Bauer Willi
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Der Markt entscheidet

In Österreich wird die Bio-Landwirtschaft sehr unterstützt und sie hat mittlerweile eine wahrnehmbare Größe erreicht. Doch die Erzeugung von Bio-Lebensmitteln ist nicht alles. Angebot und Nachfrage müssen zueinander passen.

Ich habe mal die Lagerbestände von Bio-Getreide in eine Zeitreihe gestellt. Die Daten werden von der AMA (AgrarMarktAustria) bereitgestellt. https://www.ama.at/Marktinformationen/Getreide-und-Olsaaten/Marktbericht

Ich habe als Stichtag für jedes Jahr den Februar genommen, weil aktuellere Zahlen für 2019 noch nicht vorliegen.

Es sei allen Bio-Bauern gegönnt, dass sich die steigenden Lagerbestände (Marktsättigung?) nicht in einem Preisrückgang bemerkbar machen.

Bauer Willi

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9 Kommentare

  1. bauerhans sagt

    „Odysso“ im SWR am 12.5.19
    nur 8% der ackerfläche bei uns ist bio,ich dachte mehr.
    ein vergleich zwischen permakultur und bio hinsichtlich insekten und wirtschaftlichkeit war ernüchternd.

  2. Paulus sagt

    So ca. 80.000 t an Weichweizen in Bioqualität sind gerade mal eine einzige Schiffsladung in der Größenordnung der alten Panamax-Klasse, nur um eine Vorstellung von Größenordnung zu bekommen. Auf ganz Österreich bezogen halte ich das nicht für dramatisch sondern eher für einen Fliegenschiss.
    Interessant wäre eine Gegenüberstellung zu den Lagerbeständen an konventionell erzeugtem Getreide incl. des Jahresbedarfs beider Erzeugungsarten und der staatlich ermittelten bzw. vorgegebenen notwendigen Vorratshaltung.

    Ich vergleiche den heutigen Artikel mal mit den Methoden der öffentlich rechtlichen Medien. Durch Weglassen kann man geschickt dramatisieren und Stimmung sowie Meinung erzeugen. Und an den lieben Willi gerichtet, das ist jetzt nicht böse gemeint!

    Überzeugender erscheint mir der Vortrag von Thomas Apfel. Seine Aussage entspricht auch meiner laienhaften Wahrnehmung was den Einkauf stinknormaler Verbraucher im LEH betrifft. Die gut verdienenden Freunde und Bekannten, die vor ein paar Jahren noch wer weiß wo hin gefahren sind um Äpfel in Demeter Qualität zu kaufen, begnügen sich heute mit den Äpfeln, die im oder vor dem Eingang von Rewe, in den großen Kisten auf Paletten angeboten werden. 2,75 kg Beutel oder so für kleines Geld.

    • Bauer Fritz sagt

      @Paulus
      Wir Österreicher haben leider zu Zeiten des seligen Kaisers Franzl und seinr Sisi den direkten Zugang zum Meer schon verloren. Nebst diverser Ländereien. Dadurch ist das Rechnen in Größenordnung von Schiffen á la Panamex obsolet geworden.
      Nein im Ernst: Lagermenge von 80.000 Tonnen sind nicht mal im konventionellen Bereich eine Kleinigkeit, geschweige denn ein Fliegenschiss. Vor allem dann nicht wenn kein gesicherter Absatz in Sicht ist.
      Und nicht weniger problematisch sind solche Lagerbestände bei Bioware, wo sowohl die industrielle Weiterverarbeitung der Ware als auch der Verkaufsabsatz seit Jahren im Handel zwischen 7-9% stagniert.

    • Bauer Willi sagt

      @Paulus
      Gut, dass Du Fliegenschiss und nicht „Peanuts“ gesagt hast. Damit hat ja ein bekannter Manager schon mal ins Klo gegriffen. Es wird vielleicht deutlicher, wenn man die Produktionsmengen 2018 dazu schreibt. Bei Bio-Weizen sind es zum Stichtag 91%, bei Bio-Mais 104%, die auf Lager liegen. Bei Konvi 52% bei Weizen und 44% bei Mais.

      Wichtig zu wissen: Ein nicht unerheblicher Teil ging von Österreich als Export bisher nach Deutschland und die Schweiz. Da dort ein starker Anstieg an Umstellungen verzeichnet werden kann, ist dieser Kanal zunehmend verstopft.

      Wie aus gut informierten Kreisen zu erfahren war, stellen in Österreich derzeit rund 24.000 weitere Betriebe auf Bio um. Das Problem wird also nicht kleiner. Im Milchmarkt nehmen Bio-Molkereien keine weiteren Lieferanten mehr auf, um den Preis zu stützen. Sehr gute Sache für die, die schon dabei sind. Gleiches ist in Deutschland bei Schweinefleisch festzustellen. Von einer Umstellung auf Bio-Schweinefleisch wird abgeraten, weil selbst kleine Mengen den Preis empfindlich stören würden. Habe ich von einem Landwirt, der überlegt, demnächst 1.000 Bioschweine zu halten.

      Ich hoffe, damit Deinen Vorwurf der einseitigen Berichterstattung entkräften zu können. Wenn nicht, gerne fragen. Macht zwar viel Arbeit, aber für Dich tue ich doch (fast) alles 🙂
      Willi

  3. Thomas Apfel sagt

    Das ist im Bio-Apfelanbau nicht anders. Uns wird in Berlin immer wieder gesagt: Macht doch Bio, dann würdet ihr vielmehr verkaufen. Der Bio-Apfelmarkt ist in Deutschland bei Tafeläpfeln aber gesättigt (rund 50.000 t, davon die Hälfte aus Deutschland). Ich habe schon 2014 in Essen bei Biocompany Demeter Äpfel in Top Qualität von Augustin im Sonderangebot für 1,69 € gesehen. Die Politik will uns da in etwas reintreiben, was der Markt gar nicht hergibt.
    Wir liegen in den Verkaufspreisen in unserem Laden in Berlin bei 1,80 bis 3,00 €/kg (alte Sorten) und die Leute kaufen auch ausdrücklich wegen der Preise und nicht nur wegen der Qualität bei uns ein.
    Warum soll ich mich da in eine Produktionsweise begeben, die mir zwar pro Kilo (wenn ich es denn verkauft kriege) 30 % mehr Erlös bringt, auf dem Feld aber den halben Ertrag generiert.
    Das Gleiche gilt für Mostobst aus Streuobstwiesen und extensivem Bio-Anbau. Die Mengen an Mostobst schwanken in Deutschland immer von 100.000 t in schlechten Jahren und 1 mio t in guten Jahren. Auch hier ist der Markt gesättigt beziehungsweise überversorgt, wenn man keine eigene Vermarktungsschiene für den Saft hat. Deshalb treten Verarbeiter regelmäßig in den schwachen Jahren an uns heran, wir sollen doch Bio-Mostobst produzieren und Streuobstwiesen anlegen. Im nächsten Jahr bei Überangebot sind sie dann abgetaucht und verschollen um im nächsten schwachen Jahr wie Kai aus der Kiste wieder bei uns aufzuschlagen. Und wenn ich die Zahlen aus Österreich oben sehe, gilt das wohl inzwischen für die gesamte „Wachstumsbranche“ Öko-Landbau.

    • Inga sagt

      Die Berliner aus der Stadt meinen es doch nut gut,
      aber Fachwissen haben sie noch lange nicht!

  4. Roman sagt

    Danke für die interessanten Zahlen. Ich habe mich gleich danach auch mit den Zahlen beschäftigt (Quellenangabe hast du ja vorbildlich angegeben) und kann liefere gern weitere Vergleiche:
    Veränderung Lagerstand Bio von 2012 bis 2018 + 58%
    Veränderung Lagerstand Konvi von 2012 bis 2018 -29,18%
    Vielleicht auch noch spannend: In den guten Jahren sind die Lagerbestände bei Bio im arithmetischen Mittel um 12,37% gestiegen, bei den Konvis um 4,38%. Umgekehrt in schlechten Jahren bei den Bios um 10,4% gesunken. (Kam nur einmal vor) Bei den Konvis im Schnitt um 20,18% gesunken.

    Rein nach den Zahlen muss man sich schon fragen wo hier die Überproduktion liegt…
    Noch vielleicht spannend: Der durchschnittliche Bio-Betrieb ist „größer“ als der durchschnittliche konventionell geführte Betrieb. (Quelle: Bio-Austria Statistik)

  5. w.s. sagt

    Der Markt entscheidet doch lange nicht mehr. Die Markteingriffe weltweit sind mehr als verzerrend….

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