Der nachfolgende Text wurde von Prof. Dr. Sebastian Lakner geschrieben. Er ist
Professor für Agrarökonomie und Leiter des Lehrstuhls für Agrarökonomie an der Agrar- und Umweltwissenschaftlichen Fakultät der Universität Rostock.
https://slakner.wordpress.com/2022/08/16/anmerkungen-zur-brachen-entscheidung-des-bmel/
Ich finde die Ansichten von Herrn Lakner… interessant und stelle sie hier zur Diskussion.
Zumindest den allerletzten Punkt kann ich voll unterschreiben:
“Das BMEL und die Bundesregierung sollten dringend überlegen, welche Kompensationsmaßnahmen für die Biodiversität angeboten werden können. Die Öko-Regelungen und die Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen sollten angesichts hoher Weltmarktpreise mit höheren Prämien versehen werden.”
Wenn das nicht passiert, werden die Biodiversitätsmaßnahmen von den Landwirten nicht realisiert und die neue GAP wird krachend scheitern.
Glöz.. Ich steige nach mehreren Jahren aus der bienenweide aus. 1 Jahr OK. 5 Jahre selbe Stelle? Trotz Pachtvertrag über nur noch 3?geht nicht.
Für die paar Euro vielfältige Erbsen, die nix bringen? Nein danke.
Auch bei uns wird Druck gemacht: “Wir wollen als Gesellschaft viel von der Landwirtschaft. Sie soll uns sauberes Grundwasser und saubere Luft liefern, Biodiversität, gesunde und leistbare Nahrungsmittel – und nun eben auch noch Kohlenstoff einspeichern. All diese Ziele müssen Landwirte unter einen Hut bringen. Um sie zu erreichen, kann die Forschung helfen. Außerdem brauchen Landwirte gute Beratung, wie sie ihre Bewirtschaftung an die Klimakrise anpassen können. Die Landwirtschaft kann nicht so bleiben, wie sie ist.”
https://www.furche.at/wissen/carbon-farming-die-klima-wunderwaffe-in-der-landwirtschaft-9078404?utm_source=E-Mail-Newsletter&utm_medium=Newsletter&utm_campaign=NL202234MI_DH&utm_content
Von mehr Geld ist da kleine Rede.
Irgendwie ist das alles wieder konzertierte Aktion pro Bio und gegen die konventionelle Landwirtschaft. Gestern im ZDF und heute bei MDR zur besten Sendezeit Hetzbreitseiten gegen die moderne Landwirtschaft. Tina Andres vom BÖLW durfte heute beim MDR mal alles kommentieren und global hetzen. Der große Dennre-Betrieb im Vogtland und die Hoffnung, dass möglichst viele große Betriebe im Osten umstellen prägte den Beitrag im MDR. 1.500 Rinder sind dann auf einmal keine Massentierhaltung, und die großen Flächen im Osten “Die Chance, Bio preiswerter zu erzeugen”
Mein Eindruck ist, dass in der gesamten Öko-Branche die Kacke richtig am dampfen ist, und jetzt versucht wird durch mediale Hetzbreitseiten die Konsumenten auf Bio- einzuschwören.
Richtig gefährlich und peinlich wird es eigentlich, wenn Politik und Teile der Wissenschaft (incl. Prof. Lakner) die jahrzehntelangen Marktabgrenzungserzählungen von BÖLW und Konsorten zu “Wissenschaft” erklären.:
Nochmal ganz klar.: Die Artenvielfalt in bewirtschafteten produktiven Flächen unterscheidet sich zwischen Bio- und konventionell nicht, Herr Lakner. Die Intensität des Pflanzenschutzes hat ebenfalls keinen Einfluß,, sondern allein die Landschaftsstruktur.
Die frei erfundenen Prozentzahlen notwendiger Stilllegung aus “Fit, fair und nachhaltig – neue GAP” aus 2017/18 (im Auftrag des NABU von damals noch Dr. Lakner und Prof Oppermann verfasst) sind ebenfalls eine Erzählung mit vorher festgelegtem Ergebnis.
Glücklicherweise ist das damals implementierte Vorhaben, Bio-Produktion grundsätzlich als ÖVF zu betrachten (auch auf Grund unserer Interventionen) gescheitert.
Sorgen Sie, Herr Lakner, mit der Politik dafür, dass die Schaffung dauerhafter Landschaftsstrukturen dem BODENEIGENTÜMER und nicht dem Pächter bezahlt werden und sie werden alsbald Erfolge erzielen. Selbst wenn nur 1%oder 2 % der Fläche so zu Strukturelementen werden, ist allen geholfen. Und betrachten Sie endlich die Ökologische Bewirtschaftung von PRODUKTIONSFLÄCHEN genauso neutral, wie die der konventionellen Flächen. Die Unterschiede in der Artenförderung sind marginal.
Die Untersuchungen dazu sind verfügbar, sie passen nur nicht zu den bisherigen “Erzählungen”. Politik, Medien und Wissenschaft sollten ihre Bio-Verliebtheit ablegen und und Bio dem Markt überlassen. Biodiversitätsförderung und praktischer Artenschutz haben ganz viel mit dauerhafter Landschaftsgestaltung und ganz wenig mit der Produktionsweise zu tun !
Genau, und diese Landaschaftsstrukturen sind gleichzeitig das, was eine Landschaft für den urbanen Menschen ästhetisch macht. Und man soll diese Ästhetik nicht unterschätzen, wenn es darum geht, Brücken zu schlagen zur urbanen Bevölkerung.
Ich bin in den letzten Wochen einmal (hin und zurück) nach Berlin und einmal nach Dresden und Zittau gefahren (mit dem 9 € Ticket der Bahn). Aus dem südlichen Weser-Ems-Gebiet (eher eine Park-Landschaft) stammend und dort ansässig, muss ich sagen, dass die Landschaften im Osten auch einen positiven optischen Reiz bieten. Bezüglich der Biodiversität aber hat Herr Bröker vollkommen recht. Etwas kleinteiliger wäre ökonomisch nicht nachteilig und ökologisch von Vorteil. Aber einfach und pragmatisch geht nicht in D.
Es ist ja genau die Kleinteiligkeit, die sich der Städter erwartet. Wir hier sind genau deshalb ein Radtourismusmagnet:
https://www.reisetravel.eu/fileadmin/Fotos/Redakteure/Wunner/S%C3%BCdsteiermark-001.JPG
Ökonomisch nicht nachteilig?
Unlogisch aber warum?
Das ist ein bisschen komplexer, auch wenn es erstmal unlogisch erscheint.
Rein Theoretisch schützt eine ausgewachsene Baumreihe in der Kombination aus Luv- Leewirkung rund 150 m Acker zwischen den Reihen. Die Wirkungen sind Verdunstungsminderung und Kühlung. Da stehen im besten Fall einfach 20 m “Wassersäule” im Raum. Die Wirkungen sin in den 70-iger Jahren vor allem in der damaligen Sowjetunion untersucht worden. Deshalb findet man z.B. in der Ukraine viele Windschutzpflanzungen als Straßenbegleitgrün oder zwischen den Feldern.
Ganz grob gesagt “beansprucht” die Baumreihe 12 m Acker für sich. Das sieht man insbesondere in trockenen Jahren an den Pflanzenbeständen auf dem Acker neben solchen Baureihen und Alleen. Das sind in Summe aber bei richtiger Gestaltung nur 0,8 – 1,2 % der Flächen. Der ökonomische Nutzen des Wind- und Verdunstungsschutzes auf den Flächen übersteigt diesen Flächenverlust bei weitem.
Danke!
Davon hat unser Prof. in den 70igern auch erzählt.
auch wegen Erosionsschutz.
Die jetzigen Förster im Internet beschreiben diese Phänome der Bäume auch und deswegen darf kein Totalschlag eines Waldstückes gemacht werden, sondern die alten Gesunden Bäume müssen stehen bleiben und genau diese Aufgabe
” Die Wirkungen sind Verdunstungsminderung und Kühlung. Da stehen im besten Fall einfach 20 m “Wassersäule” im Raum”
übernehmen.
Damit die Neuanpflanzungen bessere Bedingungen haben!
Dieses Wissen kann man überall in der Landwirtschaft anwenden.
Wenn man da an den Terrassenanbau in südlicheren und heißeren Ländern denkt.
“Der Hunger ist da am größten, wo Klimakrise und Artensterben mit aller Macht wüten.” sagt Özdemir,
Wir, Russland und andere hochentwickelte Industriestaaten haben unsere Aufgaben dies bezüglich gemacht und entwickeln sie noch weiter. Und wissen, dass es in jeder Region je nach klimatischen Verhältnissen anders aussieht und dementsprechend muß man handeln.
Und haben aus den Fehlern gelernt. Wie viele Bäche und Flüsse werden renaturiert usw.?
Man darf nicht alles über einen Kamm scheren!
ja in der Wüste, aber nicht bei uns, wir könnten denen noch Nahrungsmittel liefern, wenn wir mit high- tech anbauen könnten, wie wir wolten.
Mit dem Naturschutz der 1970er und 1980er Jahre hat das jedenfalls nichts mehr zu tun. Damals waren wir damit beschäftigt, die faszinierende Diversität der alpinen Ökosysteme zu beschreiben und zu kartieren. Wir unterschieden natürliche und anthropogene Lebensgemeinschaften. Dann wurden in den Hohen Tauern die existenten Wildnisregionen vor dem Zugriff landschaftsverschandelnder Zweckbauten des Massentourismus geschützt, und die Bauern wurden dafür bezahlt, ihre biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung auch unter erschwerten ökonomischen Verhältnissen weiter zu führen. Und genau damit hat man Tourismuswerbung gemacht.
Aber heute geht es nicht mehr um Borstgrasrasen, Blaugrashalden, Schneetälchen, Latschengebüsche etc., sondern um die “unberührte Natur”, wurscht, was dort genau ist.
Der Bauer soll verschwinden, und dann schauen wir einmal, was die Natur so macht. Wenn dann die Muren schon oben auf den Almen losbrechen, weil die Bodenverdichtung durch den Betritt fehlt, wenn sie durch die Bannwälder durchrauschen und im Tal jahrhundertealte Bauernhöfe wegreißen, dann wird ihre Majestät Natur schon wissen, was sie da tut, nicht wahr? Nämlich den bösen Menschen bestrafen, dieses schädliche Tier. Aber der böse Mensch, das bin nie ich, das ist immer der andere. In diesem Konzept bin unausgesprochen immer ich derjenige, der überlebt, und dem dann die Wildnis gehört.
Es geht längst nicht mehr um die Natur, da wirken in Wahrheit ganz archaische Verhaltensmuster. Die “unberührte Natur”, das ist die Jungfrau, die darauf wartet, von mir in Besitz genommen zu werden, sei es als Wissenschafter, der das Privileg genießt, dort unbehelligt vom Pöbel nach Gutdünken lustwandeln zu dürfen, sei es als Städter, der ein Recht auf Naturgenuss geltend macht, gut abgesichert mit einem Rucksack voller Proviant aus dem Supermarkt.
Es sind dieselben Naturinstinkte, welche alle Eroberungen leiteten. Der demokratische Rechtsstaat hat uns in der Sicherheit gewiegt: einmal Besitz, immer Besitz. Aber wer seine Verteidigungswerkzeugen verrosten lässt, dessen Land gehört irgendwann wieder einem anderen.
Was mich an den Herren Özdemir und Lakner am Meisten stört, ist dieses: “Bauern handeln verantwortungslos, wenn sie weiterhin Futter für Nutztiere und Energie ( Biodiesel, Biogas usw. anbauen ). – Denn würden Sie sich endlich auf ihre Kernkompetenz ( biologische, vegane Nahrung plus Blümchenwiese ) konzentrieren, dann wäre die Welt gerettet.”
Häh… wenn noch weniger Tiere und noch weniger Betriebszweige Aller Art unterhalten werden können, dann ist es mit Reserven bei Katastrophen ja völlig vorbei.
Es ist doch wohl jedem normalen Mensch zu vermitteln, dass es besser ist, wenn man etwas mehr als 100 % des zur Menschennahrung gebrauchten Getreides zur Verfügung hat. Wird es dann mal knapp – umwidmen von Futter zu Essen. Vielleicht können dafür dann auch “nur Energiepflanzen” einmal durchs Tier gehen.
Ohne die Tiere und die Energiepflanzen schließen diese Betriebe hier wegen Konkurs in D, denn in anderen Ländern kann man Bauern noch besser ausbeuten ( sie finden keine anderen Berufe wie hier).
Ein paar Dürrejahre und wir sind am A…nschlag. Dann doch lieber ein paar Reserven planen mit Tieren und Energie – damit die Landwirte vielleicht mal wieder was verdienen und vielleicht auch noch ein paar Jahre weiter arbeiten. Für Euer Essen.
Ein sehr komplizierter, anspruchsvoller Text der richtig schlechte Laune macht. Da bekommt doch der Begriff der “Hetzer gegen Bauern” mal ein Gesicht.
Blümchen über Alles… und dabei unterstellt dieser Herr den Bauern tatsächlich, sie könnten den Hals nicht voll kriegen, seien total uneinsichtig und wenn sie nicht endlich gehorchen – dann kann man ja die Direktzahlung gleich ganz einstellen. So ein arrogantes A.
Würden Bauern so argumentieren wie dieser Herr ( und das ist ja beileibe nicht der Einzige ) dann müssten jetzt endlich vier von Hundert Strassen, Häusern und Gewerbebetrieben stillgelegt werden. Das schont die Ressourcen Wasser, Luft, Energie, und Umwelt nachhaltig. Diese vier Prozent gehören jemandem und dem wird das nicht gefallen ? Ist nicht wahr 🙂 .
Nein, die Direktzahlungen dürf(t)en keinen Einfluss haben ob Fläche stillgelegt wird oder nicht. Diese Zahlungen sind Subventionen für den Verbraucher. Einzig und allein da, um die ganzen Produkte / Lebensmittel, Energie, Holz, Verpackungen, Papier etc. für den Bürger erschwinglich zu halten. Ohne Zahlungen würden (vielleicht) die Landwirte den Betrieb einstellen – und dann hätte die Regierung ein kleines Problem.
Das Einzige was mir an diesem Text gefällt: man hört zwischen den Zeilen recht gut, dass der Gute einigermaßen angepisst ist. Bauer Willi und die anderen fleißigen Videomacher etc. können anscheinend nicht mehr ignoriert werden. Toll !
“Diese Zahlungen sind Subventionen für den Verbraucher. Einzig und allein da, um die ganzen Produkte / Lebensmittel, Energie, Holz, Verpackungen, Papier etc. für den Bürger erschwinglich zu halten. ”
Smarti, das Thema Agrarsubventionen ,inkl. der Direktzahlungen als ein Teil davon, ist nicht neu. Mittlerweile ist es allerdings so, dass eine Aussage , wie sie wirken, fast unmöglich ist. Die Effekte sind teilweise entgegen gerichtet. Und gerade als Bauer wäre ich da sehr vorsichtig und würde lieber darauf hinweisen, dass hier niemand mehr die Wirkung der Maßnahmen überblickt/überblicken kann.
Und unter den Top-Empfängern aus den EU-Agrarfonds sind doch wieder keine Landwirte oder landwirtschaftliche Betriebe. Sondern öffentliche Einrichtungen. Stiftet das überhaupt einen Nutzen??? Und bezahlen muss es es der Steuerbezahler sowieso.
Im Jahr 2021 gingen mehr als 14 Mio an das Landesamt für Umwelt in Potsdam, knapp dahinter der Landesbetrieb für Hochwasserschutz in Magdeburg.
Wie ist das überhaupt mit den Grundzielen der GAP der EU zu vereinbaren?
Ihr erinnert euch: Da steht ua. etwas von “die Landwirte zu unterstützen bei der Produktivitätserhöhung , um eine sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln zu gewährleisten. ” Na guck mal einer an…
“Das Einzige was mir an diesem Text gefällt: man hört zwischen den Zeilen recht gut, dass der Gute einigermaßen angepisst ist. Bauer Willi und die anderen fleißigen Videomacher etc. können anscheinend nicht mehr ignoriert werden. Toll !”
Herr Lakner ist “angepisst”, weil er als “grüner” Professor einer der Ideengeber für die geplante Ausgestaltung der Prämienzahlungen war. Man hat das bisherige Modell schlecht geschrieben (Behauptung: die Greening-Prämie hat keine Umweltwirkung entfaltet). Die eigenen Vorstellungen sind dann aber mit den Vorstellungen vieler (aller? Mitgliedsstaaten) zurEinkommenstützung und -stabilisierung der Landwirtschaft konfrontiert worden. Der schwer verdauliche Kompromiss für Herrn Lakner und andere Mitstreiter war das komplizierte Regelwerk mit GLÖZ 1 bis 9 bei der Einkommensstützungskomponente von rund 155 €/ha , den freiwilligen, einjährigen Ökoregelungen von 45 bis 1300 €/ha, usw. Wenn jetzt an dieser Regelung auch schon wieder “rumgefummelt” wird, ist man natürlich enttäuscht, zumal die Regelung sowieso erst mit zwei Jahren Verspätung in Kraft treten kann. Wer weiß, vielleicht wird das auch 2023 noch nichts.
https://www.danisch.de/blog/2022/08/23/bauer-sauer/#more-51698
Vielleicht schon bekannt der Twitter Beitrag.
“Ich finde die Ansichten von Herrn Lakner… interessant”
Ganz ehrlich,ich finde die Ansichten von Herrn Lakner…
Das ist vermutlich weniger höflich, ansonsten ist die Aussage wohl identisch.
Nur einen Punkt möchte ich mal rausgreifen. Als Pächter bekomme ich die Pacht als Verzinsung für den Faktor Boden. Und Boden ist unstrittig in diesem Fall notwendiges Betriebskapital, wie auch immer er bilanziert wird. Und als Eigentümer habe ich kein Recht auf diese “Rente” ? Da fällt das irgendwie unter den Tisch wie auch in vielen Fällen bereits die Entlohnung der Arbeitskraft. Kein Wunder, das immer Betriebe die Tore schließen.
Als Verpächter sollte es natürlich heißen.
Inwieweit die Entlohnung von Boden, Kapital unbd Arbeit gelingt, hängt immer vom Betriebszweig, seiner Rentabilität und letztlich damit der relativen Knappheit des erzeugten Produkts ab. (“nur was knapp ist, ist auch teuer”).
Die Faktorentlohnung ist immer und vorrangig Einkommen für Andere (Pachten, Zinsen, Löhne) und erst dann Entlohnung für die Faktoren, die mir als Unternehmer gehören. Da bin ich dann aber auch variabel in den Ansätzen und kann mich reich oder arm rechnen. Entscheidend bleibt letztlich, ob ich von meiner Faktorentlohnung Frau und Kinder und mich selbst angemessen ernähren und zusätzlich Eigenkapital bilden kann.
Über mehrere Monate hinweg wurde in sehr vielen Medien, auch in diesem hier, über die zu erwartende katastrophale Ernte 2022 berichtet. Jetzt ist die Ernte eingebracht, und man liest in den Medien kaum noch was über Ernteausfälle. Wenn man dann sucht, erfährt man, dass die Ernte 2022 angeblich nicht schlechter war als die von letztem Jahr, die zwar nicht gut, aber doch nicht katastrophal gewesen sein soll. Die Apfelernte soll dieses Jahr sogar sehr gut gewesen sein. Diese permanente Alarmismus überall nervt mich kolossal. Mein Interesse an egal welchen Katastrophen tendiert allmählich gegen Null.
“Die Apfelernte soll dieses Jahr sogar sehr gut gewesen sein.”
Wo?
In Neuseeland?
Nein, hier:
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/08/PD22_352_412.html
Es ging mir nur darum, dass nicht etwas gewesen sein kann, was gerade noch andauert.
In Neuseeland allerdings ist die diesjährige Apfelernte gewiss vorbei.
Deswegen meine Frage.
Das kann ich gut nachvollziehen. Für den Konsumenten von Lebensmitteln ist eine globalisierte Welt und die Austauschbarkeit der Waren von Vorteil, Dadurch werden regionale Katastrophen und Missernten im Landesdurchschnitt durch andere Standorte ausgeglichen. Dieser Umstand weist allerdings zuerst einmal die Leistungsfähigkeit der modernen integrierten Landwirtschaft aus. Nur ist der Blickwinkel des durch regionale Mißernten, schlechte Preise und steigende Kosten betroffenen konkreten Betriebes ein anderer. Die Wirtschaftlichkeit der meisten landwirtschaftlichen Produktionszweige war bislang schon auf Kante genäht. Da werden jetzt einige Nähte platzen und die Betroffenen nackt zurücklassen. Übrigens gilt für die Apfelernte der alte Spruch: “Gute Jahre sind nicht immer die Besten, und schlechte Jahre nicht immer die Schlechtesten”. 2/3 – Ertrag und doppelter Preis (wie 2017) ist allemal besser als große Erntemenge und nicht kostendeckender Preis. Weil letzteres viel Arbeit und wenig Geld bedeutet.
Raps und Getreideernte waren von der Menge durchschnittlich, was nicht erwähnt wird ist das die Qualität zu wünschen übrig lässt. Hier hatte der Weizen 7,6 % Eiweiß, für Brot backen nicht geeignet, alles nur Futtergetreide … Und die Kartoffeln, Zuckerrüben, Körnermais sehen sehr sehr schlecht aus. Eine Statistik wird immer mit den Zahlen veröffentlich die man gerne veröffentlichen möchte. Bauer Willi bleibt immer sehr sachlich, ich lese mir das auch gerne durch, heute einfach mal ein Kommentar …
Die Apfelernte wird gut ausfallen, auf den Flächen, wo beregnet wird. In dem hochjubelnden Streuobstbau sieht es katastrophal aus. Kommen sie zu uns in den Oberrheingraben, da steht der Mais vertrocknet da.
Wichtig ist, dass sie den Bauern an das Schienbein treten, wie sieht es mit den Gas und Strompreisen aus, hoffentlich klagen – oder soll ich sagen – jammern nicht.
Das gute an der diesjährigen Apfelernte ? Anstatt vier Tage Arbeit dürfen die Pferde gleich das ganze Fallobst “ernten”. Das bisschen Ernte lohnt sich nicht. Da die Streuobstbäume auf den Weiden stehen geht so trotzdem nichts verloren. Zum Glück haben wir vom letzten Jahr noch 200 l Apfelsaft in Flaschen, der hält sich auch noch ein Jahr länger.
Ich rechne mit ca. 15 Tonnen, aber bei mir ist es kein Streuobstbau, sondern es geht in Richtung intensiver Mostobstanbau, das heißt die Bäume stehen auf M 15 und werden nicht höher als 4 Meter. Die Trockenheit hinterlässt Spuren.
Immerhin haben die angesagten Unwetter letzte Woche 2 Liter Regen hinterlassen.
Der Thomas Bröcker wird jetzt wegen der Menge ein leichtes Lächeln auf den Lippen haben.😊
Oder ist es in der Streuobstwiese weniger trocken, weil da viele, alte, tiefwurzelige Hochstämme stehen, die da auch noch viel Schatten werden?
Dann ist die diesjährige Apfelernte nur Dank der Bewässerung so gut?
In den Steuobstwiesen werden sie kleiner, aber süßer
oder
fallen unreif ab.
Sie hätten ja gut angesetzt gehabt , wie die Eicheln auch, die jetzt schon abfallen.
Auch die Zwetschen und Pflaumen haben gut angesetzt, so dass jetzt die trockenen Äste abbrechen (wegen Trockenheit), aber die Früchte sind kleiner .
Braucht man eben mehr für ein Blech Kuchen.
@Sal Mander
In einer Welt, in der alle Organisationen, Politiker und sonstige Selbstdarsteller um Aufmerksamkeit buhlen (der eigentlich knappe Faktor, weil zeitgebunden) und nach Anerkennung gieren, kann der landwirtschaftliche Berufsstand natürlich nicht hintenan stehen.
Er hat sich recht früh aus dem Fenster gelehnt, was die Ernteprognose 2022 angeht und der Bauernverband hat auch gestern eine Presskonferenz zum Thema Ernte gemacht, obwohl in vielen Regionen die Ernte noch nicht einmal zur Hälfte abgeschlossen ist.
Haften bleiben beim Leser/Zuhörer die Überschriften und die sind, so wie Sie zurecht schreiben, widersprüchlich und gegensätzlich.
Deutschland ist groß, hat sehr viele unterschiedliche Naturräume, Klimaräume und Produktionssysteme und kennt seit ein paar Jahren keinen richtigen “Landregen” mehr. Die Gewitterniederschläge fallen auf relativ engem Raum sehr unterschiedlich aus und entsprechend ist jetzt auch die Ernte, nämlich: “von- bis”.
Ich schildere Ihnen einmal die Situation im Emsland. Die Getreidernte war wider Erwarten (vorher wirklich nicht erkennbar) gut und vereinzelt sehr gut. Ein mir bekannter Landwirt hat auf Flächen mit maximal 40 Bodenpunkten 99 dt/ha Weizen geerntet (Rekordernte!). Drei Viertel seiner Ackerfläche sind jedoch mit Kartoffeln und Mais bestellt. (teilweise auch im Flächentausch mit Berufskollegen). Die ersten Kartoffeln werden jetzt mit teilweise unter 20 Tonnen/ha (ca. 50% vom langjährigen Durchschnittsertrag) gerodet. Der Mais hat zwar Kolben angesetzt, der aber nicht mehr voll ausgebildet wird. Hier steht die Ernte in den nächsten Wochen an. Ziemlich sicher auch hier ca. 50% Minderertrag.
Da die Böden in unserer Region nicht einheitlich gut, aber auch nicht einheitlich schlecht sind, einzelbetrieblich mit Beregnung gegengehalten werden kann, findet man auch Flächen mit durchschnittlicher Ertragserwartung bei Kartoffeln und Mais.
In einzelnen Produktbereichen wird der Minderertrag durch Preissteigerungen aufgefangen, bei Silomais und Stärkekartoffeln eher nicht oder nur unzureichend.
Lange Rede kurzer Sinn: Das Bild von und die Lage in der Landwirtschaft ist so uneinheitlich wie noch nie und sie wird immer uneinheitlicher. Und zu den Problemen, die die Natur den Landwirten bereitet, kommen noch die politischen “Spielereien”/”Schweinereien” hinzu, die so ziemlich auch den letzten Landwirt demotivieren.
@Arnold
So ist es auch bei uns und so war es auch immer. Unser Betrieb auf Lößböden hat eine sehr gute Ernte eingefahren (Getreide, Raps) und nur 10 km weiter, auf den Kiesböden der Rheinniederung, liegen die Erträge mindestens 30% niedriger. Dort wird in den nächsten Tag der Mais gehäckselt, bevor er Stroh ist und zu nichts mehr nütze. Schon jetzt dürfte der Minderertrag bei mindestens 70% liegen. Das sieht selbst ein Laie, aber den interessiert es nicht…
Ich ärgere mich regelmäßig über die Ernteprognosen des DBV und DRV. Und auch über die Erntebilanz, denn sie betrifft nur die Sommerfrüchte. Alles was jetzt geerntet wird, fällt unter den Tisch.
Die Lage in der Landwirtschaft dürfte auch in der Vergangenheit uneinheitlich gewesen sein, zumindest was Qualität der Böden und Niederschläge angeht. Ich habe auch so was im Hinterkopf von “drei Bauern = vier verschiedene Meinungen”. Das ist also nichts Neues.
Mich als Verbraucher interessiert in der Tat weniger, welcher Bauer in welcher Region auf welchem Boden was erwirtschaftet hat. Das ist Detailwissen, das für Spezialisten interessant ist, mich hingegen interessiert die Gesamtlage, derzeit im Wesentlichen, bei welchen Produkten es reale und nicht nur mediale Engpässe geben könnte.
Wenn es sie nicht interessiert, welcher Bauer in welcher Region auf welchem Boden was erwirtschaftet hat, warum posaunen sie in voriger Post, dass angeblich die Erntemengen großzügig ausgefallen wären.
So jetzt antworte ich auch mal,
Was interessiert mich die Gaskosten der Verbraucher, ich feuere mit Holz und Pellets, die ich noch für 240 Euro je Tonne eingekauft habe.
Hört sich Gut an, oder?
Sal Mander, wenn ich mich als Verbraucher nur für die Gesamtlage interessieren würde, dann wäre mir die insgesamt produzierte Kalorienzahl von D nicht mehr wichtig. Europa oder sogar weltweit ist dann genauso interessant.
Da wird es auch immer Ausschläge nach oben und nach unten geben… klar – aber die Tendenz ist gefühlt recht Steil in eine Richtung- in die falsche Richtung würde ich mal behaupten. Nur so vom Bauchgefühl her…
Ich muss doch nicht wissen, wo dieses Jahr mehr Äpfel produziert worden sind, in Brandenburg oder am Bodensee. Es reicht für meine Zwecke vollkommen aus, wenn ich ungefähr weiß, wieviel %Obst Deutschland selber produziert und wieviel importiert wird.
Was die uneinheitliche Lage in der Landwirtschaft mit dem aktuellen Preis für Holzpellets zu tun haben soll, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Eine Meldung aus NRW vom Raifeisenverband im Bildzeitungs- Stihl:
“Beste Weizenernte seit 2016”
“Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen dankte den Landwirten und ihren Familien und sprach von einer sehr positiven Nachricht bezüglich der Halmgetreideernte. “Die Versorgung mit Brot- und Futtergetreide ist aufgrund der insgesamt verfügbaren Menge gesichert”, so die CDU-Politikerin. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen kündigte die Ministerin an, sich “weiterhin mit ganzer Kraft” für Planungssicherheit für die Landwirte einzusetzen.””
Lakner hat sein Zimmer im grünen Elfenbeinturm offenbar gleich neben Grethe undd Spiller. Einziger Unterschied ist, dass die Schießscharte, aus der er gelegentlich mal einen Blick auf die reale Welt wirft, ein wenig breiter ist.
Fakt ist, dass hier in Franken viele Bauern nach etlichen Missernten und trotzdem immer teureren Auflagen mit dem Rücken zur Wand stehen.
Wenn nun auch noch absehbar ist, dass alleine der Dünger (falls beziehbar) fürs Frühjahr rund 4 t Weizen pro ha kosten wird, mein mittlerer Ertrag der vergangenen Jahre (incl. einiger guter Jahre!) aber unter 6 t Weizen pro ha lag, ist das letzte, was ich brauche, ein Theoretiker, der mir erzählt, wie toll doch eine defizitäre Fuchsschwanzvermehrungs-Stoppelbrache ist, und ich nur zu doof sei, deren ökologischen Wert zu erkennen.
Lakner: “Meine These ist, dass wir einerseits ein fachliches Vermittlungsproblem haben. Andererseits legt die umweltpolitisch fragwürdige Entscheidung des BMEL die ganze systematische Schwäche der aktuellen GAP 2021-2027 offen. Die Direktzahlungen sind erneut der Kern des Problems. Es wäre sinnvoll, die Reformdebatte für die GAP nach 2027 jetzt zu beginnen.”
Richtig, Herr Lakner! Wer zuviel in die EU-Agrarförderung hineinpackt, überfordert die adressierten Landwirte, die ausführenden Agrarverwaltungen und die interessierte Öffentlichkeit. Und nicht zu vergessen, die Politiker, die sich in dem Geflecht von bestehenden gesetzlichen Vorgaben, hehren Zielen mit zunehmenden Zielkonflikten und geplanten und sich oft schon widersprechenden Maßnahmen auch nicht mehr zurecht finden.
Wir haben es mit dem untauglichen, grandios scheiternden Versuch zu tun, in einer grundsätzlich (noch) marktwirtschaftlichen Ordnung mit immer mehr zentral verwaltenden Maßnahmen das Klima, die Biodiversität, die Menschheit oder was weiß ich auch immer zu retten, also die Eier legende Wollmilchsau zu erfinden. Manches wird und wurde bisher dabei zum Selbstzweck und produziert eine Fülle von bullshit-jobs.
Die Landwirte bleiben dagegen auf der Strecke. Aber vielleicht ist das unausgesprochen auch so gewollt, um dann irgendwann staatlicherseits auf Grund und Boden zugreifen zu können.
Bravo! Mittlerweile hat das auch sein Parteifreund Martin Häusling (Europaparlament) gemerkt. Ich weiß nur nicht, ob er sich über das Scheitern der GAP freut oder nicht. Für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz ist diese GAP eine einzige Katastrophe. Ob das im BMEL wirklich nicht erkannt wird? Oder will man es nicht erkennen?
Jedenfalls hat sich Cem Özedemir bei Twitter wieder aus dem Urlaub zurückgemeldet. Es ist garnicht aufgefallen, dass er weg war.
Martin Häusling ist ein Theoretiker wie er im Buche steht.
Soweit ich weiß wird einiges aus der ersten Säule finanziert. Je mehr mitmachen desto geringer der Sockelbetrag. Je höher die Ausgleichzahlungen für Ökoregelungen desto weniger im Topf.
Mit Intelligenz und Logik hat das ganze glaube ich nicht viel zu tun ob die sehen wollen wie hoch der Getreidepreis klettert wenn das Getreide richtig knapp geworden ist und die Viehhaltung ganz ganz weg aus Deutschland ist keine Ahnung