Auf Grund des starken Rückgangs bei den Bevölkerungszahlen in den westlichen Industrienationen haben sich nun die Sozialminister zahlreicher Länder entschlossen, den Ursachen auf den Grund zu gehen. Mit ebenso erschütternden wie verblüffenden Ergebnissen.
In einer aufwändigen Langezeitstudie haben namhafte Wissenschaftler aus aller Welt nun herausgefunden, daß die eine mehr als 99%ige Verbindung besteht zwischen dem Pro-Kopf-Verbrauch von Margarine und der Scheidungsrate in Industrieländern.
Der US-Bundesstaat Maine wurde als Untersuchungsobjekt ausgewählt, weil er – nach Aussage jener Sozialminister die diese Studie in Auftrag gegeben haben – am besten den notwendigen hoch-repräsentativen Querschnitt der Bevölkerungsverteilung der meisten Industrieländer abbildet. Über 10 Jahre wurde seither daran intensiv geforscht.
Auf Grund der zugrunde gelegten Vermutung, daß die Hauptschuld an den immer höheren Scheidungsraten mit dem übermäßigen Margarinekonsum in Zusammenhang stehen könnte, wurde in Maine zeitgleich eine medial intensiv begleitete Kampagne gestartet. Dabei wurden die Nachteile von Margarine etwa auf die Gesundheit und den Regenwald plakativ ins Gedächtnis gerufen und für ein Verwendung von heimischer Butter geworben.
Und was die Forscher zuvor nur als These postulieren konnten, wurde im Zuge der Studie geradezu unglaubliche Wahrheit. Während die Scheidungsrate in Maine bis zum Jahr 2000 ständig angestiegen ist, konnte nun zweifelsfrei nachgewiesen werden, daß mit sinkendem Margarinekonsum auch die Scheidungsraten massiv zurückgegangen sind.
In erste Folgerung aus der Studie planen die Sozialminister ein weitestgehendes Verbot von Margarine in ihren Ländern. Europäische NGO´s wie Foodwatch oder Greenpeace begrüßen diese Maßnahme und weisen darauf hin, daß es ohnehin schon 5 nach 12 sei. Wäre man deren Forderung zum Schutz der Regenwälder schon vor Jahren nachgegangen, hätten man viel menschliches Leid durch Scheidungen verhindern können.
Auch viele Agrarverbände verweisen darauf, daß der Wert von Butter nicht nur für die Gesundheit sondern auch für die Gesellschaft viel zu lange sträflich krankgeredet wurde. Und sie fordern die Bundesregierung zum raschen Handeln auf. Ob und wann die Bundesrepublik Deutschland dazu im Stande sein wird, hängt maßgebliche von den Jamaikaverhandlungen ab, wo am Sonntag die Entscheidung erwartet wird.
Quelle: Spurious Correlations, USA
Ist doch interessant, was man mit Statistik alles „beweisen“ kann.
Euer Bauer Fritz
Siehe auch:
Willis geschätzte sonntägliche Ironie mag manchem lustig vorkommen, wenn es in Wahrheit nicht eher traurig wäre.
Jetzt beweis mir doch bitte mal einer, dass es sich bei dem Beispiel (wenn auch Fake) um eine sogen. Scheinkorrelation handelt. Nur mal so als allereinfachste Übung bzw. als Scherz.
Wir hatten an der RWTH einen Statistikprof. der stellte im Seminar gerne hinterhältige Stegreifaufgaben. Die Qualität einer Statistik zu erkennen und den Beweis zu führen, dass es sich um eine Fehlleistung handelt, ist nicht immer so einfach wie im Fall der Margarine = A ist Ursache für B.
In Sachen Krefeld war es noch schlimmer, da wurden außerhalb der reinen bereits mängelbehafteten Erfassung, z.T. Abhängigkeiten von dritter Seite konstruiert und sogar veröffentlicht. Ironie hin oder her, ich finde das eher nicht so lustig.
Jetzt haben wir das Thema aber totgetrampelt. 🙂
ZUm letzten Satz: Nö, da geht noch was… 🙂
Bauer Willi
Bauer Fritz möge mir verzeihen, ich habe zu spät erkannt, dass der Beitrag nicht von Willi kam. Mea culpa.
Ich lese ihre Beiträge viel zu gerne, weshalb ich nicht sehe, daß mir gegenüber irgendeine Culpa bestünde, noch daß ich ihnen etwas zu verzeihen hätte. Ich wäre ggf. von meiner Berufsausbildung dazu auch gar nicht berechtigt 🙂
mit kollegialen Grüßen
@AdT
Sie führen ja die Berufsbezeichnung Anwalt in ihrem Posternamen. Ich hege ja nicht zum ersten Mal Zweifel ob sie dies tatsächlich auf Grund einer entsprechenden Ausbildung tun oder auf Grund von Amtsanmaßung. Und ich fühle mich auch diesmal in meinen Zweifeln bestätigt.
Egal wie hart Auseinandersetzung auch geführt werden, gerade sie sollten doch (von Berufs wegen) zumindest einer Gleichgewichtung der Argumente nach dem Rechtsgrundsatz des „etiam altera pars auditur“ (Man höre auch die andere Seite an) das Wort reden – tun sie aber nicht. Wenn sie nun – wie auch schon in anderen Fällen – einer Ansicht folgen, wonach der Angreifer/Anschuldiger immer Recht hat und der Verteidiger/Beschuldigte alleine schon deshalb Unrecht hat, weil er die Frechheit besitzt sich überhaupt zu verteidigen und dann auch noch meint Gegenargumente vorbringen zu wollen, würde ich mich persönlichen hüten, mich – in welchem Fall auch immer – von ihnen verteidigen zu lassen. Vielleicht hängen sie ja der These an, man würde dem Gemeinwesen Milliarden an Gerichtskosten ersparen, indem man solche „Blödheiten“ künftig besser unterbindet und damit auch gleich den Berufsstand der Rechtsanwälte um mindestens 75% reduziert (die Zahl stimmt übrigens nur zufällig mit dem Anteil der reduzierten Insekten überein). Sie fänden sich dann zumindest in einer Reihe mit dem von ihnen angeführten Herrn Grossart, der – wie Bauer Willi weiter unten ausführt – sich ja schon der päpstlichen Unfehlbarkeit (sei es nun durch Anmaßung oder Einbildung) nahe fühlt, indem er dekretiert „Media locuta – causa finita“ (Die Medien haben gesprochen – die Sache ist entschieden).
Ich habe mir erst kürzlich Gedanken gemacht, wo uns eine zunehmende „Steht-im-Verdacht“-Justiz hinführt, (https://www.bauerwilli.com/steht-im-verdacht/). Heute kann ja schon jeder einen Verdacht gegen Jemanden oder Etwas äußern und diesen mit relativ wenigen technischen Tricks und Voraussetzungen über diverse Medien (und nicht mal nur über sogenannte „soziale“ Medien) hypen. Wie wär es denn gleich mit einem Relaunch der Anschuldigungs-Justiz („Modell Mittelalter“) mit oder (faderweise) ohne inquisitorischer Befragung in die heutige Zeit. Etwa ein Modell „Proleten-Scharia“ auf RTL mit nachfolgender TED-Abstimmung. Oder gleich auf öffentlichen Plätzen. „Bild“ steuert das Bier bei, die „FAZ“ die Bratwürstel (und auch die Veggie-Burger). Wäre doch DER wöchentliche Quotenbringer…
Sie zitieren in ihrem ersten Absatz Grossarths Lamento über den Relevanzverlust der Wissenschaft in interessierten Kreisen und deduzieren daraus den Zeigefinger auf die Agrarvertreter. Muß ja so sein. Kann ja gar nicht sein, daß sie und auch Herr Grossarth mit den restlichen 4 Fingern auf sich und seine Berufskollegen zeigen, die ja den Verlust von vielerlei Relevantem seitens der Wissenschaft gerne in Kauf nehmen, wenn´s nicht in den Kram paßt (Wozu hat man denn eine Blattlinie. Ich werde mir doch meine vorgefertigte Meinung nicht durch Faktenabwägung und Recherche zerbröseln lassen).
Um genau diese Verhaltensmuster aufzuzeigen, hat sich Tyler Vigen von der Harvard Law School in seinen Veröffentlichungen „Spurious Correlations“ daran gemacht gerade solche Scheinkorrelationen aufzudecken, die man so gerne in so vielen Medien als hochgehypte Breaking-News findet und über die sich die Volksseele dann vortrefflich echauffieren kann. Der Journalist Simon Hadler hat dies in seinem kürzlich erschienen Buch „Wirklich wahr – die Welt zwischen Fakt und Fake“ für den deutschen Sprachraum beschrieben.
Zitate aus diversen Rezensionen zu diesem Buch:
*) Gerade in den sozialen Medien werden Fakt und Fake gerne vermischt. Statistiken werden zur Untermauerung von Meinungen und Vorurteilen herangezogen, ohne Rücksicht darauf, ob die verwendeten Daten überhaupt tauglich und kombinierbar sind.
*) Medien sind „dankbare Durchlauferhitzer“ für die Botschaften der Populisten. Wer aber viel Krawallfernsehen oder Krawallzeitungen konsumiert, glaubt irgendwann auch daran, dass die ganze Welt voller Hass und Gewalt ist. Dieser Glaube wird zum Teil auch völlig unhinterfragt von Qualitätsmedien übernommen.
*) Nicht alles, was auf Social Media steht und in den Medien, stimmt. Mancher Fakt wird als Fake entlarvt. „Letztlich soll das Buch zur Entspannung führen, damit wir nicht so verkrampft unterwegs sind und so aggressiv auf Social Media miteinander umgehen. Es ist nicht alles gut – aber vieles ist besser, als wir glauben. Relax. Chill. Nicht nur als Individuum, sondern auch als Gesellschaft. Weil im Panikmodus hat man noch selten gute Entscheidungen getroffen.“
Wenn ich nur den letzten Satz aufgreife, so sind es – entgegen ihren Behauptungen – doch gerade Landwirte, die sich gesicherte Fakten wünschen, wissenschaftlich Fundiertes, statistisch Abgesichertes. Weil sie (genauso wie jeder andere Unternehmer auch) auf Grund solcher Fakten Entscheidungen treffen müssen. Und sie erwarten sich daher auch, daß dies Politiker in gleichem Maße tun – eine „Fakt-Evidenzbasierte“ Politik statt einer „Fake-Evidenzbasierten“ Politik.
In einem Artikel schrieben kürzlich die Wiener Professoren Cuaresma, Kohlenberger und Oberhofer (sinngemäß, nachdem die Österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität (OeAWI) Vorwürfe über Wissenschaftliches Fehlverhalten [meine Anm.: Ja sowas gibt es wirklich !] prüfte): „Ein verbindliches Regelwerk, um die wissenschaftliche Güte von Studien sicherzustellen, fehlt, – verbunden mit dem Vorschlag, ein unabhängiges Advisory-Board für Auftragsstudien, insbesondere bei politisch heiklen Themen, zu implementieren. Dieser Vorschlag ist zu unterstützen, da in der Tat Auftragsforschung in den seltensten Fällen extern evaluiert, als frei zugängliches Working-Paper veröffentlicht oder gar einem anonymen Begutachtungsverfahren („double-blind peer review“) unterzogen wird. Letzteres gilt trotz berechtigter Kritik weiterhin als akademischer Goldstandard.“
Wie sehr wäre es doch schon ein Beitrag zu weniger Panikmodus, wenn sich nicht nur Studien-Ersteller dieser bestehenden „guten wissenschaftlichen Praxis“ befleißigen und auch mediale Studien-Veröffentlicher auf den Vorweis dieses Goldstandards bestehen. Schadet vermutlich der Kurzfrist-Quote, hilft aber der Langfrist-Glaubwürdigkeit gerade von Medien, die den Titel Qualitätsmedium für sich gerne in Anspruch nehmen.
Und um jenen „Media locuta – causa finita“ Anhängern ihren Glauben an die eigene absolute Unfehlbarkeit vollends zu nehmen, verweise ich auf die Untersuchungen des schwedischen Statistikers Hans Roslin. Er hat wiederholt und in vielen Ländern etwa dieselben Fragen über ihre Einschätzungen zu verschiedenen Problemen der Welt den unterschiedlichsten Berufsgruppen gestellt (Professoren und deren Studenten, Journalisten und ihren Lesern, ….). Es hat sich dabei z.B. gezeigt (und das hören die Betroffenen nicht sehr gerne), daß die weitaus höchste Quote an falschen Einschätzungen gegenüber einer nachweislichen Realität bei Journalisten auftritt. Ja selbst Professoren liegen hinter den tatsächlichen Siegern zurück. Die Gewinner waren 3 Affen, die unbeeinflusst von kognitiven Verzerrungen „tippten“.
Das wieder in Erinnerung zu rufen, um vielleicht dadurch Verbesserungen in der gegenseitigen Kommunikation herbeizuführen – darum ging es mir bei meinem Beitrag.
Vielen Dank für Ihre ausführliche Erwiderung. Ihr aufklärerischer Impetus ist lobenswert.
Was Sie ansprechen, würde ich unter die Schlagworte Allgemeinbildung/Medienkompetenz fassen. Die von Ihnen angesprochenen Defizite sind mir wohlbekannt. Aus meinem Kommentar und Ihrer Erwiderung darauf, geht hervor, dass wir uns das Gleiche wünschen: solide Wissenschaft und eine ebensolche Auseinandersetzung mit ihr in der Gesellschaft einschließlich Politik und Medien.
Interessant ist, dass Sie mit Ihrem Beitrag tatsächlich die Insektenstudie meinen. Spätestens jetzt hätte ich hieran aber sachbezogene Kritik von Ihnen erwartet oder eine Begründung, worin die Analogie Ihres Beitrags zur Insektenstudie liegen soll. Stattdessen allgemeine Ausführungen, die nicht erkennen lassen, dass Sie sich überhaupt mit der Berichterstattung über die Studie in Tageszeitungen, geschweige denn mit der Studie selbst, auseinandergesetzt haben. Wer eine Sache verstanden hat, kann sich auch verständlich machen.
Feststeht, dass in der Studie nicht behauptet wird, die Landwirtschaft sei ursächlich für die Abnahme in der Insektenmasse, sondern dies u.a. nur in Betracht zieht (s. meinen Beitrag unten). Ich habe eine solche Behauptung auch nicht in Zeitungen gelesen. Sie können mir gerne welche nennen, bei denen das der Fall war. Auch können Sie mir einfach sagen, worin Grossarth Ihrer Meinug nach falsch liegt. Ansonsten wünsche ich Ihnen einen frohen Kampf gegen Windmühlen.
Sie reden von Medien, dann schaun sie sich mal das an:
https://www.swr.de/swr1/bw/programm/drastisches-insektensterben-nachgewiesen/-/id=446250/did=20478878/nid=446250/rid=20593948/1lr38a3/index.html
Es ist erfreulich, wenn wir uns soweit verständigen können „dass wir uns das Gleiche wünschen: solide Wissenschaft und eine ebensolche Auseinandersetzung mit ihr in der Gesellschaft einschließlich Politik und Medien.“ Ich entnehme aber daraus, daß sie ebenso genau dort ein (ich behaupte mal immer größer werdendes) Manko feststellen.
Ihr 2. Absatz: Wenn sie sich in meiner Erwiderungzeile mit den 75% hinten ein 😉 Emoji (augenzwinkerndes) vorstellen – das ich weggelassen habe, weil ich dachte es geht auch ohne – dann fällt ihre These vom Insektenbezug meines Artikels zusammen. Sie können beispielhaft aus der jünsten Zeit nämlich – wie ich meine – Ähnliches sagen über die Glyphosat-Diskussion, speziell über die (wirklich in höchstem Maße unwissenschaftlichen) „Studien“ zu Glyphosat im Bier oder im Speiseeis oder in der Muttermilch oder über die schädlichen Inhaltsstoffe in Palmöl-Produkten (https://www.bauerwilli.com/chronik-eines-skandal/). Einstiege pompös – Medienabdeckung 100% – Wahrheitsgehalt zumeist gegen Null gehend – Veröffentlichungen von Gegenstimmen/-meinungen/-berichten ebenso gegen Null gehend was „Hauptmedien“ angeht (ansonsten bestenfalls unter dem Sammeltitel: „Die Lobby schlägt zurück“ oder so ähnlich).
Ihr 3. Absatz: Wenn es nun so ist, wie sie schreiben, daß in der Studie die Landwirtschaft zwar klar als nicht ursächlich verantwortlich für den Rückgang benannt wird, und sie meinen, das auch überall so gelesen zu haben, bin ich fast geneigt mit ihnen eine 5€-Wette einzugehen, daß bei einer repräsentativen Umfrage (Sample 500 oder 1000 Befragte – egal ob Deutschlandweit oder in einem Bundesland oder auch in Österreich) auf die Frage „Wer glauben sie trägt die Hauptschuld am Insektensterben ?“ (egal ob mit Auswahlantworten oder freier Antwort) eine mindestens über 80%ige Schuldzuweisung an „die Landwirtschaft, die Bauern, odgl.“ rauskommt.
Wäre nun im Gegensatz in den wo und wie immer auch sich verbreitenden Einschätzungen „in Betracht gezogen worden“, daß etwa die Lichtverschmutzung am Insektensterben möglicherweise/eventuell/zwar kaum vorstellbar aber doch/scheinbar … schuld wäre, bin ich noch einmal geneigt die Wette dahingehend auszuweiten, daß bei gleicher Umfrage mit gleicher zumindest 80%iger Nennung „die Lichtverschmutzung, die Straßenlampen …“ auftauchen würden. Womit wir wieder bei der „Steht in Verdacht“-Justiz wären. Und ich nehme an sie kennen selbst genügen Beispiele aus der großen weiten Welt, wo die „glasklar/offensichtlich/unzweifelhaft …“ nach 2 Tagen eh schon gelösten Fälle – wegen des (über unerklärliche Kanäle sich verbreiteten angeboten, mutmaßliche) Erstverdachtes/Verdächtigen/Schuldigen – sich ganz anders entwickelt haben.
Sollte ich diese Wette verlieren, bin ich übrigens gerne bereit, den Betrag einer veganen Vereinigung zukommen zu lassen oder einer sonstigen ihrer Wahl.
Darauf würde ich auch wetten, dass die Leser und Hörer der Berichte über die Insektenstudie mehrheitlich glauben, die Landwirtschaft sei hauptursächlich für den Insektenrückgang. Das glaube ich übrigens auch.
Die führenden Medien haben allerdings, soweit ich das mitbekommen habe, die Schlussfolgerungen der Studienautoren korrekt wiedergegeben. Diese haben über Lichtverschmutzung nicht gesprochen. Es ist nicht die Aufgabe der Berichterstattung, bestimmte Meinungen ihrer Rezipienten zu unterbinden zu versuchen (zu wessen Gunsten?) und selbst nach alternativen Erklärungsansätzen zu forschen. Eine dahingehende Anspruchshaltung ist grotesk. Davon abgesehen, haben die Leser ein Eigenleben. So ist das nun mal.
Wem machen Sie also einen Vorwurf? Den Entomologen, den Medien, den Lesern? Warum überhaupt jemandem einen Vorwurf machen. Macht Ihnen doch auch keiner. Trotzdem sprechen Sie andauernd von „Schuld“.
@Bauer Fritz
Und heute berichtet topagrar online über Walter Krämers Kritik an der Studie (Wahl des Anfangszeitpunkts, wechselnde Messorte). Die Kritik des Statistikprofessors ist aber mehrere Tage alt. Inzwischen haben die Studienautoren zu den Kritikpunkten aus ihrer fachlichen Sicht Stellung genommen. Sie weisen darauf hin, dass sie die Rohdaten mit anerkannten Methoden ihres Fachs ausgewertet und eine Bereinigung vorgenommen hätten. Diese Stellungnahme erwähnt topagrar nicht. Wie finden Sie das?
Was haben Sie denn gelesen? In topagrar wird ein Interview mit prof. Tschanrke (oder so ähnlich) veröffentlicht, in dem er die wildesten Hpothesen los werden darf, topagrar sogar namentlich beleidigen und Kritiker an den Studien in die rechte Ecke verweist. Das finde ich unterirdisch!
@AdT
Angesichts des sich sehr rasch drehenden Rades der medial verbreiteten Anschuldigungen und Gegenanschuldigungen kann es schon sein, daß man den Überblick verliert (mir geht es zumindest so).
Um nun Top-Agrar herzunehmen (weil sie sich ja darauf beziehen): Angesichts jener allerjüngsten Beitragsschlagzeilen und Inhalte, die ich im Internet ausfindig machen konnte –
*) (21.11.2017) https://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Streit-um-Studie-zum-Insektensterben-8893122.html
*) (22.11.2017) https://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Teja-Tscharntke-Die-Landwirte-muessen-den-Insektenschwund-ernst-nehmen-8893599.html
*) (22.11.2017) https://www.topagrar.com/news/Acker-Agrarwetter-Ackernews-Deutsche-Statistik-Experten-kritisieren-Medienberichte-ueber-Insektensterben-8893448.html
würde ich behaupten daß eine Anführung und Veröffentlichung der kontroversen Meinungen in ähnlichem Ausmaß bei den nichtagrarischen Breitenmedien/Qualitätsmedien nicht zu finden ist oder war.
Festzuhalten bleibt also, daß seit Monaten ja z.B. diese Insektensterbenstudie publiziert wurde und eben die Schlußfolgerungen gezogen und angeboten werden, von denen sie selbst ja auch bestätigen, daß die in der Studie nicht behauptet werden weil sie nicht untersucht wurden. Nämlich jener Vorwurf, es kann nur einen Hauptschuldigen (-Beeinträchtiger, wenn ihnen diese semantische Verfeinerung lieber ist, auch wenn sie im medialen oder täglichen Sprachgebrauch so eigentlich nie verwendet wird) geben – die Bauern/die Landwirtschaft.
Kein Medium kann doch heute ein Problem anreißen ohne eine Ursache, einen Schuldigen mitzuliefern. Auftretende Unerklärlichkeiten und Unerforschtheiten bringen doch nur Aufmerksamkeit wenn es um UFO´s oder Aliens geht.
Ich schreibe es einer vorgetäuschten Blauäugigkeit zu, wenn sie weiter oben meinen: „Warum überhaupt jemandem einen Vorwurf machen. Macht Ihnen doch auch keiner.“
Die Vorwürfe werden ja seither gemacht. Auf Vorwürfe folgen Forderungen: Dieses abschaffen, Jenes abschaffen, Alles abschaffen …
Und Forderungen werden zu vielfachen Hau-Ruck/Ad-Hoc-/Schnellschuß – Verordnungen/Regeln/Gesetzen, mit denen ich mich dann herumschlagen muß, obwohl mir ja angeblich ohnehin keiner einen Vorwurf macht.
Es ist doch ein alter Hut, zuerst eine Meinung/ einen Popans aufzubauen und dann zu sagen, die Leser/die Bevölkerung findet laut Umfragen, daß der Popans genau so exisitiert wie es in der Zeitung steht. Ich verweise nochmal auf die Untersuchungen von Dr. Roslin, worin er an vielen Beispielen belegt, daß im Vergleich zur unzweifelhaft feststellbaren Realität über Zustände in der Welt, die Meinung bei Zeitungslesern praktisch genauso MASSIV falsch wiedergegeben wird, wie sie es aus den massiv falschen Einschätzungen ihrer Zeitungen lesen. Weil eben auch deren Meinung verbreitende Journalisten massiv neben der Realität liegen.
Der nun als „Insektenleugner“ gebrandmarkte Statistik-Prof. Krämers hat sich erst vorgestern (20.11.2017) zu seinen Kritikern ja recht markig geäußert. Unverdächtigerweise nicht in einer Agrarzeitung (vermutlich um sich des möglichen nächsten Vorwurfs, er sei ein Vertreter der gekauften/bezahlten/gedungenen Agrar-Lobby, erst gleich gar nicht erwehren zu müssen), sondern in einer Zeitung für Medienleute (http://meedia.de/2017/11/20/weniger-predigen-mehr-berichten-statistik-professor-ueber-den-umgang-von-medien-mit-der-insektensterben-studie/).
Um es gleich vorwegzunehmen: Selbst Roslin hätte es nicht besser beschreiben können. Ein paar Zitate (nur weil man/ich von dieser Stellungnahme Krämers sonst nirgendwo was gelesen habe):
*) Wie die Junkies stürzen sich die Medien auf jeden Schrott, wenn er nur ihrer Sucht nach Bestätigung eines vorgefassten Weltbildes entgegenkommt.
*) Renommiert sind Science, Nature und die Proceedings of the National Academy of Sciences. In ein solches Topjournal hätte es diese Studie nie geschafft. Inzwischen gibt es in der rot-grünen Panikmacherszene eine ganze Reihe von Journalen, die sich gegenseitig bauchpinseln, aber außer von den Medien und sich selbst von niemandem ernstgenommen werden.
*) Was unterhalb der Topebene an Schrott angeliefert und zum Teil auch gedruckt wird, ist geradezu unglaublich.
*) Methodische Fragen sind in der Regel nichts für Laien ….. Ich kenne keinen Journalisten, der weiß, was „signifikant“ bedeutet.
Und das Beste kommt zum Schluß:
Meedia: Haben die deutschen Medien Ihrer Beobachtung nach einen Hang zur Apokalypse?
Krämer: Nicht nur einen Hang, geradezu eine Sucht. Betrachten Sie mal die Tabelle auf Seite 48 meines Buches „Die Angst der Woche“: die Frankfurter Rundschau und die Süddeutsche Zeitung publizieren jährlich das Vierfache (meine Anmerkung: das heißt 400% !!!) an Panikmeldungen wie der Figaro oder La Repubblica in Italien.
Meedia: Wenn Sie einen Wunsch an die Medien frei hätte, welcher wäre das?
Krämer: Weniger predigen, mehr berichten. Einfach mal ohne Vorurteile nur die Fakten sprechen lassen.
Ich habe dem nichts hinzuzufügen.
Der Krämer-Artikel war heute morgen dort, wo nun der Tscharnke-Artikel ist. War wohl eine Verwechslung beim Hochladen mit dem alten Artikel.
@Bauer Fritz Danke für den link. Es ist meist ein Problem mit Profs. die in der dritten Liga spielen. Wenn diese die Chance wittern, ins Rampenlicht treten zu können, dann machen sie dies und verkaufen sich gerne als Experte für alles mögliche. Oft haben sie, dank des Einflusses der NGO´s sogar Erfolg mit dieser Masche und ziehen noch Nutzen daraus, wobei zusätzliche Forschungsaufträge noch das harmloseste sein dürfte. Und dabei wäre oft aus wissenschaftlicher Sicht eher eine Suspendierung angesagt.
@Bauer Fritz
Sie teilen mir nur Ihre persönlichen Eindrücke mit, ohne diese zu untermauern.
„Kein Medium kann doch heute ein Problem anreißen ohne eine Ursache, einen Schuldigen mitzuliefern. Auftretende Unerklärlichkeiten und Unerforschtheiten bringen doch nur Aufmerksamkeit wenn es um UFO´s oder Aliens geht.“
Was lesen Sie? A propos, sternenklarer Himmel, muss jetzt die Existenz von UFOs widerlegen und Pamphlete schreiben, um die dummen Menschen aufzuklären. Aber vielleicht sehe ich ja doch ein UFO…
Vielen Dank für die Aufklärungsarbeit , Bauer Willi ! Den intelligiblieren Journalisten wird ein Licht aufgehen. Leider gibt es dort nur noch Kulturwissenschaftler und Petagogen, die kein Kindergarten anstellen wollte, Zivilversager.
Aber steter Tropfen hölt den Stein ! Weiter so !
Mit Butter und Sahne kann man nirgendwo
was verkehrt machen.
Ob in der Bratensoße oder im Kuchen ,
das gibt den letzten „Pfiff“ -schmeckt einfach gut !!!
Vielleicht hilft gutes Essen die Scheidungsrate zu senken ???
Es geht doch darum, dass Butter wegen den Cholesterinwerten schlecht gemacht wurde, und das pflanzliche Fett der Margarine für gesund gehalten wurde, eben eine Statistik der Margarineindustrie.
Später hat man festgestellt, von ehrlichen Ernährungswissenschaftlern, dass es nicht stimmt, ähnlich wie bei dem Cholesterin im Eigelb!
Man müßte doch auf so eine Weise alle Statistiken prüfen!
Oder?
Ist das nicht eine Hochheitsaufgabe von den Gesundheitsämtern und Verbraucherschützern?
Wie mit der geänderten Landnutzung und dem Insektenmasse- und Artenrückgang. Auch da kein Beweis für einen Kausalzusammenhang, und genau so kühn und verwegen ist es dort, einen solchen nur in Betracht zu ziehen. Ach, ist es beruhigend zu sehen, wie sich Bauern ernsthaft Gedanken machen.
„Wie mit der geänderten Landnutzung und dem Insektenmasse- und Artenrückgang. Auch da kein Beweis für einen Kausalzusammenhang“
DOCH,aber nicht ausschliesslich den bauern in die schuhe schieben!