Bauer Willi
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Abwehren und verteidigen

Abwehren und verteidigen

Nein, die Rede ist nicht vom Fußball, sondern von Kommunikation. Denn wie im Fußball kann man mit Abwehren und Verteidigen nur selten ein Spiel gewinnen. So ist es auch mit Themen rund um die Landwirtschaft.

Sie kennen die Situation: Sie sehen im Fernsehen wieder einen Bericht, in dem über „üble Zustände in der Tierhaltung“ oder „giftige Lebensmittel durch Pestizide“ berichtet wird. Sie werden wütend über so viel Unwissen, dass in diesen Beiträgen zum Ausdruck gebracht wird. Sie als Landwirt wissen es doch viel besser. Warum fragt Sie nur keiner?

Die Antwort ist recht einfach. Weil Sie niemand kennt. Sie machen Ihren Job, sind den ganzen Tag im Stall oder auf dem Acker unterwegs. Sie haben keine Zeit, sich auch noch um ihr Image zu kümmern. Doch stopp, so ganz stimmt das nicht. Sie nehmen sich nicht die Zeit. Warum? Weil es Ihnen nicht wichtig genug ist? Weil Sie es nicht können? Weil „es ja eh nichts bringt“?

Weg vom Fernsehen oder der Zeitung. Jetzt wird es persönlich. Sie sind auf einem runden Geburtstag eingeladen und der einzige Landwirt. Sie kennen niemanden, niemand kennt Sie. Nach einer Viertelstunde kommt ein anderer Gast an Ihren Stehtisch und fragt, was Sie beruflich machen. „Ich bin Landwirt“ ist Ihre Antwort. „Interessant, haben Sie auch Tiere?“ (Ein „richtiger“ Bauernhof hat Tiere) „Ja, ich halte Schweine“. „Wieviel denn?“ „1.500“. Und dann kommt es: „Dann sind Sie also auch so ein verdammter Tierquäler!“. Das ist jetzt keine Frage mehr, sondern eine krasse Anschuldigung. Ihr Blutdruck steigt in Sekunden auf 180. Die normale Reaktion: Sie wehren ab, verteidigen sich und erklären, dass Sie ja schließlich die Welt ernähren und dass Sie deshalb die Schweine halt so halten müssen wie Sie sie halten. Das interessiert ihr Gegenüber wenig bis nicht, er dreht sich um und geht.

  • Wie kann ein solches Gespräch anders laufen?

Sie wiederholen die Anschuldigung als Frage und das lautet dann so: „Sie sind also der Meinung, ich wäre ein verdammter Tierquäler“. Was passiert: Ihr Gegenüber hört sich selber reden. Er hat nun zwei Möglichkeiten: sich zu entschuldigen oder die Anschuldigung fortzusetzen: „Ja, stimmt doch. Ihr gebt doch den Tieren viel zu wenig Platz“. Mit Platz kennen Sie sich aus. Aber Sie fragen trotzdem weiter: „Wieviel Platz sollte den ein Schwein Ihrer Meinung nach haben“. Das weiß er nicht , er reagiert auch leicht sauer und meint „Das weiß ich nicht, aber ich bin ohnehin der Meinung, die Tiere sollten frei herumlaufen“. 1500 Schweine frei herumlaufen lassen, so ein Schwachsinn, wie soll das gehen? Und genau das fragen Sie: „Wieviel Weide sollten dann ein Schwein Ihrer Meinung nach bekommen? Was halten Sie von 10 qm pro Schwein?“. Ihr Gesprächspartner ist begeistert. „Ja, das wäre toll“. Sie entgegnen: „Denke ich auch, aber weil so ein Schwein die 10 qm schnell umgewühlt hat, schlage ich vor, dass wir ihm 10 mal 10 qm zur Verfügung stellen“. Die Begeisterung steigt, Sie geben ihm jetzt eine Aufgabe: „Ja, das gefällt Ihnen. Ich benötige aber für die 1.500 Schweine 15 Hektar, auf denen ich nichts anderes anbauen kann. Und dann muss ich die Tiere umtreiben, was Zeit erfordert. Und wegen des Wolfes muss ich auch noch Zäune aufstellen und kontrollieren. Was wären Sie denn bereit, mir für das Schweinefleisch, dass ich nach Ihrer Vorstellungen produziere, zu bezahlen?“
Und damit beenden Sie das Gespräch. Es hat sehr aggressiv begonnen und Sie haben das Gespräch so geführt, dass Sie Ihren Gesprächspartner zum Nachdenken angeregt haben. Was ich sagen will: Es ist nicht wichtig, ein Gespräch zu gewinnen. Was wir nicht tun sollten: abwehren und verteidigen.

  • Kommunikation der Agrarbranche

Das war nun ein Tipp für die persönliche Kommunikation. Wie schaut es nun mit der Kommunikation der Branche aus? Eine branchenübergreifende Kommunikation, die alle Bereiche umfasst, hat es einmal gegeben. Sie ist vielen noch unter dem Kürzel CMA bekannt. Diese Organisation wurde aber aus diversen Gründen aufgelöst, was heute von vielen bedauert wird. Heute gibt es einige regionale Initiativen in verschiedenen Bundesländern, überregional aktiv sind das „Forum moderne Landwirtschaft“ und der von Landwirten finanzierte Verein „Heimische Landwirtschaft“, der sich vor allem mit Radiowerbung an die Allgemeinheit wendet. Wer sich also nicht selbst engagieren will, sollte hier finanziell unterstützen.
Ein schönes Beispiel, wie abwehren und verteidigen nicht zum Erfolg führt, zeigt die Diskussion um das „Insektensterben“, das mit der Veröffentlichung der „Krefelder Studie“ begann. Die prompte Stellungnahme des Bauernverbandes: ob das alles stimmt, die Bauern sind ja nicht allein schuld (!), wir brauchen Insektizide um die Welt zu ernähren.

Man stelle sich vor, der Bauernverband hätte anders reagiert und sich wie folgt geäußert: „Diese Studie ist ein Warnruf. Vielen Dank an die Hobby-Forscher. Lasst uns nun gemeinsam mit den Naturschutzverbänden überlegen, wie wir diese Entwicklung stoppen können. Wir erwarten von der Wissenschaft rückhaltlose Aufklärung und von der Politik jede nur erdenkliche Unterstützung.“ Glauben Sie nicht auch, dass die weitere Diskussion völlig anders verlaufen wäre?

  • Ehrlich sein

Im Umgang mit Kritik an der Landwirtschaft sollten wir uns angewöhnen, ehrlich zu sein. Das ist nicht immer leicht, denn es gibt ja auch berechtigte Kritik. Mir kommt dabei immer ein Satz unseres Pflanzenbauprofessors in den Sinn, der im ersten Semester in der ersten Vorlesung folgendes sagte: „Landwirtschaft ist der ständige Kampf des Menschen gegen die Natur“: Als Studenten waren wir entsetzt, heute weiß ich, dass dieser Satz stimmt. Unseren Mitbürgern müssen wir in aller Offenheit sagen, dass jede Form der Nahrungsmittelbeschaffung ein Eingriff in die Natur ist. Das ist selbst bei den Jägern und Sammlern so und wir haben dies in den letzten 12.000 Jahren mit der Erfindung von Ackerbau und Viehzucht perfektioniert. Nur deshalb konnte die Menschheit sesshaft werden. Müsste heute noch jeder seine Nahrung selbst beschaffen, würden Sie diesen Text in dieser Zeitung nicht lesen können. Es gäbe sie nicht.
Zum ehrlich sein gehört auch, dass wir selbstverständlich „Pestizide“ – die wir Landwirte mit Fug und Recht „Pflanzen-Schutzmittel“ nennen – einsetzen. Und selbstverständlich düngen wir unsere Pflanzen auch mit „Kunstdünger“. Wissenschaftler haben einmal ausgerechnet, dass etwa 4 Milliarden Menschen – also die Hälfte der heutigen Menschheit – ihre Existenz dem Haber-Bosch-Verfahren verdanken. Man will sich nicht ausmalen, was passieren würde, wenn es diesen synthetisch gewonnenen Stickstoff nicht mehr gäbe. Dank der Züchtung ernten wir pro Flächeneinheit deutlich mehr als noch vor 30 Jahren. Von einem Hektar mehr zu ernten schont wertvolle Ressourcen und ist somit klimafreundlich. Dabei ist es eher akademischer Natur, ob die Mutationszüchtung mittels Bestrahlung oder Chemikalien nun Gentechnik ist oder nicht. Ziel jeder Züchtung ist die Veränderung der Gene eines Lebewesens zu unserem Nutzen. CRISPR/Cas9 ist eine neue Methode, die zudem noch zielgerichteter ist als die „alte“ Züchtung.

Zur Tierhaltung: Wir halten Tiere in Massen (Massentierhaltung), weil wir eine Masse Menschen ernähren. Übrigens: ein Schwein, das mit anderen 19 Schweinen in einem Abteil gehalten wird, weiß nicht, dass im Nachbarabteil auch 20 Schweine sind. Und der Bewohner im 14 Stockwerk eines Hochhauses kennt kaum alle Nachbarn. (Aber das klingt auch schon wieder nach Entschuldigung…)
Was ich mit diesen Beispielen sagen will: es gibt so viele positive Geschichten rund um die heutige Landwirtschaft zu erzählen. Hören wir also auf, abzuwehren und uns zu verteidigen.

Und nun der Werbeblock: Ich habe mir 2023 die Mühe gemacht, die wesentlichen Themen, mit denen wir Landwirte in der öffentlichen Diskussion konfrontiert werden, in einem Buch zu erläutern und mit Argumenten zu versehen. Das Buch trägt den Titel „Satt und unzufrieden – Bauer Willi und das Dilemma der Essensmacher“. Wenn Sie also auf der Suche nach Argumenten sind (die auch mit Quellenangaben belegt sind) können Sie hier fündig werden.

Diesen Artikel habe für die Dezember-Ausgabe 2024 der top agrar geschrieben. Das hier ist also die „Zweit-Verwertung“. 🙂

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39 Kommentare

  1. André sagt

    Danke Bauer Willi für diese Darstellung.
    Mir begegnen Bekannte-/ aber auch bislang Unbekannte nicht direkt mit solchen Unterstellungen und dem Nachgeplapper von billigen Phrasen.
    Das hängt wohl auch z.T. auch damit zusammen, dass wir keine Tierhaltung, sondern nur konv. Ackerbau betreiben.
    Zumeist sind die Menschen in Sachen Landwirtschaft sehr, sehr unwissend und gefühlt hören sie gespannt zu, wenn ich was von Fallzahlen, Proteinwerten im Weizen, oder Cercospera-Anfälligkeiten in den Zuckerrüben erzähle…

    Losgelöst davon und auch von der Talkrunde beim TA finde ich die Idee und die Vorgehensweise der Doppelrolle von Marie Hoffmann sehr gut.
    Sie schlüpft einerseits in die Rolle des grün-/ideologisch-/ und mit vielen abgedroschenen Phrasen daherredenden Menschen (ohne jedoch dabei übergriffig, oder anmaßend zu wirken). Andererseits ist sie gleichsam in der anderen Rolle diejenige, die erklärt, warum was wann getan wird und was es am Ende auch bedeutet, bzw. an Auswirkungen mit sich bringt.
    Dabei verpackt sie geschickt noch weitere wertvolle Informationen, die möglicherweise auf anderem Wege unter den Tisch gefallen wären.
    So nimmt sie von vorne herein den Dampf aus dem Kessell und sorgt dafür, dass ein gewisses gegenseitiges Verständnis aufkommt und möglicherweise für einen Dialog notwendige Augenhöhe entsteht.

    Diejenigen, die dann immer noch Sch..hausparolen von sich geben, sollte man spätestens dann keine weitere Beachtung mehr schenken, da sie sich (im Übrigen auch vor allen Anderen) selbst disqualifizieren.

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  2. Polymesos sagt

    Das ist mal ein schöner Artikel.
    Kampf ist nie eine Lösung.

    Wäre jemand 1914 auf den Marktplatz gegangen,
    und hätte allen gesagt,
    dass die Franzosen keine Feinde sind,
    dass man Frieden halten sollte, man hätte …

    man hätte ihn zusammengeschlagen!
    Auch wenn wir heute wissen, dass er recht hatte.

    Für Einseitigkeit wird man gelobt,
    obwohl man damit nur Teil des Problems wird.

    Wer für die Mitte eintritt,
    den nennt man gerne Feigling
    Für die Mitte einzutreten
    braucht aber regelmäßig mehr Mumm.

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  3. Paul Werner sagt

    Zunächst einmal bitte ich um Entschuldigung wenn ich sage, Bauer Willi wirkt mittlerweile etwas alt und verkniffen. Nun gut, er folgt seiner Mission. Das ist nicht negativ gemeint!
    Aber kommen wir zu dem genannten Schweinebauern mit 1.500 Mastschweinen. Wenn mir ein Solcher am Stehtisch begegnen würde, ginge ich davon aus, dass er Ahnung von der Materie hat und würde ihn schlicht und einfach in einem Gespräch um Informationen bitten, und zwar vorurteilsfrei! Ich würde das sehr interessant finden – mal was anderes als der übliche small talk und je nach meinem Gegenüber wahrscheinlich sehr informativ.
    Ich gebe zu, ich esse gerne Schweinefleisch, nicht mehr so oft aber regelmäßig.

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    • Bauer Willi sagt

      Paul Werner
      ich bin alt. Und Sie haben nicht verstanden, was in diesem Gespräch passiert. Vielleicht lesen Sie den Artikel noch mal.
      Ich kann morgen meinen Blog einstellen. Bitte um „Daumen hoch“, wenn das gewünscht ist. Ich habe keine Langeweile, im Gegenteil. Aber das interessiert Sie vermutlich nicht.

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  4. evonik sagt

    Chef Willi hat geschrieben:

    Dank der Züchtung ernten wir pro Flächeneinheit deutlich mehr als noch vor 30 Jahren. Von einem Hektar mehr zu ernten schont wertvolle Ressourcen und ist somit klimafreundlich. Dabei ist es eher akademischer Natur, ob die Mutationszüchtung mittels Bestrahlung oder Chemikalien nun Gentechnik ist oder nicht. Ziel jeder Züchtung ist die Veränderung der Gene eines Lebewesens zu unserem Nutzen. CRISPR/Cas9 ist eine neue Methode, die zudem noch zielgerichteter ist als die „alte“ Züchtung.

    Das ein Punkt wo wir – meiner Meinung nach– zu wenig Akademie in der Diskussion haben. So wie wir Pflanzen züchten (Mutagenese) ist doch viel gefährlicher als die gesamte Gentechnik. Wir züchten künstliche Gene und setzen sie ganz locker in der Umwelt frei.

    Das wäre doch mal ein Faktor wo wir die Kompetenz der ganzen NGo´s und der Bio-Branche ins lächerliche ziehen könnten.

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      • Arnold Krämer sagt

        Danke für die Unterstützung. Genau da wird es beschrieben. Ist dem Herrn Werner aber vielleicht nicht bekannt gewesen.

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        • Paul Werner sagt

          Ich kenne eine andere Definition. Die dürfte ihnen als sogen. Unternehmensberater aber gar nicht gefallen.

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          • Arnold Krämer sagt

            @Paul Werner:
            Habe ich eine Definition vorgenommen? Nein! Ich habe nur einen Verweis auf das Buch des Herrn Graeber gemacht. Was Amazon dazu textet, ist mir egal.

            Ich liefere Ihnen aber gerne eine eigene Teil-Definition.:
            Bullshit jobs sind u.a. die Tätigkeiten, die sich aus vielen UNSINNIGEN, Bürokratie auslösenden EU-Regelungen zur „Rettung“ von Klima, Biodiversität etc. abgeleitet werden müssen.

            Zu Ihrer Information: Ich war kein sogen. Unternehmensberater, sondern nach Agrar-Studium in Göttingen und Referendariat in NRW in der Beratung und Weiterbildung für Landwirte in Südoldenburg und dem Emsland tätig Zwischendurch war ich auch einmal Redenschreiber für nieders. Landwirtschaftsminister. Insofern können Sie garnicht wissen, was mir nicht gefällt.

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  5. Sonja Dengler sagt

    Schöner Artikel, gut aufbereitet. Die genannten Dialoge wären doch GENAU das, was man in den sozialen Medien posten könnte – weil sich der User dann verstanden fühlt ohne sich verraten zu müssen – und er bekommt gleich die richtige Antwortführung.

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  6. Smarti sagt

    Selbst nach unzähligen Begegnungen von Mensch zu Mensch kann ich mich nicht daran erinnern, dass mich jemand direkt wegen „der Landwirtschaft“ kritisiert hat. Da hat der Veganer mit den Einstellerpferden und seinen 2 Hunden halt eine Allergie auf tierische Lebensmittel… um nur ja keine Diskussion auszulösen.
    Auswärts, nach meinem Hof oder dem Beruf gefragt, kriege ich höchstens Mitleid… weil die bösen „MassenKuhhalter“ oder „Biogasler“ den kleinen Höfen (also mir, obwohl sie mich gar nicht kennen) den garaus machen. Aber eine Diskussion darüber, dass dies so nicht richtig ist, sondern …. erspare ich mir. Nach vielen Jahren habe ich eingesehen, dass es nichts bringt. Die Leute verstehen es nicht. Die Leute wollen Satzzeichen.

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  7. Smarti sagt

    Hallo Frau Fasch, Sie sind also der Meinung, Frikadellen piet spart etwas an Satzzeichen ? Wie viele Fehler haben Sie denn in seinem Text gefunden und wie viele Fehler darf er Ihrer Meinung nach höchstens machen, um hier mitschreiben zu dürfen ? Ich möchte ja nicht, dass es Ihnen zu viel Mühe macht, den Text zu verstehen. Möchten Sie vielleicht auch, dass Frikadellen Piet besser erzogen wird, damit er nicht schnell mal seine Meinung sagt ? Nicht dass Sie noch vom Schreiben von wichtigen Dingen abgehalten werden…. weil Sie sich doch lieber um Satzzeichen kümmern müssen.
    Quatsch ! Inhaltlich und menschlich kommen Frikkis Texte super rüber. Und solange er nicht Aussenminister werden will kann mir das sowas von egal sein !
    Peinlich genug, dass ich ihn verteidigen muss/ will… Prost !

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  8. Schorsch Summerer sagt

    Der Angriff mit den 1500 Schweinen wäre das Ideal. Doch leider läuft das nicht so ab. Meist wird das Thema landwirtschaft mir gegenüber total vermieden. Manchmal geht es aber auch nicht. Dann stellt man fest dass die Leute in der romantischen Landwirtschaft der Heimatfilme und dem Bergdoktor hängengeblieben sind. Da bringst du die in der Regel auch nicht raus. Nur wenn sie mal selbst betroffen sind wie z.B. bei den lebensmittelpreisen und sie dann zu rechnen anfangen müssen. Doch dann ist das Gespräch schnell zu ende.

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  9. Es war nicht alles schlecht was früher einmal gut war sagt

    Mit dem Überzeugen ist das so eine Sache. Verstehen denn beispielsweise alle Mitarbeiter bei VW warum es Entlassungen geben soll? In so einer Situation auch noch die Landwirtschaft zu erklären dürfte schwierig sein.
    Bei uns in der Dorfkneipe kostet ein Schnitzelteller mit zwei großen Schnitzeln, jede Menge Pommes oder Rösti und einem für zwei Personen reichenden Salatteller ca 14 Euro. Das ist wahre Überzeugung und keiner fragt nach irgendwas. Die Leute kommen aus dem weiten Umfeld.
    Ein „Zigeunerschnitzel“ gibt es übrigens auch noch.

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  10. Ferkelhebamme sagt

    „Dann sind Sie also auch so ein verdammter Tierquäler!“.
    Solche direkten Angriffe gibt es face-to-face eigentlich nicht. Nur feige anonym im Netz.
    Am Stehtisch kommen eher allgemeine Stammtischparolen, oder „Boah, schlimm, was man da so sieht“ Wenn man dann nachfragt, wo sie das denn gesehen haben und wer hinter diesen Bildern steckt, setzt zumindest ein bisschen Denke ein. Fragt man dann „meinst du echt, bei uns sieht das so aus?“ Kommt, (wenn ein bisschen bekannt): “ Neee, bei euch haben sie es ja gut. Das sieht man ja im Status und bei Insta.“ “ Das ist klassisch konventionell. “ Hä, echt?“ Entweder wechselt man dann schnell das Thema, wenn man noch in Ruhe Geburtstag feiern will, oder macht den Erklärbär.
    Kommen diese Allgemeinplätze von Ökoelsen, die mit einer Horde Katzen leben oder von gelangweilten Rentnern mit Tierquäler-Tourette, nimmt man sich besser einen Schnaps und geht..

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  11. Thomas Bröcker sagt

    In der Regel finden solche Gespräche anders statt. Ich habe einen Freundeskreis im kirchlich orientierten Milieu. Die wissen natürlich alle, dass ich ein konventioneller „Pestizidspritzer“ bin. Die wissen aber auch, dass ich mich sowohl im Naturschutz aktiv engagiere und Bio´s die Möglichkeit und Unterstützung gebe Flächen gepachtet zu bekommen um sich auszuprobieren. Auch als Familienbetrieb mit Direktvermarktung bin ich andererseits auf der „Guten Seite“.
    Der Effekt ist, dass bei Treffen, Feiern, gemeinsamen politischen Aktivitäten von meinen Freunden das Thema Landwirtschaft vermieden wird und sich auf persönliche Fragen beschränkt (wie geht es dir ? Das mit den Frostschäden ist ja schlimm ! Warum hast du keinen Nachfolger ?)
    Die scheuen die argumentative Auseinandersetzung wie der Teufel das Weihwasser. So gesehen ist der Weg über Ehrlichkeit, offene Höfe und Hoffeste und auch die Direktvermarktung die Möglichkeit zu zeigen, wie es wirklich auf den Höfen aussieht.
    Das funktioniert im kleinen Kreis auch ganz gut.
    Das Problem ist nur, es ändert an der Gesamtsituation nichts. Dann sind eben „die Anderen“, die grad nicht da sind, „die Bösen“.
    Dazu kommt, dass die Macht und die Struktur des Handels dazu führen, dass auch diese Art der „Kommunikation über Selbstdarstellung“ absolut auf dem Rückmarsch ist.
    Die immer wieder herbeigeredeten Hoffnungen, dass wir „nur die Vermarktung selbst in die Hand nehmen müssen“ und es wird einen Trend der Kunden zu Regionalität und Einkauf beim Bauern geben, hat sich seit 20 Jahren nicht bestätigt. Die Direktvermarktung stagniert im Blick auf die Gesamtheit mit leicht rückläufiger Tendenz. Auch im Bio-Bereich geht die Hoffnung, die Außer Haus Verpflegung zu okkupieren, nicht auf, und das trotz der vielen Millionen an Hilfs- und Unterstützungsprogrammen in diesem Bereich.
    Der Mehrheit der Leute ist das anonyme in den Kaufhallen des LEH übrigens tatsächlich auch lieber. Weil die verbreitete emotionale Auffassung „wir essen Niemanden, den wir kennen“ sich so viel besser umsetzen lässt. Die wenigsten wollen tatsächlich „ein Tier mit Gesicht“ essen.
    Deswegen denke ich, dass es keinen Königsweg der Kommunikation gibt und man den Großen Wurf mit sofortiger Wirkung nicht erhoffen kann. Das ist einfach unrealistisch.
    Dazu kommt, dass auch Direktvermarktung konventioneller Produkte einer Marktabgrenzungsstrategie folgt … in der Wirkung also ähnlich ist wie die „Bio-Erzählungen“.
    Daher sehe ich es, bei allem Widerspruch aus der Branche, nach wie vor so, dass eigentlich nur über die Verbände und sonstigen berufsständischen Organisationen in Zusammenarbeit mit neutraler Wissenschaft das Bild der Landwirtschaft wieder normalisiert werden kann. Ein bisschen gehört aber „so gut wie möglich“ statt „so schlecht wie gerade noch zulässig“ auch dazu.

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  12. Arnold Krämer sagt

    Der Volksmund sagt: Angriff ist die beste Verteidigung.
    Also warum nicht den Beruf des Gegenübers erfragen und ggfs. problematisieren. Die Wahrscheinlichkeit, einem bullshit- jobber gegenüber zu stehen, ist unter den geschilderten Umständen sehr groß.

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  13. Peter sagt

    Na wenn das keine Steilvorlage für den aktuellen Troll ist! …der fängt bestimmt schon an zu sabbern…gibt`s halt zu Weihnachten neben dem aktuellen Tierschutzrechtslexikon noch eine abwaschbare Tastatur.😉😁🤣

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  14. Reinhard Seevers sagt

    „Im Umgang mit Kritik an der Landwirtschaft sollten wir uns angewöhnen, ehrlich zu sein.“

    Na dann….zwei Dinge, die sich nicht weg diskutieren oder proaktiv bearbeiten lassen:

    1. Einer emotionalen Argumentation kann nicht faktisch begegnet werden. Das haben wir doch bereits hundert Mal diskutiert.
    2. Die schlichte Notwendigkeit des ökonomischen Überlebens fällt dem Diskutanten als Gegenargumente immer wieder auf die Füße.

    …..man kann es drehen, wie man möchte, man kann versuchen, was man will, es dreht sich immer noch alles im Kreis.

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    • Bauer Willi sagt

      R.S. : „Es ist nicht wichtig, ein Gespräch zu gewinnen. Was wir nicht tun sollten: abwehren und verteidigen.“
      Mehr sag ich nicht…

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      • Reinhard Seevers sagt

        Da ist es wieder, das WIR. Die Komplexität der landw. Diskussionspunkte ist derart hoch, weil sie alle Lebensbereiche jeden Bürgers betrifft und zudem noch die Umwelt aller Menschen UND die Emotionen eines Teiles der Bürger. Eine irgendwie geartete Richtung oder Haltung in Schranken oder Bahnen zu lenken ist nunmal nicht möglich.
        Wenn ein Landwirt eine Bimmsch-pflichtge Stallanlage bauen möchte und dies öffentlich gemacht werden muss, dann gibt es ausschließlich Rechtfertigungs- und Abwehranforderungen. Da ist nix mit „positiv Denken“ und das Image aufbessern.
        Sogar wenn MC Cain in Peine eine Pommesfabrik bauen möchte, dann gibt es eine BI dagegen…..

        „Was ich mit diesen Beispielen sagen will: es gibt so viele positive Geschichten rund um die heutige Landwirtschaft zu erzählen. Hören wir also auf, abzuwehren und uns zu verteidigen.“

        Echt jetzt?

        Positives gibt es in der Landlust zu lesen und bei „Lecker aufm Land“ zu sehen, oder bei „Bauer sucht Frau“……

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        • Arnold Krämer sagt

          Herr Seevers, das ist mehr jetzt viel zu negativ. Es gibt in der Tat jenseits von Landlust und Bauer sucht Frau eine Menge Positives aus der Landwirtschaft zu berichten, wobei ich natürlich immer das Volkswirtschaftliche im Auge habe. Gerade die „Massentierhalter“ sind in ländlichen Räumen die Grundlage für viele sinnvolle Jobs im vor- und nachgelagerten Sektor. Sie sind auch nur in geringem Umfang Subventionsempfänger. Der Anteil der Subventionen am zu versteuernden Gewinn liegt meistens unter 10, oft auch bei 0 Prozent. Die landw. Einkommensteuerzahler finanzieren dagegen so manchen behördlichen und indirekt auch NGO-„Drehstuhlakrobaten“.

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          • Reinhard Seevers sagt

            Wir reden hier alle immer von unterschiedlichen „WIR´s“ und unterschiedlichen Begrifflichkeiten in Bezug auf Darstellung und Realität. Ich sehe doch auch die positiven Dinge im Bereich bestimmter Akteure im „Wir“. Das sind gleichzeitig aber die Gegner der anderen im „Wir“. Ich kann der Argumentation von Thomas dahingehend vollumfänglich zustimmen.

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  15. Frikadellen piet 46 sagt

    guten Morgen das hast du wieder mal sehr gut erklärt aber ich glaube der Kunde möchte das gar nicht so genau wissen der kauft lieber das billige oder günstiger Produkt auf der anderen Seite gibt’s den Schlaumeier nennen wir in Hannes der immer glaubt und kritisieren zu müssen da wir das ganze nicht groß ändern werden können wir eigentlich genauso weitermachen und müssen leider mit sowas leben wir sind nämlich weniger Produzenten und ganz viele Konsumenten bei denen sehr wenig eine schlechte Stimmung verbreiten und der Rest wahrscheinlich zufrieden ist

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      • Reinhard Seevers sagt

        Thomas Lehrs „September“ hat beste Kritiken erhalten, u.a. weil er seinen Roman gänzlich ohne Satzzeichen geschrieben hatte….insofern, Freiheit der Kunst! 😎

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        • evonik sagt

          Nach der neuen Gesetzgebung kann man doch den Namen und das Geschlecht öfters wechseln. Vielleicht hat das Hrn. G. Sch. aus N. motiviert und so ist aus maximilian die Andrea Fasch geworden.

          Ansonsten sollten wir unser Image auch mit musikalischer Unterstützung verbessern:

          https://www.youtube.com/watch?v=av659aawOsE

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