Monate: April 2018

Ein Gesellschaftsvertrag mit der Landwirtschaft

“Gesellschaftsvertrag”. Eigentlich ein alter Begriff, der in letzter Zeit aber auch im Zusammenhang mit Landwirtschaft und Gesellschaft benutzt wird. Was ist  das Ziel eines solchen Vertrages? Wenn man sich die Texte dazu ansieht, dann soll es darum gehen, zwischen den Wünschen der Gesellschaft und der praktischen Landwirtschaft einen Konsens herzustellen. So nach dem Motto: Wir reden solange miteinander, bis wir uns einig sind, wie und unter welchen Voraussetzungen unsere Lebensmittel erzeugt werden. Beispiele für solche Ansätze findet ihr am Ende des Artikels reichlich. Nun finde ich Dialog ja gut und so ein Gesellschaftsvertrag wäre eine gute Sache für beide Seiten, damit die Kritik aneinander weniger wird. Doch ich habe da ein paar Fragen: Die Gesellschaft, wer ist das? Wer sitzt am Tisch, wenn dieser Vertrag ausgehandelt wird? Wer vertritt die diversen Gruppierungen, wer nimmt für sich in Anspruch, “die Gesellschaft” zu vertreten? Sind das politische Parteien, sind es die Kirchen, sind es NGO´s, ist es die Wissenschaft?  Nun könnte man ja sagen, dass alle oben genannten Gruppen zu einem solchen Dialog eingeladen werden. Aber wo …

Die Kontrolle des Kontrolleur’s

Hier ist der Alois. Vor wenigen Tagen hatte ich meine jährliche “Bio-Betriebsprüfung”. Eigentlich nichts Aufregendes, eher jährliche Routine. Dachte ich… Doch dann wurde es spannend. Mein Kontrolleur informierte mich gleich bei der Begrüßung, dass er noch hohen Besuch erwartete: Und zwar eine Prüferin von der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft aus München, welche seine Betriebskontrolle live überprüft! “Macht mir doch nichts aus”, dachte ich zuerst. Doch als die Prüferin dann ankam, war mein Prüfer doch deutlich angespannter. Die Folgen waren logisch. Der Prüfer nahm es recht genau. Nachdem der Basis-Papierkram (Betriebsdaten-Check) durch war, ging es raus zum Betriebs- und Feldrundgang. Noch nie wurden alle drei Feldstücke am Hof abgelaufen. Aber diesmal schon. Und der Prüfer stellte ständig Fragen und machte sich Notizen. Bei einem Feldstück steht ganz Nahe an der Grundstücksgrenze ein Stadel. Prompt kam die Frage, ob dieser Stadel mir gehört? Als ich verneinte schaute er auf dem Luftbild nach, ob dieser nicht doch auf meinem Grund steht. Dann der nächste Schuppen und wieder diesselbe Prozedur. Als wir schließlich wieder den Hof erreichten, hatte seine …

Frühjahr im Rheintal

Fahre gerade durchs Rheintal nach Hause. Hier bei Mannheim ist die Natur sehr weit. Raps hat die ersten Blütenknospen, diverse Bäume und Sträucher treiben die ersten Blätter. Sommergetreide dürfte hier in der Erde sein. Freue mich jetzt auf zuhause. Nach diesem Wochenende dürfte es im Feld so richtig losgehen. Auch wenn die Sonne scheint und es warm ist, so braucht es noch ein paar Tage, bis der Boden bearbeitet werden kann.

Close the GAP?

Ein, zugegebenermaßem, nicht ganz einfach zu lesender Beitrag. Er beschäftigt sich mit der Gemeinsamen Agrarpolitik und den damit verbundenen Subventionszahlungen. Er geht aber auch auf die Frage ein, wie sich ein Landwirt damit “fühlt”. Und wie so oft, enthalte ich mich einer eigenen Meinung (die ich natürlich habe) Aber dann gäbe es ja nichts zu diskutieren…Hier der Link: https://skeptischeoekonomie.wordpress.com/2017/10/08/close-the-gap/#more-4870

Wilde Krankheiten…

Hier ist der Alois. In meiner Nachbarschaft, im österreichischen Vorarlberg, ist aktuell bei einem Bauernkind die Tuberkulose (TBC) festgestellt worden. Österreich: TBC bei Bauernhofkind bestätigt – alle Rinder getötet Als Bauer und Jäger im angrenzenden Oberallgäu kenne ich die Hintergründe dieser Tragödie, deren Ursachen einige Jahre oder sogar Jahrzehnte zurück liegen. Das Unheil nahm seinen Lauf darin, dass der Lebensraum des Rotwildes im Winter immer mehr eingeschränkt wurde, vor allem durch touristische Nutzung mit Skigebieten. Das Wild zog sich dann in unzugängliche Schutzwälder zurück und dort wollte man es absolut nicht haben. Also versuchte man das Wildproblem in vielen Gebirgstälern mit sogenannten Wintergattern zu lösen. Das eingesperrte Rotwild machte so in den Wäldern keinen Schaden mehr und konnte sogar noch “fett” gefüttert werden. Doch durch die hohe Wilddichte in diesen Gattern stieg der Infektionsdruck mit Parasiten. Und auch der Tuberkulose-Erreger breitete sich aus. Doch das bemerkte merkte man zunächst nicht, weil so ein Hirsch in seinem Leben eigentlich nie zum Tierarzt geht. Wie aus heiterem Himmel wurde dann im Jahre 2009 bei einem geschlachteten Rind im …

Mit Bio die Welt ernähren

Dieser Frage geht eine Studie der Forschungsinstitutes für biologischen Landbau (FibL) nach, die aktuell veröffentlicht wurde. https://www.nature.com/articles/s41467-017-01410-w.pdf Die Studie ist wirklich lesenswert, weil sie anhand der Datenbasis für Bevölkerungswachstum, Einkommen und Ernährungsgewohnheiten und vieler anderer Faktoren, die die FAO erarbeitet hat, verschiedene Szenarien durchspielt, die in der Tabelle 2 (Cropland area change) dargestellt werden.  Aus Gründen des Urheberrechtes müssen wir hier im Blog auf die Darstellung verzichten, deshalb hier nur einige Auszüge. Wem die Kurzfassung an dieser Stelle nicht genügt, bitte das Original lesen. Die Studie beinhaltet folgende Variablen: den Anteil des Ökolandbau im Ackerbau (0 bis 100%), die Verringerung von Lebensmittelabfällen, (0 bis 50%) die Verringerung des Anbau von Futterpflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen (indirekt Tierhaltung) (0  bis 100%) und den Einfluss des Klimawandels (null, mittel, hoch) In der Abbildung 2 wird die Veränderung der 2050 notwendigen Ackerfläche unter den verschiedenen Annahmen berechnet. Im mittleren Block wird der Einfluss des Klimawandels als mittel angenommen. Wird die Abfallvermeidung mit Null angenommen, so steigt der Flächenbedarf um 20%, wenn der Anteil des Ökolandbau auch auf 20% steigt. Würde er 100% …

Terra Preta (Buchbesprechung)

Ich habe das Buch „Terra Preta“, erschienen im Oekom-Verlag (19,99 €), geschenkt bekommen, weil jemand meinte, das könnte mich als Bauer interessieren. Weil ja das Wort “terra” drin vorkommt und das heißt “Erde”. Hat es auch, denn warum sollte man sich nicht mit Methoden beschäftigen, die wir in der Schule nicht gelehrt bekommen haben? Umso enttäuschter, ja verärgerter war ich, als ich die ersten Kapitel unter der Überschrift „Grundlagen“ gelesen habe. Los geht es mit den „Irrtümer der fossilen Landwirtschaft“. Mal ein paar Auszüge: Mit der industriellen Landwirtschaft, die per Chemie und Großtechnik einen Krieg gegen die Natur führt, wird die Erde zu Dreck.. Die konventionelle industrielle Landwirtschaft …verwüstet auf Dauer den Boden… Die Agrokonzerne mit ihren schweren Maschinen und chemischen Keulen sind es, die der Erde die Haut abziehen…und hat die Hungerkrise (mit)verursacht Die meisten essen indirekt Gensoja – und zwar in Form von Fleisch. Skrupellose oder ahnungslose Menschen versprühen Glyphosat in der Landwirtschaft, in Kleingärten und sogar vor Schulen und Kitas. Und das ist nur ein Ausschnitt aus den ersten rund 40 Seiten. …

Carina – Aus dem Stall nach Berlin

Ich kenne Carina von einem Vortrag im Hunsrück aus dem letzten Frühjahr.  Sie ist für die FDP im September zum ersten Mal in den Bundestag gekommen. Ich habe sie mal gefragt wie das da so ist: als Mensch aus der Provinz, als Landwirtin, aber auch als Politikerin in der Opposition. (Bildquelle: Friedericke Krick) https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/K/-/521218 Wie ist das als Newcomerin in Berlin – aus der Provinz in die hippe Bundeshauptstadt? Provinz (lacht). Also Bickenbach hat immerhin einen Kirchturm, und ich freue mich immer wie ein kleines Kind, wenn ich den wieder sehe. Das war übrigens schon immer so. Egal ob nach Klassenfahrten, während des Studiums oder nach einem Auslandaufenthalt. Ich bin gerne Zuhause. Dort ist meine Familie und unser Hof. Seit der Bundestagswahl im September hat sich mein ganzes Leben verändert. Bin ich früher morgens als erstes in den Stall gegangen, muss ich nun beizeiten los um den Zug nach Berlin zu erwischen oder den ersten Termin nicht zu verpassen. In Berlin ist jetzt mein Arbeitsplatz. Während der ca. 23 Sitzungswochen im Jahr findet man mich …

Gespräch mit einer freien Journalistin

Vor ein paar Tagen war Iris mal wieder zum Kaffee bei mir auf dem Hof. Wir kennen uns schon länger. Zur Person: sie ist freie Journalistin und arbeitet vor allem für den WDR, oft zu Themen rund um Ernährung. Sie hatte in letzter Zeit mitgelesen und war erschrocken über den Diskussionsstil, der sich rund um die ZDF-Sendung zu den Weizenexporten nach Afrika entspannt hatte. Darüber, wie diskutiert wird, haben wir zwei geredet, denn wir Landwirte sind mit dieser Art der Berichterstattung unglücklich. Deshalb aber die Keule des Begriffes der “Lügenpresse” herauszuholen,  war  überzogen.  Nun sucht man sich seine Kommentatoren nicht aus. Ich habe Iris erläutert, dass solche Begriffe oft das Ergebnis einer Eskalationsspirale sind. Wenn Fernsehsendungen schon mit “der Wahnsinn mit” (dem Weizen), “der Irrsinn mit”, (der Gülle) oder diversen “Lügen” betitelt werden, so fördert dies nun nicht gerade die Diskussionskultur und es entwickelt sich ein “Auge um Auge – Zahn um Zahn”. Diese verbale Eskalation, die Entgrenzung der Sprache, hilft keinem weiter sondern dient schließlich nur noch der gegenseitigen Provokation. Iris machte darauf aufmerksam, dass in …

Revolutionärer Züchtungserfolg

Niederländischen Forschern rund um Prof. Jan van Aardappel an der Uni Wageningen ist es gelungen, eine Kartoffel zu entwickeln, die eine subepidermale Trennschicht besitzt, die dazu führt, dass sich während des Kochvorganges die Kartoffelschalen vom Fruchtfleisch ablösen. Zurück bleiben im Kochwasser nur millimetergroße Stücke, die sich leicht mit dem Kochwasser abschütten lassen. Dies lässt sich wiederum für die Haarpflege einsetzen. https://bessergesundleben.de/kartoffelschalen-fuer-gesunde-haare/ Die Vorteile der Züchtung liegen auf der Hand: das aufwändige Schälen der Kartoffeln vor dem Kochen entfällt und wertvolle Inhaltsstoffe bleiben erhalten. Die englische Bekanntmachung wurde am 1. April in der wissenschaftlichen Zeitschrift Unnatural Science veröffentlicht.