Bauer Willi
Kommentare 95

Bio: Umfrage und Kaufverhalten

Wenn ich mich mit Freunden und Bekannten über das Thema Ernährung und Landwirtschaft unterhalte, bekomme ich eigentlich immer zur Antwort, dass “sie ja auch sehr bewusst und bevorzugt Bio einkaufen”. Es fällt mir nicht immer leicht, das auch zu glauben und so habe ich mich mal auf die Suche gemacht, ob es dazu Informationsmaterial gibt.

Und ich bin fündig geworden. Die Zahlen stammen zwar aus 2013, dafür sind aber sowohl die Umfragewerte des BMELV, die in der FAZ veröffentlicht wurde, als auch die Zahlen der tatsächlichen Marktanteile von diversen Bio-Produkten (Gesellschaft für Konsumforschung, GfK) aus dem gleichen Jahr! Neuere Daten habe ich nicht gefunden.

Das Mittel über alle Bio-Lebensmittel macht an den Gesamtausgaben für Lebensmittel in 2013 laut GfK 3,9% aus. 2009 lag der Wert bei 3,1%.  Nochmal: es handelt sich nicht um die Menge, sondern um den prozentualen Anteil an den Ausgaben, also dem Wert.

Was mir auffällt, ist, dass die Werte für die  Aussagen der Befragung (grüne Säulen) “kaufe ich immer in Bio-Qualität” und dem tatsächlichen Marktanteil relativ gut passen. Setzt man dann aber die Säule für “kaufe ich häufig in Bio-Qualität” oben drauf, wird einem schnell klar, dass da was arg auseinandergeht. Nicht gezeigt habe ich hier die Werte für “kaufe ich gelegentlich in Bio-Qualität”. Diese Angaben schwanken zwischen 29% (Eier) und 51% (Fleisch, Wurst). Gerade bei der letzteren Produktgruppe Fleisch und Wurst addieren sich die Umfragewerte (5% ausschließlich + 27% häufig + 51% gelegentlich) zu der stolzen Summe von 83%! Und das passt nun definitiv nicht mehr zum tatsächlichen Marktanteil von 2,1%.

Es zeigt sich hier auch eine gewisse Tendenz: je hochpreisiger die Produktgruppe und je größer die Preis-Differenz zwischen konventionell und Bio ist, umso geringer der Marktanteil. Obst, Gemüse und Kartoffeln kosten pro kg oft zwischen 0,60 und 2 €. Bio-Ware ist meist nur wenig teurer und da fällt die Differenz nicht so ins Gewicht und ist kaum spürbar. Bei Fleisch liegt der Preis für Bio-Produkte oft vier-bis  achtmal so hoch. Ein Bio-Huhn kommt da leicht auf 16 bis 24 € und das macht sich in der Geldbörse dann schon bemerkbar.

Doch ausgerechnet bei der Produktgruppe Fleisch und Wurst ist die Kritik an der Produktionsweise besonders groß. Irgendwie schon komisch, oder? Habt ihr eine Erklärung?

Euer Bauer Willi

(Aufrufe 4.478 gesamt, 1 heute)

95 Kommentare

  1. Regina sagt

    Zitat: ” Gerade bei der letzteren Produktgruppe Fleisch und Wurst addieren sich die Umfragewerte (5% ausschließlich + 27% häufig + 51% gelegentlich) zu der stolzen Summe von 83%! Und das passt nun definitiv nicht mehr zum tatsächlichen Marktanteil von 2,1%.”

    Die Aussage “kaufe ich häufig” sagt ja auch nichts über die tatsächlichen Mengen aus.
    Jemand kann bei jedem Samstags-Einkauf 100gr Gelbwurst in Bio kaufen und gleichzeitig einen Kilo Schweinebraten und 500gr Wurst in konventionell.
    Dann stimmt zwar die Aussage, daß häufig Bio gekauft wird. Es stimmt aber auch, daß es leider nur ein Bruchteil des Einkaufes ist.
    Aber es stimmt natürlich auch, daß die Leute da nicht ehrlich (zu sich) sind. Aufschlussreich sind die Studien, wo die Menschen vor Betreten des Supermarktes interviewt werden und angeben, daß für sie Tierwohl und faire Preise für den Erzeuger absoluten Vorrang haben. Wenn dann beim Ausgang der Warenkorb gesichtet wird, dann liegt doch wieder das abgepackte Billig-Fleisch drinnen.
    Heißt nicht, daß sie nicht zu ihrer Aussage stehen würden. Sie finden ja tatsächlich Tierwohl und faire Preise wichtig.
    Aber alleine der Geist ist willig aber das billige Fleisch stärker…oder so ähnlich.
    Da helfen nur Anreize wie billiger MwSt. Satz für Bio-Produkte und Echtkosten auf die Produkte aufschlagen, strengere Auflagen bei der Tierhaltung für alle ect., damit das Preisgefälle zwischen Bio und konventionell geringer wird. Oder anders ausgedrückt, es darf kein Billig-Fleisch mehr geben, weil dabei immer mindestens einer über den Tischgezogen wird. Meistens aber alle (Tier+Erzeuger+Verbraucher).

  2. Sabine sagt

    Das wir alle in den Himmel wollen, aber mit unserem Handeln die Hölle zementieren, ist eine Erkenntnis, die schon älter als 2000 Jahre ist.
    Man könnte es auch so sehen: Wir leben z.Z. in einem Wirtschaftssystem, dass weder besonders Ressourcen, noch besonders Menschenfreundlich ist. Die tatsächlichen Kosten sind vom Preis schon lange entkoppelt und spiegeln damit nicht den faktischen Wert einer Ware. So haben wir uns nicht nur jede Menge Umweltprobleme eingehandelt, sondern auch soziale und politische Konflikte. Philosophisch ist es wohl kaum begründbar, warum die Arbeitszeit und damit auch das Leben eines Arbeiters oder Angestellten sehr viel geringer ist, als der eines CEOs. Denn schließlich ist es Lebenszeit, die wir auf der Arbeit verbringen. Geht man in den internationalen Vergleich, geht die Schere noch mehr auseinander.
    Wir leben also alle von der Ungleichheit und von vielen kleinen und großen Ungerechtigkeiten. Das tun wir schon sehr lange und meist sehr erfolgreich, wenigstens hier im “Westen” und jeder großer oder kleiner Crash in diesem System wurde bisher irgendwie überwunden, auch wenn ganze Imperien verschwunden sind, wirklich geändert hat das nichts.
    Nichts neues unter der Sonne.
    Es hat immer wieder in der Geschichte Versuche gegeben, das zu ändern. Die letzten “wissenschaftlichen” Ansätze führten jedoch eher zu noch monströseren Machtapparaten, sozialen Schieflagen und schlossen noch mehr Menschen vom Wohlstand aus. Ich kann jeden verstehen, der da die Lust zum großen Experiment verloren hat.

    Es bleiben viele Fragen: Wie viel Richtig geht im Falschen? Wie vernunftbegabt sind wir als Art wirklich? Gibt es außerhalb religiöser oder quasi-religiöser Utopien eine Gesellschaft- und wirtschaftsform, die langfristig stabil und gerecht ist? Schaffen wir Wachstum ohne unsere Lebensgrundlage zu zerstören? Oder geht es uns am Ende wie den Essigbakterien, deren ungehemmtes Wachstum auf begrenztem Raum regelmäßig zum Kollaps führt?
    Alles Fragen, die wir hier wohl nicht klären können. In der Bewunderung des Problems sind wir jedoch gemeinsam schon sehr weit fortgeschritten.
    Und genau das tut auch jeder Konsument. Er bewundert das Problem, hofft auf Veränderung und kauft, was das Problem wachseln lässt.

    • bauerhans sagt

      “Wie vernunftbegabt sind wir als Art wirklich? ”

      wir handeln ausschliesslich emotional!

  3. Friedrich sagt

    “Wenn alle Grünen Biohähnchen essen würden , müßte ich jeden Tag 500.000 Stück
    verkaufen ,aber wir haben Last 5.000 Stück am Tag zu verkaufen.” So die Aussage eines
    bundesweit anbietenden Produzenten. Das sagt alles !! Auch bei den Stromanbietern ist das so. Es wollte mir bislang keiner von denen, die von Ökostrombezug geredet haben ,mir die
    Stromabrechnung zeigen.

  4. Ehrlicher sagt

    Nur Taten entscheiden über das, was man gewollt hat (Sartre). Oder treuer keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast!

  5. Schweinebauer Piet sagt

    Eine Erklärung hab ich nicht, nur die Erkenntnis, dass sich der Wunsch des Verbrauchers nicht in seinem Kaufverhalten widerspiegelt! !

    • christian sagt

      jeder ist sich selbst am nächsten. ich kaufe zb. gezielt bio, oder bei bauern. gewisse leh´s meide ich wo dem konsumenten eine mogelpackung verkauft wird (bauernbrot, gutshofeier etc.) oder wo die einkäufer über leichen gehen um ihre macht zu demonstrieren.

      man kann nur etwas ändern, wenn man bei sich selbst beginnt und es vorzeigt. (ich kenne genug berufskollegen, die zb. über schlechten fleischpreis jammern als erzeuger, aber sich genauso beschweren warum die äpfel so teuer sind und auch die billigsten äpfel kaufen – wo bleibt hier die solidarität unter den bauern)

  6. J.H.Knabbe sagt

    Grau ist eben alle Theorie, grün allein des Lebens goldener Baum…..alle Kaufentscheidungen sind nun mal Entscheidungen – egal ob subjektiv, objektiv, werbeverführt oder voller Bewusstsein oder Glaube ausgeführt. Zwischen Freiwillig und Zwang ist das tatsächliche Ergebnis der Hinweis auf die menschliche Schwäche, in Auskunft und Handeln selten deckungsgleich zu sein. Und da hat Konvi aus gutem Grund die Nase vorn ….sogar mit Masse und Klasse. Entscheidend ist eigentlich die Wahlfreiheit in einem Land voller Angebote, aber mangelndem Wissen und Respekt vor Lebensmittel. Und das ist das Ergebnis von Kultustheoretikern, NGO- Sektierern und Werbefritzen, die mit vorgekauten Pseudofakten Gehirnwäsche betreiben……klingt unverschämt, ist aber leider so.

    • Wolfgang Nellen sagt

      kleine Anmerkung: die Wahlfreiheit gibt es nicht in Deutschland. Konventionelle Lebensmittel werden m.E. verknappt. Nicht selten finde ich z.B. bei Milchprodukten keine Nicht-Bio-Waren. Die Wahlfreiheit, GVOs zu kaufen (die ich zumindest teilweise für umweltfreundlicher halte) gibt es überhaupt nicht.

      • Regina sagt

        Haha…konventionelle Lebensmittel werden verknappt. Keine Wahlfreiheit mehr. Der ist gut.
        In welcher Region wohnst Du?

  7. Harmut Keller sagt

    Für den Marktanteil der Biolebensmittel sähe es noch schlechter aus,wenn man den Anteil nicht nach den Ausgaben, sondern nach der tatsächlichen Menge aufzeigen würde, da die Biolebensmittel halt teurer sind.
    Dann würde der Anteil an Biofleisch weit unter 1% fallen.

  8. Ehemaliger Landwirt sagt

    Letztes Jahr hat ein konventioneller Gemüsebaubetrieb die Bevölkerung zum Tag des offenen Hofes eingeladen. In der Stunde, in der ich den Betrieb besichtigte, waren es schätzungsweise 3 bis 400 Menschen die auch den Hof besichtigten.

    Gestern hatte ein Bio – Gemüsebaubetrieb zur Besichtigung eingeladen, laut dem Pressebericht der Lokalzeitung fanden sich den ganzen Tag 100 Besucher ein.

    Naja, man macht sich so seine Gedanken.

    • christian sagt

      ehemaliger landwirt:
      was willst damit sagen? konv. ist besser als bio? oder hat der konv. ein besseres marketing? damit solche aussagen vergleichbar sind muss es sich um vergleichbare betriebe handeln, dh. gleicher standort/einzugsgebiet, gleiche vermarktungsschiene (großhandel, direkt), sortiment?, gleich lange am Markt? etc.
      standort ( und danach service und grundmarketing) überdecken alle anderen faktoren nach meiner erfahrung, gerade wenn man ab hof verkaufen möchte.

      • Ehemaliger Landwirt sagt

        Eine Wertung habe ich nicht getroffen.

        Gleiches Einzugsgebiet
        gleiche Vermarktung(Hofladen, Wochenmärkte)
        konventionell hat ein größeres Sortiment
        der Biobetrieb wir ständig in Presseberichten erwähnt, während der Konventionelle Anzeigen schaltet.

        Auffallend ist für mich das geringe Interesse den BIO-Betrieb zu besichtigen.

        • christian sagt

          ok. wundert mich ehrlich gesagt. nur das sortiment kann ja auch nicht ausschlaggebend sein.
          für urbane konsumenten ist “der hof” (wie läuft was ab, wo wächst wie etwas etc.) eigentlich auch der anzugspunkt, und nicht unbedingt die produktionsweise.
          letzes jahr hatten wir wahlen und da hat eine partei eben beim bauern am wochenende eine veranstaltung gemacht. kartoffeln wurden vor ort gegraben und die leute konnten sie selbst sammeln und mitnehmen (gratis). aber die gier war so groß, dass die leute selbst mit hände und füßen zu graben begannen um die kartoffel mitzunehmen – und die meisten diser gierigen, kochen wahrscheinlich so gut wie nie selbst kartoffeln daheim – hauptsache gratis.
          der wert bzw. die wertschätzung des lebensmittels gibt es leider nicht mehr

        • Regina sagt

          Ich denke, das kann man wirklich nicht werten.
          Ich kenne es auch anders rum.
          Auch bei gleichem Einzugsgebiet kommt es immer drauf an, was sonst noch so geboten ist, wo die Zielgruppe angezogen wird.
          Z.B. gibts im Herbst immer die Öko-Erlebnistage und zeitgleich Tag der Regionen. Das ist ungeschickt, weil oft mehrere Termine an einem Tag stattfinden und entsprechend weniger Besucher pro Betrieb kommen.
          Irgendwann sind die Leute einfach übersättigt.

  9. Solange sich die negativen Auswirkungen der „modernen“ sehr leistungsfähigen Landwirtschaft im Kaufpreis nicht wiederspiegeln, wird der Verbraucher immer zum billigen Produkt greifen. Bei allen Preisfindungen sind nur die kurzfristigen „Vorteile“ im Kaufpreis wieder zu finden. Leider ist das beim T-Shirt genauso wie beim ÖL oder bei den Nahrungsmitteln. Solange wir uns das auch „so leisten“ können, wird sich nichts daran ändern. Es wird aber immer unzufriedene Menschen auf der Welt geben, die auch mal so leben wollen wie wir in Europa und Nordamerika.

    • Doris sagt

      Welche negativen externe Effekte meinen Sie und könne Sie diese wirklich für die Biolandwirtschaft ausschließen? Die Bioprodukte werden doch schon heute deutlich höher subventioniert, um diese angeblichen Effekte zu bereinigen. Wenn ein Biobauer ca. 50 % erntet je ha und die doppelte Förderung bekommt so ist das kg Getreide schon 4* so hoch subventioniert. Veredelt man das nun noch über den Tiermargen ohne Soja und künstliche Amionosäuren, so steigt der Subventionsfaktor nochmals deutlich an. Und trotz all dieser Förderung kommt die Biomarkt nicht so in Schwung wie uns die NGOs, die Grünen erklären wollen? Und Bio wird im Schnitt von Konsumenten mit überdurchschnittlichen Einkommen gekauft, wird hier das Essen der Reichen mit fadenscheinigen Argumenten heruntersubventioniert?

    • christian sagt

      @reinhard: es ist nicht nur in der landwirtschaft so. die sogenannten neg. externalen faktoren zahlt immer die gesamtheit. würden diese eingepreist werden, dann würde nicht so viel hin+her transportiert werden.
      aber gerade deswegen sind bei uns gewisse industrien nicht mehr vorhanden bzw. werden gerade verjagt. würden die chinesen zu gleichen sozialen und umweltstandards wie bei uns produzieren, gäbe es noch gewisse industriezweige bei uns und wir würden nicht in so einer wegwerfgesellschaft leben.

  10. Alwara sagt

    Früher hat mein Mann konventionelles Fleisch gegessen und möglichst preiswert gekauft…..ich konnte erst nach einer Bioresonanztherapie wieder Fleisch und vieles mehr wieder essen. …damit ich nicht wieder mit Allergie mein Leben versaue …..ging ich in den ansässigen Bioladen und kaufte ein Hähnchen für über 20 Euro….mein Mann Flippers fast aus….als wenn 1 Flattermann für drei Personen reichen würde…..wir haben 2 Tage gebraucht , um alles auf zu essen. ….seither ist er überzeugt und wenn wir mal weniger Geld haben, dann warten wir eben länger auf Fleischmahlzeit….auch Obst und Gemüse finden wir besser…..

    Zudem gibt die Konsumgesellschaft vor….dass man dies und das haben muss…..bleibende Werte, dazu gehören auch die Urlaubsfotos…..darauf verzichten wir und widmen uns finanziell mehr unseren Lebensmitteln….Bewunderung ernten wir nicht dafür….nur bei denen, die das auch so sehen. ….

    Da ich vom Lande komme und neben Nutzgarten auch Nutzvieh hatten, weiß ich sehr wohl, was Tiere stresst und wie sie bis zu ihrem Schlachttermin ein relativ gutes Leben haben können. ….das kostet allerdings Zeit und Platz neben Futter….aber letztendlich kann ich mich nicht über Stierkampf aufregen und Massentierhaltung sowie ewig lange Lebendtransporte im eigenen Land nicht sehen, ….wenn man im Discounter möglichst viel Ware für möglichst wenig Geld bekommen möchte …..aber vielleicht ist 4s so wie mit vielem…..Verantwortungsbewusstsein hört da auf, wo es unbequem wird…..

    • Irgend Einbauer sagt

      @Alwara, Sie müssen aber auch anerkennen, dass diesen Weg nicht alle gehen können, und auch nicht wollen. Schon alleine aus ökologischer Verantwortung, aber auch aus gesundheitlichen Gründen.
      Ihr Biogockel hat nicht nur das doppelte Futter für das gleiche Gewicht gefressen, sondern auch Getreide vertilgt, dass den doppelten Klimafußabdruck hinterlässt. Und weil viele seiner “Brüder” die Biohaltung nicht überleben, verdoppelt sich der Fußabdruck gleich nochmal.
      Wenn jeder Mensch über den Nahrungskonsum seinen Klimafußabdruck vervielfachen würde, würde nicht nur die Zahl der Hungernden deutlich zunehmen, sondern auch die unnötige Umweltbelastung.
      Würden Sie darauf achten, dass mindestens 3x am Tag tierische Produkte auf dem Teller landen, und den Obst- und Gemüsekonsum deutlich reduzieren, wären Sie wahrscheinlich auch nicht auf irgendwelche bestenfalls nutzlosen “Bioresonaztherapien” angewiesen.
      Noch ein kleiner Tipp: Wenn sie den konventionellen Gockel versalzen, hält er auch zwei Tage, und das ohne von sich aus scheußlich zu schmecken.
      Damit Sie Ihren Lebensstil weiter führen können, sind Sie direkt davon abhängig, dass die Zahl Ihresgleichen Konsumverhaltens nicht weiter steigt – also bei 2% hängen bleibt.

      • Sabine sagt

        Also… es muss ja nicht bio sein. Ein langsam gemästetes Rassegeflügel ist anders in Geschamack, Textur, Fettgehalt als ein Masthybrid. Das gilt auch für Produkte aus Schwein und Rind z.B. aus Hobbyhaltung. Fett macht satt, ein Grund warum man von hausgemachter Leberwurst weniger ist, als von der fettreduzierten aus dem Supermarkt, denke ich.
        Auf der anderen Seite bieten die üblichen Verdächtigen im Internet oft nur ausländische Gourmet-Hühner an, nicht weil sie das unbedingt so wollen – ausser bei Bresse – sondern weil es hier wohl niemanden gibt, der ihren Wünschen nachkommt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, warum da der Kontakt Händler-Landwirt nicht klappt.
        Ich mein, pummelige Hühner sind nicht so meine Sache, aber es muss doch jemanden geben, der es schafft ein paar Beligische Kuckucke, Bielefelder oder Barbezieux so groß zu ziehen, dass das Vet-Amt keine Herzattacke bekommt und der Sternekoch trotzdem glücklich ist.

        • bauerhans sagt

          “aber es muss doch jemanden geben, der es schafft ein paar ”

          “bruderhahn” läuft doch in die richtung,aber wohl nur sehr überschaubar.

          • Sabine sagt

            Bruder Hahn spricht zur Zeit eher die Tierfreunde und Bio-Konsumenten an. Da gibt es Schnittmengen, aber bei den Leuten, die sich selber eher die Richtung Foodie einordnen, ist eben nicht nur das gute Leben der Tiere wichtig, sondern die legen auch Wert auf bestimmte Mastmethoden, Reifungstechniken und Rasse-Besonderheiten. Wie es halt auch beim echten Bresshuhn oder den Schwarzfederhühnern der Fall ist.

      • Heinz sagt

        @Reinhard, das hört sich ja echt spannend an, bekommst ‘Du auch echt kranke Tiere mit der Bioresonaztherapie wieder hin oder machst du das bei allen Tieren vorbeugend? Und wer bietet so was an? Dein Tierarzt? Oder gibt es extra Heilpraktiker für Biobetriebe? Hast Du einen Link unter den ich mich weiter informieren kann? Wo kann man so tolle Produkte kaufen und steht dann auch auf der Verpackung: “Ohne Medikamente aber mit Bioresonanztherapie”.

  11. Gepard sagt

    Die Frage ist doch auch, wie häufig jemand überhaupt etwas kauft. Wer häufig Biofleich kauft, aber generell wenig Fleisch verzehrt (weil es so teuer ist), trägt halt nicht viel zum Marktanteil bei.

    Außerdem ist unklar, was die Menschen unter häufig verstehen. 6 von 10 kann jemand als häufig empfinden. Ander finden vielleicht erst 8 von 10 als häufig. Aber klar, der Marktanteil deutet auf andere Verhältnisse hin.

    Ich kaufe ausschließlich Bio, esse auswärts aber regelmäßig Nicht-Bio. Und da ich fast täglich mit Kollegen essen gehe, besteht mein Essen fast zur Hälfte aus Nicht-Bio-Produkten.

    • Bauer Willi sagt

      Mir geht es eher um die Diskrepanz. Alle schimpfen wie die Rohrspatzen über “Massentierhaltung” – aber Biofleisch kauft keiner. Wenn die Möhren im Kilo aber nur 20 Cent teurer sind, sieht die Welt dann schon wieder anders aus. Die innere Einstellung ist also doch abhängig vom Preis. Das ärgert mich. Wenn ich umstellen würde auf Bio-Landbau muss ich also trotzdem billig produzieren, damit ich meine Produkte verkaufen kann. Was ändert sich dann für mich?
      Bauer Willi

      • Regina sagt

        Gerade beim Fleisch sollte man nicht so sehr die Grenze zwischen Bio und nicht Bio ziehen (sage ich als überzeugte fast-nur-Bio-Käuferin).
        Die Grenze liegt doch zwischen den Betrieben, die verantwortungsvoll und auf Tierwohl bedacht gutes Fleisch produzieren und z.B. auf kurze Schlachtwege achten ect.
        Da sind ja schon alleine die bürokratischen Hürden so hoch, daß es sehr schwierig und in der Folge teuer wird.
        Da könnten Bio- und konventionelle Betriebe, die nicht nur billiges Massenfleisch produzieren möchten viel mehr zusammen an einem Strang ziehen.

    • Benjamin sagt

      Ich muss Gepard zustimmen. Der Vergleich hinkt vor allem für die Einzelpositionen.
      Ich nehme an, wenn ca. die Hälfte der Personen die Fleisch konsumieren, ausschließlich Bio kaufen, könnte es trotzdem sein, dass nur 15-30% des Umsatzes Bio wären. Wer bewusst Fleisch ist, ist ja auch deutlich weniger. Natürlich hat der Preis eine ausgleichende Wirkung, aber viele Menschen die ich kenne, die sich um Bioprodukte und um die Umwelt Gedanken machen, reduzieren ihren Fleischkonsum sehr stark. Dieser Zusammenhang dürfte aber z.B. bei dem Gemüße dann kaum auftreten.

      Erklären lässt sich das gesamte Phänomen ganz gut aus der Psychologie heraus. Hier sind viele Studien bekannt, die aufzeigen, dass es einen eine deutliche Lücke zwischen Wissen um eine Problematik/der persönliche Einstellung und dem tatsächlichen Handeln gibt. Um diese Lücke zu überwinden gibt es einige Ansatzpunkte.

      Die Kaufauswahl wird von den Kosten/Nutzen dieses Kaufverhaltens, von der sozialen Akzeptanz der Mitmenschen und der eig. ökologischen Moral bestimmt. Gewohnheiten und Emotionen spielen beim Kauf aber ebenfalls eine Rolle.
      Aus meiner Sicht liegen dabei für den Bauern, der erfolgreich auf Bio umstellen will einige Chancen.

      Einerseits könnte man beim Punkt Gewohnheiten ansetzen und versuchen seine Produkte dort unterzubringen, wo viele Menschen einkaufen gehen, viell. durch eine gute Präsenz auf dem Wochenmarkt. Oder man schafft neue dauerhafte Gewohnheiten durch das Anbieten eines Abos in Form von BioKisten, welche für den einzelnen leicht zu beziehen sind und somit auch den Aufwand der Beschaffung reduzieren (Kosten/Nutzen).
      Auf der anderen Seite ist es möglich die Menschen bei der ökologischen Moral und sozialen Akzeptanz zu bekommen, wenn man sich versucht regional stärker mit den Konsumenten zu verbinden. Zu zeigen, dass man von hier ist und ökologisch produziert und absetzt, könnte helfen neue Kunden zu gewinnen. Eine Öffnung des Betriebs für die Öffentlichkeit kann Vertrauen schaffen, welches dazu führt, dass die Menschen sich mit dem Bauern wieder mehr identifizieren und ihn unterstützen wollen. Das dies auch noch gut für die Umwelt ist, kommt dann als Bonus oben drauf.

      Im Gegensatz dazu ist es klassischen Supermarkt schwer, wo sowohl Gewohnheiten und Kosten/Nutzen sehr stark angesprochen werden, einen angemessenen Preis oder Marktanteil für die Bioprodukte zu erreichen.

      Wobei man auch hier den Preis nicht zu hoch bewerten sollte. Menschen kaufen Kaffee in idiotischen Kapseln für 90€/kg, obwohl es den günstigen für viell. 12€ und den fairtrade-Kaffee für 30 € gibt. Hier schlägt Bequemlichkeit, soziales Umfeld und Emotion ganz klar den Kosten/Nutzen-Faktor.

      • Bauer Willi sagt

        hallo Benjamin
        Siehe dazu meine Antwort an Gepard. Und ja, vom “Citizen Consumer Gap” habe ich auch schon gehört. Und ansonsten schreibst Du viel über “müsste man, könnte, sollte”. Lies mal mein Buch “SAUEREI!”, da gehe ich auf diese Themen über mehrere Seiten ein. Abo-Kiste, SOLAWI, und und und. Ohne Vorurteile, sondern aus meiner Sicht, der überlegt, was er anders machen kann und trotzdem seine Familie davon ernähren muss.
        Bauer Willi

        • Benjamin sagt

          Hallo Willi,

          wenn es mir mal in die Hände kommt, werde ich es lesen. Bis dahin kaufe ich weiterhin so regional wie möglich meine Lebensmittel – am liebsten dann in Bio-Qualität.
          Ach und die Konjunktive kommen gerade daher, dass ich ja niemand etwas vorschreiben möchte, geschweige denn es besser weiß, sondern nur Vorschläge für eine Veränderung mache. Dies aus der Sicht eines halbwegs informierten Verbrauchers, der sich viel mit Umweltthemen beschäftigt. Wenn sich die Gesellschaft nicht bewegt und wir nicht anfangen Alternativen tatsächlich auszuprobieren, werden wir schon sehr bald keine mehr haben …
          Achja eine allgmeine Literaturempfehlung dazu von meiner Seite: Harald Welzer: “Selbst denken”. Sehr informativ und denkt die großen Dinge zusammen.

      • christian sagt

        hallo Benjamin und Willi,

        ich glaube die Psychologie spielt auch eine nicht unwesentliche Rolle. Ein interessanter Ansatz wie wir ticken.

        http://diepresse.com/home/wirtschaft/international/4690945/Warum-Bio-uns-bose-machen-kann

        Ich finde die Aufteilung in konv. (=Giftler+böse) und bio (=retter+gute) als kompletten Blödsinn. Ich kaufe bestimmte Produkte ausschließlich bio (zb Milch) um aktiv die Bauern zu unterstützen. Mehrkosten/Jahr: 3-5 Bier.

        Fleisch kaufen wir beim (bio) Bauern und dadurch kostet es so gut wie immer weniger als im Supermarkt die gleiche Qualität.

        Man sollte auch bedenken, dass der LEH ja die Margen immer nur in % sieht. dh er verdient beim Bio Ei ca. 15-25 cent, wobei die Eier ja nicht mehr REgalfläche wegnehmen. Die Argumentation mit weniger Warendrehung kann ich dann leider auch nicht folgen.

        • Bauer Willi sagt

          Hallo Christian
          Wir kaufen sogar Bio-Weidemilch! Teurer geht’s nicht, aber auch nicht besser. Schmeckt wie die Milch von den eigenen Kühen. Die sind aber 1964 aus dem Stall gegangen. Die Arbeit wurde meinem Vater zu viel und ich war erst zehn.
          Bauer Willi

          • christian sagt

            hallo Willi,
            glaube ich so jetzt nicht ganz, denn die Milch von den eigenen Kühen war sicher Rohmilch und nicht aufbereitet, Fett-eingestellt. etc. Aber ich stimme dir schon zu, die Unterschiede werden sich in Grenzen halten. Aber warum kaufst du dann bio-Weidemilch? Weils auf die paar Cent/Jahr nicht ankommt, oder?

            • Bauer Willi sagt

              Hallo Christian, richtig, war natürlich Rohmilch. Die Bio-Weidemilch kommt halt geschmacklich am ehesten an diesen Geschmack heran. Wir trinken in der Woche etwa 3 l. Ist weniger geworden, seit die Kinder aus dem Haus sind. Macht im Monat rund 6 Euro mehr. Es trifft ja keinen Armen 🙂
              Bauer Willi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert