Fertigungsmaschine füt Türklinken zu optimieren als eine Fruchtfolge unter vermeintlich ganzheitlicher Fakenabwägung zu planen.

    Lieber Willi, lieber Alois,
    ich wünsche euch ein frohes Osterfest,
    und ja, Schokoosterhasen töten ist vollkommen was anderes!!

  4. Schweinebauer Piet sagt

    Hier die Fortsetzung. Mehr Platz gewünscht, aber gesagt, dass sie selber nur das billige kaufen.

  5. Schweinebauer Piet sagt

    Ja die Massentierhaltung und Tiere haben Gefühle wird hier erwähnt. Ich ergänze da noch, dass Tiere wissen was sie wollen. Im Jahr 2000 habe ich einen Vortrag von Dr. Dirk Hessc gehört, in dem er von einem Versuch berichtet hat. In dem Versuch mussten Schweine mit ihrer Nase auf mehrere große Knöpfe drücken konnten. Einer war für Fressen, einer für mehr Platz und ich meine einer für Beschäftigungsmaterial. Um das entsprechende zu erreichen mussten die Schweine zunächst einmal drücken. Die Anzahl der Drücke, um etwas zu erreichen, wurde stetig erhöht. Je höher die Anzahl wurde, desto mehr drückten sie den Fressknopf.

    Wir haben auf unserem Hof letztes Jahr über einen Zeitungsartikel darauf Aufmerksam gemacht, dass wir bereit sind unseren Stall zu zeigen, da immer so schlecht über uns berichtet wird. Es haben sich nur wenige gemeldet. Diese haben sich zum Teil mehr Pla

  6. Schweinebauer Piet sagt

    Ja die Massentierhaltung und Tiere haben Gefühle wird hier erwähnt. Ich ergänze da noch, dass Tiere wissen was sie wollen. Im Jahr 2000 habe ich einen Vortrag von Dr. Dirk Hessc gehört, in dem er von einem Versuch berichtet hat. In dem Versuch mussten Schweine mit ihrer Nase auf mehrere große Knöpfe drücken konnten. Einer war für Fressen, einer für mehr Platz und ich meine einer für Beschäftigungsmaterial. Um das entsprechende zu erreichen mussten die Schweine zunächst einmal drücken. Die Anzahl der Drücke, um etwas zu erreichen, wurde stetig erhöht. Je höher die Anzahl wu

  7. Weserwirt sagt

    Überschrift und Text sind provozierend bzw. misslungen und zu Ostern bewusst gesetzt, um die Leute zu verunsichern. Den Osterküken geht es an den Kragen, schreiben andere. Jetzt ist dieser Beitrag der Rheinischen Post mit der Aufnahme in die Artikelliste von Bauer Willi „geadelt“. Hat er diese Aufmerksamkeit verdient?

    Aber wo wir schon beim Thema sind: Was sind die Fakten, wer kann mich bitte aufklären? Die männlichen Küken werden aussortiert und mit Kohlendioxid getötet, dann geschreddert und als Tierfutter verarbeitet? Hat jemand bitte weitere Informationen?

  8. Andreas H. sagt

    Lieber Willi, ich finde das gut was Du machst. Aber auch Du hast als Verbraucher schon Küken getötet (indirekt).
    Die Küken werden ja nicht getötet und wie Müll weg geworfen, sondern zu Tierfutter verarbeitet oder an Zoo`s verkauft. Wenn die Zoo`s keine Küken mehr zur Verfügung haben, muss man wohl Mäuse etc. für die Schlangen „mästen“.

    Ach jaaaa, das Leben ist hart…. 🙁

  9. Alex sagt

    Hallo Willi,
    zum Thema „Massentierhaltung – was denkt die Bevölkerung“ gibt es eine ganz informative Studie der Universität Göttingen aus 2011.
    In Kurzfassung: Massentierhaltung beginnt für 90 % der Menschen bei 500 Rindern, 1000 Schweinen und 5000 Hühnern. Da bleiben tatsächlich nur noch Biobetriebe übrig. Im selben Jahr hatten diese im Schnitt laut Statistischem Bundesamt einen durchschnittlichen Tierbesatz von 89 Rindern, 459 Schweinen und 2100 Hühnern.
    Ich frage mich, ob diese 90 % der Bevölkerung dann auch die entsprechenden Bioprodukte kaufen oder sich gezielt kleine Landwirte in ihrer Umgebung aufsuchen…am Supermarktregal heute sah es anders aus.

    Gruß Alex, die heute konventionelle Eier aus Freilandhaltung und vermutlich aus Massentierhaltung zum Färben gekauft hat, ohne schlechtes Gewissen.

  10. Bernd Marterer sagt

    Lieber Willi, unser liebes Vieh, das wir halten, sind Haustiere. Der Grund fürs Halten hat zweite oder dritte Priorität. Unser Vieh soll sich in unserem Haus wohlfühlen bis es geschlachtet wird – das ist meine Meinung als Konsumknecht (in die Schuldknechtschaft bin ich noch nicht abgerutscht). Also Willi, behandle dein Vieh in deinem Haus oder Stall in ihrem kurzem Leben auf diesem Planeten anständig, gib ihnen anständiges und genügend Futter und viel Auslauf, dann erwirtschaftest du mit Ihnen eine ehrlich verdiente Rendite. Nordamerikanische Cowboys sollen in Deutschland und Europa nicht die Richtlinien der Agrarpolitik bestimmen, deren Viecher ersaufen in der Gülle. Gruß aus dem Schwarzwald Bernd Marterer

    • Bauer Willi sagt

      Lieber Bernd, man merkt das du neu hier bist.
      Hättest du unter „Wir sind“ nachgelesen, wüsstest Du, dass ich der „ohne Vieh“ bin. Der „mit Vieh“ ist der Alois. Wir hatten mal Vieh, aber da wir nicht so billig produzieren konnten, wie ihr Verbraucher das haben wollt, haben wir die Viehhaltung aufgegeben. Unsere Nachbarn haben auch alle kein Vieh mehr, aus dem gleichen Grund. Die, die noch Vieh haben, haben alle große Ställe. Hast Du mal gesehen, wie eine Weide aussieht, nachdem dort 150 Kühe gegrast haben? Wir haben hier in Deutschland keine Prärie mehr für „viel Auslauf“. Hast Du mal gesehen, wie ein Maisfeld aussieht, wenn dort nur eine Nacht ein Rotte Wildschweine die Erde umgepflügt haben? Genau so wäre das, wenn du nur 20 „Haus“schweine da drauf lassen würdest. Ich habe ja schon geschrieben, dass ein Biohuhn 16 € kosten MUSS. Nur, das kauft kein Schwein (sorry, Mensch). Das ist die Realität!
      Ja, wir haben ein Haustier. Das ist unsere Katze Susi.
      Bauer Willi

    • Rufer aus der Wüste sagt

      Nur was soll mit den maennlichen Kuecken der Legeklasse werden? Ich empfehle 100 Kuecken einmal aufzuziehen. Dann weist man was man davon hat.
      Ich hatte auf jedenfall keine Lust mehr jede Woche Suppengockel zu essen. Ich hab sie in die Streichwurst gemacht.
      Wer soll das zahlen die aufzuziehen? Wirtschaftlich in meinen Augen nicht rentabel. Fuer die Haus und Hofversorgung soll es mal egal sein. Aber was ist wenn jemand jede Woche zig tausend davon hat?
      Also ich will keine davon.

      Alles soll immer nur auf den Verbraucher umgelegt werden. Ja was soll er denn noch alles zahlen. Und 16 Euro hat der keine Lust fuer einen Suppengockel zu zahlen.
      Also schreddern die Kuecken und Tiermehl daraus machen. Fertig.
      Oder was sind Alternativen? Die wurden in dem Artikel auch nicht genannt.

  11. Rufer aus der Wüste sagt

    Ach ja. Hab was vergessen:

    Warum muessen denn immer die Nazis herhalten?
    Warum schreibt denn niemand:
    – Die Verhalten sich wie die US Soldaten gegenueber den Indianer
    – Die Englaender gegenueber den Buren
    – US Soldaten gegenueber den Insasen der Rheinwiesenlager
    – Die Russen gegenueber den Fluechtlingen im Osten
    -Die allierten Bomberpiloten gegenueber der deutschen Zivilbevoelkerung

    Ist wohl politisch nicht korrekt. Deswegen setzen und eine 6.

    So ein daemlicher Vergleich in dem rp Artikel. Auf was die Medienverdreher alles kommen. Man muss sich gerade wundern.

    • Matthias W. sagt

      Hallo Rufer,
      kann nur vollständig zustimmen! Es ist eine Katastrophe, was die „Qualitätsjournalisten“ derzeit in die Medien bringen. Keinen Deut besser als social media (Bürgerjournalisten): plakativ, infotainment, unseriös…

  12. Rufer aus der Wüste sagt

    Die Medien haben die Macht die oeffentliche Meinung zu beeinflussen. Und da die Medien fest in der Hand der Politik ist, sollte man sich ueber den Grund fuer diesen Artikel vor Augen halten.

    Vielleicht ist es wirklich das man die einheimische Landwirtschaft zerstoeren will und sich in die Haende auslaendischer Konzerne begeben will. Und alles von der Politik gewollt.

    Nur weil der der deutsche Michl sein Wahlverhalten nicht aendert, wird sich auch hier wie ueberall nichts aendern.
    Tut mir leid, aber ich kann nichts gutes mehr an unseren Politikern sehen. Sie verraten ihr eigenes Volk um des Geldes Willen.

    Also nicht jammern, sondern mit Vollgas in den Abgrund.

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