Bauer Willi
Kommentare 181

Einmal Bio und zurück

Diesen Gastartikel schickte mir ein Berufskollege aus Süddeutschland zu. Es geht um die Gründe, warum er von der Bio-Landwirtschaft wieder auf Konventionell umgestellt hat. Denn über die Rückumsteller wird in der Diskussion um Bio selten gesprochen.

Einmal Bio und zurück

Meine Geschichte entspricht nicht dem Mainstream und wird das Weltbild manch eines Öko-Ideologen erschüttern. Aber ich halte es für meine Pflicht, gerade jungen Landwirten auch kritische Praxiserfahrungen an die Hand zu geben, denen ansonsten nur eine „heile“ Biowelt suggeriert wird.

  • Wirtschaftlich dank Subventionen

Als meine Frau und ich uns kennenlernten, waren wir auch im Selbstzweifel, ob denn die konventionelle Landwirtschaft noch auf den richtigen Weg sei. Der Zwang zu rationalisieren um kostengünstiger zu produzieren, zum Wachsen oder Weichen, war ja schon lange zu spüren. Auch die permanente negative mediale Darstellung der konventionellen Landwirtschaft machte einem jungen Paar nicht gerade Lust, den Hof so weiter zu betreiben. Um Erfahrungen zu sammeln pachteten wir einen Ackerbaubetrieb und stellte diesen auf Bio um. Dank der üppigen Ökoprämien ging dies wirtschaftlich auch gut. Die Vorstellung, dass man als Biobauer sein Einkommen endlich wieder mehr durch den Verkauf seiner erzeugten Produkte erwirtschaften kann verblasste aber schnell. Denn alleine durch den Verkauf meiner Produkte wäre schnell klar gewesen, dass dies keine tragfähige Basis wäre. Unser Einkommen erfolgte zwischen 70 und 80 Prozent durch Öko-Subventionen des Staates. Eigentlich also das Gegenteil, von dem was wir uns vorstellten.

  • Weniger Brot pro Hektar

Auch der Ertrag unseres backfähigen Roggenmehles gab uns stark zum Nachdenken. Denn die Erntemenge im Jahr reduzierte sich auf rund die Hälfte. Zudem benötigten wir wegen „Gesundungsfrüchte“ eine erweiterte Fruchtfolge. Wir konnten also auf der Gesamtfläche nur noch seltener und weniger Brotgetreide erzeugen. Dies bedeutete im Klartext nur noch ein Drittel der Menge von Biobroten aus unserer Fläche! Dies aber bei fast gleichbleibendem Einsatz von Energie für die Bodenbearbeitung. Wie konnte so etwas umweltfreundlicher und nachhaltiger sein? Und wie rechtfertige ich moralisch den niedrigeren Ertrag bei gleichzeitig steigender Weltbevölkerung? Hier kamen die ersten Bedenken, ob wir wirklich das Richtige tun, oder ob wir einer Ideologie hinterherlaufen die sich in der Realität ganz anders darstellt.

  • Klein aber fein?

Auch die Meinung, dass man im Biobereich auch als kleiner Betrieb eine Daseinsberechtigung und Chance hätte, war ein Trugschluss. Ein Blick in die Statistik zeigte, dass der durchschnittliche Biobetrieb sogar mehr Flächen bewirtschaftet als sein konventioneller Kollege. Der Druck des „Wachsen oder Weichens“ also im Biobereich noch stärker war. Nur Biobetriebe im Einzugsbereich von Großstädten mit Direktvermarktung waren davon ausgenommen. Aber bei uns auf dem Land, mit wenig „Stadtmenschen“ die sich der „Ökowelle“ verschrieben hatten, war wenig Nachfrage. Zudem sind wir auch noch in einem Gebiet mit Böden, die einen Sonderkulturanbau (Gemüse) nicht ermöglichen. Somit sind Alternativen sehr begrenzt.

  • Bio-Schweine sind nicht glücklicher

Als der Tag der Hofübergabe kam, stand auch die Entscheidung an, den elterlichen Zuchtsauenbetrieb auf Bio um zu stellen. Die obligatorische Strohhaltung im Ökobereich sah zwar sehr kuschlig aus, in Sachen Hygiene und Tiergesundheit aber war es ein Rückschritt. Bei hohen Temperaturen in den Sommermonaten wurde aus der Strohmatratze schnell eine Brutstädte für allerlei Krankheitskeimen. Dies war uns aus der Vergangenheit mit Spaltenboden so nicht bekannt. Dort konnte der Kot und Urin sofort durch die Schlitze nach unten weg und bot somit keine „Nährlösung“ für die Keime. Zudem konnten die Schweine sich auf den Betonboden abkühlen. Auf der Strohmatratze war dies nicht mehr möglich. Schweine können nicht wie wir Menschen schwitzen, muß man wissen. Alleine durch kühlere Umgebung ist es ihnen möglich die Körpertemperatur zu regulieren. Aus Verzweiflung spielten die Schweine so lange mit den Tränkestellen, bis eine Pfütze entstand um sich darin zu suhlen. Was eigentlich ganz nett klingt, war ein Fiasko. Denn Leptospiren sind Bakterien die genau so eine Umgebung lieben und die Herde infizierten. Diese können auch Menschen infizieren. Deshalb wurde auch früher eine Leptospirenerkrankung beim Menschen auch als „Schweinehüterkrankheit“ bezeichnet. Kleinste Verletzungen durch normale Rangeleien in der Gruppe wuchsen sich aufgrund der schlechteren Hygiene in der Biohaltung zu massiven Erkrankungen aus. Unser Antibiotikaverbrauch in dieser Ökozeit verdreifachte sich gegenüber unserer Zeit davor als konventioneller Schweinhalter. Totgeburten, mangelnde Muttermilch, Todesfälle brachten meine Frau dazu, dass sie weinend den Stall verließ. Wir wollten eigentlich mehr Tierwohl, erzeugten aber mehr Krankheits- und Todesfälle. Auch das verfüttern des Ökogetreides hinterließ Spuren. Abgestorbene Ohren- und Schwanzspitzen waren sichere Indikatoren von hoher Pilztoxinbelastung. Wir waren aber offensichtlich nicht die einzigen mit diesen Erfahrungen. Bei einem Treffen der Schweinehalter unseres Bioverbandes wurde uns mitgeteilt, dass leider der Absatz der Bioferkel ins Stocken gerate, und wir selbst schauen müssten, unsere Ferkel konventionell zu vermarkten. Auf die Anmerkung, dass aber konventionelle Ferkel nur mit kupierten Schwänzen genommen werden, stellten andere Ferkelerzeuger fest, dass dies kein Problem wäre, denn auch bei ihnen sterben die Schwänze von alleine ab und fielen dann einfach ab. Gott sei Dank waren wir noch nicht so weit mit unseren Außenauslauf. Über den Vermarkter erfuhren wir, dass es massive Reklamationen bezüglich der Verwurmung der Bioschweine aus anderen Betrieben gab. Die Spulwürmer schlüpfen im Darm der Schweine und durchbohren die Eingeweide bis sie in der Lunge ankommen. Dort hustet das Schwein sie nach oben und schluckt sie wieder runter, und der Zyklus beginnt von vorne. Beim Durchwandern der Eingeweide durchbohren sie auch die Leber. Da das dunkle Lebergewebe die Bohrkanäle der Würmer dann mit hellen Bindegewebe wieder verschließt, sieht man bei den geschlachteten Tieren helle, kleine Punkte – in Fachchargon „Milkspots“ genannt, auf der Leber. Nun konnten wir die Stallböden noch desinfizieren und die Schweine entwurmen. Bei einem Auslauf mit Boden zum Wühlen, ist dies aber nicht mehr möglich. Wurmeier können auch bei längeren Frostperioden über Jahre im Boden überleben. Ein frisch entwurmtes Schwein fährt dann einmal mit dem Rüssel durch den Boden und hat sich sofort wieder neu infiziert – ein Systemfehler der nicht behoben werden kann.

  • Mehr Futter über längere Zeit

Eigentlich wollten wir durch die ökologische und damit extensive Schweinhaltung die Umwelt und Ressourcen schützen. Das Gegenteil war aber der Fall. Ein Tier hat einen Futterbedarf (Erhaltungsbedarf) nur damit der Organismus am Laufen gehalten wird, und es hat einen Leistungsbedarf um Gewicht, Fleisch zuzulegen. Aufgrund der „schlechteren“, extensiveren Haltungsbedingung benötigten unsere Schweine deutlich (20 – 25 %) mehr Lebenstage bis sie endlich das Schlachtgewicht erreichten. Dies bedeutet aber, dass wir diesen Erhaltungsbedarf „sinnlos“ jeden Tag mehr mit füttern mussten. Damit mussten wir also deutlich mehr Futter und Wasser aufwenden, mehr klimaschädliche Gase erzeugen, länger den Stallplatz belegen. Dies bedeutet noch weniger verkaufsfähige Tiere zu haben, oder noch einen Stall dazu bauen, um wieder auf die gleiche Anzahl verkaufter Tiere/Jahr zu kommen. Damit würden wir aber wieder Fläche versiegeln und Natur überbauen.

Aus Tierschutzgründen beendeten wir deshalb unsere Ökozeit und wechselten wieder mit voller Überzeugung auf die konventionelle, umwelt- und tierschonende Haltungsweise zurück.

  • Die Lücke zwischen Reden und Handeln

Ein einprägsames Erlebnis möchte ich aber noch erzählen. Wir Biobauern waren auch angehalten uns aktiv am Marketing zu beteiligen. Deshalb wurde uns ein kleiner Pappkarton – Verkaufsstand vom Bioverband mitgegeben, um in einem Einkaufszentrum aktiv für die Verkaufsaktion Bioschweinefleisch zu werben. Nun entfernte ich mich von diesem Stand und ging aktiv auf Verbraucher zu, und fragte sie, was sie denn von Ökologischen Landbau und Tierhaltung so hielten, ohne dass sie wussten, dass ich zum Verkaufsstand gehörte. Interessanterweise bekam ich bei 9 von 10 Angesprochenen die Auskunft: „Bio ist super, das ist die Zukunft, das wollen wir“. Dann drehte ich mich um zum Verkaufsstand und eröffnete ihnen: „Das ist super, denn heute haben sie die Gelegenheit Bio-Schweinefleisch in der Aktion zu kaufen“. Plötzlich waren von den 9 (die ja sagten, dass sie es in Zukunft wollten) nur noch 5 bereit heran zu treten um es in Augenschein zu nehmen. Von diesen 5 sagten 3: „Das ist ja teurer“. „Aber wir hatten doch gerade darüber gesprochen, dass es zwangsläufig teurer sein müsse“ entgegnete ich. Nur zwei waren daraufhin wirklich bereit es dann in ihren Einkaufswagen zu legen. Im Laufe des Tages brachte eine Fleischfachverkäuferin, die ständig die Ware nachsortiert, ein Päckchen Biofleisch zurück. Letztendlich hatte ein Kunde sich keine Blöße geben wollen, und hat es heimlich weiter hinten in eine Kühltruhe gelegt. Fazit: Traue nicht den Lippenbekenntnissen von Umfragen, denn entscheiden könnte sich der Kunde jetzt schon jeden Tag für etwas anderes, wenn er es denn auch wirklich möchte.

Gastartikel stellen die Meinung des/r Autor/in dar.

(Aufrufe 16.236 gesamt, 1 heute)

181 Kommentare

  1. Woiterski Heiko sagt

    Super das mal jemand den Mund aufmacht, der auch wirklich Ahnung hat und nicht nur in der Theorie lebt

    2
    • Sage ich doch schon immer:
      “ Traue nicht den Lippenbekenntnissen von Umfragen, denn entscheiden könnte sich der Kunde jetzt schon jeden Tag für etwas anderes, wenn er es denn auch wirklich möchte.“

      DIE VERBRAUCHER SIND ZU SEHR AN DIE SUBVENTIONIERTE NAHRUNGSMITTEL GEWÖHNT, DASS SIE NICHT BEREIT SIND DEN WAHREN (also den Mehrpreis) FÜR BIO ZU ZAHLEN !

      Das muß der Bauer oder Staat leisten!!!

      2
    • Es ist schade um die Familienbetriebe, die sich danach richten, und ihren Betrieb danach umstellen
      und dann doch wieder zurück oder aufgeben müssen.

      Es bleibt eine erheblicher Finanzieller Verlust.

      Und wie schlimm ist diese Lücke im Lebenslauf?

      2
  2. Elisabeth Ertl sagt

    Was mir auffällt: In diesem Blog ist das Ziel immer irgendeine NORM. Wenn man funktionierende Einzelbeispiele bringt, heißt es: Nische = kein Normierungspotential = uninteressant.
    Und wenn jemand schlechte Erfahrung mit Bioschweinen gemacht hat, ist das schon wieder der Beweis, dass Bioschweinehaltung generell gescheitert ist.
    Vielleicht braucht Bioschweinehaltung einfach nur andere Schweine – und eben auch andere Gegenden, also standortgerechte Landwirtschaft.
    https://www.alpenschwein.com/warum-erhalten/
    Tiergesundheit ist ja eine Funktion aus Immunsystem und Haltungsbedingungen. Es gibt keine vollkommene Hygiene, und es gibt Hygienebedingungen, die hält das robusteste Schwein nicht aus. Und dazwischen muss man halt einen Weg finden.

    2
    • Smarti sagt

      Frau Ertl, ein schweizer Nachbar von uns hat Bioschweine auf dem Feld. Es sind pro Herde jeweils drei bis vier Sauen und ihre Ferkel, die rumtoben. Die Gehege werden mitsamt der Hütten etwa alle 2 Monate auf frisches Ackerland umgestellt, danach erholt sich der Boden und es wird Mais oder Sonnenblumen angebaut.
      Der Schweinebauer hat auch die Möglichkeit, seine Tiere einzustallen, zum abferkeln macht er das wohl regelmässig – vielleicht wegen den Krähen, oder wegen der Kontrolle.
      Noch liebevoller und professioneller geht Freilandschweinehaltung nicht – es sind sehr schöne Tiere, haben im Sommer viel Schatten und Suhlen.
      Der macht das seit ich denken kann, die Anzahl der Herden reduziert sich aber jedes Jahr, es waren mal über 60 Sauen und Maststiere, jetzt unter 12 Sauen plus Nachzucht.
      Seine Söhne helfen mit, arbeiten aber bei einem Landmaschinenhändler und übernehmen die Schweine nicht, obwohl es eine Warteliste für Fleischpakete gibt.

      1
      • Elisabeth Ertl sagt

        Ich kenne hier einen solche Schweinehalter, der hört aus Altersgründen gerade auf, weil er keinen Nachfolger hat. Und ich kennen eine Familie mit Kindern, die betreiben das erfolgreich. Das Problem ist doch, dass sich Landwirtschaft so schwer normieren lässt, weil es keine zwei Höfe gibt, bei welchen die Voraussetzungen wirklich ident sind. Man kann gewisse Typen definieren, mehr nicht.

        • Jürgen Donhauser sagt

          @Frau Ertl : „Das Problem ist doch, dass sich Landwirtschaft so schwer normieren lässt, weil es keine zwei Höfe gibt, bei welchen die Voraussetzungen wirklich ident sind.“
          Doch Frau Ertl, das gibt es! In Deutschland gibt es die staatlichen Versuchsgüter Boxberg in Baden-Württemberg und Haus Düsse in NRW die jeweils eine konventionelle Schweineherde parallel zu einer Bioschweineherde laufen lassen um sie über mehrere Jahre zu vergleichen. Die Ergebnisse können sie sich denken….

          1
    • Reinhard Seevers sagt

      Elisabeth, in einem dialektischen Diskurs gibt es immer These, Antithese und im Ergebnis die Synthese.
      Wenn man also die Nische als These bezeichnen möchte, dann ist die „normale“ konventionelle Mehrheit deren Antithese. Im Ergebnis ist die Synthese dann das, dass die Nische Nische ist, und damit nicht zu verallgemeinern ist. Wenn Politik nach Lösungen sucht, dann werden häufig Nischen als Lösung präsentiert, dabei sind es lediglich betriebsindividuelle Lösungen, aber eben nicht für DIE Landwirtschaft repräsentativ.
      Der Umbau der Landwirtschaft und mit ihr die Versorgung von Milliarden von Menschen ist nicht mit Nischen möglich.
      Wenn das kleine Österreich (Einwohnerzahl fast identisch mit Niedersachsen) sich nun anschickt ein Vorbild der Landwirtschaft sein zu wollen und auch zu sein (Elisabeths Sichtweise), dann ist das schlicht falsch. Es ist hübsch anzusehen, ist sicher eine betriebliche Lösung, sie ist aber eben auch Einkommensabhängig beim Kunden und unterliegt einer Dauermoralisierung, denn sonst werden die Menschen sich irgendwann fragen, warum sie bei sinkenden Einkommen so viel mehr für das Produkt zahlen sollen, als z.B. bei Hofer oder Billa.

      1
      • Elisabeth Ertl sagt

        Mir fällt von außen halt auf, dass Normierung für die deutsche Mentalität offenbar etwas sehr Wichtiges zu sein scheint, und deshalb werden bei euch halt auch in Zukunft „normale“ Landwirte am angesehensten sein, nur dass halt jetzt gesellschaftlich debattiert wird, was die Norm sein soll, der Istzustand oder das, was die Zukunftskommission fordert, oder etwas dazwischen.

        Der Österreicher fühlt sich halt eher nicht so wohl, wenn er in irgendeine Norm passen soll.

        Das ist der Unterschied.

        • Reinhard Seevers sagt

          Ach komm Elisabeth, die Ö-Norm-EN ist doch das gleiche, wie bei uns. Du meinst sicher Lebensweise, Weltanschauung, Alleinstellungsmerkmal oder oder…..
          Ansonsten glaube ich, dass deine hier vorgestellte Sicht nicht die Sicht DER Österreicher ist, wetten?😎

          • Elisabeth Ertl sagt

            Ich sage nicht, für alle, ich bin schließlich eine normskeptische Österreicherin 🙂 Vergleichsweise ist es aber so. Das hat ja nicht nur Vorteile.
            Bspsweise zur Ö-Norm: Du kennst ja das Bonmot:
            In England ist alles erlaubt, was nicht ausdrücklich verboten ist.
            In Deutschland ist alles verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist.
            In Österreich (noch mehr in Italien) ist alles erlaubt, was ausdrücklich verboten ist.

              • Elisabeth Ertl sagt

                Mit Rebellion hat das rein gar nichts zu tun, sondern mit Schlendrian.
                Die vergleichsweise „preußischsten“ Österreicher sind die Oberösterreicher. Für die sind Normen und Hierarchien Garanten für Effizienz. Wenn ein Erlass aus Wien kommt, setzen sie alle Hebel in Bewegung, um das so praktikabel wie möglich umzusetzen. Dann kommen sie drauf, dass das undurchführbar ist und kriegen eine schier unbeherrschbare Wut auf Wien.
                Dabei ist das alles nur ein Missverständnis. Für einen Wiener Ministerialbeamten ist halt Arbeit negativ besetzt. (Wenn ein Wiener einem anderen schaden will, dann macht er ihm Arbeit.) Und deshalb empfindet er alles, was ihm Arbeit macht, als Affront, zum Beispiel, wenn ein Bürger sich bei ihm beschwert über einen Beamten, der einfach nur seinen Erlass buchstabengerecht umgesetzt hat und somit beweist, wie untauglich dieser Erlass war. Das trachtet jetzt der Wiener Beamte zu verhindern, indem er einen Erlass hinausschickt, der zwischen den Zeilen nichts anderes zum Inhalt hat als: Du kannst ja weiterhin gerne machen, was du für richtig hältst, nur wenn etwas schiefgeht, zähl nicht auf meine Hilfe.
                Der Oberösterreicher aber kann nicht zwischen den Zeilen lesen und fürchtet, es könne jederzeit ein Wiener Beamter hinterm Busch hervorhüpfen und ihn kontrollieren. Nichts liegt einem Wiener Beamten ferner. Da wäre ja die Arbeitsersparnis umsonst gewesen.
                Vor allem die südlichen Bundesländer wissen das. Und in einem solchen System tun sich viele Nischen auf.

                2
        • Smarti sagt

          Frau Ertl, ich kenne recht viele Landwirte, einfach weil es mich interessiert, wie andere ihren Hof bewirtschaften. Viele haben ja auch eine HP, wo man schauen kann, andere kennt man von Sitzungen, Vereinsausflügen, Ausstellungen etc.
          Auch beruflich hat man viel Kontakt mit anderen Landwirten, sei es wegen Arbeiten oder Futterhandel….
          Eine Norm kann ich nicht erkennen, es sind alles total unterschiedliche Höfe, von ganz klein bis gross – in unserer Gegend tatsächlich auch sehr viele Biohöfe, teils im Nebenerwerb oder dann mit Direktvermarktung / teils auch noch Hofschlachtung mit Direktverkauf. Geschätzt auf 30 Rinderhaltungen ein Schweinehalter.
          Unsere Themen wenn wir uns treffen: grosse Zukunftssorgen, Politik, die niedrigen Erzeugerpreise, schwierige Mitarbeitersuche… egal von welchem Hof jemand stammt. Es geht allen gleich.

          1
    • Jürgen Donhauser sagt

      Frau Ertl, mag sein dass es in Kleinstbetrieben mit wenigen Schweinen noch irgendwie funktioniert. Wenn der Betrieb aber ein Familieneinkommen erwirtschaften sollte, dann wird es mit der Bestandsgröße schwierig. Außer man fährt „vielfältig“ und hat dann aber wieder den Nachteil hoher Kosten wegen mangelnden Rationalisierungseffekt. Also bleibt dann nur Direktvermarktung um höhere Preis zu generieren. Dazu müsste man aber in einer Fremdenverkehrsregion oder Nähe Großstadt seinen Betrieb haben. Die wichtigste Frage bleibt aber. Wie kann sich die Bio-Schweinhaltung ökologisch nennen, wenn sie in Sachen Ressourcen, Klima usw. deutlich schlechter abschneidet wie die konventionelle Haltung? Wie kann sie sich Tierwohl nennen bei den im oben genannte Problemen in Sachen Gesundheit und Mortalität?

      • Elisabeth Ertl sagt

        Ich bin ja gar nicht der Meinung, dass alle Bio werden sollen. Ich habe beispielsweise höchsten Respekt vor Gabi Mörixmann und wünsche ihr von Herzen, dass der Kunde ihre Arbeit honoriert.
        Ich stelle nur fest, dass es in diesem Forum tendenziell nur schwarz oder weiß gibt, und dass das zu einer gewissen Verzweiflung zu führen scheint. Meine Beispiele für Nischen haben bis jetzt ja gar nicht nur Kleinbetriebe umfasst und auch nicht nur Biobetriebe: http://www.almo.at
        Aber standortgerechte Landwirtschaft heißt vielleicht auch, dass sie nur in Österreich funktioniert und in Deutschland nicht, weil das eben ein anderer Standort ist.

            • Reinhard Seevers sagt

              Ich wette Mal, dass in Deutschland die Vielfältigkeit um Längen größer ist, als in Österreich, rein nominal sowieso.

        • Ferkelhebamme sagt

          Das Problem dieses Standortes ist, dass wir keine kleineren Schlachter mehr haben. Hätten wir die, könntest du mit einem ein eigenes Konzept erarbeiten wie Gabriele Mörixnann. Wir haben aber nur noch die ganz Großen, und die bestehen auf Normierung. Da gibt es nur schwarz oder weiß. Die können nicht viele verschiedene Einzelkonzepte und die Ware entsprechend trennen. Warum wurde denn erst QS Standard und jetzt ITW? Der Druck ist enorm, der Schlachter hat angekündigt 2023 keine anderen mehr abzunehmen. Warum halten die Schlachter sich denn so zurück, wenn es um die Festlegung der Haltungsstufen/Borchert geht? Die wollen Konventionell (auf ITW-Level) und einen kleinen Teil Bio. Das lässt sich verwaltungstechnisch und logistisch bewältigen. Mehr lieber nicht.
          Das Problem ist, dass wir Bauern schlicht keine Alternativen haben.

          • Reinhard Seevers sagt

            Ferkelhebamme, wenn man Mal hinter die Kulissen schaut gibt es eine Reihe kleinerer Schlachter und auch Futtermittelfirmen, die Nischen besetzen und bestimmte Qualitätsanforderungen gut vermarkten. Das wird aber nicht laut propagiert, weil man die Kunden für sich beansprucht…..

            • Elisabeth Ertl sagt

              Die spannende Frage ist ja: Warum gibt es diese Nischen ÜBERHAUPT? Eine philosophische Frage.

              • Ferkelhebamme sagt

                Ist wie in der Natur:
                „Die Bildung von ökologischen Nischen erlaubt es verschiedenen Spezies, gemeinsam in einem Ökosystem auszukommen. Da sie unterschiedliche Ansprüche haben, also in unterschiedlichen Beziehung zum Ökosystem leben, ist eine Koexistenz möglich. Eine ökologische Nische beschreibt folglich mehr als nur den Lebensraum.“
                Ersetze ökologisch durch wirtschaftlich, dann passt es.
                Leider sind die nur sehr klein und vom Aussterben bedroht, wegen Invasoren Arten, die diesen Lebensraum einnehmen

              • firedragon sagt

                Frau Ertl,
                das ist keine philosophische Frage.
                Das ist ein Gedanke, die Überlegung und schließlich Umsetzung eines Gedanken. Möglichkeit, Finanzierung und Gewinn. Stillschweigen, Aufbau und Marktsicherung, am besten hin zur Alleinstellung.
                Letztendlich hoffen, dass es andere nicht allzuschnell nachmachen, weil der Markt für eine „Nische“ nur sehr begrenzt aufnahmefähig ist, um darin auskömmlich wirtschaften zu können.

              • Elisabeth Ertl sagt

                Es gibt natürlich auch vor allem die Großschlachthöfe, nicht so große wie in Deutschland, aber klar machen die auch Normvorgaben und zahlen schlecht. Wer nicht direkt vermarktet, ist auf die angewiesen. Und die sind wieder auf die Vorgaben vom LEH angewiesen.
                Dort könnte ich über den Schafzuchtverband meine Tiere zum Schlachten anmelden, und dann wird mir ein Tag vorgegeben, wann ich sie abliefern muss. Der Schafzuchtverband handelt möglichst gute Preise aus. Die sind bei Schafen nicht einmal so schlecht, weil da in Österreich die Nachfrage gar nicht gedeckt werden kann. Da sind in den letzten Jahren einige Schweinehalter auf Schafe umgestiegen. Da fallen nicht viele Investitionskosten an, weil man Schafe schnell wo hineinstellen kann ohne komplizierte bauliche Vorgaben.

                Und daneben gibt es diese Bauern mit eigenen Schlachträumen, die auch für andere Direktvermarkter schlachten. Wo du an einem bestimmten Wochentag deine Tiere hinbringen kannst, weil dann der Tierarzt kommt. Der zerlegt, wie ich es haben will, verarbeitet Alttiere zu Wurst und so. Aber er vermarktet sie mir nicht, das muss ich selber tun. Und in meiner Nähe gibt es ein Gasthaus mit angeschlossenem Stechviehhandel. Die schlachten viel mehr als die Bauern, sind aber für heutige Verhältnisse auch sehr klein. Die vermarkten das Fleisch auch, wenn man will. Da habe ich auch einmal ein Tier schlachten lassen. Hat mir aber nicht gefallen, wie die mit den Tieren umgehen.

    • ANDREAS Maier sagt

      Aus dem Saarland kommend kann ich nur sagen;25 % Bio verordnen weil es die Politik will….dann kratzt sie, die Politik den Haushalt zusammen! Um die gemachten Versprechen zu halten , jedes Mittel ist recht .
      Es ist genau so erbärmlich wie im Konventionellen Bereich…
      Nicht vom Verkauf seiner hergestellten Produkte leben zu können!!!!!

      Lebensmittel sollen nicht das wichtigste sein . MITTEL zum Leben.

      Die Schicki Miki Gesellschaft ….un sorry die schlimmsten davon habe ich bei Biodirektvermarktern getroffen….
      Schaut her mein Auto mein I pho…und auch das hier Bio Superfood will ich mir heute leisten..

      Wer s kann der soll es machen…..nur es ist so die Subventionshitliste angeführt von Bio s

      Höre Frörderung , am Tropf gehängt….und dann vom gutwoll der Politik abhängig…so sieht es aus !

    • Harald Schmidt sagt

      Hallo,
      Bio-Tierhaltung hat mMn einen (mehrere?) Denkfehler: Spaltenboden raus, Stroh rein! Das geht nicht.
      Auslauf vor den Innenboxen auf befestigte oder unbefestigte Fläche geht nicht. Es braucht eine Schweineweide mit häufig wechselndem Umtrieb bis hin zur freien Hütehaltung.
      Nur, um mal auf mMn wichtige Aspekte hinzuweisen.

      • Dann ist im Supermarkt die Auslage an Fleisch und Wurst aber nicht mehr so gross,

        Und dann wird es vom Ausland mit den noch alten Haltungsbedingungen geholt.
        Das kauft der Verbraucher auch, weil ihm die Haltungsbedingungen egal sind .

  3. Arnold Krämer sagt

    Ich wundere mich (oder auch nicht) dass sich E. Niemann, der aufrechte Kämpfer gegen Massentierhaltung und Spaltenbodenställe und glühender Verfechter des Strohstalles sich bisher nicht zu Wort meldet. Vielleicht locke ich ihn ja hiermit aus der selbstauferlegten Reserve. Denn mitlesen tut er sicherlich nach wie vor.

    1
    • Auch Bio-Betriebe können scheitern. Das ist eine Binsenweisheit.
      Aus dem hier individuell geschilderten Beispiel den Rückschluss zu ziehen, Bio-Schweinehaltung sei zum Scheitern verurteilt ist Blödsinn und durch eine zunehmende Zahl von erfolgreichen Bio-Scheinehaltungen widerlegt.
      Da überzeugt auch nicht das ideologische Geschwurbel vieler Dauerkommentatoren in diesem blog.
      Ich habe vor mehr als vierzig Jahren eine Grundsatzentscheidung für die Zukunft unserer Schweinehaltung getroffen und ich kann rückblickend feststellen, dass ich damals gegen die Auffassung des landwirtschaftlichen mainstreams (Beratungswesen, Bauernverband usw.) eine mutige, aber richtige Entscheidung gefällt habe.
      Damals hatten wir einen Schweineherdbuchzuchtbetrieb (natürlich damals mit Strohhaltung) und es war erkennbar, dass dieser Betriebszweig durch den Strukturwandel (Hybridzucht) keine Zukunft hat. Wir haben uns nicht (mit Fördergeld) auf das Gleis der Intensivierung setzen lassen, sondern zuerst nach Neuland- und später nach Bioland-Richtlinien auf Zukunftsmärkte mit höherer Wertschöpfung gebaut.
      Die beschriebenen hygienischen Schwierigkeiten, die Tiergesundheit und Futterqualitäten hatten und haben wir bis heute im Griff.
      Weil dieses Betriebsmodell funktioniert, hat es inzwischen in der gesellschaftlichen Debatte einen hohen Stellenwert und beeinflusst inzwischen im erheblichen Umfang die strategische Ausrichtung der Markt“partner“ auf der Absatzseite.
      Aus meiner Sicht stellt sich für die Zukunft nicht die Frage, ob Strohhaltungssysteme mit oder ohne Bioregeln (produktionstechnisch) funktionieren, sondern wie in diesen Marktsegmenten die Wertschöpfung auf der Erzeugerebene gesichert werden kann.
      Wir haben uns konsequent auf Direktvermarktung ausgerichtet und alle anderen Absatzwege eingestellt, weil wir kein Vertrauen in Tönnies und Co haben.

      2
      • Thomas Apfel sagt

        Ich hab mir mal Ihre Website und die Lage des Betriebes angesehen.:
        Tolles Konzept, toller Hofladen, tolle Werbung, wunderschöne Gegend. Glückwusch zu dem gelungenen Konzept. Das ändert aber erstmal nix daran, das der Marktanteil Bio-Schweinefleisch unter 0,5 % liegt.
        Meine Frage wäre, gehen Sie tatsächlich davon aus, dass ein durchgreifender Trend möglich ist, den Endverkauf der Lebensmittel durch die Direktvermarktung wieder in Bauernhand zu bekommen ? Es ist ja relativ populär das zu fordern (siehe auch Kommentare zum Öko-Aktionsplan Brandenburg – Artikel bei TopAgrar). Die beschriebene Schmallippigkeit der etablierten Bio-Betriebe, bei der Erarbeitung dieses Planes, spricht eine andere Sprache. Oder könnte neben Ihnen der nächste 40 ha Bio-Betrieb mit dem gleichen quasi Vollsortimenter-Konzept-Food im Hofladen bestehen ?
        Soll jetzt überhaupt keine Polemik sein, Ihre Einschätzung und Einordnung Ihres Betriebes im landwirtschaftlichen Gesamtkontext (insbesondere auch weil Sie offensichtlich ein junges Team haben) interessiert mich abseits jeder „Ideologie“.

        2
        • Wenn Sie mir Ihre e.mail zukommen lassen, schicke ich Ihnen gern dazu nähere Infos.
          Das würde den Rahmen eines Kommentars sprengen.

          Nach dem,was wir derzeit an Kund:innenzulauf mit unserem betrieblichen Konzept erleben, bin ich zuversichtlich, dass wir erhebliche Teile der Wertschöpfung aus Weiterverarbeitung und Handel auf unsere Höfe umlenken können.
          Dafür müssen wir aber erst mal in den Köpfen frei werden für eine Denke, die sich in der Massenerzeugung von Agrarrohstoffen einbunkert.

          1
      • Jürgen Donhauser sagt

        Herr Groß, wie begründen sie dann den großen Leistungsunterschied zwischen Bioschweinen und Konventionellen? Wenn es doch, wie immer suggeriert wird, es den Bioschweinen besser geht. Wenn sie glücklicher und gesünder sein sollten, dann muss sich dies doch irgendwo auch wissenschaftlich messbar und nicht subjektiv „gefühlt“ niederschlagen. Bei der Ferkelerzeugung kommen die Biobetriebe allmählich an die 22 aufgezogenen Ferkel pro Sau und Jahr. Im konventionellen Bereich haben wir gerade die 37 erreicht. Da die Fruchtbarkeit das Sensibelste überhaupt ist, bedeutet dies, dass hier von der Haltung über die Fütterung und natürlich der Gesundheit offensichtlich alles stimmt. Wenn ein und das selbe Mutterschwein (Stallplatz, Futter, Wasser und Emissionen gleich), um so viel besser ist, dann ist das ökologisch gesehen ein riesen Fortschritt in Sachen Ressourcenschonung und Klima. Und jetzt kommen sie mir bitte nicht mit den ewig alten aber unwahren Anschuldigungen, die konventionellen würden dies mit hohen Antibiotikaaufwand, Hormonen oder Sonstiges vom Tier erzwingen. Der Leistungsvorsprung kommt schlichtweg von der besseren Umgebung und Versorgung der Tiere gegenüber den mangelhaften Haltungsbedingungen im Ökobereich!

        • Elisabeth Ertl sagt

          Ich stelle (als Frau 🙂 ) in Frage, dass die maximale Zahl an Nachkommen automatisch ein Maß für das Wohlbefinden eines Muttertieres ist. Für die Ressourceneffizienz schon eher. Da kommt es aber wieder darauf an, WO ein Tier gehalten wird. (Paradebeispiel Wiederkäuer). Und ein schlechterer Futterverwerter erzeugt dafür umso mehr Wirtschaftsdünger.
          Ich denke, wer Bio wirtschaftet, braucht einfach die feste Überzeugung, dass der Marktanteil wachsen wird. Und wer davon fest genug überzeugt ist, findet auch die Kundschaft, die sich von ihm überzeugen lässt.
          Wer die Nachteile von Bio im Auge hat, die es sicherlich auch gibt, jedenfalls auf entsprechenden Standorten, und wer nicht daran glaubt, dass der Marktanteil von Bio steigen wird, der ist zweifellos besser beraten, bei einer konventioneller Wirtschaftsweise zu bleiben.

          • Reinhard Seevers sagt

            Da der Ressourcenverbrauch und die tierischen Leistungen keinen Widerhall in der Bezahlung finden, muss allein der Glaube des Kunden die Marktfähigkeit bilden.

          • Harald Schmidt sagt

            Ich bin kein Landwirt im eigentlichen Sinne mehr.
            Seit 8 Jahren halte ich etwa 6 Bienenvölker in Einzelaufstellung in Warrebeuten.
            Den Honig, den ich Ernte, Ernte ich vom Einzelvolk und fülle ihn ohne jegliche Bearbeitung ab. Den Preis habe ich bewusst ein paar € über dem hier üblichen angesetzt.
            Die Nachfrage wächst wie von selbst.
            Warum wohl?

        • Für mich als Bauer ist doch die entscheidende Frage:
          Macht mir meine Arbeit Spaß und kann ich davon gut leben ?
          Wenn Sie mit Ihrem Konzept der Schweinehaltung – ich unterstelle, sie schreiben nicht nur darüber-, zufrieden sind, dann ist es für mich i.O.
          Sie müssen sich aber auch fragen, wie dieses Konzept im gesellschaftlichen Umfeld und im Marktgeschehen funktioniert/ funktionieren soll.
          Und da genügt es nicht, nur auf die bösen NGO“s , die Medien und die Politik zu schimpfen.

          • Elisabeth Ertl sagt

            Das Konzept der standortgerechten Landwirtschaft kritisiert eine rein individualistische Haltung und erwartet vom Landwirt das Handeln nach einem kategorischen Imperativ. Es macht vermutlich auch viel Spaß, als Shareholder sich von einem Börsencomputer ein maximales arbeitsloses Einkommen generieren zu lassen, indem LEH – Konzerne in einen infinitiven Preiskampf geprügelt werden.

            • Reinhard Seevers sagt

              „Das Konzept der standortgerechten Landwirtschaft kritisiert eine rein individualistische Haltung und erwartet vom Landwirt das Handeln nach einem kategorischen Imperativ.“

              Und wer legt das fest, prüft evaluiert, validiert dieses Theorem?

              • Elisabeth Ertl sagt

                Der kategorische Imperativ lautet doch: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“
                Weil mich der Urs Niggli überzeugt, an seinem Beispiel: Er geht der Frage nach, wie die Menschheit ernährt werden könnte, ohne die natürlichen Grundlagen zu zerstören. Und da kommt er auf Bais seines Fachwissens und seinem Anspruch, einen vorurteilsfreien Blick auf die Realität werfen zu wollen, auch als Biopionier zu dem Schluss, dass das nicht mit biologischer Landwirtschaft allein gehen kann, sondern nur, indem viele Menschen an vielen verschiedenen Orten viele kleine Schritte in diese Richtung tun. Und um auf dem eigenen Platz den passenden Schritt zu tun, braucht es dieses Gesamtbild und nicht nur den Blick aufs eigene Wohlbefinden.
                Nun überzeugt sein Konzept nicht jede/n, und das ist in einer Demokratie auch nicht anders zu erwarten. Die Demokratie lebt von einer Mehrzahl an Konzepten, weil es das eine richtige Konzept objektiv nicht gibt. Wert evaluiert? Das wäre die Aufgabe des Parlaments oder halt wie in der Schweiz von Volksabstimmungen. Das mag auch ein unvollkommenes System sein, aber es hat halt noch niemand ein besseres gefunden.

        • Ferkelhebamme sagt

          Da der Produktionsrhythmus (längere Säugezeit bei Bio) ein anderer ist, ist die Zahl der abgesetzten Ferkel im Jahr nicht vergleichbar. 37 Ferkel sind außerdem kein Durchschnitt, sondern Höchstleistungen, die einzelne Betriebe erreicht haben.

          Leistung, Gesundheit und Wohlbefinden sind in allererster Linie vom Management abhängig. Da gibt’s gute und schlechte in jeder Produktionsrichtung

    • Bauer Willi sagt

      @Arnold Krämer
      Herr Niemann meldet sich nur zu Wort, wenn er die Auswahl des Themas und den Blog-Inhaber persönlich diskredieren kann. Bei einer inhaltlichen Diskussion in Fachthemen ist er selten dabei.

  4. Thomas Apfel sagt

    Um die Aufmerksamkeit noch auf einen anderen Aspekt des Beitrages zu lenken:
    Leptospirose ist eine durchaus ernstzunehmende Krankheit. Die Bezeichnung „Schweinehüterkrankheit“ oder auch „Schlammfieber“ ist nicht mehr gebräuchlich. Wohl auch dank der relativ guten Bekämpfungsmöglichkeiten durch Antbiotika.
    Im medizinischen Bereich heißt das „Kanalarbeiterkrankheit“. Die Infektion kann auch durch verunreinigtes Trinkwasser erfolgen. Beim schweren Verlauf (Morbus Weil) kann die Erkrankung tödlich sein, insbesondere wenn nicht schon in der Infektionsphase sofort mit Antibiotika behandelt wird. Die Krankheit heißt auch Wechselfieber, weil es nach einer Fieberpause als Immunreaktion wiederkehrt und dann nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden kann. Ich habe 2014 meinen Sohn an diese Krankheit verloren. Sie wurde mir damals als sehr selten beschrieben. Meine Frage an die Kollegen aus der Tierhalterfraktion: Wie verbreitet ist diese Krankheit ?

    • Brötchen sagt

      Behandle gerade Schafbock……war das erste was die Tierärztin vermutete….muss also öfter vorkommen

    • Smarti sagt

      Bei Pferden ist eine Leptospirose recht häufig, wird mit Urin ( verunreinigtes Futter durch Mäuse ) übertragen, äusserst sich manchmal in Mondblindheit, eine sehr schmerzhafte Augenentzündung, die oft zur Erblindung führt.
      Hunde stecken sich durch trinken aus älteren Pfützen an, und können durchaus daran sterben. Für Hunde gibt es eine Impfung dagegen.

      • sonnenblume sagt

        Bei reiner Stallhaltung ist diese Krankheit wohl nicht so ein großes Problem. Kein Kontakt mit verunreinigten Wasser und Boden. Schadnagerbekämpfung wird bei QS und allen anderen Projekten genau kontroliert.
        Sie sind doch bei vielen Krankheiten der Überträger. Es liegt doch im eigenen Interesse diese Gefahrenquelle zu minimieren.

        • Thomas Apfel sagt

          Offensichtlich, soweit ich dem Beitrag folge, scheint es aber in der Freilandhaltung von Schweinen ein größeres Problem zu sein. Weshalb sollte man also dahin zurück wollen?
          Bis ins späte 19. Jhd. war die Krankheit ja weit verbreitet und letztlich haben genau die Faktoren der modernen Tierhaltung: Bessere Kenntnis der Zusammenhänge, Behandlungsmöglichkeit mit Antibiotika und vor allem verbesserte Hygiene im Stall und die moderne Stallhaltung an sich, die Krankheit eingedämmt. Vor lauter Gehypter Angst vor der Agrarchemie wir fast völlig vergessen, dass die meisten realen Vergiftungen durch Lebensmittel microbieller Natur sind. Diese Gefahr nimmt über den Bio-Anbau extrem zu. Dazu muss man sich nur die Statistik der Rückrufe bei Lebensmitteln und die Hauptgründe der Rückrufe ansehen.

          • Ferkelhebamme sagt

            Hygiene ist die beste Prävention vor Krankheiten und da sind wir Vollprofis drin. Leider geht es aber nur noch um Emotionen und wir steuern im Stall gerade mit Volldampf zurück ins Mittelalter, auf Kosten der Tiere. Z.B. müssen wir jetzt gesetzlich vorgeschrieben Raufutter anbieten. Nun haben wir ein immenses Fliegenproblem im Stall. Hygienisch eine Katastrophe, außerdem Stress für Mensch und Tier.
            Ich verstehe diese Schwarz-Weiß-Seherei nicht. Wir schauen auch gern über den Tellerrand und probieren auch gern Dinge aus dem Ökobereich aus. Man muss aus allem das Beste suchen, mit Sinn und Verstand und die Emotionen und Ideologien einfach mal außen vor lassen.

            • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

              „Nun haben wir ein immenses Fliegenproblem im Stall“

              Öfter die Gülle aus den Kanälen ablassen.
              Ich füttere gehäckseltes Heu in kleiner Dosis in Krippen.
              Bei Türganglüftung ist allerdings auch mehr Luftbewegung im Stall.

          • sonnenblume sagt

            Nochmal zum Thema Hygiene. Mich würden schon die Befunddaten von Freilaufschweinen interessieren. Wie sehen diese bezüglich der Belastung der Organe aus? Man liest sehr wenig darüber. Gerade in nassen Jahren, mit viel Schlamm und Modder, wird die Belastung doch steigen.
            Kann man diese Problematik für Außenklimaställe größtenteils ausschließen?

            • Reinhard Seevers sagt

              Es gibt da viele Veröffentlichungen, z.B. von Frau Knieriem. Es gibt sogar wissenschaftliche Untersuchungen von Waldschweinehaltungen. Mit erfolgreichen Ergebnissen…..aber wie immer streiten wieder beide Lager, wer, bzw. welches System die gesünderen Schweinchen produziert, dabei liegt es in der Verantwortung des Halters, wie die Tiere am Haken landen.

              Wenn man die arteigenen Verhaltensanforderungen in den Vordergrund stellt, dann kommt man um eine Strohhaltung nicht umhin. Wenn es um Hygiene geht, dann geht es ohne Stroh am besten…..

              • Arnold Krämer sagt

                Es geht um Tierwohl (vordergründig, denn die Tiere fühlen sich auch nicht wohl, wenn sie krank werden) nicht um Menschenwohl. Den Menschen geht’s nach Ansicht Vieler eh zu gut. (Nutz-)Tiere und Menschen sind auf eine Stufe zu stellen!

        • Reinhard Seevers sagt

          QS prüft die Aufstellung der Köderfallen, sucht aber nicht nach Kot auf Leitungen oder in Futtertrögen…..QS ist so gut, wie der Prüfer sich auf sein Augenschein und seiner Tagesform verlässt.

          • Ferkelhebamme sagt

            QS prüft die Dokumentation, kleiner Unterschied 😉 Ist wie bei den Autobahn-Toiletten: dokumentiert ist die Reinigung immer…
            Ein gutes Hygienemanagement liegt einzig am Betriebsleiter.Und bei gewissen Haltungsformen sind dem einfach Grenzen gesetzt.

          • sonnenblume sagt

            Ok. QS prüft die Aufstellung der Boxen. War nur ein Beispiel. Der Tierhalter muß seinen Stall im Blick haben und sehen was läuft. Siehe auch die Kommentare von Ferkelhebamme. Nur so läuft es rund.

      • sonnenblume sagt

        Problematisch könnte es in Zukunft bei Außenklimaställen werden. Hier ist der Zugang für Schadnager recht einfach und damit steigt auch die Infektionsgefahr.

        • Reinhard Seevers sagt

          Guter Einwand! Ich sehe das als ganz großes Problem, und kaum zu händeln.
          Ratten und Mäuse gehen ja in gut abgeschirmten Stallanlagen durch die undenkbarsten Bauteile…..
          Das fängt bei der Futterlagerung an und hört bei der Entmistung auf.

        • Ferkelhebamme sagt

          Deshalb brauchen wir Ställe, die trotzdem „dicht“ sind, dass keine Vögel und möglichst keine Schadnager rein kommen können, z.B. Windschutznetze. Und dazu einen guten Kammerjäger

          • sonnenblume sagt

            Vögel sind nicht das Problem. Da sind Windschutznetze sehr nützlich, aber bei Maus und Co.? Hier liegt wohl das größere Problem. Und großzügig das äußere Umfeld frei halten ist schon nicht einfach. Grad zu dieser Jahreszeit muss man doch gewaltig aufpassen. Es gibt doch kein Loch und keine Ritze, wo eine Maus nicht hindurch passt.

          • Reinhard Seevers sagt

            Offene Futterlager und besonders Offenställe sind Einfallstore für Vögel aller Art. Salmonellen vorprogrammiert. Ich finde es auch nicht so schön, wenn bei der Besichtigung eines Bio-Offenstalles die Ratten über die Stalleinrichtung huschen….hat Gott sei Dank keiner gesehen. 😉

            • sonnenblume sagt

              Hat Gott sei Dank keiner gesehen. Oder wollte nicht? In so einem Stall möchte ich nicht arbeiten. Wenn die schon bei Tag so dreist durch den Stall huschen, dann möchte ich nicht sehen, was sich dort in Ruhezeiten abspielt.

    • Ferkelhebamme sagt

      Bei Sauen nicht ungewöhnlich, hatten wir auch schon Ärger mit, die Folge sind Fruchtbarkeitsstörungen. Hygiene ist äußerst wichtig, in der Großgruppenhaltung verteilt es sich aber natürlich schnell. Wir impfen und haben jetzt Ruhe.
      Unser TA erzählte, dass er zu einem Biobetrieb gerufen wurde, wo die Sauen starke Fruchtbarkeits- und Gesundheitsprobleme hatten. Er sagt, so einen Titer von Leptospiren hätte er noch nie gesehen. Außerdem müsste man sich nicht über Gesundheitsprobleme wundern, wenn das Gesäuge in der Sch… hängt. So ist das nunmal bei Stroheinstreu.

    • Jürgen Donhauser sagt

      Thomas, deine Anmerkung bzgl. deines Sohnes hat mich schockiert. Das berührt mich zutiefst. Also ein Grund um so mehr die Gefahren durch Leptospiren nicht klein zu reden. Du hast dir wahrscheinlich schon selbst die Antwort auf die Frage an uns Tierhaltern gegeben. Immer dort wo sich Exkremente an der Oberfläche längere Zeit befinden (Strohaufstallung) dient es als „Nährlösung“ für Erreger. Gerade in der Ökoschweinemast ist der „Tieflaufstall“ eigentlich Standard. Dies bedeutet, es wird immer nur versucht frisches Stroh oben drauf zu streuen. Erst nach dem Ausstallen am Mastende wird dann der Mist, die Strohmatratze entfernt. Da sich Schweine aber auch Mistecken anlegen und dies im Sommer gerne als Suhle zum Abkühlen nutzen, besteht hier die größte Gefahr
      von Leptospiren. Und gerade bei Offenställen im Ökobereich ist die Einschleppung durch Schadnager unvermeidlich! Aber ist ja in Zukunft alles gewollt – also mit Ansage. Wir werden uns also auf die alten Krankheiten mit all ihren Grausamkeiten wieder gesellschaftlich gewollt einstellen müssen.

      • Günter sagt

        @Jürgen
        Mein Bruder ist mit 9 Jahren in einem Grünfuttersilo erstickt, mein Vater hat mit viel Glück
        überlebt und wurde danach bestraft weil er die oberste Luke offen gelassen hat.
        Das Schicksal von Thomas als Anlass dafür zu nehmen um bestimmte Haltungsweisen und Ansichten in Zweifel zu ziehen halte ich für eines Kirchenmannes nicht würdig und ist deplatziert.
        An Thomas gerichtet: Es gibt Dinge auf der Welt für die man zeitlebens eine Antwort sucht und keine findet:
        Gott gebe mir die Gelassenheit,
        Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
        den Mut,
        Dinge zu ändern, die ich ändern kann.

        • Jürgen Donhauser sagt

          @Günter: „ Das Schicksal von Thomas als Anlass dafür zu nehmen um bestimmte Haltungsweisen und Ansichten in Zweifel zu ziehen halte ich für eines Kirchenmannes nicht würdig und ist deplatziert.“
          🤷🏼‍♂️??? Thomas hatte doch eine Frage an uns Tierhalter gestellt, die ich ihm dann beantwortete. Warum darf ich ihn nicht auch mein Mitgefühl aussprechen? Ich denke nicht dass Thomas es so empfunden hat, dass ich es instrumentalisiert hätte, und war auch nicht meine Absicht!

  5. Jürgen Donhauser sagt

    Zusammengefasst heißt das: Den Tieren geht es schlechter, sie verbrauchen mehr Ressourcen und schädigen mehr die Umwelt und das Klima. Wie kann man dann solch eine Ideologie noch weiter betreiben? Das geht ja dann mit Vollgas in die falsche Richtung!
    Wenn ich an die derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen denke, wird mir noch mehr bange. In den Berichterstattungen hört man kein Wort über die zukünftige Landwirtschaftspolitik. Wenn die aber alle noch dem „Aberglauben“ Bio ist gut – Konventionell ist böse anhängen, dann wird wohl die LW-Politik zum „Bauernopfer“ der großen Themen und die Entwicklung noch verschlimmern.

        • Jürgen Donhauser sagt

          Ich sehe das Verhalten der Kirche auch mit Argusaugen und kann es mir nur folgendermaßen erklären: Die Kirche stand in den vergangenen Jahren permanent in Kritik (Reichtum, Verschwendung, Mißbrauch usw), da ist die Verlockung groß sich bei anderen „Mainstreamthemen“ anzubiedern um wieder „positiv“ gesehen zu werden. Menschlich zu verstehen – aber nicht christlich!

        • Reinhard Seevers sagt

          Das stimmt, das ev. Magazin Chrismon ist da voll im Trend. Jede Ausgabe hat mind. 2 Beiträge für BIO oder vegan.
          Sie wähnen sich auf der „richtigen“ Seite….das ist vom Schöpfer abgesegnet. Jesus aß auch nur BIO…..😎

        • Wie früher in den30igern?

          Die sollen sich um die Instandhaltung von Gottes Umwelt und des Menschens Seelenwohl kümmern!

          Ja, er aß auch nur BIO,
          weil da gab es noch gar keine künstliche Mineraldünger und chemische Pflanzenschutzmittel!

      • Jürgen Donhauser sagt

        Hatte dazu eine Kontroverse – der Artikel dazu wird wahrscheinlich am Montag unter katholisch.de zu lesen sein.

      • Jürgen Donhauser sagt

        Durch den Hinweis auf das Öl könnte es folgenden Hintergrund haben. Für den Betrieb der Maschinen muß ein lebensmittelechtes Öl (also nicht mineralisches) Öl verwendet werden. Entweder ein Mischöl (Soja/Raps/Sonnenblumen etc.) oder reines Sojaöl. Wenn hier nicht explizit ein Öl von GVO-freien Soja verlangt wurde, dann könnten trotz Filtertechnik auch Eiweißfragmente im Öl landen. Dies wäre dann ja nachweisbar. Und beim eingefleischter Bioverbraucher würde dies zum sofortigen Tod führen! 😉

        1
        • Ob das die Mashc9inen shcädigt?

          Jedenfalls sollte dann eher bei Verpackungen von Lebensmittel ungiftige Druckertinte fü rdie Aufschrift verwendet werden.

        • Das soll doch einfach aussagen, dass auf der Brotmaschine für Biobrot auch konventionelles Brot geschnitten wird
          und dadurch könnte dann auch Krumen und Ölsaaten davon
          and das Biobrot kommen!

          „Ob das die Maschinen schädigt“

          Die Maschinen vertragen wohl kein Lebensmittelöl (aus Raps oder Sonnenblumen), oder?

          • Reinhard Seevers sagt

            Noch schlimmer ist, wenn die Bäckereifachverkäuferin vorher ein Mettbrötchen angefasst hat und dann das Bio Brot berührt….unvorstellbar, welche Folgen das haben könnte.😳

            1
            • Hat die nicht immer Handschuhe an, wenn sie Gebäck in die Tüte macht?

              Schlimmer ist Geld anfassen und danach Lebensmittel, Brötchen oder so .

    • Bauer Willi sagt

      Vielleicht hat er schon vorgekauft? So wie wir…
      Ich verstehe aber den Zusammenhang nicht ganz. Ist das Schadenfreude oder was?

    • Thomas Apfel sagt

      Diese Feindschaft gegenüber dem sogenannten „Kunstdünger“ ist irgendwie irrational.
      Man kann sicher über Aufwandmengen, Durchwaschung und Fehler in der Ausbringung diskutieren. Im Grund gehen von organischen Düngern aber die gleichen Gefahren bezüglich Auswaschung und Abspülung durch Ausbringungsfehler aus. Am Ende der „natürlichen“ Bodenchemie steht bei Stickstoff auch immer Nitrat.
      Es war ja ausgerechnet Prof. Taube, der in früheren Versuchen nachgewiesen hat, dass bei gleicher Stickstoffverfügbarkeit aus rein organischer Umsetzung (in dem Falle eingearbeiteter Rotklee) neben gleich hohen Erträgen ggü. konvi auch der diffuse Eintrag von Nitrat in den Untergrung exakt gleich war.
      Diese Prozesse kann man in der Kombination von organischer UND mineralischer Stickstoffdüngung am besten steuern. Wenn die Bio-Schiene unter Ertragsdruck kommt, ist die Gefahr unkontrollierter N-Einträge in die Umwelt deshalb ungleich höher .
      Dazu kommt, dass rein rechnerisch jeder Zweite Mensch das Eiweiß, das seine Existenz ermöglicht, dem Haber-Bosch-Verfahren verdankt.

      • evo.... sagt

        Es kommt stark auf das Wetter an. Hier war ein Bio-Kürbis-Bauer in der Presse. Zitat:

        „Die erste Saat ist wegen Regen verfault, die 2. Saat ist vertrocknet.!“

        So einer gibt bestimmt 150…200 kg organischen N auf das ha und wenn es dann erst im Herbst regnet wird der erst im Herbst mineralisiert und der N dann uber den Winter ausgewaschen.

        Da wärs sinnvoller die erste Saat im Frühjahr mit nem Fungizid zu retten.

        • Reinhard Seevers sagt

          Also der Speisekürbis erhält so gut wie kein N-Dünger. Der Ölkürbis bis zu 80kg…..aber 200? 🙄

  6. Ludwig sagt

    Ich bin zwar kein Biobauer , doch habe ich seit 1970 in meinem Berufsleben ständig mit der Schweinehaltung die Haltungsverbesserung betrieben um auch ökonomisch davon leben zu können. Dänische Aufstallung, Tiefstall, Teilspaltenboden und Vollspaltenboden haben in der Reihenfolge zu immer besseren Tierwohlverhalten geführt und die Tierleistungen sind mit den ständigen Haltungsverbesserungen konstant gestiegen. Auch der CO2-Ausstoß hat sich in dieser Reihenfolge permanent verbessert , sodaß man den heute angepeilten Rückwärtsgang überhaupt nicht nachvollziehen kann. Wenn angepasste eigene Fläche, eigenes Getreide und kurze Wege zur Schlachtung dazu kommen , kann Bio niemals auf Augenhöhe da mit kommen. Was die Borchertkommission hier vorhat ist der Weg des Traumtanzes. Genauso ist das schon in der Hühnerhaltung gelaufen. Das Ei für das „Gute Gewissen“ auf dem Frühstückstisch aus Freilaufhaltung und die von Birkel gekauften Nudeln mit Eiern aus der Batteriehaltung aus Osteuropa. Doch so läuft das nicht mit der Schweinehaltung weil die Stallbaukosten und Arbeitszeit niemals im Einklang mit dem Verbraucherkaufverhalten zum doppelten Preis zu realisieren ist. Traumtänzerei eben ! Ich werde jedenfalls unter diesen Bedingungen mit der Schweinehaltung aufhören.Dann kommt eben wie schon jetzt zur Fertigmachung der Schweinehaltung ungeprüftes Billigfleisch aus Chile. Guten Appetit !

  7. Arnold Krämer sagt

    Die Haltungsverfahren in der konventionellen Schweinehaltung sind in den letzten 50 bis 60 Jahren nicht von „geldgierigen Tierquälern“ sondern im Zusammenspiel vieler Akteure im Sinne von Tier und Mensch ständig weiter entwickelt und verbessert worden. Zu kritisierende Fehlentwicklungen sind fast ausschließlich struktureller und nicht produktionstechnischer Art. Insofern ist Bio-Schweinehaltung eine rückwärtsgewandte Produktionsschiene, die am Markt auch wenig goutiert wird. Die Kritiker der konv. Schweinehaltung essen, wenn sie denn überhaupt Fleisch essen, kein Schweinefleisch. Sie wollen vor allem erzieherisch wirken und haben mit dem Tierschutz im Grundgesetz und der höchstrichterlichen Rechtsprechung zum Klimaschutz massiven Rückenwind, der irgendwann aber auch zur völligen Entzauberung der Biolandwirtschaft führen wird.

    • Elisabeth Ertl sagt

      Zur völligen Entzauberung glaube ich nicht. Die österreichische Lösung ist eben standortgerechte Landwirtschaft. Es gibt durchaus Standorte, wo Bio weiterhin sinnvoll ist. Die Frage ist nur, ob die Uraltprinzipien der 70er Jahre in unveränderter Form eine Zukunft haben werden. Solche Betriebe wie damals gibt es ja schon jetzt kaum noch. Was bei uns der Durchschnittsbürger unter Bio versteht, deckt sich auch gar nicht mehr unbedingt mit dem, was die Zertifizierer verlangen, im Gegenteil, man bemitleidet so manchen Biobauern für die Schikanen der Kontrollore, die oft gar keinen Sinn mehr ergeben. Wenn da ein konventioneller Landwirt seine persönliche Einstellung vermittelt, wenn er sich hinstellt und sagt, ich füttere nur mein eigenes Futter, kaufe nichts aus Lateinamerika, meine Kühe haben Weidegang etc., dann sagt das Volk, der arbeitet eh bio.

      • Arnold Krämer sagt

        Standortgerechte Landwirtschaft wird in D verunmöglicht oder zumindest stark erschwert durch zunehmende bundesweite Vorschriften produktionstechnischer Art und wettbewerbsverzerrende Subventionen.

      • Thomas Apfel sagt

        Da kann ich Ihnen mal voll zustimmen, Frau Ertl. Bio macht an einigen Ecken durchaus Sinn. Problematisch sind die Marktabgrenzungsdogmen, aber die werden sich abnutzen. Geraden in Ecken, die sich intensiv gar nicht kostendeckend nutzen lassen, aber zur Kulturlandschaft gehören, kann Erhalt und Förderung der Biodiversität über Erhalt genau dieser Form der Kulturlandschaften in einer Kombination von höheren Preisen für individuelle und originelle Produkte und Prämien für Landschaftspflege die sinnvollste Lösung sein. Das gilt auch für Grünlandstandorte in den Sandergebieten Norddeutschlands mit hohem Grundwasserstand. Das „Dogmen-Bio“ wird sich irgendwann in die 2 % Nische seiner Hardcore-Fans zurückziehen.

        1
        • Elisabeth Ertl sagt

          Jenes Problem, welches ihr in D. mit den Schweinen habt, Überproduktion, das haben wir bei Milch und Rindfleisch. Deshalb sieht die standortangepasste Landwirtschaft das Ende der Rinderhaltung in den Intensivgebieten vor, wo sie ja sowieso ineffizient ist. In den Extensivgebieten wird flächengebundene Haltung vorgschrieben, was dann mehr mit Robustrassen geschehen wird. Schweine und Geflügel sollen im Ackerbaugebiet bleiben, aber da haben wir eh keine Überproduktion.

          • Reinhard Seevers sagt

            Extensive Milcherzeugung ist aufgrund der Erfassungskosten schon ein Experiment….evtl. gibt es dann eben nur Bergkäse aus der Manufaktur und dieMilch kommt aus der Intensivhaltung….schätze ich.

            • Smarti sagt

              Unsere Molkerei bietet vier unterschiedliche Milchsorten an: Konventionell, Konventionell mit Weide, Biomilch ( Bio ist immer mit Weide ) und Bio-Heumilch ( keine Maissilage, keine Grassilage ).
              Biomilch hat ein eigenes Fahrzeug mit zwei Tanks.
              Wenn jetzt nach und nach die kleinen Anbindebetriebe „aufgehört werden“, ändert das wahrscheinlich nicht viel an den Erfassungskosten.

          • Bauer Willi sagt

            Normalerweise werden solche Entscheidungen vom Markt her getroffen. Das wird auch hier so sein, denn man kann so etwas nicht „vorschreiben“. Die Bauern steigen dann aus und damit ist nichts erreicht.

            • Elisabeth Ertl sagt

              Immerhin kaufen die Österreicher 26% Biomilch, Tendenz weiter steigend. Der Rolls Royce unter diesen Marken ist die Heu- bzw. Wiesenmilch, Tendenz ebenfalls weiter steigend.
              Es gibt ja jetzt schon nur noch sehr wenige Milch-Hochleistungstiere, die nicht alptauglich sind: 7% Holstein – die kamen kürzlich in die negativen Schlagzeilen wegen Kälbertransporten nach Spanien.
              Und in der Mutterkuhhaltung experimentieren halt jetzt ein paar mit Charolais.
              76% der Rinder sind Fleckvieh, die passen sich an fast alle Haltungsformen an.
              Direktvermarkter positionieren sich mit Traditionsrassen, ALMO z.B. mit den Murbodnern. https://www.zar.at/Rinderzucht-in-Oesterreich/Rinderrassen/weitere-Rassen/Murbodner.html Das läuft ziemlich gut.

              • Thomas Apfel sagt

                Die Frischmilch/Trinkmilch ist auf die Menge der Verarbeitungsmilch fast als „marginales Produkt“ zu bezeichnen.
                Bei uns ist es zum Beispiel ein Problem für die Erlöse der Bio-Milcherzeuger, dass die Koppelprodukte der Käseerzeugung (Molke) keinen Absatz finden (für 1 kg Käse sind das immerhin rund 10 l Molke). Erst die „ganzheitliche“ ökonomische Betrachtung bringt ein realistisches Bild zur Situation der Erzeugerbetriebe.

                • Schmeckt gut sagt

                  Uups. Dann fehlt wohl die Bio-Schweinemast. Und das bei der doch angeblichen Mega-Nachfrage. Es gibt nichts besseres als Molke plus Getreide/Maisfütterung.

            • Arnold Krämer sagt

              Die Milchviehhaltung war und ist aufgrund allgemein schwacher Rentabilität weitgehend auf öffentliche Investitionsförderung angewiesen. Wenn man die Investitionsförderung auf bestimmte Gebiete beschränkt und genehmigungsrechtlich zusätzlich kreativ wird, kann man eine naturräumliche Standortsteuerung für die Milchviehhaltung schon bewirken.

              • Elisabeth Ertl sagt

                So wie ich das Konzept der standortgerechten Landwirtschaft verstehe, geht es auch gar nicht nur darum, eine Entwicklungsrichtung zu formulieren hin zu mehr Ressourcenschonung und Suffizienz. (Stichwort: das Optimum aus der Natur herausholen, nicht das Maximum)
                Es geht auch darum, der Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass es schon jetzt in Österreich viel mehr zukunftsfitte Betriebe gibt als nur die 25% zertifizierten Biobetriebe (so ferne alle 25% überhaupt zukunftsfit sind)
                https://www.youtube.com/watch?v=9-JZ5vP8DQ0

          • Warum haben wir da in den Ackerbaugebieten keineÜberpr4oduktion? keine Überproduktion von Schweine und Geflügel?

            Haben da (Norddeutschland und Holland) nicht die Massentierhaltungen angefangen?

            • Elisabeth Ertl sagt

              Ich dachte, in D. gibt es Überproduktion von Schweinen, weil der Export nach China weggefallen ist.

              • Reinhard Seevers sagt

                Was wollt ihr eigentlich sagen…..temporäre Mehrproduktion ist doch keine generelle Frage. Der Selbstversorgungsgrad ist kein Maß für nix….lediglich für ideologische Kämpfe geeignet.
                Also, was wollt ihr andeuten?

    • Smarti sagt

      Herr Krämer, das ist auch unsere Erfahrung. Aufgeheizt durch Medien und Bio selber haben viele Menschen regelrecht Angst vor Pflanzenschutzmitteln – aber nicht nur: dieselben Menschen ( oft die Mutter, also der „Einkäufer“ ) haben genauso grosse Angst vor Cholesterin und deshalb kaufen sie kein Schweinefleisch mehr. Oft sind es auch Impfgegner….
      Das ging in unserer ehemaligen Solawi so weit, dass nur wir Landwirte und zwei bis drei andere Familien noch unsere Freilauf-Bio-Schweine gegessen haben. Bei Kalb sahr das anders aus, es liegt also nicht nur am Töten.
      Ich erkläre das für mich so: wenn der Körper keine Infektionen mehr „abwehren“ muss wird ihm langweilig und er entwickelt Allergien.
      Wenn es dem Menschen zu gut geht wird ihm langweilig und er erfindet „Pseudo-Gefahren“.

    • fingerphilosoph sagt

      Was heißt das konkret, dass Fehlentwicklungen nicht produktionstechnischer, sondern struktureller Art sind? Ich kann mir da nichts drunter vorstellen. Kann das an einem Beispiel erläutert werden?

      • Arnold Krämer sagt

        Fehlentwicklungen struktureller Art, 2 Beispiele:
        1. Die Schweinehaltung konzentriert sich sehr stark im Nordwesten Deutschlands. Dies ist vor allem a) auf Spezialisierungsvorteile, die sich im Laufe der Zeit verstärkten, zurückzuführen b) auf das Bau- und Genehmigungsrecht und seine spezielle Auslegung durch die Behörden zurückzuführen. So war es jahrzehntelang möglich, Ställe zu errichten ohne jegliche Flächenbindung, was grundsätzlich kein Problem ist, wenn man den Akteuren hinsichtlich der Gülleverwertung auch genau auf die Finger schaut. Das hat man jahrzehntelang aber nicht getan. Erst mit der Änderung des Düngerechts ab 2017 hat sich das eindeutig geändert. Außerdem hat man die Ställe wie auch die Biogasanlagen früher immer ohne ausreichenden Lagerraum genehmigt. Das Ganze hat zwar keinen negativen Einfluss auf die Produktionstechnik gehabt, wenn man einmal davon absieht, dass Ställe in vielen Gemeinden viel zu dicht beieinander stehen und sich über die Abluft negativ beeinflussen. Der negative Einfluss für die Umwelt war aber da. Das Thema hat sich aber durch die Gesetzesverschärfungen- und -präzisierungen (Baurecht, Düngerecht, Rechtsprechung u.a) mittlerweile grundsätzlich erledigt und entspannt sich nach und nach durch Betriebs- und Stallaufgaben. Die massiv erschwerten Genehmigungsvorgaben im Hinblick auf die „Problemregionen“ verhindern aber jetzt auch, dass in vieharmen Regionen überhaupt neue Ställe errichtet werden, was politisch erwünscht ist.
        2. Mastschweine werden (nicht nur in D) überwiegend arbeitsteilig in Ferkelerzeugerbetrieben und in Mastbetrieben produziert. Über viele Jahrzehnte passten die Größenstrukturen in der Ferkelerzeugung nicht zu den Masterzeugerstrukturen. Im Mastbetrieb kann eine Familie mit 2 Arbeitskräften ohne weiteres 5000 bis 6000 Mastschweineplätze (= 15.000 bis 18.000 erzeugte Mastschweine pro Jahr) betreuen. Die dafür notwendigen Ferkel kann man allerdings nur aus Betrieben mit Fremd-Arbeitskräften (mind. 500 bis 600 Sauen) bereitstellen. In der Folge wurden die Mastställe etwa bis zur Jahrtausendwende überwiegend mit Ferkeln von verschiedenen Sauenhaltern bestückt. Und dann „knallte“ es fast immer (das ist wie im Kindergarten) mit der Folge Antibiotikaeinsatz, Tierverluste, schlechte Zunahmen, schlechte Futterverwertung usw..Auch dieses Problem ist mittlerweile weitgehend gelöst, durch massive Betriebsaufgaben und Kapazitätswachstum bei den bislang noch verbliebenen Sauenhaltern. Die Problematik wurde auch durch die großen Stallanlagen in Ostdeutschland und durch den Import von Ferkeln aus den großen Sauenbeständen in DK und NL gelöst. Die strukturellen Probleme sind auch teilweise auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Schweineproduktion anders als die Geflügelmast nicht integriert ist und die Mäster sich in der Vergangenheit bei schlechten Schlachtschweineerlösen immer durch Nachfragezurückhaltung bei den Ferkelerzeugern entlastet haben. Ich habe dies in der Region Emsland durch die Auswertungen der Betriebszweigergebnisse über 30 Jahre immer wieder belegen können. Es gab nur sehr wenige Jahre (zuletzt 2019/2020) , in denen Ferkelerzeuger und Mäster gemeinsam vollkostendeckend arbeiten konnten. Ansonsten waren die Mäster ökonomisch immer im Vorteil.

        Fingerphilosoph, das sollte an dieser Stelle reichen.

        • fingerphilosoph sagt

          Ja, vielen Dank. „Strukturell“ bezieht sich also auf entwicklungsgeschichtliche und politische Einlassungen, „produktionstechnisch“ auf die konkrete Produktion.

    • Und warum wissen das Green-Peace und Co. nicht?

      „Die Haltungsverfahren in der konventionellen Schweinehaltung sind in den letzten 50 bis 60 Jahren nicht von „geldgierigen Tierquälern“ sondern im Zusammenspiel vieler Akteure im Sinne von Tier und Mensch ständig weiter entwickelt und verbessert worden.“

      Kann ich bezeugen, war dabei!

      Und warum wissen das Green-Peace und Co. nicht?

      Das ist doch deren Aufgabe, oder nicht?
      Aber lieber in Ställe einbrechen und Missstände von den „Schwarzen Schafen“ zu fotografieren und veröffentlichen.

  8. Andreas John sagt

    Es steht und fällt mit der Vermarktung – und da gibt es ein Problem. Die alten Bio-Paten lassen keine neuen rein, alle attraktiven Märkte befinden sich in Hand von Biobauern, die das schon seit 20-30 Jahren machen, vorteilhaft ist es auch, wenn man vorher in Witzenhausen studiert hat.

    • Thomas Apfel sagt

      Die „gestandene“ Vermarktungsgemeinschaft großer Bio-Betriebe in Brandenburg war bei der Erarbeitung der Öko-Aktions-Pläne vorsichtig formuliert sehr wortkarg und schmallippig. Ich denke auch, dass das so ist, wie Sie es beschreiben !

    • evo.... sagt

      In Bayern standen die Milchvieh-Betriebe Schlange, wurden aber nicht rein gelassen um den Preis zu halten.
      Ich verstehe es aber Andererseits, wenn die Leute, die den Markt aufgebaut haben, diesen auch schützen wollen.

      • Thomas Apfel sagt

        Überhaupt keine Frage, es kollidiert nur mit den weltfremden Wachstumsvorstellungen der Politik und der Medien für die Bio-Branche. Der BÖLW ist mit seiner Orientierung auf Handel und Verarbeitung lautstark für Wachstum unterwegs, wie beim DBV auch ist das i. d. R. nicht deckungsgleich mit den Interessen der Urproduktion/ Erzeuger.

        • Wenn die Interessen der Urproduktion/Erzeuger beschränkt sind und bleiben auf Massenabsatz, egal in welchem Bereich, dann droht ökonomisch das gleiche Schicksal, dass die Schweinehalter derzeit erleben.
          Deshalb sind die Verbände und deren Vermarktungsorganisation gut beraten, den Marktzuwachs zu steuern, so gut sie das können.
          Ich empfehle Umstellern eine Doppelstrategie:
          So viel als möglich Direktvermarktung. wo möglich in Verbindung mit Handel und Dienstleistung und soviel wie nötig Massenhandel.
          Die Parole für die neue Bundespolitik sollte deshalb auch nicht heißen: 25% oder gar noch mehr Bioanbau, sondern 10% Bio-Direktvermarktung

          • Reinhard Seevers sagt

            Abgesehen davon, dass nicht klar ist, was mit 25% Bio gemeint ist (Umsatzanteil, Flächenanteil, Anzahl Betriebe oder was auch immer) ist es doch völlig egal, ob man seinen Betrieb intensiv, extensiv, bio, vegan, ohne Tier, mit Tier, als Pachtbetrieb oder Eigentümer, im Neben- oder Haupterwerb….usw. betreibt,
            wichtig ist der betriebliche Erfolg.
            Aber so, wie es einen Unterschied zwischen BWL und VWL gibt, so gibt es eben auch einen Unterschied zwischen DEM Betrieb und DER Landwirtschaft.
            Wer eine Nische ergattert hat, der sollte erstmal ganz leise sein, sonst hat sie der Holländer schon kopiert. Und wer im Speckgürtel einer Großstadt keine Direktvermarktung versucht, der verspielt eine Chance.

  9. Andreas sagt

    Biobauer-Bashing vom feinsten !
    Da sind sich hier wieder alle sehr einig.
    Konventionelle Landwirtschaft ist Gülle.
    Ökologische Landwirtschaft ist Mist.
    Hoch leben die Nahrungsmittel aus der Retorte.

    • Jürgen Donhauser sagt

      @Andreas – diese Kritik von Dir finde ich ja interessant. Wer hat denn in den vergangenen Jahren keine Gelegenheit ausgelassen die konventionelle Landwirtschaft negativ darzustellen. Jetzt, da ein kritischer Artikel erscheint, wird plötzlich von Biobauer-Bashing gesprochen. Offensichtlich ist die Rückumstellung auch kein Einzelfall, denn wenn man die Begriffe „Bio“ und „zurück“ eingibt, erscheinen mehrere negative Erfahrungsberichte im Netz. War man also bisher auf einen Auge blind oder passte es einfach schlichtweg nicht ins Weltbild?

    • Reinhard Seevers sagt

      Es ist immer deutlicher, dass Landwirtschaft als Problembringer und gleichzeitig als Problemlöser
      gesehen wird. Es ist für mich ein deutliches Zeichen dafür, dass die Gesellschaft seine individuellen Probleme nicht angehen will, sondern sie verlagert auf den Teil innerhalb der Gesellschaft, der alles verbindet und der emotional den existenziellen Kern trifft.
      Es geht immer um Ängste und diverse andere Gefühle, die die Leitplanken zu sein scheinen.

      • Günter sagt

        @Reinhard
        Volle Zustimmung, es geht immer schneller rückwärts, niemand hat Schuld daran, jeder pocht auf sein EGO.
        Speziell in der Landwirtschaft sollte eigentlich Einigkeit herrschen.
        Logisch werden auch Biobetriebe aufgeben müssen
        wenn die Bedingungen nicht mehr stimmen ist es halt so.

      • Thomas Apfel sagt

        Da es gerade regnet und ich keine Apfelbäume schneiden kann, trete ich nochmal nach:
        Der Hauptgrund ist „Glauben“. Und zwar wird dieser Glaube durch die vereinfachenden Marktabgrenzungserzählungen der Öko-Akteure in Kombination mit überbordender medialer Präsenz erzeugt. Vereinfachung mündet in Dogmen und Dogmen (die nicht mehr hinterfragt werden (dürfen?)) sind das Hauptelement der Glaubenserhalts. Die Position einer „Glaubensgemeinschaft“, die über das Predigen der Dogmen erzeugt wird, dient ausschließlich der Machterweiterung im Sinne des Aneignens von Marktanteilen und der materiellen Ressourcen für die Glaubensgemeinschaft. Heilsversprechen an Menschen außerhalb der profitierenden Gruppe (durch die Eliten dieser Gruppen und über diese auch durch die „Gemeindemitglieder“) sind ebenso seit Jahrtausenden Bestandteil der „Marktaktivitäten“ solcher Gruppen. Die Aufklärung hatte das deutlich abgeschwächt. Jetzt kehrt dieses Prinzip auf Grund des, bei der überbordenden Fülle an verschiedensten Informationen, immer stärker werdenden Bedürfnisses nach vereinfachenden Antworten mit voller Wucht zurück. So wie sich Christen über die Heilige Schrift überlegen und auf der „richtigen“ Seite fühlen, so fühlen sich die Anhänger der grünen Religion durch die „richtige“ Exegese wissenschaftlicher Veröffentlichungen durch ihre Priester/Apologeten dem „Rest“ der Gesellschaft überlegen. Das ist insgesamt tatsächlich mehr ein Kulturkampf als ein Diskurs.

          • Thomas Apfel sagt

            Tut mir leid, Jürgen. Ich bin da durchs strenge christliche Erziehung „vorgeformt“, vielleicht auch „vorgeschädigt“.

          • Andreas sagt

            Mal schauen, was der Kollege im nächsten Jahr für tolle Erträge hat,
            wenn es weiter keinen Kunstdünger mehr zu kaufen gibt.
            Die Preiserhöhung bei N-Dünger ist eine tolle Sache, da wird endlich die irrsinnige Energievernichtung durch das Haber-Bosch-Verfahren aufgezeigt.

            • Thomas Apfel sagt

              Mein „Düngerverbrauch“, gemeint ist ja meist Stickstoff. liegt beim Obst zwischen 50 und 80 kg N/ha. Dauerkulturen sind ein relativ geschlossenes System in dem Grasmulch, Schnittholz und Kleeanteil in der Fahrgasse einen Gutteil der Nährstoffe im System belassen. Obst ist aber kein Grundnahrungsmittel. Über die prinzipiell gute Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und hier insbesondere Getreide konnte die Menschheit überhaupt zu ihrer jetzigen Größe heranwachsen.
              Willst Du das durch „Ausdünnen durch Nahrungsmittelentzug“ verändern ? Mit leicht anderer Wortwahl gab es das insbesondere in Dt. in jüngerer Vergangenheit. Die Bekämpfung der modernen Landwirtschaft über falsche „Öko-Erzählungen“ geht im Grunde diesen falschen historischen Weg nach.
              Nachzulesen bei Jutta Ditfurth: „Entspannt in die Barbarei – Esotherik, (Öko) Faschismus und Biozentrismus“ (1996).

            • Smarti sagt

              Andreas, wenn Stickstoffdünger im nächsten Jahr ( und wer sagt denn, dass die Energiepreise überhaupt jemals wieder nennenswert fallen ? ) kaum mehr zu kaufen ist, dann wird die Ernte nur eines beweisen: nämlich dass mit weniger/ kein Dünger ( also so wie bei Bio ) die Ernte mager ausfällt.
              Wer ganz böse ist könnte auch sagen : so siehts aus mit Bio grossflächig – gewöhnt Euch schonmal dran.

            • evo.... sagt

              Freu Dich nicht zu früh: Dann gibt es für die Bios weniger billiges gespritztes Kunstdüngerstroh von Glyphosat-Äckern zu kaufen.
              Weniger Schlachtabfälle aus der Massentierhaltung fürs biovegane Gemüse.
              Dann dürft ihr nicht mehr 70 % des pflanzlich gebundenen N beim Kompostieren -u.a. als Lachgas- in die Luft blasen.

            • @Andreas
              Ich habe selbst zwei Biobetriebe ohne Viehwirtschaft in der Nähe, die beide kurz vor dem Rückumstieg standen, weil die Erträge so miserabel waren. Erst als beide Biogasgülle einsetzten, waren die Erträge wieder auf annehmbaren Niveau. Und wenn, wie vor kurzem hier im Blog zu lesen ein Biobauer äußert, „und wenn es mal nicht reicht, bekomme ich Pferdemist“, dann ist es mit der vielgepriesenen Kreislaufwirtschaft im Biolandbau, anscheinend doch nicht so weit her. So ehrlich sollte man dann doch sein. Und das hat mit Biobauern-Bashing rein gar nichts zu tun.

        • fingerphilosoph sagt

          Seit Tausenden von Jahren begleitet das Thema „Apokalypse“ die Entwicklung der Menschheit. Auf seiner Website hat Markus Gansel mal die „Chronik der verpassten Weltuntergänge“ zusammengestellt. Bis zur Aufklärung wurden die Weltuntergänge überwiegend aus der Bibel herausgelesen. Ausnahmen bildeten Kometen. Je mehr die Wissenschaft die Religion verdrängte, desto mehr verlagerten sich folgerichtig auch die „Weltuntergänge“ in wissenschaftlich erfassbare Bereiche, also Waldsterben, Atomkrieg, Ozonloch, Klimawandel und dgl.

          Seit Mitte des vergangenen Jhs. ist in Sachen „Weltuntergang“ eine Eskalation festzustellen: ein „verpasster Weltuntergang“ jagt sozusagen den nächsten. Meiner Ansicht nach hat das mit dem aktuell herrschenden Jugendwahn zu tun. Wer als junger Mensch zum ersten Mal mit dem Thema „Weltuntergang“ konfroniert wird, ist natürlich entsetzt und will alles tun, um diesen zu verhindern. Greta Thunberg ist für diese Reaktion am Übergang von der Kindheit zum Erwachsenen das Paradebeispiel.

          Ein reifer, erwachsener Mensch weiß, dass all diese Weltuntergangssuppen nicht so heiß gegessen werden, wie sie gekocht werden. Aber die Stimmen der Älteren fehlen im medialen Chor, meines Erachtens, weil ein großer Teil der Älteren, die es eigentlich besser wissen müssten, sich aus grassierenden Jugendwahn heraus mit den Jüngeren identifizieren. Was wir erleben, ist das Versagen der älteren Generationen. Die Jüngeren haben schon das Recht, in Panik zu geraten und sich gegen die Alten aufzulehnen. Was heute fehlt, sind Persönlichkeiten, die den jugendlichen Panikmachern das aus Erfahrung und gelebtem Leben gewonnene „rechte Maß“ entgegensetzen. Stattdessen gibt es zu viele ältere Menschen, die die Panik noch anheizen oder sich von ihr infizieren lassen. Ich glaube, dass hier eines der wesentlichen aktuellen gesellschaftlichen Probleme liegt.

          • Reinhard Seevers sagt

            In unserer Regionalprawda heute ein Bericht über die online-Tagung mit Nico Paech über die Suffizienz (inkl. weniger Fleisch natürlich) und auf der letzten Lokalseite ein Bericht über eine Solawi: “ Die wahren Lebensmittel…..“
            Da beschreibt man dann die Produkte, die man in Holzkisten mitnehmen kann, die herbstlichen Farben ….violetter Rotkohl, grüner Zucchini, rote Äpfel….
            und die Kinder können nebenbei den Esel streicheln oder rumtoben, nach erfolgreichem Einladen der Kisten gönnen sich etliche einen gemeinsamen Kaffee und Klönen noch eine Weile, bis es wieder auf den Heimweg geht…..
            Komisch, all das erleben die Senioren jeden Tag beim Einkauf, wenn sie mit ihren Bekannten vor Rewe stehen oder bei Famila eine Kaffe zusammentrinken und sich über Gott und die Welt unterhalten. Im Einkaufswagen violetter Rotkohl, grüner Zucchini und rote Äpfel….

            Es sind „arme“ Menschen, junge Familien, die sich nur in ihrer Blase sicher und angekommen fühlen, es ist ein Zeichen dafür, dass sich Schichten gebildet haben, die sich emotional, wie altersmäßig als auch regional voneinander entfernen. Das ist der Preis für entfesselten Kapitalismus und der Entfremdung von den Wurzeln, der Heimat, den Verwandten und Freunden….

            • Ich glaube heutzutage sind jung und alt näher zusammen wie früher, oder?

              War in den 60igern nicht jeder 2. Werbespruch
              Für die jungen Leute von heute.

              Da nahm der unökologische Konsum erst richtig seinen Lauf.

              Das ist der Preis des Kapitalismus?
              Ja, das wirtschaftliche Wachstum nahm seinen en Lauf ohne Rücksicht auf (ökologische) Verluste.

            • Karl Timme sagt

              Reinhard Ihre Analysen lassen sich immer, fast immer nachvollziehen, wenn da nicht ein gewisser Hang wäre:
              „der Preis für entfesselten Kapitalismus“
              hier trübt sich der Blick.

              • Reinhard Seevers sagt

                Karl, der Kapitalismus ist ja nichts physisches, nichts greifbares. Er ist aber seit Jahrzehnten immer wirksam. Er hat genauso viel „Gutes“ wie „Schlechtes“ bewirkt. Egal wie, aber er ist an allem beteiligt.
                Der Staat unterstützt ihn, wo er kann. Daraus erwachsen soziologische Konsequenzen, die dann die Gesellschaft formen und beeinflussen. Z.B. sind die geforderte hohe Flexibilisierung, der hohe Bildungsgrad, die Erfahrung im Ausland, der Hang zum Singledasein usw. Folgen des kapitalistischen Systems.
                Das hat auch Folgen für die Demokratie.
                Alles ist Global, dennoch sollen die am Ort Verbliebenen regional handeln…das funktioniert nicht, wenn die Globalisten ständig unterwegs sind und sich nicht am Hier und Jetzt beteiligen, sondern zwischendurch mal reinschauen und sich mit der Wahl zu Wort melden und die „Heimat“ nach ihren Vorstellungen beeinflussen, derweil sie sich auf Tour durch down under machen.

                • Arnold Krämer sagt

                  Das kapitalistische System ist wesentlich leistungsfähiger und kreativer als der Sozialismus/Kommunismus, weil er die Stärken/Eigenschaften der Menschen (unvoreingenommen) nutzt: Stichworte: Produktinnovationen, Prozessinovationen, Spezialisierung, Arbeitsteilung (sogar weltweit mit allen damit verbundenen Chancen (die man gerne nutzt) und Risiken, wie man aktuell sieht). Das Problem sind die Rahmenbedingungen, die durch die Politik gesetzt oder auch nicht gesetzt werden, denn die Kreativität bezieht sich auch auf das Umgehen von Vorschriften oder das Nutzen von Regelungslücken. Das muss aber nicht wundern, wenn die Politik von immer mehr Juristen und Ideologen gestaltet wird und – wie man gelegentlich liest-Gesetze teilweise sogar von den Betroffenen geschrieben werden, weil der Sachverstand in den Ministerien fehlt.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Herr Krämer, es ist auch in meinen Augen nicht möglich den globalen Kapitalismus mit nationalen Hebeln begegnen zu wollen. Es wird immer Teilnehmer geben, die z.B. die Distributivkräfte so beeinflussen, dass der Mitbewerber nicht mehr mitkommt. Da die Zirkulationsgeschwindigkeit von Kapital und Waren sich dramatisch erhöht, wird Politik immer zu spät kommen…das System ist ein sich selbst erhaltendes mit dem Hang zur Ausdehnung „wie ein Gas im Raum“, sagte einst Fr. Engels.

                • Karl Timme sagt

                  „Alles ist Global, dennoch sollen die am Ort Verbliebenen regional handeln…das funktioniert nicht, wenn die Globalisten ständig unterwegs sind und sich nicht am Hier und Jetzt beteiligen“

                  Eine reine Regionalität hat es, seit dem der Mensch aufrecht geht noch nie gegeben. Der Tauschhandel hat immer schon funktioniert z.B. Ostpreußischer Bernstein in Ägypten .
                  Wenn auch nur im Rahmen des damals möglichen. Heute hat sich dieser Handel durch die jetzigen Möglichkeiten (keine reinen Tauschgeschäfte, Einführung des Geldes, Virtualisierung des Geldes, Virtueller Handel u.a.) in seiner Geschwindigkeit dramatisch zugenommen. Das hat auch dazu geführt das dieses System sehr anfällig geworden ist und kleine Fehler dramatische Folgen haben kann. Hier entstehen Ängste die eine Sehnsucht zu einer überschaubaren Regionalität hervorrufen.
                  Das funktioniert aber nicht, Nordkorea sehe ich als Beispiel.

              • Karl Timme sagt

                Reinhard, „Z.B. sind die geforderte hohe Flexibilisierung, der hohe Bildungsgrad, die Erfahrung im Ausland, der Hang zum Singledasein usw. Folgen des kapitalistischen Systems. „

                Dann sind alle Gesellschaftsformen, auch die Sozialistischen oder Kommunistischen, Kapitalistisch.
                Einzig im Tierreich gäbe es soziale Gesellschaftsformen wie zum Beispiel der Ameisenstaat, der Bienenstock.
                Diese Form des Zusammenlebens ist unter Menschen nicht möglich, dazu müsste der Einzelne bis zur Eigenaufgabe (Tod) sich der Gesamtgesellschaft unterordnen.

                • Reinhard Seevers sagt

                  Das hast du falsch interpretiert Karl. Wer im kapitalistischen System nicht flexibel ist, nicht viele Auslandserfahrung hat oder sich auf eine Familienbildung zurückzieht hat Probleme Erfolg und damit hohe Einkommen zu generieren.
                  Wer flexibel ist und seinen Wohnraum dem Arbeitsplatz unterordnet, der wohnt mal eben hunderte Kilometer von seinen Eltern entfernt….am Ende werden die Eltern im Altenheim leben, weil die Kinder ihre neue Heimat als Status Quo ansehen. Und schon gibt es einen erhöhten Bedarf an Altenheimen und Pflegekräften. Das kannst du täglich in ganz Deutschland erleben.

          • evo.... sagt

            Was fehlt sind gesunde alte Männer. Unsere Lebensweise führt dazu, dass die Leute schon früh krank werden.
            Kranke suchen dann Heilung und Besserung mit Bio-Essen.

            Es fehlt auch die massenpsychotherapeutische Wirkung des Kirchgangs. Das was Theo Waigel mal als „christliche Gelassenheit“ bezeichnet hat.

          • Reinhard Seevers sagt

            „Stattdessen gibt es zu viele ältere Menschen, die die Panik noch anheizen oder sich von ihr infizieren lassen. Ich glaube, dass hier eines der wesentlichen aktuellen gesellschaftlichen Probleme liegt.“

            Das sehe ich auch so F.F. Man hat das Gefühl es ist eine Mischung aus der Sehnsucht nach der angeblich verlorengegangenen guten alten Zeit und ein Anteil Schuldgefühl, der uns von Gretas, Luises und friends medial täglich aufs Brot geschmiert wird.
            Die Lebenserfahrung hat uns (jedenfalls mir) gelehrt, dass nichts nur Vorteile hat und haben wird. Leider wird Kritik am zukünftigen Weg grundsätzlich als nogo abgestempelt. DAS ärgert mich maßlos. Es kann doch nicht sein, dass man nicht aus der Geschichte gelernt haben soll, dass Erkenntnisse der Vergangenheit zukünftig vermieden werden sollten, auch wenn sie dem Ziel evtl. entgegen stehen.

            • Thomas Apfel sagt

              Habe gestern einen Vortrag vom DWD gehört. Erstens war´s mal wieder eine Präsenzveranstaltung, also ein Ansatz von Normalität, zweiten ließ der Kollege vom DWD zwischen den Zeilen genau diese Zweifel am „Weltuntergang“ durchblicken. Die sind im Hintergrund längst bei der (richtigen) Annahme, dass das 1,5 Grad Ziel nicht erreichbar ist. Die peilen wenn Maßnahmen greifen, die eine realistische Chance auf Umsetzung haben längst 2,0 – 2,8 Grad an. Thema war die Frage nach Wasserknappheit für die Landwirtschaft. Die sind der Auffassung, dass sich die Probleme mit Niederschlagsverschiebungen durch Speicherung und Management (also technologisch) lösen lassen und es in Dt. nicht zwingend zu Wassermangel führen muss. Seine Auffassung, die rüberkam, war schon, dass der Mensch die Hauptursache für die Erwärmung und deren Geschwindigkeit ist und man reagieren muss, aber in Bezug auf die Panikmache, die Kirche im Dorf lassen soll.
              Die Daten waren jedenfalls sehr gut und verständlich aufgearbeitet.

          • Smarti sagt

            „Stattdessen gibt es zu viele ältere Menschen, die die Panik noch anheizen…“.
            Nicht wenige dieser Anheizer leben ja auch von dieser Panik. Die Medien, die Spendensammler und Fördergeldjäger, die ganze Fleischersatzindustrie und der Lebensmittelhandel (einmal als Lockangebort und einmal fürs Greenwashing). Bio ist auch eine riesige Geld-Kreislaufwirtschaft – nur Bio-zertifiziertes Saatgut, Futter, auch die Futterherstellung ( mobile Mühle ) und selbst die Gülleausbringung muss Bio-zertifiziert sein :).
            Will man einen Hofladen auf einem Bioland-Hof betreiben, dann dürfen keine „Nicht-Bioland-Produkte“ verkauft werden. Aber den LEH darf Biolandprodukte neben Konvi ins Regal stellen.

          • Jürgen Donhauser sagt

            „Was fehlt sind gesunde alte Männer. Unsere Lebens“ und „Was heute fehlt, sind Persönlichkeiten, die den jugendlichen Panikmachern das aus Erfahrung und gelebtem Leben gewonnene “rechte Maß” entgegensetzen.“
            Aber Gottseidank haben wir Willi! 👍🏻👏🏻

          • Karl Timme sagt

            fp mein Gedanke, als bei Lanz Fräulein Remtsma die übrigen, doppelt so alten Gäste mit all Ihrer Erfahrung und Ungeduld zurecht gewiesen hat. Diese waren ob Ihrer Aufgeregtheit oder Ihrer Besserwisserei , streckenweise sprachlos😶.

            • Hans Gresshöner,Landwirt sagt

              „Fräulein Remtsma“

              Es gibt ne Stiftung ihres Vaters über 300000000,ursprünglich mit Zigaretten verdient,ein Gutshof ist auch in der Familie.Damit könnte viel verändert werden.

    • Es gibt auch konventionelle Höfe, die in einem gewissen Umkreis von Stadtkern weg liegen, die dürfen (oder durften) gar nicht auf Gülle bauen, die haben einen Maststall mit Stroh und bestimmt einen Misthaufen auf oder hinter dem Hof!

    • Arnold Krämer sagt

      Andreas, Öko-Landwirtschaft ist auch das Abgreifen von „Staatsknete“. Nicht alle haben die „richtige Gesinnung“.

        • Smarti sagt

          Inga, bei Grünland gibt es zwischen Bio und Konvi keinen Unterschied in der Bewirtschaftung. Verzichtet man in der Rinderhaltung auf Mais (der ist in Bio anspruchsvoll) und baut stattdessen Klee und Weidelgras an, ist das gewissenhaft :).
          Die Haltung der Tiere wird etwas häufiger kontrolliert, allerdings kontrolliert die Molkerei die Milch auch bei Konvi schon sehr genau auf Krankheitserreger und Zellzahlen ( eine Kontrolle, ob das Futter gut ist und die Kuh gesund ist ).
          Der Kuh und der Wiese ist`die Gesinnung egal.

      • Karl Timme sagt

        Als langjähriger Arbeitgeber (Vorsitzender Beratungsring) in der Landberatung ging es nicht nur in den Ökobetrieben um die Förderungsoptimierung, es war in etlichen Betrieben der Grund sich uns anzuschließen, unabhängig von deren Ausrichtung. Das wir aber mehr zu bieten hatten, haben sie dann sehr schnell festgestellt.

  10. Brötchen sagt

    Nicht nur für die Bodenfruchtbarkeit….

    die dann verfügbaren Feldfrüchte sind schlicht für die menschl. Ernährung ungeeignet und daraus folgt, das es sogar höherer Tierbestände bedarf, als jetzt.

    In der tierischen Ernährung gibt es auch Probleme…..Bioweizen enthält 9 % Protein wie konv. Mais……konv. Weizen hat 12 % mind……das sind Welten.

    Über die Mengen und Flächen läppert sich das gewaltig!

    Wir als D. sind ja in der komfortablen Lage, das wir insdustriell extrem stark sind und alles zukaufen können. Aber wehe uns, das ist plötzlich nicht mehr möglich.

    Halbe Erträge Bio gegenüber Konvi sind auch noch geprahlt….

    In der Realität können das schnell mal nur 10 % sein.
    Ist vielen nur peinlich und wird nicht gern so öffentlich gesagt.

    • Brötchen sagt

      “ Die Bedeutung der Tierhaltung für die Bodenfruchtbarkeit wird auch für obsolet erklärt, “

      bezieht sich auf das Zitat von Thomas Apfel

      • Sind wir nicht von der
        klassischen 3-Felderwirtschaft mit 1 Jahr Brache

        durch die Düngung mit Stallmist weggekommen?

        Das bedeutete 1/3 mehr Nahrungsmittel fürs Volk!

    • Brötchen sagt

      Höhere Tierbestände bedeutet….

      einmal wenn die Leistung geringer ist, muss ich ja mehr Tierplätze und Tiere vorhalten.
      Also wenn die Mastdauer eines Hähnchens statt 40 Tage 60 Tage beträgt.
      ( wenn ich weniger Fleisch benötige entschärft sich das etwas, sind aber Effekte die den Minderverbrauch übertreffen können…..siehe Energiewendemilchmädchenrechnungen)

      bei gleicher Fleischerzeugung, es fällt mehr Stickstoff an im Biobereich, weil ich ja nicht zielgenau füttern kann und eben die Haltungsdauer länger ist.
      Mehr Verluste…..gleiche wie oben
      Geringere Vermehrungsraten……muss mehr Muttertiere vorhalten
      Qualität geringer, deshalb mehr Verlust bei der Endprodukterzeugung….

      usw…… Rattenschwanz ohne Ende.

      Kann man sicher auch gegensteuern und manches entschärfen, bliebt aber trotzdem eine Aufgabe…..

      • Karl Timme sagt

        Brötchen all die Gedanken drehen sich immer um den Stückkostenpreis.
        Auch mit Ideologie wird sich dieser nicht ändern.
        Mit Enthaltsamkeit oder auch Einschränkung der Verschwendung wird kurzfristig keine erhofte Verschiebung der Angebots und Nachfrage Situationen ergeben, langfristig wird sich der Verbrauch weiter positiv entwickeln.
        Das heißt aber auch Öko wird uns nicht satt machen.

    • „Wir als D. sind ja in der komfortablen Lage, das wir industriell extrem stark sind und alles zukaufen können. Aber wehe uns, das ist plötzlich nicht mehr möglich.“

      Huch, was sollen dann die feinen Damen in der Konditorei machen?
      Die wollen aber auf ihren Biskuit nicht verzichten

      mit
      aber bitte mit Sahne!

  11. fingerphilosoph sagt

    Dieser Text sollte in allen großen Tageszeitungen auf der Titelseite erscheinen und als „spezial“ oder „Brennpunkt“ bei der Tagesschau und heute.

  12. Thomas Apfel sagt

    Und schwupps, sind wir wieder beim Thema Bio oder doch nicht Bio. Die Medien unterstützen gerade die Öko-Aktionspläne massiv. Wenn z.B. die „Wettertruppe“ von Brandenburg aktuell in der Landwirtschaft aufschlägt, dann nur bei kleinen Bio-Betrieben.
    Bei Lanz, Scobel und in sonst welchen Talkrunden fordern allwissende „Philosophen“ und Physiker die Halbierung der Tierbestände zur Weltrettung. Die Diskussion ist derart überhitzt, dass sachliches Argumentieren (außer in der Landwirtsblase) nichts mehr bringt.
    Ich glaube, die Weltrettungsambitionen der neuen Bundesregierung müssen erstmal mindestens 2 Jahre lang mit der Wirklichkeit kollidieren, bis überhaupt wieder normaler Diskurs möglich wird. Ist nur halt schwierig stillzuhalten, wenn man so direkt praktisch betroffen ist. Die Bedeutung der Tierhaltung für die Bodenfruchtbarkeit wird auch für obsolet erklärt, obwohl schon jetzt zu wenig organischer Dünger verfügbar ist. Dieses Nachjagen der Gesellschaft nach Trugbildern einer „Besserlandwirtschaft“ wird letztendlich nicht ein einziges wirkliches Problem lösen, es erzeugt in Reality nicht mal wirklich „bessere“ Bilder. Die Menschen lieben nun mal keine verwilderten „verunkrauteten Felder und Landschaften und das hat gute Gründe. Das so angenehm empfundene frische Grün eines Wintergetreideschlages oder von Wiesen im Herbst sind nicht der Normalzustand von Natur-, sondern von KULTURLANDSCHAFT und genau DIESE sichert unser Überleben.

    • sonnenblume sagt

      Zur Tiergesundheit. Diese Probleme sind den staatlichen Stellen seit vielen, vielen Jahren bekannt. Sie werden aber gezielt unter den Deckel gehalten weil Bioproduktion das erklärte Ziel ist.

    • Karl Timme sagt

      Das der Like Bouton nicht mehr da ist hat auch Vorteile. Jetzt kann mann mehrfach liken: 👍 👍 👍

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert