Bauer Willi
Kommentare 76

Nur eine Einzelmeinung? – Gedanken einer Tierärztin…

Über Umwege erreichten uns diese Gedanken einer Tierärztin. die seit über 25 Jahren ihren Beruf ausübt. Wir haben es uns nicht leicht gemacht, ihn zu veröffentlichen und ihn deshalb vorher auch von anderen Fachleuten gegenlesen lassen. Da wir Dialog wollen, wollen wir auch kritische Stimmen zu Wort kommen lassen und Leser sollten nicht gleich  – wie es eine Bekannte ausdrückte – “Empörungs-Schnappatmung” bekommen. Der Artikel enthält viele Fachausdrücke und ist nicht für jeden verständlich. Landwirte, Berater und Tierärzte werden aber hoffentlich verstehen, worum es der Tierärztin geht. Sie ist jedenfalls mit der derzeitigen Situation unglücklich. Oder liegt das nur an ihr? Ist es nur eine Einzelmeinung?

Ich bin schon seit längerem der Meinung, dass wir in der Tierzucht viel zu weit gegangen sind, ohne irgendjemand einen Gefallen getan zu haben. Die Tiere bringen völlig überzogene Leistungen, denen wir nicht gerecht werden können. Ein Professor hat anlässlich eines Kongresses in Leipzig versucht, Stoffwechselleistungen zu vergleichen. Kühe, die rund 14.000 Liter Milch geben, bringen über die gesamte Laktation die gleiche Leistung wie ein Tour de France – Radfahrer. Das würden selbst diese Radfahrer nicht durchhalten. Und Sie wissen, wie die gepäppelt werden: Physiotherapeut, Ernährungsexperten etc. Unsere arme Milchkuh kann sich schon glücklich schätzen, wenn sie eine eigene Liegebox hat. Extrawürste gibt es schon gar nicht… Und jetzt meinen die “Experten” auch noch, man müsste die armen Viecher in Kaltställe packen. Die Wärmeableitung über das Euter ist im Gegensatz zur Mutterkuh gigantisch. Und das, obwohl die armen Tiere kaum genug fressen können, um die Milchleistung zu erbringen. Ich halte Kaltställe (ich meine solche ohne verschließbare Wände und mit offenen Dächern) für tierschutzrelevante Tierquälerei. Doch mich fragt keiner.

Einen großen Einfluss auf diese unguten Entwicklungen haben landwirtschaftliche Berater und Tierärzte. Berater beschränken sich in der Regel auf einfache Milchmädchenrechnungen (ich meine alle Berater, auch die tierärztlichen Bestandsbetreuer), bei denen immer alles gut geht. Beispiel Fütterung: ja, wenn die Leistung hoch ist, braucht das jeweilige Tier “einfach” ein hochwertiges, schmackhaftes und artgerechtes Futter. Doch viele Landwirte sind aus den unterschiedlichsten Gründen überhaupt nicht in der Lage, dieses Futter bereit zu stellen. Der Berater geht zudem davon aus, dass der Landwirt 365 Tage im Jahr gut gelaunt und voll Aufmerksamkeit für seine Tiere durch die Ställe marschiert. Dass er immer und überall ein “Auge” für seine Tiere hat. Und dass nie irgendwas außerplanmäßig kaputt geht oder Tiere einfach krank werden. Diese Vorstellungen sind so naiv, dass es schon fahrlässig ist.

Die landwirtschaftlichen Berater machen außerdem häufig den Fehler (soweit ich das in den letzten 25 Jahren beobachtet habe) dass sie mit einer vorgefertigten Meinung auf den Hof kommen. Ein Bauer will bauen? – ganz einfach: mindestens für 120 Kühe, am besten aber größer. Ich habe noch keinen Berater erlebt, der den Landwirt, den er vor sich hat, mal genau angesehen und sich die Frage gestellt hat, ob sein Konzept überhaupt das Richtige für die Person ist, die ihm gegenüber sitzt. Ob er das von der Persönlichkeit und seinem Umfeld überhaupt leisten kann?

Ausbaden müssen es dann die Tiere. Das war vor 50 Jahren noch nicht so schlimm, da waren sie noch nicht so gestresst. Leider sieht man den Tieren den Stress nicht an. Er äußert sich aber in Krankheitsanfälligkeit und psychischer Labilität. Den Landwirten ist mit der Beratung „zu immer mehr, immer größer“ letztendlich auch nicht geholfen. Die arbeiten ja schon fast Tag und Nacht um letztendlich Jahr für Jahr weniger zu verdienen.

Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen: eine durchschnittliche Fleckvieh-Kuh, die 8.000 Liter Milch gibt – und das zum größten Teil aus Grundfutter – ist deutlich gesünder und für den Landwirt wirtschaftlicher als eine 12.000 Liter Schwarzbunte. Dabei rede ich meinen Bauern immer gut zu, in der Genetik auf Langlebigkeit und gutes Fundament zu achten und nicht nur auf Leistung. Ist ja eigentlich schlecht für mich als Tierärztin, aber es ist gut für die Tiere!

Bei den Schweinebetrieben (davon habe ich nicht viele) ist es ähnlich problematisch. Es wird befürchtet, dass der Preis im Januar auf 1,10 pro Kilo abrutscht. Besonders bitter ist es für die Mäster, die (bedingt durch die Versäumnisse der Züchter) Probleme beim Salmonellen-Monitoring haben und nochmal drei Cent weniger bekommen. In Zukunft müssen sich die Mäster außerdem auf zunehmende Probleme mit Schwanzbeißern einstellen und die Immunokastration mit Improvac (zwei Injektionen in der Endmast) wird auch kein Spaß. Wer da noch gerne arbeitet, muss Masochist sein.

Der Berater eines Bekannten hat anlässlich des aktuellen Preisverfalls tatsächlich eingesehen, dass sie jahrelang völlig falsch beraten haben. Gleiches ist den Tierärzten der Uni Hannover aufgefallen, als sie ihre “Botulismus-Studie” gemacht haben. Der angebliche chronische Botulismus ist eigentlich ein Überforderungsindikator des Bauern. Deswegen tritt Botulismus bis jetzt vorwiegend im Norden auf.

Es gibt viele Themen und so richtig positiv sieht es zurzeit nicht aus. Das Ziel kann aber nicht sein (weder auf dem einzelnen Betrieb, noch national gesehen) die Menge der “produzierten” Tiere oder die Tierleistung zu steigern. Rückschritte bei der Leistung dürften die Haltung wieder einfacher (und billiger) machen und eventuell den Preisverfall etwas bremsen. Dass nicht nur die Landwirte die Probleme haben, zeigt sich gerade beim Öl: solange die Fördermenge nicht gedrosselt wird, bleibt es billig. Schön für die Autofahrer und schlecht für Venezuela, das kurz vor der Staatspleite steht…

Aus nachvollziehbaren Gründen möchte die Tierärztin ihren Namen nicht nennen. Wir bitten um Verständnis.

Wir bitten auch um Verständnis, dass wir im Sinne unserer Spielregeln nur Kommentare zur Sache  zulassen und persönliche Angriffe und Beleidigungen löschen.  Also bitte fair miteinander umgehen.

Bauer Willi

(Aufrufe 4.027 gesamt, 1 heute)

76 Kommentare

  1. Mich begeistert, wie die landwirtschaftlichen Berater Probleme der Tieren und Bauer lösen. Mein Nachbar hat Kühe aufm Hof und auf einmal waren alle krant. Der Tierarzt hat die Euter und Darm geprüft. Er hat sofort erkannt, dass das Problem an Futter liegt, wonach waren alle wieder gesund. Danke für die Erfahrung!

  2. Der Beitrag zum Thema Tierarztpraxis ist sehr hilfreich. Ich wollte besser informiert sein, denn ich weiß sehr wenig darüber. Nachdem ich diesen Artikel gelesen habe, weiß ich genug über dieses Thema.

  3. Danke für diesen guten Artikel über die Belastung von Milchkühen. Ich denke auch das wir etwas Eskaliert sind in der Rinderhaltung und wir das unbedingt runterschrauben müssen. Dass man das mit einer Tour de France vergleichen kann finde ich erschreckend und wir sind die einzigen die daran etwas ändern können.

  4. fleckviehzüchter sagt

    Lieber Bauer Willi,

    ich habe mir nicht die Mühe gemacht die Kommentare zu lesen, aber den Artikel habe ich sehr aufmerksam gelesen und ich muss der Tierärztin recht geben. Allerdings muss ich auch den Bauern die Schuld dafür geben, den es geht auch anders als nur auf den Berater zu hören. Wir hatten das Glück das beide Ehepartner nicht nur landwirtschaftlich sondern auch außerlandwirtschaftliche eine abgeschlossene Berufsausbildung hatten bevor wir den Hof übernahmen, vielleicht haben wir uns deshalb getraut auch Beratern zu widersprechen oder kritisch zu hinterfragen was diese uns vorgeschlagen haben. Die Verantwortung übernimmt nämlich hinterher auch nicht der Berater sondern der Bauer. Aber wenn man erstmal in der Arbeitsfall sitzt, glaubt man zugern an alles was da Verbesserung verspricht, leider.

  5. Frank Menn sagt

    Hier auf alles einzugehen und zu erwidern, ist schlicht nicht möglich. Wenn man sich allerdings über Jahre in den Stoffwechsel unserer landwirtschaftlichen Nutztiere vergräbt so wie ich um herauszufinden, was denn da abläuft, evtl. falsch läuft, kommt man früher oder später zu der Erkenntnis, dass die Frage, die mir unlängst eine Professorin für Veterinärmedizin stellte, berechtigt ist: “Haben wir durch die Zucht auf Leistung die Fähigkeit der Tiere auf zelluläre Ebene zu adaptieren, zu reagieren, ausgebremst?” Definitiv ist das so! Der Stoffwechsel der Tiere läuft in der Zelle bereits aus dem Ruder bevor Sie, Herr Rieckmann, es merken. Da nützt Ihnen die Automatisierung auch nichts. Ich stimme zu, dass Ihre Kommentare sachlich sind. Sachlich heißt aber nicht automatisch richtig: Man kann sehr wohl eine Kuh von 12.000 l auf 8.000 l runterfahren. Wissenschaftlich und praktisch hinreichend belegt. Meist geht es den Kühen (und dem Betrieb) dann sogar besser. Bzgl. Ihrer Methankalkulation trifft das zu, was Frau Busse hier und in ihrem Buch anmahnt: Den Fokus ganz aufziehen, das gesamte System kalkulieren. Wissenschaftliche Modellrechnungen zeigen, dass das System zwischen 8 und 10.000 l zugunsten der Zweinutzungs-Fleckviehkuh kippt. Dies liegt daran, dass bei zu unterstellender konstanter Fleischnachfrage und konstanter Milchnachfrage das fehlende Fleisch, dass aufgrund der geringeren Kuhzahl und der geringeren Fleischleistung der HF über Fleischrassen erzeugt werden muss, die Methanemission der Fleischrassen beim Systemvergleich Milchspezialrasse / Zweinutzungsrasse der Milchspezialrasse, also HF, anzulasten ist. Es gibt noch weit mehr Fakten, die die Gedanken der Tierärztin in vielen Punkten untermauern, wenn auch nicht in allen. Die ganze Problematik ist sehr komplex. Der Vorwurf von Herrn Haußer, mangelnde Weiterbildung, verfängt nicht. Wir können uns darüber gerne am 18.3. in Göttingen näher unterhalten.

    • Gast sagt

      Danke, ganz meine Ansicht, die allerdings weitreichender geht und an deren Ende Weidepflicht und stark reduzierter Kraftfuttereinsatz für langlebige Zweinutzungsrassen steht. Ob das FV oder auch BV ist, mag sekundär sein, ich sehe auch bei A2 Kaseinen Diskussions- und Zuchtbedarf. Bi HF wäre es bei heutigen Preisen vermutlich wirtschaftlicher 2 Jahre durchzumelken.

  6. Dr. Ulrich Frank sagt

    Ich bin seit 46 Jahren Tierarzt,noch tätig in großen Kuhbeständen, und es war und ist immer eines meiner beruflichen Anliegen den Spagat zwischen Ökonomie und Tierwohl zu meistern, das Rind als Mitgeschöpf zu achten.Und vor allem dies auch allen anderen zu vermitteln. Ein( großes Problem ist m.A. : die unselige Rolle der Verarbeiter und des Handels ,Niedrigpreise und Schnäppchen ! Mit der Folge: ökonomische Lähmung der Rinderhalter und vor allem die geringe Wertschätzung der landwirtschaftlichen Produkte ( Wegwerfgesellschaf !) durch die Verbraucher.

  7. Wenn Hochleistung in der Milchproduktion dazu führt, dass beinahe jede Kuh mit Antibiotika trockengestellt wird, halte ich das für eine zweifelhafte Entwicklung.

    Natürlich gibt es Milchproduzenten, die sehr hochleistende Kühe sehr lange im Stall halten, und natürlich sind das große Meister ihres Faches. Aber es gibt auch zehnjährige Mädchen, die einen Salto rückwärts auf dem Schwebebalken können.
    Aber kann das der Massstab für eine Schulklasse sein? Selbst wenn sie nur aus sportlichen Schülern besteht?

    Und wozu dieser Wettkampf um Höchstleistung? Müsste hohe Leistung in der Landwirtschaft nicht eher systemisch bemessen werden? Also als Summe von allen In- und Outputs und ihren Kosten, inklusive Ökosystemleistungen und externen Kosten? Nicht nur mit einer einzigen Größe: Menge Milch pro Jahr und Kuh?

    Und warum lästern einige immer gegen Emotionalität? Ich kenne keinen Milchbauern, der nicht große Gefühle für seinen Beruf, seine Tiere und seinen Betrieb hätte. Und seinen Schlepper! Genauso dürfen auch die Tierärzte Gefühle haben. Und die Konsumenten sowieso: Die teuren Sachen machen gute Gefühle, deshalb zahlen die Leute mehr. Was glaubt ihr denn, warum ich 1,59 € für meine Milch zahle?

    • bauerhans sagt

      “Und warum lästern einige immer gegen Emotionalität?……. Und die Konsumenten sowieso…….”

      ja,grosse gefühle zeigen,bauern erklären,was sie falsch machen,veränderungen fordern,aber nix bezahlen wollen…….

    • Andreas sagt

      Hallo Frau Busse, der Vergleich mit dem Sport ist sehr zutreffend. Es gibt Züchtervereine und Preise für Milchhochleistungen. Man darf aber nicht vergessen, dass eine Milchkuh die ein Leistungspotential von 12000l/Jahr hat, nicht einfach auf 8000l füttern kann. Das Tier würde verenden.
      Der Hebel ist also bei Zuchtorganisationen anzusetzen. Die Milchleistung lässt sich auch nicht politisch steuern.
      Bei Zuchtsauen wie bei Kühen gibt es auch das Gesetz des abnehmenden Ertragszuwachses. D.h., die Steigerung von 10000l auf 11000l/Jahr, bringt dem Landwirt nicht unbedingt mehr Gewinn, weil die Kosten überproportional mit steigen.

      Frau Busse, wir haben ein Problem. Durch das Internet haben wir plötzlich Meinungsmacher in der Landwirtschaft wo vermutet wird, dass diese von der Ernährungsindustrie gesteuert werden. Die Akteure selbst merken das nicht mal. Im Ergebnis kommt dann so etwas wie die “Wir machen euch satt” Demonstration heraus. Es ist dramatisch wie sich die Landwirtschaft entwickelt.
      Aber offenkundig ist die breite Masse der Bauern nicht bereit für ihre Zukunft zu kämpfen und man sieht eine große Resignation. Deshalb sollten sich Medien dreimal überlegen wie man sich zur Landwirtschaft äußert und nicht pauschalisiert.

      • bauerhans sagt

        “Im Ergebnis kommt dann so etwas wie die „Wir machen euch satt“ Demonstration heraus……Aber offenkundig ist die breite Masse der Bauern nicht bereit für ihre Zukunft zu kämpfen….”

        wmes ist eine gegenbewegung zu whes(wir haben es satt)
        du weisst aber doch,dass bauern arbeitsmäßig so “voll gestopft” sind,dass sie nicht einfach alles liegen lassen können,um zu kämpfen.

    • crux.chaos sagt

      Oh je. Wenn alles so einfach wäre… Es gibt Bauern, die freuen sich über hohe Milchleistungen. Und manche Verbraucher freuen sich offensichtlich, wenn sie sich Milch für 1,59 € leisten können. Jedem nach seinem Gusto. Man sollte nur vorsichtig sein, dem anderen seine eigene Philosophie aufdrücken zu wollen. Auch andere haben das Recht, sich zu verwirklichen – solange es nicht auf dem Rücken anderer geschieht.

  8. Marko sagt

    Höher, schneller, weiter?
    Wozu,
    wenn der Lohn fürs graben letztendlich nur eine größere Schaufel ist…?

  9. Schweinebauer Piet sagt

    Man habe ich hier einen Blödsinn gelesen! Ich bin auch Berater und schaue mir immer erst die Zahlen an, dann rede ich mit der Familie und dann wird überlegt, was für den Betrieb sinnvoll ist!

  10. Palla sagt

    Ich habe so meine Schwierigkeiten mit diesem sehr populistischen Beitrag. Erst am Montag hatte Thies in seinem Artikel doch aufgefordert nicht nur zu jammern und nur Probleme zu sehen.

    Wenn grundsätzlich so hohe Leistungen nur Tierquälerei sind, warum gibt es dann so viele über 10 Jahre alte Kühe mit an die 100.000l Lebensleistung?
    Warum stehen bei den Züchtern mit den besten Leistungen auch im Verhältnis so viele ältere Kühe im Stall?
    Ich kenne keinen bestandsbetreuenden Tierarzt, der sich mit Zucht beschäftigt. Wenn, dann besamt er halt das, was ihm der Bauer gibt. Arbeitet der Tierarzt bei der Besamungsorganisation stellt sich allerdings schon die Frage, warum die nach wie vor so sehr auf die Indexzucht und neuerdings auf die genomischen Bullen mit Vererbungssicherheiten von um die 50 % setzen.

    Aber auch da tut sich bei den engagierten (konventionellen!) Milchviehhaltern längst was. Ob nun die Arbeitsgemeinschaft für Rinderzucht auf Lebensleistung oder die Weeks aAa- Anpaarung, bei der viel Wert auf Exterieurmerkmale für Langlebigkeit gelegt wird oder die neueste Ausgabe des HF-Züchtermagazins Holstein International- die Zuchtausrichtung verändert sich längst. Das ist vielleicht an der Basis noch nicht verbreitet genug, aber die Themen sind aktuell. Und am Ende hängt doch sehr viel vom Herdenmanagement, bzw. dem Engagement von jedem einzelnen Milchviehhalter ab! Und das sind halt Menschen!

    Tolle Idee, übrigens! Lasst uns die Milchviehställe auch so abschotten wie die Schweine – und Geflügelställe, dann kriegen auch die Milchviehhalter endlich zu hören, sie hätten was zu verbergen! *Sarkasmus aus*

    • Bauer Willi sagt

      Hallo Palla
      Die Seite ist untertitelt: Wir wollen Dialog. In diesem Sinne Danke für Deinen Beitrag. Hier berichtet eine Tierärztin von ihren Erfahrungen. Und die sind halt anders.
      Bauer Willi

    • Mirjam Lechner sagt

      Palla, fahr einfach mal an einen Schlachthof und schau dir diese tollen “Hochleistungskühe” dann mal dort an. Ich war ein halbes Jahr im Schlachthof/Schlachtband.

      • Palla sagt

        Ich weiß nicht, was so im Schlachthof ankommt, aber Tatsache ist, dass HF-Kühe ja nicht zur Mast gezüchtet und gehalten werden. Es kommen bei dieser Rasse also vor allem die Tiere auf den Schlachthof, die auf den Höfen nicht “funktionieren”. Andere Rassen (z.B. Fleckvieh, Fleischrassen) werden ja gezielt für den Schlachthof gemästet. Folglich sollte von vornherein deren Zustand besser sein, hoffe ich!

        Unabhängig davon sollte natürlich kein wirklich krankes Tier zu Lebensmittel verarbeitet werden. Aber hat man für diese Kontrolle nicht die Tierärzte auf dem Schlachthof?!

  11. crux.chaos sagt

    Guter Beitrag. Trotzdem werden die Milchleistungen weiter steigen. Das würde selbst dann passieren, wenn man in der Zucht endlich die Tiergesundheit stärker gewichtet. Denn ein ganz wichtiger Punkt dieses Beitrages ist, dass der Faktor Mensch in der bisherigen Diskussion völlig ignoriert wird. Zum einen will niemand zugeben, dass er/sie kein perfekter Landwirt ist und das erst recht nicht 365 Tage im Jahr. Zum anderen fehlt vielen die Einsicht, sich bei Problemen helfen zu lassen. Und das, obwohl man dadurch besser dran wäre. Denn besseres Wissen mindert Fehler und Kosten und führt am Ende zu höheren Leistungen.

    Ein Punkt der Autorin wird sich aber kaum bewahrheiten: Geringere Milchleistungen führen nicht zu nennenswert höheren Preisen. Wir leben in einer offenen Welt.

  12. Bernd K sagt

    Zucht muss sich an ökologischen und ökonomischen Rahmenbedingungen ausrichten. Wurden viele Tierzüchter und deren Berater in den letzten 40 Jahren durch die hohe Anpassungsfähigkeit der Holsteins an verschiedene klimatische Verhältnisse unvorsichtig und haben zu einseitig auf diese Rasse gesetzt (eine Fleckviehkuh mit 8000 Liter wird auch einen gehörigen Anteil Holstein -Gene besitzen) ? Bayern ist ökologisch nicht Ostfriesland und man könnte sich vorstellen, dass angepasste Rassen einen gesundheitlichen Vorteil gegenüber importierten Rassen haben. Aber mich würde interessieren, welche Zuchtphilosophie (in Betrieben vergleichbarer Grösse, Lage ,Vermarktung etc..) die monetär erfolgreichste ist. Gibt es da irgendwelche Erkenntnisse?

  13. Gast sagt

    da schreiben die Kuhbauern hier nett “recht hat sie” und danach bestellen sie für die brünstige Jungkuh im Stall wieder Samen von einem Bullen mit viel Plus an Milch, das sie auf ihrem Betrieb längst nicht mehr ausfüttern können.

    Wenn aus Erkenntnis kein Handeln erfolgt, ist die Erkenntnis wertlos.

    PS: ich brauche wohl nicht zu schreiben, dass ich der Tierärztin 100% zustimme, sie eher noch untertreibt. Es ist gut daß die Stimmen der Tierärzte immer lauter werden, die den Wahnsinn der modernen Tierhaltung nicht mehr mitmachen wollen. Letztlich verlieren sie mit jedem Bauern der aufgibt auch einen Kunden, wenn auch vorerst die Großbetriebe mit 300 meist kranken Kühen aufwärts gute Geschäfte versprechen.

    Es ist aber kein Geheimnis, daß Behandlungen oft so unwirtschaftlich werden, daß man sie sich spart. Die Folgen gehen durch die Presse: tragende Rinder werden geschlachtet, die Kälbersterblichkeit steigt, Systemkollapse wie bei Botulismus nehmen zu.

    • Sandra Harms sagt

      @ Gast, ja ich geb dir recht ! ich würde mir noch ein wort von dir zu meinem kommentar wünschen.

    • bauerhans sagt

      “…wenn auch vorerst die Großbetriebe mit 300 meist kranken Kühen aufwärts gute Geschäfte versprechen….”

      warum immer diese überheblichkeit….?

      • Sandra Harms sagt

        Bauerhans, nu lass ihn doch, er ist eben so. das wissen wir doch alle. lasst uns lieber was sinnvolle tun, als uns an solchen kleinigkeiten zu reiben. lasst uns nach lösungen suchen !

      • Gast sagt

        bauerhans hör doch auf mit diesen Kindereien mir Überheblichkeit zu unterstellen.

        Du kannst davon ausgehen, daß für nahezu alle meine Aussagen es wissenschaftliche Belege gibt, wieso sollte also das Zitieren aus Veröffentlichen und Studien “überheblich” sein?

        Einzig vorzuwerfen habe ich mir, die Zahl 300 willkürlich gewählt zu haben und “meist kranken” sollte korrekter heissen “häufiger kranken”. Wobei man anhand der Abgangsursachen und Häufigkeit durchaus berechtigt behaupten kann , daß mehr als 50 % der Kühe in heutigen Ställen krank sind. > 50% = “meist”.

        Zitat: “Einige Pilotprojekte zu Krankheitsbehandlungen bei Milchkühen wurden jüngst in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Thüringen und Brandenburg durchgeführt. Sie zeigen, dass die meisten Behandlungen bei denjenigen Krankheitskomplexen stattfinden, die auch zu den wichtigsten Abgangsursachen führen (siehe oben). So wurden z. B. laut VIT 2012 in 50 niedersächsischen und 20 Thüringer Betrieben bei ca. 40 bzw. 75 Prozent der erfassten Milchperioden Klauenerkrankungen in der Herde diagnostiziert, bei 35 bzw. 60 Prozent Euterentzündungen, bei 18 bzw. 53 Prozent Fruchtbarkeitsstörungen (Eierstockzysten, Nachgeburtsverhaltung) und bei zehn Prozent Stoffwechselstörungen (Ketose, Milchfieber, Labmagenverlagerung). Die jeweils höheren Werte beziehen sich auf Thüringen, wo Milchkühe durchschnittlich in deutlich größeren Beständen gehalten werden als in den anderen Bundesländern (ca. 800 Kühe je Betrieb in Thüringen vs. 100 Kühe je Betrieb in Niedersachsen). Es gibt ledier kaum vergleichbare Erhebungen zu Behandlungen bei Schweinen oder Geflügel.
        Machen große Bestände die Tiere krank?
        Ein klarer Zusammenhang zwischen steigender Bestandsgröße und höheren Leistungen der Tiere zeigt sich in vielen LKV-Auswertungen bei Milchkühen.”
        aus http://www.kritischer-agrarbericht.de/fileadmin/Daten-KAB/KAB-2014/KAB2014_140_144_Hoerning.pdf

        • Stadtmensch sagt

          Tja Herr Gast,
          viele, die hier behaupten es sei alles in Ordnung können das leider nie mit entsprechenden Studien belegen. Sie sagen einfach:

          “dass man für Frischluft sorgt, ohne Zugluft, dann ist auch die Wärmeableitung kein Problem mehr”
          Frage: warum baut man dann den Kühler eines Autos genau in den Fahrtwind oder stattet Klimaanlagen mit Ventilatoren aus?

          “Rinder haben im Vergleich zu uns eine Lunge wie eine Papiertüte”
          Was unterscheidet die Kuh-Lunge von der menschlichen? Ist die Sauerstoffaufnahme temperaturabhängig?

          Artgerecht vs. Laborhaltung:
          “Also bei gleicher Leistung= Weniger Stallplatzkosten, weniger Grundversorgungskosten, weniger Umweltbelastung”

        • Ehemaliger Landwirt sagt

          Es gibt zu allem wissenschaftliche Belege, man muss nur die “richtigen” suchen.

          Es soll auch eine Studie geben die belegt, dass Margarine angeblich gesunder sei als Butter.

          • Stadtmensch sagt

            Ja- dann kann man sich aber wenigstens über die Studie aufregen. Da hat man einen Ansatzpunkt (falsch gemessen, falsche Grundannahme, unzulässige Vergleiche, Auftragsstudie usw.). Bei einer Behauptung wirds schon schwieriger – zumindest für mich ahnungslosen Tropf.
            Dass es schon lange ein Ernährungsberaterunwesen gibt ist unbestritten (Hausverstand).

    • bauerhans sagt

      “bauerhans hör doch auf mit diesen Kindereien”

      sag du endlich,wie du deine vorschläge politisch umsetzen willst!!!!

      • Gast sagt

        muss ich das? Einstweilen kann jeder Landwirt beginnen, sich selbst Gedanken zu machen, wenn jemand da bei mir einen Anlaß findet soll es mir recht sein…

  14. Sandra Harms sagt

    Da ist viel wahres dran, und zeigt ganz genau auf, wie die realität aussieht.
    dabei wäre es doch soooo einfach, drei bis Vier fliegen mit einer klappe zu schlagen !!!
    Man könnte :
    Die Tiergesunheit wesentlich verbessern
    Den Milchpreis Steigen lassen
    Tierarzt und Futter kosten senken
    Das Lebensalter der Kühe deutlich anheben
    Wenn man es nur wollte ! aber dazu muss ein umdenken bei den kollegen einsetzen !
    Ich war schon vor 11 jahren, an dem punkt, wo ich erkannt habe das man mit den schwarzbunten HF kühen sich in einer sackgasse befindet ! Denn fast jeder weis ja, das mischlinge bei hunden, deutlich gesünder sind und älter werden. Ich habe daraus meine konsequenzen gezogen, und bin von reiner HF zucht zur zucht von mischlingen übergegangen. Die besamungen meiner Kühe wurden nach dieser entscheidung wie folgt gesplittet : 20% HF , 30% Jersey , 30% Angler , 20% Fleckvieh.
    Das ergebnis war, rund 25% weniger tierarztkosten, 10% weniger besamungen wegen besserer erkennbarkeit der brunst, eine bessere futterverwertung damit einhergehend einsparungen von rund 15% an Kraftfutter, ein höherer verkaufspreis für die bullenkälber, rückgang von schwergeburten, bessere klauen, wesentlich mehr kälber pro kuh durch längere nutzung. 15% weniger Milch.
    nach 6 jahren, hab ich das verhältnis dann nochmal geändert : 30% Hf, 25% Angler, 15% Felckvieh, 15% Rh, 15% Jersey.
    Liebe Kollegen,
    stell euch doch mal vor, es gäb 15% weniger milch auf dem markt, wo würde dann der preis wohl liegen??? Stellt euch vor, ihr würdet für eure bullenkälber 5euro mehr bekommen, stellt euch vor die rechnung vom tierartzt ist bis zu 25% niedriger, Stellt euch vor, ihr erkennt die brunst bei euren tieren besser,und spart so die ein und anderer zweitbesamung, stellt euch vor, das ihr weniger kraftfutter kaufen müsst, usw usw usw….. stellt es euch einfach vor….. und denkt drüber nach.

    • Bernd K sagt

      Da gibt es nur ein Problem.: Schon der alte Mendel wusste, das die F1 Generation “uniform” ist. Also bei der Kreuzung von Sbt mit Fleckvieh kann man ein Tier mit bekannten (guten) Eigenschaften erwarten. Das Weiterzüchten mit diesen Tieren kann aber sehr schwierig sein, da die Gene sich nun in der Keimbahn munter verteilen. Das heisst: für die Remonte brauche ich sehr viel mehr F2 Kälber, da sehr viele Erstlaktierende meine Erwartung (die natürlich durch die F1 Hybriden sehr hoch ist), nicht erfüllen können und gemerzt werden. Bei den Hunden ist der “Labradoodel” auch Klasse, aber man kann nicht mit der F1 weiterzüchten. Dadurch kann man Kreuzungszucht ohne Rassezucht vergessen.

      • Sandra Harms sagt

        ja, man darf nach der ersten generation nicht aufhören, man muss konsequent weiter anderer rassen verwenden, auch wenn die F1 und F2 generation nicht die erwarten erfüllt, so haben sie doch gene beider rassen in sich.
        klar, Labradoodel + Labradoodel ergibt noch lange keinen Labradoodel , sondern in den meisten fällen eher einen pudel oder labrador….. dies lässt sich ganz prima bei den Heckrindern in oostvaardersplassen die seit einigen generationen sich selbst vermehren ganz gut erkennen, da kommen dann zb auch schwarzbunte heckrinder zur welt…
        du hast schon teilweise recht, ohne reinzucht, ist eine kreuzungszucht nicht möglich, ich hingegen bin der meinung, wenn man lange genug immer wider gekeutzt hat, das man vll ab der F25 auf reinrassige tiere verzichten kann, da sich in 25 generationen wohl alles soweit gemischt hat, wie man sich das vorstellt. ein weitere vorteil von kreuzungstieren ist, das man sie an örtliche gegebenheiten anpassen kann. eine Swiss Gray kommt wohl an der nordsee küste zurecht, aber kommt ein angler rind in den alpen auf steilen berghängen zurecht???

        • Bernd K sagt

          Ich hatte doch gesagt die F1 erfüllt (wie der Labradoodel) immer die Erwartungen und ein Kreuzungsprogramm um F1 Hybride zu melken ist für eine Produktionsherde bestimmt eine Überlegung wert. Aber (nimm es mir nicht übel) , Dein Ansatz wird zum Scheitern verurtelt sein, da erstens die genetische Rekombination in den folgenden Generationen die Gene unvorhersehbar durcheinanderwürfelt und bei einem grob geschätzten Generationsinterval von 3 Jahren und 25 Generationen, es nach Deiner Schätzung 75 Jahre dauert bis alles “soweit gemischt” ist. Was immer Du damit ausdrücken willst: Wir werden den Zuchterfolg nicht mehr erleben und in 75 Jahren sehen die Rahmenbedingungen bestimmt wieder ganz anders aus und wir brauchen wieder ganz andere Rinder.

          • Sandra Harms sagt

            Also
            nehmen wir an,
            Hf+ Jer = F1
            F1+ Ang = F2
            F2+Fl =F3
            F3+ Hf =F4
            F4 + HR =F5
            F5 + Jer =F6
            usw usw
            daraus lässt sich doch erkennen das in jeder generation das tier zu 50% aus einer Rasse besteht, und die gewählten rassen sind alle milchrassen, abgesehen vom fleckvieh das wäre zweinutzung. also warum sollte auf einmal etwas unbeabsichtigtes dabei rauskommen wie zb ein weis- blauer belgier?
            meine 25 generationen sind die annahme eines zeipunktes wo man die tiere unter einander vermehren könnte/sollte, Danach, kommt erst der zeitpunkt wo man die individien raus selektiert die nicht zur neu entstandenen rasse passen.
            Mir ist auch klar das man in 75 jahren evtl eine ganz andere kuh braucht, aber auch das ist kein problem, da man ja zur jeder zeit, eine rasse gegen eine andere ausstauschen kann um gezielt die kuh so anzupassen wie man sie braucht.
            Es geht mir ja nicht drum etwas neues zu züchten, wo der mensch dann wider selektiert und wider da landet wo wir heute sind, sondern durch permanente kreuzung immer mischlinge zu haben, die gesünder und langlebiger sind.

            • Bernd K sagt

              Ich fang nochmal von vorne an. Nach Mendel (und nicht nur nach Mendel) ist die F1 uniform, also gleichförmig. Dann gibt es in der Keimbahn Rekombinationen (Meiose) es wird so eine bunte genetische Kombination mit einer anderen Rasse gepaart. Da kommt dann auch eine bunte Kombination raus. Bei Deiner Zuchtmethode wird nie eine neue angepasste Rasse entstehen. Rassen sind auch nie so entstanden. Wenn Du Milchrassen nimmst, hast Du im Stall (schon bei der F2) welche die 8000l mit 4% Fett geben und welche, die 4500 mit 6%. Eine vernüftige Herdenfütterung und Führung ist dann doch gar nicht möglich. Die Viecher haben dann auch noch eine riesige Varianz in ihren Körpermassen. Wie willst Du da die Boxengröße Fressgittermasse usw bestimmen?Also ehrlich (tut mir leid das sagen zu müssen), was Du da schreibst sind ganz schöne Hirngespinste.

            • Sandra Harms sagt

              Sorry, ich weis doch was ich 10 jahre lang gemacht habe. meine erfahrungen als “hirngespinnste” abzukanzeln, ist für mich jetzt grund genug das gespräch zu beenden.

            • Zu Ostzeiten gab es sowas, das sogenannte SMR war eine Umzüchtungsrasse, die mehrere Genanteile hatte. Davon gibt es bestimmt noch Altkühe die Genanteile haben. Schwarzbuntes Milchrind als Zweinutzungsrasse. War Kreuzung aus DSR(heute DSN) + Jersey + Holsteiner und dann in sich gezüchet. Mehr auch ein Notnagel wegen mangelnder Verfügbarkeit Holstein zu kaufen und das Futter zu schlecht war. Ziel war eine Rasse mit guter Grundfutterverwertung und
              auch den Kreuzungseffekt zu nutzen, was wie schon angeführt, umstritten ist. Ich habe beim Schwein auch solche Versuche in den 90 zigern ausgewertet. Das Problem dabei ist das Vorteile wie weniger Verluste und Robustheit schwer zu messen und zu beweisen sind. Zu Ostzeiten stand auch mehr die Erzeugung pro Platz und Zeiteinheit im Vordergrund. (jedenfalls war das Ziel) Heute sind manche Zielsetzungen nicht ganz bis zu Ende gedacht bzw, schlagen sich nicht ökonomisch wieder. Nachteil bei den Schweinen ist auch immer, das beim Kreuzungseber die Nachkommen immer aufspalten und die Endprodukte nicht so einheitlich sind. Beim Rind ist die Umsetzung schwierig, da eben die Fortpflanzungsrate gering und langwierig ist.
              Ich habe mit DSN mein Facharbeiter gemacht, Weidegang im Sommer, Melken in festen Weidemelkständen und Zufütterung von Grobfutter und wenig Kraftfutter. Im Winter ging es dann wieder in die Anlage. Heute gibt es davon noch 2000 Kühe.

    • Gast sagt

      Sandra, grundsätzlich war das schon der richtige Ansatz, konsequent weitergedacht führt der zu einer langlebigen Zweinutzungsrasse aus der sich mit Low-Input Landwirtschaft nur auf Basis Weide/Heu eine höchstwertige Milch gewinnen lässt.

      Dieses Verfahren ist auch heute schon, ohne zusätzliche Bezahlung der kostbaren Inhaltsstoffe Omega-3-Fettsäuren und A2-Kaseine wirtschaftlich interssant.

      Warum machen Milchbauern das nicht? Dazu müssten sie über ihren Schatten springen und eben öfter mal auf vernünftige Tierärzte hören und den Schmarrn den der Opa und die Kollegen am Stammtisch erzählen einfach ignorieren.

      • Andreas, das Problem ist, das eben die Vorteile schwer nachweisbar sind und heute die Erlöse so niedrig sind, das kostenseitig keine Luft mehr ist. Vor 20 Jahren wäre das noch gegangen, bloß da wollte das niemand wissen. Deshalb traut sich keiner, Experimente zu wagen, weil da zuviel Geld(Existenzen) dranhängen. Und beim Rind dauert das. Es sei denn in der Nische. Die Rinderhaltung steht ja noch nicht so lange im öffentlichen Fokus wie die Schweine, deshalb müssen die Lieblingskinder der Politik erstmal nachdenken 😉 aber das wird langsam.
        Die Tierärzte sind auch nicht ganz “unschuldig”, das System jetzt halte ich veterinärmedizinisch teuer und chaotisch.

  15. bauerhans sagt

    dass berater den landwirt zu wachstum drängen,kann ich nicht bestätigen,der bauer entscheidet immer selbst,manchmal wohl,ohne seine familie zu fragen.
    als mäster und ferkelkäufer kann ich die erfahrung bz.salmonellen oder schwanzbeissen auch nicht bestätigen,ich hab damit seit jahren keine probleme.
    was den ölpreis angeht,handelt es sich um ein politikum: die einen wollen die anderen aussem markt drängen,um wieder richtig kasse zu machen.

  16. fred huber sagt

    so oder so ähnlich hab ich das schon von mehreren tierärtzten gehört, dachte aber immer das sind einzelmeinungen. 🙂
    was mir fehlt ist die kritische betrachtung unserer fachpresse. hier wird einem immer erzählt wie man vermeidlich ganz problemlos die höchsten leistungen und die größten herden managed. (“elite” beilage – erfolgreich wachsen – von 80 auf 640 kühe in 10 jahren) und dabei noch mehr freizeit bekommt. und wenn man nicht das maximale aus seinem betrieb herausholt ist man sowieso irgendwie ballaballa.

    natürlich ist es immer der bauer selber, der entscheidungen trifft, aber ich vergleiche das mit einem maraton. alle stehen am rand und jubeln einem zu wenn man vorbei läuft. klappt man kurz vor dem ziel dann zusammen, schütteln alle den kopf und sagen: “wär er eben nicht so schnell gerannt…”

  17. Bauer Christian sagt

    Gelungen und mutig und sachlich, realistisch dargestellt.
    Leider wird man halt bei kritischer Betrachtung des eigenen Berufsstandes oft gleich als Vernaderer hingestellt.
    Der Verbraucher+Bauer darf/muss sich der Realität stellen.

  18. Kirsten Wosnitza sagt

    Grundsätzlich kann ich der Autorin in einigen Punkten wirklich recht geben. Allerdings halte ich ihre Pauschalisierung gerade in Bezug auf die Arbeit der Berater für nicht zielführend. Denn auch hier hat es in der Vergangenheit kritische Stimmen gegeben, die aber wenig Gehör bekommen haben. In Bezug auf den Kaltstall möchte ich aus eigener Erfahrung sagen – es kommt drauf an. Unsere Kühe leben ohne überdachten Futtertrog über 1,5 Jahre länger als ihre Kolleginnen und das bei überdurchschnittlicher Leistung. Ich möchte mich bei der Autorin aber dafür bedanken, dass Sie ihre Sorgen ausspricht. Ändern wird sie allerdings nur etwas, wenn sie gemeinsam mit Berufskollegen und Landwirten dieses Thema öffentlich angeht. Danke, Kirsten 120 Kühe im Offenstall in Nordfriesland

    • Gast sagt

      zum Kaltstall: es ist doch ein Unterschied ob ich im hohen Norden einen Offenstall habe, wo es selten lange kalte Winter mit viel Schnee gibt oder im Allgäu, Südbayern bzw. Schwarzwald. Wir hier z.B. haben hier tagelange Schneestürme bei minus 15 Grad usw.

      Wenn man jetzt weiss, dass die Tierärztin aus dem Voralpenraum kommt, wird man ihre Meinung entsprechend anders beurteilen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert